08.02.16 Tag 6:
Die vergangene Nacht ist noch etwas kühler als die Nacht davor gewesen, sodass wir morgens in der Hütte unseren Atem sehen können. Bis die Küche im Haupthaus für ein leckeres, vorallem warmes Frühstück geöffnet hat, bleibt noch reichlich Zeit vor unserem Balkon die Wildnis im Morgenlicht zu betrachten. Pünktlich zum Frühstück, mit frisch gebackenen Brötchen (der Hausherr ist Europäer), Früchten und einer Kanne heißem Tee, entfaltet die Sonne ihre Kraft. Wir können jetzt schon fast auf unsere Jacken verzichten.
Nachdem wir uns von Steffi und Ralf verabschiedet haben - die beiden bleiben noch 2 Tage länger - und der Daypacker geschultert ist, kann es wieder auf die Piste gehen. Heutiges Ziel ist Mae Hong Son, die Provinzstadt, die dem Loop den Namen geliehen hat. Es sind nur knappe 60 km, sodass genügend Zeit für Pausen und Naturbeobachtungen vorhanden sein sollte.
Wir fahren weiterhin vorbei an dichtbewachsenen Karstbergen, begutachten das Angebot an den unzähligen Straßenständen und halten an vielen Aussichtspunkten, weil wir uns an den herrlichen Panoramen nicht satt sehen können. Es sind nicht nur Scooter, sondern auch "ausgewachsene" Motorräder auf dem Loop unterwegs.
Nach ca. einem Drittel der Tagesstrecke geht es links weg zu unserem ersten Etappenziel, dem Susa Wasserfall. Laut Karte müssen wir uns deutlich von der Hauptroute entfernen, aber genau diese Entdeckungstouren sind das Spannende am Loop. Und diese Anfahrt hält alle Versprechungen bezüglich Abenteuer ein.
Anfangs gibt es noch Schilder und bewirtschaftete Felder (hier die Inkanuss - Sacha Inchi, die uns auch in Laos nochmal begegnen wird), aber nach wenigen Kilometern sind wir auf einem Pfad durch den Primärwald und müssen den einen oder anderen befestigten oder unbefestigten Bach durchqueren. Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Es geht immer tiefer in die Wildnis und keinerlei Hinweise auf das Ziel.
Wir geben die Hoffnung schon fast auf, als wir endlich an einer Rangerstation ankommen und nach Bezahlung des Eintrittspreises durch die Schranke fahren dürfen. Nach weiteren 500m erreichen wir einen größeren Platz und entdecken auch gleich den "dangerous" Gibbon auf einem geparktem Scooter. Ein Ranger hat uns gewarnt und uns einen Stock mitgegeben, um damit den Affen auf Abstand halten zu können. Er macht sich ein Spaß mit uns, denken wir uns noch. Dieser Gibbon - inzwischen schon sehr an Menschen gewöhnt, erbeutet durch Penetranz Nahrung, ist aber nicht aggressiv, wie zunächst befürchtet.
Wir sind ganz alleine bei den Wasserfällen und können daher in der schon herrschenden Hitze des Tages eine Naturdusche genießen und uns den Staub der Dschungelpiste im erfrischenden Nass abspülen. Der Strand ist mit Schmetterlingen übersät, die sich wie üblich zieren fotografiert zu werden und wild umherflattern.
Tiefer im Naturschutzgebiet kommt man über einen sehr schmalen, rutschigen Pfad zum Susa Wasserfall Nr.2, der deutlich imposanter, aber schwer zugänglich ist. Wir haben beim Baden und Picknick bei Wasserfall Nr.1 doch viel Zeit verbracht und machen uns daher wieder auf den Rückweg zu den Scootern und zu der nicht ganz einfachen Rückfahrt zur HauptStraße.
Am Ausgang des Taleinschnitts befindet sich ein Dorf, dessen Bewohner hauptsächlich Einwanderer aus China sind, unschwer zu erkennen an der Ausschmückung der Häuser in grellem Rot mit goldenen Chinesischen glückbringenden Schriftzeichen; im Moment besonders schön geschmückt aufgrund des gerade stattgefundenen Chinesischen Neujahrsfestes. Auch der Tempel hier unterscheidet sich deutlich von der sonst üblichen buddhistischen Architektur.
Die restliche Strecke bis Mae Hong Son ist wieder geprägt von der tollen Landschaft und von den Unmengen an Orchideen, gut sichtbar auf jedem zweiten Baum. Super !!
Wir finden auf Anhieb die im Reiseführer beschriebenen Unterkünfte und entscheiden uns ohne lange Suche für einen Bungalow des Sarm Mork Guesthouse. Dieses Guesthouse hat im Internet sehr gute Bewertungen erhalten, liegt zentral und somit in Gehweite zum Nachtmarkt und wird von jungen Studenten betrieben. Die Ausstattung ist sauber, der Preis sehr günstig und der Bungalow liegt mit 3 anderen Häuschen in einer Gartenanlage mit Palmen, ruhig gelegen, etwas abseits der Straße.
Mae Hong Son ist neben Chiangmai auch für seine Tempelanlagen bekannt, eine direkt am Rande des zentralen Sees und eine weitere mit zwei markanten Stupas auf dem Hausberg. Die Stupas des Wat Phra That Doi Kong Mu auf dem Berg enthalten die sterblichen Überreste von zwei berühmten buddhistischen Mönchen. Von dort oben soll es einen genialen Blick weit ins Landesinnere geben und phänomenale Sonnenuntergänge. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und brechen nach dem Bezug des Bungalows direkt auf.
Der Ausblick von dort oben auf die Stadt und den zentralen See, in dessen Nähe unser Bungalow liegt, ist wirklich genial. Die Tempelanlage ist eher von der schlichten Sorte, wird hauptsächlich von Einheimischen besucht und nur von wenigen Touristen. Neben den Glöckchen bzw. vergoldeten Blättern, die die eingravierten Gebete beim leichtesten Windhauch gen Himmel senden, kann der Gläubige Blattgold erwerben, das auf eine Nachbildung eines Fußabdrucks von Buddha aufgebracht wird. Neu für uns ist die Wasserrundanlage, in der wiederverwendbare Holzschiffchen mit Kerze bestückt schwimmen zur Verbreitung der Gebete.
Hinter der Tempelanlage erklimmen wir die eigentliche Spitze des Berges gekrönt mit weiteren Gebetsstätten. Von hier aus haben wir den erhofften Weitblick und einen Spitzenplatz für den Sonnenuntergang, an dem wir uns nie sattsehen können. Herrlich, wie die im abendlichen Dunst liegende Hügellandschaft in allen Schattierungen der Farbe Rot leuchtet.
Zum Abschluss heute gönnen wir uns einen Rundgang über den Nachtmarkt. Hier werden Handwerksprodukte (Stoffe, Schals...) der unterschiedlichen Bergvölker aus dem weiteren Umkreis zum Verkauf angeboten. Ein Teil des Marktes ist wie immer dem Genuss gewidmet. Wir setzen uns in ein Restaurant in der Nähe des Sees und haben von dort einen schönen Blick auf die beleuchtete Anlage des Wat Chong Kham. Nach einem leckeren Essen kommen wir auf dem Heimweg an einem Massagesalon vorbei, wo wir uns noch für kleines Geld zur Entspannung ordentlich durchwalken lassen. Die Walk-Dame hat nach eigenen Angaben von Kindesbeinen an bis zu ihrer Ausbildung als Masseurin schwere Arbeit auf dem Bauernhof der Eltern und ihres Mannes verrichten müssen. Ihr fester Griff ist die spürbare Bestätigung dazu.
09.02.16 Tag 7:
Heute geht es ein anstrengendes Stück gen Süden bis nach Mae Chaem, mit einem Abstecher zum Mae Surin Wasserfall und den in der gleichen Gegend liegenden Feldern mit mexikanischen Sonnenblumen (Tithonia diversifolia). Wir werden leider nicht das Vergnügen am gelben Blütenmeer haben, da wir knapp 3 Monate zu spät dran sind.
Nach einem Frühstück in der Morgensonne unseres Guesthouse brechen wir mit einem letzten Blick hoch zum Tempelberg in Richtung Khun Yuam auf, vorbei an Reisfeldern und einem Stop im Dorf Ban Huai Pong und dessen Tempelanlage, welche wir zum Beinevertreten etwas länger besichtigen.
Abstecher weg von der Route in die Wildnis zwecks Orchideen-catching unterbrechen auch die heutige Fahrt in Richtung Thong Bua Tong (Sonnenblumenfelder) und dem Mae Surin Waterfall. Am Wegesrand treffen wir immer wieder auf Schilfwedelsammler, die daraus Besen fertigen. Ab und zu vereinzelte Gruppen von blühenden Thong Bua Tong Sonnenblumen. Auf den Bergkuppen können wir ins nächste Tal blicken, dem Verlauf der Straße folgen und wissen, dass wir immer weiter hinter den gerade im Dunst noch sichtbaren Hügelkamm müssen, um ans nächste Etappenziel zu kommen. Wie man auf den Schildern erkennen kann, sind wir auf diesen Straßen immer mit göttlichem Segen unterwegs.
Jetzt geht's durch eine Gegend, die abseits der Hauptroute liegt mit sehr ärmlichen Dörfern. Riesenbambus scheint sich hier wohlzufühlen. Einheimischer Orchideenliebhaber: Kultivierungsversuche an gesammelten Teilstücken im Hof.
Am Wege Bäumchen mit Blüten übersät, Kulturlandschaft fast komplett genutzt, endlich erreichen wir die leider schon verblühten Bua Tong-Felder. Dank verschiedener Abbildungen ist das gelbe Blütenmeer leicht vorstellbar, mitten in den bewachsenen Hängen stehend.
Und weiter geht's zum Mae Surin Wasserfall, gigantische Ausblicke in die Landschaft, Hänge voll mit faszinierenden Farnen, tolle Strecke. Direkt zum Wasserfall können wir leider nicht. Über eine steile Treppe nach unten zur Aussichtsplattform, von wo aus wir den Wasserfall auf der gegenüberliegenden Seite in die Tiefe stürzen sehen. In den zum Regen- bzw. Sonnen-Schutz gebauten Pavillons kann man die Herstellung der Pavillondächer aus Teakholzblättern studieren. Auf dem Gelände vor dem Hauptportal haben Ranger publikumswirksam eine Vielzahl von Orchideen gut sichtbar auf Augenhöhe an Baumstämmen befestigt.
Unsere Karte vom Loop ist nicht präzise genug, um all die kleinen Ortschaften darzustellen. Unser Plan war eigentlich von Norden auf der Hauptroute kommend, nach links abzubiegen, nach den Sonnenblumenfeldern und dem Wasserfall, um dann weiter südlich wieder auf die Hauptroute zu stossen. Allerdings haben wir auf der Suche nach einer Tankstelle irgendwie die Abfahrt verpasst und sind irrtümlicherweise von Süden her in die geplante Umgehung eingestiegen, weshalb wir die Orientierung verloren haben, was wir allerdings erst einige Zeit und Kilometer später merken. Weg vom Wasserfall sind wir nicht zurück nach Süden gefahren, also gleiche Strecke zurück, sondern der Straße nach Osten gefolgt. Landschaftlich wieder wunderschön mit phänomenalen Bambushorsten und wechselnder Kulturlandschaft.
Wir haben versucht mit der ländlichen Bevölkerung zu kommunizieren, ohne Erfolg. Die Einheimischen können die eigenartigen Schriftzeichen auf unserer Karte nicht lesen, heißt die Englischen Beschriftungen. Orchideen lenken uns zusätzlich ab und erst als der befestigte Weg sich im Dschungel verliert, werden wir nachdenklich - hm! Also ein gutes Stück zurückfahren, verschiedene Seitenwege ausprobieren: ohne Erfolg. Auf einem dieser Dschungelpfade treffe ich dann einen jungen Mann (Name weiß ich nicht mehr), der uns mit ein paar Brocken Englisch erklärt, er sei in dieselbe Richtung unterwegs und wir sollen ihm. Gesagt, getan. Hin und wieder stoppen wir kurz, weil wir gemerkt haben, dass wir denselben Weg zurückfahren den wir gekommen sind (zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass wir die Karte falsch herum im Kopf haben). Da weitere Diskussionen keine andere Lösung erbracht haben, beißen wir in den sauren Apfel und fahren die ganze Strecke zurück. Seufz! Da wir inzwischen ETWAS unter Zeitdruck sind und schneller fahren als unser Helfer in der Not, trennen wir uns von ihm. Als wir schließlich wieder auf die Hauptroute stoßen, bemerken wir unseren Irrtum und haben ein schlechtes Gewissen wegen der letztendlich unnötigen Diskussionen. Unser Helfer in der Not hat uns eindeutig die korrekte Richtung vorgegeben! DANKE
Endlich zurück auf der Route 1263, aber noch laaange 78km vor uns bis zum Ziel, und die Sonne wandert schon Richtung Horizont. Jetzt müssen wir uns aber sputen und unsere Stopps auf ein Minimum einschränken. Bereits dunkel, finden wir glücklicherweise noch eine Tankstelle (Benzinfass in Holzhütte) und machen voll. Inzwischen ist es auch recht frisch und trotz der Dunkelheit und mit verminderter Geschwindigkeit gilt es bis Mae Chaem durchzuhalten. Dort angekommen, klappern wir noch mehrere Unterkünfte ab. Trotz später Stunde sind wir noch wählerisch, finden aber schlussendlich einen kleinen Bungalow beim lokalen Hotel, der unseren Mindestanforderungen genügt. Einchecken.
Essen! 3 Straßen weiter finden wir noch ein Openair-Restaurant, in welchem wir mit leckerer Nudelsuppe und einem Gemüse-Reisgericht aus dem Wok belohnt werden. Was für ein Tag! Anstrengend, aber Erlebnisse und Eindrücke in Hülle und Fülle! Flash!