Di. 16.07.19

Beim Aufwachen regnet es immer noch, wie schon die ganze Nacht, und die Wolken hängen tief. Erst gegen 10 Uhr lichtet es sich und der benachbarte Berggipfel zeigt sich hin und wieder. Marion L. und Alfred verabschieden sich. Sie wollen heute nach Kenai zum Walmart und evtl. auch gleich noch irgendwo einen Ölwechsel machen Wir treffen uns sicherlich demnächst irgendwo wieder , weil auch sie die nächsten Wochen durch Südalaska tingeln werden.

Gegen 12 Uhr starten wir. Wir fahren zum Begisch, Boggs Visitor-Center, ganz in der Nähe, direkt am Portage Glacier Lake. Hier können wir auch gleich noch etwas Müll entsorgen und danach schauen wir uns im Visitor-Center den ca. einstündigen Infofilm zu den Gletschern an, die rundherum auf den Bergkuppen hängen, und zur Tier-/Pflanzenwelt hier im Chugach-National Forest.

Als wir rauskommen und den Blue Ice-Trail zum Byron-Gletscher wandern möchten, fängt es schon wieder zu regnen an. Also machen wir zunächst einmal Mittagspause und sehen, wie sich das Wetter weiter entwickelt. Damit wir schneller und mobiler sind, packen wir die Fahrräder aus und radeln die ca. 2 km bis zum Parkplatz, von dem aus der Trail zum Gletscher startet.

Der Parkplatz ist recht voll, da hätten wir Probleme gehabt mit unserem Moppel einzuparken.

Kaum sind wir losmarschiert, beginnt es zu nieseln. Gottseidank ist der Trail nur 1,6 km lang, aber bei leichtem Regen und trotzdem warmem schwülem Wetter macht es nicht ganz so viel Spaß. Als wir hinten am Gletscherfuß ankommen hört es dankenswerter weise auf zu regnen und wir können Schnee und Schmelzwasserumgebung genießen und reichlich Bilder davon machen.

Auf dem Heimweg beginnen Marions Fersen zu schmerzen, so dass sie auf den letzten Metern bis zum Fahrrad kräftig humpelt. Sie hat die falschen Schuhe bzw. zu dünne Socken angezogen. Die Schuhe reiben an den Fersen; das Ergebnis sind große Blasen. Blöd aber auch! Die Heimfahrt mit dem Fahrrad geht aber problemlos.

Wir fahren die Portage Glacier Road wieder zurück Richtung Westen, biegen auf den Hwy #1 Richtung Kenai/Seward ab und erreichen damit die Kenai-Halbinsel. An der Hope Junction geht’s rechts weg nach Hope, das im nördlichen Teil des Chugach-Nationalforest liegt. Auf dem Weg nach Hope wieder entlang am Turnagain Arm - von Captain Cook so benannt, weil dieser hier wieder umkehren musste. Es herrscht gerade low tide / Ebbe und die Schlamm-/Sedimentablagerungen sind gut zu erkennen. Auf der Ostseite Kanada's, an der Bay of Fundy, hatten wir ja bereits die Küste mit der weltgrößten Tide besucht, und jetzt sind wir im Westen des Kontinents, wo im Cook Inlet die zweithöchste Tide der Welt zu beobachten ist. Wobei die höchste Ausprägung erst an der Südspitze bei Homer stattfindet.

Hope ist ein altes Goldgräberstädtchen und lebt heute von diesem Image. Die Häuser in der alten Mainstreet wurden weitestgehend erhalten und beinhalten heute viele kleine Kneipen und Cafès.

Wir sehen unten am Fluss, welcher sich in den Turnagain Arm ergießt, viele Fischer stehen und sogar Kinder mit großen Forellen in der Hand durch die Gegend springen. Scheint ein gutes Plätzchen zum Angeln zu sein. Leider ist der Platz in der Nähe ein Übernachtungsplatz, für den man reichlich bezahlen muss, und so machen wir nur ein paar Bilder von den netten Häusern und fahren bis zur Library in einer Seitenstraße der Mainstreet. Wie gehofft, hat es dort gutes Wifi und wir können endlich mal wieder unzählige Bilder und Texte vom Juni hochladen. Außerdem checken wir noch das Wetter, unser email-Postfach und rufen eine gute Freundin in Germany an, die man um diese Zeit (6:00 Uhr in der Früh) schon stören kann (wir hatten uns kürzlich schon per WhatsApp abgestimmt, dass wir bei nächster Gelegenheit endlich mal wieder telefonieren müssen).

Wie wir gerade so am Arbeiten sind, hält ein großer Van und ein Pärchen fragt uns, ob man hier über Nacht stehen kann. Wir wissen es nicht und verweisen darauf, dass wir von Hope aus auf der Palmer Creek Road hoch in die Berge fahren wollen, wo es laut iOverlander zwei Plätze geben soll. Zum einen der offizielle, aber kostenlose primitive Campground des National Forest und zum anderen der Wanderparkplatz am Ende der Road 20 km weiter hinten am Ende des Bergtales.

Er bedankt sich fragt uns, ob wir frisch gefangenen Fisch haben möchten. Er würde zur Zeit soviel fangen, dass er regelmäßig verschenken muss. Wir bekommen 5 schöne Stücke frisch filetierte Forellen, die vor einer halben Stunde noch im Bach geschwommen sind. Damit ist klar, was es heute zum Abendessen gibt. Lecker.

Als wir uns später auf der staubigen Palmer Creek Road nach oben durch den Wald kämpfen, kommen wir am Campground vorbei. Die beiden stehen leider nicht da, sonst hätte man den Abend noch zusammen bei einem Glas Wein verbringen können. Auch wir bleiben nicht stehen, denn der Campground liegt im Wald und ist relativ klein. Wir fahren die restlichen 20 km weiter durch die pinkfarbene Pracht der voll blühenden Fireweeds / Weidenröschen.

Am Straßenende stehen schon mehrere Autos und eine Gruppe hat sich mit mehreren Zelten auf einem benachbarten Hügel niedergelassen. Uns stört das natürlich nicht und wir parken am Straßenrand direkt am rauschenden Gebirgsbach ein.

Inzwischen ist es schon reichlich spät. Marion geht direkt in die Küche und bereitet die Forellenfilets in der Pfanne zu und dazu noch etwas Butterreis. Die Filets sind butterzart und fast ohne Gräten.

Noch etwas Lesen und dann geht es schnurstracks nach dem doch anstrengenden Wander- und Fahrtag in die Falle.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ende der Palmer Creek Road, Hope, GPS: 60.792839, -149.547741, relativ ruhig, Eiswasserbach rauscht kräftig, mehrere Plätze, sehr empfehlenswert

Mi. 17.07.19

Der heutige Tag empfängt uns mit tiefblauem, wolkenfreiem Himmel. Die Berge rundherum sind komplett frei bis hoch zur Schneekante. Grandios! Da werden wir eine ausgedehnte Wanderung machen. Marion hat sich gestern an beiden Füßen je eine große Blase eingehandelt, da sie die falschen Schuhe angezogen hatte auf dem Weg zum Byron-Gletscher. Wir können die aus Deutschland mitgebrachten Gelpflaster nicht finden, deshalb muss ein normales Pflaster und ein breiter Streifen silbriges Duck-Tape als zusätzlichen Schutz ausreichen. Heute zieht sie auf jeden Fall ihre stabilen Wanderschuhe an, aber der Druck auf die offenen Stellen an den Fersen ist nicht unerheblich. Mal sehen, wie lange das gutgeht.

Wir haben von Marion L. und Alfred eine überzählige Dose Bärenspray geschenkt bekommen und das wird nebst Müsliriegel und Trinkflaschen als Proviant, am Rucksack befestigt. Gibt einem doch ein sichereres Gefühl, wenn man so in der Bergwelt durch die Büsche marschiert. Schließlich stehen ja nicht überall umsonst die Bärenwarntafeln – Be Bear aware!

Um es vorweg zu nehmen, auf der ganzen Wanderung haben wir keine Bären oder sonstiges Großwild gesichtet, obwohl der hervorragenden Sicht auf die umliegenden Hänge, vor allem von weiter oben.

Marion hat sich tapfer bis oberhalb der Buschgrenze durchgeschlagen und dann in der Nähe eines kleinen Sees bzw. einer Schneerestfläche ihr Lager aufgeschlagen. Nach einem Abschiedskuss hat sie mich den Berg hinaufziehen lassen.

Ab hier ist es nur noch ein schmaler, dafür steiler Weg bis hoch zur Kante, über die das Eiswasser in einem kleinen Wasserfall Richtung Tal stürzt. Ab der Kante geht es einigermaßen flach nach hinten in den großen Bergkessel, an dessen Grund sich das geschmolzene Schnee-/Eiswasser in zwei kleinen Seen sammelt und den Bach ins Tal speist. Ich überquere an einer Furt mit vielen Steinen trockenen Fußes den Bach und besteige den Zwischengipfel und damit auch den höchsten heute von mir erreichten Punkt. Da ich Marion als kleinen Punkt (kleiner roter Kreis, Moppel großer roter Kreis) durchs Objektiv in der Wiese sitzen und warten sehe, beschließe ich, nicht noch weiter aufzusteigen.

Ich werde ab jetzt auf der Rückseite des Zwischengipfels über einen Bergziegenpfad durch lockeres Geröll vorsichtig absteigen, um auf der anderen Seite wieder auf den breiten ausgewiesenen Wanderweg zu treffen, der zu einem anderen Schmelzwassersee führt. Dieser See speist zusätzlich den Bach, der an unserem Standort vorbeirauscht.

Hier oben liegen noch Reste von Bahnschienen, auf denen wohl früher goldhaltiges Erz aus den Minen von ganz oben Richtung Tal transportiert wurde.

Als ich gerade auf den breiteren abwärts führenden Wanderpfad einschwenke, erschreckt mich ein sehr lauter Pfiff aus der Nähe. Keine 15 m entfernt sitzt ein Bergmurmeltier und macht mich darauf aufmerksam, dass ich in seinem Herrschaftsgebiet unterwegs bin. Ich mache ein paar Bilder und wandere langsam und bedächtig auf dem Weg Richtung Tal unter genauer Beobachtung des Tieres. Da keine weiteren Warnpfiffe kommen, scheint der Murmler zufriedengestellt zu sein.

Schon fast wieder auf der Höhe von Marion angekommen, die sich angeregt mit zwei weiteren Wanderinnen unterhält, entdecke ich im sumpfigen Wegrand weiße Blüten, die sich bei genauerer Betrachtung als Orchideen herausstellen.

Eine weitere Bachdurchquerung, die ich beinahe trockenen Fußes schaffe, und schon bin ich mit Marion wieder vereint. Direkt neben der Furt sind ebenfalls noch Reste der ehemaligen Anlage der Goldschürfer zu sehen. Wir marschieren zurück zu unserem Moppel, wobei es bei Marion inzwischen eher ein schmerzhaftes Humpeln ist.

Nach einer erfrischenden Dusche erholen wir uns von der ca. dreistündigen Tour den Rest des Nachmittags mit Lesen bzw. gegen Spätnachmittag gibt es dann noch eine Riesenschüssel Salat; der Müsliriegel auf dem Gipfel war nur eine kleine Zwischenmahlzeit. Vom Sonnenstuhl aus haben wir einen schönen Blick auf die heutige Tour im Abendlicht.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ende der Palmer Creek Road, Hope, GPS: 60.792839, -149.547741, relativ ruhig, Eiswasserbach rauscht kräftig, mehrere Plätze, sehr empfehlenswert

Do. 18.07.19

Wie zu erwarten, habe ich heute trotz Franzbranntwein (äußerlich angewendet) einen leichten Muskelkater, und da Marion beschlossen hat, mit den offenen Blasen keine, nicht einmal eine kleine Wanderung mehr zu machen, fahren wir heute weiter Richtung Kenai und suchen uns das nächste tolle Plätzchen. Theoretisch kommen wir ja wieder auf der Rückfahrt von Homer bzw. Seward an der Hope-Junction vorbei, und wenn das Wetter passt könnten wir ja nochmal für 1-2 Tage hierher fahren.

Auf der Rückfahrt durch das Tal Richtung Hope sehen wir endlich unser erstes Porcupine (Stachelschwein), das NICHT tot am Wegesrand liegt und nicht schnurstracks im Gebüsch verschwindet. Ich stoppe den Motor und laufe langsam mit der Kamera im Anschlag zu dem stacheligen Gesellen. Es scheint mich noch nicht bemerkt zu haben und ich kann es aus nächster Nähe ablichten. Als Marion die Tür öffnet, wird es hellhörig und sie kommt gerade noch rechtzeitig an, bevor es mit jetzt aufgestellten Stacheln über einen umliegenden dürren Baumstamm im Wald verschwindet.

Das war doch gar nicht schlecht für den Anfang. Vielleicht haben wir ja heute noch mehr Glück mit anderen Wildlife-Sichtungen. Je weiter wir Richtung Hope kommen, sehen wir schon von weitem wie der Rauch/Dunst von einem Waldbrand das Tal hochzieht. Aber direkt vor uns scheint die Sonne noch in die unendlichen Felder des blühenden Fireweeds. Die Pflanze begleitet uns nun schon seit einigen Wochen, durch BC und Yukon und durch Alaska. Je weiter wir jetzt in den Süden von Alaska kommen, desto mehr blüht sie auf und je flächendeckender hat sie sich ausgebreitet. - Bei so viel Fireweed müsste es doch auch irgendwo entspr. Honig zu kaufen geben?!

Wir fahren nicht mehr nach Hope hinein, da wir schon unterwegs am Berghang auf der Palmer Creek Road Internet-Connect hatten und unsere e-mails/WhatsApp-Nachrichten abrufen konnten. Am Recyclinghof stopfen wir unseren Müll in die Container, machen auf der Fahrt zum Hwy #1 nochmal halt an einer Parkbucht mit Blick auf den Turnagain Arm und die Schlickablagerungen, da gerade wieder Ebbe ist, und halten noch einen kurzen Schwatz mit einem Firefighter, der sich gerade aufmacht, mit seinen schon im Wald verschwundenen Kameraden ein kleineres Feuer zu bekämpfen. Der über der Bucht liegende Dunst stammt allerdings von einem viel größeren Feuer weiter südlich Richtung Seward. Da können wir nur hoffen, dass es nach Südwesten Richtung Kenai besser wird.

Mehrere Kilometer nach der Abfahrt Richtung Kenai/Homer ist der Dunst zwar nicht besser, aber wir kommen am langen Ufer des Kenai-Lakes vorbei. Marion hat im iOverlander einen Strandplatz auf der anderen Seeseite ausfindig gemacht, so dass wir nach Coopers Landing den Kenai-River überqueren und wieder ca. 10 km nach Osten fahren, bevor wir über eine recht zugewachsene holprige Stichstraße runter zum Kiesstrand kommen. Hier ist reichlich Platz und außer uns, welch tolle Überraschung, ist niemand da. Wir nehmen daher den schönsten Platz direkt an der Spitze der Ausbuchtung für uns in Beschlag und haben mal wieder einen wirklichen Traumplatz mit super Rundumsicht auf die umgebenden Berge. Wenn sich jetzt noch der Dunst etwas verzieht, dann ist es perfekt.

Da wird natürlich gleich mal die Badehose angezogen und die Wassertemperatur getestet. Das leicht milchige Seewasser (mikroskopisch fein gemahlenes Gesteinsmehl vom Gletscher) lässt auf einen starken Zufluss von Gletscherwasser schließen: Wassertemperatur schätzungsweise 12-14°C, kommt man in eine Strömung wahrscheinlich noch kälter. Dementsprechend kurz sind die Badezeiten. Erfrischend allemal und direkt vor der Haustür. 'Was nicht tötet, härtet ab!'

Seit Florida haben wir unsere aufblasbaren Kajaks auf dem Dach aber bisher nie einen passenden See oder Wetter oder die Zeit zum Ausprobieren gefunden. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr. Wir machen zuerst einmal eines fertig und testen einzeln und gemeinsam das Gefährt. Unsere bisherige Kanu-Erfahrung hat gezeigt, dass wir doch sehr unterschiedlich beim Paddeln und Gleichgewichtsausgleich sind, deshalb haben wir gleich zwei Kajaks bestellt.

Wir müssen aber feststellen, dass es mit dem Zweier-Kajak viel besser klappt, weil es ruhiger im Wasser liegt und auch das Paddeln ist keine so kippelige Sache, wie mit dem Kanu. Daher lassen wir das zweite vorerst mal original-verpackt.

Gegen Abend sehe ich auf einer Baumspitze in der nahegelegenen Bucht einen Weißkopfseeadler sitzen. Also schnell ins Kajak und rübergepaddelt. Leider stoppe ich nicht rechtzeitig. Dem Adler ist das knallgelbe Kajak wohl nicht ganz geheuer und er segelt majestätisch über mich hinweg und davon. Auch ohne Kamera kann ich den ausgewachsenen Adler von unten bestaunen.

Zurück bei Marion genießen wir gemeinsam den phantastischen Ausblick von unserem Strandabschnitt über den See zu den Bergen. Gegenüber hört man in der Abendstille den rauschenden Bach von ganz oben von der Bergspitze ins Tal stürzen, vielleicht ein kleiner Wasserfall. Ob wir Morgen mal rüberpaddeln? Für Freitag, also Morgen, ist Schlechtwetter angesagt; mal sehen, ob sich bis Morgen der noch wolkenfreie Himmel verändert.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Westseite des Kenai Lakes, GPS: 60.439652, -149.709367, unter der Woche total ruhig und sehr idyllisch, am Wochenende wird's voller, trotzdem sehr empfehlenswert

Fr. 19.07.19

Wir haben bei offenen Fenstern und leisem Wellengang super geschlafen. Während die Knack&Back-Hörnchen im Ofen backen, geht Marion im Evakostüm im See baden. Mir ist das morgens noch zu kalt – so warm aus dem Bett direkt in den eisigen See, außerdem weht heute Morgen eine leichte Brise auf dem See; gestern Abend noch beinahe spiegelglatt, heute Morgen haben wir viele kleine Wellen.

Bis auf Schäfchenwolken sieht das Wetter noch super aus und die Sonne scheint rundherum. Marion setzt nach dem Frühstück mal wieder einen Sauerteig für lecker Brot an, während ich mich unter den Laster begebe und den Austausch der Dieselfilterpatrone bzw. des Grobfilters im „Schnapsglas“ in Angriff nehme - mache ich normalerweise immer gleich beim Ölwechsel. Der Wechsel geht zügig vonstatten. Außerdem wird der Öldampfrüssel abmontiert und mit Benzin gereinigt bzw. der Luftfilter ausgebaut und mit Druckluft ausgeblasen. Im unteren Teil des Luftfilters, der wie eine Art Zyklonfilter funktioniert, befindet sich eine gute Handvoll Mückenleichen und Pflanzensamen, ferngehalten vom eigentlichen Luftfilter. Auch der Großteil des angesaugten Staubes hat sich in der separaten Wanne befunden. So ist wider Erwarten relativ wenig Staub im Luftfilter zum Ausblasen. Das beruhigt etwas, denn auf den staubigen Schotterpisten, auf denen wir noch einige hundert Kilometer hier im Norden zurücklegen werden, kann man den Staubwolken nicht immer ausweichen.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir total relaxed am See mit Lesen, Landschaft betrachten und zwischendurch einer eisigen Erfrischung im Gletscherwasser.

Der Strand mit dem Rundumblick auf See und Berge ist wohl auch ein beliebtes Hintergrundmotiv für frisch Vermählte. Nachmittags findet direkt vor unserer Haustüre eine entspr. Fotosession statt. Aus Datenschutzgründen haben wir zur Entfremdung die Aufnahmen durchs Moskitonetz gemacht.

Gegen Spätnachmittag ziehen rundherum an den Berggipfeln Wolken auf, wobei auch ein paar dunkelgraue mit Regen dabei sind. Somit lassen wir vorerst die Seeüberquerung zum vermeintlichen Wasserfall. Wir sind uns nicht sicher ist, wie schnell das Wetter hier in den Bergen hereinzieht, und die Wellen werden durch den stetig stärker werdenden Wind auch höher. Als dann zudem die Sonne hinter den Wolken verschwindet, packen wir alles zusammen, verstauen das Kajak und ziehen uns in die Burg zurück.

Während Marion eine Hälfte des Lachses, den wir von Almuth und Peter in Squamish geschenkt bekommen haben, anbrät und anschließend damit eine leckere Sahnesoße zu den Linguini bereitet, beginnt es leicht in großen Tropfen zu regnen. Es hört schnell wieder auf, aber die Wolkendecke bleibt und die Sonne leider dahinter verschwunden. So wird es kein langer Sonnenuntergang heute bis nachts um 23:00 Uhr, wie gestern. Aber wir wollen uns nicht beschweren, bisher haben wir das letzte halbe Jahr, bis auf ein paar einzelne Tage, immer optimales Reisewetter gehabt.

Kurz bevor das Essen fertig ist, entdeckt Marion 30 m von uns entfernt im Wasser einen Elch schwimmen. Wir beobachten staunend das Tier, wie es den See mit allen Vieren paddelnd überquert. Dass die Jungs Teiche durchschwimmen ist uns bekannt, dass sie aber auch eiskalte Gletscherseen überqueren ist uns neu.

So gegen 20 Uhr geht dann doch das Wochenende los und mehrere Pickups, zum Teil mit Booten auf dem Anhänger, nehmen die Plätze um uns herum in Beschlag. Vorerst ist es mit unserer Einsamkeit mitten in Alaska am Kenai-See vorbei. Es bleibt jedoch sehr ruhig nachdem alle eingeparkt haben, da auch Lagerfeuer wegen des Fireban strikt verboten sind, auch wenn sich eine kleine Gruppe mal wieder nicht daran halten kann. Am Horizont ziehen ein paar böse Wolken auf; ziehen glücklicherweise nicht zu uns rüber.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Westseite des Kenai Lakes, GPS: 60.439652, -149.709367, unter der Woche total ruhig und sehr idyllisch, am Wochenende wird's voller, trotzdem sehr empfehlenswert

Sa. 20.07.19

Als wir heute Morgen aufwachen und über den See schauen, müssen wir leider feststellen, dass die Wolken sehr tief hängen und es heute wohl nichts wird mit Sonnenbaden oder Kajak fahren. Egal, dann legen wir einen Arbeitstag fürs Tagebuch ein, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass wir bei schönem Wetter mal wieder am Laptop sitzen.

Marion geht vor dem Frühstück noch eine kurze Runde im Eiswasser schwimmen, was ich mir so früh morgens dann doch verkneife.

Sonst gibt es heute nicht viel zu berichten. Die meisten gestern Angereisten verschwinden heute auch schon wieder. Dafür kommen gegen Mittag neue Pickups angefahren. Stört uns alles nicht, da wir drinnen konzentriert arbeiten.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Westseite des Kenai Lakes, GPS: 60.439652 , -149.709367, unter der Woche total ruhig und sehr idyllisch, am Wochenende wirds voller, trotzdem sehr empfehlenswert

So. 21.07.19

Die Sonne kommt zaghaft über dem gegenüberliegenden Berggipfel hoch und beginnt die Wolken etwas zu vertreiben. Wenn wir Glück haben, bekommen wir heute wieder warmes sonniges Wetter. Wir überlegen, ob wir schon Lust zum Weiterfahren haben, entscheiden uns dagegen. Die Aussicht auf die Bergwelt entlang der scenic route nach Kenai bzw. Homer ist auf Grund der noch tiefhängenden Wolken nicht so toll. Also gönnen wir uns mindestens noch einen weiteren Tag am schönen Kenai-Lake.

Das Problem an den schlechten Tagen ist, dass wir wegen der Laptops doppelt soviel Strom als sonst verbrauchen und nichts von den Solarzellen kommt. Wir müssten eigentlich mal wieder ein Stück fahren, da die Li-Batterie nur noch um die 35% Ladung anzeigt. Wenn die Wolken aufreißen würden, hätten wir sicher genug für einen weiteren Tag Strom, aber das ist für heute eine mehr als gewagte Prognose.

Für solche seltenen Fälle haben wir eigentlich unseren Stromgenerator, der aber dummerweise immer noch nicht funktioniert. Am schlechten Sprit hat es nicht gelegen und das durchgescheuerte Kabel in der Elektrik ist auch nicht die Ursache. Ich habe mir vorgenommen, wenn es passt, dann zerlege ich das Teil komplett, und entweder ich finde noch was oder wir entsorgen ihn. Eine Reparatur in einer Werkstatt ist schwierig und teuer, dauert mindestens eine Woche oder länger und für das ebay-Chinateil sind wahrscheinlich keine Ersatzteile zu bekommen. Von den teuren Arbeitsstunden mal abgesehen, die ja auch noch dazu kommen würden.

Heute ist also der Tag gekommen, an dem ich den Generator 'schlachten' werde. Das Plastikgehäuse ist durch das Gerüttel im Staukasten, trotz Schutzdecke, leicht deformiert und wird durch viele Schräubchen zusammengehalten. Auch einer der Gummipuffer, auf denen das Motorchassi gelagert ist, hat das Zeitliche gesegnet. Aber als wir den Motor/Generator-Kern befreit haben, sehen wir das Problem: Durch den defekten Gummipuffer, ist der Motorrahmen direkt auf der Plastikverkleidung aufgesessen und hat das dicke Kabel (sind 5 Einzelkabel), das vom Generator zur Kontrollplatine geht, sauber durchtrennt. Klar, da kann es keinen Zündfunken mehr geben.

Ich bastle zwischen die abgetrennten Enden je ein 10 cm Verbindungsstück, damit anschließend genügend Material zum sicheren Verlegen im Gehäuse vorhanden ist. Als die Kabel verbunden sind, wage ich trotz komplett zerlegtem Gerät, einen ersten Test. Zündung an, einmal am Seil gezogen, und - oh Wunder - der Generator schnurrt wie das berühmte Kätzchen. Chaka! Allerdings zeigt der Spannungsprüfer an der Ausgangssteckdose nur ca. 7 V anstatt den zu erwartenden 120 V. Da die 3 schwarzen und 2 hellgelben Kabel nicht eindeutig gekennzeichnet sind, scheine ich nicht die richtige Kombination gefunden zu haben. Also löse ich den Verbindungsstecker zur Platine und tausche anhand einer kleinen Matrix die verschiedenen Kombinationen durch, bis wir nach dem fünften Versuch endlich die 120 V und bei etwas mehr als Standgas einen Strom von 26 A an der Steckdose bekommen. Jetzt gilt es nur noch, das Teil wieder irgendwie zusammen zu schrauben. - Zwischendurch habe ich bei einem der Testversuche nicht aufgepasst, musste ja den Motor und das halbe Gehäuse irgendwie festhalten, und bin mit der linken Hand an den heißen Auspuff gekommen. Bevor ich richtig reagieren kann, habe ich mir an den drei mittleren Fingern die Kuppen verbrannt. Eine schnelle Kühlung im Seewasser bringt etwas Linderung, aber Blasen gibt es trotzdem.

So, etwas gehandicapt, bringen wir alle Schrauben wieder an den richtigen Platz, und unter Mithilfe einiger Kabelbinder, einer langen Schraube sowie einem Stück Wasserschlauch als Gummipufferersatz, haben wir das Gerät wieder in einem ordentlichen, einigermaßen stabilen Zustand. Mit einem langen Verlängerungskabel stellen wir dann den Generator 25 m entfernt auf und lassen ihn für 2,5 h Strom erzeugen. Jetzt haben wir endlich wieder für Notfälle ein funktionierendes Gerät. Einwandfrei ! - Marion: „I han ja so an gschickta Ma! Voll des Käpsale.“

Bevor für heute Schluss ist und alles aufgeräumt, bekommt der Öldampfrüssel noch eine leere 2L-Orangensaft-Tetrabox gefüllt mit reichlich Küchenkrepp zum Aufsaugen umgehängt. Damit hoffe ich, die kontinuierliche Verölung der Motor-/Getriebe-Unterseite in Zukunft zu vermeiden.

Nach dem Abkühlen packen wir den Generator in eine Schutzfolie ein und befestigen ihn ab jetzt außerhalb des Staukastens mit einem Spanngurt neben dem Batteriekasten auf dem alten kleinen Tank auf der Fahrerseite. Dadurch hoffen wir, dass er künftiges Gerüttel besser bzw. unbeschadet überlebt.

Während ich noch aufräume und etwas Pause mache, zaubert Marion in der Küche leckeres Zürcher Sahnegeschnetzeltes mit Pilzen, das wir uns als Belohnung nach der erfolgreichen Operation schmecken lassen.

Gegen Abend hin habe ich keine Lust mehr zu Lesen und packe nochmal das Kajak aus. Ich paddle rüber auf die andere Seeseite; will sehen, ob das Rauschen das wir hören, wenn es ruhig ist, von einem Wasserfall kommt. Die Seebreite täuscht und ich brauche länger als erwartet, um das andere Ufer zu erreichen. Es ist kein Wasserfall. Das Wasser rauscht in tausend kleinen Stufe mit hohem Gefälle den Berg runter und erzeugt dadurch fast das gleiche Geräusch.

Von dieser Seite aus ist unser Moppel nicht zu erkennen, da schon im Schatten, und ich paddle in grober Richtung zurück. Ungefähr in der Mitte des Sees habe ich einen super Blick auf die Berge im Osten und auch mein Ziel ist wieder zu erkennen, so dass ich genauer darauf zu halten kann. Nach ungefähr 1 ½ h bin ich wieder zuhause.

Solange ich unterwegs bin, will Marion eigentlich in Ruhe ihr Buch genießen, aber unser Platz an der Landspitze ist ein beliebter Platz für professionelle Portrait-Fotografen. Wir hatten in den vergangenen Tagen ein Hochzeitspaar, zwei Familien mit kleinen Kindern und heute eine Hochschwangere mit ihrem Mann in festlichen Kleidern vor unserer Tür, die sich alle mindestens 30-45 min mit vielen Anweisungen vor dem See und damit direkt vor unserer Nase in Pose setzen. Gerade als ich zurückkomme, ist die aktuelle Session vorbei. Ab jetzt können wir wieder unsere Ruhe genießen.

Nach einem Reinigungsbad im See ziehen wir uns ins Innere zurück. Heute haben wir den Tag gut ausgereizt und genutzt, und ich merke schon am Gähnen, dass der Abend nicht arg lang werden wird, und 1-2 Gläschen Shiraz tun das Übrige.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Westseite des Kenai Lakes, GPS: 60.439652 , -149.709367, unter der Woche total ruhig und sehr idyllisch, am Wochenende wirds voller, trotzdem sehr empfehlenswert

Mo. 22.07.19

Migräne-Tag (Peter). Beim ersten Aufwachen gleich mal zwei Tabletten, um das Ärgste abzufangen. Ein Blick nach draußen zeigt durchwachsenes Wetter, ein paar sehr niedrige Wolken und Ostwind, der den See mit kleinen Wellen überzieht. Diese Wetterwechsel sind leider oft der Grund für die Migräne, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich gestern zu lange in der Sonne am Generator gebastelt habe und am ausgiebigen Paddeln über den See, überanstrengte Nackenmuskulatur. Alles zusammen ist wahrscheinlich die Erklärung. Also wird heute ein Relaxtag mit etwas Lesen und zwischendurch nochmal Medizin schlucken.

Marion nutzt das aufklarende Wetter heute zum ausgedehnten Paddeln. Richtung Seemitte ist es aber zu anstrengend, um vernünftig vorwärts zu kommen. So lässt sie sich etwas in die Bucht vor unserem Auto treiben und nutzt dort die Lee-Situation der in den See reichenden Landspitze aus, die die schräg anlaufenden Wellen ausbremst. Ihr macht es soviel Spaß, dass sie mit der kleinen Kamera nach einer kurzen Landungspause gleich wieder loszieht.

Gegen Abend packen wir dann wieder alles ein und machen soweit alles fertig für die morgige geplante Weiterfahrt. Marion korrigiert noch die letzten Tage des Monats Juni, so dass wir, wenn wir morgen irgendwo gutes Netz haben, Text und Bilder auf die Homepage hochladen können.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Westseite des Kenai Lakes, GPS: 60.439652 , -149.709367, unter der Woche total ruhig und sehr idyllisch, am Wochenende wirds voller, trotzdem sehr empfehlenswert

 

 

Di. 23.07.19

 

Wir hatten gehofft, das Wetter würde heute deutlich besser, aber die Wolken hängen noch tiefer über dem See.

Da wir aber so langsam mal wieder unsere Vorräte auffüllen sollten, geht es heute weiter nach Westen. Marion folgt ihrem morgendlichen Ritual und planscht zur Erfrischung im Eiswassersee bevor es heißen Kaffee und frisch gebackene Croissants zum Frühstück gibt.

Da wir gestern schon das Kajak und den Rest der Ausrüstung verpackt hatten, sind wir zügig zur Abreise fertig. Den etwas steilen von Ästen verhangenen Weg zurück auf die Straße hat der Moppel auch wieder problemlos geschafft.

Zurück auf dem Sterling Hwy#3 Richtung Kenai durchqueren wir als erstes Coopers Landing, DIE Angelmetropole von Alaska. Das Dorf hat alles, was das Anglerherz begehrt: Ausrüstung (von der Angel bis zum Zelt), Übernachtungsmöglichkeiten, Anbieter von Touren aller Art und Shops, die sich auf das Cleaning/Säubern, Freezing/Einfrieren und Smoking/Rauchen der gefangenen Fische spezialisiert haben. Der Topspot liegt am Kenai-River, der direkt an der Westspitze des Kenai-Lakes entspringt und sich viele Kilometer eiskalt und rauschend durchs bis zum Cook Inlet zieht.

An seinen flachen, kiesigen Stränden stehen die Fischer zu Hunderten oder sind mit Motorbooten auf dem Fluss zu einem ungestörten Platz unterwegs. Über viele Kilometer sehen wir bei jedem freien Blick Angler im Fluss stehen. Der Großteil der Alaska-Urlauber kommt nur zum Angeln hierher – Lachse, Lachse, Lachse und diverse Forellenarten in Flüssen und Seen, Heilbutt und Rockfish in der offenen See.

Wenn man sich vorstellt, welche Massen an Fisch während des Salmon-Run den Fluss gegen die Strömung hinauf wandern müssen, damit all diese Angler ihre Kühlboxen voll nach Hause fahren können, die Fischindustrie ihren Teil davon abbekommt, von den Bären will ich gar nicht reden, dann kann man sich nur wundern, dass genügend Fische ins Laichgebiet durchkommen, um die nächsten Generationen zu sichern.

Leider gibt es keinen freien Parkplatz mit freier Sicht auf die im Fluss stehenden Angler, aber vielleicht haben wir bei der Rückfahrt Glück.

Schon in Anchorage haben wir von den großen Bränden entlang des Sterling Hwys gehört und dem damit verbundenen Rauch und Dunst. Auf vielen Kilometern Richtung Soldotna sehen wir von der Straße aus verbrannte Bäume. Das Gebiet muss ziemlich groß gewesen sein.

In Soldotna gehen wir zuerst zu Fred Meyers ein paar Sachen kaufen, die wir im Walmart, unserem bevorzugten Supermarkt, nicht bekommen. Hier nutzen wir gleich auch noch die Möglichkeit, an der Dumpingstation neben dem Parkplatz Frischwasser zu tanken. In Alaska bieten viele Tankstellen und eben auch Fred Meyers an, kostenlos zu dumpen und frisches Trinkwasser zu tanken. Super Service, da geht man dann auch gerne einkaufen oder Sprit tanken. Dieser Fred Meyers hat zudem noch ein großes Stück seines Parkplatzes als RV-Parkplatz zum Übernachten ausgewiesen. Dementsprechend geht es auch zu, wie auf einem klassischen RV-Campingplatz.

Danach fahren wir weiter nach Kenai, um dort im Walmart Lebensmittel bzw. im benachbarten Home Depot (Baumarkt) noch ein paar Reparatursächelchen einzukaufen. Und die Bettwäsche, die Badetücher und zwei Säcke voll getragener Wäsche machen einen Besuch in einer Coin Laundry erforderlich. Hier haben wir, wie meistens, das Glück, dass das Wifi super ist. So nutzen wir die Wartezeit und laden gleich weitere zwei Wochen Text und Bilder auf die Homepage hoch. Wir haben zwar die SIM-Karte frisch mit neuem Monatsbudget aufgeladen und aktiviert, müssen aber nach Rückfrage beim Walmart-Spezi erfahren, dass das darunterliegende Verizon-Netz in Alaska hauptsächlich in Anchorage und Fairbanks ausgebaut ist, sonst weitestgehend AT&T Netzwerk. Das ist natürlich ärgerlich, aber nicht zu ändern. Dafür ist in den US Lower States die Verizon-Abdeckung und die Bandbreite deutlich besser. Man kann halt mit einem günstigen 'locked' Smartphone nicht alles haben.

Bei der Fahrt nach Süden, raus aus Kenai, nehme ich beim O`Reilly Autozubehör noch einen Behälter Frostschutzmittel für den Frostwächter der Luftbremsenanlage mit (auch wenn man das im Sommer nicht braucht, ist es gut gegen den Rost im Druckbehälter und hält die Dichtungen geschmeidig). Etwas außerhalb machen wir bei einsetzendem Nieselregen Stopp an einer kleinen Fischfirma. Hier kann man durch die Glasscheibe in die Halle sehen, wo über 20 Arbeiter an Fließbändern mit dem Ausnehmen und Reinigen der frisch gefangenen Lachse beschäftigt sind. Leider gibt es heute kein frisches Lachsfilet mehr zu kaufen, auch wenn wir Unmengen davon durchs Glas sehen können, deshalb nehmen wir ein 150 gr Stück geräucherten Lachs mit, um ihn zu testen. Falls er mundet, werden wir auf der Rückfahrt mehr davon einkaufen.

 

Das heutige Ziel ist nicht sehr weit entfernt, nur noch 20 km. Wir könnten schon da sein, wenn Marion nicht das falsche Ziel eingegeben hätte. Es gibt zwei Plätze entlang der Kalifornsky Beach Road (hier kommt der russische Einfluss durch), der Erste ist klein, unscheinbar und ruhig, während der zweite 8 km weiter eine special Area bei Kasilov zum Lachs fangen ist. Hier tummeln sich 50-60 Autos und RVs, unzählige Zelte im Dünengras und Unmengen an Anglern mit riesigen Keschern direkt am Ufer. Es ist schon spät, es regnet und nur noch 2-3 enge Plätze zwischen riesigen RVs. Wenn die Jungs und Mädels mit ihrem Fang nach Hause kommen, die Fische putzen, das Feierabendbier in stimmungsvoller Laune genießen und dann noch alle Generatoren zur Stromerzeugung die halbe Nacht laufen, dann wollen wir hier nicht eingezwängt dazwischen stehen. Also drehen wir gleich wieder um und sind froh, dass auf dem kleinen Klippen-Parkplatz über dem Meer außer zwei Zelten sonst niemand steht und wir einen ruhigen Platz aussuchen können.

Die Aussicht ist heute miserabel, da es regnet und das Meer komplett nebelverhangen ist. Hoffentlich wird es Morgen besser, auch wenn der Wetterbericht für die Gegend Bewölkung mit leichtem Regenrisiko vorhersagt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen kleiner Klippen-Parkplatz an der Kalifornsky Beach Road, GPS: 60.448112, -151.281765, nachts ruhig, tagsüber leichter Verkehr, Platz für mehrere Fahrzeuge; bei schönem Wetter Blick zu den Vulkanen im Westen auf der gegenüber liegenden Seite vom Cook Inlet, empfehlenswert

 

 

Mi. 24.07.19

 

Wie befürchtet regnet es die ganze Nacht und auch noch als wir aufstehen. Dementsprechend schlecht ist auch die Sicht raus aufs Meer. Solange es regnet macht es keinen Sinn weiterzufahren. Daher schalten wir zwei Gänge zurück und ergeben uns unserem Schicksal mit gutem Buch und etwas Bilder sortieren.

Gegen Abend klart es auf und als die Sonne spätabends untergeht können wir sogar schon die ersten Gipfel der gegenüberliegenden Vulkane des Fire Rings in fahlem Orange leuchten sehen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen kleiner Klippen-Parkplatz an der Kalifornsky Beach Road, GPS: 60.448112, -151.281765, nachts ruhig, tagsüber leichter Verkehr, Platz für mehrere Fahrzeuge; bei schönem Wetter Blick zu den Vulkanen im Westen auf der gegenüber liegenden Seite vom Cook Inlet, empfehlenswert

 

 

Do. 25.07.19

 

Heute soll es tolles Wetter geben. Momentan ist es windig, aber deutlich heller. Wir machen uns startklar. Am Strand sind heute auch wieder Ladebagger unterwegs, um die großen Plastikcontainer voller Fische aus den Stellnetzen vom Strand hoch zur Straße zu bringen. Mit Lkws oder Pickups ist das bei dem weichen Untergrund nicht zu machen. Die Fischer sind schon den ganzen Morgen an den Netzen und bergen die darin gefangenen Lachse.

Sonst wird der lange Strand nur von einem Touri zum Spielen mit seinem Kite im Wind genutzt. Wir sind noch am Überlegen, ob wir an einer geeigneten Stelle unsere Mopeds herunterholen und ein bisschen am Strand heizen sollen. Wir entscheiden uns dagegen, und dafür, den heute sonnigen Tag, für die Fahrt nach Homer zu nutzen und werden unterwegs hoffentlich viele tolle Ausblicke genießen können.

Die erste Etappe ist kurz, wir fahren nur die 8 km zum Kasilov Beach, um bei trockenem sonnigen Wetter die Angler bzw. Dipnetter (dipnetting ist das Fangen der Lachse mit den großen Keschern) zu beobachten.

Oberhalb am Strand befindet sich ein großer Parkplatz, wo man kostenlos stehen kann. Zur Lachssaison ist es hier natürlich voll und an den Müllcontainern bei den Mobiltoiletten sieht es entsprechend aus. Wird Zeit, dass geleert wird!

Als wir am Strand ankommen, stehen die Dipnetter auf beiden Seiten des Flusses in Reih und Glied mit nur 1 m Abstand bis an die Brust im Wasser und halten die Kescher an langen Stangen in den sich verbreiternden Kasilof River, in dem die Lachse stromaufwärts schwimmen. Im Minutentakt bringen die Angler ihren Fang mit dem Kescher an Land, deponieren ihn in einer Kühl-Box oder übergeben ihn an Familienangehörige, bevor sie wieder zügig an ihren Platz im Wasser zurückgehen. Während der halben Stunde, in der wir zusehen, werden X Silberlachse herausgezogen, zum Teil richtige Prachtburschen.

Auch wenn es verboten ist, wurde in den letzten Tagen doch der eine oder andere Lachs direkt am Strand ausgenommen und filetiert, deshalb liegen viele Köpfe und sonstigen Überreste der geschlachteten Tiere am Strand und gammeln vor sich hin. Dank des Windes ist der Geruch nicht ganz so schlimm. Und auch die große Möwenschar, die sich in einiger Entfernung am Strand und im Wasser aufhält, scheint satt zu sein, sonst würden sich die Vögel das reichliche Angebot sicher nicht entgehen lassen.

Marion juckt's in den Fingern und überlegt kurz, ob wir uns eine Ausrüstung kaufen sollen. Aber, da wir nicht, wie die Alaskaner hier, große Gefriertruhen zu Hause haben, ist es günstiger, wir kaufen das frische Lachsfilet. Dann müssen wir eben auf den „Spaß“ verzichten, stundenlang im kalten Wasser mit dem Kescher zu stehen und dicke Fische an Land zu ziehen.

Weiter geht es Richtung Süden. Schon nach wenigen Kilometern kommen wir am pittoresken Dörfchen Ninilchick vorbei, das direkt am Strand unten liegt. Laut Reiseführer 'verkörpert' es die hier im ganzen Landstrich vorherrschende russische Kultur. Auf dem Hügel über dem Dorf befindet sich die russisch-orthodoxe Kirche „Holy Transfiguration of our Lord“, ein kleines schönes Kirchlein mit einem kleinen Friedhof. Von hier oben aus haben wir wieder einen tollen Blick rüber zu den schneebedeckten Vulkanen.

Im „neueren“ Teil von Ninilchik am Hwy machen wir einen Stopp bei einem Thai-Restaurant und genießen mal wieder gut gekochte asiatische Küche – leckere Nudeln und für Marion ein rotes Gemüse-Curry mit Hühnchen, das garantiert zweimal brennt. Gegenüber auf der anderen Straßenseite ist eine der vielen kleinen Firmen, die das Zerlegen, Verpacken, Einfrieren und Versenden von selbst gefangenem Fisch anbieten, aber auch Fangtouren für Touristen. Nach dem Essen gehe ich rüber und will mich nach den Preisen für frischen Lachs bzw. Heilbutt-Filet fragen, als gerade die auf einer Tour gefangenen Heilbutte für das Erinnerungsfoto aufgehängt werden. Nach der Fotosession wird auch gleich das Messer gewetzt und die Riesenteile fachgerecht in der Freiluftküche zerlegt. Das geht ratz fatz, wenn die Profis die dicken Filets ohne jede Gräte vom Rückgrat trennen. Im Laden haben sie nur noch gefrorene Ware. Gefroren haben wir noch den halben Lachs von Almuth und Peter. Wir müssen also nicht dringend kaufen, gefrorenen Fisch bekommen wir überall.

Auf der Fahrt entlang am Cook Inlet, so heißt die große Bucht hoch bis Anchorage, haben wir an diversen Viewpoints immer wieder tolle Ausblicke auf den Fire Ring mit den Vulkangipfeln.

Als wir einen bei iOverlander beschriebenen Stellplatz am Strand der sogenannten Wiskey Gulch besuchen, entdecken wir Michaela und Richard mit ihrem Expeditionsfahrzeug. Die beiden sind seit letztem Jahr August unterwegs und haben als primäres Endziel Patagonien. Michaela kommt aus dem Allgäu und Richard aus Tirol. Wäre das Wetter heute nicht ausgesprochen toll und wir das nicht noch zur Weiterfahrt nach Homer und dem Skyline Drive mit toller Aussicht ausnutzen wollten, dann würden wir glatt stehenbleiben. So aber tauschen wir uns kurz aus, viele Infos hin und her. Da sie in den nächsten Wochen und Monaten grob eine ähnliche Strecke fahren wollen wie wir, sind wir uns sicher, sie noch öfter zu treffen.

Kurz nach Anchor Point biegen wir ins Landesinnere ab, auf der Diamond Ridge Road den Berg hoch und von dort auf den Skyline Drive. Blühendes Fireweed überall. Wunderschön. Heute bei strahlendem Sonnenschein leuchten die endlosen Berghänge in pink, fast schon kitschig. Als wir die höchsten Punkte des Drives erreichen sehen wir auch weiter im Landesinneren viele, viele Hügel dicht mit pinken Blütenfeldern übersät. Lässt man jetzt noch den Blick rüber über die Bucht zu den Gletschern schweifen …. Man könnte fast neidisch werden. Die Häuser hier oben am Hang, von klein bis Villengröße, mit gigantischer Aussicht!

Wir fahren runter nach Homer, drehen dort eine kleine Runde, kaufen in der Two Sisters Bakery noch ein leckeres rustikales Baguette fürs Abendbrot, biegen am Art Center rechts ab und fahren dann die Homer East End Road entlang der Kachemak Bay. Ganz am Ende der Straße gibt es wohl Parkplätze, aber wir wollen schon unterwegs auf der über 20 km langen Strecke nach schönen Stellplätzen Ausschau halten. Vielleicht finden wir einen mit schönem Blick auf die Bucht und die gegenüberliegenden Gletscher in den Bergen.

Auf halber Strecke biegen wir etwas ins Landesinnere ab auf eine nach oben führende Gravelroad. Diese führt nach ca. 5 km zu einem Wanderparkplatz, von wo aus mehrere ATV-Tracks Richtung Caribou-Lakes bzw. in die umgebende Wildnis abgehen. Wir parken so ein, dass wir aus dem Fenster zu den Gletschern sehen können, setzen uns aber erst mal raus in die Sonne mit einem Buch, genießen die Stille und den Ausblick auf den blütenübersäten Hügel.

Gegen später kommt noch eine Familie mit zwei ATVs, die nach dem Abladen aber schnell Richtung Wildnis verschwindet. Wir erfahren nach einem Gespräch, dass einige hier eine Cabin/Hütte am See haben und diese regelmäßig zur Auszeit bzw. am Wochenende nutzen.

Wir stehen hier am Parkplatzrand, von Fireweedfeldern umgeben, ein toller Ausblick unter der Außendusche rüber zu den Gletschern mit Blütenrand. So toll kann man kein Badezimmer einrichten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Trailhead-Parkplatz Caribou Lake, Homer, GPS: 59.833524, -151.100964, sehr ruhig, am Wochenende Einheimische mit ATVs in der Wildnis unterwegs, schöner Blick auf die Gletscher auf der anderen Seite der Kachemak Bay, empfehlenswert

 

 

Fr. 26.07.19

 

Die Wettervorhersage für heute stimmt wohl doch. Kurz nach dem Aufwachen beginnt es zu regnen. Gestern Abend hatten wir ja noch die Hoffnung, dass die dunklen Wolken vorbeiziehen oder nur nachts einen Schauer abladen. Blicken wir aber durchs Dachfenster, sehen wir nur eine geschlossene Wolkendecke und auch auf der Gletscherseite ist alles dicht.

Da kann man eigentlich nur liegenbleiben, das Buch zum Lesen schnappen und das Frühstück auf später schieben. Der Hunger treibt uns dann aber doch irgendwann aus dem Bett.

Gegen Nachmittag lässt der Regen nach und abends klart es sogar soweit auf, dass man die Berge auf der anderen Seiten wieder sehen kann.

Als wir mit den heute fürs Wochenende anreisenden Einheimischen mit ihren ATVs sprechen, sagen uns diese, dass es Morgen noch durchwachsen wäre, aber ab Sonntag soll es ein paar Tage schön werden. Na dann vertrauen wir mal drauf.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Trailhead-Parkplatz Caribou Lake, Homer, GPS: 59.833524, -151.100964, sehr ruhig, am Wochenende Einheimische mit ATVs in der Wildnis unterwegs, schöner Blick auf die Gletscher auf der anderen Seite der Kachemak Bay, empfehlenswert

 

 

Sa. 27.07.19

 

Durchwachsen, wie gestern von den Einheimischen vorhergesagt, ist dann doch untertrieben, denn rundherum ist es grau ein Landregen ohne Pause. Marion ist der Meinung, das wird schon besser und will nach Homer fahren, evtl. auf den lokalen Farmers market und das Alaska Islands & Ocean Visitor Center besuchen. Wenn ich so rausschaue, möchte ich eigentlich nicht raus, aber was will man machen. LOS jetzt !!!

Auf dem Weg nach Homer kommen wir an einer der vielen hier üblichen offenen Müllcontainerplätzen vorbei und entsorgen unseren Müll. An der Ortseinfahrt nach Homer sehen wir das „fresh fish“-Plakat einer kleinen Fischereifirma. Als wir reingehen, ist alles schon sauber geputzt, in mehreren großen Containerboxen liegen die Lachsfilets auf Eis. Wir erstehen zwei schöne Coho-(Silber)Lachsseiten mit insgesamt 1,4 kg und ein 250 gr Stück geräucherten Lachs. Da freut sich das Gefrierfach.

Leider wird der Regen immer schlimmer und so sind die Aktivitäten eher eingeschränkt. Als erstes fahren wir auf den McDonalds-Parkplatz und nutzen dort das gute Wifi, um mal wieder nach Hause zu telefonieren.

Dann geht es bei strömenden Regen weiter zum Alaska Islands & Ocean Visitor Center.

Nachdem wir drinnen die Ausstellungstücke betrachtet haben und auch die unterschiedlichen Felle streicheln durften, geht es wieder in den Regen raus. Marion ist nicht aufzuhalten und hat sich in ihren Ostfriesennerz geschmissen und eine ausgiebige Wanderung auf dem unterhalb des Visitor-Centers im Marsh angelegten Lehrpfad unternommen. Hier hat sie die Kranichlady (Naturschützerin und Vogelkundlerin) getroffen und auch das erste Kranichpaar diesen Jahres mit einem Jungen. Dieses Paar hatte zwei Junge, eines ließ sich allerdings ein Adler schmecken. - Es gibt hier viel zu viele Adler, die außer Fisch auch die Küken sämtlicher hier nistenden Vogelarten fressen. In Homer lebte bis vor kurzem eine Frau – die Eagle-Lady – die die Adler fütterte, wodurch deren Population enorm anstieg, was sich negativ auf das ökologische Gleichgewicht auswirkte (Adler fressen Küken, weniger Vogelkot, kein Gras zum Nisten). Ganz langsam erholt sich das Gebiet wieder. Es gibt in Alaska wohl nur zwei Stellen, wo die Sandhill-Cranes ihre Jungen aufziehen, Homer ist eine davon. Diese Kraniche überwintern im Süden der USA (Alabama, Louisiana, ...) wo wir sie im Januar auch schon abgelichtet hatten. Bereits Ende August/Sept. sammeln sie sich wieder und fliegen wieder in den Süden.

Eigentlich wollten wir noch auf die Landspitze Homer Spit in der Kachemak Bay fahren, die haben wir ja gestern vom Skyline Drive aus gut gesehen, aber bei diesem Regen macht das keinen Sinn.

Später, als ich im Fred Meyers Supermarkt nach Salat schaue, nutzt Marion nochmal das freie Netz und entdeckt eine frisch eingegangene e-mail von Martina. Sie ist aus Deutschland, auf Urlaub bei ihrer Tochter in Homer, und als die Familie heute Morgen im Bagelshop neben der Fischereifirma gewesen ist, haben sie unser Fahrzeug gesehen und uns per e-mail eine Einladung gesendet, falls wir Zeit hätten.

Da wir schon auf dem Sprung auf den Hwy wieder nach Norden sind und heute sowieso nicht mehr viel unternehmen können, rufen wir zurück und nehmen die Einladung kurzfristig an. Mit Navi ist es gleich gefunden. Die Tochter hat außerdem Freunde aus Oregon zu Besuch, weshalb wir dann nicht allzu lange bleiben. Nach etwas Smalltalk und Fragen zur Reise und zum Mobil gibt es für alle noch eine kurze Führung durch unser Rolling Home, bevor wir uns dann auch schon wieder verabschieden.

Je weiter wir in den Norden kommen, desto besser wird das Wetter. Kurz nach Homer ist der Nebel und Regen allerdings noch so stark, dass wir wegen schlechter Sicht sehr langsam fahren müssen.

In Ninilchick legen wir bei der Firma Tanners einen Stopp ein, sehen nochmal beim Zerlegen der Heilbutt bzw. der ebenfalls recht großen roten Rock-Fische zu. Dieses Mal kaufen wir dann doch etwas, und zwar Rockfish-Filet und geräucherten Lachs. Beides schon gefroren und daher gut zu lagern.

10 km vor dem Küstenklippenparkplatz, an dem wir schon vor 3 Tagen gestanden sind, entdeckt Marion einen Parkplatz am etwas im Landesinneren liegenden Centennial Lake.

Der Platz ist sehr groß und fast niemand da , kein Campingverbotsschild. Da bleiben wir doch gleich stehen, ist auf jeden Fall besser bei diesem Wetter, wie vorne an der Küste.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Centennial Lake, GPS: 60.256065, -151.222271, sehr ruhig, direkt am See, sehr empfehlenswert

 

 

So. 28.07.19

 

Der Platz ist herrlich ruhig und das Wetter wird wie versprochen deutlich besser. Viel blauer Himmel und nur noch vereinzelt Wolkenpakete. Da gibt es für Marion, noch vor dem Frühstück, kein Halten und sie muss den See gleich mal zum Schwimmen ausprobieren. Die Temperaturen sind wegen dem Wind nicht so, dass man schwitzen müsste, deshalb kann ich mir die Schwimmerfahrung ersparen, trotzdem genießen wir den restlichen Tag hier am See. Vereinzelt kommen Einheimische mit ihren Pickups vorbei, aber die meisten fahren gleich wieder weiter. So haben wir unsere Ruhe und können unseren Lieblingsvogel, den Loon, aus nächster Nähe beobachten.

Als Marion nachts kurz vor vier Uhr aufwacht, sieht sie wie sich die Mondsichel im See spiegelt und bannt es gleich auf den Chip.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Centennial Lake, GPS: 60.256065, -151.222271, sehr ruhig, direkt am See, sehr empfehlenswert

 

 

Mo. 29.07.19

 

Sollen wir bleiben oder weiterziehen? Man könnte das Kajak auspacken. Das Wasser ist ja toll, Marion hat es heute morgen auch gleich nochmal getestet. Irgendwie zieht es sie aber weiter, deshalb packen wir zusammen. Bevor wir wieder zurück Richtung Kalifornsky Beach Road fahren, fahren wir noch ans Ende der Straße, weiter ins Landesinnere, bis zum Tustamena Lake Campground an den Ufern des Kasilof-Rivers. Hier geht es nicht weiter, man kann aber auf vielen Plätzen kostenlos frei stehen. Dies wird auch von vielen Anglern genutzt; der Platz am Centennial Lake ist deutlich schöner und ruhiger. Der Kasilof-River ist mit dem dahinter liegenden riesigen Tustumena Lake verbunden, der aber nur auf dem Wasserweg oder via Flugzeug zu erreichen ist. (Viele der Campgrounds hier sind kostenlos. Sie liegen entweder im National Forest, Nat'l Wildlife Refuge oder Nat'l Recreation Areas. Auf staatlichen Gebieten müssen in der Regel Gebühren bezahlt werden.)

Auf der Kalifornsky Beach Road Richtung Kenai machen wir nochmal am Klippen-Parkplatz halt. Heute ist die Aussicht auf die Vulkanberge auf der anderen Bay-Side einfach genial.

In Kenai shoppen wir noch kurz im Walmart und fahren dann zur russisch-orthodoxen Kirche 'Holy Assumption of the Virgin Mary' im historischen Viertel mit weiteren originalen Siedlerhäusern / Hütten.

Im Visitor-Center besorgen wir uns eine detaillierte Karte der Nord-West-Seite der Kenai-Halbinsel, nachdem wir die kleine lokalhistorische Ausstellung besichtigt haben. Hier kann man anhand von Modellen die unterschiedlichen Lachsarten vergleichen und deren Größenunterschied, vgl. King Salmon und Silver Salmon, von dem wir ja gerade zwei Filetseiten gekauft haben.

Im Giftshop kann man sogar lokal produzierten Fireweed Honig erstehen, allerdings sowas von teuer - 45$ für ein 1Pfund Glas.

Aber jetzt geht es auf der Küstenstraße am Cook Inlet entlang über Niskiski hinaus nach Norden bis zum Ende der Straße. Wir hoffen, unterwegs an einem der vielen Seen einen schönen Stellplatz zu finden. Aber der Beach access am Stormy Lake ist geschlossen und die anderen Plätze in der Capt. Cook Recreation Area sind kostenpflichtig. Wir schauen uns noch den Discovery Campground am Ende der Straße an; hier gibt es allerdings nicht einmal einen Zugang zum Cook Inlet, geschweige denn zu einem See, nur Waldparkplätze, selbst registrieren und 15$/Nacht. Da finden wir sicher noch was besseres.

Auf halber Strecke hier in den Norden gibt es eine Abfahrt auf eine Gravelroad ins Landesinnere, quer durch die Pampa, zwischen unzähligen Seen. Hier hat Marion am Cabin Lake einen öffentlichen Zugang / Public Access ausfindig gemacht. Sonst haben wir unterwegs an den anderen See keine schöne Zugangsstelle entdecken können.

Aber der Platz am Cabin Lake stellt sich als Glücksfall heraus. Der kurze Stichweg runter zum Wasser ist für unseren Moppel gerade so ausreichend, und als wir quer einparken, stehen wir so eben, dass wir nicht einmal Auffahrkeile brauchen. Das Wasser ist superklar, hat einen schönen kleinen Kiesstrand. Alles wie für uns gemacht. Die anderen Grundstücke rund um den See sind in Privatbesitz, nur dieses kleine Stückchen Seezugang ist öffentlich. Wenn wir hier jetzt noch ungestört stehen können, dann haben wir mal wieder einen Traumplatz gefunden. Zuerst wird aber mal eine Runde in dem tollen, fast warm zu bezeichnenden Wasser geschwommen.

Als wir dann den Rest des Spätnachmittags noch draußen in der Sonne sitzen, müssen wir uns wegen des aufkommenden Windes wärmer anziehen, aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Cabin Lake, GPS: 60.671477, -151.328169, kleiner Platz, sehr ruhig, toller Seezugang, keine Mücken, sehr empfehlenswert

 

 

Di. 30.07.19

 

Wir sind gestern nicht gestört worden. Heute genießen wir nach einem ausgiebigen Morgenbad den Rest des Tages an unserem See im Vorgarten. Die Sonne scheint zwar, dürfte aber noch etwas Gas geben, damit das Schwimmen noch mehr Spaß macht. Vielleicht müssen wir uns ja jetzt so langsam auf den alaskanischen Herbst einstellen, und die große Sommerhitze ist endgültig vorbei? Der Morgennebel über dem See sieht schon verdächtig danach aus.

Ein herrlicher Tag: Lesen, schreiben und schwimmen.

Im Laufe des Nachmittags kommt doch noch ein Besucher mit seinem Hund vorbei. Er wohnt schon seit seiner Kindheit hier, nachdem seine Vorfahren von Deutschland über Russland hierher nach Alaska ausgewandert sind. Hat den doch sehr deutschen Namen Adolf verpasst bekommen – und ist nicht wirklich glücklich darüber. Er wohnt oben an der Straße. Bevor er wieder nach Hause spaziert, fragt er uns, ob wir Kohl haben möchten, er hätte übrig. Da sagen wir natürlich nicht nein, da Gemüse in Alaska nicht gerade billig ist. Als er gegen Abend wieder vorbeikommt, bringt er drei kleine Plastiktüten voll mit Erbsen, Brokkoli, violettem Blumenkohl und einem großen Kohlkopf.

Er hat gerade so viel Gemüse im Garten, dass er es selbst gar nicht alles kann. Da können wir uns nur sehr herzlich bedanken und werden mit einem ebenso freundlichen „Welcome in Alaska and safe travels“ verabschiedet. Wow! Jetzt gilt es erst mal zu überlegen, welche leckeren Gerichte wir daraus zaubern. Gemüse-Beilage zum frischen Lachs, und Gemüseeintopf verfeinert mit Schweinelende, die wir noch im Kühlschrank haben, sind schnell auf die Liste geschrieben.

Für heute hat Marion Teig angesetzt und frische Weckle gebacken, so kommt ein klassisches Vesper mit Wurst und Käse auf den Tisch. Das Gemüse hält sich ja noch ein paar Tage.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Cabin Lake, GPS: 60.671477, -151.328169, kleiner Platz, sehr ruhig, toller Seezugang, keine Mücken, sehr empfehlenswert

 

 

Mi. 31.07.19

 

Wie immer ist es eine schwierige Entscheidung, besonders wenn man an einem tollen Platz steht, ob man weiterfahren soll. Der nächste Platz ist evtl. nicht ganz so toll. Aber wir wollen ja möglichst viel vom Land sehen und dazu muss man regelmäßig weiterziehen. So packen wir heute morgen zusammen, fahren raus zum Cook Inlet und biegen an den Industrieanlagen an der Küste nach Süden Richtung Kenai ab.

In Kenai machen wir nur kurz etwas außerhalb am Marsh Stopp, um dort evtl. verschiedene Vögel beobachten zu können. Unten am Fluss stehen schon wieder einige Fischer mit ihren großen Keschern und warten auf die Lachse.

Danach fahren wir direkt nach Soldotna zum Fred Meyers Supermarkt weiter. Wir brauchen nur ein paar wenige Sächelchen und füllen anschließend noch unsere Wassertanks an der kostenlosen Dumpingstation.

Auf dem Weg zum Supermarkt sehen wir ein Straßenschild, das auf den heutigen Floh-/Kirmesmarkt direkt am Kenai-River hinweist. Es ist schönes Wetter und wir bummeln über den Markt. Viel Nippes, eine Alaska hot Reindeer-Wurst vom Grill für Marion (mit Zwiebeln, Jalapenos, Kraut und scharfem Senf – perfekt!) und für Oli finden wir hier bei einem der drei ausstellenden Messerschmiede ein tolles Geburtstagsgeschenk. Das bekommt er zwar erst, wenn wir mal wieder nach Deutschland zu Besuch kommen, aber ein Bild per WhatsApp kann er sich schon mal anschauen. Hier in Alaska gibt es viele Messerschmiede, und wir sind schon eine Weile am Suchen, bis wir ein etwas ausgefalleneres Sammlerstück gefunden haben.

Frisch im Supermarkt aufgerüstet können wir wieder ins Outback. In Sterling biegen wir nordwärts in die Swanson River Road ab. Dieser folgen wir bis wir nach vielen Kilometern Gravelroad am Dolly Varden Lake Campground vorbeikommen. Dies ist der erste von mehreren primitive Campgrounds direkt an den Seen gelegen, auf denen man bis zu 14 Tage kostenlos hier in der Kenai National Moose Range stehen darf. Es gibt mehrere freie Plätze, aber Marion will nicht gleich den ersten Platz nehmen, sondern mindestens einen weiteren Campground anschauen. Also fahren wir nochmal 8 km weiter bis zum Rainbow Lake Campground. Hier hat es nur 4 Plätze, alle sind unbesetzt. Wir nehmen den hintersten mit dem größten Platz und tollen Seezugang. Für heute haben wir also wieder Glück gehabt und einen tollen Stellplatz durch einen ebenso schönen ersetzen können. Das Wasser ist nicht tief, reicht aber zum Schwimmen und ist relativ warm.

Als dann noch ein Loon direkt vor unserer Haustür ganz in der Nähe herum schwimmt, ist alles perfekt und wir sind mal wieder angekommen.

Der regelmäßige Leser hat sicher schon mitbekommen, dass wir die seltenen Loons lieben und neben den Kolibris und den Weißkopfseeadlern gehört er zu unseren Lieblingsvögeln. Wenn wir so an einem einsamen See in Kanada oder Alaska stehen und ein Loon in der Abenddämmerung seinen typischen Ruf loslässt, dann hat man das Gefühl am richtigen Ort zu sein. Daher freuen wir uns immer besonders, wenn wir einen Platz finden, wo sich dann auch noch ein Loon die Ehre gibt.

 

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Rainbow Lake, GPS: 60.718756, -150.81784, sehr ruhig, flaches Wasser aber schwimmbar, fast keine Mücken, sehr empfehlenswert

Hier wieder die Kartenübersicht der 55. und 56. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2019_Juli_2

 

 

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