Mo. 16.09.19
Heute machen wir mal wieder einen sogenannten Ruhetag. Wie immer ist das mit Bilder Sortieren, Backen, Kochen und etwas in der Sonne sitzen verbunden. Gegen Nachmittag ziehen einige dunkle Wolken auf, die oben in den Bergen anstatt Regen Schnee abladen. Wir haben Glück, dass die schwarzen Ungetüme zwar immer Kurs in unsere Richtung nehmen, dann aber rechtzeitig abdrehen.
Gegenüber gestern hätten wir zwar auf der ersten Hälfte der Fahrt klareres Wetter gehabt, aber nachmittags hätte es uns im Norden sicher erwischt und wir wären Schlamm beladen hier angekommen.
Die Temperaturen fallen auch bei uns und so bleiben wir heute mal nach dem Abendessen gleich bei uns im Mobil sitzen und trinken dort unseren Absacker. Zum Essen gibt es Fischcurry aus dem letzten Drittel des Hechtfilets von gestern Abend zusätzlich angereichert mit Gambas aus dem Tiefkühler. Da kann man sich grob vorstellen, wie riesig der Hecht war, dass wir zu dritt fast zwei ganze Mahlzeiten von nur einem Filet hatten.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Hyland River, Nahanni Range Road, GPS: 61.268457, -128.281372, sehr viel Platz direkt am breiten Flussufer unterhalb des Campgrounds, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Di. 17.09.19
Unsere Yukon-Zeit geht so langsam dem Ende entgegen. Seufz! Das Wetterhoch der letzten Wochen neigt sich ebenfalls dem Ende zu und es wird Zeit, weiter gen Süden zu ziehen. Heute Morgen haben wir Nebel über dem Fluss, dass wir nur noch eingeschränkte Sicht haben.
Drews ist wieder deutlich schneller und vor uns unterwegs. Aber wir holen ihn dann doch schon nach 20 km ein. Er hat heute Top Jagdglück und sein Tagesmaximum von 10 Moorhühnern innerhalb einer Stunde erreicht. Als wir bei ihm Anhalten, hat er den Hühnern bereits den 'Skalp' abgezogen.
Wir fahren voraus und werden uns am Ende des Robert-Campbell-Hwys in Watson Lake wiedertreffen. Auf dem weiteren Weg bleibt uns der Hochnebel erhalten, nur auf einem kurzen Stück kommt die Sonne durch. Als wir von der Nahanni Range Road auf den Hwy abbiegen ist es schon wieder trübe und keine Sonne mehr. Dafür begegnen wir aber einem ausgewachsenen Porcupine, das auf die andere Straßenseite in den Wald flüchtet. Wir rufen ihm noch nach, dass es Gas geben soll, denn hinter uns kommt Drews und dann ist Schluss mit lustig. Abends müssen wir lachen, als Drews uns erzählt, er hat einen Baumstachler erlegt, allerdings drei Kilometer weiter von wo wir unsere Begegnung hatten. Unserer ist also davon gekommen.
Unterwegs nach Watson Lake machen wir noch zwei Mal Halt, um nach Cranberries für die Marmelade zu suchen. Am ersten Standort haben wir etwas Glück, am zweiten ist nichts zu holen. Gerade als ich Marion vorschlage, auf die andere Hwy-Seite zu welchseln, entdecken wir 300 m entfernt eine Schwarzbärenmutter mit ihrem nicht mehr so kleinen Nachwuchs. Da ist der Drang, sich um die Beeren zu streiten, auf unserer Seite recht gering.
Kurz vor Watson Lake machen wir noch einen letzten Versuch. Aber es soll heute wohl nicht mehr sein. Somit ist die Cranberry-Saison für uns beendet und die gesammelten Beeren müssen fürs Gsälz ausreichen.
In Watson Lake kaufen wir im Supermarkt ein, checken am Visitor-Center die e-mails und fahren beim nahe gelegenen RV-Park vorbei, wo man mit Münzen den Hochdruckreiniger nutzen kann, um den Staub und Dreck der Gravelroads loszuwerden. Mitten im Städtchen treffen wir wieder auf Drews, der noch zur Bibliothek fährt, da am Visitor-Center wieder einmal das Internet ausgefallen ist.
Nachdem wir am Schilderwald am alten Visitor-Center Frischwasser getankt haben und Drews an der Tanke gegenüber Diesel, machen wir uns gemeinsam zur außerhalb liegenden öffentlichen Kiesgrube auf, in der wir schon vor ¼ Jahr, als wir auf dem Weg nach Alaska waren, gestanden haben. Gleich nach dem Einparken wird das Lagerfeuer gestartet und Drews fragt uns, was wir uns als Abschiedsessen wünschen.
Da brauchen wir nicht lange überlegen: Es gibt noch einmal leckere, knusprige Moorhuhnbrüste mit Zwiebeln direkt vom Feuer und Marion macht Bratkartoffeln dazu. Hmmmmmmm!
Es kommt etwas Wehmut auf, da wir alle merken, dass unsere gemeinsame Zeit zu Ende geht und wir nicht wissen, ob wir uns jemals wiedersehen werden. Dagegen helfen etwas Wein und Nordlichter, die uns davon ablenken. Wir haben Glück! Bevor es zu kalt wird (trotz warmer Hosen, Winterjacke und Bobbelmütze), können wir mehrere Schauer beobachten, die das Zauberlicht an den nördlichen Himmel malen. Zuerst nur ein Leuchten am Horizont, wie die Lichtverschmutzung einer Großstadt, dann geht es richtig los. Wie gigantische Bänder im Wind, wie zarte teils rot gefärbte Gazeschleier, tanzen die Nordlichter am Himmel. Die Farben wären sicher noch intensiver, wenn nicht der beinahe Vollmond so hell leuchten würde. Einfach schön!
Übernachtungsplatz:
Freistehen öffentl. Kiesgrube , Watson Lake, GPS: 60.058528, -128.744277, 500 m versteckte, holperige Zufahrt zum Gelände, sehr großer freier ebener Platz, absolut ruhig, als Zwischenstopp sehr zu empfehlen
Mi. 18.09.19
Ruhetag, Schreibtag, Reparaturtag und gleich morgens Abschiednehmen von Drews. Nachdem er gleich nach dem Frühstück die 10 gestern erlegten Moorhühner nach Yukon-Art abgezogen und deren Brustkörbe vom Fleisch befreit hat, bekommen wir eine große Portion von dem leckeren Fleisch geschenkt.
Die Batterien von Drews Unimog schwächeln so arg, dass er nicht starten kann und sich selbst mit den Aufbaubatterien überbrücken muss. Nachdem der Unimog läuft, pumpt er die MPT-Reifen für die nächsten 1000 km bis Prince George auf Asphalt mit 1 bar mehr Druck auf.
Für uns gehen 12 Tage gemeinsames Reisen mit Drews im Yukon zu Ende. Für uns definitiv einige der schönsten und spannendsten Tage hier im Norden. Auch ihm, der normalerweise weitestgehend alleine reist, außer bei Kanutouren, hat es mit uns sehr gut gefallen. Nachdem man den ersten Abend gemeinsam am Lagerfeuer verbracht und sich etwas beschnuppert hatte, stellten beide Seiten fest, dass man auf der gleichen Wellenlänge ist. Natürlich ist er uns 23 Jahre Reiseerfahrung voraus und daher sind wir stolz, dass wir Frischlinge ihm nicht zur Last gefallen sind, sondern auch er Spaß hatte. Wir haben in dieser Zeit live miterleben dürfen, wie man mit und von der Natur leben kann und wie weit wir noch mit unserem jetzigen Lebensstil an unserem früheren Leben sprich Luxus kleben. Da ist noch reichlich room for improvement. Wir haben gelernt, dass man die Fertigkeiten nicht in die Wiege gelegt bekommt, sondern dass man es ausprobieren muss und mit der Erfahrung langsam zum Ziel kommt. Auch er hat zu Beginn seiner Reisezeit nicht so gelebt wie heute.
Lieber Drews, falls du diese Zeilen liest, möchten wir dir nochmal ganz herzlich für die tolle Zeit mit dir und vor allem für das tolle Essen danken. Wir werden sicher oft an unsere gemeinsame Zeit denken und vielleicht schaffen wir es ja irgendwann nochmal, dass wir uns irgendwo auf der Welt treffen. Wir wünschen dir weiterhin viel Glück und Gesundheit auf deinen weiteren Reisen.
Nachdem wir nun wieder alleine sind, mache ich mich gleich an die Reparatur der Wasserpumpe, die sich auf den Holperstrecken der letzten Wochen selbstständig gemacht und alle Gummipuffer aus den Verankerungen gerissen hat. Glücklicherweise ist nichts dauerhaft beschädigt und ich kann alles wieder in den Urzustand bringen und neu fixieren.
Marion backt über den Tag hinweg wieder Brot bzw. Hefeteig-Weckle für's Frühstück.
Bevor wir uns umschauen, haben wir Abendrot am Himmel und die Nacht bricht herein.
Erholung ist das heute eigentlich nicht gewesen. Aber wir haben ein gutes Stück Schreibarbeit aufgeholt, was wir in den letzten Wochen wieder sträflich, aber sicherlich nachvollziehbar, vernachlässigt haben.
Übernachtungsplatz:
Freistehen öffentl. Kiesgrube, Watson Lake, GPS: 60.058528, -128.744277, 500 m versteckte, holperige Zufahrt zum Gelände, sehr großer freier ebener Platz, absolut ruhig, als Zwischenstopp sehr zu empfehlen
Do. 19.09.19
Das Wetter sieht heute Morgen sehr durchwachsen aus - ist ja auch Regen gemeldet. Aber bis auf etwas Nieselregen nach dem Frühstück hält sich das Wetter noch zurück. Wir hatten gestern viel an Text und Bildern nachgearbeitet, so dass Marion heute Morgen nur noch die letzten beiden Augusttage fertig korrigieren muss. Es ist dann aber doch fast Mittag bis wir in Watson Lake am Visitor-Center eintreffen. Nach einem Skype-Anruf bei den Eltern und in Nordstetten zickt das Internet wieder, so dass wir zusammenpacken und gleich wieder abziehen. Kurzer Einkauf im Supermarkt, Mittagessen im China-Restaurant, Wein im Liquor-Shop besorgen und dann in die öffentliche Bibliothek mit sehr schnellem Internet. Hier dauert das Hochladen der Bilder nur ein paar Minuten und Marion kann endlich auch mal wieder WhatsApp und Fazebuk updaten und ein Lebenszeichen losschicken.
Da unsere Hausbank irgendwelche EU-Richtlinien umsetzt geht die Authentifizierung ab jetzt nur noch mit einer zusätzlichen TAN. Um es kurz zu machen, wir müssen die Hotline bemühen, um die notwendigen Schritte für das Tan2Go-Verfahren in Gang zu setzen, da wir noch eine veraltete Handynummer hinterlegt haben und dadurch die Registrierung nicht per SMS machen können.
Als wir auf die Uhr schauen erschrecken wir etwas, da es schon auf nachmittags 16 Uhr zugeht. Jetzt müssen wir aber Gas geben, wenn wir noch ein Stück gen Süden schaffen wollen. - Wollen wir denn wirklich schon? Das Herz blutet schon ein bisschen. Alaska und besonders der Yukon haben uns schon sehr gefallen. Diese Weite, die Wildnis, die Einsamkeit … die Gletscher, die herrlichen Farben jetzt im Herbst … Seufz! Aber wir haben noch mehrere Tausend km vor uns und noch einiges auf unserer Bucket-List. … und der nächste Winter kommt bestimmt!
Kaum sind wir 10 km auf dem Alaska Hwy entdecken wir den ersten Schwarzbären oben am Hang auf der anderen Straßenseite. Das mit dem Wildlife scheint heute nicht schlecht zu starten. Als wir die Grenze nach British Columbia überfahren - Bye Bye Yukon – sehen wir auch schon eine große Warntafel: Auf der folgenden Strecke von über 280 km muss man jederzeit mit Waldbisons rechnen. Also angemessen fahren! Da sind wir mal gespannt.
Beinahe hätten wir ihn übersehen, wie er so am Straßenabhang steht und in Ruhe frisst. Der massive Bisonbulle lässt sich durch uns und unseren lauten Moppel nicht stören. Wir stoppen und können das tolle Tier aus 2-3 m direkt vor unserer Türe in aller Ruhe bestaunen.
Irgendwann hat er alles Leckere neben unserem Auto abgeweidet und trottet weiter, und wir starten wieder durch. Wir sagen uns, es wäre toll, wenn wir noch eine ganze Herde antreffen würden, als wir nach weiteren 10 km aus einer langgestreckten Kurve kommen und sofort abbremsen. Vor uns liegt links und rechts der Fahrbahn eine Herde Bisons im Gras und wiederkäut und das eine oder andere Jungtier sucht leckere Grasbüschel. Wieder halten wir am Straßenrand, so quasi mitten in der Herde, und keines der Tiere beachtet uns, nur ein kurzer abschätzender Blick und dann geht das Wiederkäuen weiter. Da die Bisons nicht gejagt werden dürfen sind die Tiere voll entspannt, trotz Schwerlastverkehr, der ab und zu dröhnend vorbeirast ohne Abzubremsen.
Bei Kilometer 69 an der Contact Creek Lodge tanken wir 280 L Diesel (soll eigentlich der billigste Sprit am Alaska Hwy sein, aber heute ist der Preis von 1.399 C$/L=0,93€ der gleiche wie in Watson Lake).
Der Tankwart erzählt, dass wir auf der weiteren Strecke noch mehr Bisons sehen werden. Sollte irgendwann die Population die 'magische' Grenze von mehr als 400 Tieren pro lokaler Herde überschreiten, dann gibt es wieder kontrollierte Abschussraten. Das aber lernen die Bisons wohl schnell und innerhalb von 1-2 Jahren flüchten sie bei jedem Geräusch sofort in den Wald und man sieht dann fast keine mehr.
Auf der Weiterfahrt haben wir eine große schwarze Wolkenfront direkt vor und eine hinter uns. Die ganze Zeit fahren wir immer in der sonnigen Zwischenzone und genießen daher die Fahrt durch den strahlenden herbstlichen Wald. Auch das Wildlife lässt sich nicht lumpen. Gegen Ende des Tages haben wir noch weitere Waldbisons, einzeln und in Gruppen angetroffen, zwei schnell flüchtende Porcupines (Baumstachler) gesichtet (eines hat sich in einer Abwasserröhre verschanzt als ich mit der Kamera hinterher pirsche), und 5 Schwarzbären. Bei einer solchen Ausbeute kann man wirklich nicht meckern.
Und weiter geht es durch die herbstliche Landschaft, in der die Sonne die gelben Blätter richtig aufleuchten lässt.
Bei Kilometer 148 (immer von Watson Lake aus gerechnet) stoppen wir kurz am Whirlpool Canyon. Zum einen ist gerade auf der Fahrt der rechte Blinker abgefallen und hängt nur noch an den dünnen Kabeln und zum anderen haben wir hier einen schönen Ausblick auf die Portage Rapids (Stromschnellen). Jetzt im Herbst ist die Wassermenge sehr überschaubar, aber immer noch nett anzuschauen. An den angeschwemmten Baumstämmen können wir ermessen, wie hoch das Wasser im Frühjahr stehen bzw. mit welcher Gewalt es hier durch die engen Kurven rauschen muss.
Den Blinker befestigen wir provisorisch. Da muss ich heute Abend oder morgen Früh in Ruhe eine Bypass-Lösung basteln. Die Schweißnaht ist gebrochen und das kann auf die Schnelle nicht behoben werden.
Der Spätnachmittag geht in den Abend über und die Sonne verabschiedet sich so langsam. Bei Kilometer 189 kommen wir zu den Smith River Falls. Nur noch 27 km bis zu den Liard Hot Springs, unserem eigentlichen Ziel heute. Wir wollen auf jeden Fall bis zum Trailhead Parkplatz fahren und dann entscheiden was wir machen.
Nach über 4 km holprige Strecke kommen wir an und können von dem kleinen Parkplatz aus direkt auf den Wasserfall blicken und außer uns ist niemand hier. Schnell entschieden: Wir bleiben stehen. Bei einem so schönen Wasserfall im Vorgarten! Bevor es weiter abdunkelt und noch kühler wird nehme ich noch schnell eine Außendusche bevor wir uns, inzwischen ist es schon fast 20 Uhr, ins Innere zurückziehen. Für ein Lagerfeuer sind wir zu müde und es wird draußen auch schon ziemlich kalt.
Noch etwas Wasserfall gucken und schon ist es dunkel. Wir haben klaren Himmel und einen super Sternenhimmel, aber als wir ins Bett gehen, sehen wir noch keine Polarlichter. Wir wissen aber, dass man eigentlich mindestens bis 23:00 Uhr warten müsste und vor allem dauernd rausschauen, da die Lichtschauer nur in Schüben kommen. Wenn man da zum falschen Zeitpunkt zum Fenster hinaussieht, auch mehrfach, dann verpasst man das Schauspiel. Aber wir sind zu müde um noch auszuharren, wir hatten ja die letzten Wochen schon öfters das Glück gehabt, das Lichtspiel beobachten zu können.
Übernachtungsplatz:
Freistehen an den Smith River Falls, Alaska Hwy, GPS: 59.567725, -126.461436, kleiner Trailhead Parkplatz, holprige Anfahrt, ein Platz mit direktem Blick auf den Wasserfall, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Fr. 20.09.19
Gleich nach dem Frühstück versuchen wir noch, den gestern kaputt gegangenen Blinker mit mehreren Kabelbindern wenigstens provisorisch zu sichern. Aber das funktioniert nicht, daher wird er kurzerhand abgeschraubt, damit er bei der weiteren Fahrt nicht noch verloren geht. Da es der vordere rechte Blinker ist, ist es nicht so tragisch; beim rechts Abbiegen ist der hintere wichtiger, vorne rechts fällt es am wenigsten auf, dass dieser fehlt.
Ein letzter Blick auf die Wasserfälle bevor wir die 4 km Schlaglochpiste wieder zurück zum Hwy in Angriff nehmen.
Kaum auf dem Hwy kommen wir an einer grasenden Herde Waldbisons mit ausgesprochen vielen Jungtieren vorbei. Da fahren wir wieder langsam auf den Standstreifen und machen den Motor aus, obwohl sich die Tiere durch den Krach nicht aus der Ruhe bringen lassen würden.
Schon nach 25 km kommen wir zum Liard River Hot Springs Provincial Park. Der Eintritt kostet nur 5C$(3,35€)/Pers und, wenn man über Nacht auf den Campground will, 26C$(=17,30€) inkl. Day-Use-Eintritt von 10C$. Wir lassen es noch offen, ob wir stehenbleiben; wollen uns erst mal umsehen, und bezahlen vorerst die 10C$.
Auf dem geräumigen Parkplatz gibt es erst mal ein kleines Mittagessen, wobei das nicht so einfach ist, da wieder einige Touristen vorbeikommen und unsere Geschichte erfahren wollen.
Bis zu den Hot Springs sind es ca. 10 min zu Fuß auf einem durch mooriges Sumpfgebiet angelegten Holzsteg. Sieht aus wie zu Hause im Pfrunger Ried. Schon auf dem Weg nimmt man den leichten Schwefelgeruch der heißen Quelle wahr, der dem ins Moor abfließenden warmen Wasser entströmt.
Das heiße schweflige Wasser gurgelt aus dem kleinen Berghang und an dessen Fuß wurden zwei flache geräumige Becken angelegt, deren Boden mit glattem Rundkies aufgefüllt ist. Neben den relativ neuen Umkleidekabinen ist der Zugangsbereich mit mehreren breiten Treppen sehr komfortabel angelegt, damit man sich den Bereich aussuchen kann, wo einem die Temperatur am angenehmsten ist. Wie zu erwarten, beginnt man relativ weit entfernt von der Quelle und arbeitet sich nach der Akklimatisierung Richtung Berghang vor. Zwischendurch ist es wie in der Sauna notwendig, sich außerhalb abzukühlen, bevor man sich wieder in das kristallklare Wasser zurück gleiten lässt.
Nach über einer Stunde und mehreren Brühdurchgängen sind wir gar und gehen zurück zum Parkplatz. Der Campground: Einige Plätze in der Nähe des Holzstegs, allerdings zwischen Bäumen mit wenig Sonnenlicht. Wir beschließen, da wir auf dem Weg gen Süden noch an vielen Hot Springs vorbeikommen werden, dass wir uns wieder auf die Piste machen.
Kurz nach den Hot Springs überqueren wir den Liard River auf der einzig verbliebenen Hängebrücke (381 m) auf dem Alaska Hwy, gebaut 1943.
Nach weiteren 40 km kommen wir in den Muncho Lake Provincial Park und dort an einer Salzleckstelle vorbei. Dabei handelt es sich um einen Hangabbruch, der salzhaltiges Material in Flussnähe freigibt, wodurch wilde Tiere angelockt werden. Man soll hier Steinböcke, Caribous und evtl. sogar Elche beobachten können. Nach einer kurzen Bergabwanderung zum Aussichtspunkt ist von Wildlife nichts zu sehen. Schade, dann halt wieder den Hang hoch zurück zum Auto.
Der Muncho Lake, als Namensgeber des Parks, hat normalerweise herrlich türkisfarbiges Wasser, heute aber leider nicht - keine Sonne. Dafür aufkommender Nebel über dem Wasser.
Die im iOverlander eingetragenen Stellplätze liegen direkt am schmalen Ufer zwischen See und Straße. Wegen dem immer schlechter werdenden Wetter, inzwischen leichter Nieselregen, wollen wir schnell einen Stellplatz finden. Es macht keinen Spaß, durch die eigentlich herrliche Landschaft zu fahren und so wenig zu sehen.
Gleich nach dem See treffen wir auch mal wieder auf einen Elch am Straßenrand. Der ist sich nicht sicher, wie er uns einstufen soll und beschließt darum nach 1-2 min das Weite zu suchen und im Unterholz zu verschwinden.
Nicht weit nach dieser Wildlife-Begegnung sehen wir auf der rechten Seite eine riesige flache Kiesgrube - Zutritt verboten, aber unterhalb davon stehen zwei Wohnmobile und als wir noch etwas weiter Richtung Fluss fahren, kommen wir an einem Parkplatz vorbei, der extra für Jäger mit ihren ATVs vorgesehen ist. Hier ist es schon recht voll und etwas matschig, so dass wir wieder zu dem Platz unterhalb der Kiesgrube fahren und dort etwas abseits ein ruhiges, ebenes Plätzchen finden.
Da es weiterhin nieselt bleiben wir indoor und stellen uns mental auch Morgen auf einen Regentag und damit Ruhe- bzw. Arbeitstag ein. Die Aussicht wäre von hier aus gar nicht so schlecht, wenn das Wetter besser wäre.
Übernachtungsplatz:
Freistehen auf Gravelpit am Alaska Hwy, GPS: 58.775043, -125.684453, sehr viel Platz, Treffpunkt für ATV-Fahrer im Muncho Lake Provincial Park, empfehlenswert
Sa. 21.09.19
Als wir aufwachen sieht es durch alle Fenster recht wolkig aus, aber es nieselt nicht mehr und es gibt auch größere blaue Flecken am Himmel. Mal sehen wie sich das Wetter bis nach dem Frühstück entwickelt.
Irgendwann ist der Tee/Kaffee ausgetrunken und wir müssen uns entscheiden. Bei einem Kontrollgang vor die Haustüre sind wir total baff, wie warm es draußen ist. Es weht zwar ein leichter Wind, aber dieser ist richtig lauwarm. Wir packen zusammen und wollen ein Stück weiterfahren. Sollte das Wetter wieder schlechter werden bzw. die Sicht auf die Bergwelt verdeckt sein, dann suchen wir uns wieder zügig einen schönen Platz und parken ein.
Je weiter wir fahren desto klarer und schöner wird das Wetter. Ganz weit vorne bzw. weit hinter uns hat es große schwarze Wolken, aber wir fahren unter einem großen Sonnenloch.
Schon nach den ersten 10 km kommen wir an einem Caribouweibchen mit Jungtier vorbei. Beide sind recht neugierig, aber nicht lange und sie traben auf der anderen Straßenseite davon.
Nach ca. 40 km sehen wir auf der linken Seite eine große Felswand mit toller Maserung – Folded Mountain. Massive Kräfte haben hier die Erdkruste durchgewalkt. Auf dem gegenüberliegenden Parkplatz erfahren wir von einer Infotafel, dass vor 175 Mio. Jahren die amerikanische Platte begonnen hat sich über die Pazifische Platte zu schieben. Dies führte zur Auffaltung und Gebirgsbildung. Vor 45 Mio. war dieser Vorgang beendet und das Gebirge hatte Himalaya-Höhe erreicht. Seither geht es wegen Erosion wieder bergab bis zum heutigen Stand.
Die Gegend wird immer bergiger. Wir nähern uns den Northern bzw. kanadischen Rockies. In dieser dem Allgäu ähnlichen Landschaft kommen wir an vielen Farmen vorbei.
Der Hwy führt an türkisfarbenen, meistens sehr breiten Flüssen vorbei. Zwischendurch entdecken wir auch mal ein Reh am Wegesrand; haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Deshalb freuen wir uns auch sehr über diese Sichtung. Sie haben so schöne große Ohren.
Die Landschaft wird rauer und die Berge haben schon wieder weiße Spitze. Wir arbeiten uns zum Teil über Serpentinen den Summitpass hoch; der höchste Punkt auf dem Alaska-Hwy.
Bevor wir den Summit bzw. den in der Nähe liegenden Summitlake erreichen, passieren wir noch eine Stelle, an der die Erosion besondere Formen bzw. Säulen herausgearbeitet hat - Hoodoos. Von der Straße aus sieht man leider nur ein paar der Säulen. Auf einer längeren Wanderung kommt man wohl in ein Gebiet mit sehr vielen Hoodoos.
Am Summitlake machen wir jetzt erst mal Mittagspause. Marion testet die Wassertemperatur - zu kalt für eine kurzes Bad.
50 km nach dem Summit haben wir die bergige Gegend schon fast wieder hinter uns gelassen, haben aber von dem einen oder anderen Aussichtspunkt auf der Strecke noch einmal tolle Ausblicke in riesige Täler, die in herbstlichen Farben leuchten, und auf die am Horizont schneebedeckten Gipfel der Northern Rockies.
Den Indian Head Mountain hätten wir beinahe übersehen, sind uns aber immer noch nicht ganz sicher sind, was hier nach Indian Head aussehen soll.
Auf den 80 km bis Fort Nelson, unserem nächsten Zwischenziel, treffen wir auf einen jungen Bären mit tiefschwarzem, plüschigem Fell; voll der Streichelbär.
An den Liard Hot Springs haben wir eine jüngeres Paar mit ausgebautem Bus kennengelernt. Sie leben im Bus, stammen ursprünglich aus der Ecke von Florida. Sie haben sogar eine Heritage Softtail Harley in der Heckgarage dabei. - Vielleicht hätte ich meine doch nicht verkaufen sollen. - Auf der heutigen Fahrt überholen wir uns gegenseitig immer mal wieder, da jeder von uns an den Aussichtspunkten mehr oder weniger lang stehen bleibt bzw. Tierbeobachtungen entlang der Strecke macht.
Kurz vor Fort Nelson sehen wir noch einen wunderschönen, neugierigen Coyote.
In Fort Nelson gehen wir noch kurz im Supermarkt einkaufen, schauen beim inzwischen leider schon geschlossenen Visitor-Center vorbei und füllen in der Nähe unsere Wassertanks auf. Außerdem sehen wir uns an verschiedenen Stellen im Ort nach einer Möglichkeit um, den Blinkerhalter schweißen zu lassen. Wir arbeiten mehrere Tipps ab, aber nichts klappt. Ein einziger Laden hat noch geöffnet, allerdings liegt hier der Mindestpreis bei 80C$, bevor überhaupt angefangen wird zu arbeiten, auch wenn es nur ein paar Schweißpunkte sind. Der junge Mitarbeiter bedauert, aber Anordnung vom Chef, der gerade nicht da ist. Dann wird das halt nichts mit der Reparatur in Fort Nelson.
25 km südlich von Fort Nelson ist ein kleiner Platz an einem See ausgewiesen. Wir finden einen ebenen Platz und parken dort ein. Vorne am Wasser stehen Lynn und Brian mit ihrem Wohnmobil. Die beiden kommen aus Fort Nelson, nutzen aber diesen Platz hier am Loon-Lake, um die tollen herbstlichen Tage in der nur noch kurzen Zeit vor der kalten Wintersaison zu nutzen.
Wir gesellen uns gegen später zu den beiden am Lagerfeuer, wobei ihr Freund Larry auf ein Bier aus Fort Nelson vorbeigekommen ist. Es gibt, wenn man sich nicht kennt, immer viel zu erzählen und ruckzuck ist es Nacht. Lynn teilt immer mal wieder „Shots“ aus (Tequila oder Kaffee-Whiskey in Schnapsbechern) bzw. versorgt Marion mit der einen oder anderen Dose Wodka-Lemon. Irgendwann wird Larry genötigt, mit Brian's Gitarre Folksongs / Lagerfeuerlieder zu singen. Voll schön romantisch mit der schönen Milchstraße am Himmel.
Damit Marion keine kalten Hände von der Dose bekommt, schenkt Lynn ihr einen selbstgestrickten Dosenhalterhandschuh – eigene Erfindung.
Gegen 23:30 Uhr sind immer noch keine Polarlichter am klaren Nordhimmel zu sehen, deshalb packen wir langsam zusammen und ziehen uns in unsere etwas wärmeren Gemächer zurück.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Loon Lake, Fort Nelson, Alaska Hwy, GPS: 58.625634, -122.692919, kleiner sandiger Platz am einem Moorsee, geringe Wassertiefe, relativ ruhig, nur 25 km südlich von Fort Nelson, empfehlenswert
So. 22.09.19
Beim Frühstück diskutieren wir, wie es weiter gehen soll. Um auf der weiteren Fahr auf dem Alaska Hwy nichts zu verpassen, wollen wir uns noch Infomaterial im Visitor-Center besorgen. Morgen hat das Center sicher auf, heute evtl. Ein Pausentag hier am schönen See ist auch mal wieder nett. Brot und Hefezopf sind auch schon wieder aufgebraucht und Marion liebäugelt damit, nachdem sie gestern noch Marmeladengläser gekauft hat, ihr Wild Cranberry-Gsälz anzugehen. Also bleiben wir stehen.
Während zwei große Töpfe voll Cranberries mit Zucker hintereinander langsam vor sich hinköcheln, kann der Brot- bzw. Hefezopfteig in Ruhe vor sich hingären.
Ich durchsuche zwei Innenraumstaukästen nach Unterlagen für West-Kanada und die nördliche USA, da wir uns in den nächsten Wochen dort noch einiges anschauen wollen. Alle Hinweise und Tipps bzw. Highlights werden in die Roadmap übertragen. Jetzt müssen wir nur noch einen Kurs festlegen, auf dem wir die ganzen Punkte miteinander verbinden und möglichst wenige Kilometer doppelt fahren.
Als die Marmelade luftdicht in den Gläser ist und auch die beiden Brotbackeinheiten durch sind, geht es schon wieder auf den Abend zu.
Als Dankeschön für den handgestrickten Bierdosenhalter bringt Marion ein frisch hergestelltes Marmeladenglas bei Lynn vorbei. Die beiden fragen, ob wir heute Abend nochmal zum Lagerfeuer rüber kommen wollen. Da lassen wir uns nicht lange bitten, ziehen die warmen Klamotten an und genießen einen weiteren Abend mit den beiden mit vielen Geschichten aus dem Norden Kanadas und was man alles mit einem Schneemobil und einem Anhänger voll Zubehör so machen kann, wenn es draußen zwischen -20 bis -35°C hat.
Lynn muss Morgen wieder arbeiten und geht heute etwas früher und mit weniger Alkohol ins Bett als gestern, was uns entgegenkommt, da wir heute auch mal wieder früher in die Federn wollen. Als Abschiedsgeschenk bekommen wir noch eine tiefgefrorene Portion Gulasch, von Brian gekocht.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Loon Lake, Fort Nelson, Alaska Hwy, GPS: 58.625634, -122.692919, kleiner sandiger Platz am einem Moorsee, geringe Wassertiefe, relativ ruhig, nur 25km südlich von Fort Nelson, empfehlenswert
Mo. 23.09.19
Der Himmel sieht heute Morgen gut aus und deshalb geht es wieder auf die Piste. Nochmal kurzer Abschied von Brian und los geht's. Von den Beiden wissen wir und haben es in unseren Broschüren gelesen, dass die nächsten 400 km bis St. John landschaftlich eher langweilig sind, deshalb werden wir heute Strecke machen, da der Hwy gut ausgebaut ist. Die 50 km Umweg zurück nach Fort Nelson ins Visitor-Center sparen wir uns auch. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dort einen günstigen Schweißer für unseren defekten Blinker zu finden. Fort Nelson ist ein sehr teures Pflaster, da es mitten in einem riesigen Öl-und Gas-Fördergebiet liegt und daher die Preise total versaut sind.
Kaum sind wir ein paar Kilometer gefahren, kommt schon die erste große Warntafel wegen Elchen. Marion sagt noch aus Spaß: „Da bin ich mal gespannt, wie lange wir heute fahren müssen, bis wir den ersten Elch zu Gesicht bekommen.“ Kaum den Mund geschlossen, entdecke ich auf der linken Fahrbahnseite eine Elchkuh mit Jungtier. Die beiden aber sind etwas scheu und verschwinden ruckzuck im dichten Unterholz. Und 'schon' 100 km weiter können wir nochmal solch ein Paar ablichten. Auch zwei junge Schwarzbären sehen wir am Straßenrand, aber auch diese sind noch scheu im Gegensatz zu den Alttieren und daher schneller wieder im Wald als man die Kamera schussbereit hat.
Nach der Hälfte der heutigen 300 km meint Marion so nebenbei, so ein paar Rehe wären auch mal wieder nett. Ich muss schallend lachen und sage: „Da schau, da vorne sind gleich drei Stück.“ Eines hält lange genug still für ein Foto.
Die Landschaft ist hochmoorig und die Gräben mit viel Wasser gefüllt, was u.a. daran liegt, dass in dieser Gegend der Sommer ziemlich verregnet war. Dafür hat vor drei Jahren ein großes Feuer gewütet und wir fahren über zig Kilometer an schwarzen Stängeln vorbei.
Je weiter wir südlich kommen, desto bergiger wird es wieder, so dass der Moppel sich endlose Hänge hocharbeiten muss und auf der anderen Seite gleich wieder hinunter.
Unser heutiges Ziel ist eine Recreation Area am Inga Lake, wo man kostenlos campieren kann. Die Parzellen haben jeweils einen Firepit und Sitzbänke. Wir sind alleine und finden einen Platz mit schönem Seeblick und einen Berg trockene Holzrollen für das Lagerfeuer. Gleich die Axt ausgepackt und Feuerholz gehackt.
Bevor aber das Feuer gestartet wird, werden zuerst die restlichen Moorhuhnbrüste von Drews und zwei große Zwiebeln in der Außenküche knusprig gebraten. Marion macht in der Zwischenzeit Bratkartoffeln und dann können wir nochmal unser neues Lieblingsessen genießen.
Leider weht ein kräftiger Wind, aber mit warmer Jacke und am warmen Feuer kann man es nach der langen Fahrt trotzdem gut aushalten.
Der Sternenhimmel mit der vollen Milchstraße ist wieder gigantisch und auch Polarlichter zeigen sich, allerdings eher als leuchtendes Band am Horizont bzw. als breiter milchiger Streifen direkt über unseren Köpfen. Eine Testaufnahme mit der Kamera enthüllt das grüne Leuchten und bestätigt, dass es wirklich solaren Ursprungs ist, aber zum Bilder machen ist es zu wenig.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Inga Lake, Alaska Hwy, GPS: 56.617868, -121.635666, viele Plätze mit Firepits und Sitzbänken, Moorsee, relativ ruhig, empfehlenswert
Di. 24.09.19
Der See ist spiegelglatt und es weht kein Lüftchen. In den nächsten Tagen werden wir wieder durch dichter besiedeltes Gebiet reisen weshalb wir uns noch nicht von der Natur trennen wollen und deshalb nach dem Frühstück beschließen, den Tag nochmal am Moorsee zu genießen.
Kaum die Entscheidung getroffen, sehen wir an der Wasseroberfläche, dass der Wind wieder zunimmt. Während ich am Rechner sitze, sehe ich draußen vor dem Fenster zwei große Schilfinseln mitten im See vorbeitreiben. Wir haben schon unten am Steg festgestellt, dass der gesamte Schilfgürtel um den See nur leicht mit dem Ufer verbunden ist. Dadurch lösen sich durch den starken Wind mehr oder weniger große Inseln und treiben über den See. Sieht sehr idyllisch aus.
Die Windstärke nimmt immer mehr zu und so haben wir kein schlechtes Gewissen, den Tag im Innern am Rechner zu verbringen und etwas die Seele baumeln zu lassen. Damit es Platz im Gefrierschrank gibt, kommt Brian's Gulasch in den Ofen und entpuppt sich dann als Hackfleischsoße über Nudeln mit Käse.
Gegen Abend lässt der Wind wieder etwas nach und als es Nacht wird ist es windstill. Das heutige Abendrot zusammen mit den Schlechtwetterwolken gibt ein tolles Schaubild am Himmel. Nachdem die Sonne endgültig versunken ist sitzen wir wieder mehrere Stunden im warmen Winteroutfit am lodernden Lagerfeuer, betrachten den Sternenhimmel und freuen uns über die hin und wieder gut erkennbaren Sternschnuppen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Inga Lake, Alaska Hwy, GPS: 56.617868, -121.635666, viele Plätze mit Firepits und Sitzbänke, Moorsee, relativ ruhig, empfehlenswert
Mi. 25.09.19
Heute ist es nicht ganz so kalt wie die letzten Tage, dafür ist es einheitlich mausgrau. Auch der Wind setzt nach dem Frühstück wieder ein. Aber wir wollen heute ja sowieso weiter und mindestens bis Dawson Creek (ca. 150 km) fahren.
Die ganze Strecke südlich von Fort Nelson, ist genauso wie der Norden, rechts und links des Hwys Öl- und Gasfelder, Kompressionsstationen für die Gas-Pipelines und unzählige Firmen, die alles anbieten was man zum Ölfördern benötigt. Wie in Texas.
Die Strecke an sich ist unspektakulär. In Fort St. John haben wir kurz bei Kaltire gestoppt, um unsere Reifen begutachten zu lassen. Die Vorderreifen laufen außen etwas stärker ab als innen, allerdings noch kein Sägezahnprofil. Der Spezialist meint, ein Tausch macht keinen Sinn und Nachschneiden auch nur an den Außenkanten. Ca. 20.000 km dürften noch rauszuholen sein. Bei ca. 90.000 km steht dann also wohl ein Wechsel gegen neue Reifen.
Leider finden wir keine kleinere Werkstatt, die uns mal auf die Schnelle den Blinkerhalter schweißen könnte. Also fahren wir weiter, kommen durch Taylor, das eigentlich in einem breiten idyllischen Tal liegt, wenn da nicht mitten im Ort eine größere Raffinerie stehen würde, die mit ihrem Odem die Luft verpestet. Wir sind froh als wir den extrem steilen Anstieg über mehrere Kilometer hinaus dem Tal geschafft haben und der stetige Wind den Mief vertrieben hat.
Kurz vor Dawson Creek gibt es ein 10 km Stück auf dem alten Alaska-Hwy, das über eine der letzten erhaltenen Holzbrücken aus dem Jahre 1942 führt. Das nehmen wir natürlich mit, damit die Strecke heute doch noch eine kleine Abwechslung bietet.
Je näher wir Dawson Creek kommen, desto mehr nimmt die Verkehrsdichte zu und wir müssen feststellen, wie sehr wir uns an die Ruhe und täglich nicht mehr als eine Handvoll Autos, wenn überhaupt, gewöhnt haben. Schrecklich, dieses Verkehrsaufkommen. Wir müssen schauen, dass wir wieder in die Wildnis in die Nationalparks kommen.
Aber vorher wird die Zivilisation entspr. genutzt: Jetzt geht es in die Laundry, da sich im Outback einiges an Klamotten zum Waschen angesammelt hat. Auch die komplette Bettwäsche muss heute mal wieder in die Maschine. Nach der Wäsche geht es in den NoFrills-Supermarkt, der sehr gut sortiert ist und günstige Preise hat, vor allem bei der Hausmarke President Choice. Dummerweise erfahren wir an der Kasse, dass Visa-Karten nicht angenommen werden. Nur Mastercard oder Cash. Unser Bargeld reicht leider nicht. Also springe ich rüber auf die andere Straßenseite in ein Hotel und dort zum ATM-Automaten. Dort bekomme ich dreimal eine Fehlermeldung als Code, daher ziehe ich ohne Cash wieder ab. Also rein ins Auto und 500 m weiter in einen Liquorshop mit einem ATM. Auch hier zuerst wieder eine Fehlermeldung, wobei hier der angeforderte Betrag von 300C$ angemahnt wird. Dann fällt mir wieder ein, dass der ATM in Pelly Crossing beim letzten Mal in Klartext gemeldet hat, dass man mit ausländischen Kreditkarten nur maximal 200 C$ bekommt und somit erklären sich auch die kryptischen Fehlermeldungen der anderen Maschine. Bei 200C$ klappt alles und ich kann die Zeche im Supermarkt begleichen.
Inzwischen hat das Visitor-Center zu, so dass wir nur ein paar Bilder vom offiziellen Startpunkt des Alaska-Hwy machen. Vor dem Gebäude blühen riesige große Dahlien und das, obwohl die letzten Nächte doch recht kalt waren.
Danach fahren wir noch raus ins Industriegebiet zur neuen Dumping Station, wo man auch Frischwasser tanken kann. Wir sind zwar erst bei 60% Wasserstand, aber wir haben uns angewöhnt, lieber früher aufzufüllen als irgendwann auf dem Trockenen zu sitzen.
Auf dem Weg dahin entdecken wir eine kleine Schrauberwerkstatt. Allerdings ist der Chef nicht da und kommt auch nicht so schnell zurück. Er ist der einzige, der schweißen kann. Pech.
Auch an Dumping Station haben wir kein Glück, denn hier wurde das Wasser wegen Frostgefahr bereits abgedreht.
Dunkel wird es auch schon langsam und wir überlegen, wo wir über Nacht stehen sollen. Marion hat in Mapsme ein Zeltsymbol entdeckt, das 11 km außerhalb von Dawson Creek liegt. Aber wir sind heute an mehreren Campgrounds vorbeigefahren, die alle schon geschlossen waren. Das Risiko vor geschlossener Schranke zu stehen ist uns zu groß und wir fahren – oh Schreck - zum Walmart. Hier darf man stehen und es ist auch nicht arg viel los, der Hwy ist auch etwas weiter entfernt. So können wir morgen früh gleich nochmal die Chance nutzen und evtl. den Halter geschweißt bekommen und im Visitor-Center vorbeischauen.
Das viele Licht auf dem Parkplatz und der Verkehr rundherum ist schon sehr gewöhnungsbedürftig nach so viel Wildnis die letzten Monate, so dass wir noch 2-3mal überlegen, nicht doch noch irgendwo hinauszufahren. Aber inzwischen ist es schon nach 20 Uhr, Nacht, und keine Lust mehr für Experimente. Da müssen wir heute mal durch.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Walmart Dawson Creek, GPS: 55.739594, -120.220502, typisch Walmart, hell und abends und morgens Verkehr.
Do. 26.09.19
Als wir aufwachen, hören wir es schon leicht aufs Dach tröpfeln. Beim Frühstück ist es schon stärkerer Regen und wir müssen leider feststellen, dass sich viele Schneeflocken in den Regen mischen. Bleibt noch nicht wirklich liegen, aber auf dem Dachfenster ist es schon ein schattiger Belag.
Marion ist die letzten Tage nicht zum Backen gekommen, so hole ich am frühen Morgen im Schneeregen aus dem Walmart Blueberry-Muffins zum Frühstück. Mit der Truma-Luftheizung haben wir ruckzuck einen gemütlichen Innenraum und können mit der Tasse Tee/Kaffee dem Mistwetter draußen gelassen zu schauen.
Aber irgendwann müssen wir halt doch raus.
Wir fahren wieder in Richtung Dumping Station und bei der kleinen Werkstatt vorbei. Die können selber nicht schweißen, aber zwei Straßen weiter, wohin wir von dem freundlichen Kollegen gelotst werden, ist eine weitere kleine Bude, in der nur geschweißt wird. Die beiden Jungs sind von unserem Moppel fasziniert und während der eine den Blinkerhalter blank macht und schweißt erzähle ich ihnen von unserer Reise. Wir bekommen einen Sonderpreis, was eher ein Zuschuss für die Kaffee-Kasse ist als eine wirkliche Rechnung, und bedanken uns für die prompte Hilfe. Natürlich folgt noch eine etwas ausführlichere Außenbegehung, aber nicht allzu lange und das Mistwetter treibt die beiden wieder zurück in die Werkstatt. Check! Blinker geschweißt.
Heute ist mit Wildlife nichts los und auch keine tollen Aussichten, da wir durch sehr ebenes Gelände fahren und das bei kontinuierlichem leichten Regen. Nur auf den wenigen Anhöhen liegt ein weißer Belag.
Wir verlassen Britsh Columbia und fahren nach Alberta rein.
ALBERTA – Wild Rose Country
In dem Örtchen Beaver Lodge machen wir im Subway Mittagspause und beim Verlassen des Ortes knipsen wir den Riesenbiber.
Auf einer gedachten Linie, zig Kilometer nördlich und südlich dieser Ortschaft, gibt es weitere solche Riesendenkmäler. Immer sind diese 'Monumente' wohl die größten der Welt. Das geht von einem Osterei, über den Biber bis zur größten aufgespießten Pirogge. Es gibt eine eigene mehrere hundert Kilometer lange Route, entlang der alle diese Schaustücken besichtigt werden können. Was man sich nicht alles ausdenkt, um aus uninteressanten Dörfern ein Anfahrtsziel bzw. eine Route für Touristen zu entwickeln.
30 km vor Grande Prairie, im Städtchen Wembley, kommen wir direkt am Hwy am Philip J. Currie Dinosaurier Museum vorbei. Grande Prairie in Alberta und die weitere Umgebung, wie das nördliche BC eigentlich bekannt für Öl-und Gasgewinnung, hat noch eine weitere Schätze in der Erde. Von hier zieht sich ein riesiges Gebiet nach Südosten bis hinunter nach Drumheller und weit in die USA/North-Dakota hinein, das durchsetzt ist mit Saurierfossilien. Dieses Museum hier ist eines von Zweien in Kanada, die einen Überblick über die Millionen Jahre alte Vergangenheit geben.
Mit umgerechnet 10€/Pers Eintrittspreis bekommt man eine schöne Ausstellung an präparierten Fossilien. Wie immer in Nordamerika ist auch dieses Museum sehr stark auf Kinder ausgerichtet, was sich in unzähligen interaktiven Stationen zeigt. Für uns Erwachsene nicht ganz so spannend, suchen wir uns die interessanteren Artefakte selbst zusammen. Für 2C$ Aufpreis schauen wir uns zuerst einen 40min Film im Kino mit dem Titel 'Superdogs' an. Wir denken es geht hier, in direktem Bezug auf die Fossilien, um die Entwicklung der Hunde von der Vergangenheit bis Heute. Weit gefehlt. Es ist mehr ein Werbefilm für die Ausbildung von Katastrophenhunden weltweit. Der Film, der vor diesem lief, handelte von Titanosauriern. Das hätte uns mehr interessiert, aber dafür sind wir eine Stunde zu spät dran gewesen.
In Grande Prairie steuern wir zuerst den Riesensupermarkt Costco an. Dazu muss man wissen, dass man zwischen 60-120C$ Jahresgebühr als Mitglied vorab bezahlen muss, um dann günstig, in Großpackungen, einkaufen zu können. Für uns am Interessantesten ist die Möglichkeit, immer mindestens 5Cent günstiger als an allen anderen Tankstellen Diesel tanken zu können. Damit würde sich die Jahresgebühr bereits nach dem zweiten Mal Volltanken lohnen. Aber, wie immer, ist die Hürde vor den schönen Dingen hoch.
Um Mitglied zu werden bzw. evtl. auch gleich eine günstige Mastercard zu bekommen, mit der wir weitere 2% beim Tanken sparen würden, braucht man einen kanadischen Ausweis und eine Adresse. Visa-Karte zum Bezahlen nehmen sie nicht an, wegen Sonderkonditionen mit Mastercard. Diese Infos kristallisieren sich erst heraus nach etwas langwierigen Recherchen der Dame am Schalter zusammen mit dem relativ neuen Manager. Der Manager gibt sich einen Ruck und will uns einmalig helfen. Wir dürfen ohne Membercard einkaufen gehen und sollen an der Kasse ihn ausrufen lassen, damit er direkt an der Kasse die Aktion freischalten kann. Des weiteren können wir an der Kasse eine sogenannte Cashcard aufladen lassen, mit der wir draußen den super günstigen Diesel (0,66€/L) in unsere beinahe leeren Tanks laufen lassen können. Also heben wir am ATM-Automaten für nur 1C$ Gebühr 800C$ ab, kaufen für 200C$ soviel ein, dass unsere Vorratsschränke wieder für 3-4Wochen Wildnis gerüstet sind und laden 600C$ auf die Cashcard. Die Kassiererin staunt zwar etwas, als wir sie bitten, den Manager zu rufen, aber mit eingetipptem Spezialcode des Managers geht dann alles recht flott.
Draußen an der Tanke füllen wir mit der Cashcard die Tanks randvoll und können hoffentlich in Zukunft die Cashcard ohne Membercard aufladen lassen und günstig tanken. Wenn das funktioniert, dann gilt das für ganz Nordamerika. Müssen halt zuerst immer Geld abheben und danach wieder auf die Karte einzahlen.
Knappe 600L Diesel zu tanken dauert und dauert und dauert, während ich mir im schneidenden kalten Wind den A.... abfriere.
Jetzt tingeln wir die nächsten Stunden bis es fast Nacht ist durch zwei Baumärkte und nochmal beim Walmart vorbei. Das Visitor-Center hat schon geschlossen und auch die Dumping Station ist wegen Frostgefahr schon wasserlos. Da werden wir Morgen im Visitor-Center nach einer Alternative fragen müssen.
Auf dem Walmart-Parkplatz darf man stehen, aber die letzte Nacht hat uns gezeigt, dass wir dafür noch nicht richtig in der Zivilisation angekommen sind. Außerhalb gibt es in der Nähe laut iOverlander keinen freien Platz und bei regnerischem Wetter bei einsetzender Dunkelheit wollen wir nicht noch stundenlang suchen.
Marion entdeckt in MapsMe ein Casino in der Nähe des Visitor-Centers, das etwas abseits des Hauptverkehrs liegt und somit deutlich ruhiger ist. Wenn man nett fragt und sich mit seinem Kennzeichen in die Liste am Empfang einträgt, kann man auch mehrere Nächte stehenbleiben. Wir parken ins hinterste Eck der Parkfläche ein und bekommen von den wenigen Autos, die in der Nacht wegfahren, fast nichts mit. Da haben wir die richtige Wahl getroffen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Great Northern Casino, Grande Prairie, GPS: 55.177882, -118.825800, deutlich ruhigerer Platz als Walmart inmitten von Grande Prairie, in der Nähe des Visitor-Centers, am Empfang in die Liste für eine Übernachtung auf dem Parkplatz eintragen, empfehlenswert
Fr. 27.09.19
Es regnet und windet, da will keiner wirklich raus. Wir wissen aber laut Wetterbericht, dass weiter südlich im Jasper Nationalpark ab Sonntag schönes Wetter für mindestens eine Woche anhält. Daher wollen wir auf jeden Fall weiter, auch wenn das Fahren bei diesem Wetter keinen Spaß macht. Auf der Strecke nach Süden gibt es keine besonderen Attraktionen, daher reine Fahrstrecke.
Bevor wir Strecke machen, gehen wir nochmal rüber ins Visitor-Center, um Material für den Südwesten von Alberta und die Nationalparks zu sichern. Frischwasser gibt es inzwischen nur noch bei einem ganzjährig geöffneten RV-Park im Norden von Grand Prairie und die nehmen 16C$ für 1mal Wassertanken. So knapp sind wir noch nicht, da wird sich sicher noch was besseres finden lassen. Auf die Frage nach einem öffentlichen Schwimmbad, bekommen wir die Info 'Eastlink Recreation Center'. Die haben neben Kletterwänden, Saunen, Handball-/Squash-Feldern, auch ein größeres Schwimmbad. Das tolle ist, dass man den Duschbereich für eine ausgiebige heiße Dusche, in großen separaten Duschkabinen, für 1,75C$ (1,10€) nutzen kann. Das haben wir natürlich sofort angesteuert und weidlich genutzt. Genau richtig, bei dem Schmuddelwetter.
Bevor es danach weitergeht, gibt es mit Käse überbackene Baguettehälften aus dem Ofen. Jetzt aber nichts wie raus auf den Hwy 40 Richtung Nationalparks.
Südlich von Grande Prairie steigt der Hwy bis auf 1000 Höhenmeter an und dementsprechend hängen heute die Wolken tief, bis in die Baumwipfel, und der Schnee bleibt hier auch auf den Bäumen liegen. Die überall in der gesamten Landschaft verteilten Ölpumpen und Verteilerstationen sind leicht an den hellen großen Flammen vom Abfackeln des Gases zu erkennen.
Der erste Stellplatz am Kakwa River ist gut besetzt mit Arbeiter-Wohnanhängern der nahen Hwy Baustelle. Zudem liegt er im Wald mit wenig Lichteinfall und nicht am Fluss. Also weiter. Nach ca. 160 km kommen wir beim Sheep Creek Provincial Campground an, der aber 26C$ kostet und auch im Wald liegt. Netterweise gibt es ein großes nur mit ein paar Bäumen bewachsenes Areal auf der anderen Seite des Hwy, direkt am Smoky-River gelegen. Crownland, also für public use, zur öffentlichen Nutzung. Auf einer Tafel wird darum gebeten, sich nicht länger als 14 Tage auf dem Gelände aufzuhalten und jeglichen Müll mitzunehmen. Der Hwy liegt in ein paar hundert Metern in Sichtweite, aber gegen Abend hin lässt der Verkehr nach.
Es schneit leicht bis in die tieferen Lagen, so dass ein bisschen Flaum liegen bleibt. Der Wind ist aber eigentlich der Grund, warum wir nicht doch noch ein Lagerfeuer starten. Davon abgesehen, ist der Himmel wolkenverhangen, kein Sternenhimmel. Wir verschieben das Lagerfeuer auf nächste Woche, wenn es wieder sonniges Wetter und hoffentlich klare Nächte geben wir.
Übernachtungsplatz:
Freistehen auf Crownland Nähe Smoky River, Big Horn Hwy, GPS: 54.067476, -119.012325, großer Platz in der Nähe des Hwys, bis zu 14 Tage frei stehen, mehrere Firepits, sehr empfehlenswert
Sa. 28.09.19
Kaltes, leicht windiges Wetter. Graupelschauer. Da bleiben wir zu Hause und lassen die Heizung vor sich hin bullern. Wir sind wieder über 3 Wochen im Rückstand mit Bildern und Texten, da wir in der Zeit mit Drews und dem schönen Wetter keine Zeit zum Arbeiten gefunden haben. Da ist es nicht schlimm, wenn mal ein paar schlechte Tage zwischendurch sind und man etwas aufholen kann.
Irgendwann ist es genug mit der Schreiberei und der Schneegraupelniederschlag hat auch aufgehört. Rein in die warmen Klamotten und raus an die frische Luft. Der Blinker muss ran. Blinkerhalter sauber schmirgeln und mit dunkelblauer Rostschutzfarbe besprühen, Cetane Booster + Winterdieselzusatz in beide Tanks einfüllen, Ölstand kontrollieren und nachfüllen, angebrochener Fahrradträger mit dicker Gewindestange verstärken. Nach gut 3 Stunden bin ich dann gut durchgelüftet und schlüpfe mit erledigter Liste wieder ins Warme, wo das Elchgulasch vor sich hin brutzelt und auf die „Vernichtung“ wartet. Wir haben erwartet, dass das Elchfleisch einen besonderen Geschmack hat, vielleicht nach Wild, aber es ist von Rindfleisch nicht zu unterscheiden. Schmeckt sehr lecker.
Übernachtungsplatz:
Freistehen auf Crownland Nähe Smoky River, Big Horn Hwy, GPS: 54.067476, -119.012325, großer Platz in der Nähe des Hwys, bis zu 14 Tage frei stehen, mehrere Firepits, sehr empfehlenswert
So. 29.09.19
Ab heute soll das Wetter weiter südlich Richtung Jasper Nationalpark deutlich besser werden. Ein letzter Blick vom Hwy auf den Fluss und das angrenzende Public Land, auf dem wir gestanden sind und weiter geht's.
Nicht lange und der Himmel reißt auf und beleuchtet die schneebedeckten Felswände der vor uns liegenden Northern Rocky Mountains.
Im nächsten Tal kommen wir an einer aktiven Kohlemine und einem direkt angeschlossenen Kraftwerk vorbei. Entlang der Straße sieht man wie die elementaren Kräfte, die auch die Rockies aufgeschoben haben, die Jahrmillionen alten Schichten fast senkrecht aufgestellt haben. Zwischen den einzelnen Fels- bzw. Erdschichten sind die bis zu einem Meter dicken Kohleflöze gut zu erkennen. In der ganzen Gegend bis runter nach Jasper gibt es Kohlevorkommen, die schon im 19. Jhd. abgebaut wurden.
Die Straße windet sich in langgestreckten Serpentinen wieder aus dem Tal heraus und beschert uns tolle Bilder mit Schneebergen und Indian Summer.
Als wir oben bei Grande Cache ankommen, sind wir mitten im Winterwunderland. Im dortigen Visitor-Center erfahren wir, dass sowohl hier als auch in Hinton, der nächstgelegenen Stadt auf unserer Route, die dumping stations mit Frischwasser wegen Frostgefahr bereits geschlossen sind. Schnee, zugefrorene Wasserflächen, breite Eisränder an langsam fließenden Bächen - uns wundert das nicht.
Die Dame am Empfang gibt sich viel Mühe und kann dem Internet entlocken, dass die dumping station in Jasper noch auf Grün steht, also eigentlich noch offen sein müsste. Na dann hoffen wir mal, dass dem auch so ist.
Von Grande Cache geht es wieder weit ins Tal hinunter und wir folgen dem Big Horn Hwy weiter durch die Winterlandschaft. Irgendwann erreichen wir die Kreuzung, an der wir auf den Yellowhead-Hwy Richtung Jasper abbiegen. Nach Hinton müssen wir nicht, da es dort ja kein Wasser gibt.
Am Eingangstor zum Jasper NP kaufen wir gleich die Jahreskarte für 136 C$/=91€ (analog dem US 'America the Beautiful' Pass für 80 US$), mit der wir nun 12 Monate in alle kanadischen NPs unbegrenzt lange und kostenlos Zutritt haben. Bei Tageseintritten von über 10C$/Pers. rechnet sich das auf jeden Fall.
Nach ca. 7 km biegen wir ab auf eine 12 km lange Serpentinenstraße tief in den Park bis zu den Miette Hot Springs. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee. - Hier ist schon richtig Winter. - Die Miette Quellen sind wie ein Schwimmbad aufgebaut, es gibt 2 kleine und 2 größere Becken. Die kleinen sind geschlossen bzw. sind eiskalt, für zwischendurch zum Abkühlen sind sie OK, während die großen Becken beide die gleiche Temperatur, nämlich 39°C, haben. Die Temperatur schwankt tagesabhängig immer etwas, je nachdem wie heiß das Wasser aus dem Untergrund sprudelt. Da das Wasser in den Schwimmbecken nicht nach Schwefel riecht, wie bei den Liard Hot Springs, vermuten wir, dass das Badewasser mittels Wärmetauscher aufgeheizt und man dadurch vom Schwefelgeruch verschont wird.
Wir tummeln uns umgeben von Schneebergen, Eiszapfen am Dach der Gebäude und 15 cm Schnee auf den Kiosk-Tischen eine geschlagene Stunde in dem angenehmen Wasser, bevor wir mit schrumpeligen Händen und Füßen noch eine heiße Dusche im Innenbereich genießen. Kosten 7,05C$ (4,70€)/Pers, was der Spaß und die aufwändige Anlage auf jeden Fall wert sind.
Gut gar gekocht und von innerer Wärme strahlend fahren wir wieder zurück und aus dem NP hinaus und gleich nach 2 km auf einem kleinen, matschigen, engen, mit Schlaglöchern übersäten Feldweg ein Stück in den Wald hinein. Schon auf der Herfahrt haben wir diesen Platz aus der iOverlander-App kurz besichtigt und wissen daher, dass es hier einige Plätze zum Stehen gibt. Da der versteckte Platz außerhalb des NPs liegt, ist Freistehen kein Problem. Innerhalb des NPs darf man nur auf ausgewiesenen Campgrounds stehen, die 15-32 C$/Nacht kosten, wobei allerdings schon über die Hälfte ab Ende September geschlossen sind. Wir werden auch in den nächsten Tagen auf kurzen Strecken aus den NPs hinausfahren und versuchen, außerhalb Stellplätze zu finden.
Nach dem Einparken wird gleich eingeheizt und das innere Kraftwerk mit Elchgulasch und Reis angeheizt.
Übernachtungsplatz:
Freistehen außerhalb Jasper NP, Yellowhead Hwy, GPS: 53.227279, - 117.827239, enge Einfahrt, großer Platz im Wald vor einer Felswand, direkt vor dem NP-Eingang, empfehlenswert
Mo. 30.09.19
In der Nacht hatten wir einen klaren Sternenhimmel, weswegen es auch heute Morgen noch bitterkalt ist. Der Platz liegt im Felsschatten, daher können wir nicht darauf warten, dass die Sonne die Temperaturen hochtreibt. Mit viel Ächzen und Stottern bekommen wir den Diesel zum Laufen. Da qualmt es ganz schön.
Als wir auf den Hwy kommen und nach 2 km wieder durchs Eingangstor in den Jasper NP einfahren, ist die Sicht auf die Berge herrlich klar bei wolkenfreiem blauen Himmel. Hammermäßig!
Dementsprechend schön sind die Ausblicke auf den nächsten knapp 70 km Richtung Jasper - einfach genial!
Unterwegs sehen wir schon von weitem einen kleinen Stau. Verantwortlich dafür ist eine kleine Herde Dickhornschafe. In aller Seelenruhe fressen sie am Straßenrand und gehen auf die Fahrbahn, um Salz vom Asphalt zu lecken. Sie wissen ganz genau, dass der Verkehr sich um sie herum schlängeln wird und dass auch laute LKWs keine Gefahr für sie sind. Wildlife, aber halt auch nicht mehr so richtig, eher wie in einem Freiluftgehege.
Kurz vor Jasper biegen wir in die Oneway-Route zum Maligne Lake ab, vorbei am Maligne Canyon. Wir wollen den Canyon, den der Maligne River ins Gestein gefressen hat, besichtigen nachdem wir bis zum Ende der 44 km langen Stichstraße zum Maligne Lake und wieder zurück gefahren sind. Unterwegs kommen wir am Medicine Lake vorbei und eine weitere Herde Dickhornschafe verursacht eine Unterbrechung des Verkehrsflusses, da natürlich alle aus nächster Nähe fotografieren wollen. Das Wetter ist so herrlich, dass man sowieso sehr gemütlich auf der schmale Straße unterwegs ist. Kurz vor Erreichen des Maligne Lakes entdecken wir noch eine junge Elchkuh beim Ausruhen am Waldrand.
An solch einem sonnigen Tag, ohne jegliches Wölkchen am tiefblauen Himmel, kann das Panorama am Maligne Lake schöner nicht sein, oder?!
Als wir vom Lake wieder den Rückweg antreten, hat die Elchkuh beschlossen, zwischendurch etwas Salz zu schlecken. Und wo kann man das am besten machen? Natürlich den weißlichen Belag von den Touristenautos lecken. Die beiden Damen in dem Auto sind nicht schlecht erstaunt, als eine ausgesprochen lange Zunge durchs offene Fenster kommt und beinahe die Kamera bei der Nahaufnahme erwischt. Laufende Autos und unser lauter Lkw rundherum bringen die Kuh nicht aus der Ruhe. Da ist kein Fluchtreflex mehr vorhanden, zur Freude der Touris.
Auf der restlichen Strecke können wir die Panoramen nochmal aus der entgegengesetzten Richtung genießen. 10 km bevor wir wieder den Maligne River überqueren und auf den Hwy nach Jasper einbiegen, kommen wir nochmal am Maligne Canyon vorbei. Da es aber inzwischen später Nachmittag ist, beschließen wir, nicht mehr in den schattigen Canyon abzusteigen, sondern diese Aktion auf Morgen zu verschieben.
Wir durchqueren das Touristenstädtchen Jasper und fahren den Hausberg „The Whistlers“ hoch bis zur Talstation der Seilbahn. Als wir dann aber den Preis von 79C$/Pers sehen und dafür nur ein paar hundert Höhenmeter überwinden, winken wir ab. Da ist die Seilbahn aufs Hochhoch im Montafon deutlich höher und länger. Und das hier soll die längste und höchste Seilbahn Kanadas sein? Von der „Gipfelstation“ kann man nochmal 300 m zu Fuß aufsteigen, aber bei der Witterung zur Zeit ist das sowieso nicht machbar. Wir vergleichen die Aussicht von der Talstation aus übers Tal und Jasper mit den Fotos in den Prospekten und stellen fest, dass man von ganz oben auch nicht mehr zu sehen bekommt. Wir sehen uns noch kurz in dem kleinen Gift-Shop um, kaufen einen Jasper NP-Aufkleber und sehen schon im Hinausgehen noch ein weiteres Souvenir: Ein süßer Plüsch-Dickhornschaf mit Hörnern als Trophäe in unser Mobil.
Als wir wieder vom Berg runter sind, überlegen wir wo wir heute nächtigen wollen. Wir fahren dann aus dem Jasper NP hinaus und zwar Richtung Westen zum Mt. Robson (höchster Gipfel der kanadischen Rocky Mountains mit 3954 m Höhe) bzw. dem dazugehörigen Park. Das sind nochmal 100 km, aber gute Straße, das schaffen wir in 1,5h.
Die Bergwelt ist auf dieser Strecke nicht ganz so bombastisch wie direkt im Nationalpark, aber der eine oder andere Berg ist doch imposant. Bevor wir den Mt. Robson Park erreichen, kommen wir noch am historischen Yellowhead-Pass vorbei.
Nach fast 90 km erreichen wir am Ende des Parks dann endlich den Viewpoint zum Mt. Robson. Freier Blick und gut ausgeleuchtet durch die Nachmittagssonne steht er da. Und auf der Wiese zu seinen Füßen grast ganz gemütlich ein Schwarzbär.
Als wir endlich am Stellplatz etwas außerhalb des Parks auf public land ankommen, liegen die Berge um den Mt. Robson, auf den wir von hier einen tollen Blick haben, noch in der Sonne. Der Platz selbst ist schon recht schattig. Die Temperatur zieht deutlich an, so dass wir auf ein Lagerfeuer verzichten.
Als die Sonne untergeht verzaubert das Abendrot nochmal die Aussicht. Wir können uns an dem Schauspiel nicht sattsehen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen außerhalb Mt. Robson Park, Yellowhead Hwy, GPS: 52.986705, - 119.312853, kleiner Platz für max. 2-3 Fahrzeuge, enge Einfahrt, absolut genialer Blick auf Mt. Robson und dazugehöriges Massiv, sehr empfehlenswert
Hier wieder die Kartenübersicht der 63. und 64. Woche mit den gewählten Stellplätzen:Kanada_2019_Sept_2
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