Sa. 18.04.20
Nicht weit, schon im nächsten kleinen Dorf, können wir wie geplant an einem Minisupermarkt das Handy aufladen. Gleich nach der Aktivierung kommen dann diverse Emails und Socialmedia-Nachrichten rein.
Als ich die neue Condor-Email lese bin ich zuerst perplex, denn in dieser heißt es, dass der 'gestrichene' Flug am 02.05.2020 nun doch stattfindet. Ja watt denn nu? Jetzt sollten sie sich aber mal entscheiden.
Bevor wir weiterfahren, müssen wir das klären. Also rufen wir wieder mal bei der Hotline an und nach der aufwändigen Verifizierung meiner Person schaut der Mitarbeiter ins System und bestätigt mir, dass der Flug gecancelled wurde. Ich erzähle ihm also nochmal (die Hotline scheint in einem osteuropäischen Land zu liegen), dass in der heute erhaltenen Email das Gegenteil erzählt wird. Nachdem er daraufhin erneut das System checkt, hat auch er dann die frohe Botschaft gefunden und bestätigt die Reaktivierung. Hm, so langsam ärgert uns das Hin und Her, und wir beschließen nach hinten ins Haus zu klettern und direkt über KLM zu buchen und den Condor-Flug zu stornieren.
Als wir bei KLM buchen wollen, sehen wir, dass die ursprünglich geplanten Flüge am 24.04.20 nun inzwischen schon das Doppelte kosten. Der nächste „günstige“ Flug von Tijuana nach Amsterdam mit 4 h Aufenthalt in Mexico-City ist am 29.04.20 und kostet pro Person wieder knapp über 1000 US$. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Flug mit KLM klappt ist hoch, bei Condor 2 Tage später eher wackelig. Aber unterm Strich 600 € mehr zu bezahlen, ist schon heftig. Auch müssen wir dann das Fahrzeug im Freien auf einer Ranch in Mexiko abstellen. Dort ist es zwar sicher, aber in den Sommermonaten ist es der Hitze voll ausgesetzt. 100 km mit dem Taxi nach Tijuana, 3 h Flug nach CDMX, 4 h Aufenthalt, Ankunft in Amsterdam nach 14 h Flug um 18h und noch weit entfernt von zuhause. Der Direktflug von Phoenix nach FFM dauert nur 14 h und von dort sind wir nach 2,5h daheim. Und beim Flug zurück nach Mexiko hätten wir den ganzen Heckmeck mit Amsterdam und Tijuana noch einmal.
Wir müssen nicht unbedingt schnell nach Hause, es kommt auf 1-2 Wochen nicht an. Deshalb stoppen wir die ganze Aktion. Wir wollen vorerst mal abwarten. Natürlich ist es aktuell nicht so toll zu reisen, da alles geschlossen ist, aber es zwingt uns ruhiger zu werden. Außerdem haben wir so ausreichend Zeit, die Dokumentationsrückstände aufzuarbeiten.
Die weitere Fahrt nach Puerto Peñasco führt zu Anfang noch durch Weinanbaugebiet und Spargelfelder, aber dann nur noch durch trockene Halbwüste, vorbei an Salzpfannen und immer mehr durch Sanddünen. Da fällt dann jedes Blümchen auf.
Ca. 30 km vor Puerto Peñasco stehen, in ein paar Kilometern Entfernung von der Hauptstraße, in großen Abständen halbfertige Rohbauten von Luxusstrandhotels, an denen wohl gerade nicht weitergebaut wird. Wir probieren verschiedene Sandstraßen aus Richtung Strand, aber alle möglichen Zugänge sind inzwischen Privatgelände und versperrt. Ein Wachmann lässt uns an den nahen Strand fahren, aber über Nacht stehen dürfen wir nicht. Da wir evtl. noch einkaufen wollen und noch ca. 150 km Strecke bis zum geplanten Ziel haben, gehen wir nicht baden, sondern fahren gleich weiter.
Als wir dann an Puerto Peñasco vorbeikommen, sehen wir schon von weitem die Corona-Sperren, die das Städtchen weiträumig abriegeln. Wir brauchen nichts Dringendes und fahren flott an den Sperren vorbei weiter nach Norden.
Unser Ziel ist ein einsam gelegener Platz hoch über dem endlosen Sandstrand mit herrlichem Blick übers Meer. Dazu müssen wir nochmal ca. 113 km hinter uns bringen, aber die Straßen sind in gutem Zustand, so dass wir zügig vorankommen und in spätestens anderthalb bis zwei Stunden am Ziel sein sollten.
Als wir ankommen ist, wie erwartet, der Platz komplett leer und wir können uns ganz nach vorne quer zwischen die Palapel (Schilfhütten) stellen. Es weht eine angenehme Brise, die die Hitze des Tages wegbläst.
Jetzt haben wir mächtig Hunger, gab es unterwegs ja keine Möglichkeit, an einem Straßenstand etwas Leckeres zu futtern. Nur je einen Müsliriegel gab es auf der Tour. Marion fängt gleich an zu kochen: Ein großer Topf Tomatensoße mit Sojaschnetzeln.
Jetzt erst mal runterkommen – Oohhhmmmm - und dann machen wir es uns draußen gemütlich und warten bis die Sonne im Meer versinkt. Die Bergkuppen am Horizont sind schon im Norden der Baja California auf der anderen Seite des Golfs von Kalifornien.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Golf von Kalifornien, GPS: 31.542959, -114.266882, großer Platz, gigantischer Ausblick, totale Ruhe bis auf das ferne Wellenrauschen, miserables Telcel-Netz, sehr empfehlenswert
So. 19.04.20 – Mi. 22.04.20
So: Der Platz ist sehr ruhig, die Aussicht toll, nur leider etwas zu weit vom Wasser entfernt. Hier bleiben wir ein paar Tage stehen, arbeiten soviel wie möglich an der Homepage und relaxen. Das mit unseren Heimflügen, befürchten wir, wird sich sowieso noch etwas hinziehen. Wenn auf der Baja Norte die Dörfer und Städtchen dicht machen, wird es auch dort schwierig, problemlos zu reisen bzw. schöne Stellplätze zu finden.
So gegen 11 Uhr beschließt Marion, einen Weg den steilen Hang hinunter zum Strand zu suchen.
Gerade als sie 15 min weg ist, schaue ich zum Fenster raus und sehe eine große Schule Delphine im Wasser jagen und herumtollen. Auch Marion hat sie von unterwegs gesehen und ist gleich umgedreht, um mich zu informieren. Über eine Stunde können wir schön von oben beobachten, wie die ca. 15-20 Tiere immer wieder in relativer Strandnähe in kleinen Gruppen vorbei schwimmen, abtauchen, aus dem Wasser springen und einfach Spaß haben. Es ist schade, dass es so weit und steil bis zum Wasser ist, sonst würden wir unser Kajak aufblasen und zu den Tier hinaus paddeln. Mit bloßem Auge sind die Delphine doch recht weit weg, aber mit ausgefahrenem Zoom kann man sie schön durchs Wasser tollen sehen.
Heute ist es nicht ganz so heiß, es weht ein konstanter Wind, und wenn man draußen sitzt sucht man unweigerlich ein windstilles Plätzchen im Lee des Moppels.
Wie immer genießen wir den Sonnenuntergang von unserer Toplage aus. Die Farben sind unglaublich, so dass man meint, auf der Linse sei ein Farbfilter.
Mo: Leider sehen wir heute nur zwei einzelne Delphine, die im Laufe des Tages vorbei schwimmen. Dafür aber haben wir eine Schlange vor die Linse bekommen. Als ich unsere Trockentoilette im nahe gelegenen Plumpsklohäuschen entsorgen will, störe ich die etwas mehr als daumendicke, ca. einen halben Meter lange Schlange an ihrem Schattenplatz direkt vor dem Toilettensitz. Nach dem ersten Schreck öffne ich nochmals vorsichtig die Türe und die Schlange flüchtet mit überraschend hoher Geschwindigkeit durch den Sand. Sie stoppt nochmal kurz um zu schauen, ob ich ihr folge und versteckt sich dann in einem trockenen Busch. Gottseidank hat die Schlange mehr Angst vor mir als ich vor ihr.
Als ich nach ein paar Minuten mit der Kamera zurückkomme, versteckt sie sich immer noch im Busch. Dann komm ich ihr wohl doch zu nahe und sie flüchtet. Ich habe Glück, sie stoppt mehrfach, um sich zu vergewissern, dass ich ihr nicht folge, so dass ich doch noch ein paar Aufnahmen schießen kann. Danach verschwindet sie in einem großen Busch, aus dem sie auch nicht mehr hervorzulocken ist, als Marion dazukommt, um sie sich auch noch anzusehen. Schade. - Die Echse ist nicht ganz so scheu, muss sie doch ab und zu ihre Fußsohlen heben vom heißen Sand und sie regelmäßig kühlen – sieht jedenfalls danach aus.
Wir müssen noch die in der Meeresbrise superschnell getrocknete Wäsche abhängen und dann ist auch schon bald wieder Sundowner-Zeit.
Di: Die halbe Nacht hat die Bude gewackelt, so blies der Wind vom Landesinneren Richtung Meer. Auch den ganzen Morgen geht das so weiter, so dass wir heute nicht auf Durchzug machen können. Das Fenster auf der Lee-Seite muss zu bleiben, sonst haben wir wieder ruckzuck eine feine Sandschicht im Mobil. Wir haben ja gerade erst die letzte Nacht entstandene Schicht entfernt. Einmal putzen reicht.
Mi: Gestern kam die Nachricht, dass die Grenze USA-Mexiko weiterhin geschlossen bleibt und zwar vorerst bis mindestens 20.05.20. Weitere 4 Wochen also. Somit haben wir momentan keine Möglichkeit, nach Phoenix/Arizona zu kommen und vermutlich wird auch der 'noch' aktive Flug am 02.05.20 mit Condor nicht stattfinden. Beim Frühstück diskutieren wir ausführlich, ob wir das Fahrzeug doch auf einer Ranch hier in Mexiko unterbringen, die 100 km nach Tijuana fahren und den 600 € teureren KLM-Flug nach Amsterdam nehmen sollen. Aber da in Deutschland das Wetter im Mai noch kein Badewetter ist und zum anderen Corona das Land noch fest im Griff hat, so dass wir während des Heimaturlaubs fast nichts unternehmen können, entscheiden wir uns zunächst, weitere 4 Wochen in Mexiko an ausgewählten Spots, möglichst einsam, stehen zu bleiben und mit etwas Glück dann Ende Mai in die Heimat zu fliegen.
Heute bleiben wir hier noch stehen, machen die Homepage soweit fertig, dass das Jahr 2019 endlich abgeschlossen wird, und Morgen fahren wir nach Mexicali zum Einkaufen, Wasser tanken und große Wäsche waschen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Golf von Kalifornien, GPS: 31.542959, -114.266882, großer Platz, gigantischer Ausblick, totale Ruhe bis auf das ferne Wellenrauschen, miserables Telcel-Netz, sehr empfehlenswert
Do. 23.04.20
Schon vor dem Frühstück zum Sonnenaufgang können wir wieder eine Delphin-Schule in der Ferne beobachten. Wenn nicht der Kühlschrank und das Trinkwasser fast leer wären, sollte man heute trotz der Hitze das Kajak hinunter schleppen und versuchen, Kontakt aufzunehmen. - Beim nächsten Mal dann.
Neben der Hitze haben wir seit zwei Tagen auch ein massives Fliegenproblem. Es kann sich zwar noch nicht ganz mit dem Aufkommen wie bei unserem Freund Drews in Australien messen, aber es sind inzwischen so viele, dass draußen sitzen nicht mehr schön ist. Auch eine Armada große geflügelte Ameisen hat sich auf unserem Dach niedergelassen und entert unser Wohnzimmer, vor allem abends und nachts, wenn unsere Lampen oder der Laptopbildschirm die einzigen hellen Quellen in weitem Umkreis sind. Die Biester finden immer wieder ein Schlupfloch und krabbeln dann überall herum.
So ist der Abschiedsschmerz heute Morgen nicht ganz so heftig, von diesem sehr ruhigen, einsamen Spot mit herrlicher Aussicht, den wir wirklich sehr genossen haben.
Als wir in ca. 40 km in Golfo de Santa Klara vorbeikommen, ist auch dieses Dorf gleich vorne an der Zugangsstraße von der lokalen Polizei wegen Corona gesperrt. Wir wollen ja nicht rein, deshalb parken wir am Straßenrand in der Nähe ein, da wir hier endlich mal wieder super Netz haben, das wir dann auch für einen ausgedehnten Skype-Call mit der Heimat nutzen.
Die restlichen 150 km bis Mexicali führen am Nordende des Golfo de California vorbei. Hier stehen noch viele alte Werbetafeln für 'tolle' Beachgrundstücke. Das ist allerdings alles Vergangenheit, inzwischen ist nichts mehr mit tollem Sandstrand. Dort wo früher noch Wasser war, gibt es nur noch versalzenen Sand und trockenes Marschland, und die Regenfälle im Winter spülen riesige Canyons in die Landschaft Richtung Meer.
Ab Colonia de Maria brettern wir auf dem Hwy#5 nach Norden direkt ins Herz von Mexicali.
Unterwegs sehen wir noch eine etwas heruntergekommene Baumwollfabrik. Man nicht einmal erkennen, ob hier noch gearbeitet wird, obwohl etliche Ballen rumliegen. - Es ist einfach zu heiß für einen Stopp und so fahren wir weiter.
Wir machen kurz auf dem Walmart-Parkplatz Halt, um die Originalpässe aus dem Safe zu holen und fahren dann die restlichen 5 km zur USA-Grenze. Da wir ja so nah an der Grenze vorbeikommen, wollen wir es einfach nochmal versuchen, denn bis zum 2. Mai, dem Termin unseres theoretischen Heimflugs, ist ja nicht mehr lange hin.
Einmal eingefädelt gibt es kein zurück mehr. An der ersten Kontrolle werden unser Pässe kontrolliert, die Fahrzeugdaten erfasst und dann, mit einem Hinweiszettel an der Frontscheibe, geht es zur Fahrzeugkontrolle. Soweit sind wir letztes Mal in Nogales nicht gekommen, und wir schöpfen schon etwas Hoffnung.
Als wir zur Kontrolle eingeparkt haben und nach ein paar aufklärenden Sätzen, woher/wohin und warum, geht einer der Grenzer mit unseren Pässen nochmal ins Gebäude zurück. Als er zurückkommt, stirbt unsere Hoffnung, denn wir bekommen die gleiche Erklärung wie schon vor zwei Wochen, und dass wir zurück nach Mexiko müssen. Freundlich aber doch sehr bestimmt bekommen wir außerdem noch die klare Ansage, dass wir vor dem 31.05.20 nicht mehr versuchen dürfen, über die Grenze zu kommen, sonst würde unser B2-Visum verfallen. Beim letzten Versuch, die Grenze zu überqueren, wurden wir registriert und dieser erneute Versuch heute, wird als Versuch verstanden, das 'System' bzw. aktuelle Regeln vom Oberboss zu umgehen.
Wir drehen also um und werden dann von den mexikanischen Grenzern freundlich, aber ausführlich kontrolliert, obwohl wir ja erst vor 20 min in die andere Richtung vorbeigefahren sind. Heute wird zum ersten Mal der Drogenhund nicht nur ums Fahrzeug herum geführt, sondern auch in unser Wohnzimmer hochgehoben. Natürlich haben sie nichts gefunden und so dürfen wir dann nach 30 min auch wieder zurück in die Stadt fahren.
Nach einem ausführlichen Einkauf im Walmart, Vorräte aufstocken für mindestens 2-3 Wochen, fahren wir weiter zu einem Soriana-Hiper. Der Parkplatz am Walmart ist zu klein und komplett von stark befahrenen Straßen umgeben, also definitiv nicht geeignet zum Übernachten.
Bevor wir am Soriana für die Nacht einparken, fragen wir den einsamen Mitarbeiter an der Autowaschanlage an der Ecke des Geländes, ob wir bei ihm Stadtwasser tanken können. Er zeigt uns den Wasserhahn und wir lassen gut 400 L in die Tanks laufen. Wir geben ihm 50 Pesos Trinkgeld, obwohl er eigentlich nichts haben will.
Im Soriana Supermarkt schauen wir noch nach dem Rest auf unserer Einkaufsliste; Walmart hatte nicht alles.
Wir überlegen hin und her, wie wir nun weiter verfahren sollen. Vor Juni kommen wir definitiv nicht in die USA rein und dann ist immer noch fraglich, ob die Grenze für Touristen schon offen ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass auch in 4 Wochen der Höhepunkt der Pandemie weder in den USA noch in Mexiko erreicht sein wird. Das zieht sich sicherlich noch eine Weile hin.
Wir treffen die Entscheidung, auf einen Flug mit KLM umzubuchen von Tijuana über Mexiko-City/CDMX nach Amsterdam und den Condor-Flug ab Phoenix/USA nun final zu stornieren. Es gibt nur noch einen bezahlbaren Flug bei KLM am 10.05.20, sonst kosten die Flüge bis Ende Juni das doppelte. Eigentlich wollen wir nur Einfachflüge nach Hause buchen, das will KLM aber nicht, deshalb sind einzelne Flüge, also nur Hinflug, fast so teuer wie der Hin-und Rückflug für zwei Personen zusammen. Echt schräg! Also buchen wir gleich noch einen Rückflug am 7. September mit dazu.
Nach dieser Buchungsgeschichte ist es schon zu spät, um noch zu einer Wäscherei zu fahren. Außerdem haben wir wegen der immer noch herrschenden Hitze keine Lust wieder loszuziehen. Wir hatten tagsüber um die 37°C im Schatten und auch jetzt, nachdem die Sonne untergegangen ist, fällt das Thermometer nicht unter 30°C.
Draußen läuft ein Wachposten über den Parkplatz und wir klären mit ihm offiziell ab, ob wir über Nacht stehen bleiben dürfen. Er sieht da kein Problem, und so ist auch gleich jemand hier, der 'ein Auge' auf uns hat.
Wir schauen Filme bis nachts um halb eins, erfrischen uns kurz unter der Außendusche und versuchen in der Hitze der Nacht wenigstens etwas Schlaf zu finden.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Soriana-Parkplatz, Mexicali, GPS: 32.622582, -115.407277, wegen COVID-19 ist die benachbarte Mall geschlossen, deshalb wenig los auf dem Parkplatz, trotzdem sehr laut da mitten in der Stadt, eingeschränkt empfehlenswert.
Fr. 24.04.20
Wegen des Verkehrs ist die Nacht gegen 5 Uhr vorbei und wir wachen langsam und erschlagen von der Hitze und dem Lärm wieder auf. Noch vor dem Frühstück fahren wir zur Wäscherei und geben einen großen Berg Wäsche ab. Wir bekommen die Zusage, dass alles bis 12 Uhr fertig ist. Jetzt haben wir Zeit und können, zurück auf dem Parkplatz, in aller Ruhe frühstücken.
Als wir gegen Mittag dann zur Wäscherei fahren – alles fertig gewaschen und zusammengelegt, ist es schon wieder affig heiß. Danach fahren wir noch zum Home Depot-Baumarkt, um eine große Abdeckplane für unseren Moppel zu kaufen. Wir haben ja die Zusage von Raúl von der Bellota Ranch im Westen der Baja Norte, dass wir unser Fahrzeug auf seiner Ranch abstellen dürfen. Da aber kein Platz in der Scheune ist, steht unser Moppel im Freien und wird der extremen, mexikanischen Sommersonne ausgesetzt sein. Die Abdeckplane soll wenigstens ein bisschen Schutz bieten. - Wegen Corona darf man auch hier nur alleine rein, und wegen der Vereinzelung steht schon eine riesige Schlange andere Wartende davor. Aber es hilft nichts, wir brauchen die Plane. Nach einer halben Stunde darf ich dann endlich auch mal rein und finde dann auch schnell das Gesuchte. Jetzt aber nichts wie raus aus der Stadt und weiterfahren, damit wenigstens der Fahrtwind etwas kühlt.
Als wir südlich von Mexicali wieder auf der #5 fahren, sehen wir nach 30 km an einem Mini-Supermarkt einen Pickup stehen voll mit kleinen Orangen und Zitronen. Da wir ja Zeit haben, kaufen wir gleich wieder einen Sack der leckeren süßen Früchte. Ich freue mich schon auf den morgendlichen, frisch gepressten Saft.
Nach über hundert Kilometern Richtung San Felipe biegen wir nach Westen ab und hoffen, zügig in die zentralen Berge zukommen, wo die Temperaturen ein bisschen angenehmer sind.
Auch auf dieser Seite des Golfs fahren wir an endlos langen, nahezu ausgetrockneten und infolgedessen wegen des Salzes weiß glänzenden ehemaligen Strandlandschaften vorbei.
Gleich nach dem Abbiegen auf die Route #3 müssen wir wieder einmal eine Militärkontrolle über uns ergehen lassen. Die Jungs sind eher neugierig, als dass sie ernsthaft bei uns nach Waffen und Drogen suchen.
Die nun folgenden 50 km sind auf beiden Seiten der Straße gesäumt mit abertausenden Kakteen und Ocotillos. Wir überlegen, wieder mitten in die Wildnis zu fahren und dort zu übernachten, aber hier, immer noch auf Meeresebene, ist es noch so heiß, dass wir die Idee verwerfen. Ich kann Marion dazu überreden, noch etwas durchzuhalten, bis wir in die kühleren Berge kommen.
Als wir in San Matías vorbeikommen, sind wir schon auf über 900 m und die Luft ist spürbar angenehmer. Am Berghang hinter dem Dorf sehe ich eine Schotterstraße, die noch weiter hoch führt. Mal schauen, ob wir da nicht ein schönes Plätzchen finden. Leider liegen diese Wege innerhalb einer Ranch, aber westlich des Dorfes und außerhalb des eingezäunten Ranchgeländes gibt es reichlich Platz und befahrbare Wege durch Büsche und Kakteen. Wir parken ein, holen die Stühle und eine kühles Feierabendbier raus und genießen die angenehmen Temperaturen im Schatten bei leichtem Wind.
In Dorfnähe fahren immer mal wieder Pickups herum, aber keiner in unsere Richtung. Hier werden wir hoffentlich eine ruhige, kühle Nacht verbringen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen außerhalb von San Matías, GPS: 31.327896, -115.548441, viel Platz, sehr ruhig, kein Telcel-Empfang. Nach dem Frühstück erklärt uns ein älterer Dorfbewohner, dass wir wohl doch auf Privatgelände stehen, deshalb: Nicht empfehlenswert.
Sa. 25.04.20
Da es so ein toller Standort ist, wollen wir trotz fehlender Internetanbindung mindestens den heutigen Samstag hier verbringen. Aber kurz nach dem Frühstück taucht ein älterer Dorfbewohner auf und erklärt uns, dass das Gelände privat ist. Wir glauben ihm nicht so wirklich, sind eher der Meinung, dass sie uns Fremde hier momentan nicht haben wollen wegen Corona. Aber egal warum, wir sind in diesem schönen Land die Gäste und gehen auf die Menschen hier ein. Wir entschuldigen uns bei ihm, wollten niemanden belästigen, und versprechen ihm zusammen zu packen und spätestens in einer Stunde weg zu fahren. Damit gibt er sich zufrieden und zieht von dannen. Also doch kein Ruhetag.
Wir fahren die Route#3 weiter Richtung Ensenada und halten Ausschau nach weiteren Stellmöglichkeiten. Wir haben den einen oder anderen 'Notplatz' gesehen, also, wenn man schon bei hereinbrechender Nacht eine schnelle Lösung braucht, aber um dort einen ganzen Tag oder länger zu verbringen sind sie nicht geeignet. Es gibt zwar immer mal wieder offene Tore oder Cattleguards und man könnte in die Wildnis der riesigen Ranches fahren, aber wir scheuen uns immer noch, einfach so, bewusst, auf Privatgelände zu fahren, auch wenn uns dort vermutlich niemand stören würde.
Auf der Fahrt durchs Zentrum der Baja Norte kommen wir durch wunderschöne Landschaften, besonders da im Moment alles in der Frühlingsblüte steht.
Unterwegs haben wir wohl auch mal kurz Netzanbindung und als wir die Emails checken, finden wir eine Mail von Raúl vor, in der er uns mitteilt, dass er uns leider absagen muss, da er die Ranch wegen Corona inzwischen schließen musste. So ein Mist!!! - Wir sind so froh gewesen, diese zwar nicht optimale Lösung gefunden zu haben, weil wir von der Ranch aus ja noch 100 km im Taxi zum Flughafen fahren müssen. Wir suchen ja schon eine ganze Weile nach einer geeigneten Storagemöglichkeit für unseren Moppel, haben bisher im Internet jedoch von Tijuana bis hinunter nach Ensenada keine Alternative gefunden. Sch....eibenkleister!
Als wir uns auf der Anfahrt nach Ensenada befinden und wieder vollen Netzempfang haben, versuchen wir Raúl auf dem Handy zu erreichen, was uns leider nicht gelingt.
Bevor wir weiter planen können, müssen wir für unser Storage-Problem eine Lösung haben. Wir fahren zu einem riesigen Supermarktkomplex, wo es neben Costco, Soriana und Walmart noch andere Märkte gibt, und der Parkplatz entsprechend riesig ist. Hier gibt es gegen den Hunger zuerst einmal zwei Burger mit Fritten vom BurgerKing, und dann starten wir noch einmal eine umfassende Internet-Recherche. Wir rufen RV-Parks, Boat-Storages, Campingplätze, usw. an, bekommen aber immer nur negative Auskünfte.
Es ist Samstag und so macht es keinen Sinn, Morgen schon nach Tijuana hochzufahren, sondern erst am Montag. Dann müssen wir vor Ort oder im weiteren Umkreis eine Storage-Lösung finden.
Wir schreiben Raúl, den wir immer noch nicht erreichen können, eine Email mit der Bitte, ob er nicht doch eine Lösung für uns bzw. unseren Moppel hat. Wir wollen ja nur unser Fahrzeug bei ihm unterstellen und nicht als Ranchgäste Urlaub bei ihm machen.
Arg weit fahren wollen wir heute nicht mehr, deshalb suchen wir uns als Ziel das ca. 40 km südlich an der Küste liegende La Bufadora aus. Das Dörfchen ist beliebt bei Touristen wegen seiner tollen Küste. Besonderes Highlight ist allerdings ein Loch im Fels, durch das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen die heranrollenden Wellen in einer Fontäne nach oben spritzen. Wir kämpfen uns über die Bergkuppen und haben von dort eine phantastische Sicht auf das dem Hafen vorgelagerte Meeresbecken. Hier liegen einige Kreuzfahrtschiffe wegen Corona in Wartestellung und in Küstennähe gibt es große Netzrondelle für die Fischzucht im freien Meer. Wir fahren die Serpentinen hinunter nach La Bufadora. Unten angekommen müssen wir leider feststellen, dass hier der totale Touristennepp herrscht, auch wenn aktuell kaum was los ist. Wir fahren so weit wie möglich durch die Ballermannmeile, enttäuschen all die Händler links und rechts der schmalen Straße, weil wir nichts kaufen und auch nicht einparken wollen bzw. können. Es geht ziemlich eng her und irgendwann haben wir dann keine Lust mehr und drehen um. Somit haben wir auch die Fontäne verpasst. Aber wir haben den Kopf voll mit anderen Sorgen.
Auf der Bergkuppe gibt es einige Campingspots, wo auch wir einparken könnten. Man hat zwar eine schöne Aussicht, aber die lässt man sich hier auch bezahlen. Wir fahren nochmal ein Stück zurück Richtung Ensenada und dann nochmal über den Berg auf einer ausgewaschenen Schotterstraße Richtung eines anderen Campground in einer abgelegenen Bucht. Dessen Zufahrtsstraße ist aber schon oben am Berg wegen Corona gesperrt, so dass wir uns entscheiden müssen, wo wir es jetzt versuchen sollen. Wir könnten ganz runter zu einem Fischerhafen fahren auf der von Ensenada abgewandten Seite und dort fragen, allerdings stellen wir fest, dass auf dieser Hangseite das Internet wegbricht, oder wir fahren den Hang Richtung Ensenada wieder zur Hälfte hinunter, wo wir einen schönen Platz gesehen haben mit toller Aussicht auf die Strandbucht von La Yoha und vor allem gutem Netz.
Keine Frage, es wird der Platz auf halber Hanghöhe. Wir setzen uns gleich raus und genießen die Aussicht und die angenehmen Temperaturen. Ein paar Fliegen und Käfer sind etwas lästig, aber man kann nicht alles haben.
Während wir so die Aussicht genießen, kommt eine Antwortmail von Raúl rein. Er hat nochmal erläutert, dass er sich an die behördlichen Vorgaben halten will und auch sich und seine Familie schützen will. Er will uns aber trotzdem helfen und bietet uns nochmal an, unser Fahrzeug unterzustellen. Wir können ihn auch die nächste halbe Stunde telefonisch erreichen, was wir auch gleich nutzen. Wir können ihn beruhigen ihn, dass wir gesund sind und auch keinen Kontakt mit den wohl infizierten amerikanischen Grenzern hatten (wo das Gerücht herstammt wissen wir nicht). Er meint dann, dass alles kein Problem sei, seine Ranch ist riesengroß und wir können uns am kommenden Mittwoch irgendwo niederlassen und in den umliegenden Bergen wandern. Wir sind herzlich willkommen. Er wird uns dann auch ein Taxi organisieren, das uns zum Flughafen bringt, und er hat auch schon einen Platz auserkoren, schön schattig unter Eichen, wo unser Fahrzeug zusätzlich gegen die Sonne geschützt ist. Nachdem wir 15 min mit ihm telefoniert haben, ist unsere Welt wieder im Lot. Jetzt ist uns gerade ein großer Stein vom Herzen gefallen. Klonk!
Heute müssen wir auf jeden Fall noch bis 23 Uhr aushalten, dann ist es in Deutschland morgens 8 Uhr, und da mein Vater Morgen seinen 80sten Geburtstag hat, wollen wir gleich zum Frühstück, noch bevor der „Telefonterror“ losgeht (wegen Corona fällt dieses Jahr jegliche Festivität aus), eine ausgiebige Skype-Session machen.Wir rufen gegen 23:30 Uhr an und telefonieren bis weit nach ein Uhr nachts.
Jetzt können wir ruhig schlafen – alles gut.
Übernachtungsplatz:
Freistehen oberhalb La Joya, GPS: 31.711910, -116.678096, toller Blick auf die Bucht, oberhalb des Morgennebels über dem Pazifik, angenehme Temperaturen, guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert
So. 26.04.20 – Mi. 29.04.20
So: Wegen der gestrigen langen Nacht schlafen wir sehr tief bei weit geöffneten Fenstern. Morgens um 7 Uhr rufe ich nochmal in Ostrach an, da dort gerade Geburtstags-Kuchenessen stattfindet und meine Schwester Helga sowie Schwager Götz auf Besuch sind. Wir lassen uns updaten, wer sich den Tag über zum Geburtstag gemeldet hat.
Unten in der Bucht verziehen sich die morgendlichen Nebelbänke.
Den Rest des Tages lümmeln wir so vor uns hin und schreiben an der Homepage. Nachdem das Thema Stellplatz für den Moppel während unseres Deutschland-Urlaubs geklärt ist, sind wir entspannt und genießen die letzten Tage in Mexiko. Mittags klart es endgültig auf und wir hätten richtig Lust, an den Strand zu fahren und zu baden. Aber wir sehen von hier oben, dass keine Menschenseele am Strand unterwegs ist, weil höchstwahrscheinlich gesperrt und es gibt sicher Stress, wenn wir es trotzdem versuchen. Wegen einem vermutlich nicht erfolgreichen Versuch sind wir zu faul, alles zusammen zu packen. Gegen Abend kommen dann noch ein paar Rinder vorbei. Dann geht auch schon wieder die Sonne unter.
Mo – Mi: Auch an den folgenden Tagen schreiben und korrigieren wir viel, um den Rückstand etwas aufzuholen. So lange wir so gutes Internet haben, kündigen wir noch die amerikanischen RV- und Moped-Versicherungen, buchen ein AirBnB-Zimmer Nähe Flughafen, telefonieren und schreiben unseren Reisefreunden in Uruquay bis Australien. Zwischendurch wird auch noch frisches Brot gebacken.
Am Mittwochabend hält ein Pickup bei uns, eine Frau mit Begleitung. Sie erläutert uns in gebrochenem Englisch, dass wir auf Privatgelände stehen würden. Sie ist sehr nett, wollte mal sehen, wer wir sind. Wir entschuldigen uns bei ihr und erklären, dass wir keinerlei Hinweis von wegen 'Privatgelände' gefunden haben. Wir fragen sie, ob wir noch 1 Nacht hier stehen dürfen. Geht klar, meint sie, und zieht mit ihren Begleitern wieder davon. Also müssen wir für die nächsten Tage umplanen. Entweder nochmal oben auf den Berg fahren und hoffen, dass der Platz nicht privat ist, oder unten am Strand auf einen Campground für die restlichen Tage.
Tiere haben wir heute nur so etwas ähnliches wie eine männliche Wachtel oder Perlhuhn gesehen, der wohl voll im Balzwahn unterwegs ist und den armen Hennen nachstellt, die eigentlich nur in Ruhe fressen wollen.
Heute hat uns leider die sehr traurige Nachricht eines Studienkollegen erreicht, dessen Frau vor zwei Wochen an einer aggressiven Krebserkrankung innerhalb von nur 3 Monaten nach der Erstdiagnose verstorben ist; Marion's Jahrgang. Wir treffen die ganze Familie normalerweise jedes Jahr bei unserem Studentenwochenende. - Das ist ein richtiger Schock, der uns bis ins Mark geht, als wir die Nachricht lesen. Wir nehmen Kontakt zu anderen Studenten aus der Gruppe auf und auch sie sind natürlich zutiefst betroffen. - Noch so jung! Und dann so schnell!
Wieder einmal wird uns bewusst, wie schnell das Leben vorbei sein kann, und wir werden wieder bestätigt, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist, unseren Lebenstraum, das Reisen, ohne Verzögerung in Angriff genommen zu haben und diesen Traum nun schon seit fast 2,5 Jahren leben und täglich genießen können. Zwei solch schlimme Ereignisse in unserem direkten Umfeld haben vor ca. sieben Jahren zu unserer Entscheidung geführt zu handeln und in einen neuen Lebensabschnitt einzutreten. Wir haben es noch keinen Tag bereut!!!
Übernachtungsplatz:
Freistehen oberhalb La Joya, GPS: 31.711910, -116.678096, toller Blick auf die Bucht, oberhalb des Morgennebels über dem Pazifik, angenehme Temperaturen, guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert
Do. 30.04.20
Nach dem Frühstück fahren wir den Berg ganz hoch und schauen uns mögliche Stellplätze an in der Nähe von tollen Kakteen kurz vor der Blüte und mit Blick auf die Küste.
Die meisten Plätze sind sicher wieder auf privatem Gelände, auch wenn dies so nicht eindeutig gekennzeichnet ist, oder sie sind schräg. Zur Not würde es gehen.
Wir haben ja noch ein paar Tage Zeit. Also werden wir für die nächsten Tage erst mal ca. 80 km südlich an die Küste fahren. Hier gibt es laut iOverlander mehrere Plätze über den Klippen direkt am Meer.
Als wir nach La Joya runterkommen, halten wir trotzdem noch bei zwei Campgrounds, die eigentlich offen aussehen, für Camping dann aber doch geschlossen sind. Schade, für einen Strandstellplatz hätten wir sogar Geld ausgegeben.
Also zurück zur Hauptstraße Richtung Ensenada, allerdings biegen wir nicht nach Norden, sondern auf die Route #1 nach Süden ab. Nach ca. 30 km durchs Tal, hinter der Bergkette, die die Sicht auf den Pazifik versperrt und die vielen aneinandergereihten Weingüter etwas vor dem pazifischen Wetter schützt, biegen wir zwischen zwei Häusern auf eine Schotterpiste ab, hinein in eben diese Bergwelt. Dieser Schotterweg führt uns in ein weiteres, kleineres Tal, dem wir parallel zur Küste folgen.
Die 'Straße' ist im momentan knochentrocken und staubig, gut befahrbar. Die Auswaschungen und Fahrspuren zeigen aber deutlich, dass sich der Weg bei Regen in eine eklige Schlammpiste verwandelt. Nach dem letzten Regen muss der Grader/Straßenhobel nochmal durch sein und hat die glatte Fahrbahn in den weichen Boden gezogen. Bei Regen wollen wir hier nicht fahren, die reinste Rutschpartie.
Nach ca. 25 km und nur noch 18 km vor dem Ziel an der Küste kommen wir an mehrere enge und so stark ausgewaschene Kurven, dass wir mit unserem langen Radstand nicht mehr sicher auf den zwei erhöhten Spuren jonglieren können. Die Spurrillen dazwischen sind so tief, dass selbst wir aufsitzen würden. Außerdem ist die Neigung der Straße in den Kurven derart stark, dass ein Abrutschen zum Kippen unseres hohen Moppels führen könnte. Nach drei überwundenen Kurven überholt uns ein Einheimischer und meint, bis zur Küste hinunter gibt es noch schlimmere Kurven. Und schon bei der nächsten, der Vierten Kurve, kapitulieren wir im Scheitelpunkt. Marion steigt aus und versucht, mich auf den beiden Graten einzuweisen, aber mit unserem langen Radstand klappt das nicht besonders gut. Irgendwann ist Schluss. In die eine oder andere Rille werde ich wahrscheinlich abrutschen. Sieht auf den Bildern gar nicht so schlimm aus. Der Abhang auf der Beifahrerseite lässt jedoch keinen Spielraum und so erübrigt sich jede weitere Diskussion – schließlich geht’s um unser Haus. - Also den Rückwärtsgang rein, raus aus der kniffligen Kurve und an einer 'etwas' breiteren Stelle mit viel Kurbelei und Schweiß am steilen Hang umgedreht; Marion hat die hinteren Räder am Abhang im Blick und weist ein. Die drei schon überwundenen Kurven wieder zurück gemeistert – durchatmen - und zurück auf die fahrbare Trasse. Genug Nervenkitzel für heute!
Inzwischen ist es schon wieder weit nach Mittag geworden und unsere Mägen knurren. Wir halten Ausschau nach einem ebenen Plätzchen, wo wir die zweite Portion vom gestrigen Abendessen warm machen können. Nach ca. 8 km sehen wir eine kleines Stück Weg durch den seitlichen Busch, relativ eben; war früher wohl eine Abkürzung. Hier parken wir rückwärts ein, und da wir so schön mitten im Busch stehen, bleiben wir einfach stehen. Mal sehen, ob jemand kommt und uns 'wegjagt'. Hier im bergigen Hinterland gibt es nur Kühe, keine schöne Aussicht auf den Pazifik und keine Netzanbindung. Dank der guten Netzanbindung in den letzten Tagen konnte alles Wichtige online erledigt werden, so dass wir auch mal 2-3 Tage offline sein können. Wegen der Flugbestätigung etc. wird es sowieso erst Mitte nächster Woche interessant.
Es kommen nur noch ein paar Autos vorbei, niemand stört uns. Zur Dämmerung zieht Nebel von den Bergen herunter und hüllt uns in feuchte Tücher.
Übernachtungsplatz:
Freistehen offroad der Route #1, Baja Norte, GPS: 31.439214, -116.394656, kleiner Ausweichplatz auf dem Weg zur Küste, sehr ruhig, kein Telcel-Empfang, eingeschränkt zu empfehlen - zu weit entfernt von der Route #1, Küste mit BigRig nicht erreichbar
Hier wieder die Kartenübersicht der 89. und 90. Woche mit den gewählten Stellplätzen:Mex_2020_April_2
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