Sa 22.08.2009 Tag 3:
Heute geht es nach der kurzen Zwischenstation in Bangkok weiter Richtung Java, unserem eigentlichen Urlaubsziel. Aber zuerst gibt es ein reichhaltiges Frühstück vom Buffet. Die meisten Touristen halten sich an das europäische Frühstück, während herzhafte Esser, wie unser Schwager Götz, sich experimentierfreudig an die reichhaltige Auswahl an Nudeln bzw. Reisgerichten nach asiatischer Manier macht. Der Weg zurück zum Flughafen außerhalb der MegaCity ist lang und die Fahrt mit unseren zwei Taxis dauert einige Zeit. Wir haben reichlich Sicherheitspuffer eingeplant und sind daher, nach problemloser Anfahrt zum Flughafen und Abgabe des Gepäcks, doch reichlich zu früh. Ein kleines Nickerchen, Tagebuch schreiben und lesen, und die Zeit vergeht wie im Flug.
Nach dem Start geht es direkt nach Süden, nach Kuala Lumpur in Malaysia, wo wir einen Zwischenstopp haben und in eine andere Air Asia Maschine umsteigen müssen. Wir fliegen mehr als 1000 km über den südlichen Teil von Thailand, zuerst parallel des Chayo Praya auf dem Weg zum Meer und dann entlang der Ostküste von Thailand. In Kuala Lumpur regnet es bei unserer Ankunft, aber es sind ausreichend Schirme für die Fluggäste vorhanden, um trockenen Hauptes zum Terminal zu gelangen. Auf dem Weg durch die Kontrollen kommen wir zum Abflugbereich im unteren Geschoss. Hier trennt die Betonkante der Geschossdecke die ausländischen hochgewachsenen Touristen von den etwas kleiner geratenen Asiaten. Wenn man nicht aufpasst gibt es einen vor die Birne. In den Gebäuden hätte jeder TÜV-Beamte seine Freude.
Inzwischen meldet sich der kleine Hunger und wir testen den malaysischen Mac, da leider keine anderen Shops mit einheimischer Kost geöffnet haben. Wir werden in den nächsten Wochen noch Gelegenheit genug haben, lokales Essen zu genießen. Der Zwischenstopp ist nicht arg lang, so dass wir nach einer Stunde wieder in das Flugzeug dürfen und nach dem Start einige von uns ein Verdauungsnickerchen einschieben. Das Flugzeug ist halb leer. Die einheimischen Passagiere sind alle in der hinteren Hälfte untergebracht, so dass wir Touris im vorderen Bereich jeder eine ganze Reihe für sich zur Auswahl hat.
Wir fliegen auf direktem Weg in südöstlicher Richtung über die Javasee vorbei an dem riesigen Sumatra im Westen und Borneo im Osten nach Yogyakarta im Zentrum der Insel Java. Wir haben bewusst die MegaCity Jakarta ausgelassen; es ein weiterer Moloch asiatischen Stils ist und keine Besonderheiten zu besichtigen. Da gibt es in Zentraljava bzw. im Osten der Insel und später auf Bali einiges mehr zu erkunden. Da wir Java auf dem Weg zum Zielflughafen auf der östlichen Hälfte in niedriger Höhe überfliegen, haben wir einen tollen Blick auf die Vulkankette der Insel. Indonesien hat die weltweit höchste Dichte von Vulkanen und ist Teil des so genannten "Pazifischen Feuerrings". Es gibt auf der Insel viele aktive Vulkane, wobei aktuell leider keiner richtig Lava spukt. Der Bekannteste, vor allem da er sich bei seinem Ausbruch im Jahre 1883 fast komplett selber in die Luft gesprengt hat, ist der Vulkan auf der Insel Krakatau, die direkt vor der Küste der Hauptstadt Jakarta liegt.
Der Nachmittag ist schon fort ziemlich fortgeschritten, als wir endlich in Yogyakarta ankommen. Nach Temperaturmessung und aufwändiger Desinfizierung wegen der aktuell grassierenden Vogelgrippe, dürfen wir unser Gepäck aus einem Berg an Gepäckstücken heraussuchen. Hier gibt es kein Kofferförderband, sondern die Arbeiter werfen das gesamte Gepäck auf einen Haufen und alle Reisenden beginnen zu wühlen und versuchen, nicht von Koffern auf der Spitze des Bergs erschlagen zu werden.
Mit dem Taxi, das über unsere Unterkunft vorab per email organsiert wurde, fahren wir zu Wisma Ary's Hotel. Hier ist für die nächsten Tage unser Stützpunkt, von dem aus wir unsere Touren in die Umgebung starten wollen. Auf dem Weg durch die verwinkelte Stadt bricht die Nacht schlagartig herein. Wir haben ja bei unserem Anflug auf der Hälfte zwischen Kuala Lumpur und Yogyakarta den Äquator überflogen und sind immer noch in seiner Nähe, sodass es keine richtige Dämmerung gibt, sondern der "zentrale Lichtschalter" am Himmel umgelegt wird und der Tag fast unmittelbar zur Nacht wechselt.
Nach der Ankunft und den Anmeldeformalitäten, werden zuerst die Eltern in der Heimat kontaktiert, dass wir gut angekommen sind. Jetzt fehlt uns eigentlich nur noch etwas zu essen. Wir wollen nicht im Hotel essen, sondern uns noch etwas die Beine vertreten und auch schon mal einen ersten Eindruck von der näheren Umgebung des Hotels bekommen. Wir finden ein kleines Restaurant, das uns anspricht und genießen auf der Dachterrasse leckere Gerichte. Es ist immer noch reichlich warm und wir werden noch ein paar Tage brauchen, um uns an das tropische Klima zu gewöhnen. Zurück im Hotel genehmigen wir uns noch ein Feierabendbier und spielen in abwechselnder Besetzung noch die eine oder andere Runde chinesisches Tichu. Eigentlich sind wir von der langen Anreise k.o., aber irgendwie auch noch zu aufgekratzt, um gleich schlafen gehen zu können.
So 23.08.09 Tag 4:
Am nächsten Morgen können wir bei Sonnenschein zum ersten Mal den tropischen Garten unseres kleinen Hotels bestaunen. DAS ist der Traum eines Vorgartens. Es ist wie eine kleine Oase mit viel Wasser und wuchernden Pflanzen. Nach einer erfrischenden Dusche in der nicht einfach zu erklimmenden Dusch-/Badewanne, gibt es lecker Frühstück.
Als erstes steht heute der Königspalast auf dem Programm. Wir verzichten auf ein Taxi, sondern genießen die Fahrt mit einem Open-Air-Taxi, also einer Fahrradrikscha. Die Pedaletreter müssen sich mächtig ins Zeug legen, da je zwei ausgewachsene Mitteleuropäer trotz relativ ebener Straße eine 'andere' Fracht sind als zwei zierliche Indonesier. Dafür gibt es auch extra Trinkgeld am Ziel.
Der Palast, mit vollem Namen Kraton Kasultanan Ngayogyakarta Hadiningrat bzw. kurz Kraton genannt, ist nach der güldenen Pracht in Thailand doch eher schlicht gehalten und wir lauschen interessiert den Geschichten unserer Führerin. Noch sind wir ganz frisch im Urlaub und der Kopfspeicher ist noch relativ leer und saugt alles auf. Am zentralen Platz in der nach allen Seiten offenen Halle liegen fein säuberlich aufgereiht die Instrumente der Gamelan-Musiker. Leider ist heute keine Probe oder Konzert, sodass wir nur dem stündlich wechselnden Vorleser, der aus dem Koran Suren zitiert, zuhören können. Uns ist nicht bewusst gewesen, dass wir während der diesjährigen Ramadan-Zeit unterwegs sind, weswegen das öffentliche Leben in dem islamischen Land tagsüber doch sehr zurückgefahren wurde.
Weiter geht es mit den Rikschas zum Wasserpalast Taman Sari. Hier werden wir gleich von einem Touristenführer gekidnappt, der uns ohne Luft zu holen wortreich zuquasselt und uns freiwillig den Palast zeigen will. Wir lassen uns auf das Angebot ein, hören den Erzählungen zu der Untergrund-Moschee gespannt zu. In weiten Teilen verfallen die Gebäude, da einfach kein Geld für Restaurierung vorhanden ist und die klimatischen Verhältnisse ihr übriges dazu tun. Gegen Ende kommen wir noch zu den leeren Pools, denen der "Palast" seinen Namen zu verdanken hat. Als wir uns schon wieder aufmachen wollen, kommt natürlich dann doch noch die "Rechnung" des freiwilligen Führers. Wir haben ihm, weil er sich doch sehr ins Zeug gelegt hat, ein entsprechendes Trinkgeld gegeben und haben ihm auch noch den Gefallen getan, und ins Souvenirgeschäft seines "Onkels" geschaut. Natürlich haben wir nichts gekauft, da wir mit unseren Rucksäcken sowieso nicht viel Platz für Souvenirs haben. Da war der Onkel nicht sonderlich begeistert.
Als nächstes auf unserer Todo-Liste steht der Besuch einer klassischen Batik-Werkstatt. Wer kennt nicht die bunten, ornamentereichen indonesischen Batiktücher. Auf dem Weg in das Batik-Viertel kommen wir am Vogelmarkt vorbei, an dem wir spontan anhalten und einen Kurzbesuch einlegen.
Die Indonesier sind totale Vogelfanatiker, deshalb findet man hier auch alles was pfeift und trillert. Mit speziellen kleinen, geschnitzten Bambuspfeifchen werden die Vögel zum Singen animiert bzw. bei Wettkämpfen werden je ein Männchen in getrennten Käfigen aufgehängt und dann bewertet, welcher seine Balz schöner zu Gehör bringt. Interessant sind auch die Pfeifchen, die Tauben auf den Rücken gebunden werden, sodass diese während ihres Fluges einen charakteristischen Ton erzeugen und der Züchter seinen Vogel schon hört bevor er ihn sehen kann.
Leider werden auch andere Kreaturen, wie Fledermäuse oder große Geckos, die wild gefangen wurden, zum Verkauf angeboten. Und nicht immer, auch für den Laien sichtbar, in gutem Zustand. Andere Länder, andere Sitten. Natürlich gibt es auch bergeweise Lebendfutter für die hungrigen Vögel zu kaufen. - Später schütteln wir gemeinsam den Kopf, wie wir ohne Mundschutz in diesem staubigen Gedrängel uns so lange durch den Markt geschlängelt sind, wo doch die sehr ansteckende Vogelgrippe grassiert. Eigentlich hätte der Markt gar nicht geöffnet haben sollen, aber das interessiert hier niemand, außer auf dem Flughafen, wo man erst mal zur Desinfizierung ordentlich eingenebelt wird.
Jetzt geht es aber zu unserem eigentlichen Ziel, nämlich zur Besichtigung einer kleinen Batikfabrik. Hier können wir in aller Ruhe die ganzen Produktionsschritte aus der Nähe begutachten.
Man bekommt zu Beginn erläutert, welche Schritte vom rein-weißen Leinen bis zum fertigen Batiktuch notwendig sind. An Zeichentischen werden neue Muster entworfen. Mit viel Fingerspitzengefühl zeichnen die Frauen die Linien mit flüssigem Wachs nach. Die Schiffchen mit der Hohlnadel müssen immer wieder ins flüssige Wachs getaucht werden, da das kühler werdende Wachs immer wieder die Hohlnadel verstopft. Sieht aus wie früher, als noch mit einer Feder geschrieben wurde.
So entstehen über diverse Färbeschritte und Wachseinheiten die bunten und stilvollen Gemälde auf dem Tuch. Für immer wiederkehrende Muster der "Massenproduktion" werden aus Kupfer Modeln erstellt, mit welchen dann in mühsamer, detailgenauen Bedruckung großflächige Muster erzeugt werden. Die Kupfer-Modeln sind an sich schon faszinierende und sehenswerte Kunstwerke.
Des Chemikers Herz blüht natürlich in der Färberei auf, wo in großen, holzbeheizten Kesseln die Tücher nach dem Färben zur Fixierung der Farbe gekocht werden bzw. das Wachs wieder aus dem Tuch herausgelöst wird. Der Chemikalienschrank sieht schon sehr nach mittelalterlicher Alchemie aus. Möchte nicht wissen, welches Giftzeug hier offen rumsteht.
Als letzte Station steuern wir das Viertel der Masken und Theaterpuppen-Schnitzer/Maler an. Für das indonesische Wassertheater werden aufwändig bemalte Darstellungen an Stäben gefertigt, mit welchen die Schauspieler, im Wasser stehend aber durch eine Leinwand verdeckt ihre Sagengestalten über ihren Köpfen zum Leben erwecken. Wie bei der Augsburger Puppenkiste, aber halt nicht mit Schnüren.
Nach dieser letzten Besichtigung ist die Luft raus und wir brauchen dringend eine längere Pause, die wir im offenen Gartenpavillon in unserem Hoteltropengarten genießen. Unterwegs haben wir uns noch mit Keksen und Chips eingedeckt.
Kurz vor 18 Uhr, also bei einsetzender Nacht, brechen wir wieder auf und wollen einen Nachtmarkt besuchen. Wegen des Ramadan muss es richtig dunkel sein und in den Moscheen das abendliche Hauptgebet beendet sein, bevor es auf dem Markt losgeht.
Wir dürfen leider nicht auf das Moscheegelände, sondern können nur von außerhalb der Mauern zuhören bzw. mit dem Tele reinschauen. Wie bestellt erscheint die schmale Mondsichel am Himmel, direkt über dem vergoldeten Halbmond auf der Moscheespitze.
Nach dem Gebet gibt es für die Bevölkerung kein Halten mehr und nach dem ganztägigen Fasten strömen alle hungrig in die engen Gassen des Nachtmarkts. Hier gibt es alles, was die heimische Küche der Standbesitzer/innen produzieren kann. Das sind keine professionellen Stände, sondern hier versucht jede Hausfrau ein paar extra Rupien zu verdienen. Vieles ist sehr scharf gewürzt, was man schon an der intensiven roten Farbe erkennen kann und von was der Mitteleuropäer die Finger lassen sollte.
Aber Götz und Marion lassen es sich nicht nehmen, Einiges spontan auszuprobieren. Nach dem das Eis gebrochen ist, beginnt auch der Rest unserer Truppe mit den ersten Testhappen. Die kleinen Mädchen sind ganz aufgeregt, als sie sich auf dem Monitor meiner Videokamera, in der Wiederholung tanzen sehen können.
Nach soviel duftenden Eindrücken wandeln wir noch durch ein eher ruhiges Einkaufszentrum, das von den Massen erst nach dem Essen gestürmt wird. Auf dem Weg zurück ins Hotel nehmen wir dieses Mal ein Taxi, das uns von einem freundlichen Rikschafahrer vermittelt wird. Ihm geht damit zwar ein Geschäft flöten, aber da er verstanden hat, dass wir nicht mit der Rikscha durch die nächtliche Stadt fahren wollen, schaltet er auf freundliche Touribetreuung um und organisiert durch heftiges Winken und Gestikulieren ein Taxi. Wie immer sind wir über diese bei uns Deutschen nicht übliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erstaunt und erfreut.
Unterwegs haben wir noch mit der Kreditkarte am Bankomat Geld organisiert und im Hotel nimmt Helga damit ein Rupien-Bad. Trotz Testhappen auf dem Nachtmarkt marschieren wir noch die kurze Strecke rüber zu unserem Lokal von gestern Abend und essen noch eine kleine Nachmahlzeit auf der Dachterrasse. Wieder zu Hause im Gartenpavillon bekommen wir, bevor wir letztendlich müde ins Bett fallen, noch Besuch von einem stattlichen Hirschhornkäfer, der durch die Lampions angezogen wurde.