Mo. 01.04.19
Heute verabschieden wir uns von den Alabama Hills. Marion dreht noch eine Runde ums Areal solange ich mit den Abfahrtsvorbereitungen beschäftigt bin. Dabei entdeckt sie gleich noch einen von der schuppigen Fraktion.
Das heutige Etappenziel, Lake Isabella, liegt ganz im Süden der Sierra Nevada, die man nur südlich oder weit im Norden umfahren kann. Querungen über Pässe gibt es nicht. Wir nehmen die Südumfahrung, da wir auf der Westseite der Sierra die dort liegenden Nationalparks Sequoia, Kings Canyon und Yosemite besuchen wollen. Daher konsequent auf dem Hwy #395 nach Süden bis nach Ridgecrest. Frühjahr! Entlang der Straße blüht ein wahres Blumenmeer. Der Frühling bricht mit voller Macht durch.
In Ridgecrest füllen wir unsere Vorräte auf, im einzigen Walmart weit und breit, und nehmen dann die #178 gen Westen, die bis Bakersfield führt. Auf dem Weg arbeiten wir uns zum Walker Pass hoch, dessen Hänge schon aus der Ferne vor lauter Blumen gelb leuchten. Vor dem Pass durchqueren wir die Klimazone, die wohl für die Joshua Trees (=Yucca brevifolia, Gattung Yucca=Palmlilien, Familie Agavengewächse) die optimalen Bedingungen bietet. Da wir den Joshua Tree NP auf Höhe Los Angeles nicht besucht bzw. auf nächstes Jahr verschoben haben, kommen wir hier in den Genuss von Tausenden der „Bäume“, vollbesetzt mit Blütendolden in den unterschiedlichsten Blüh-Stadien. Leider haben wir keine entdeckt, deren Blüten schon voll geöffnet sind.
Nach dem Pass geht es wieder durch wildromantische, bergige Landschaften in tiefere Regionen. Überall blüht es. Einfach herrlich anzusehen.
Auf halbem Weg nach Bakersfield erreichen wir den Lake Isabella. Das ganze Gebiet rund um diesen Stausee ist eine riesige Recreation Area, wo man kostengünstig bzw. mit America the Beautiful-Pass sogar kostenlos stehen kann. Wir checken mehrere Plätze gleich von der Straße aus. Die direkt am Wasser sind bereits ziemlich voll.
Bevor wir uns endgültig entscheiden wollen, sehen wir uns noch das Gebiet auf der anderen Seite des Damms an, das am Kern River liegt. Hier ist viel weniger los und wir entdecken nach einer kleinen Entdeckungstour durchs Gelände einen tollen Platz mit schöner Aussicht, so dass die Entscheidung hier zu bleiben schnell gefällt ist.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land, Keyesville, GPS: 35.634806 , -118.486594, kostenlos, sehr ruhig, sehr gutes Verizon Netz, sehr empfehlenswert.
Di. 02.04.19 - So. 07.04.19
Wir wollen nur 1-2 Tage stehen bleiben, aber erstens gefällt es uns hier sehr und zweitens haben wir das Gefühl, dass die Erholung in den Alabama Hills noch nicht ausreichte. Wir verlängern und genießen die Zeit hier, lassen mal wieder die Seele baumeln. Natürlich mit den üblichen Unterbrechungen. Es gibt immer was zu basteln, zu schreiben, zu recherchieren, Blümchen und possierliche Tierchen zu photographieren, Goldsuchern beim Arbeiten zusehen, usw. und so fort.
Bei unseren Internet-Recherchen stellen wir fest, dass die NPs in Teilen wetterbedingt noch geschlossen sind. Das nimmt unserem Drang nach Norden etwas Wind aus den Segeln und bedeutet neue Planungsarbeit. Also bleiben wir vorerst mal hier und genießen es.
Zwischendurch fahren wir mal zum See rüber, um für 5$ die Dumpingstation zu nutzen und Frischwasser zu tanken. Und da wir schon unterwegs sind, fahren wir gleich noch bei den nahegelegenen Hotsprings vorbei. Hier hat ein privater Besitzer auf seinem Gelände direkt neben dem Parkplatz einer Recreation Area, das schweflige Rinnsal aus einer heißen Quelle in kleinen gemauerten Becken aufgefangen, die direkt am kalten Kern River liegen. Die Becken sind öffentlich und kostenlos zugänglich. Das Wasser fließt von einem Becken zum nächsten und kühlt dabei immer weiter ab. Man sucht sich das Becken mit der Temperatur aus, die einem angenehm ist, und genießt den natürlichen Jakuzzi. Im ersten Becken hält man es nur 1-2 Min. aus und sieht dann wie ein frisch gekochter Hummer aus. Die Hotsprings haben sich auch in der „Hippi-Szene“ herumgesprochen, deshalb reichlich Besuch hier und das eine oder andere wohlriechende Wölkchen sucht sich seinen Weg durch die schweflige Luft. Man braucht etwas Glück, wenn man die Becken in Ruhe geniessen will.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land, Keyesville, GPS: 35.634806 , -118.486594, kostenlos, sehr ruhig, sehr gutes Verizon Netz, sehr empfehlenswert.
Mo. 08.04.19
Wir könnten es hier locker noch eine weitere Woche aushalten und uns beschäftigen, aber der Drang, endlich den Richtungszeiger gen Norden zu setzen, ist stärker und so packen wir zusammen und machen uns auf. Der #178 nach Bakersfield entlang des Kern Rivers zu folgen wäre eine Variante, aber wir entscheiden uns für die bergige #155 durch die Greenhorn Mountains. Diese Straße folgt zuerst noch dem Ufer des Lake Isabella und biegt dann steil nach oben in Wofford Heights in die Berge ab. Ab hier müssen Moppel und Fahrer wieder kräftig arbeiten. Bei so vielen Kurven und steilen Stücken ist man nur am Kurbeln und Schalten zwischen den kleinsten Gängen. Am höchsten Punkt in Alta Sierra (auf ca. 1850m) lag vor 2 Wochen noch so viel Schnee, dass Schneeketten vorgeschrieben waren. Inzwischen ist alles frei und nur noch versteckte Schneeflecken zeugen von der beinahe Unpassierbarkeit.
Auf dem Weg hinunter ins Tal, welches den Ostrand des riesigen San Joaquin Valley bildet, kommen wir durch ausgedehnte Waldbrandgebiete,
bevor wir wieder in frühlingsgrüne Landschaften eintauchen, die stark an die Schwäbische Alb erinnern. So schön anzusehen, besonders nach den trockenen Ebenen und Bergen östlich der Sierra Nevada. Glückliche Kühe auf saftig grünen Wiesen.
In Glennville biegen wir Richtung Porterville ins Hinterland ab, kommen hier durch ausgedehnte Orangen-/Mandarinen-/Zitronenplantagen. Es ist sehr warm. Wir befinden uns jetzt auf nur noch ca. 200m NN. Die Fenster weit offen für den Fahrtwind, fahren wir eingenebelt vom intensiven süßlichen Orangenblütenduft wie durch eine Parfümerie. Spontan haben wir die Marokko-Bilder von vor einem Jahr im Kopf als wir dort auch tageweise durch die Zitrus-Anbaugebiete gefahren sind. In Gedanken schon so lange her und real nur knapp ein Jahr. Millionen Bilder und Eindrücke liegen dazwischen....
Die Bäume tragen erntereife Früchte und blühen parallel. Das sind richtige Hochleistungsmaschinen. Dann müssten hier doch sicherlich auch irgendwo frische Orangen und Orangenblütenhonig zu bekommen sein?!
Nach der langen Pause am Kern River müssen unsere Vorräte aufgefüllt werden. In Porterville kommen wir nach sehr langer Zeit (das letzte Mal im Osten, in Florida) an einem Aldi vorbei. Hier suchen wir nach importierten, bezahlbaren deutschen Produkten und werden neben diversen anderen Sächelchen (Pumpernickel) bei knackigen Essiggurken fündig. Hier in den USA sind die „Pickles“ meistens süß und labberig und mit zu viel Dill eingelegt. Nur als kleine Scheibchen auf einem Burger zu ertragen. Wir nehmen zum Testen mal 2 Gläser mit. Danach parken wir wie geplant beim Walmart in Porterville auf dem Seitenparkplatz ein und bleiben nach dem Einkauf dort auch für diese Nacht stehen. Beim Vesper/Abendessen werden die Gurken gleich getestet. Hmmmmm lecker - sie sind so knackig und würzig wie wir das von zu Hause gewöhnt sind (sind ja auch aus Germany importiert). Da der Preis vergleichbar ist, werden wir uns Morgen noch reichlich damit eindecken.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Walmart, Porterville, GPS: 36.082599 , -119.046857, auf dem kleinen Seitenparkplatz ist es relativ ruhig, ruhiger als normal bei Walmart, empfehlenswert
Di. 09.04.19
Michi's Geburtstag; wir wollen natürlich mit ihm skypen. Aber zuerst noch kurz shoppen im Food4less (24h geöffnet), obwohl wir das meiste gestern auf Aldi erledigen konnten. Der Laden gefällt uns trotzdem: Frisches reichhaltiges Warenangebot, niedrige Preise. Da der Walmart nebenan nur ein sehr begrenztes Lebensmittelangebot hat, ist Food4less hier auf jeden Fall die bessere Wahl.
So, jetzt aber nochmal auf Aldi, die deutschen Essiggurken besorgen. Sind beinahe so lecker, wie unsere Lieblingsmarke Knax. (Diese hatten wir schon in Supermärkten gesehen, allerdings für 6$ das Glas!). Und nun heißt es Platz schaffen, damit wir die vielen Gläser einbunkern können. Mmmmmhhhh.... Vorfreude riesig!
Ziel: Kings Canyon. Wir brechen auf Richtung Norden. Noch keine ganze Stunde unterwegs, Whatsapp-Mitteilung von Michi nebst Freundin, sie haben jetzt Zeit zum Skypen, sind wieder zuhause. Fortgeschrittene Mittagszeit, also machen wir mitten in den Orangenplantagen bei einem mexikanischen Restaurant Halt, bestellen kurz ein paar Leckereien und setzen uns ins Freie, um in 'Ruhe' chatten zu können. Der Verkehr und das mexikanische Gedudel aus den Außenboxen stören zwar, aber immer noch besser als in der Kneipe. Scheee, die beiden mal wieder gesehen zu haben.
Fertig mit Chatten & Essen, geht es wieder auf die Piste und auf die Suche nach einem Stand mit frischen Orangen und leckerem Orangenblütenhonig. Überall stehen Bienenkästen, hunderte, um die andauernd blühenden Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume zu befruchten. Noch vor unserem Aldi-Besuch sind wir im Büro des Sequoia National Forest gewesen, und die Dame dort meinte, entlang dieser Straße hier müsste es mehrere Stände geben. Als wir das Tal nach ca. 25km verlassen und den Anstieg in die Berge machen, haben wir immer noch keine Orangen und keinen Honig. Wie ein Verdurstender im Boot auf salziger See: Überall Wasser, aber man kommt nicht an nutzbares ran. Dann halt nicht.
Als wir das Tal verlassen, landen wir wieder in grüner, blühender Voralpenlandschaft, wie im Allgäu im Frühjahr. Obwohl es wieder in hunderten engen Serpentinen nach oben geht, was eine anstrengende Kurbelei und Schalterei ist, ist es herrlich durch diese Landschaft zu fahren und je weiter wir hoch kommen desto besser werden die Aussichten.
Zwischendurch entdeckt Marion auf einer Wiese einen Koyoten. Wir halten an und laufen 2 Kurven zurück, sehen ihn aber nur noch in der Ferne zwischen den Bäumen verschwinden. Leider kein Beweisphoto.
Die nächsten 50 km auf dem Scenic Byway sind traumhafte Bergstraßen. Schöne Häuschen, die weit oben am Berghang kleben mit phantastischer Aussicht Richtung Pazifik. Es osterglockt. In den Bergen oben braut sich das angekündigte Gewitter zusammen und die dunklen Wolken verdüstern leider auch die Sicht in die Ferne.
Als wir dann endlich oben am Kings Canyon NP ankommen, erklärt uns der Ranger am Eingang, dass es innerhalb des Parks keine Stellmöglichkeiten gibt, da die Campgrounds noch geschlossen sind. Wir fahren trotzdem mal rein und sehen auf den nächsten Kilometern schon die ersten Baum-Riesen stehen. Wir wollen heute an einen Platz fahren im Sequoia National Forest, genau zwischen den beiden NPs, Sequoia im Süden und Kings Canyon weiter nördlich. Aber nur noch wenige Kilometer entfernt nimmt die Schneelage am Straßenrand reichlich zu. Überflüssigerweise beginnt es aus den schwarzen Wolken, die wir schon den ganzen Tag kritisch beobachten, zu schneien. Als wir an einer freien Stelle hoch zu den anvisierten Höhen schauen, sehen wir schon von hier aus die dort noch liegenden Schneemassen. Wir entscheiden, nicht in der Kälte bei Schneefall zu übernachten, sondern fahren wieder 18km aus dem NP raus und runter auf 1100 Höhenmeter. Die richtige Entscheidung, wie wir am nächsten Tag feststellen können. Die im iOverlander angezeigten Stellplätze im Sequoia NF sind alle noch unter meterhohem Schnee begraben und nicht erreichbar.
Auf der Fahrt runter kommen wir noch in einen richtigen Schneesturm inkl. Graupelschauer. Gestern und heute Morgen haben wir noch in Porterville zwischen blühenden Orangen geschwitzt und jetzt Schneesturm. Nach 30min erreichen wir den Platz und parken dort ein. Sind alleine, reichlich Platz. Uneinsehbar von der Straße, die wenigen noch fahrenden Autos kriegen wir gar nicht mit, und umgekehrt. Da es heute Mittag schon warm beim Mexikaner gegeben hat, gibt es heute Abend Vesper mit Ciabattaweckle, Wurst, Käse und mmmmhhh lecker Essiggurken.
Als die Sonne schon untergegangen ist, vom Stellplatz aus die Lichter von Fresno in der Ferne.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Nähe Kings Canyon NP, GPS: 36.743503 , -119.060444, hidden place, sehr ruhig, kein Netz, sehr empfehlenswert, 20km vom Kings Canyon NP entfernt
Mi. 10.04.19
Wir haben super ruhig geschlafen; es ist heute Morgen noch etwas frisch aber klar und ein strahlend blauer Himmel. Was will man mehr. Also geht es wieder 20km bergauf und rein in den Kings Canyon NP und gleich daneben in den Sequoia NP. Auf der Fahrt nach oben haben wir nochmal einen schönen Blick auf unseren Stellplatz von letzter Nacht (roter Kreis).
Als erstes fahren wir zum General Grant Grove, einem Sequoia-'Wäldchen', und zum zweitgrößten Baum der Welt – dem General Grant Tree (bezieht sich auf die Masse, nicht auf die Höhe; an der Pazifikküste gibt es einige Redwoods, die etwas höher sind aber nicht so dick).
Schon auf dem Weg zum Parkplatz kommen wir an einigen beeindruckenden Riesen vorbei bzw. parken direkt darunter. Erst im Größenvergleich mit Menschen, Autos oder unserem Moppel, sind die wahren Dimensionen zu erkennen. Und dabei sind diese 'Jünglinge' um den Parkplatz herum noch weit von der Oberliga entfernt. Aber schon hier bleibt uns der Mund offen stehen. Woooooooooow !!!
Auf einem kleinen Trail wandern wir durch den Hain der Riesen und natürlich auch beim Star der Show vorbei, dem General Grant Tree.
Man bekommt echt Genickstarre, weil man immer wieder dasteht und versucht, an den mächtigen Stämmen entlang nach oben zu schauen bzw. sie aus der Entfernung zu bewundern. Eigentlich ist der Trail sehr kurz, aber da man jedes dieser Prachtstücke genau betrachtet bzw. wenn möglich drum herum läuft oder versucht zu umarmen (Marions Lieblingsmethode), dauert es doch fast eine Stunde bis wir wieder am Auto sind. Die Baumkrone dieser Riesen hat Äste, die alleine einen Durchmesser haben wie bei uns zu Hause ausgewachsene Bäume.
Ich fahre mit dem Moppel rüber zu der Baum-Gruppe am anderen Ende des Parkplatzes, damit Marion mit entsprechendem Abstand alles aufs Bild gebannt bekommt.
Jetzt brauchen wir mal erst eine Baumbilderpause und machen auf der Fahrt zum Visitor-Center nur noch einen kurzen Stopp bei einem doch noch schönen Exemplar, der dringend auch umarmt werden muss.
Im Visitor-Center holen wir den obligatorischen Sticker für die Eingangstür und fahren die Straße Richtung Kings Canyon. Wir wissen zwar, dass nach einigen Meilen Schluss ist, wetterbedingt ist die Straße ganz runter ins Tal des Canyons noch geschlossen, aber den offenen Teil wollen wir gerne mitnehmen. Nach ca. 8-10km die Straßensperre, aber von hier aus geht es rechts ab runter zum Lake Hume. Wir hatten eigentlich erwartet, diese sei auch geschlossen, aber zu unserer Überraschung ist sie offen und wir können bis runter zum See fahren. Hier wird noch renoviert und vorbereitet auf die kommende Saison.
Nach einer kurzen Pause wieder die Serpentinen hoch, halten auf halbem Weg an einem größeren Pullout und machen eine verspätete Mittagspause. An dieser Stelle kann man auf einen vorgelagerten Felsen raus und hat einen herrlichen Rundumblick auf die majestätischen Gipfel der Westseite der schneebedeckten Sierra Nevada und den Kings Canyon Scenic Byway, der sich als Dead End Straße bis ganz hinunter windet.
Gerade als wir wieder auf die Hauptstraße hoch zum Visitor-Center abbiegen wollen, kommt uns ein Overlander-Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen entgegen. Man stoppt natürlich. Es sind Brigitte und Peter2 mit ihrem Donnerlaster (www.donnerlaster.de) und Hund Oskar. Die beiden kommen aus Buxtehude, sind auch letztes Jahr im Mai in Halifax gestartet, haben aber eine komplett andere Route eingeschlagen. Sie haben vergangenen Winter schon auf der Baja California überwintert, was bei uns für nächstes Jahr auf dem Plan steht. Da es schon später Nachmittag ist überlegen wir kurz, wo man zusammen übernachten könnte. Wir haben auf der Herfahrt vom Lake Hume auf der Canyonseite einen etwas versteckten aber ausreichend großen Stellplatz mit Feuerstelle gesehen mit tollem Blick rüber zur Sierra. Diesen fahren wir jetzt an und beide haben wir super Platz mit unseren Big Rigs.
Nach kurzem Abendessen, Peter2 hat schon mal ein Lagerfeuer angeschmissen, setzen wir uns gut mollig verpackt (der Schnee ist nicht weit entfernt) ans warme Feuer. Wir unterhalten uns dann den ganzen Abend über unseren bisherigen Leben (Peter2 war auch sehr lange bei der IBM), unsere Reisen und Pläne. Irgendwann gegen halb elf sind wir dann doch recht ausgekühlt, müde vom Quatschen und das Feuer heruntergebrannt, so dass nur noch die Löschung der Restglut mit Spülwasser ansteht bevor wir uns in unsere kuscheligen fahrbaren Häuser zurückziehen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Sequoia National Forest, GPS: 36.807968 , -118.910911, sehr ruhig, tolle Aussicht, kein Netzempfang, trotzdem sehr empfehlenswert
Do. 11.04.19
Auch heute Morgen merken wir, dass wir auf über 1800 Höhenmeter in den Bergen stehen – es ist entsprechend frisch. Aber es verspricht, ein sonniger Tag mit klarem blauem Himmel zu werden. Ideal, um über den Generals Highway rüber in den Sequoia NP zu fahren und dort den größten aller Baumriesen, den General Sherman Tree, zu bewundern.
Peter2 und Brigitte hatten den Sequoia NP bereits von Süd nach Nord durchquert, fahren jetzt zum Lake Hume und dann Richtung Yosemite weiter. Wir steuern in die andere Richtung. Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt, man sieht sich sicherlich wieder, irgendwo auf dem Weg nach Alaska.
Auf dem Weg zum General Sherman Tree geht es für uns auf über 2300 Höhenmeter hoch und wir sind froh, dass die Straße schon mit Schneefräsen von der weißen Flut befreit wurde. Aber an den zum Teil noch meterhohen Schneemauern an der Straßenseite sieht man, dass dies ein gutes Stück Arbeit gewesen sein muss und noch nicht wirklich lange her.
Als wir am kleinen Parkplatz bzw. dem einzigen freigeräumten Ausweichparkplatz beim General Sherman Tree vorbeikommen, ist dort alles voll. Wir fahren erst mal weiter zum Giant Forest Museum, das in der Nähe des gleichnamigen Baumriesen-Hains ist.
Gestern haben wir ja schon einiges sehen dürfen, aber die Dichte hier am Big Tree Trail toppt das noch mal richtig. Nicht einzelne Große zwischen Halbwüchsigen, hier steht ein ganzer Wald von richtig Großen. Einfach überwältigt, spontan verliebt und irgendwie will man gar nicht mehr weg. Wir versuchen verzweifelt, das ganze Ausmaß der Größe aufs Bild zu bannen und scheitern kläglich an den Dimensionen. Wir hoffen, dass mit uns als Maßstab, auch ihr auf den Bildern abschätzen könnt, was wir gesehen haben und wir können jedem dringend anraten, dieses Erlebnis auf die ultimative Bucketliste zu setzen. Bei uns ist dieser Besuch spontan auf die Nummer 1 hochgerutscht.
Nach dem Giant Forest sind wir eigentlich schon gesättigt, aber wir müssen ja noch beim General Sherman, dem Größten vorbei. Wir finden in der Nähe an der Straße einen schönen Platz direkt unter einem Prachtexemplar und wandern dann das Reststück den Berg hoch.
Und hier ist er nun, die Nummer 1, mit seinen 84m Höhe, 31m Stammbasisumfang, 11m Stammbasisdurchmesser, 1100 To. Stammgewicht (Maßgeblich für den Größenvergleich) bzw. geschätzten 2000 To. Gesamtgewicht und einem geschätzten Alter zwischen 1900 und 2500 Jahren. Schaut mal, wie winzig die „Menschenameisen“ neben dem riesigen Methusalem sind. Was in dieser Zeit alles auf der Welt passiert, vergangen und das meiste inzwischen wohl auch vergessen ist. Unglaublich !!!
Nebenan ist eine Baumscheibe eines 1950 gefällten Riesen zu sehen, bei dem anhand der Jahresringe ein Alter von 2210 Jahren ermittelt wurde. Mindestens 80 starke Brände haben sich über diese lange Zeit in die Ringe verewigt.
Jetzt sind wir wirklich geflashed und in den Hirnspeicher geht nichts mehr rein. Wie nach einem guten Essen an einem tollen Abend mit Freunden, fahren wir mit einem glücklichen Grinsen im Gesicht aus dem Nationalpark heraus zu unserem heutigen Etappenziel, einem großzügigen Parkplatz bei einem Casino. Es gäbe auch den einen oder anderen Naturstellplatz, aber wir wollen noch etwas Strecke machen, damit wir Morgen auf jeden Fall an die Pazifikküste kommen und dort noch etwas auf der Route #1 nach Norden fahren können.
Auf diesem Weg nach Westen, immer der untergehenden Sonne entgegen, kommen wir wieder durch das riesige, warme San Joaquin Valley voll mit Zitrusplantagen. Die leckeren Früchte werden gewaschen, sortiert und verpackt oder warten in einer Saftfabrik auf unzähligen Anhänger auf die Verarbeitung.
Auf riesigen Flächen werden entweder nach der Rodung nicht mehr so ertragreicher Bäume oder auf frischem Gelände weitere tausende von Jungbäumen gepflanzt, damit auch in den nächsten Jahren der Bedarf gedeckt werden kann. Wie viel kostbares, vor allem hier in Kalifornien rares, Wasser für die Produktion verbraucht wird, kann man sich vorstellen, wenn man stundenlang durch die Plantagen fährt. Etwas 'versüßt' wird dieser Eindruck aber durch den allgegenwärtigen süßlichen Orangenblütenduft - natürlich auch toll.
Etwas abseits auf dem fast leeren Parkplatz finden wir einen ruhigen Platz für die Nacht. Die meisten Besucher stehen auf den Parkplätzen auf der anderen Seite. Gegenüber an der Tanke steht ein sehr schönes aufwändig aufgemotztes Teilchen für Sprit an.
Nach dem aufregenden Tag und auch etwas längerer Fahrt haben wir keine Lust mehr zu kochen und machen uns auf, das reichhaltige Buffet zum all you can eat-Preis von 17$ zu entern (Senioren erhalten 3$ Rabatt :-)). Hier können wir von mindestens 6 verschiedenen Thementheken auswählen (asiatisch, italienisch, mexikanisch, sea food, ....) auswählen und nicht-alkoholische Getränke werden immer wieder aufgefüllt. Eigentlich schon satt, sehe ich/P wie der Chefkoch gerade eine riesiges Stück langsam gegartes Stück Brisket aufschneidet. Ich kann nicht widerstehen und stelle mich als Testesser zur Verfügung. Das Fleisch zergeht auf der Zunge und ich ärgere mich ein wenig darüber, dass wir nicht eine halbe Stunde später gekommen sind. Dann wäre die Zusammenstellung meiner Auswahl sicher eine andere geworden. Bin spannendem Ränzlein, es gibt selbstverständlich auch eine sehr reichhaltige Dessertauslage, wanken wir zurück zum Moppel und genehmigen uns erst einmal ein-zwei Verdauungs-Tequilas bevor wir müde in die Betten fallen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Tachi Palace Casino, Lemoore, GPS: 36.238823 , -119.763614, mit RV nur auf Parkinglot 3, relativ ruhig, gutes All-you-can-eat-Buffet, empfehlenswert
Fr. 12.04.19
Heute brechen wir zur letzten Etappe der Ost-West-Durchquerung der USA auf, vom Atlantik bis zum Pazifik. Irre, oder?! Der Kurs ist auf Südwest eingestellt; wir wollen südlich von Big Sur und seiner tollen, überall beschriebenen rauen Küste ankommen und dann auf der Route #1 den Weg nach Norden nehmen. Vorerst geht es aber auf bolzengeraden Straßen durch zumeist mit braunem Präriegras bewachsene Ebenen, dazwischen einige bereits grüne Hügel. Von Weitem gut zu sehen, wo mit zusätzlicher Bewässerung intensive Landwirtschaft betrieben wird und mit unzähligen Helferleins (meistens Mexikaner) geerntet wird.
Als wir nur noch ca. 30-40km von der Küste entfernt sind, treffen wir auf die Ausläufer der Santa Lucia Range und die Berg-/Talfahrten werden intensiver. Auch die Flora verändert sich. Dank der höheren Feuchtigkeit in Küstennähe kommen wir wieder in den Genuss von wunderschönen ausgedehnten Blumenwiesen. Das milde Küstenklima innerhalb der schützenden Berge ist ideal für den Weinanbau; ein 'Weinberg' am anderen bzw. ein riesiges zusammenhängendes Weingebiet mit unzähligen Weinkellereien. Es reizt natürlich, eine der unzähligen Wein-Verkostungen mitzumachen, aber die Preise hier in Kalifornien sind sehr hoch und fahren können wir danach auch nicht mehr.
So widerstehen wir der Versuchung und auf dem Scheitelpunkt des letzten Gipfels sehen wir endlich unter uns den Pazifik. - Ich habe erst kürzlich mal wieder den Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ angesehen und muss spontan an den Eisenbahnbesitzer denken, der es nicht geschafft hat, dieses Ziel zu erreichen.
Von hier oben aus ist es etwas diesig, deshalb lassen wir es laufen, schnell runter zum Hwy #1, und biegen nach rechts Richtung San Francisco ab. Bei der erstbesten Gelegenheit nutzen wir einen Coast Access, um in die Nähe des Wassers zu kommen und genießen den Moment. Rundherum blüht es üppig, Blumen, gewöhnt an die salzige feuchte Seeluft.
Wenige Kilometer entfernt liegt das historische Monument „Hearst Castle“. Der Zeitungsverleger Hearst baute hier zwischen 1919 und 1947 für über 37 Mio. $ ein Phantasieschloss, kaufte hierfür Halb-Europa leer und ließ anschließend Stars und Sternchen einfliegen, bis ihm irgendwann das Geld ausging. Genaueres nachzulesen bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Hearst_Castle). Prunk und Protz. Eigentlich nicht so unser Ding, aber da wir nun schon mal hier sind... Wir fahren zum Visitor-Center, drehen allerdings schon auf dem riesigen Parkplatz wieder um, als wir den Eintrittspreis von 25$/Pers. lesen. Jährlich bis zu 1 Mio. Besucher! Für viele Amerikaner etwas Besonderes; richtige Schlösser gibt es hier in den Staaten eben nicht. Na ja, jedem das seine. Noch schnell ein Bild aus der Entfernung und zurück auf die Piste.
Kaum vom Gelände runter und wieder auf der Route #1 sehen wir die Hinweistafel auf den Liegestrand einer See-Elefanten-Kolonie. Der Parkplatz ist gut gefüllt, aber für uns reicht es noch. Die großen Männchen mit ihrem markanten Rüssel sind zur Zeit nicht da, sondern nur die Mütter mit ihren Halbwüchsigen. Zu dieser Jahreszeit verlieren sie ihren winterlichen Haarpelz und die Haut erneuert sich. Sie liegen den ganzen Tag in der Sonne und werfen sich hin und wieder zum Schutz eine Flossenschaufel Sand auf den Körper. Genüssliche Grunzer der allgemeinen Faulheit und Zufriedenheit; sie lassen sich von den Touristen oben auf dem Beobachtungssteg nicht im Geringsten irritieren. Nur ein paar Jungbullen spielen sich schon mal etwas auf; für raumgreifende Rangeleien reicht der Platz in der Masse der Leiber schlicht nicht aus.
Kurz vor dem Parkplatz ist leider die Kontrollleuchte für die Lichtmaschine angegangen und ich befürchte, wie schon vor einem Jahr in Spanien, dass der Regler den Geist aufgegeben hat. Grmpf, das hätte es jetzt nicht gebraucht. Wir haben noch einen Ersatz dabei, deshalb müssen wir uns jetzt sputen, damit ich bei Tageslicht noch den Wechsel hinbekomme. Wir fahren entlang der Küste bis hoch zum Los Padres National Forest, wo es mehrere Möglichkeiten zum Stehen gibt.
Der Einstieg ins Gelände ist gleich sehr steil und ein sehr unebener Feldweg. Dies hält schon die meisten Trailer, Busse und sonstiges Großgerät ab weiterzufahren. Für uns natürlich kein Problem. Die unteren Plätze sind schon belegt und so arbeiten wir uns immer tiefer von der Küste weg ins Gestrüpp. Hier gibt es noch den einen oder anderen freien Platz, halt ohne Meerblick. Weit oben am Berghang entdecken wir einen Platz wo mehrere Autos stehen und man sicher einen super Ausblick hat. Also tuckern wir langsam hoch und fragen freundlich, ob wir uns dazustellen dürfen. Die meisten Autos sind von Einheimischen, die innerhalb der nächsten halben Stunde wieder verschwinden, so dass letztlich nur noch eine junge Frau mit ihrem Auto und Zelt übrig bleibt. Wir suchen uns in der Kurve ein möglichst ebenes Plätzchen, aber selbst mit den Keilen wird es eine windschiefe Geschichte heute Nacht. Der sagenhafte Ausblick entschädigt aber für vieles.
Während Marion über 2kg Hackfleisch in leckere Fleischküchle verwandelt, kippe ich das Fahrerhaus und tausche den Regler aus. Zu meiner Enttäuschung hilft das leider nichts, und bevor es dunkel wird packe ich alles wieder zusammen. Gerade als ich die Fahrräder wieder befestige, sehe ich im Augenwinkel, wie ein größeres Tier hinter mir die Straße hoch rennt, gefolgt von einem Auto. Ich denke, das ist der Hund des Autofahrers. Aber der Fahrer hält an und fragt mich, ob ich den Puma gesehen habe, der gerade vor ihm die Straße hoch gerannt ist. Ich sehe den Puma gerade noch wie er mit seinem langem Schwanz und in Fluchtgeschwindigkeit in ca. 30m Entfernung im Gebüsch verschwindet. Da hat man einmal im Leben das Glück, einen Puma in freier Wildbahn zu sehen und hat keine Kamera zur Hand bzw. merkt es zu spät.
Als die Sonne untergegangen ist, sitze ich noch etwas auf dem warmen Felsen mit Blick auf den Ozean und ruhe mich von der Schrauberei aus, bevor ich eine erfrischende Außendusche in der so langsam abkühlenden Luft nehme.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Los Padres National Forest, GPS: 35.892556 , -121.442158, rough road bzw. Feldweg, etwas schräger Platz, gigantische Aussicht, max. für 2 Fahrzeuge Platz, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, auf dem Weg hinauf mehrere Plätzchen aber ohne Meerblick
Sa. 13.04.19
Wir sind vor allem deshalb so zügig an die Westküste rübergefahren, weil wir auf eine größere Anzahl von Paketen warten, unter anderem auf den neuen elektronischen Tacho aus Deutschland. Die Pakete sollen alle schon seit Donnerstag beim Postamt in Santa Cruz liegen, welches wir heute auf jeden Fall noch erreichen wollen. Zwei Pakete wurden mit FedEx versendet, wobei deren Annahme vom General Delivery-Postamt verweigert wurde. Nach zwei Telefonaten mit FedEx wissen wir, dass wir bei deren Ground Delivery Center in Watsonville vorbeifahren müssen zwecks dortiger Abholung. Auch um das Problem mit der Lichtmaschine müssen wir uns kümmern. Solange wir aber gut Sonne auf den Solarpanelen haben, ist das kein Problem, da wir vorerst abends immer das Ladegerät aus dem Koffer an die Fahrzeugbatterien anschließen und aufladen. Somit sind wir weiterhin mobil.
Aber zuerst genießen wir den Sonnenaufgang und den herrlichen Blick auf's Meer. Die Abfahrt runter zur Route #1 ist, da wir die Strecke nun kennen, weniger spektakulär als gestern hinauf. Es stehen deutlich mehr Fahrzeuge am Weg als gestern Nachmittag. Dann hat sich diese 'campsite' doch noch gut gefüllt und die Entscheidung, ganz nach oben zu fahren, war gut.
Bis Carmel-on-the-sea bzw. Monterey zieht sich der Big Sur Scenic Byway, der für seine wildromantische, raue Küste bekannt ist. In dieser Ecke des Pazifik herrscht gerne stabiler Nebel. So ergeben sich alle möglichen Varianten von Sichtverhältnissen: Von sonnig klar über leicht verklärt bis zur totalen Sichtbehinderung.
20km vor Carmel nimmt der Nebel deutlich zu und auch der Verkehr auf der Gegenseite. Es ist Samstag und die Wochenendausflügler von San Francisco strömen in Scharen in den Süden. Schon in Carmel bilden sich die ersten Staus, die sich die ganze Strecke bis hoch nach Monterey fortsetzen. Carmel ist bekannt für seine preislich hochliegenden Immobilienpreise. Man muss aber fair bleiben: Die Lage ist schon einmalig. Wir haben keine Zeit, um den Loop durch die Wohnviertel der Schönen, Reichen und ganz schön Reichen abzufahren und so wenigstens von der Straße aus die Toplage zu bewundern. (Hier gibt es einen definierten Rundkurs für 10$, den man abfahren kann.) Wir haben sicherlich nichts wichtiges verpasst.
Auch Monterey lassen wir vorerst links liegen. Unsere heutigen Primärziele sind Watsonville und Santa Cruz. Als wir bei FedEx ankommen ist leider ist nur noch ein Paket da. Das andere wurde inzwischen wieder zum Versender zurückgesandt, ohne uns, wie beim anderen Paket, telefonisch oder via E-mail zu benachrichtigen. Auch im Verteilungszentrum konnte uns auf Nachfrage kein Grund für die Rücksendung genannt werden oder warum wir nicht informiert worden sind. Somit müssen wir das bestellte Moskito-Zelt, damit wir in Alaska trotz der Mückenplage raussitzen können, nochmal ordern. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit.
Also weiter nach Santa Cruz. Hier trifft uns der Wochenendverkehr/Stau nun auch auf unserer Seite und es dauert bis wir am Postamt ankommen. Wir können es nicht fassen, aber die Schalter sind geschlossen. Die Öffnungszeiten der „Lobby“, die aushängen bzw. im Internet nachzulesen sind, beziehen sich nur auf die Schließfächer und die Posteinwurfschlitze für frankierte Briefe und Pakete. Tief durchatmen, von 10 langsam runterzählen. Der Frust ist groß. Aber es hilft ja nichts, dann müssen wir halt bis Montag warten und nochmals herkommen.
Jetzt gehen wir erst mal in einem Thai-Restaurant lecker essen, bevor wir diverse Firmen abklappern, die uns evtl. mit einem neuen Regler bzw. mit der Lichtmaschine helfen können. Aber überall, wo wir nachfragen, ist entweder die Werkstatt geschlossen oder sie können nicht helfen. Dann bekommen wir den Tipp, dass es in Watsonville evtl. jemanden geben könnte, der sich auskennt. Ich hatte ja immer noch den Regler in Verdacht, da der Ersatzregler, den ich dabei habe, original in die 35A-Lichtmaschine gehört. Inzwischen weiß ich, dass dies keinen Unterschied macht. Bei O'Reilly, einem Autoersatzteilhändler, werden wir fündig. Er kann uns bis Dienstag Morgen einen Regler beschaffen.
Jetzt gilt es nur noch einen Stellplatz für die nächsten Tage zu finden. Wir kurven etwas in Watsonville herum, prüfen die Parkplätze der Messehallen und an einem kleinen See. Aber alles taugt nicht. Im Hintergrund sehen wir ansteigende Hügel mit viel Wald. Dort müsste es doch ein Plätzchen geben. Aber hier gibt es nur kleine Pullouts und ganz oben einen County Park, der 25$ für die Nacht kosten soll, ohne alles. Das ist uns zu viel nur für einen Parkplatz, denn mehr brauchen wir ja nicht. Also weitersuchen. Wir fahren den Berg auf der anderen Seite wieder runter und fahren den Ausweichparkplatz des Stadtparks von Gilroy an. Der Ranger im County Park meinte, der Sheriff in Gilroy achte sehr darauf, dass nicht einfach irgendwo geparkt und übernachtet wird, aber wir hoffen, im hinteren Teil, etwas sichtgeschützt, nicht gestört zu werden. Was sich dann auch so verhält und wir eine sehr ruhige Nacht haben.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Christmas Hill Park,Gilroy, GPS: 36.994742 , -121.579368, Ausweichparkplatz, ganz hinten in der Ecke schlecht einsehbar, Tafel mit Rules inkl. No overnight camping-Hinweis, sehr ruhig, nicht empfehlenswert wegen Sheriff und Verbotsschild
So. 14.04.19
Heute Morgen, beim Beine vertreten, entdecke ich hinter einem Baum versteckt ein Schild mit den Parkplatz-Regeln, u.a. auch „No Overnight Parking“. Somit können wir hier nicht weiter stehen, auch wenn wir heute Nacht Glück hatten. Gestern, noch vor Watsonville, sahen wir uns einen Stellplatz aus dem IOverlander am Salinas River State Beach an und werden diesen wohl für die nächsten Nächte auswählen, falls wir dort keine Schwierigkeiten bekommen.
Den Sonntagsausflug machen wir heute nach Monterey, bekannt durch die zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts (1895 - ca. 1950) boomende Sardinen-Produktion (neben Walfang und Seeohren-Tauchen), die, wie nicht anders zu erwarten, durch gnadenlose Überfischung in den 1950er-Jahren zusammenbrach. Allein in den Jahren 1915-1918 stieg die Sardinendosenproduktion von 75.000 auf 1,4 Mio. Dosen/Jahr an, was der Stadt den Beinamen „Sardine Capital of the World“ einbrachte. Die Arbeitsbedingungen waren grausig, früh morgens kam der Fang und die Arbeit endete erst nach restloser Verarbeitung. Auch damals wurde der schlecht bezahlte Job unter miserablen Bedingungen von Einwanderern aus Italien, Japan, China und Portugal gemacht. 1954 kam das Buch „Cannery Row“ (Straße der Ölsardinen) von John Steinbeck auf den Markt, in dem die Arbeitsbedingungen und die anschließende Tragödie des Zusammenbruchs beschrieben wird (wurde mit Nick Nolte verfilmt). Unzählige Touristen wollten das live sehen und so entwickelte sich der nun boomende Tourismus, von dem die Stadt heute lebt.
Wir fahren direkt zum großen Parkplatz in der Nähe der Fisherman's Wharf, die wir zuerst ablaufen, bevor wir dann mit dem kostenlosen, nostalgischen Bus die anderen Punkte in Monterey anfahren.
Auf dem großen Steg gibt es eigentlich nur Restaurants, die mit kostenlosen Proben ihrer leckeren Clam-Chowder werben, Nippes-Läden und unzählige Büros, die Tickets für Waltouren verkaufen. Da sind wir schnell durch.
Auch der kleine Bummel durch die naheliegende Downtown mit ihren historischen Häusern, renovierten Handelshäusern, Restaurants und kleine Fußgängerzonen. Alles auf Touris ausgerichtet. Wir machen bei einem kleinen Griechischen Restaurant eine Mittagspause mit Pita Gyros. Hatten wir auch schon lange nicht mehr.
Gesättigt fahren wir mit dem Shuttle runter zur Cannery Row mit den ganzen Fabrikhallen der ehemaligen Sardinen-Produktion. Dort liegt auch am Ende der Row das bekannte Monterey Bay Aquarium. Die meisten Fabrikhallen sind inzwischen komplett umgebaut und vollgestopft mit x Geschäften für alles Mögliche. Hier kann man sich Tage mit Bummeln und Shopping aufhalten. Gottlob haben wir keinen Platz für Nippes, Andenken oder Kunst. Deshalb bummeln wir lieber raus auf die Stege hinter den Hallen und genießen die Sicht aufs Meer und zu den
dort zwischen Seetang treibenden Seeottern. In diesen vorgelagerten Kelp-Wäldern kann man auch Tauchgänge buchen und mit den Ottern und Seehunden tauchen.
Zurück bei der Fisherman's Wharf schauen wir im kleinen angrenzenden Park noch etwas den dösenden Seehunden zu bevor wir uns wieder auf den Weg Richtung heutigem Stellplatz machen.
Außerhalb von Monterey sehen wir vom Highway aus die Gleitschirmflieger, die im laminaren Dünenwind hin und her soaren. Blinker raus, wir halten an einer kleinen Parkbucht in der Nähe. Leider nirgends ein Strandzugang, so dass wir im Auto sitzend sehnsüchtig zu den 4-5 Fliegern rüberschauen und am liebsten gleich mitmachen würden. Es ist einfach schön zu sehen, wie die Schirme durch die Strömung wie schwerelos gleiten, besonders bei der schönen Aussicht auf den Stand und die Bucht von Monterey.
Als wir am State Beach ankommen ist der beschriebene Platz noch komplett leer und wir suchen uns einen geeigneten Platz aus. Direkt auf dem naheliegenden State Beach Parkplatz darf man nicht über Nacht stehen, aber in den Parkbuchten vor der Brücke. Da die Dämmerung noch ein Weilchen auf sich warten lässt, haben wir genügend Zeit den Strand zu erkunden und den Wellen zuzuschauen. Eigentlich würde es uns reizen, schwimmen zu gehen, aber es pfeift ein kontinuierlicher kalter Wind, der es uns vermiest. Vor allem nach dem Schwimmen nass darin zu stehen, reizt uns gar nicht.
Es ist bereits Nacht als die Polizei langsam ihre Streife fährt, an uns vorbei, den Parkplatz kontrolliert und wieder davon düst. Inzwischen sind noch andere Fahrzeuge eingeparkt. Somit ist das Thema auch geklärt und wir freuen uns auf eine ungestörte Nacht.
Übernachtungsplatz:
Freistehen vor Salinas River State Beach, GPS: 36.790444 , -121.789258, Platz für mehrere Fahrzeuge, relativ ruhig, übernachten auf dem State Beach Parkplatz nicht erlaubt, Sheriff kontrolliert abends, aber hier wird man nicht gestört. Sehr empfehlenswert, Seeotter im benachbarten Kanal.
Mo. 15.04.19
Endlich Montag und deshalb nach dem Frühstück schnurstracks auf die Route #1 hoch nach Santa Cruz zum Postamt.
Bevor wir loskommen -ich drehe auf dem Parkplatz des State Beachs um- kommen wir über die Meerwasserkanalbrücke und entdecken direkt neben der Brücke einen Seeotter, der sich nicht durch unsere LKW-Geräusche stören lässt und weiterhin seelenruhig vor sich hintreibt, putzt und Rollen dreht. Wir steigen natürlich aus und schauen dem possierlichen Tierchen eine gute Weile zu und sind fasziniert von den neugierigen Blicken dieses wilden Tieres, und dass es sich durch nichts irritieren lässt. Nett!
Aber irgendwann müssen wir doch los. Die Fahrt wie beim letzten Mal, ein kleiner Stau vor Santa Cruz. Im Postamt Schlange stehen, bevor ein zusätzlicher Mitarbeiter die Kunden mit reinem Pickup aussortiert. Ich gebe ihm meinen Ausweis und die Trackingnummernliste. Er kommt mit 7 von 9 Päckchen zurück und sagt mehr ist nicht da. Ich gehe zurück zum Wagen, fülle die Kurzzeitparkuhr mit weiteren Quarters und gemeinsam checken wir die Ware. Es fehlen die Moskito-Mückentüre für den Koffer und das Paket mit dem Elektro-Tacho. Die Türe wurde mit UPS verschickt, deshalb rufen wir dort die Hotline an. Das ist noch schlimmer wie bei uns zu Hause. Endlose vollautomatische Menüs und einmal falsch abgebogen, geht das Drama von vorne los. Nach über 20 min und 3 Versuchen, spuckt die Automatenstimmen die Info aus, dass der Tacho schon seit Donnerstag geliefert ist und UPS somit außen vor ist. Soll ich mit dem lokalen Postamt klären. Geduld, Geduld.
Also wieder rein, wieder anstehen, wieder wird gesucht und oh Wunder, das Paket mit dem Tacho taucht auf. Aber die Türe fehlt noch. Also nochmal zurück zum Wagen, erneut im Internet geprüft und erneut UPS kontaktiert. Diesmal sind wir fixer und erhalten erneut die Bestätigung der Auslieferung. Zwei weitere Quarter verschwinden in der Parkuhr und geben mir die notwendige Zeit für einen dritten Angriff. Dieses Mal gerate ich an eine aufgeschlossene Dame, die sich meine Story anhört, das Problem mit dem Automaten versteht, der mir eben nicht wie ein menschlicher Agent, die Umschlüsselungsnummer von UPS auf USPS geben kann. Ich beschreibe nochmal die Türe und die Größe des Pakets, erläutere nochmal, dass mein Nachname auf dem Ausweis nicht (Peter) Lorenz sondern Endres ist (was wahrscheinlich der Grund der bisherigen Probleme ist) und die Dame marschiert in die verschlossenen Hallen hinter den Schaltern. Nach 3 min kommt sie wieder zurück und hat das Paket dabei. Yippie! Und hätte man sich die diversen Aufkleber auf dem Paket genauer angesehen, hätte man dort auch gut sichtbar die UPS-Nummer gefunden. Ich bedanke mich artig und ziehe nach über 1,5h Kampf mit voller Ausbeute vom Schlachtfeld. Wenn ich nicht so stur wäre und inzwischen doch recht gut in englisch mein Anliegen ausdiskutieren könnte, hätte ich verloren und diese beiden Pakete wären die nächsten Tage ebenfalls wieder zurückgesandt worden. So isses halt. Ende gut, alles gut!
Da wir keine Quarter mehr haben, müssen wir uns einen anderen Parkplatz suchen. Wir wollen noch etwas durch die Innenstadt bummeln. Zuerst Einkaufen bei Trader Joe, bleiben auch gleich auf dessen Parkplatz stehen, da es nur 2 Querstraßen zur Fußgängerzone sind. Diese ist recht überschaubar. Einige kleinere Restaurants, Klamottengeschäfte mehr oder weniger ausgeflippt. Wir gehen noch in eine voll-auf-Öko Taco-Bar, Mini-Portion und total überteuert, und entdecken einen wirklich tollen Laden mit vielen ausgefallenen Inneneinrichtungsgegenständen. Nicht billiger Nippes, sondern wirklich geschmackvolle Teile, wo wir uns schon schwer tun, nichts zu kaufen. Aber das Mantra „wir haben keinen Platz“ hilft, die Finger vom Portemonnaie zu lassen.
Auf der Fahrt raus aus der Stadt klappern wir noch 1-2 Werkstätten ab, die uns aber nicht helfen können. Auch der Bosch-Dienst, den wir zufällig sehen, hat uns nur einen Tipp für eine Werkstatt in Watsonville. Diese soll aber Lichtmaschinen, Anlasser und kleine Motoren reparieren. Das hört sich vielversprechend an. Wir düsen dorthin und nach langer Suche findet sich im Lager ein passender Regler. Leider darf man auf deren Gelände aus versicherungstechnischen Gründen nicht schrauben, daher stehen wir auf einen Parkplatz an der Gebäudeseite einer stillgelegten Fabrik genau gegenüber. Auch der neue Regler bringt keine Lösung der Probleme. Für einen Ausbau und Test der Lichtmaschine ist es inzwischen zu spät geworden, hier wird pünktlich um 17.00h Feierabend gemacht. Wir verabreden, dass wir Morgen früh gleich die Lichtmaschine ausbauen und die Werkstatt-Jungs sie dann testen.
Alles wieder zusammengebaut und zurück zum State Beach gefahren. Irgendwie habe ich nach dem Frust nicht mehr wirklich Lust was zu unternehmen. So bleiben wir auch heute nur kurz am Strand wegen noch heftigerem Wind und ziehen uns in unser rollendes Zuhause zurück.
Gegen halb eins in der Nacht ist plötzlich Hektik vor der Hütte. Zwei Polizeiwagen haben mit Blinklicht vor uns auf der Straße eingeparkt und beleuchten mit ihren drehbaren Scheinwerfern den Van hinter uns. Sie unterhalten sich über eine Stunde mit einem Mann vor dem Van und wahrscheinlich mit der Frau im Van. Irgendwann packen sie wieder ein und fahren davon. Der Rest von uns bleibt ungestört, daher wissen wir auch nicht was diese ganze Aktion sollte.
Übernachtungsplatz:
Freistehen vor Salinas River State Beach, GPS: 36.790444 , -121.789258, Platz für mehrere Fahrzeuge, relativ ruhig, übernachten auf dem State Beach Parkplatz nicht erlaubt, Sheriff kontrolliert abends, aber hier wird man nicht gestört. Sehr empfehlenswert, Seeotter im benachbarten Kanal.
Hier wieder die Kartenübersicht der 41. und 42. Woche mit den gewählten Stellplätzen:USA_2019_April_1