Mittwoch 01.06.2022
Die ganze Nacht hatten wir alle Fenster auf und konnten gut schlafen. In Flagstaff, 1000m höher, waren die Temperaturen in den letzten Tagen nachts einstellig. Nach dem Frühstück baut Peter den Benzingenerator auf, damit unsere Kofferbatterien, über welche die ganze Nacht auch die LKW-Batterien vollgeladen werden, wieder aufgefüllt werden. Dann geht es daran, den neuen Boiler zu installieren und strom- bzw. wasserseitig anzuschließen.
Da die Schrauben ungefähr mittig hinter der Fahrerkabine rauskommen, muss diese auch gekippt werden. So ziehen sich die Arbeiten langsam über den Tag, da viele Einzelteile in den unterschiedlichsten Stauboxen zusammengesucht werden müssen. Die häufig vorbeikommenden von unserem roten Fahrzeug angezogenen Kolibris bringen etwas Ablenkung.
Nachmittags sind wir wieder bei gut 35 Grad im Schatten angelangt. Da hilft nur hin und wieder ein Wasserschauer aus der Außendusche.
Marion hängt zwischendurch mal den Kolibri-Feeder auf und geht mit der Kamera auf Beobachtungsposten. Obwohl sie den Feeder besuchen und zum Teil auch kurz an der Zuckerlösung nippen, sind sie zu schnell wieder verschwunden. Reicht einfach nicht, um Bilder zu schießen.
Seit vorgestern läuft ja die neue SIM-Karte, was die 100Gb freie Daten angeht, und auch der Hotspot funktioniert. Als ich aber heute versuche zu telefonieren ist Fehlanzeige. Quercheck auf Marions Handy ebenso. Anruf in der Hotline bringt nur die Info, dass unsere Handys nicht kompatibel mit AT&T und dem angebotenen Service sind. Mmmmh.... ich kann mich erinnern, dass, bevor der Hotspot eingerichtet wurde, das Telefonieren noch funktionierte. Probe aufs Exempel.... das APN-Profil gelöscht und schon funktioniert das Telefonieren und zwar auf beiden Handys.... Sobald aber das APN-Profil wieder aktiv und Surfen im Internet angesagt ist, ist das Telefon tot. Jetzt brauche ich nur noch eine Lösung zum Problem. Leider erbringt das über halbstündige Telefonat mit der Hotline keine Lösung zu diesem Problem, außer der Aussage „Kaufe dir ein neues, kompatibles Handy“. Da gibt es wohl in den VoLTE-Einstellungen noch eine Extension, die uns fehlt, und die das parallele Nutzen möglich macht. Kurzum: Sollten wir das 'Telefon' nutzen wollen, was eigentlich kaum vorkommt, da wir meistens Skype oder WhatsApp-Video-Anrufe machen, müssten wir das APN-Profil löschen und dann können wir auch telefonieren. Das Interessante an diesem Paket war, dass man in über 80 Länder umsonst und ohne Beschränkung telefonieren kann. So z.B. aus den USA nach Deutschland unlimited und ins Mobilnetz in Deutschland mit 105 Freiminuten. Haben wir auch gleich ausprobiert, allerdings vergessen bzw. uns verrechnet, dass es in Germany schon 23Uhr ist.... Schwester und Schwager sind schon im Bett.... Äh, sorry! Nächstes Mal rechnen wir genauer....
Nach dem Aufräumen und Duschen sitzen wir draußen im Schatten bzw. machen noch einen kleinen Spaziergang am RIM entlang.
Am Himmel sind Habicht ähnliche Jäger unterwegs, während überall auf dem Erdboden die wahren Herrscher unseres Planeten emsig arbeiten, und das wahrscheinlich auch noch Millionen Jahre nachdem es den Homo Sapiens nicht mehr gibt.
Wir sehen an der Kante einige Wildbienen herumschwirren und beugen uns über den Rand, um die Waben zu erspähen. Wir sehen leider nichts, aber die Wächterbienen sehen uns. Sofort werden wir aggressiv verfolgt bis wir genügend außer Reichweite sind. Marion wurde leider oberhalb des rechten Schlüsselbeins gestochen und der Stich schwillt sofort an. Um vorzugreifen, die Schwellung hält sich die nächsten Tage und bereitet auch einiges Unbehagen.
Bis die Sonne untergegangen ist, schauen wir den unzähligen Annäherungsversuchen der Kolibris zu. Aber immer viel zu schnell für ein Bild. Schade... Vielleicht klappt es Morgen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Dry Beaver Creek Rim, Coconino National Forest, GPS 34.673610, -111.729228, schwaches Verizon / AT&T-Netz, sehr viele Plätze, sehr ruhig, toller Blick in den Canyon, viele Kolibris, sehr empfehlenswert
Donnerstag 02.06.2022
Wir sind nur ungefähr 130km von Payson entfernt und da die neue Lichtmaschine schon Übermorgen dort ankommen soll, wollen wir diese Strecke entspannt und in Ruhe abfahren. Deshalb packen wir gemütlich nach dem Frühstück zusammen, nachdem wir es endlich geschafft haben, Kolibris zu filmen. Der interessantere Teil ist nicht das Fressen, sondern das Putzen hinterher auf einem Ast. Die Kamera hat bei dem hektischen Geputze manchmal Schwierigkeiten scharf zu stellen.
Und hier der ungeschnittene Putzvideo:
Wir fahren zurück zur Kreuzung, an der die #179 nach Norden wieder nach Sedona führen würde. Wir schwenken aber nach Osten auf die I17 ein und nach 12km biegen wir rechts auf die Forest road 213, die uns quer durch den Coconino National Forest bringt.
Zwischendurch kommen wir an einem See vorbei, wo wir evtl. Pause machen wollten. Als wir aber von erhöhter Position hinunterschauen, ist dort nichts als eine ausgetrocknete Senke. Vermutlich gibt es dort nur ein paar Monate im Winter Wasser.
Irgendwann nach ca. 40km treffen wir auf die I87, die nach Norden nach Winslow führt. Wir fahren sie aber nach Süden, da wir ja nach Payson wollen.
Bevor wir einen Stellplatz für die Nacht suchen, fahren wir in das West-Ende des Mogollon RIM Drive und erkunden auf einem 15km Loop, ob dort ein schöner Stellplatz mit Blick auf die Abbruchkante und guter Netzanbindung zu finden ist. Der Platz ist toll, aber leider kein Netz.
Da wir aber noch ein paar Themen online erledigen müssen, fahren wir den Loop wieder raus auf die I87 und finden 10km weiter südlich im Wald einen Platz, wo wir gutes Internet haben.
Gleich nach der Ankunft hängen wir den Kolibri-Feeder wieder raus, da es einem Neugierigen nicht entgangen ist, dass wir mit unserem roten Fahrzeug angekommen sind. Auf Rot stehen diese Vögelchen und kommen immer gleich vorbei.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Coconino NF an der #87 vor Strawberry, GPS: 34.441100, -111.483950, sehr gutes Verizon / AT&T-Netz, wenige Plätze, ruhig mit Geräuschen von der #87, unter Kiefern, Kolibris, sehr empfehlenswert
Freitag 03.06.2022
Heute müssen wir nicht weit fahren und so lassen wir es gemütlich angehen. Der Kolibri erfreut uns schon beim Frühstück mit seinem herzhaften Appetit. Der trinkt echt was weg. Wir taufen ihn 'den Säufer'. Dass der nach der Menge, die er schon getrunken hat, überhaupt noch fliegen kann, ist uns ein Rätsel.
Kurze Videosequenz des „Säufers“:
Wir haben hier mitten im Wald ein super Netz. Da lief gestern Abend sogar Amazon Prime Video problemlos. Daher nutzen wir die Chance und machen gleich mal einen Videocall mit Peters Eltern und anschließend mit unserem Sohn Oliver.
Gegen 11 Uhr treffen wir dann, nach 23km vorbei an den Orten Strawberry und Pine, im Tonto Natural Bridge State Park ein. Es ging von der #260 mehrere Kilometer steil nach unten und nachdem wir die 2x7$ Eintritt bezahlt haben, parken wir ganz hinten bei der Natural Bridge ein.
Oben, von den Aussichtspunkten aus, sieht es aus, als hätte man eine kurze Höhle vorne und hinten aufgeschnitten. So ist dann eine riesige Brücke entstanden.
Bilder von oben sind gleich gemacht und da wir den ganzen Tag Zeit haben, beschließen wir den 'steilen und anstrengenden' Gowan Trail hinunter zur Basis der Natural Bridge zu machen. Es geht wirklich sehr steil hinunter und von unten ist der Bogen schon beeindruckend! Ist der Weltgrößte aus Travertin, einem weichen Kalkstein. An der Basis befindet sich eine eiserne Plattform, so dass der normale Besucher sich hinsetzen und den Aus-/Einblick genießen kann.
Man kann sich auch über den längeren Pine Creek Trail der anderen Seite nähern. Dieser Trail geht über Stock und Stein, immer dem halbtrockenen Creek/Bach entlang nach unten. Wir klettern den nicht ganz einfachen Pfad durch die „Höhle“
Auf der anderen Seite angelangt schauen wir nochmal zurück.
Dann wandern und klettern wir auf dem Pine Creek Trail die nächste Stunde langsam nach oben.
Etwas anstrengend, aber eine wirklich tolle Wanderung, und wir sind froh, dass wir uns entschieden haben die beiden Trails miteinander zu verbinden.
Wir haben noch unsere Mülleimer geleert und machen uns wieder auf Richtung Payson. Dort soll Morgen unsere neue Lichtmaschine ankommen. Heute gehen wir nur noch im Baumarkt und Walmart shoppen, bevor wir uns 8km hinter Payson im Tonto National Forest einen Übernachtungsplatz suchen.
Als wir uns wieder im Schritttempo die heftige Steigung vom State Park hoch zur #260 arbeiten, sehe ich, dass die Batterieleuchte ausgeht, zwar hin und wieder flackert, aber ansonsten ausbleibt. Da muss ich nachher auf dem Walmart-Parkplatz mit dem Zangenmanometer messen, ob nur Spannung anliegt oder auch wirklich Strom fließt. Es zeigt sich später, dass wirklich Strom fließt, außer wenn wirklich keine Spannung anliegt und das Lämpchen brennt. Spannend! Mal sehen, wie es Morgen aussieht. Wir wären nicht beleidigt, wenn wir die neue Lichtmaschine als Ersatzteil einlagern könnten.
Das Mittagessen is mit lauter Wandern ausgefallen und so machen wir als Abschluss unserer Shoppingtour noch an einer Tanke halt, da dort angeschlossen ein Crispy Chicken-Laden ist. Ist so was wie Kfc und wir fallen hungrig über die frisch zubereiteten 'Cajun Tender' (speziell gewürzte Hühnchenfleischstücke) her. Die Portion kostet 24 Dollar, dafür ist sie so reichlich, dass wir Morgen auch noch satt werden. So passt das Preis/Leistungsverhältnis wieder.
Wir fahren in 20min raus zu einem Wanderparkplatz im National Forest, allerdings stehen dort noch einige Autos, so dass ein schönes Einparken und anschließendes Duschen nicht ganz so einfach ist. Wir fahren deshalb noch 500m weiter wo die nächste kleine Wiese als Ausbuchtung liegt und können dort unbehelligt einparken.
Nach der schweißtreibenden Wanderung freuen wir uns auf die erfrischende Dusche. Und schon ist wieder ein Tag vorbei.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Tonto NF in der Nähe von Payson, 8km, GPS: 34.230280, -111.262465, schwaches Netz, wenig Plätze, ruhig, für eine Nacht auf der Durchreise ok, besser als Walmart mitten im Städtchen
Samstag 04.06.2022
Obwohl es gestern sehr heiß war und der Abend toll mild, kühlte hier im Wald umgeben von den Bergen die Luft doch so stark ab, dass wir morgens um 5 Uhr die meisten Fenster schließen mussten. Aber dafür haben wir super geschlafen.
Wieder raus aus dem National Forest, vorbei an Luxusvillen (sauteuer wahrscheinlich), die hier in die traumhafte Landschaft gebaut wurden, erreichen wir gegen 9:30 Uhr das Hauptpostamt in Payson.
UPS hat die Lichtmaschine schon gestern Mittag bei der Post abgeliefert und so ist das Abholen ruckzuck erledigt. Jetzt noch schnell zum Walmart, da wir noch eine Salbe in der Pharmacy vergessen haben. Schon bei der Fahrt zur Post ist das Batterielicht aus und als ich auf dem Walmart Parkplatz nochmal nachmesse, liefert die Lichtmaschine wieder vollen Strom.
Unser nächster Stopp ist 47km im Osten von Payson an der #260 gelegen und ist das Mogollon Rim Visitor Center. Wir machen die Probe, und schalten den B2B-Lader an, damit die Lichtmaschine über die LKW-Batterien hoch zu den Kofferbatterien Strom liefern kann. Interessanterweise hat sie dies auf der ganzen Strecke gemacht, nur ein paar Mal hat die Kontrollleuchte geflackert. Na, solange es so funktioniert, muss ich die neue Lichtmaschine nicht dringend einbauen. Mal sehen, wie lange das hält.
Wir müssen uns von Payson wieder hoch bis auf 2300m zum Mogollon Rim arbeiten zum Visitor Center, wo wir von einer freundlichen Rangerin umfangreiches Kartenmaterial zu dem RIM Scenic Drive auf der #300 erhalten. Von unten sehen wir die ganze Strecke, die wir in den nächsten Tagen oben am Rand mit toller Aussicht entlang fahren werden.
Der Mogollon Rim ist eine über 100km lange Abbruchkante, die sich in über 2000m Höhe durch das Herz von Arizona zieht. Es treffen hier mehrere riesige National Forests aufeinander: Coconino, Tonto und Apache-Sitgreaves. Das sind mehrere hundert Quadratkilometer Kieferwälder, die in Teilen als Erholungsgebiete der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Sprich, hier kann man wandern, fischen, campen und mit den OHV (Quads etc.) durch die Landschaft brettern.
Zuerst fahren wir 5km nach Osten auf der #260 zum ersten der RIM-Lakes, und zwar dem Willow Springs Lake, um dort Mittagspause zu machen. Es ist Wochenende und entsprechend viel ist los. Viele Familien, alle beim Angeln oder Standup Paddeln, sind am See unterwegs. Wir wärmen die zweite Hälfte der Cajun Tenders mit Kartoffelecken im Ofen auf und sind anschließend pappsatt.
Eigentlich wollten wir noch testen, wie das Wasser zum Baden ist, aber hier oben bläst so ein starker Wind, dass wir diese Aktion abblasen.
Dann geht es auf die #300, die RIM -Road gegenüber der Ranger Station. Auf den ersten 8 km der RIM-Road gibt es neben dem RIM-Wanderpfad, der direkt vorne an der Kante entlangläuft, auch 3 Aussichtspunkte, die einen herrlichen Weitblick über das unten liegende Tal bieten. Diese Strecke machen die meisten Touristen. Wir werden uns allerdings bis in den Westen der gesamten Abbruchkante widmen.
Nach diesem von den meisten Touristen problemlos erreichbaren Gebiet, beginnt die Gravelroad mit leider ausgeprägtem Waschbrettbelag.
Wir fahren noch ca. 25 km und werden heftig durchgeschüttelt und von manchen entgegenkommenden Offroad-Rasern eingestaubt.
Bei der Abfahrt zum Bear Canyon Lake biegen wir von der RIM-Road ab und kommen schon nach 5km zum See mitten im Wald. Entlang dieser ganzen Strecke gibt es hunderte Stellplätze, wovon die ganz am Ende, in der Nähe des Sees, dichter besetzt sind. Das letzte Stück zum Parkplatz in Seenähe ist fürs Camping gesperrt, sodass man auf den Parkplatz fahren muss und von dort noch einen steilen Wanderweg runter zum Wasser.
Auch hier hat es einige mit der Angel in der Hand und der Hoffnung, eine der begehrten Forellen zu erwischen. Marion testet das Wasser und beschließt, da müssen wir eine Runde schwimmen. Also hoch zum Auto und die Badesachen geholt. Ich /P mache nur eine kleine Runde wegen der Kälte des Wassers, aber Marion ist nicht zu bremsen und schwimmt noch ein Weile große Kreise im See. Frosch halt!
Wir fahren 1km zurück und beziehen, fast alleine, einen sonnigen Platz mitten im Wald.
Die Fahrerei, vor allem die letzten 25km, sind doch sehr anstrengend gewesen, und leider hat die Lichtmaschine die komplette Strecke vom Willow Springs Lake bis zum Ziel nicht mehr gearbeitet. Mysteriös.... Peter hat aber keine Lust mehr die nächsten 2h die Lichtmaschen auszutauschen. Auch Marion legt sich gleich mal hin, da ihr das Kreuz doch zu schaffen macht.
Dafür wird mal wieder das Tagebuch auf Vordermann gebracht... Jetzt nur noch die Bilder sortieren.
'Morgen ist auch noch ein Tag', wie die Mexikaner sagen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im im Apache-Sitgreaves NF beim Bear Canyon Lake, Mogollon RIM Drive, GPS: 34.401851, -111.009360, kein Netz, Unmengen an Platz, Waschbrettstraße, trotz Wochenende viel Platz, empfehlenswert
Sonntag 05.06.2022
Hier zu bleiben und nochmal zum See runterzufahren reizt uns nicht, da wegen des starken Windes, der über den See bläst, kajaken keine Option ist. Also fahren wir einfach 35km weiter, kommen immer wieder an tollen Stellen direkt am RIM-Rand vorbei und hoffen einen Stellplatz zu finden, der mit ähnlich tollem Ausblick aufwarten kann.
Bedingung ist, dass wir idealerweise ein brauchbares Netz haben, da wir einiges auf der Todo-Liste haben, was wir online klären müssen.
Nach einer etwas holprigen und engen Abfahrt, die am Ende steil nach unten geht, kommen wir aus dem Wald und können direkt vorne am RIM-Rand stehen. Auch das Netz ist super. Hier bleiben wir.
Da die Lichtmaschine seit dem letzten Stellplatz keine Lust mehr hatte zu arbeiten, steige ich in die Arbeitsklamotten und mache mich wieder an die Bastelei. Zuerst die Luftzufuhr zum Turbolader abgeschraubt, alte Lichtmaschine raus und die Neue mal vorsichtig drangehalten. Natürlich passen Halterungen und Spanner nicht! Also geht das Improvisieren wieder los. Der ganze Spanner muss um 10cm nach links umgebaut werden. Ich habe gottseidank noch einige passende Gewindestangen im Vorrat, so dass ich mit mehreren Kontermuttern eine neue Spannerhalterung basteln kann. Als alles wieder angeschlossen ist, funktioniert der Testlauf und wir haben wieder Strom.
Bis wieder alles aufgeräumt ist und der Mechaniker geduscht ist, bricht auch schon die Dämmerung herein und die Sonne geht über dem endlosen Nationalforest in der Ebene unter.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Coconino NF, Mogollon RIM Drive, GPS: 34.377029, -111.147573, sehr gutes Netz, viel Platz, direkt am RIM, gigantische Aussicht, heftige Anfahrt, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Montag 06.06.2022
Nach der gestrigen Bastelei ist heute mal ein Home-Office-Tag angesagt. Es gilt die Bankkonten zu checken, Heimflüge planen bzw. die Rückkehr,....
Zwischendurch wandern wir ein paar Meter zu einem anderen RIM-Abschnitt, zu dem wir auch noch hinfahren hätten können, aber da der Weg noch schlimmer war, hatten wir uns dagegen entschieden.
Hier ein kleiner Videorundblick vom Aussichtspunkt 100m von unserem Stellplatz entfernt.
{mts}Mogollon Rim_1{/mts}
Heute kocht Marion Schweinefilet in Joghurt-Specksoße.... da läuft einem schon beim Zuschauen das Wasser im Mund zusammen... und so lecker hat es dann auch gemundet.
Dienstag 07.06.2022
Wir genießen den tollen Stellplatz und gehen alles etwas relaxed an.... Marion backt den Geburtstagskuchen für Peter.... Peter zerlegt derweil mit viel Aufwand das alte ausgebaute defekte 4/3-Wegeventil für die Differentialsperren, um Ursachenforschung zu betreiben. Wir hatten ein Neues als Austausch mitgebracht, aber leider bläst dieses nach einer Woche genauso wieder die Luft ab. Haben übers Allrad-Forum den Link zum Pdf des Reparatursatzes von Wabco bekommen, so weiß ich/P, was alles drin ist. Die Ursache, warum es nicht funktioniert, habe ich nicht gefunden, außer dass die inliegenden Dichtungen evtl. verschoben an der falschen Stelle zum Liegen kommen.
Das eingebaute Ventil fasse ich aktuell nicht an... nicht dass ich es nicht mehr zu bekomme und dann stehen wir im wahrsten Sinne des Wortes im Wald. Den Sicherungsring zu entfernen, war schon eine Herausforderung, aber alles gegen die Federspannung wieder zusammenzubauen, klappt dann nur indem Marion mit weiteren zwei Händen mitgeholfen hat.
Bevor ich wieder alles zusammenräume, durchsuche ich noch alle Stauraumboxen nach den Einzelteilen, um die verlegten Kupferleitungen zu dem Wegeventil gegen Tecalan-Leitungen auszutauschen. Dazu braucht es aber die passenden 6er-Winkel-Schwenkverschraubungen und Messingstützhülsen. Ist alles irgendwo an verschiedenen Plätzen verteilt. Aber letztendlich habe ich alles wieder zusammengefunden.
Den Rest des Mittags lesen wir viel, Marion macht noch Rückengymnastik, wir gehen regelmäßig nach vorne zum RIM und sind immer wieder beeindruckt von der Weite. Der Kolibri-Feeder ist ausgehängt und wir hören bzw. sehen öfter einen Kolibri herumfliegen, aber trinken sehen wir ihn nicht. Nur abends ist die Hälfte des Inhalts verschwunden.
Wenn die Sonne untergegangen ist, malt das letzte Licht die mit Dunst gefüllten Täler leicht orange an.
Mittwoch 08.06.2022
Peter hat heute seinen 59igsten Geburtstag. Auf Grund der Zeitverschiebung zu Deutschland prasseln schon die ganze Nacht die Glückwünsche über WhatsApp, Telegram, Xing und email herein. Zum Frühstück gibt es den gestern von Marion gebackenen großen Brownie mit Walnüssen.
Gegen 9 Uhr startet dann der große Family-Skype-Videocall, der sich über 1,5h mit veränderten Teilnehmerzahlen zieht. Es war mal wieder toll alle live zusammen zu erleben. Noch zwei Monate und wir haben alle mal wieder zum Greifen nahe. Wir freuen uns schon sehr.
Wenn wir zurückkommen, also in die USA, wollen wir mit hoffentlich geringen Touristenzahlen auf Vancouver Island reisen. Deshalb haben wir auch unsere Flüge von Las Vegas auf Seattle im Staate Washington umgebucht. Den ganzen Mittag haben wir fast 3 h telefoniert und im Internet gesucht, um eine Parkmöglichkeit für die 4 Wochen in der Nähe Seattles zu finden. Oft sind die Storageplätze für die nächsten Monate schon ausgebucht, oder es lässt sich maximal 2 Wochen im voraus buchen. Da wir nur 4 Wochen und nicht mehrere Monate buchen, ist auch kein großes Entgegenkommen der Betreiber zu erwarten. Fakt ist, dass wir frühestens Anfang bis Mitte Juli eine Chance haben, eine verbindliche Reservierung zu bekommen.
Den Rest des schon fast vergangenen Nachmittags sitzen wir draußen im Schatten, genießen die herrliche Ruhe und erfreuen uns an den hin und wieder vorbei schwirrenden Kolibris.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Coconino NF, Mogollon RIM Drive, GPS: 34.377029, -111.147573, sehr gutes Netz, viel Platz, direkt am RIM, gigantische Aussicht, heftige Anfahrt, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Donnerstag 09.06.2022
Weil wir uns gestern, an meinem Geburtstag, kurzentschlossen doch noch einen weiteren Tag an diesem tollen Stellplatz gönnten, wird es heute aber Zeit zurück in die Zivilisation zu fahren, und vor allem wollen wir bis nach Winslow in den Norden fahren, um dort auf dem Postamt 2 von 3 Päckchen abzuholen, die dort schon warten.
Aber zuerst müssen wir knappe 40km von insgesamt 150km auf dem Mogollon Rim Drive nach Westen fahren.
Wir kommen an unzähligen weiteren tollen Stellplätzen vorbei, direkt am 1000m Abbruch des RIMs, und müssen uns zwingen, nicht doch noch einen Tag dranzuhängen. Wir haben bis zum Rückflug nur noch wenige Wochen Zeit und die Anfahrtsstrecke um knapp 2000km verlängert. Da müssen wir jetzt dran bleiben, dass wir das in den kommenden Wochen ohne allzu viel Stress hinbekommen.
Zuerst müssen wir wieder den rumpeligen Weg zurück zum ebenfalls nicht geteerten Mogollo Rim Drive... da schüttelt es alles nochmal an seinen Platz...
Leider kommen wir auch an Gebieten vorbei, wo Waldbrände oder der Borkenkäfer gewütet haben.
Hier einige Bilder von den unzähligen, von denen die meisten ins Archiv gewandert sind.
Und noch ein kleiner Video von der Fahrt entlang des Mogollon Rims
Als wir nach dem Gerumpel endlich wieder auf der Landesstrasse #87 angekommen sind, geht es deutlich schneller auf der geteerten Straße nach Norden. Zuerst noch viel im Wald und sehr hügelig, dann aber wird der Bewuchs immer dünner und zuletzt fahren wir wieder endlos durch trockene, heiße Wüstenei, wie wir das im Süden von Arizona schon kennengelernt haben.
Welch krasser Kontrast nach fast einer Woche im Wald mit gigantischer Aussicht auf mehrere hundert Quadratkilometer National Forest.
Der Großteil des kargen Landes gehört den Hopi. Wäre es fruchtbares Land, hätten sie das Land höchstwahrscheinlich nicht zurückbekommen.
In Winslow geht es zuerst zum Postamt. Die zwei Pakete sind da, und da das Dritte erst nächste Woche ankommen soll, habe ich mit dem Vorsteher der Post vereinbart, dass er dieses umgehend an den Versender zurücksenden soll. Ich werde meinerseits in ebay den Kauf stornieren und so müssen wir nicht in der heißen Umgebung von Winslow mehrere Tage totschlagen.
Als nächstes geht es zum Walmart einkaufen bzw. vorher gönnt sich Peter einen Bacon-Cheeseburger bei CarlsJrs. Ist der erste Burger in den USA und leider wie erwartet in der Qualität einer eher durchschnittlichen Kette. Das reicht jetzt wieder für lange.
Schon im Walmart ist es Marion wegen der Hitze schwindlig, so dass sie sich nach dem Einkauf gleich hinlegt.
Ich fahre die paar hundert Meter rüber zur Leisure Laundry und bin die nächsten 1,5h mit Waschen und Trocknen beschäftigt.
Glücklicherweise ist genau gegenüber von der Wäscherei eine Maverick-Tanke, die sowohl eine kostenlose Dumpingstation hat, was wir nicht brauchen, aber auch einen Wasserhahn mit Trinkwasser. Dieser ist dummerweise genau in der Mitte der Tanklinien für die großen Trucks.
Wir haben 1,5 leere Diesel-Tanks und nach einer kurzen Recherche bei Gasbuddy, einer Internet-Seite, auf der man die aktuellen Tankpreise der Tankstellen in der Umgebung abchecken kann, ist der Preis hier der günstigste bzw. einer der günstigsten bis hoch nach Denver/Colorado.
Wir tanken für 5,57$ die Gallone, was ungefähr 1,47€/L entspricht. Ist ganz nett happig nach den 0,96€/L von Mexiko, aber noch deutlich günstiger als in Kalifornien. Als wieder beide Tanks voll sind, sind wir 620$ ärmer, dafür haben wir die nächsten 2000km wieder Ruhe. Vielleicht sinkt bis dahin ja der Preis wieder etwas. Zur Zeit mit Krieg in der Ukraine ist das aber eher nicht zu erwarten.
Parallel zum Tanken, lassen wir über unseren langen Gartenschlauch gleich Wasser in die Tanks unterm Bett fließen. Die sind auch schon gut leer gewesen und deswegen dauert es bei dem etwas schwachen Wasserdruck doch deutlich länger bis die Tanks wieder randvoll sind. Musste zweimal umparken, damit wir genau zwischen den Tanklinien außerhalb stehen, so dass die LKWs an den Zapfsäulen Diesel tanken konnten. Als wir dann gegen 18:30Uhr endlich fertig sind, wird es auch Zeit Richtung Stellplatz zu fahren.
Wir müssen 5km auf der I 40 nach Osten und dann noch ca. 30km auf einer kleinen Landstraße nach Norden. Dort befindet sich der sogenannte Little Painted Desert Park, der zu Winslow gehört. Die Zufahrt ist offen und wir können entlang der Rim-Straße ganz nach hinten fahren und dort einparken. Die letzten Sonnenuntergangsbesucher sind dann auch zügig weg und wir endlich wieder alleine.
Als wir ankommen haben wir noch tolle Sonne, die in die bunten Schichten des Canyons scheint und auch der Sonnenuntergang kann sich heute sehen lassen.
Eine erfrischende Außendusche, ein kurzes Vesper, und dann fallen wir ohne Abendprogramm rechtschaffen müde in die Koje. Morgen geht es in den Petrified Forest NP.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Little Painted Desert Park, Winslow, GPS: 35.161287, -110.462051, sehr gutes ATT-Netz, ausreichend Plätze, direkt oberhalb des Canyons, tolle Sicht, empfehlenswert
Freitag 10.06.2022
Morgens um 9 Uhr steht die Sonne schon hoch am Himmel und brennt kräftig. Wir schauen, dass wir zügig loskommen, bevor es noch heißer wird. 25km zurück zur Interstate I40 und die nächsten 80km auf dem Highway gen Osten. Auf diesem Abschnitt ist die I40 identisch mit der historischen Route 66. Wir hatten in der Vergangenheit schon öfters ein Teilstück dieser bekannte Route befahren, waren auch schon am Endpunkt am Santa Monica Pier in Los Angeles, sind südlich von Las Vegas das schönste Stück nach Kingman komplett abgefahren und zuletzt um Flagstaff, da hier die R66 direkt durchführt.
In Holbrok geht es runter von der I40, rein ins Städtchen und dann ein Stück nach Süden und wieder parallel zur I40 nach Osten.
Dort an der Abbiegung ist ein Riesenladen, der mit versteinertem Holz aus der Gegend des Petrified Forest Nationalparks handelt. Natürlich darf man aus dem NP nichts mitnehmen, aber die versteinerten Bäume gibt es hier in der Gegend überall, auch auf privatem Grund.
Alleine das Außenlager zu besichtigen, könnte einem, was die versteinerten Bäume angeht den Besuch des NP ersparen. Der Laden ist randvoll mit bearbeiteten Baumfossilien und auch anderen Fossilien. Viele Souvenirs, aber auch schöne große, sehr teure Stücke. Marion schaut sich nach einem schönen Armband/reif oder Ring um, wird aber nicht fündig.
Wieder draußen sehen wir an der Straße gegenüber einen Schrottplatz, wo ich mal nach zwei kleinen Alu-Platten fragen möchte. Schrottplätze sieht man hier fast nirgends, im Gegensatz zu Mexiko. Leider ist niemand da und so fahren wir unverrichteter Dinge die restlichen 20km bis zum Eingang des Petrified Forest Nationalparks.
Wir haben ja die Jahreskarte „America the beautiful“ und müssen nichts mehr bezahlen, sonst wären für das Fahrzeug inkl. Personen 25$ fällig.
Der erste Stopp ist das Visitor center, das direkt an einem Hotspot des NP liegt und im Innern einiges zur Geschichte und Herkunft der versteinerten Bäume erklärt. Kurz zusammengefasst:
Vor 210Mio Jahren, also als die Dinos schon ausgestorben sind, war das ganze Gebiet ein von vielen Flüssen durchzogenes Überschwemmungsgebiet. Alle Bäume, Reptilien und was damals so kreuchte und fleuchte versank irgendwann in den Fluten, wurde unter Sauerstoffausschluss von Schlick, Schlamm und Vulkanasche begraben. Das silikathaltige Grundwasser sickerte in die Baumstämme und ersetzte das Baumgewebe. Die Silikate verhärteten und die versteinerten Bäume entstanden. Irgendwann erhob sich die gesamte Landschaft durch tektonische Prozesse und dann konnten Wind und Wetter die abgelagerten Schichten wieder freiarbeiten. Alles in allem ein elendig langer Prozess, natürlich. Und deswegen finden wir heute freigelegte Teile oder sogar ganze Baumstämme.
Hinter dem Center kann man eine schöne kleine Tour durch einen ehemaligen Wald spazieren, was an der Dichte der versteinerten Baumstammstücke bis zu ganzen Baumstämmen erkennbar ist.
Man könnte unzählige Bilder machen, da jeder Baum anders im Inneren kristallisiert ist und ein anderes Farbenspiel aufweist. Es ist sehr surreal, die versteinerte Baumrinde zu berühren und zu wissen, dass dieser Baum vor 210 Mio Jahren hier gewachsen ist, dann im Sumpf versunken ist und unter Luftabschluss durch das mineralhaltige Wasser komplett in Stein verwandelt wurde. Der Baum hat zwar die Dinozeit um ca. 30 Mio Jahre verpasst, aber in diesem Sumpf haben die kleineren Exemplare/Nachfahren und Alligatoren ums Überleben gekämpft.
Die Baumstämme sind nicht in die Landschaft gelegt worden, sondern wurden über die letzten tausenden von Jahren durch Wind und Regen freigelegt. Man sieht überall, wie nur Teile der Stämme freigelegt wurden und der Rest noch im Boden steckt.
Als wir weiterfahren kommen wir auf den nächsten 30km durch trockene, ausgewaschene Badlands, wo, egal wo man hinschaut, Baumstämme/Stücke verstreut liegen, komplett oder erst teilweise aus ihrem Grab befreit. Ebenso sieht man auch hier wieder, wie die ehemaligen Sedimente und Asche-Ablagerungen oxidieren bzw. reduziert werden und entsprechende Farben ausbilden.
Der nächste große Hotspot ist der sogenannte Crystal Forest, welches ein noch deutlich größeres Areal als am Visitor center umfasst, aber auch mit sehr hoher Baumdichte. Es gibt einen geteerten Weg als Rundgang durch das Gelände, so dass man an den schönsten Stellen direkt vorbeigeführt wird.
Es ist Mittagszeit und die Sonne brennt senkrecht herunter. Mit Hut und Motivation bewaffnet geht Peter den Trail ab und photografiert, während Marion, um sich etwas zu schonen, Obst putzt und als Mittagessen einen kühlen Obstsalat mit Yoghurt vorbereitet. Das ist bei dieser Hitze genau das Richtige.
Je weiter wir in den Norden kommen, desto häufiger setzt sich die Painted Desert durch. Wir fahren einen kleinen Loop zu einem Bereich, der Blue Mesa genannt wird. In den vergangen Jahren konnten wir an verschiedenen Stellen in den USA und Kanada solch farbige Landschaften bewundern, da es aber bereits wieder über 2 Jahre her ist, ist es wieder toll, solch eine farbenprächtige Landschaft zu befahren.
An einer Stelle ist durch den Regen ein 34m langer zusammenhängender Baumstamm freigespült worden. Vor Jahren wurde er durch einen darunter angebrachten Betonträger gesichert, damit er nicht doch noch entzweibricht.
Ungefähr auf der Hälfte der Strecke von Süd nach Nord durch den Nationalpark kommen wir bei den Newspaper-Rocks vorbei. Man läuft raus zu einem erhöhten Aussichtspunkt und sieht erst mal nur große Steinblöcke herumliegen. Erst mit dem Zoom, und wenn man weiß, wo genau man hinsehen muss, erkennt man die Zeichnungen in der von Eisenoxid dunkelbraun gefärbten Oberfläche.
Im Nordteil, abgetrennt durch die von West nach Ost verlaufende Bahnlinie, kommt man zu der eigentlichen Painted Desert, wobei uns die bunten Landschaften weiter südlicher besser gefallen haben.
Gerade als wir die Überführung über die Bahnlinie auf die andere Seite nehmen wollen, kommt von Winslow her ein ewig langer Zug mit jeweils 2 Überseecontainern pro Waggon. Vorne ziehen 5 Loks, wie viele hinten schieben können wir auf die Entfernung nicht sehen. Wir bleiben oben einfach stehen und machen Bilder.
Der Lokführer sieht uns mit unserem Gefährt auf der Überführung stehen und winkt uns faktisch mit vielen Hornstößen zu. Wir winken zurück und lassen den Endloszug unter uns durchrauschen.
Wir haben, seit wir wieder in den USA sind, des öfteren so lange Züge gesehen, aber immer nur aus der Entfernung, jetzt brettert er direkt ein paar Meter unter uns durch.
Wie bereits erwähnt ist die sehr rote Landschaft der Painted Desert auch schön, aber nicht so bunt wie weiter südlicher. Hier Bilder vom Kachina Point am nördlichen Ausgang aus dem Nationalpark.
Aus dem NP raus sind wir wieder auf der I40 gen Osten.
Wir fahren die nächsten 80km auf dem Purple Heart Trail, wie die I40 auch genannt wird, weiter und biegen vor Lupton auf die Landesstrasse #12 gen Norden ab. Die #12 führt auf fast der gesamten Strecke durch Navajo-Land, ist aber in den Karten auf Grund der tollen Landschaften auch als Scenic Byway ausgewiesen.
Leider ist auf der gesamten Strecke, vermutlich weil es Navajo-Land ist, im iOverlander kein Stellplatz ausgewiesen.
Wir fahren ca. 36km durch tolle Gegend, aber bis auf einen kleinen schrägen Rastplatz direkt an der Straße ist rechts und links alles eingezäunt bzw. überall geschlossene Tore. Das kann ja lustig werden.
Ca. 10km vor Window Rock führt ein Feldweg vor einem größeren Hügel weg von der Straße. Wir fahren so weit wie möglich nach hinten, wobei dort wieder Behausungen kommen. Also drehen wir um und bleiben auf einem kleinen Feldwegbypass stehen. Auf der einen Seite ist eingezäunt aber auf der Seite, wo wir stehen ist nur Buschland. Wir hoffen, dass wir niemanden stören und sind außer Sichtweite der Häuser der Umgebung.
Gerade als wir unser Abendessen, Gulasch mit Gemüse genießen, kommt ein Pickup langsam vorbei, bleibt 20m von uns entfernt stehen, wartet ein paar Minuten, inzwischen wissen wir, dass er telefoniert hat, und fährt dann weiter. Nach 10min kommen ein weiterer Pickup und ein Mopedfahrer an. Die ältere Lady erklärt uns, dass hier alles Navajo-Land wäre. Wir fragen, ob es möglich wäre, da wir heute schon sehr lange unterwegs waren und es schon ziemlich spät ist, ob wir eine Nacht stehenbleiben dürfen. Nach etwas Smalltalk, wo kommen wir her, wie heißen wir und so weiter, bekommen wir ihren Namen, und sie meint, es wäre ok, wenn wir stehenbleiben würden. Ihr gehört das Land und die Rinder hinter der Umzäunung und wollte deshalb mal vorbeikommen, um zu checken, was wir hier machen, weil sie Angst um ihr Vieh hatte. Gerade als sie mit ihrem Fahrer wieder los will, kommt der nächste Pickup angefahren. Sie steigt nochmal aus und erklärt den beiden Männern die Situation. Diese parken trotzdem ein. Es sind Irvine und Sohn Mark Yazzie, die draußen an der #12 hinter dem Hügel wohnen. Auch sie wollen noch etwas reden und meinen dann schlussendlich, dass wir hier stehen bleiben können. Wir haben nach einem anderen Platz gefragt, aber sie meinten es wäre ok. Sollte nochmal jemand vorbeikommen, sollen wir uns auf ihn berufen. Er arbeitet in einer Filiale einer in den USA bekannten Autoersatzteil-Kette und weist stolz mit seinem T-Shirt darauf hin. Wir wissen nicht, ob er die Pistole im Halfter immer mit sich trägt oder nur gerade jetzt, nachdem er informiert wurde, dass hier Fremde stehen.
Zuerst skeptisch gegenüber uns fremden Eindringlingen, sind alle nachdem sie uns 'kennengelernt' haben sehr freundlich und aufgeschlossen gewesen, interessiert an unserer Geschichte, und wünschen uns eine ruhige Nacht im Navajo-Land.
So beruhigt, warten wir auf die hoffentlich etwas kühlere Nacht und hoffen, dass nicht noch mehr Besucher kommen. Wir fühlen uns nach diesen Gesprächen sicher und haben notfalls einen Kontakt in der Nähe, auf den wir uns berufen können.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Navajo County Nähe Windrock, GPS:35.626572, -109.091259, sehr gutes AT&T-Netz, kleiner Feldwegplatz, ist eigentlich alles Navajo-Privatland, daher kein Stellplatz für die Zukunft
Hier wieder die Kartenübersicht der 13. und 14. Woche nach Neustart 2022 mit den gewählten Stellplätzen:USA_2022_Juni_1
Teil 65: USA 2022 - CO >>>