Nordthailand & Laos - Reise ins Herz von Indochina
Laos ist gerade dabei, sich neu zu finden, nachdem die sozialistische Führung vor nicht einmal 20 Jahren anfing das Land zu öffnen und Touristen einen Blick in dieses schöne Land gestattet. Zwischen Reisfeldern, Karstbergen und unzähligen Tempeln lebt ein Großteil der Laoten wie schon seit Generationen in Pfahlbauten. Allerdings ziehen inzwischen auch hier Satellitenschüssel, Smartphone und Autos in den Alltag ein, vor allem in den Städten.
Da wir über Bangkok anreisen und uns erst wieder auf Südostasien einstimmen wollen, entscheiden wir, die erste Woche in Nordthailand zu verbringen, da diese Region Thailands noch ein weißer Fleck auf unserer persönlichen Weltkarte ist.
Die grobe Planung für unsere Reise ergibt somit eine Woche Nordthailand/Goldenes Dreieck (westlicher Teil, hellgrüner Kreis) und zweieinhalb Wochen Laos von Nord nach Süd (hellblaue Strecke). Somit haben wir 26 Tage vom Mi 3.2.16 - So 28.2.16 Zeit für unsere Entdeckungen. Schwarze Pfeile in der Karte markieren die Flugstrecken.
Bevor wir jetzt in das Urlaubstagebuch einsteigen, noch der Hinweis für eventuelle Nachahmer: am Ende des Berichts in Teil 9 gibt es eine Zusammenfassung der Daten und 1-2 hilfreiche Tips.
03.02.16 Tag 1:
Mit der Erfahrung aus vergangenen Reisen haben wir unser Gepäck schon deutlich optimiert und schon Tage vor der Abreise sind unsere Bigpacks fertig. Deshalb ist am Abreisetag eine stressfreie Anreise nach Frankfurt gewährleistet. Das Auto wird beim Arbeitskollegen hinterm Haus geparkt und wir werden von ihm direkt am Flughafen abgesetzt. @Carsten: Herzlichen Dank für den Super-Service !! Auf dem Flughafen die Rucksäcke zum Schutz noch in Schwerlast-Säcke verpacken und am CheckIn-Schalter abgeben. Abflug pünktlich um 13:45 Uhr, Kopfhörer aufgesetzt und schon kann die 10-stündige Filmsession mit Vollpension losgehen. Unterbrochen mit kleineren Schlafsequenzen ist der Direktflug relativ gut zu bewältigen.
04.02.16 Tag 2:
Mit viel Rückenwind sind wir schon gegen 6:00 Uhr Ortszeit in Bangkok, 20min früher als geplant. Einreihen in die Riesenschlange vor der Zollkontrolle, Gepäck abholen, Geld eintauschen, SIM-Karten (AIS, 8€/Karte) kaufen und aktivieren lassen (Die freundliche aber resolute Dame am Schalter erledigt alles mit fliegenden Fingern). Raus aus dem Gebäude zum kostenlosen Transfer-Shuttle-Bus zum Don Muang Airport (zu finden im 2. Stock vor Gate 5), Flugtickets vorgezeigt, Registrierung im Schulheft am Campingtisch (alles muss seine Ordnung haben: Asian bureaucracy) und 10min später geht's schon los im vollen Bus. Da relativ wenig Stau auf der Autobahn ist, haben wir nach ca. 75min unser Ziel erreicht. Im Don Muang Airport ist das Gepäck schnell am Web-CheckIn-Schalter von Air Asia abgegeben, 10min vor dem Röntgen-Monitor warten, ob nicht doch noch was Verdächtiges entdeckt wird und schon können wir zum Abflugterminal wandern.
Der einstündige Flug nach ChiangMai ist ein Klacks verglichen mit der langen Strecke von Frankfurt/Main nach Bangkok . In ChiangMai angekommen geht's direkt zum Taxi-Schalter und dank des freundlichen Servicepersonals von dort mit dem in thailändischer Schrift ausgefüllten Zettel zum Taxi und auf fast direktem Weg zu unserer ersten Unterkunft "Baitong Homestay Guesthouse". Die letzten 500m lässt sich der Taxifahrer von der Hausdame am Telefon durch die engen verwinkelten Gassen lotsen. Gottseidank haben wir die Telefonnummer vom 'Baitong' griffbereit.
Endlich angekommen werden wir von Manfred dem Hausherrn eingewiesen. Es ist noch Zeit für einen ersten Ausflug, also Koffer aufs Zimmer, kurz frisch machen und ab. Zuerst in die historische Altstadt von ChiangMai. Gleich um die Ecke vom Baitong befindet sich die erste Tempelanlage, aber uns zieht es weiter ins Zentrum. Ein Blick auf die Stromverkabelung zeigt uns deutlich, dass wir wieder in Asien sind.
Die sehenswerte Altstadt von ChiangMai ist quadratisch angelegt und komplett von einem Wasserkanal und Teilen der historischen Stadtmauer umgeben. Sollte man sich doch mal verlaufen, ist die Orientierung relativ einfach: Einfach so lange in eine Richtung marschieren, bis man wieder auf den Wasserkanal stößt. Kaum geht es auf 18 Uhr zu, wechselt der Tag fast ohne Dämmerungsphase in die Nacht.
Viele Tempelanlagen werden nächtens angestrahlt und erzeugen damit ein Ambiente, welches Jedermann/frau endgültig überzeugt im exotischen Thailand angekommen zu sein. Die tropischen Temperaturen tragen entsprechend dazu bei. Jetzt wird es Zeit ins nächste Songthaew (Thai-Sammeltaxi) einzusteigen und für umgerechnet 1 Euro zum Nachtmarkt zu fahren. Das tolle an diesem Fortbewegungsmittel ist, dass man immer nette Menschen trifft und ohne Berührungsängste in eine Unterhaltung eingebunden wird - ein bisschen Englisch und viel mit Händen und Füssen, und immer recht spassig.
Wie immer faszinieren die Nachtmärkte in Asien mit der unglaublichen Vielfalt an Früchten, Speisen und Kirmesständen. Da muss man einfach probieren. Zum Abschluss gibt es dann noch ein frisch zubereitetes zuckersüsses Rotee (ähnlich wie Crepes) mit Bananen und Nutella - Hmmm - sowas von lecker!
Die große stachelige Frucht ist die berüchtigte Durian, welche ein starkes Aroma nach "ausgereiftem Romadur" besitzt, oder anders gesagt: Sie stinkt unglaublich, nach den getragenen alten Socken einer ganzen Fussball-Mannschaft. Deshalb auch die Verbotsschilder vor jedem Zimmer in sämtlichen Hotels und Guesthouses. Man kauft natürlich nicht die ganzen Früchte, sondern nur das gelbe verzehrfertige Fruchtfleisch, teuer weil Delikatesse (Na ja - die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden).
Überall gibt es Plätze, an deren Ränder in unzähligen Buden sehr leckeres Essen frisch zubereitet wird oder herrliche Früchtemischungen für Smoothies aufgereiht sind. Eiskreationen in allen Varianten werden auf Bestellung hergestellt, indem die flüssige Masse auf einer eiskalten Platte ausgebracht und dann abgeschabt wird.
Nachdem wir einige Zeit über die Märkte geschlendert sind und unsere "geschundenen" Beine noch eine professionelle Massage bekommen, fordert die lange Anreise aus good old Germany doch ihren Tribut und nun gilt es in der Nacht den Heimweg durch die winkligen, uns noch unbekannten Gassen zu finden. Kurz vor dem Ziel überkommt uns noch der Wunsch nach einem Feierabend-Bier und einer kleinen herzhaften Kost direkt aus dem Wok. Mmmmh... schmeckt das gut! Wir erinnern uns an die wichtige Reiseregel: Wo viele Einheimische essen, ist es in der Regel lecker und meistens unbedenklich zu essen, auch wenn die Openair-Küche auf den ersten Blick nicht diesen Eindruck erweckt.
05.02.16 Tag 3:
Nach einem leckeren Frühstück und mit Unterstützung der thailändischen Haushälterin werden zwei 125ccm-Roller organisiert und direkt zum Guesthouse gebracht. Nachdem der thailändische und somit unleserliche Mietvertrag unterschrieben, die Mietgebühr für beide Scooter von 400Baht (11€/Tag) den Besitzer gewechselt, ein Reisepass als Pfand übergeben ist, kann es losgehen mit der Tagestour. Als erstes gilt es, sich mit dem Linksverkehr vertraut zu machen und den, wie üblich, fast leeren Sprittank zu füllen. Erstaunlicherweise erfolgt die Anpassung recht schnell, da in Asien der Verkehr eher einer fliessenden Gesamtbewegung gleicht und wenn man einfach mitschwimmt, ist das Linksfahren im asiatischen Gewusel voll easy.
Auf der folgenden Karte sind unsere Ausflugsziele vom heutigen Tag zu finden: Wat Phra Doi Suthep (1), Monthathan Waterfall (2), Wat Doi Kham (3), Ched Yod Temple (4), Wat Chedi Luang (5) und natürlich der Start/Endpunkt: unser Guesthouse Baitong Homestay (6) im Süden der Altstadt (roter Kreis).
Unser erstes Etappenziel ist der wohl bekannteste Tempel in Nordthailand (ein königlicher Tempel 2. Klasse) und das Wahrzeichen von ChiangMai: Wat Phra That Doi Suthep Ratcha Woraviharn (1) oder auch einfach Doi Suthep genannt, ungefähr 15 km westlich des Stadtzentrums. Wer nicht selbst mit einem Roller anreist, kann in eines der unzähligen roten Songthaews einsteigen und für kleines Geld ans Ziel kommen. Der Aufstieg zum Tempel kann mit einer kleinen Bergbahn oder über die Naga-bewehrte (Schlangenwesen aus der indischen Mythologie) Treppe erfolgen. Oben angelangt, betritt man die Tempelanlage durch ein imposantes Portal.
In dem riesigen goldenen Chedi im Zentrum der Anlage soll sich eine Relique Buddhas befinden. Auf Grund der langen Trockenheit ist die Sicht hinunter auf die Stadt leider getrübt. Die überbordende Fülle an Herrlichkeiten im Tempelinneren dagegen ist der Hammer. Macht man sich die Mühe, entdeckt man in jedem Winkel der unzählingen Altäre, Wandelgänge und Buddhastatuen eine unüberschaubare Anzahl von Details. Hauptsächlich besuchen gläubige inländische Touristen und Einheimische das Heiligtum, die betend von Priestern den Segen empfangen. Daher weicht das anfängliche Gefühl sehr schnell, es handele sich hier nur um eine reine Touristenattraktion. Die Gongs, Glocken, Windglöckchen, alles dient dazu, die unzähligen Gebete und Wünsche gen Himmel zu senden.
Wir haben die Bilder in einem Block zusammengefasst und empfehlen, diesen sehr langsam in Großansicht wegen der vielen Details anzuschauen.
Die großen Früchte, welche direkt aus dem Baumstamm wachsen, sind keine Durianfrüchte, sondern Jackfruits. Das gelbe Fruchtfleisch schmeckt absolut lecker nach Multivitaminsaft. Obwohl man in Asien viel an Woodcarving zu sehen bekommt, sind die kunstvollen Schnitzereien des Holzbaldachins für rituelle Zeremonien doch sehr beeindruckend.
Man kann sich sicher vorstellen, dass wir nach soviel güldener Pracht eine Auszeit für die Sinne brauchen. Deshalb nehmen wir die Chance wahr und machen einen Stop beim Monthathan Wasserfall (2) auf der Fahrt vom Doi Suthep Nationalpark zur nächsten Tempelanlage. Der wegen der Trockenheit eher überschaubare Wasserfall rechtfertigt eigentlich nicht den Eintrittspreis (6,50€), allerdings ist die Anfahrt durch den Wald die ersehnte Ablenkung. Leider lassen sich die vielen, großen Schmetterlinge nur sehr ungern photografieren, aber die ersten entdeckten Orchideen halten dafür still.
Inzwischen haben wir genügend Erfahrung im Roller-Cruising gesammelt und so passen wir uns an und stellen uns an den Ampeln ebenfalls in die Pole-Position vor die Autoschlange und nehmen an den Massenstarts teil, auch wenn die Ampel noch auf Rot steht. Wir verlassen uns da auf die anderen, da wir beim besten Willen kein sichtbares Startsignal erkennen können.
Problemlos finden wir den Weg zum Wat Phrathat Doi Kham (3). Auf dem Gelände des heutigen Tempels standen bereits vor über 1300 Jahren Vorgängertempel. Doi Kham steht für Gold-Berg – ein Berg, auf dem der Legende nach zwei gigantische Kannibalen lebten, die von Buddha belehrt wurden und zurück zum richtigen Weg fanden. Ursprünglich wollten wir nur diesen Tempel anfahren, da in den Reiseführern vor der Menschenmasse in Doi Suthep gewarnt wird und Doi Kham deutlich ruhiger sein soll. Prinzipiell stimmt das, aber wir sind froh, dass wir auf Manfreds Rat gehört haben und beide Tempelanlagen besucht haben. Die Anreise und die Unterschiedlichkeit der Anlagen rechtfertigt beide zu besichtigen und Doi Suthep nicht außen vor zu lassen.
Auch hier gilt wieder, sich auf das Gesamtbild einzulassen, welches sich aus vielen Facetten zusammensetzt: Prunkvolle Tempel, betende Gläubige, Kirmes am Rande, riesige Buddha-Statuen, Mönche, die gegenseitig Erinnerungsphotos von sich schiessen, immer noch etwas trübe Aussichten auf ChiangMai bzw. auf das von Königin Sirikit getragene Landwirtschaftszentrum für Forschungs- und Anbauprojekte, Orchideen hinter Mönchsstuben und Opferkugeln voll mit Blattgold.
Geniesst auch hier wieder die Bilder im Detail:
Auf dem Weg zurück kommen wir an vielen Alleen blühender Bäume vorbei, aber auch immer im Rennen mit futuristischen Reisebussen.
Zurück in der Altstadt entdecken wir eher durch Zufall Wat Ched Yod (4), welcher nicht auf unserer Liste steht. Zum Wat Ched Yod (ursprünglicher Name: Wat Photharam Maha Wihan) finden sich bei Wikipedia folgende Infos:
Der Bau des Tempels wurde im Jahr 1455 von König Tilokarat in Auftrag gegeben, nachdem er Mönche nach Bagan geschickt hatte, um das Design des dortigen Mahabodhi-Tempels zu studieren, der wiederum eine Kopie des Mahabodhi-Tempels in Bodhgaya in Nordindien ist.
Nach der Jinakālamālī-Chronik soll der König im Jahr 1455 hier einen Bodhi-Baum gepflanzt und im Jahr 1476 „ein großes Heiligtum in diesem Kloster“ erbaut haben, wohl um die 2000-Jahr-Feier des Buddhismus hier zu begehen. Denn im folgenden Jahr 1477 wurde das Achte Buddhistische Weltkonzil im Wat Chet Yod abgehalten, um die Tripitaka, den buddhistischen Pali-Kanon zu erneuern. Es ist um diese Uhrzeit ein sehr ruhiger Tempel mit fast keinen Besuchern und wir geniessen es, die Anlage für uns zu haben.
So langsam geht die Sonne unter und wir steuern unser letztes Besichtungsziel an: Den Tempel Wat Chedi Luang (5) im Zentrum der Altstadt. Er ist neben Doi Suthep (1) der bekannteste Tempel in ChiangMai. Von 1482-1547 soll er den Smaragd-Buddha beherbergt haben, welcher heute im Wat Phra Kaeo in Bangkok zu besichtigen ist. (weitere Infos bei Wikipedia)
Zwischen der neuen Tempelhalle und dem anno 1545 bei einem Erdbeben zerstörten Ziegel-Chedi stehen viele kleinere Tempel und imposante Bäume auf dem Tempelgelände. Einen exotischen haben wir gleich wiedererkannt, nämlich den Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis aus der Familie der Topffruchtbaumgewächse, beheimatet im nördlichen Südamerika), welchen wir auf unserer Reise nach Sri Lanka schon kennengelernt haben. Die Kugelfrucht an sich ist schon bemerkenswert, aber die Blüten sind der absolute Hit.
In ChiangMai ist an diesem ersten Wochenende im Februar das Flowerfestival, welches wir natürlich unbedingt besuchen müssen und daher steuern wir einen Nachtmarkt an der Südseite der historischen Stadtmauer an und suchen uns ein paar Leckereien aus. Das Angebot ist wieder so riesig und exotisch, daß man nur einen kleinen Bruchteil probieren kann.
Im südwestlichen Teil der Altstadt befindet sich eine Parkanlage in der Tanzvorführungen und Pflanzenausstellungen (Orchideen und Bonsais) im Rahmen des Festivals stattfinden. Den für den nächsten Tag angekündigten Umzug werden wir verpassen, da wir dann schon Richtung Norden ins Goldene Dreieck unterwegs sein werden.
Die Vielfalt der ausgestellten und prämierten Orchideen ist Entschädigung genug. Einfach in Ruhe anschauen.....
Aber auch die ausgesuchten Exemplare des Bonsaizüchter-Vereins sind der Hammer.
Und wie immer, bevor es nach Hause geht, noch ein kleiner Imbiss mit kühlem Getränk in einem Strassenrestaurant bzw. zu Hause eine vollreife Ananas als Nachtisch.
Jetzt ist aber wirklich Schluss für den dritten Tag... mehr war nicht möglich
Teil 2: Chiang Mai - Mae Hong Son-Loop -->