Mo. 21.10.19
Gestern Abend hatten wir uns noch nicht entschieden, ob wir heute schon weiterfahren oder noch einen Tag stehenbleiben wollen. Ein Blick in die Wetterkarte zeigt diese Woche noch durchwachsen und einiges an Regen auf dem Weg nach Süden bzw. zum Yellowstone Nationalpark. Ab nächstem Wochenende soll es deutlich besser werden.
Wir wollen diese lange Strecke in 4-5 Tagesetappen erledigen und können dann bei hoffentlich gutem Wetter mehrere Tage den Yellowstone NP genießen.
Bevor es losgeht, versenden wir noch ein paar Dokumente und drucken bei Alice im Büro endlich mal die Versicherungs-IDs für unsere Fahrzeuge aus, nach fast einem halben Jahr nach der Erneuerung.
Zum Abschied werden dann noch ein paar Bilder gemacht und so gegen 11 Uhr kommen wir dann los. Schön war's. Wir haben uns wirklich sehr gefreut, die beiden wieder zu sehen. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal vorbei?!
Um es vorwegzunehmen, es hat den ganzen Tag hindurch geregnet.
In Nelway/CA an der Grenze in die USA/Washington sind wir das einzige Fahrzeug. Wir müssen kurz den Container und eine Staubox öffnen. Der Grenzer klettert nur zwei Stufen die Leiter hoch und blickt nur kurz, wahrscheinlich eher aus Neugier, in den Container. Dann die üblichen Standardfragen: Woher kommen wir? Wohin wollen wir? Haben wir verbotene Artikel dabei? Und nachdem wir noch jeweils 6$ für das neue 6-Monatsvisum bezahlt haben, werden unsere Fingerabdrücke eingescannt und schon dürfen wir mit freundlichem Gruß weiterfahren. Also, mal wieder, ohne jegliche Kontrolle innerhalb von 20 min das ganze Prozedere erledigt. So muss das sein, so macht es Spaß.
WASHINGTON STATE
Jetzt sind wir also wieder in den USA, Washington State.
Wenige Kilometer nach der Grenze machen wir am Sweet Creek Fall Pause, laufen kurz den Trail zum kleinen Wasserfall und danach gibt es ein leckeres Vesper mit frischen Vollkornweckle und deutscher Wurst aus der 'deutschen' Metzgerei in Kimberley. Super lecker!
Die nächsten 120 km bis nach Sandpoint in Idaho wären eigentlich eine landschaftlich tolle Strecke, aber wegen den niedrig hängenden Regenwolken und der sehr hohen „Luftfeuchtigkeit“ haben wir nur eingeschränkt etwas davon. Wir fahren durch ein schönes Flusstal, immer am Pend Oreille River entlang, auf dem Hwy #20 quer durch Washington bis nach Newport/Oldtown, Grenze Idaho.
Unterwegs halten wir noch an einem Staudamm kurz an, sehen mehrere Rehe und ein Weißkopfseeadler fühlt sich durch uns gestört und fliegt direkt vor unserer Windschutzscheibe her, dreht aber nach 20 m schon wieder Richtung Wald ab, zu schnell, um die Kamera schussbereit zu machen.
IDAHO
Der Stellplatz am See, dem Pend Oreille Lake, in Sandpoint ist leider nicht mehr zu nutzen, da inzwischen ein NO-OVERNIGHT/CAMPING-Schild dort hängt. Weiter geht’s zum Walmart und Home Depot zum Einkaufen. Am Walmart wollen wir nicht stehenbleiben, also nochmal 68 km bis zum freien Campground Big Eddy im Kootenai National Forest, der sich dann auch schon in Montana befindet. Hier kann man bis zu 16 Tage kostenfrei im Wald auf schönen Plätzen mit Bank und Feuerstelle stehen.
MONTANA
Als wir ankommen ist es schon recht dunkel und wir brauchen die Zusatzscheinwerfer zum Einparken. Es regnet immer noch, so dass wir uns schnurstracks ins Innere zurückziehen, wo Marion gleich eine leckere Tomatensoße zu frischen Tortellini kocht.
Heute sind es dann doch wieder 275 km gewesen, davon viele im Regen, sehr anstrengend. Also früh Schicht im Schacht. Von der CA/USA-Grenze bis hierher haben wir drei Bundesstaaten besucht. Eingereist in Washington, Idaho durchfahren und stehenbleiben in Montana.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Big Eddy CG, Lolo NF, GPS: 48.066609, -115.925103, Stellplatz liegt im Wald, sehr ruhig, kein Verizon-Empfang, empfehlenswert
Di. 22.10.19
Leider ist das Wetter heute nicht besser. Aber es hilft nichts, wir wollen weiter und so schnell wie möglich gen Süden, um bei der nächsten Wetter-Hochphase im Yellowstone-Park zu sein.
Um nicht den Hwy #90 fahren zu müssen, sondern etwas durchs Hinterland zu kommen, nehmen wir ab St. Regis die nördliche Parallelroute über die #200, die sich teilweise am Flathead River entlang windet. Als zwischendurch die Sonne herauskommt, beginnen Straße und Wald ringsherum zu dampfen. Hier herrscht noch Indian Summer.
Sonst fahren wir durch typische Montana Hügellandschaft, immer am Fluss entlang. Hierher müsste man mal im Frühjahr bzw. im frühen Sommer kommen, wenn alles grün ist bzw. blüht.
Zwischen Dixie und Ravalli liegt die National Bison Range. Wir beschließen, da wir nun schon mal dran vorbeifahren, und obwohl wir in Kanada am Alaska Hwy schon zahlreiche Waldbisons aus der Nähe gesehen haben, dass wir uns die Präriebisons auch noch ansehen.
Wir fahren auf das Gelände und gleich im Picknick-Bereich, im Eingangsbereich, entdecken wir einen kapitalen Wapiti-Hirsch, der sich durch uns nicht stören lässt und wir ihn in Ruhe beim Äsen beobachten . können
Der Rundkurs von fast 40 km durch die hügelige Prärielandschaft kann leider nicht komplett befahren werden, da wegen Wintersaison teilweise bereits geschlossen. Nur ca. 10 km sind machbar. Die Strecke ist sehr holprig, und wir treffen leider nur auf eine Handvoll Rehe und sehen ein paar dunkle Punkte in einiger Entfernung, die sich beim Heranzoomen als Bisons herausstellen. Die anderthalb Stunden holprige Fahrt sind leider vergeudete Zeit gewesen.
In der Nähe gibt es noch eine bekannte Missionskirche „St. Ignatius“, die aber ca. 10 km ab von der Strecke liegt. In Mexico bzw. im Süden der USA werden wir wohl noch einige Missionskirchen zu sehen bekommen, deshalb fahren wir weiter und machen noch etwas Strecke.
Bei Arlee verlassen wir die geteerte #200 und schwenken auf die Gravelroad #559 ins bergige Hinterland ab. Wir sind mal gespannt, ob wir über die Pässe ohne großes Schneechaos kommen.
Verkehr ist hier nicht viel; sieht man an dem einen oder anderen umgestürzten Baum auf der Strecke, die ich zur Seite ziehen muss - will mir kein hartes Aststück in den Reifen rammen.
Oben auf den steileren und etwas schmalen Wegstücken kommen wir zum Teil gerade so an heruntergestürzten Felsbrocken vorbei, bevor wir in die Schneezone einfahren. Gottseidank hält es sich in Grenzen und unser Moppel bewältigt alles problemlos.
Nach dem Pass geht es wieder hinunter in die schneefreie Zone und als wir am Hidden Lake vorbeikommen, parken wir dort auf einem der wenigen Plätze auch gleich ein, wobei ein ebenes Plätzchen zu finden nicht so einfach ist. Dafür sind wir dann erstaunt, dass wir Verizon-Empfang haben. Wenn das Wetter besser und nicht so kalt wäre, wäre der See toll mit dem Kajak zu befahren. Bis auf einen weiteren Dauercamper außerhalb unseres Sichtbereichs sind wir wieder ganz alleine und freuen uns über den schönen Standort.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Hidden Lake, Lolo NF, GPS: 47.143902, -113.571700, mehrere Plätze an einem See, sehr ruhig, guter Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert
Mi. 23.10.19
In der Nacht ist noch etwas kälter geworden und eine dünne Schicht Schnee gab's auch noch. Da tut sich der Moppel wieder schwer beim Starten, aber mit viel Rauch geht es dann doch los.
Wir fahren den Rest der Backcountryroad raus nach Seelay Lake, um dort nach Trinkwasser zu schauen bzw. im lokalen Supermarkt, noch etwas die Vorräte aufzustocken. Der Ort ist voll auf die sommerlichen Touristenschwärme ausgerichtet und aktuell im Dornröschenschlaf und die Wasserhähne sind auch schon alle abgestellt. Daher geht es bei uns nach einem kleinen Mittagssnack von der Warmtheke des Supermarkts auch schon weiter.
Wir nehmen wieder die Hinterlandstraße #141 mit direkter Richtung nach Helena und auch hier fahren wir durch Indian Summer.
In Avon trifft diese dann auf die #12, die über den ca. 1990 m hohen Mullen Pass führt. Kurz vor dem Summit/Gipfel gibt es eine Quelle, die gefasst wurde, und an der man gutes Trinkwasser zapfen kann. Obwohl in totaler Schräglage und mit nur wenig Druck harre ich bei Minusgraden aus, bis wir wieder bei ca. 85% Füllmenge sind. Das reicht wieder eine Weile.
Weiter geht es über den Pass und von dort durch die Winterwelt wieder hinunter ins Tal nach Helena.
Helena, die Hauptstadt von Montana. Aber ein Community center, um eine heiße Dusche zu genießen, gibt’s hier wohl nicht. Nur ein teures Aquatic-Center könnten wir nutzen. Da es sowieso schon spät ist und wir noch raus zum Stausee fahren wollen, verzichten wir und verschieben die Duscherei.
Als wir am Riverside Campground am Missouri River ankommen, ist es auch schon dunkel und wir parken mit den Zusatzscheinwerfern ein.
Auf diesem Campground darf man außerhalb der Saison kostenfrei stehen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Riverside CG Missouri River, Helena, GPS: 46.657211, -111.736593, kostenfrei außerhalb der Saison, sehr ruhig, guter Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert
Do. 24.10.19
Nach einer sehr ruhigen Nacht nehmen wir heute die letzte Etappe zum Yellowstone-National Park in Angriff. Wir verlassen die Talseite des Staudamms, umfahren den entstandenen See auf der Ostseite, vorbei an tollen Villen auf den Hügeln am See, bevor wir wieder auf den Hwy #297 kommen. Von hier aus folgen wir dem Missouri-River wie er sich am Fusse der Rocky Mountains durch die stark landwirtschaftlich genutzte Gegend wälzt.
In Bozeman machen wir den ersten längeren Zwischenstopp und besichtigen das dortige Museum of the Rockies. Neben den allgemeinen Themen, die hauptsächlich die Siedlungsgeschichte und den Bergbau in der Umgebung abhandelt, ist das Museum für seine weltgrößte Sammlung an T-Rex-Schädeln bzw. sonstige Saurierfunde berühmt. Da müssen wir natürlich auch rein. Die Bilder sprechen für sich selbst. Es ist immer wieder faszinierend unter einem restaurierten in Echtgröße aufgebauten Saurierskelett zu stehen, vor allem einem T-Rex.
Bevor wir Bozeman wieder verlassen, versuchen wir es noch am lokalen Schwimmbad. Aber prompt ist heute das Bad nur bis 11 Uhr morgens öffentlich zugänglich. So ein Mist. Also wieder zurück auf den Hwy. Wir wollen heute noch bis Gardiner kurz vor dem Nationalpark kommen, also Gas geben.
Nach Bozeman biegen wir in Livingston nach Süden ab und fahren direkt in die Rockies. Es geht kontinuierlich hoch. 20 km vor Gardiner sehen wir auf der rechten Seite eine riesige Herde Elks (Wapiti-Hirsche). Es sind mehrere hundert Tiere. So eine große Herde hatten wir bisher noch nicht gesehen.
Wir suchen die nächste Brücke über den Fluss und versuchen möglichst nahe an die Herde zu gelangen. Auf dem Weg kreuzt unseren Weg eine kleine Herde Steinböcke
und am Ortsrand sitzen auf einem großen Baum mit bester Aussicht auf den Fluss zwei ausgewachsene Weißkopfseeadler.
Nachdem wir zig Straßen und Sackgassen ausprobiert haben kommen wir endlich doch bei der Herde an und können die unglaubliche Anzahl friedlich grasender Tiere in Ruhe betrachten.
Langsam setzt die Dämmerung ein und wir müssen uns trotz dem faszinierenden Wildlife sputen. In Gardiner fahren wir direkt zu einer Laundry, die auch saubere Duschen anbietet. Normalerweise kostet dieser Spaß 5$/Pers, die man wie bei der Waschmaschine in Quarters (Vierteldollar) einwerfen muss. Dafür kann man dann 10min duschen. Eine der Duschkabinen ist für Behinderte und doppelt so geräumig wie die restlichen. Da wir bis auf die Bereitschaftsdame alleine sind, fragen wir ob wir diese große Kabine nutzen können. Zu zweit können wir das Wasser optimal nutzen und wundern uns, wie lange 10 min sein können.
Gut eingeweicht und voll saubär kehren wir im hereinbrechenden Dunkel zu unserem Moppel zurück und fahren außerhalb von Gardiner in den Gallatin National Forest, wo man wieder frei stehen kann.
Direkt oberhalb von Gardiner gibt es einen größeren Platz, den man nach etlichen Serpentinen erreicht. Von hier aus haben wir einen super Blick über Gardiner bis zu den Gipfeln der gegenüberliegenden Rockies.
Heute haben wir den Tag wieder restlos ausgeschöpft und sind dementsprechend, auch nach der langen heißen Dusche, erschöpft und freuen uns aufs weiche Bett. Ab Morgen soll das Wetter ja wieder sonnig sein. Dann wollen wir den Yellowstone-NP erobern. Da muss man ausgeruht sein.
Übernachtungsplatz:
Freistehen im Custer Gallatin NF, Gardiner, GPS: 45.037635, -110.692196, genialer Platz oberhalb von Gardiner mit tollem Rundumblick auf die Berge und runter ins Tal, relativ ruhig, sehr guter Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert
Fr. 25.10.19
Auf der Anfahrt gestern nach Gardiner gab es noch reichlich Wolken Richtung NP, aber die Nacht war klar, sternenreich und sehr kalt. Als Belohnung haben wir heute Morgen strahlend blauen Himmel und einen tollen Sonnenaufgang, der die Berge rund um Gardiner beleuchtet.
Darum geht es trotz Kälte früh los, damit wir das seit Tagen ersehnte gute Wetter nutzen können. Gleich hinter Gardiner steht der steinerne Einlassbogen in den Nationalpark.
Ab hier geht es zuerst mal ein gutes Stück bergauf, bis auf ca. 1800 m zu der in historischen Gebäuden untergebrachten Parkverwaltung. Unterwegs überqueren wir noch den 45igsten Breitengrad, also genau die Hälfte zwischen Nordpol und Äquator. Wir schauen kurz zwecks Infomaterial im Visitor Center vorbei, fahren dann direkt zu der ersten großen Sehenswürdigkeit des Parks, den Mammoth Hot Springs.
Die Hot Springs befinden sich auf einem größeren Areal, das kontinuierlich aus dem Erdinnern mit mineralreichem heißen Wasser versorgt wird, das sich seit Tausenden von Jahren aus unterschiedlichen Spalten und Löchern ergießt. Durch die Abkühlung des Wassers fallen die Mineralien aus der übersättigten Lösung aus und bilden im Laufe der Zeit meterdicke Ablagerungen. Auf Holzstegen quer durchs Gelände kommt man gefahrlos sehr nah an die empfindlichen Gebilde heran. In manchen Teilen fließt kein Wasser mehr - da hat sich der Zufluss im Erdreich wohl verschoben. Obwohl es sonnig ist, ist die Temperatur recht knackig heute Morgen, so dass wir warm eingepackt die Holztreppen erklimmen. Wenn man so langsam durch das dampfende Gelände wandert entdeckt man immer wieder tolle Details.
Fast am Ende des Rundgangs trauen wir unseren Augen nicht: Da sitzt doch ein kapitaler Hirsch in seinem persönlichen Spa und genießt bei den kühlen Temperaturen ein warmes Dampfbad. Zuerst denken wir, es ist eine Statue, aber bei genauerem Hinsehen entpuppt er sich als echter Hirsch.
Weiter geht die Fahrt Richtung Süden durch schneebedeckte Berglandschaft.
Auf einer Wiese sehen wir einen Kojoten auf Mäusejagd. Er lässt sich nicht stören, auch als wir den LKW wieder starten und weiterfahren würdigt er uns nur mit einem kurzen Seitenblick.
Nächster Stopp: Roaring Mountain. Hier ist ein ganzer Berghang voll durchlöchert und aus jedem Loch dampft und sprudelt, zischt und röhrt es. Beeindruckend.
An der Abfahrt nach Osten Richtung Canyon Village, also die mittlere Querspange zum Ostteil des Parks, befindet sich das Norris Geyser Basin. Der bekannteste Geysir hier ist der Steamboat Geyser, der die welthöchsten Fontänen produziert. Leider ist er nicht vorhersagbar und zwischen den Ausbrüchen ist alles drin: Zwischen 4 Tagen, der Mindestfüllzeit für den Hohlraum unter der Erde, bis zu x Monaten. Also macht Warten keinen Sinn. So sieht man halt nur ein größeres Loch im Hang, aus welchem es mal mehr, mal weniger abbläst. Wir machen den mittleren der 3 möglichen Loops quer durchs Basin und kommen an vielen kleinen Smokern, Abdampfern und Blubberern vorbei.
Gegen Ende des Loops können wir von oben auf den kleinen nördlichen Loop schauen, der sich auf einem Steg durch ein Seitenbassin zieht. Nichts Dramatisches zu entdecken. Daher genießen wir den Blick aus der Vogelperspektive auf einen nahegelegenen Schlund, der fauchend Dampfsäulen ausspuckt, als würde er atmen. Gleich dahinter sind drei weitere Spalten, die wie im Konzert zusammen mit dem Vorderen abwechselnd fauchen.
Die Erläuterungstafeln an jeder Ecke des NPs machen einem immer wieder bewusst, dass man auf einem schlafenden Supervulkan wandert. Gruselig. Die letzten drei Ausbrüche erfolgten vor ca. 640.000 Jahren und ein paar kleinere Eruptionen vor ca. 70.000 Jahren. Auch wenn Hollywood ihn gerne immer mal wieder ausbrechen lässt, ist er wie die meisten Vulkane nicht berechenbar oder vorhersehbar. Das ganze Gebiet um die Caldera hebt sich jedes Jahr um ca. 7 cm und in geologischen Zeiträumen (irgendwann in den nächsten paar Tausend Jahren) ist mit einem Ausbruch zu rechnen. Es kann also jeden Moment soweit sein!
Der Nordloop, welcher über Canyon Village im Osten und Tower Roosevelt im Norden wieder zurück zu den Mammoth Hot Springs verläuft, ist wegen Schnee und Eis am Dunraven Pass gesperrt. Ebenso kommt man auf dem Südloop nur jeweils den östlichen und westlichen Südast runter; der Craig-Pass nach dem bekannten Old Faithful ist leider auch geschlossen. Daher machen wir uns auf der mittleren Querspange auf nach Osten, um auf dem Weg hinunter zum Yellowstone-Lake die dortigen erreichbaren Hotspots und den Yellowstone-Canyon zu besichtigen.
Wir kommen durch schneebedecktes Prärieland, wo unzählige Bisons ungestört vor sich hin grasen bzw. den Schnee mit ihren Schnauzen zur Seite schieben. Mit mehr Zeit – ja ja, wir haben eigentlich genug Zeit - könnte man sich bequem in die Sonne setzen und das friedliche Bild in Ruhe genießen. Aber wir müssen das nur zwei Tage anhaltende Wetterhoch ausnutzen und fahren daher weiter.
Nächster Stopp ist das sogenannte Sulfphur Caldron. Was man auch gleich riecht, sobald man aussteigt.
Ganz in der Nähe liegt das Gebiet um den Mud Vulcano. Es geht in einem kleinen Rundkurs zuerst am Drachenmaul vorbei und dann zum namensgebenden Schlammvulkan.
Als wir den Yellowstone Lake erreichen müssen wir feststellen, dass er im Winter total uninteressant ist. Obwohl es hier im Winter richtig richtig kalt wird, friert der See nicht zu. Im Sommer ist es sicher eine Wohltat, den kühlen See auf 2000 Höhenmeter zur Abkühlung zu nutzen. Wir drehen daher gleich wieder um, und fahren wieder nach Norden nach Canyon Village.
Kurz vor der Abzweigung zum Grand Canyon of the Yellowston machen wir einen kleinen Abstecher zu den Upper Falls. Die Sonne steht schon sehr tief im Westen und macht gute Aufnahmen des Wasserfalls sehr schwierig.
Um die Lower Falls zu sehen fahren wir etwas nördlicher die Straße zum Canyon, nutzen dort mehrere Stopps mit Ausblick in den vereisten Canyon und zu den Falls. Aber auch hier spielt das Licht nicht mit und die Wege sind voll Schnee und zum Teil gesperrt. Na ja wir werden in naher Zukunft sicher noch einige Canyons auf dem Colorado Plateau weiter im Süden zu sehen bekommen, da schmerzt es nicht so sehr, dass dieser Kleine nicht optimal ausgeleuchtet ist.
Der Nachmittag neigt sich seinem Ende entgegen. Wir wollen aber noch unbedingt hinunter zum Old Faithfull. Also geben wir Gas, sehen unterwegs nochmal Wapiti-Hirsche und einen Kojoten im Nachmittagsgegenlicht, bevor wir beim bekanntesten Geysir des Parks ankommen.
Den letzten Ausbruch haben wir um ca. 15 min verpasst und da das Visitor Center schon geschlossen hat, wissen wir auch nicht, wann der nächste Ausbruch erfolgt. Nachdem wir bei schon stark abkühlenden Temperaturen zum Gelände hinüber gelaufen sind, sehen wir nur eine kleine Dampfsäule. Nach wenigen Minuten kehren wir zum Fahrzeug zurück und überlegen was wir jetzt machen. Suchen im Internet. Entdecken dann eine Seite, auf der alle Ausbrüche und deren Länge aufgelistet sind und auf Basis der letzten Ausbrüche, der Tageszeit bzw. der Temperatur Voraussagen gemacht werden, die mit einem Fehler von plus/minus 10min passen. Wir entscheiden, den nächsten Ausbruch abzuwarten, auch wenn es draußen schon dunkel wird. 10 min vor dem vorhergesagten nächsten Ausbruch gehen wir wieder rüber und kaum haben wir uns in Position gestellt, geht es auch schon los. Wegen der schon hereinbrechenden Nacht versuche ich ein Video zu drehen und schneide daraus am Ende ein paar Bilder heraus. Die Bildqualität ist deutlich schlechter als wir es vor Ort gesehen haben, aber immerhin haben wir jetzt schon mal einen Ausbruch live miterlebt. Toll und ganz schön hoch die Fontäne.
Nach dem ca. 4-5 min andauernden Ausbruch müssen wir entscheiden, wo wir heute übernachten. In Richtung des gesperrten Passes zu fahren und dort hoffentlich einen Platz im Nationalpark zu finden ist uns zu riskant, weil wir nach dem anstrengenden Tag nicht von einem Ranger mitten in der Nacht geweckt werden wollen. Also geht es wieder nach Norden und in Madison nach Westen zum West-Entrance raus.
Im Städtchen West-Yellowstone soll sich gleich außerhalb ein größerer Parkplatz befinden, auf dem man frei stehen kann. Auf halbem Weg stehen wir plötzlich im Stau, der sich nur zäh aufzulösen beginnt. Als wir an die neuralgische Stelle kommen, sehen wir gerade noch wie das Ende einer großen Wapiti-Hirsch-Herde im angrenzenden Wald in der Dunkelheit verschwindet. Die Tiere haben natürlich Vorfahrt, kennen aber halt auch keine Eile.
Als wir am Parkplatz ankommen, liegt dieser direkt an der Straße, mehr eine große Parkbucht, da hat man keine Ruhe. Nach kurzer Recherche entdecken wir in ca. 10 km Entfernung im Gallatin National Forest den Rainbow Campground. Der dürfte nicht all zuviel kosten bzw. jetzt in der schneereichen Nebensaison wahrscheinlich frei zu nutzen sein.
Als wir nach zum Teil recht rutschiger Eis/Schneefahrt mit Fernlicht und LED-Zusatzbeleuchtung am Campground ankommen, stellen wir fest, dass dieser sich schon in der Winterruhe befindet. Alle Loops bis auf einen sind gesperrt. Nur derjenige ohne jeglichen Service, also reine Stellplätze, ist offen und kann kostenlos genutzt werden. Bis auf zwei Wintercamper, einer in einem großen Zelt mit Kamin, sind wir alleine und können uns einen geräumigen Platz aussuchen. Schnell rein und die Heizung angeworfen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Rainbow Point CG, Custer Gallatin NF, GPS: 44.778632, -111.175028, offizieller Campground, out of season 1 Loop kostenfrei geöffnet, Bänke und Feuerstellen, nur 10km von West Yellowstone entfernt und daher als Zwischenstopp außerhalb des NP empfehlenswert, guter Verizon-Empfang, empfehlenswert
Sa. 26.10.19
Für heute ist Schnee und schlecht Wetter angesagt. Erst Morgen soll es wieder sonnig werden. Nach den vielen Kilometer fressenden Tagen runter von der kanadischen Grenze und dem doch anstrengenden Tag gestern sind wir froh über diesen Pausentag.
Marion geht mit der Kamera auf die Pirsch hinüber zum See, aber außer Schnee ist nichts Spannendes aufzuspüren gewesen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Rainbow Point CG, Custer Gallatin NF, GPS: 44.778632, -111.175028, offizieller Campground, out of season 1 Loop kostenfrei geöffnet, Bänke und Feuerstellen, nur 10km von West Yellowstone entfernt und daher als Zwischenstopp außerhalb des NP empfehlenswert, guter Verizon-Empfang, empfehlenswert
So. 27.10.19
Heute wird es sonnig und daher brechen wir unsere Zelte ab und fahren zurück nach West Yellowstone und ins dortige Visitor-Center.
Zu unserer Überraschung bekommen wir dort mitgeteilt, dass heute Morgen wegen dem gestrigen Schneefall und der Kälte noch alle Straßen und Zugänge in den Park gesperrt sind. Es ist erst gegen Mittag damit zu rechnen, dass vereinzelte Straßen geöffnet werden.
Wir bekommen die Empfehlung, die Zeit in einem benachbarten Museum zu verbringen. Das hört sich gut an, also raus zum Moppel und gestartet. Der Druck in den Luftkesseln baut sich nicht auf. Obwohl heute Morgen alles funktioniert hat, scheint es, dass das Vierkreisventil inzwischen eingefroren ist. Ich habe zwar den Frostwächter mit Frostschutzmittel betankt, aber nicht ganz auf Winter umgestellt, da bis dato trotz Kälte immer alles funktioniert hat. So wie heute Morgen zunächst ja auch. Jetzt scheint doch etwas kondensiert und in der Zwischenzeit am Visitor-Center eingefroren zu sein. Sch.....eibenkleister! Versuche, mit dem Werkstattfön das Ventil aufzutauen sind nicht erfolgreich.
Die Sonne scheint zwar, schafft es aber wahrscheinlich nicht, die Außentemperaturen hoch Richtung Null oder darüber zu verschieben; macht also keinen Sinn darauf zu hoffen. Also raus mit der Werkzeugkiste und mit klammen Fingern vorsichtig alle Schlauchanschlüsse der gesamten Druckluftarmatur aufgeschraubt. Einige davon sind sein über 30 Jahren noch nie auf gewesen. Aber ich habe Glück und alle machen trotz der eisigen Kälte willig mit. Eine halbe Stunde im Warmen direkt am Warmluftstromausgang der Containerheizung und schon funktioniert wieder alles nach dem Einbau. Zur Sicherheit schalte ich jetzt den Frostwächter doch auf vollen Winterbetrieb um.
Nach der ganzen Aktion und erneuter Rückfrage im Visitor-Center wird Entwarnung gegeben und die Straßen werden wieder geöffnet, bis auf die beiden gestern schon geschlossenen Pässe. Liegt zwar einiges Schnee auf den Straßen, aber bei vorsichtigem Fahren kommt man gut durch.
Da wir nun schon fast den halben Tag verloren haben und auch die Straßen ein zügiges Fahren verbieten, ist eine erneute Anreise zum Old Faithful nicht drin. Dann müssen wir eben nochmal bei besserem Wetter zurückkommen. Heute wollen wir unbedingt den Grand Prismatic Spring sehen, ein in bunten Farben schillerndes Quellbecken und neben Old Faithful das bekannteste Fotomotiv im Yellowstone Park.
Auf dem Weg dorthin kommen wir wieder an unzähligen aktiven Geysirfeldern vorbei, die bei der heutigen Kälte noch mehr Nebel und Dampf verbreiten.
Als wir am sogenannten Midway Geyser Basin ankommen, ist bereits der halbe Parkplatz mit Touristen voll. Wir wandern rüber zum Einstieg in das Gebiet und sehen wie das überschüssige heiße Wasser aus dem höhergelegenen Becken sich dampfend in den kalten Fluss ergießt.
Man durchwandert das Basin auf einem Holzsteg, der allerdings durch darauf angefrorenen Dampf zentimeterdick mit Eis belegt ist. Eigentlich müsste man Spikes anlegen. Wir schlittern mehr, als dass wir gezielt Schritte nach vorne machen und müssen höllisch aufpassen.
Leider ist durch die extreme Dampfentwicklung in dieser Kälte fast nichts von dem bunten Hotspot zu sehen.
Nur etwas am Rande und ganz am Ende des Rundweges ist eine kleinere Quelle nicht so mit Dampf belegt, so dass wir die Farben der abgelagerten Mineralien und Hitze liebenden Algen bzw. Bakterien gut sehen können.
Wegen der Rutscherei hat der Rundgang doch deutlich länger gedauert als geplant und als wir wieder am LKW zurück sind , sind wir froh ins warme Fahrerhaus zu kommen.
Wir müssen wir wieder bis hoch zum Norris Geyser Basin, vorbei an dem einen oder anderen Abdampfer und dann wieder rüber über die Mittelquerspange.
Von Canyon Village geht es dann wieder nach Süden und wir kommen nochmal bei den Bisonherden vorbei. Die Tiere haben natürlich immer Vorfahrt und daher gibt es immer mal wieder einen Stau, wenn sich mehrere Tiere nicht entscheiden können, die Straße zu verlassen. Da wird auch mal ein Jungtier zwischendurch gesäugt, mitten auf der Straße direkt vor der Kameralinse. Was will man als Tourist mehr, näher an die gefährlichen Wildtiere kommt man nur mit einem Telezoom ran.
Vorbei am Mud Vulcano fahren wir dann über 34 km am Seerand des Yellowstone-Lake entlang bis zum Südausgang des Parks.
Schon nach ca. 10 min Fahrt durch den angrenzenden National Forest kommen wir in den nächsten NP, Grand Teton. Dieser zeichnet sich durch tolle Bergmassive und riesige Wandergebiete aus.
Auf Grund der Witterung und unserem inzwischen nun großen Drang so schnell wie möglich in den warmen Süden zu gelangen, fahren wir recht zügig durch. Wegen der ungünstig stehenden Nachmittagssonne leider nur Gegenlichtbilder. Auch diesen Park müssen wir bei besserer Witterung ausgiebig erkunden.
Vorbei am Jackson Lake bis nach Jackson. Überraschenderweise können wir an einer Tanke außerhalb an einem Motel super günstigen Diesel in die Tanks laufen lassen, bis Oberkante.
Es ist schon dämmrig und in der Innenstadt blinken überall LEDs, an Bögen über der Straße und sogar die komplett aus Hirschgeweihen gestalteten Eingangsbögen am zentral gelegenen Stadtpark sind beleuchtet. Das muss eine sehr wildreiche Gegend sein und die Jäger sehr fleißig.
Dank der nahe gelegenen NPs ist Jackson eine ausgewachsene Touri-Stadt; kein Platz zum Freistehen bzw. Übernachten. Deshalb müssen wir die Zähne zusammen beißen und weitere knapp 40 km bis nach Alpine am Palisades Reservoir fahren. Dort am Stausee, kurz hinter der Grenze in Idaho, auf BLM-Land im Caribou-Targhee National Forest, finden wir einen ruhigen Platz. Als wir eintreffen ist es fast dunkel und schon wieder ganz nett knackig kalt.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Caribou-Targhee NF, GPS: 43.150108, -111.052968, jetzt im kalten Winter sehr ruhig, holprige Anfahrt, kein Verizon-Empfang, empfehlenswert
Mo. 28.10.19
Wie zu erwarten: Bibibi-bitterkalt, aber es hilft nichts. Gegen 10:30 Uhr Versuch, den Moppel zum Laufen zu bringen. Nach dem dritten Mal Orgeln läuft er, mit viel Stottern und Rauchen. Wird echt Zeit, dass wir ins Warme kommen, denn wir sind alle drei keine überzeugten Wintercamper.
Zurück auf dem Hwy #89 in Alpine sind wir auch schon über der Grenze in Wyoming.
WYOMING
Hier verbringen wir die nächsten ca. 100 km bevor wir schon die nächste Staatsgrenze überqueren:
IDAHO
Unterwegs überall auf den verschneiten Wiesen sieht man Rindviecher und Pferde schnaubend in der Kälte stehen. Die Tiere haben keinen Stall und stehen bei jeder Temperatur artgerecht draußen in der Natur. Dementsprechend sehen sie aus, haben keine fast glatte Haut wie bei uns zu Hause, sondern richtig dichtes filziges Fell.
Weiter geht’s, nicht nach Westen, sondern in das südwestlich gelegene Utah, den Mormonen Staat.
UTAH
Nach dem 'Grenzübertritt' erreichen wir nach ca. 30 km die Ufer des Bear Lakes, den wir auf der Westseite nach Süden begleiten. Alles zugebaut und privat, wir können nicht ans Wasser. Nur an einem staatlich geführten Yachthafen haben wir die Chance mal aufs Pier hinauszufahren. Parken nur gegen Gebühr, deshalb machen wir nur kurz 1-2 Bilder und fahren wieder raus.
Vom See aus geht es hoch in die Beaver Mountains. Bei schönem klaren Wetter herrlicher Ausblick auf den Bear Lake. Über den ganzen Berghang verteilt liegen Villen mit tollem Seeblick.
Den Rest der heutigen Strecke geht es auf der #89 rüber zum Great Salt Lake, an dessen Südspitze Salt Lake City liegt. Von der Universitätsstadt Logan können wir in die angrenzende Tiefebene und die dahinterliegenden schneebedeckten Rockies schauen.
Heute fahren wir nicht mehr bis nach Salt Lake City, das wäre uns zu viel. Dafür nutzen wir in der Nähe von Brigham City noch die Möglichkeit einer ausgiebigen heißen Dusche in einem Schwimmbad, bevor wir in Syracuse beim dortigen Walmart für die Nacht einparken.
Ist wieder eine anstrengend lange Fahrt gewesen, auch wenn die Dusche etwas an Energie zurückgebracht hat. Trotzdem freuen wir uns heute Abend wieder auf die weichen Betten.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Walmart Syracuse, GPS: 41.091011, -112.066819, wie immer auf Walmart sehr hell und erst spät kehrt Ruhe ein, aber für eine Nacht OK, da nicht weit von Salt Lake City entfernt
Di. 29.10.19
Kalt heute Morgen, aber kein Schnee.
Die Außenbezirke von Salt Lake City: Fabriken und kilometerweise Industrieanlagen. Also schnell hindurch und rein in die Metropole.
Wir fahren direkt ins Stadtzentrum, zum großen Tempelbezirk der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) – besser bekannt als Mormonen. Diese christliche Religionsrichtung richtet sich nicht nur nach der Bibel, sondern auch nach dem Buch Mormon, welches der Gründer und Prophet Josef Smith jr. im Jahre 1927 von goldenen Platten auf einem Hügel im westlichen Bundesstaat New York abgeschrieben und übersetzt hat. - Wer in diese, für uns Atheisten, doch sehr fantasiereiche Geschichte einsteigen möchte, den verweisen wir auf Wikipedia. Aber, um fair zu bleiben, welche Religion auf der Welt ist schon frei von Phantasie. Besonders auffallend ist, die Mormonen sind sehr gastfreundliche Menschen und heißen jeden Fremden herzlich willkommen.
Wir parken auf dem in der Nähe liegenden riesigen Parkplatz ein und machen uns direkt zum Tabernakel auf, wo um 11 Uhr, wie fast jeden Tag, kostenlose Orgelkonzerte bzw. -proben stattfinden.
Das Tempelgelände ist weitläufig. Die große Kirche, der Salt Lake Temple, ist nur für Mitglieder und zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten geöffnet.
Aus dem Reiseführer wissen wir, dass es im benachbarten mächtigen Office-Building der Kirche, außerhalb des Tempelbezirks, die Möglichkeit gibt, mit dem Aufzug zur Aussichtsterrasse zu fahren um von dort den Blick über Salt Lake City zu genießen. Das machen wir, auch wenn das Wetter trübe ist.
Das Gebäude spiegelt genau das wieder, was die meisten Kirchenorganisationen sind, nämlich Konzerne. So ist es auch hier. In Utah und darüber hinaus durchzieht die Kirche jeglichen Aspekt des öffentlichen Lebens, auch der Industrie. Überall ist die Organisation finanziell beteiligt oder Haupteigentümer.
Als wir am Empfang nachfragen, werden wir gleich in die Besucherliste aufgenommen und werden gebeten, noch ca. 10 min auf die nächste Führung zu warten. Wir und zwei weitere Paare bekommen je einen Rentner-Volunteer zugeordnet. Unsere Dame beginnt schon im Foyer, sehr ausschweifend über diverse Skulpturen, Wandteppiche oder Gemälde zu erzählen. Ich will jetzt niemanden verletzen, aber Kunst ist das nicht, alles etwas kitschig.
Irgendwann dürfen wir dann nach erneuter Kontrolle der Security in den gesperrten Bereich und zu den Aufzügen vordringen. Mit diesen geht es rasant nach oben. Überall springen in weiße Anzüge gewandete Honoratioren umher. Wir vermuten, das mormonische Äquivalent zu den katholischen Bischöfen und Priestern im Vatikan.
Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt, den Tempelbezirk und das Kapitol. Schade, dass es heute so trübe ist. Viel weiter als den inneren Bereich der Stadt können wir nicht sehen. Es zieht wie Hechtsuppe und ist recht kalt, so dass wir auch aus Erbarmen für unsere Begleiterin wieder schnell den Rückzug ins Innere antreten.
Zum Abschluss, und weil es sowieso auf dem Rückweg zum Parkplatz liegt, besichtigen wir noch kurz eines der beiden Besucherzentren. Hier werden, aus unserer Sicht in sehr kitschiger Aufmachung, Szenen aus der Bibel als auch aus dem Leben Christi dargestellt, verteilt auf mehreren Stockwerken, in die wir über eine ausschweifende Wendeltreppe gelangen.
Trotzdem die letzten Stunden interessant gewesen sind, ist unser Budget für Religiöses komplett erschöpft. Bestärkt in unserem Nicht-Glauben verlassen wir die Stadt schnurstracks Richtung Süden.
Am Stadtrand laufen alle Autobahnen noch parallel aus der Metropole, bevor sie sich dann in alle Windrichtungen aufteilen. Da gilt es wieder genau zu schauen bzw. das Navi zu beobachten, sonst ist gleich mal eine falsche Abfahrt genommen in den übereinanderliegenden Spaghetties.
Wir fahren noch die halbe Strecke Richtung Arches NP durch die zum Teil leicht mit Schnee bepuderte Bergwelt Utahs, bevor wir irgendwann entlang der Strecke auf ein BLM-Gelände einparken. Das Gelände wir wohl gut genutzt, ist an manchen Stellen leider stark verdreckt. Wir finden fernab der Autobahn und damit in ruhiger Umgebung einen schönen Stellplatz. Beim Dunkel werden sehen wir noch, dass ein anderer kleinerer Reisewagen einen Platz sucht, aber deutlich von uns entfernt einparkt. Mal sehen, um wen es sich handelt, wenn wir Morgen wieder Tageslicht haben.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land, Horse Canyon Road, GPS: 39.419213, -110.417391, großes Gelände, sehr ruhig, an manchen Ecken etwas verdreckt, aber für die Durchreise jederzeit empfehlenswert. Direkt an der Einfahrt am Highway gibt es einen größeren Rastplatz mit Toiletten, allerdings darf man hier offiziell nicht übernachten.
Mi. 30.10.19
Bis wir am nächsten Morgen aus den Hufen kommen sind unsere Nachbarn schon losgefahren, daher wissen wir nicht so genau, wer es denn war. Aber als wir vorne an der rest area vorbeikommen, entdecken wir einen kleinen schwarzen Overlander-Iveco namens Bruno. Wir parken gleich mal daneben ein und lernen Kerstin und Hanno kennen. Die Beiden sind deutlich jünger, haben ihre Jobs aufgegeben und wollen mal schauen, ob Sie die Panamericana schaffen, bevor das Geld ausgeht. Im Moment bastelt Hanno an seinen Sprengringfelgen. Der Vorbesitzer hat wohl zum dynamischen Auswuchten Sand in den Reifen gefüllt, der aber außer Krach wohl nicht viel bringt. Also wird dieser jetzt mit dem Löffel heraus geschaufelt. Wir tauschen gleich mal die Kontaktadressen aus und sind uns sicher, dass wir uns wieder sehen werden, da ähnliche Route.
Auf dem weiteren Weg die gleiche bergige Landschaft wie schon gestern. Wir nähern uns kontinuierlich von Norden her dem Arches NP.
Ca. 20 km vor dem NP kommen wir an der Abfahrt zum Canyonsland NP vorbei, und auf der anderen Straßenseite liegt ein ausgedehntes BLM-Gelände, das von viel genutzt wird. Hier werden auch wir unsere Zelte aufschlagen. Aber vorher fahren wir ins naheliegende Städtchen Moab zum Visitor-Center, um uns mit Infomaterial einzudecken. Dann noch eine kleine Ehrenrunde durchs Städtchen, um zu checken was hier alles zu bekommen ist. Da Moab sehr zentral und verkehrsgünstig in der Nähe von mehreren Parks liegt, ist es entsprechend touristisch.
Als wir nach dem Visitor-Center und einem kurzen Besuch im Supermarkt Richtung BLM-Land fahren beschließen wir an der Einfahrt des Arches NP spontan schon mal einen ersten Besuch einzulegen, auch wenn wir wegen fortgeschrittenem Nachmittag nicht mehr allzu viel zu sehen bekommen. Wir arbeiten uns die Serpentinen nach der Parkeinfahrt hoch und bewundern die zum Teil sehr wackeligen tGesteinsformationen über uns.
Als einer der bekannteren Spots und sehr markant direkt an der Hauptstraße liegt der Balancing Rock, gleich nachdem wir an der Sphinx vorbei kommen.
Je tiefer wir in den Park hineinfahren, desto mehr durch Erosion geschliffene Sandsteinstrukturen, Felsenbögen und an vielen Wänden entstehende Arches, die allerdings erst kommende Generationen in sehr ferner Zukunft bewundern können. Da werden wir Morgen einiges zu tun haben.
Der berühmteste und meist fotografierte Felsbogen ist unbestritten der Delicate Arch, den man auf zwei Routen besichtigen kann. Der lange Weg ist ein 5 km steiler Aufstieg, um in seine unmittelbare Nähe zu kommen bzw. darunter zu stehen, und der kurze Weg ist ein nur mehrere 100m langer Aufstieg zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man den Bogen aus der Ferne sehr gut sehen kann. Der beste Besuchszeitraum ist am Abend, wenn der Sandsteinbogen, von Haus aus ockerfarben, im Licht der untergehenden Sonne ins rote Licht getaucht wird. Wir steuern heute den kürzeren Weg an und sind mit dem Ausblick und den Farben sehr zufrieden.
Kaum ist die Sonne weg, wird es auch zügig dunkel. Wir müssen uns sputen, sind wir doch ein gutes Stück in den Park hineingefahren. Draußen auf dem BLM-Gelände ist es dann stockdunkel und wir müssen uns mit den Zusatzscheinwerfern den Weg durchs Gelände suchen. Die meisten einigermaßen ebenen Plätze sind belegt. Daher stellen wir uns schlussendlich an den Rand eines großen kreisrunden Areals mit genügend Abstand zu den anderen Fahrzeugen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land, Willow Springs Road, GPS: 38.695748, -109.689735, sehr großes BLM-Gelände nördlich vom Eingang zum Arches NP bzw. von Moab, relativ ruhig, im höher gelegenen Bereich Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert
Do. 31.10.19
Die Nacht wieder recht frostig, aber die Morgensonne holt schnell auf. Wir versuchen heute früh los zu kommen, da wir den Großteil des NPs abgrasen wollen. Dem BLM-Gelände gegenüber sehen wir wieder oxidierte Mineralschichten, wie schon des öfteren hier in den USA.
Nach ca. 20 km sind wir wieder am NP-Eingang und arbeiten uns erneut die Serpentinen hoch. Bei vollem Sonnenschein sehen die rötlichen Felsen, Dome und Säulen doch gleich anders aus. Auch die ersten Felsbögen liegen am Wegesrand.
Nach ca. 15 km kommen wir wieder beim Balanced Rock vorbei und biegen wie gestern schon nach rechts ab. Ziel sind die beiden großen Bögen „North and South-Window“, der Turrent Arch, sowie der imposante Double Arch. Es gibt mehrere hundert Arches im Park, aber jeder will natürlich die ganz Großen bzw. Langen sehen. So konzentriert sich entsprechend die Touristenzahl an bestimmten Punkten. Wir haben Glück, die frühmorgendliche erste Welle ist schon weg und wir können fast ungestört die Arches in dieser Ecke des Parks besichtigen und fotografieren.
Anhand der Größe von Marion kann man abschätzen welche Dimensionen dieser Bogen hat. Direkt drunter kann man erkennen, dass der Zahn der Zeit weiter nagt und sich schon eine weitere Spalte bildet und irgendwann zum Abbruch führt, was den Steg auf halbe Breite bringen wird.
Schaut man durch die Fenster in die dahinterliegende Landschaft sieht man übriggebliebene Säulen, die sicher auch einmal überbrückt waren und inzwischen eingebrochen sind.
Vom Turrent Arch aus kann man beide Fenster zusammen betrachten bzw. wenn man hindurch klettert, hat man sogar alle drei Bögen auf einmal im Visier.
Vom Turrent Arch hat man einen guten Blick auf die Felsformation, ein Doppel-Arch, gebildet aus einem pothole durch stetigen Wassereinsatz über die Jahrtausende. Auf dem Weg dahin kommen wir wieder an unserem Moppel vorbei und - welche Überraschung - der HerrMAN (www.herrmanaufreisen.wordpress.com) und seine Besatzung Heike und Hermann sind auch hier. Zuletzt getroffen in Alaska beim Kennicott-Gletscher, also vor Monaten und tausenden Kilometern. Wir vereinbaren uns heute Abend auf dem BLM-Gelände zu treffen und dann ausführlicher zu quatschen.
Der Double-Arch ist noch beeindruckender durch die filigranen Bögen. Bei einem der Bögen kann man aus etwas Entfernung schon eine Lücke und damit zukünftige Bruchstelle entdecken.
Weiter geht's auf der Mainroad gen Norden, vorbei am Saltvalley-Overlook, den zweifarbigen Felsen der Fiery Furnace und kurz vor dem Ende am Devils Garden noch der Skyline Arch.
Den Autos nach ist im Devils Garden deutlich mehr los. Aber wir stellen schnell fest, dass sich die Menschen gut auf dem riesigen Gelände verteilen. Hier kann man kilometerlange Wanderungen durch das durch Erosion geschaffene Labyrinth machen und versteckt gelegene Arches aufsuchen.
Primärziel ist der Landscape Arch mit einer Spannweite von fast 100 m. Leider müssen wir feststellen, dass wir bezüglich des Lichteinfalls mit diesem Arch heute Morgen hätten starten sollen. So ist es etwas schwierig im Gegenlicht eine tolle Aufnahme zu machen. Sollten wir nochmal in der Gegend sein, werden wir diesen Arch noch mal auf die Bucketlist nehmen.
Zurück vom Landscape-Arch neigt sich der Nachmittag schon wieder seinem Ende zu. Da ich/P heute eigentlich noch zum Sonnenuntergang zum Delicate Arch wandern will und dafür sicher mindestens 1,5h brauche, müssen wir uns beeilen. Marion ist der steile Anstieg von über 5km one way zu anstrengend, deshalb bleibt sie unten im Tal beim Moppel bzw. besichtigt die in der Nähe befindlichen Felszeichnungen.
Der Aufstieg hat es wirklich in sich, vor allem da ich nur noch ca. 1h habe und daher eine deutlich höhere Schrittfrequenz an den Tag legen muss. Es gibt keine Wegweiser und Entfernungsangaben und so zieht sich die Strecke endlos. Gerade wenn man denkt, hinter dem nächsten Felsen ist man oben angekommen, muss man erkennen, dass es immer noch weiter geht. Ich bin nicht alleine, es sind noch einige ebenfalls auf dem Weg nach oben, zum Teil schneller als ich.
Man kommt durch unterschiedliche Gebiete und hat schöne Aussichten auf vom Wasser ausgewaschene Areale. Ganz oben werden die Pfade immer schmaler und als ich die ersten gemütlich auf den Felsen sitzen sehe, weiß ich, dass ich am Ziel bin. Gerade rechtzeitig, da die Sonne sich erst jetzt dem Horizont nähert.
Als ich um die Ecke klettere habe ich den imposanten kreisrunden Bogen direkt unter mir liegen. Bevor die Sonne ganz untergeht habe ich noch Zeit, wie viele andere unter den Ring zu stehen bzw. drumherum zu gehen, bevor ich mir einen guten Platz für den nun folgenden Sonnenuntergang suche.
Kaum ist die Sonne untergegangen und das magische Licht erloschen, breche ich wie der Rest der Truppe zügig auf, da der ganze Abstieg noch vor mir liegt und das bei schwindendem Licht. Runter geht es gottseidank deutlich schneller und als ich am Parkplatz ankomme ist es doch schon recht dunkel. Unterwegs habe ich eine nette Unterhaltung mit einem deutschen Paar, das sich für einen dreiwöchigen Urlaub einen Camper gemietet hat, aber auch von einem Langzeitreisemobil wie unserem träumt. Marion wartet schon ungeduldig und ist froh, dass ich wohlbehalten zurück bin.
Die Fahrt raus aus dem Hochtal und dann zurück zum BLM-Land erfolgt bei voller Dunkelheit.
Trotz Suchen finden wir die HerrMans nicht, dafür aber einen Platz in der Nähe vom Bruno, die inzwischen auch angekommen sind, allerdings heute den Tag in Moab verbracht haben.
Nach einer kleinen Mahlzeit kommen Kerstin und Hanno zu uns rüber und wir machen das eine oder andere Gläschen mit anregenden Gesprächen nieder.
Ist doch ein recht anstrengender Tag gewesen und daher fallen wir sofort ins Koma, als unsere Gäste uns verlassen haben.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land, Willow Springs Road, GPS: 38.695748, -109.689735, sehr großes BLM-Gelände nördlich vom Eingang zum Arches NP bzw. von Moab, relativ ruhig, im höher gelegenen Bereich Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert
Hier wieder die Kartenübersicht der 67. und 68. Woche mit den gewählten Stellplätzen:USA_2019_Okt_2
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