Radreise Horb-Barcelona 23.07. - 13.08.2008

 

 

Tag 1: 23.07.08

 

Als ich vor Weihnachten mit einem Arbeitskollege beim Mittagsessen über Urlaubspläne gesprochen habe, erzählte er mir, daß er mit seinen beiden Jungs im letzten Sommer mit dem Fahrrad von Herrenberg nach Mallorca gefahren ist. Zwischenziel war Barcelona und von dort mit dem Schiff rüber auf die Insel.

Die Idee fanden wir toll und wir überredeten unsere Jungs solch eine Urlaubsreise auch zu machen. Planung ist jetzt nicht so aufwändig, da mit Fahrrädern die Gepäckgröße doch überschaubar ist. Michi und ich/P werden neben unseren Satteltaschen einen Anhänger als Nachläufer für den Großteil des Zeltgepäcks mitnehmen, während Marion und Oliver vorne und hinten nur ihre Satteltaschen mitschleppen müssen.

Wir beginnen schon im Januar bei schönem Wetter mit den ersten Ausfahrten zum Konditionsaufbau. Natürlich nur Marion und ich, da die Jungs es nicht nötig haben bzw. keine Lust zum trainieren. Der Plan sieht vor, daß wir uns so weit wie möglich entlang von Flussläufen halten werden, um damit unnötige Höhenmeter auf den grob 1300km bis nach Barcelona erklimmen zu müssen. Auf der ersten Karte ist die Gesamtstrecke dargestellt

und auf der Zweiten das Ziel nach dem ersten Tag in Steinach/Kinzigtal.

 

 

Nachdem alles Gepäck sicher verstaut ist, die letzten Schrauben nochmal nachgezogen und kontrolliert wurden, geht es endlich los. Oma und Opa waren zum Abschied auch noch da. Abfahrt: 12:33 Uhr

 

In Horb unten angekommen, hält eine Bekannte aus Nordstetten neben uns mit dem Auto und fragt wo wir unseren Ausflug hinmachen würden. Sie wollte es erst nicht glauben, daß wir jetzt nach Spanien fahren.

Zuerst geht es nun auf den Neckartalweg in Richtung Sulz. In Fischingen biegen wir vom Neckarradweg ab in Richtung Schloss Glatt. Wir sind beinahe versucht im Schlossgarten eine erste Rast zu machen, aber wir haben ja noch einiges vor uns und deshalb radeln wir weiter.

 

Von Glatt aus fahren wir das Tal weiter bis nach Leinstetten. Von hier aus haben wir die ersten Höhenmeter bis hoch nach Loßburg durch den Wald zu absolvieren. Nach der ersten Hälfte haben wir schon unseren ersten technischen Ausfall. Beim Michi ist die Halterung an der Hinterachse für den Nachläufer abgebrochen. Das geht ja schon gut los..... Zurück nach Horb ist es zu weit, daher sattle ich/P mein Gepäck ab, baue die kaputte Achse aus und radel den Rest des Waldwegs hoch bis nach Loßburg. Hier gibt es Fahrradladen, welcher allerdings geschlossen hat. Ich versuche mein Glück und klingle an der seitlichen Haustüre und der freundliche Besitzer öffnet. Er hat natürlich keine solche Achse im Lager, kann mir aber das abgebrochene Stück wieder anschweissen. Sieht nicht toll aus, aber um es vorweg zu nehmen, die Achse hält bis zum Schluss der Tour. Nach einem herzlichen Dankeschön geht es wieder zurück zu den Wartenden im Wald, Achse eingebaut und die restlichen Höhenmeter nach Loßburg hoch wieder gemeinsam bewältigt. 

Von Loßburg aus geht es durch einen tollen Waldweg in Serpentinen steil runter nach Alpirsbach. Von hier aus folgen wir der Kinzig. Vorbei an der Burgruine Schenkenzell bis nach Schiltach.

 

Von hier aus geht es weiter durch das idyllische Schwarzwaldtal bis nach Wolfach wo es ein leckeres Eis gibt.

Das Dorf ist mit viel Aufwand herausgeputzt und mit vielen Skulpturen bereichert worden.

Vorbei an typischen Schwarzwaldbauernhäuser durch das sich immer weiter öffnende Kinzigtal geht bis nach Haslach.

Einen weiteren kurzen Stop mit Pause machen wir in Haslach, bevor wir die letzten Kilometer bis nach Steinach mit schon müden Beinen erradeln.


Als erstes wird die Gartenwirtschaft "Alte Bauernschänke" angesteuert wo wir uns mit leckerem Wurstsalat und einem kühlen alkoholfreiem Hefeweizen ein klein bißchen erholen. Bevor es dunkel wird erreichen wir den Campingplatz, wo wir schon vorab telefonisch einen Platz reserviert haben.

Zusammenfassung des Tages:

Strecke: 94km Gesamt: 94km

Fahrzeit: 5h

Wetter: Sonnig 25-30°C

 

 

 

Tag 2: 24.07.08

 

Die erste Nacht im Zelt auf dünner Isomatte nach ca 80km durch den Schwarzwald ist schon das erste Erlebnis und am nächsten Morgen dauert es etwas länger bis alle aus den Federn sind. Solange wir ein kleines Frühstück am Campingkiosk noch verschlafen geniessen, trocknet die Sonne den Tau vom Zelt, so daß wir dann irgendwann zusammenpacken können.   Abfahrt: 10:40 Uhr

Von Steinach geht es die Handvoll Kilometer zurück nach Haslach, von wo aus wir die nächste Höhe erklimmen müssen, um auf der anderen Seite ins Elzachtal zu gelangen. Dieser Bergrücken soll auf der gesamten Strecke einer der wenigen Höhenmeter-Herausforderungen sein. Mal schauen ob das so mit der Planung so hinhaut.


 

Ab Hofstetten bis Kirchhöfe hat es heftige Steigungen, so daß wir hier fast 1,5km den Berg hoch schieben müssen. Auch die letzten Meter zum höchsten Punkt mitten im Wald wird geschoben und dann zur Erholung eine kleine Vesperpause eingelegt.

Ab jetzt rollen wir immer bergab durch das Elzachtal, wo wir vor Freiburg von den Weinbergen des Kaiserstuhl empfangen werden.

In Freiburg suchen wir uns den Weg ins Herz der Stadt zum dortigen Münster.

Hier machen wir wieder eine etwas längere Pause im Schatten der alten Gemäuer. Obwohl es viel bergab ging, merken wir den zweiten Tag schon deutlich in den müden Gliedern. Peter hat heftige Schmerzen im rechten Knie und befürchtet schon die Tour am zweiten Tag abbrechen zu müssen. Die längere Pause hat geholfen und wir brechen wieder auf, da es noch ein gutes Stück bis zu unserem nächsten Campingplatz ist.

Zuerst müssen wir uns wieder nach Süden aus der Stadt auf verschlungenen Fahrradwegen rauskämpfen.

Weiter geht es über ebene Fahrradwege durch die Felder. Erste Verkehrstafeln zeigen an, daß wir uns der französischen Grenze nähern.

Eine letzte Rast auf einem schon abgeernteten Feld, bevor wir dann endlich den Campingplatz Gugel in Neuenburg am Rhein erreichen und unser Nachtdomizil aufbauen können.

 

Zusammenfassung des Tages:

Strecke: 97km Gesamt: 191km

Fahrzeit: 6h 20´

Wetter: Sonnig-Heiß 25-30°C

 

 

 

Tag 3: 25.07.08

 

Der morgendliche Abbau des Zeltlagers dauert noch etwas, da noch keine richtige Routine sich eingespielt hat.

Nach einem Frühstück ( Abfahrt: 11 Uhr) rollen wir zu Grenze nach Frankreich und überqueren diese über eine Rheinbrücke. Kein Zoll und Papierkram. Grenzenloses Europa.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Mulhouse/Mülhausen, von wo es es dann potteben immer am Rhein-Rhone-Kanal entlang in Richtung L'Isle-sur-le-Doubs geht.


Zwischendurch immer mal wieder eine Pause im Schatten.

Und immer weiter gehts vorbei an idyllischer Landschaft durchsetzt mit prächtigen Herrenhäuser, welche schon kleine Schlösser sind.

Nach langer Zeit mitten in der Nachmittagshitze entdecken wir endlich mal eine Gartenwirtschaft entlang der Route und geniessen die kalten Getränke bzw. nutzen die Zeit  für eine kurzes Erholungsnickerchen. Auch wenn die ganze Strecke am Kanal entlang geht, hat der Weg immer wieder Steigungen drin und manchmal zusätzlich Gegenwind.

Die nächsten ca. 50km geht es so weiter am Kanal entlang. In Voujeucourt trifft dann der Rhein-Rhone-Kanal mit der Doubs zusammen und ab dort fahren wir der Doubs entlang.

Nach über 115km (Tacho) anstrengender Fahrt bei heißem Wetterm, die letzten 17km mit Licht, kommen wir total entkräftigt nach einem letzten kurzen Anstieg ins Dorf L`Isle sur le Doubs. Hier ist mitten im Dorf eine Insel in der Doubs auf welcher ein kleiner Campingplatz liegt. Total ausgepowered treffen wir ein und freuen uns nach dem Aufbau des Zeltes, alles mit Taschlampenlicht (zusätzlich von den Nachbarn noch einige geliehen), auf eine heisse Dusche und das Feierabendbier. Das Feierabendbier wird vorgezogen und bei der Dusche kommt dann noch die Überraschung.

Alle 4 Jahre kommt es hier an der Doubs zu einem Naturphänomen, welches in der Regel nur einen Abend/Nacht dauert und zwar der Hochzeitsflug von Abermillionen von gelbgrünen durchsichtigen Florfliegen. Leider werden sie zu zigtausenden von den grellen Neonleuchten im Duschhaus angezogen, so daß man dort auf dem Weg zur bzw. von der Dusche durch zentimeterhohe Berge toter oder noch lebendiger aber blinder Florfliegen  waten muss. Der Campingplatzbetreiber versucht mit dem Wasserschlauch und einem Schieber der Flut der Garten-Nützlinge (fressen Blattläuse) Herr zu werden. Unsere Jungs weigern sich lange in diesem Insektenalbtraum zum Duschen zu gehen. Erst spät abends hat die Masse sich gepaart und die Männchen sind rundherum am Sterben und es wird auch im Duschhaus etwas ruhiger. Leider haben wir vor lauter Aufregung über das Phänomen verpasst ein paar Bilder zu machen und können daher nur von dem Erlebnis berichten.

 

Zusammenfassung des Tages:

Strecke: 115 km Gesamt: 306 km (ab Montbeliard hört Beschilderung auf, viele Kilometer auf Bundesstraßen)

Fahrzeit: 6h 47´

Wetter: Sonnig-Heiß über 30°C

 

 

 

Tag 4: 26.07.08

 

Als Belohnung nach dem gestrigen sehr anstrengenden Tag bzw. ereignisreichem Abend hole ich/P für die ganze Mannschaft früh morgens eine Tüte frische Croissants und leckere Brioche. So lange die Familie in Ruhe das Frühstück geniesst repariere ich gleich noch den ersten Plattfuss der Reise an Olis Fahrrad. Wir haben reichlich Material dabei, so daß das Problem schnell behoben ist.

 

Wir kommen etwas später los ( Abfahrt 12 Uhr ) und sind mal gespannt ob wir es bis nach Dole packen. Es geht laut Profil immer bergab und daher könnten wir mit unserer täglich besser werdenden Kondition es problemlos schaffen. Das Hauptproblem ist, daß es auf der Strecke sehr wenige Campingplätze gibt bzw. sie weit ab von der Strecke liegen. Nach einem schweisstreibenden Ritt über den heissen Tag wollen wir nachvollziehbar abends eine erholende Dusche auf einem Campingplatz haben und nicht irgendwo auf einer Wiese wild campen. Auch wollen wir in den nächsten Tagen mal einen Pausentag einlegen, um wieder frische Energie zu tanken.

Für die Mittagspause haben wir einen schönen schattigen Wiesenplatz mit Blick auf den Fluss gefunden.

Obwohl es den ganzen Tag weitestgehend entlang des Flusses einen Radweg gibt, läuft er nicht immer am Ufer entlang, sondern bringt etwas abseits immer Steigungen mit sich. Auf der ganzen Strecke gibt es reichlich Stauwehre, um sicher zu stellen, daß für die flachen Frachtkähne, welche auf der Doubs verkehren, immer genügend Wasser unterm Kiel ist.

 

Am Nachmittag fahren wir auf der Strecke vor Besancon durch ein von der Doubs ins Kalkstein gefressene Tal, welches uns stark ans Donautal in unserer Heimat erinnert. Das war im nachhinein betrachtet eines der idyllistischen Streckenabschnitte der gesamten Tour.

 

Nach einer weiteren Rast gegenüber einem besonders gut erhaltenen alten Industriegebäude, welche sich einige entlang der Doubs angesiedelt haben, nehmen wir die restlichen Kilometer bis nach Besancon in Angriff. Wir fahren bis zur Flussbiegung von wo aus wir die Citadelle sehen können. Hier entscheiden wir aber, daß wir zum letzten Campingplatz 3 km zurückfahren und dort unseren ersten Pausentag verbringen werden. Bis  nach Dole ist es uns allen zu weit. So sind es heute halt nur 60km Fahrstrecke.


 

Zusammenfassung des Tages:

Strecke: 73,6 km Gesamt: 380 km

Fahrzeit: 4h 33´

Wetter: leicht bewölkt aber trotzdem sehr warm bis heiß

 

 

Tag 5: 27.07.08

 

Nach einer erholsamen Nacht freuen wir uns auf den heutigen Pausentag. Lang im Schlafsack liegen bleiben, Wäsche waschen, Pizza vom Bringservice und gegen Abend gibt es noch ein kleines Minigolfturnier auf der Campingplatzanlage. Der Betreiber ist selber Reisender und viel unterwegs, so kommen wir schnell ins Gespräch, da er gut englischn spricht. Er schenkt uns zwei Gläser Rose-Wein und den Jungs je eine Dose kalte Cola.

 

 

 

 

 

Tag 6: 28.07.08

 

Marion schläft irgendwie nicht tief und wacht immer wieder wegen jedem Geräusch auf (Straße in der Nähe) und probiert ob die selbstgebastelten Ohrschützer Abhilfe schaffen können.  Abfahrt: 10:10 Uhr  3km nach Chalzeule zum Supermarche für Lebensmittelkauf und Reparaturen. Michis zweiter Seitenständerbruch, Marion braucht neuen Flaschenhalter und gleich noch eine bessere Luftpumpe gekauft. 

Der Weg nach Besancon, knapp 6km,  ist schnell erledigt und wir fahren unterhalb der Citadelle vorbei. Da wir erst am Anfang unsere Tour sind und noch nicht so richtig abschätzen können, ob uns die Zeit hinten raus in Richtung Ziel ausreichen wird, lassen wir eine Besichtigung der Burganlage (Weltkulturerbe) aus, da wir ansonsten gleich nochmal einen Tag zusätzlich einplanen müssten.

Die Doubs macht eine grosse Schleife durch Besancon, aber wir können als Abkürzung den Fussgänger/Fahrradtunnel direkt unter der Citadelle nutzen und kürzen damit etwas die Strecke für heute ab. Ist ja auch mal ein Erlebnis unter dem mächtigen Felsblock durch zu fahren. Auf der anderen Seite haben wir nochmal einen schönen Blick hoch zur Citadelle, bevor sie hinter den nächsten Flussbiegungen aus unserem Blick verschwindet.

Weiter gehts bis zu unserem heutigen zweiten Highlight. Auf der Hälfte der Strecke liegen die Tropfsteinhöhlen von Osselle. Da wollen wir eine größere Pause machen und in den Untergrund absteigen. Aber zuerst geht es weiter an der idyllischen Doubs, den Hausbooten und vielen alten Wehrtürmen oben auf den Bergkuppen. Der Weg bis Osselle ist gut ausgeschildert.

 

Tropfsteinhöhlen sind immer toll, so daß wir uns freuen gleich mit der nächsten Gruppe absteigen zu können. Es war doch kälter (konstant 13°C) als erwartet und wir waren froh, daß wir uns vorab noch umgezogen hatten. Die Führung dauert ca. 1 h bevor es wieder in die 35°C-Hitze zurückgeht.

 

Die restliche Strecke bis nach Dole hat jetzt nicht besonders erwähnenswerte Merkmale, bis auf einige schattigen Teilstücke, daher nur ein paar Momentaufnahmen während wir so dahinrollen. Ankunft in Dole 17:15 Uhr

 

Dole ist eine ganz tolle Stadt mit ihren alten engstehenden Häusern. Wir fahren ins Zentrum, genehmigen uns anstatt eines Zielbiers ein Wassereis (Gehirnfrost inbegriffen) und suchen anschliessend den Campingplatz ausserhalb der Stadt. Da am Himmel dunkle Wolken sichtbar sind, ziehen wir sicherheitshalber gut verzurrt noch einen zusätzlichen Plane über das Zelt. Geduscht und umgezogen radeln wir gepäckbefreit wieder zurück ins Zentrum und geniessen an diesem lauen Sommerabend eine leckere Pizza. Abends um 22 Uhr immer noch 27°C.

Zuerst sternenklare Nacht, aber gegen 2 Uhr ziehen Sturmböen durch. Plane hält und wehrt leichten Nieselregen ab.

 

Zusammenfassung des Tages:

Strecke: 80,6 km Gesamt: 460 km

Fahrzeit: 4h 41´

Wetter: wolkenlos, sehr heiß, bis 35°C