Neustart der Weltreise nach fast zwei Jahren Pause

 

Sa. 5.3.22

Verabschiedungsbrunch in Ostrach von Peter's Eltern und Schwester Helga mit Schwager Götz. Nachmittags werden die Koffer noch dreimal umgepackt, damit soviel wie möglich an Ersatzteilen zwischen den Klamotten ihren Platz finden. Über allem hängt natürlich das Damoklesschwert, nicht über 23 kg Gesamtgewicht pro Koffer zu kommen. Fast die Hälfte der in den zwei Jahren angesammelten Ersatzteile muss vorerst zu Hause bleiben und darf erst nach den nächsten Heimaturlauben mit in ferne Lande. Durch das Auswählen der wirklich notwendigen Teile, schaffen wir es, uns auf zwei große Koffer, eine Reisetasche, einen Rucksack und zwei Laptoptaschen einzuschränken, was die für unseren Flug erlaubte Menge ohne Zusatzkosten ist. Wir sind gespannt ob das alles so problemlos über die Bühne geht oder ob nicht doch noch der mexikanische Zoll gegen die Ersatzteilsammlung Einwände bzw. Kosten erhebt.

Am Spätnachmittag fahren wir nach Mössingen-Belsen zu Michi, Kaddi und unserem Enkel, dem Süßknopf Paul.

Oli kommt auch noch dazu, so dass wir einen schönen Familienabschiedsabend genießen können. In der nahegelegenen Gaststätte Sonne gibt es den für Peter wohl letzten Zwiebelrostbraten für die nächsten Monate.

 

 

So. 6.3.22

Unser Flug geht erst um 18:25 Uhr ab Stuttgart, eingecheckt haben wir schon Samstag Nachmittag, so dass wir den Sonntag in Ruhe angehen können und noch viel Zeit mit dem Buzzale verbringen können.

Moni und Markus, die Gegenschwiegereltern, verabschieden sich auch nochmal via Skype-Call.

Die Anfahrt zum Flughafen ist sonntagnachmittags stressfrei und auch auf dem Flughafen ist nicht allzu viel los. Die Koffer gehen anstandslos über die Waage. Ich/M habe meine Bordkarten schon; Peter bekommt seine Bordkarten am Schalter, da sie online nicht heruntergeladen werden konnten, weil das Covid-Booster-Formular von KLM nicht ausgewertet werden konnte.

Jetzt noch mit den Laptoptaschen und den Reisetaschen durch die Security und schon sitzen wir am Gate und warten aufs Boarding.

Der Flug nach Amsterdam ist schnell vorbei. Wenn bloß die restlichen 22,5h genauso schnell vorbei wären....

In Amsterdam müssen wir interessanterweise noch durch die Passkontrolle.

Sowohl in Stuttgart als auch in Amsterdam wollte von uns niemand etwas von einem Rückflugticket wissen. Mehreren Infos aus dem Netz zufolge und aus der Langzeitreisenden-Community, ist dies wohl seit kurzem Pflicht bzw. wird angefragt, wenn man nach Mexiko will. Also von uns will das niemand, wobei wir für den 30.08.22 unsere Tickets von Las Vegas zurück nach Frankfurt bereits gebucht haben und daher auf alles vorbereitet sind.

Während wir auf das Boarding warten, fragt Peter am Abfluggate nochmal nach, Hinweis der KLM-Dame in Stuttgart, ob unser Gepäck wirklich bis Tijuana durchgeroutet wird oder ob wir in Mexiko-City evtl. die beiden Koffer nochmal von Hand aufgeben müssen. Der freundliche Stewart checkt das im System anhand der Gepäcknummer und versichert uns, dass die Koffer direkt nach Tijuana weitergeleitet werden. Dann hoffen wir mal, dass der Zoll unsere Koffer nicht doch noch wegen den vielen Ersatzteilen aussortiert und wir ohne Koffer in Tijuana ankommen.

Zwischendurch werden wir nochmal aufgerufen und ein anderer Stewart erklärt mir, dass wir umgebucht worden sind und ein Upgrade bekommen neun Reihen weiter vorne auf Sitzplätze mit mehr Beinfreiheit, die man eigentlich für zusätzliche 20Euro pro Person buchen müsste. Grund wird keiner genannt, aber wir später im Flugzeug stellen wir fest, dass der Flieger nur halb voll ist und die Abstände zwischen den Reisenden optimiert wurden. Wir freuen uns auf jeden Fall direkt hinter der ersten Klasse Sitze mit viel Beinfreiheit für den langen Flug von 13 Stunden zu bekommen.

Mit Hilfe der schläfrig machenden Reisetabletten, Filme schauen und kurzen Schlafeinheiten, landen wir erschöpft in Mexiko-City. Wir hatten die FMM-Karten, also das Touristenvisum, wie empfohlen vorab online ausgefüllt und ausgedruckt dabei. Im Flugzeug werden wider Erwarten dann doch FFM-Formulare ausgeteilt, aber wir sind ja schon angemeldet, brauchen sie also nicht mehr.

Als wir an der Immigration in Mexiko-City, dem größten Flughafen in Mexiko ankommen, erklärt uns der Zollbeamte, dass man hier mit den ausgefüllten Onlineanträgen und dem darauf abgedruckten Bar-Code nichts anfangen kann und wir daher mit zwei jungfräulichen Formularen wieder ans Ende der Schlange verwiesen werden, alles manuell nochmal ausfüllen müssen und dann zurück zum Beamten. Wir haben ja 2,5h Aufenthalt und daher keinen Stress. Außerdem sind die meisten der wohl 15 Schalter besetzt und es geht zügig voran.

Obwohl wir planen nach spätestens 2 Wochen in die USA auszureisen haben wir 3 Monate als Aufenthaltsdauer angegeben und nach einer kurzen Frage ob wir Urlaub auf der Baja California machen, bekamen wir den Stempel in den Pass gedrückt. Auch hier keine Frage nach einem Rückreiseticket.

Zur Sicherheit sind wir noch zu den Gepäckbändern gewandert, lag sowieso auf dem Weg, und nachdem alle Koffer von unserem Flug durch waren und unsere nicht aufgetaucht sind, geht es beruhigt weiter zum Abfluggate nach Tijuana.

 

 

Mo. 7.3.22

Alle Passagiere sind in dem vollbesetzten Flieger 45min vor Abflug an Bord und wir reihen uns in die Abflugschlange ein. Wir hatten die Hoffnung früher loszukommen, aber bis die Schlange abgearbeitet ist, passt die angekündigte Abflugzeit. Flugdauer 3:15 Std. Der Flug ist sehr anstrengend, das Flugzeug ist voll besetzt und die Plätze sehr eng und klein. Durch die Fenster sehen wir viel blauen Himmel und die riesige Stadt Tijuana beim Anflug vom Meer aus.

Etwas steif und so ziemlich erschöpft, entdecken wir unsere Koffer auf dem Laufband. Unsere Klebeband-Sicherung ist bei beiden Koffern noch intakt und auch keine verdächtigen Zollaufkleber sind zu erkennen. Damit ist EINE unserer beiden größten Sorgen vom Tisch. Wir wandern zum Ausgang, müssen dort nochmal das ganze Gepäck durch den Röntgenscanner schieben, werden aber mit unserem Gelumpe, Jacken usw. nicht weiter belästigt. Keine Rückfragen, alles palleti und schon stehen wir in der warmen mexikanischen Sonne vor dem Flughafenausgang. WOHOOO

Jetzt muss nur noch Raúl vorbeikommen und uns wie versprochen abholen und mit zu seiner Ranch nehmen. Nach einer halben Stunde warten, machen wir uns so langsam Gedanken. Wir haben noch keine SIM-Karte für unser Handy und können nicht bei ihm anrufen. In Südostasien z.B. gibt es auf jedem Flughafen mehrere Shops, wo man sich gleich mit einer SIM-Karte eindecken kann, leider nicht in Mexiko. Wir suchen die Nummer von Raúl übers Flughafen-Internet heraus und quatschen einen der vielen Taxifahrer an, die auf Kundenschaft warten. Einer spricht gut englisch und ist auch gleich hilfsbereit anzurufen und das Problem zu lösen. Nach einigem Palaver stellt sich heraus, dass Raúl zum einen den Termin verschwitzt hat und zum anderen in Ensenda beim Zahnarzt für eine Wurzelbehandlung ist.

Der Taxifahrer und Raúl sprechen über den Preis, und es sind immer noch die 2000 Pesos (ca.86 Euro) für die 1,5h lange Fahrt bis zur Ranch wie bei unserer letzten Abreise. Weil er so hilfsbereit ist, ist er damit auch der Glückliche, der uns fahren darf. Wir packen das ganze Gepäck in das nicht gerade große Taxi, zahlen mit der Visa die Fahrtkosten und schon geht es los.

Unser Fahrer ist ein klassischer Taxichauffeur, der mit seinem broken Englisch auf der ganzen Strecke Konversation macht. Marion hat etwas Magengrummeln und hält sich auf der Rückbank aus den Gesprächen heraus. Die Geschichten beginnen mit dem üblichen über Familie, Beruf und unserer Reise und vielen Tipps für unseren Aufenthalt auf der Baja, aber dann schweift er auch zu schrägen Stories ab, erzählt z.b. von einer Gegend im Süden, wo es leckeres Schildkrötenfleisch im Panzer gebraten gibt und eine Delikatesse sein soll und von den Kindern der Schildkrötenfänger, welche mit dem Blut der Tiere ernährt werden, damit sie nicht so schnell Hunger haben, da das Blut sehr nahrhaft ist.... Dass es derartiges auf der Baja geben soll – wir werden ja sehen, bzw. hoffentlich nicht!

Zwischendurch hat Peter ihm nochmal das Ziel korrekt in GoogleMaps auf seinem Handy eingestellt, damit wir auch richtig ankommen. Auch wird nochmal mit Raúl telefoniert, welcher seine Frau Caroline beauftragt hat, uns an der Abbiegung zur Ranch an der Schnellstraße, aufzusammeln.

Kaum sind wir am Treffpunkt angekommen, unsere Koffer im Schatten ausgeladen, kommt Caroline schon im großen Pickup angefahren. Wir verabschieden uns vom Taxifahrer, leider ohne Tipp, da wir unsere Pesos irgendwo im Gepäck verbuddelt haben, aber er und sein Taxi haben die letzten 17 km üble Straße/Schotterpiste bis zur Ranch dafür eingespart.

Caroline fragt uns ob wir gleich noch einkaufen fahren sollen und so fahren wir gleich wieder auf die Schnellstraße 20min in Richtung Ensenada in die nächste Ortschaft Guadalupe und dort zum Supermarkt. Caroline wartet im Auto und passt aufs Gepäck auf, während wir 5 Tüten Grundnahrungsmittel für die nächsten Tage kaufen. Als wir wieder am Auto zurück sind, schlägt Caroline vor, schnell noch etwas essen zu gehen. Sie hat wegen zu wenig Frühstück schon wieder Hunger und lädt uns auch ein. Einen Kilometer weiter gibt es ein schönes Restaurant auf einer Ranch, wo man gut und günstig essen kann.

Essen ist schnell bestellt und kommt nach einer Tomatennudelsuppe als Vorspeise, zügig heiß aus der Küche. Viva Mexico !!

Bevor es auf die Ranch geht, wird noch an einem der vielen Oxxo-Minisupermärkte angehalten, wo wir endlich zu unserer Sim-Karte kommen.

Die Anfahrt von der Schnellstraße zur Ranch ist ca. 17km lang und in einem noch schlechteren Zustand wie wir in Erinnerung haben. Das wird wieder echt spannend, hier wieder mit dem Moppel auf den steilen, total ausgewaschenen, steinigen Pfaden zurück in die Zivilisation zu kommen. Selbst im Yukon und Alaska sind wir keine solche Routen gefahren bzw. haben vorher umgedreht. Als wir ankommen, geht es direkt zum Fahrzeug und Caroline ist genauso gespannt auf die Containeröffnung wie wir. Sind Ameisen oder Mäuse die letzten 22 Monate bei uns eingezogen? Wie ist der Zustand der Batterien usw.? Alle Gäste auf der Ranch wollen immer genau wissen, was das für ein Fahrzeug ist und warum es hier so verpackt rumsteht.

Ungeduldig werden die ersten Schnüre der Plane abgerissen, gerade so viel, dass man die Türe öffnen kann. Peter muss den ersten Kontrollgang machen und -

Oh Wunder - alles ist genauso, wie wir es verlassen haben. Kein einziges Tierchen hat sich ins Innere verirrt. SUUUUPER!!! Jetzt schnell die restliche Plane entfernt und die Fenster geöffnet. Der Anfang war schon nicht schlecht, jetzt gilt es das Messgerät auszupacken und die Batterien durch zu messen. Zuerst etwas Verwirrung, da das Messgerät keine sinnvollen Werte anzeigt... Oje, sind die Batterien doch hinüber...? Dann kommt Peter der Geistesblitz, er hat vergessen, von AC auf DC umzuschalten. Und jetzt sieht die Welt schon gleich anders aus. Die Lithium-Zellen zeigen alle 3,1 Volt und zusammen 12,4V. Das ist super und reichlich von den kritischen 10,8V, bei denen die Zellen zu sterben beginnen, entfernt. Die nächste tolle Überraschung ist, dass unsere Optima-Redtop-Bleibatterien vom LKW und unsere unbenutzten Reservebatterien mit 12,1V unerwartet gute Werte anzeigen. Also auch hier alles im grünen Bereich.

Jetzt will Peter es wissen. Etwas Diesel mit der Handpumpe in Richtung Einspritzpumpe gedrückt und ein Startversuch... Irgendwas knirscht im Motorgebläse aber nach zweimal Stottern brummt der Deutzmotor. - Leider haben in der Fahrerkabine die Mäuse doch ein Schlupfloch gefunden und mit der Toilettenpapierrolle Party gefeiert. Es liegt einiges an kleinen trockenen schwarzen Kügelchen herum.

Um keine Zeit zu verlieren, wird die Lithiumbatterie ans System angeschlossen und nach 3-4 Zügen läuft auch der Stromgenerator und schickt satte 70 A in Richtung der Kofferbatterie. Allerdings muss ich feststellen, dass die Benzinreserven leer sind und der kleine Moppel deshalb nicht allzu lange Strom liefern wird. Da hier auf der Ranch auch Strom nur per Generator produziert wird, ist reichlich Benzin im Kanisterlager und Caroline informiert Alberto, den etwas älteren Mexikaner, welcher in seinem kleinen Häuschen neben der Ranch zum Inventar gehört. Er schnappt sich einen Schlauch und kurzer Hand sind ein paar Liter Sprit umgeschlaucht. Somit ist unsere Stromladeaktion gerettet. Sie klärt mit ihm auch gleich noch wo wir am besten unsere 500L Wassertanks mit Trinkwasser aus den örtlichen Quellen befüllen können. Dazu müssen wir rüber zum Haupthaus fahren, wo auch die notwendigen Schläuche schon bereit liegen.

Caroline verabschiedet sich dann von uns, da Sie noch Termine in Ensenada hat und die nächsten Tage bei ihrer Tochter bleibt. Sie schreibt Kurzgeschichten und Kinderbücher und aktuell steht eine neue Veröffentlichung an. Sie ist extra die 60km von Ensenada hoch gefahren, um uns in Empfang zu nehmen, zum Einkaufen zu fahren und uns auf der Ranch abzuliefern.

Wir bedanken uns nochmal herzlich für die Hilfe und Unterstützung mit leckerer Lindt-Schokolade den wir von zu Hause mitgebracht haben und die sie so liebt. Und schon sind wir wieder bis auf Alberto alleine auf der Ranch.

Während wir zum Haupthaus umparken und mit leider niedrigem Druck aus der Pumpe das gute Wasser in die Tanks fließen lassen, kommt der Hausherr Raúl vom Zahnarzt zurück. Er will natürlich auch genau wissen, wie die Situation ist und ist ebenfalls überrascht, dass der Container unversehrt ist, bis auf die Mäuseparty in der Fahrerkabine. Da muss morgen eine entsprechende Reinigung durchgeführt werden.

Auch das Knacken im Motorgebläse lässt mir keine Ruhe. Da wir wie von Raúl empfohlen auf der ebenen Fläche direkt beim Haupthaus stehen bleiben, weil wir hier fast den ganzen Tag volle Sonne haben, haben wir nur ein paar Meter von der Wasserladestation zu fahren.

Nachdem wir nochmal zum Stellplatz rüber gefahren sind und unsere Koffer und den Stromgenerator eingeladen haben, geht es zurück zum neuen , ebenen und sonnigen Platz neben dem Hauptgebäude. Der Generator wird nochmal in Betrieb genommen und Marion reinigt zuerst den Kühlschrank, damit dieser wieder in Betrieb genommen werden kann.

Raúl hat uns zu einem Feierabend Tequila eingeladen, wobei wir schon vorsichtig darauf hingewiesen haben, dass wir nach der langen Reise sehr müde sein werden. So kommt es dann auch. Wir können uns nicht einmal mehr für eine heiße Dusche begeistern, sondern gehen nach einem kleinen Vesper sofort ins Bett. Nachts gehen die Temperaturen noch auf +6°C runter, so dass wir froh sind, dass unser Gastank rand voll ist und die Heizung anläuft.

Übernachtungsplatz:

Ranch La Bellota, GPS: 32.156960, -116.462410, kein Telcel-Empfang, extrem ausgewaschene und steile Anfahrt, nur für Allrad geeignet, vorher bei Raul ankündigen s.a. IOverlander

 

 

Dienstag 8.3.22

Irgendwie war die Nacht nicht von viel Schlaf gesegnet, da wir auf Grund der vielen Stunden Zeitverschiebung und der langen Anreise komplett aus dem Rhythmus sind. Zum ersten Frühstück in Mexiko gibt es leckeren Kuchen aus der Supermarkt-Bäckerei.

Heute gibt es viel zu tun, die Liste ist lang.... Alle Koffer auspacken, für Klamotten und Ersatzteile wieder den richtigen Platz finden, alle Batterien an die Ladegeräte hängen, Solarpaneelen putzen, Fahrerkabine von der Mäuseparty reinigen, die Lebensmittelvorräte durchforsten und aussortieren,.....

Als das meiste davon abgearbeitet ist, lässt es mir/Peter keine Ruhe, ich will dem komischen Geräusch des Motorlüfters auf den Grund gehen. Also nach langer Zeit mal wieder die Fahrerkabine gekippt. Leichter gesagt als getan, da der Hydraulikvorratsbehälter für die selbstgebaute Stempel-Hebevorrichtung leicht undicht ist und daher zuerst Öl nachgefüllt werden muss.

Schon auf dem Motor ist alles voll Mäusekot, also auch hier war Party. Den eigentlichen Schock bekomme ich dann beim Öffnen des Lüftungskanals vom Lüfter zu den Zylindern. Der halbe Raum ist voll Mäusenester und Unrat. Eine halbe Mülltüte ist voll, als ich das Gröbste raus habe. Jetzt geht es an den Feinschliff. Mit FFP2-Maske geschützt wird abwechselnd mit Druckluftpistole und Staubsauger jede Ritze bearbeitet. - Nicht auszudenken, wenn sich die Viecher im Container eingenistet hätten....

Eine elektrische Leitung runter zur Einspritzpumpe ist auch durchgenagt und muss neu verlegt werden. Mit lauter Umpacken zu Hause haben wir natürlich prompt die Dieselrückführleitung von den Einspritzdüsen vergessen. Mein Provisorium aus Kanada sieht nicht mehr so superdicht aus, so dass auch hier gleich noch eine Erneuerung ansteht.

Nach dem das meiste wieder aufgeräumt ist, mache ich eine erste Besichtigung der wichtigsten Reparatur-Baustelle: Die gebrochenen Befestigungsbolzen der Federhalterung auf der Fahrerseite. Wie immer geht DIE Seite kaputt, an die man fast nicht rankommt bzw. arbeiten kann. Auf der Beifahrerseite hat man freien Zugang zu dieser Halterung. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick sehe ich im Moment nicht wirklich, wie ich das mit Bordmitteln lösen kann. Bin aber auch zu ausgepowert, um an einer Lösung zu arbeiten. Deshalb wird der Feierabend nach einem langen Tag eingeläutet. Bevor ich/Peter unter die heißersehnte Dusche gehe und mit viel Spezialseife den Dieselmotorschmutz abwasche, bekomme ich von Marion noch einen Sommerhaarschnitt verpasst.

Die Dusche weckt bei uns beiden wieder die Lebensgeister. Raúl ist heute morgen schon gleich nach dem Frühstück nach Ensenada gefahren und kehrt auch bis spät abends nicht wieder. Er hat den Schlüssel in seinem Subaru-Allrad stecken lassen, damit wir damit zum Office-Hügel fahren können. Hier unten im Tal hat man keinen Handy- oder Internetempfang, daher muss man die steile Straße raus aus dem Tal fahren, auf der anderen Seite runter und auf den nächsten Hügel wieder hoch. Hier hat man dann Internet 4G Empfang und kann Nachrichten senden. Telefonieren macht um 17 Uhr lokale Zeit keinen Sinn mehr, da in Deutschland die Uhren auf mitten in der Nacht (9 Stunden Zeitverschiebung) stehen. Da wir nicht wissen wieviel Internetkontingent wir haben, werden schnell ein paar WhatsApps versendet, damit die Familie und Freunde auf dem Laufenden sind und sich keine Sorgen machen müssen.

Nach dem kurzen Ausflug geht es die abenteuerliche Strecke wieder zurück zur Ranch. Ich/P kann mir im Moment nur schwer vorstellen, wie wir mit der defekten Federhalterung hier ungeschoren rauskommen sollen. Erst mal eine Nacht drüber schlafen, dann sieht man weiter.

Zum Abendessen machen wir mit Tortillas und Käse leckere Quesadillas aus der Pfanne und Salat dazu. Marion hat beim Stöbern durch die Schubladen noch eine angebrochene Tequila-Flasche gefunden, so dass es noch einen kleinen Feierabendabsacker gibt. Es ist kurz vor 20 Uhr und wir wieder extrem müde, haben nur noch Lust aufs Bett, obwohl wir wissen, dass wir die Nacht dann sicher nicht durchschlafen werden.

Übernachtungsplatz:

Ranch La Bellota, GPS: 32.156960, -116.462410, kein Telcel-Empfang, extrem ausgewaschene und steile Anfahrt, nur für Allrad geeignet, vorher bei Raul ankündigen s.a. IOverlander

 

 

Mittwoch 9.3.22

Wie befürchtet ist es auch gekommen und wir sind beide nachts um 3 Uhr hellwach. Peter hat von der ungewohnten Anstrengung gestern Migräne und braucht zwei Spalt-Tabletten um die Schmerzen in Griff zu bekommen. Als es um 6 Uhr hell wird, dürfen wir endlich aufstehen und freuen uns auf das Frühstück. Draußen ist es noch recht frisch. Die Dächer sind mit Rauhreif bedeckt, der aber schnell verschwindet, sobald die warme Sonne Mexikos den Weg runter ins Tal findet.

Heute ist der erste Programmpunkt, die defekte Federhalterung nochmal in Augenschein zu nehmen, um heraus zu finden ob ich mit Bordmitteln weiter komme. Ich versuche mit dem 15 to Stempel die Vorderachse anzuheben und das Federpaket zu entlasten. Mit der Brechstange lässt sich die Halterung etwas bewegen, aber der Raum zum Agieren ist auf der Fahrerseite sehr eingeschränkt. Ich treffe die Entscheidung, dass ich so nicht weiterkomme und daher in eine lokale Werkstatt muss. Raúl weiß in Ensenada eine Werkstatt, die auf alles was Federn angeht spezialisiert ist.

Somit konzentrieren wir uns auf die anderen offenen Punkte, um schnell abfahrbereit zu sein. Aber zuerst schnappen wir uns nochmal das Auto von Raúl, um gegen 10 Uhr, also 19 Uhr deutscher Zeit, per Skype-Telefon vom Office-Hügel zu Hause bei den Eltern anzurufen. Das ist sehr günstig, kostet nur 3,57 Euro/Monat und man hat 100min ins deutsche Fest/Mobilnetz. Die Verbindung ist sehr gut und wir können von unseren ersten Tagen in der Ferne berichten. Jetzt sind sie beruhigt und können ruhig schlafen.

Als wir wieder zurück auf der Ranch sind, kommt der gute Geist der Ranch Alberto vorbei und fragt ob wir Müll hätten. Er sammelt alles im Schubkarren ein und bringt es in einiger Entfernung zur „Müllverbrennung“.

Nachdem ich die restlichen Ersatzteile sortiert und verstaut habe und Alberto wieder zurück ist, frage ich Ihn mit Händen und Füßen, ob er mir helfen kann den Benzin-Druckreiniger zum Laufen zu bringen. Er weiß wie die Schläuche korrekt anzubringen sind, wie gestartet wird und muss gleich noch Benzin aus dem Lager holen, da der Tank leer ist. Mit seiner Unterstützung, so dass die Schläuche keinen Knick bekommen, habe ich den Moppel in einer halben Stunde grundgereinigt, mich selbst dabei allerdings etwas eingesaut. Aber das ist mit einer heißen Dusche schnell wieder beseitigt. Raúl hat auf seiner Ranch extra für alle Overlander, die ihn besuchen, ein Dusch- und Toilettenhäuschen gebaut. Als ich rüber zur Dusche wandere, überrascht mich ein Kolibri direkt am Häuschen. Leider ist er zu schnell unterwegs, dass ich Marion hätte rufen können.

Wir haben einen Höllen-Respekt davor, auf der miserablen Strecke von der Ranch bis zur Schnellstraße zu fahren und ich/P will das eigentlich nicht auf morgen früh verschieben, vor allem da wir versuchen müssen so früh wie möglich in Ensenada zu sein. In den hiesigen Werkstätten gibt es keine Termine, hier gilt: First Come First Serve.

Nachdem wir abfahrbereit sind, gehen wir zu Raúl und seinem aus Kalifornien angereisten Sohn Ricki rüber. Dieser ist Tierarzt und ist extra mit seiner mobilen Röntgenstation angereist, um ein altgedientes Pferd zu untersuchen. Wir verabreden uns für morgen früh so gegen 7:30 Uhr irgendwo auf der Strecke hin zur Schnellstraße, so dass wir den schlimmsten Teil schon hinter uns haben.

Im ersten Gang fahren wir die holprige Strecke mit großen, scharfkantigen Steinen und großen, ausgewaschenen Löchern. Nach über einer Stunde kommen wir in den etwas flacheren und besser ausgebauten Teil. Ca. 3km vor der Auffahrt auf die Schnellstraße kommen wir an einem ebenen Rasenstück vorbei und beschließen, da auch der Internetempfang hier super ist, hier für die Nacht einzuparken.

Als wir aussteigen bemerken wir, dass wieder Diesel durch die Kühlrippen der Zylinder geblasen wird. Somit ist klar, dass meine Nachbesserung der Dieselrückführleitung von heute morgen eher den gegenteiligen Effekt hatte. Heute ist es schon zu dunkel, um diese Baustelle aufzumachen. Ebenso müssen wir leider feststellen, dass der Tacho nicht funktioniert. Mal sehen wie es morgen aussieht und wie es passt, diese Reparaturen anzugehen. Marion kocht noch Nudeln mit fertiger Gemüse-Tomatensoße aus dem Glas. Etwas Warmes nach dem anstrengenden Tag ist genau das Richtige. Wir sind froh, dass wir schon bis hierher gefahren sind und den schlimmen Teil der Strecke hinter uns haben.

Nach dem Essen haben wir es geschafft, wieder einen Account bei der hiesigen Telefongesellschaft Telcel zu eröffnen und können über die Kreditkarte unser Kontingent aufladen. So probieren wir auch gleich die temporäre Maximalnutzung aus. Da bezahlt man 15Pesos, umgerechnet 69Eurocent, und kann damit dafür zwei Stunden ohne Limit surfen. Wir nutzen es immer, um Filme über Netflix oder Amazon Prime zu schauen. Die zwei Stunden heute sind schwer für mich/P wach zu bleiben, da ich immer noch am Jetlag leide. Daher schlafe ich auch sofort ein, wache allerdings schon gegen 3 Uhr nachts pudelwach auf.

Übernachtungsplatz:

Wiese 3km von der Schnellstrasse entfernt auf dem Weg zur Ranch La Bellota, GPS: 32.198768, -116.470358, relativ ruhig sobald die letzten Rancher nach Hause gefahren sind, sehr guter Telcel-Empfang, für eine oder zwei Nächte empfehlenswert

 

 

Donnerstag 10.3.2022

Ab drei Uhr ist nicht mehr an schlafen zu denken. Mit Nachrichten lesen, mit meinem Sohn Michi per WhatsApp zu chatten und dem einen oder anderen Killer-Sudoku, bringe ich die Zeit bis 6 Uhr morgens rum. Auch Marion wird um diese Zeit aktiv und kann nicht mehr schlafen. So stehen wir auf und machen ein kleines Frühstück. Da wir so früh aktiv sind, kann man die Zeit auch sinnvoll nutzen.

Die ganze Nacht hat es mich gewurmt, dass die Dieselrückführleitung wieder undicht ist und den ganzen Motorraum mit Diesel versaut. Also ziehe ich die Schmuddelklamotten an, den warmen Werkstattpullover drüber und kippe die Fahrerkabine. Brauche mehrere Anläufe und über eine Stunde bis es auch unter Vollgas, also mit richtig Druck, dicht bleibt. Nachdem wieder alles zusammengepackt ist und Raúl noch nicht vorbeigekommen ist, beschließen wir weiter in Richtung Schnellstraße zu fahren, er wird uns dann schon einholen. So ist es dann auch. Wir tauschen noch kurz die Mobilnummern aus und geben die Adresse der Federwerkstatt in Ensenada als Treffpunkt ins Navi ein.

Es sind knapp 60 km bis zur Werkstatt in Ensenada, und auf der Schnellstraße kann man auch mit der defekten Federhalterung zügiger fahren. Allerdings müssen wir die Geschwindigkeit abschätzen, da der Tacho ja nichts anzeigt. Das habe ich heute morgen auch gleich getprüf und festgestellt, dass alle drei Kabel aus dem Anschlussstück der Tachokonvertierung am Zwischengetriebe herausgezogen sind. Vermutlich mal an einem Gestrüpp hängengeblieben. Da ich keine Beschreibung der richtigen Verschaltung zur Hand habe, lasse ich vorerst die Finger davon, nicht dass ich durch falsche Verkabelung den Tacho komplett schrotte.

Als wir an der Werkstatt ankommen ist Raúl auch schon dort und die beiden Mechaniker schauen sich das Problem genauer an. Es hilft alles nichts, die komplette Feder muss ausgebaut werden, dass man an die Halterung kommt. Nach 35 Jahren werden die Schrauben zum ersten Mal wieder geöffnet, da fließt reichlich Muskelschmalz in die Verlängerungshebel. Wir haben aus Deutschland die passenden 10.9-Schrauben als Ersatz für die gebrochenen Bolzen mitgebracht. Nach 3 Stunden Einsatz ist die Reparatur beendet.

Wir sind mit Raúl schon vorher durch halb Ensenada gefahren, um eine Werkstatt wegen des undichten Wellendichtrings an der Hinterachse aufzusuchen. Der Chef kann anhand der von Raúl gemachten Handy-Bilder nichts genaues sagen, wir sollen morgen früh um 8 Uhr vorbeikommen, dann wird der Reifen entfernt und alles aus der Nähe angeschaut. Wir haben gottseidank noch einen Reserve-Wellendichtring mit dabei, da dieses Ersatzteil hier in dieser Form nicht zu bekommen ist. Aber die notwendigen Werkzeuge zum Auswechseln müssen halt auch passen.

Als Dankeschön für seine Hilfe laden wir Raúl zwischendurch noch zum Mittagessen ein. Er fährt uns zu seinem Lieblings Fisch Taco Laden (Makukos 31.854236, -116.616628) und wir genießen für 55 Pesos=2,30 Euro zwei Tacos mit so einer Menge paniertem Fischfilet, dass man davon satt ist. Danach zeigt er uns noch einen Übernachtungsplatz in der Nähe des Kreuzschifffahrthafens in Downtown und nur 5 Gehminuten vom Taco-Laden entfernt. Hier können wir unbehelligt über Nacht stehen bleiben.

Jetzt geht es aber mal wieder zurück zur Werkstatt, da die Reparatur schon lange fertig sein müsste. 2000 Peso=ca. 86 Euro! Wir sind total happy über diese niedrige Rechnung, nach dem Aufwand, den die beiden über drei Stunden hatten. Jetzt können wir wieder beruhigt auf die Straße, denn auch die rechte Seite wurde kontrolliert und für einwandfrei befunden. Von Raul verabschieden wir uns herzlich, bedanken uns nochmal und versprechen in Kontakt zu bleiben, und ihm vor allem mitzuteilen, was morgen in der anderen Werkstatt rauskommt.

Bevor wir zum Stellplatz für die Nacht fahren, stoppen wir noch bei einem großen Supermarkt und holen noch etwas Cash bei der benachbarten Bank.

Am Stellplatz machen wir erst einmal Pause und überlegen, welche Themen noch anstehen. Entweder versuchen den Tacho zum Laufen zu bringen oder den Umschalter der Differentialsperren in der Fahrerkabine auszutauschen, da dieser undicht ist und die ganze Druckluft im System nach wenigen Minuten verpufft. Es wird der Umschalter, da dieser am meisten nervt und wir beim Tacho auf Feedback auf unsere email an die Firma Kienzle warten, bei der wir den Tacho-Umrüstsatz gekauft hatten.

Also wieder rein in die Schmuddelklamotten, die Fahrerkabine gekippt und den alten Schalter ausgebaut. Die Kupferleitungen sind durch die vielen Reparatur-Versuche so verbogen, dass es ein langwieriges, kräftezehrendes Gewürge wird, bis der Schalter wieder soweit in die Kabine ragt, dass Marion den Haltering aufschrauben kann. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir brauchen die Neonleuchten, um die letzten Schrauben zu kontrollieren und anzuziehen. Wir starten den Motor, lassen etwas Druck aufbauen und lauschen gespannt, nachdem wir den Motor abgestellt haben, ob noch Undichtigkeiten sprich ein Zischen zu hören ist. Aber alles ist gut und wir können das Werkzeug wieder wegräumen. Bevor die Kanzel wieder zurückgekippt wird, kontrollieren wir noch den Lüftungskanal des Motors, ob die Dieselrückführleitung dicht ist. Es ist alles trocken, so können wir endlich zusammenpacken und den Feierabend einläuten.

Zum Abendessen wollen wir nochmal die leckeren Fisch-Tacos genießen, aber nachdem wir hinspaziert sind, stellen wir leider fest, dass sie schon um 17:30 Uhr schließen. Sehr schade, vor allem, da es in diesem Gebiet weit und breit keinen der normalerweise unzähligen Taco-Stände gibt. Wir spazieren noch einen etwas größeren Bogen und stillen letzlich unseren Appetit mit einem kleinen Vesper zu Hause.

 

Übernachtungsplatz:

Parkplatz am Kreuzfahrtschiffhafen Downtown Ensenada, GPS: 31.856365, -116.620166, relativ ruhig bis auf die Seelöwen im Hafen und wenn nachts ein Kreuzfahrtschiff einfährt oder verlässt, sehr guter Telcel-Empfang, für eine oder zwei Nächte empfehlenswert

 

Freitag 11.3.2022

 

Die Nacht war nicht ganz so ruhig wie erhofft. Zum einen treibt sich im Hafenbecken bei den Jachten hinter dem Zaun ein Rudel Seelöwen herum, die ohne Unterlass einen Radau veranstalten und zum anderen hat in der Nacht ein Kreuzfahrtschiff den Hafen verlassen und wurde von den Rangierkuttern aus dem Hafen hinaus manövriert. Der Jetlag ist einfach noch nicht überwunden, sonst hätten wir es wahrscheinlich gar nicht mit bekommen.

So sind wir frühzeitig wach und pünktlich um 8 Uhr bei der Werkstatt. So gegen 8:30 Uhr trudeln die Arbeiter ein und der Chef kommt irgendwann kurz vor 9 Uhr. Er schaut sich kurz an, um was es geht und entscheidet, dass er und seine Mannen das nicht können. Da muss ein Spezialist von außen her. Kurzes Telefonat. Wir müssen eine Stunde warten bis dieser Zeit hat und vorbeikommt. In dieser Zeit kann aber der Ölwechsel, das Abschmieren und das Reinigen des Luftfilters erledigt werden. Vom Wartungszyklus her wären die Arbeiten noch nicht dran, aber da die Maschine nun fast zwei Jahre gestanden ist, mag der Motor das wohl.

Wir haben die Filter dabei und unter Peters Kontrollblick werden die Schrauben nicht zu fest angezogen bzw. an der richtigen Stelle mit Teflonband ausgerüstet. Der Mechaniker ist noch jung und spricht ein ausreichend gutes Englisch. Anschließend checkt er noch die Achsölstände und bläst den Luftfilter sauber. Inzwischen ist der Spezialist gekommen und macht sich an die Arbeit. Reifen runter, Bremstrommel abgezogen und sauber gewischt. Nach seiner fachmännischen Meinung ist der Wellendichtring in Richtung Differentialgetriebe ok und nur der Gummiring (hinterer schwarzer Pfeil im Bild), der die Bremstrommel dichtet, hält nicht mehr bzw. ist abgeplattet. Auch der Wellendichtring, der die Steckachse hält (vorderer schwarzer Pfeil im Bild), hat etwas Spiel und könnte in Zukunft für etwas Ölgeschmiere sorgen. Diesen habe ich nicht dabei und daher müssen wir das künftig beobachten. Den Gummiring haben wir gottseidank passend dabei. So reinigt der Mechaniker noch die Bremsbeläge mit unserem Bremsenreiniger und baut wieder alles zusammen. Inzwischen hat der andere Mechaniker noch alle Schmiernippel abgeschmiert.

Die ganzen Aktionen sind so gegen 12 Uhr erledigt und der Chef kommt mit der Rechnung. Insgesamt 4500 Pesos, also ca. 188 Euro, wobei die 20L Dieselmotoröl 15W40 mit 1750Pesos, also ca.77 Euro zu Buche schlagen. Wir sind mit dem günstigen Preis für die Arbeiten sehr zufrieden und fahren beruhigt vom Hof, dass die großen Baustellen somit beseitigt sind. Da wir Cash bezahlen mussten, sind unsere Barbestände bei Null und wir brauchen zuerst eine Bank, um den Geldbeutel wieder aufzufüllen. Also zur nächsten Banamex und versuchen, an einem ATM Geld abzuheben. Bei Peter funktioniert dies mit der Visa trotz mehrerer Versuche nicht. Wir wollen zwischendurch noch die Kontostände checken, aber die DKB macht prompt Wartungsarbeiten. Nächster Versuch ist, eine Wechselstube zu finden und 100 Euro in Pesos zu tauschen. Aber auch hier Fehlanzeige. Die Bank wechselt kein Geld mehr und die Wechselstuben nur amerikanische Dollares. Grrrrr... So langsam geht unsere Geduld verloren noch dazu mit steigendem Hunger. Letzter Versuch jetzt mit der Visa von Marion, da sie von ihrem gebuchten Guthaben noch fast alles drauf haben müsste. Gottseidank klappt das dann. (Später als DKB wieder Zugriff gewährt, haben wir festgestellt, dass das Guthaben auf Peters Karte durch die vorherigen Abhebungen ausgeschöpft gewesen ist, aber jetzt wieder aufladbar.)

Jetzt aber schnell zu unserem neuen Lieblings Fisch-Taco-Laden. Wir parken gegenüber unter Palmen ein und sehen schon von weitem die Warteschlange. Der Laden ist wirklich sehr beliebt. Wir stellen uns an und tragen uns in die Warteliste ein.

Nach 10min bekommen wir einen Tisch zugewiesen und kurz darauf auch schon die bestellten leckeren Fisch Tacos serviert. Wir lassen uns Zeit und während wir über die Stränge schlagen und gleich noch eine zweite Portion ordern, beginnen wir endlich die nächsten Tage zu planen.

Wir stellen fest, dass wir nach den hektischen Tagen einfach 1-2 Tage Ruhe brauchen, um eine vernünftige Entscheidung zu treffen, wo es nun hingehen soll. Unser letzter Stellplatz bevor wir den Moppel bei Raùl abgestellt hatten, war 45km südlich von Ensenada. Auch wenn der Platz nicht der Burner ist, wollen wir dort in Ruhe einparken. Während wir uns im Freitagsnachmittagsstau durch Ensenada quälen, diskutieren wir das Für und Wider der Richtungen Süd und Nord.

Für den Süden spricht: Wale streicheln falls noch da, entspannt noch 3-4 Wochen Strandurlaub machen, bevor wir in die Rocky Montains fahren. In den USA Richtung Denver ist es noch nicht wirklich Frühling und tendenziell eher kühl, Spritpreise aktuell wie in Deutschland bei 2,20 Euro für den Diesel,...

Für den Norden spricht: Unseren abgelaufenen Import für den LKW an der Grenze final klären, Lithium-Zellen in San Diego kaufen und zusammenbauen, Moped und Fahrräder in El Centro abholen und damit einen weiteren Monat Storage-Kosten sparen, keine teure Auto-Versicherung für Mexiko kaufen,...

Mitten in Ensenada entscheiden wir ganz spontan, nach Norden abzuschwenken, da wir meinen, uns erinnern zu können, dass die Wale von Dez-Maerz vor Ort sind und dann abwandern. Wir wollen wieder auf die Wiese an der Straße Richtung Ranch La Bellota von Raúl einschwenken und dann dort mit gutem Internet darüber final entscheiden.

Und wie immer kommt es anders wie geplant. 30km vor der Abfahrt Richtung Ranch kommen wir wieder durch Guadalupe, ein kleines Städtchen mit Supermarkt. Wir wollen noch etwas Brot und Bier kaufen. Während ich/P im Moppel warte und Marion kurz einkaufen geht, sprechen mich ein Pärchen an, er AmeroMexikaner, sie russischer Abstammung. Beide sind sehr interessiert an unserem Gefährt. Sie selbst haben sich kürzlich einen VW-Bus zugelegt und wollen diesen ausbauen lassen, um auch damit zu reisen. Um es kurz zu machen: Wir sind spontan mit den Beiden und zwei weiteren Bekannten ins nächste Restaurant, um was zu trinken. Die beiden meinen nämlich, dass die Wale auf jeden Fall bis April da sind und wollen selber nächste Woche hinunterfahren, um auf 'Walfang' zu gehen. Das andere Pärchen hat Verwandtschaft in der Nähe der Orte, von denen man aus entsprechende Touren machen kann. Sie nehmen nebenher mal Kontakt per Whatsapp auf und fragen nach dem aktuellen Wal-Stand.

Es sieht wohl noch sehr gut aus und somit drehen wir die Kompassnadel wieder auf Süden. Luis und Yamilka besitzen am hinteren Ende des Guadalupe-Tales ein großes Grundstück auf der Spitze eines Hügels und bieten uns an, dass wir dort so lange stehen können wie wir wollen. Dort ist auch guter Internetempfang, also neben Ruhe, alles was wir gerade brauchen.

Nachdem alle aufgegessen haben, brechen wir auf und folgen den Beiden ca. 30min bis zu ihrem Gelände. Die finale Anfahrt auf die Hügelspitze ist sehr steil und ausgewaschen, aber wir kommen problemlos hoch und parken auf dem einzigen ebenen Stückchen direkt neben der Baustelle des ersten Iglu-Ferienhauses ein.

Von den runden Gebäuden sollen noch 6 weitere entstehen und werden dann an Urlauber vermietet. Die Einnahmen sollen dann direkt in die Reisekasse fließen. Inzwischen ist es dunkel geworden und recht frisch. Die Beiden verabschieden sich bis Morgen, da sie dann nochmal kommen, um die Arbeiter für die letzte Woche zu bezahlen. Dann haben wir auch mehr Zeit, um eine LKW-Führung von innen zu machen.

Während Marion das Abendessen richtet will ich/P trotz der schon recht frischen Temperaturen und dem Wind eine Außendusche nehmen, da der Tag doch recht staubig und anstrengend war. Zu meinem Glück ist die Duschseite im Lee und ich bleibe von dem auskühlenden Wind größtenteils verschont. Trotzdem schaue ich, dass ich zügig fertig werde, da das warme Wasser zwar gegen die kühlen Temperaturen hilft, aber man trotzdem kräftig auskühlt. So bin ich dann auch ein Eiswürfel bis ich wieder drin bin. Aber es hat sich gelohnt; sauber und frisch. 'Ich liiiebe meine Außendusche!'

Bis mitten in der Nacht bläst der Wind und lässt unser Fahrzeug wackeln, erst gegen Morgen flaut es ab.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Valle de Guadalupe auf Privatgelände von Luis und Yamilka, GPS: 31.986785, -116.700345, guter Telcel-Empfang, Privatgelände und daher nicht allgemein nutzbar

 

 

Samstag 12.03.2022

 

Heute ist erst mal relaxen angesagt. Es gilt die ersten Tage im Tagebuch zu dokumentieren, da doch einiges passiert ist. Auch müssen wir nun, nach der Entscheidung für die Fahrt Richtung Süden, schauen, dass wir eine Autoversicherung online bekommen. Unsere letzte Versicherung bei CHUBB war eher eine Notlösung (hatten damals Probleme unseren Truck in ihr System zu bekommen, war dann zuletzt ein Mercedes Benz) und trotz anderweitiger Aussage finden wir nicht die Möglichkeit des Online-Abschlusses. Nach etwas stöbern in den Foren, finde ich wieder den Hinweis auf das Maklerbüro Lewis&Lewis in San Diego. Die Seite ist toll aufgebaut und mit wenigen Klicks hat man ein sehr gutes Versicherungsangebot, vor allem unter Angabe der korrekten LKW-Details. Wir wollen nur Liability only (reine Haftpflicht) und bekommen diese mit den gleich guten Werten wie bei unserer amerikanischen Versicherung Progressive für 103$ für 3 Monate angeboten. Das ist ein akzeptabler Preis und wir machen den Sack zu. Somit ist dieses Thema auch erledigt und wir können beruhigt in Mexiko weiter reisen. Auch mit wenigen Klicks ist die Storagebox in El Centro mit unseren Fahrrädern und dem zweiten Moped um einen Monat verlängert.

Nach einem kleinen Vesper-Mittagessen, wandern wir auf den benachbarten Hügel, um noch einen besseren Blick auf die Umgebung zu haben. Vom Rundhaus aus sieht man bis in die Bucht von Ensenada.

Gegen Spätnachmittag kommen Luis und Yamilka vorbei und nachdem die Arbeiter bezahlt sind, bekommen sie eine ausführliche Führung durch den Moppel und wir quatschen über 1,5h über Vor- und Nachteile von den verschiedenen Einrichtungsgegenständen, die wir verbaut haben. Yamilka ist die reiselustige, während Luis noch etwas zurückhaltender ist. Er ist vor allem sehr ängstlich was das Reisen in seinem eigenen Land angeht. Hat wohl von zu vielen Amerikanern mexikanische Horrorgeschichten gehört. Aber der Wille ist da und wird sich hoffentlich auch in Zukunft durchsetzen.

Als sie sich verabschieden müssen wir versprechen, dass wir bei der Rückreise in die USA nochmal bei Ihnen vorbeischauen und zwar in ihrem Haus in Rosarito direkt an der Küste in Richtung Tijuana.

Wir können hier oben auf dem Hügel solange stehen bleiben wie wir wollen, aber die Wale rufen, so dass wir spätestens Montag wieder Richtung Ensenada aufbrechen. Dort können wir dann nochmal unsere Vorräte aufstocken bzw. Wasser nachtanken und vielleicht gleich auch eine Runde Wäsche waschen lassen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Valle de Guadalupe auf Privatgelände von Luis und Yamilka, GPS: 31.986785, -116.700345, guter Telcel-Empfang, Privatgelände und daher nicht allgemein nutzbar

 

 

Sonntag 13.03.2022

 

Zum Frühstück steht heute zum ersten Mal der Familien-Skype-Call an, wobei es etwas dauert die einzelnen Parteien an Bord zu bekommen. Wir hatten gestern schon mit meinen/P Eltern einen ersten Testcall und viele Informationen sind ja schon per Whatsapp geflossen, so dass es nur noch wenig Neues zu berichten gibt. Aber immer schön, alle zu sehen.

Die Wasserversorgung funktioniert leider noch nicht richtig, da der Druck im Druckkessel nicht konstant ist bzw. viel zu niedrig. Auch nach unzähligen Versuchen wehrt sich das System und daher wird der Kessel wieder aus dem System entfernt und mit dem Bypass die Pumpe direkt in die Infrastruktur eingeklinkt. Ich meine, ein leichtes Zischen am Kessel zu hören und vermute, dass es unter den Halterungen eine Scheuerstelle gibt, die zur Undichtigkeit führt. Heute habe ich keine Lust mehr, das ganze System zu zerlegen.

Dafür krabbel ich nochmal zum Tacho-Impulsgeber am Zwischengetriebe unter den LKW und bei genauer Analyse entdecke ich im Stecker ein schwache Beschriftung. Mit dieser und der Info von der Fa. Kienzle kann ich die Anschlusskabel nun doch richtig anschließen. Leider sind die Kabel aus den Steckerhülsen herausgerissen und die Hülsen lassen sich einfach nicht aus dem Stecker entfernen. So bastle ich neue Stiftstecker an die Kabel und kann damit eine Verbindung herstellen. Bin gespannt, ob der Tacho funktioniert, wenn wir morgen losfahren.

Die heutige Außendusche wird sehr erfrischend trotz der warmen Sonne, da wegen des niedrigen Wasserdrucks der Durchlauferhitzer nicht richtig anspringen will, außer man dreht auf voll heiß, aber dann verbrüht man sich gleich wieder.

Nachdem wir den ersten Reisebericht auf die Homepage hochgeladen haben, schauen wir noch etwas Amazon Prime, bevor es in die weichen Federn geht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Valle de Guadalupe auf Privatgelände von Luis und Yamilka, GPS: 31.986785, -116.700345, guter Telce-Empfang, Privatgelände und daher nicht allgemein nutzbar

 

 

Montag 14.03.2022

 

Heute ist der erste Tag unserer Reise gen Süden. Zum Frühstück gibt es Haferflocken mit Cranberries und einen heißen Tee. Während Marion das „Schiff“ abfahrbereit macht, krabbel ich nochmal mit den Schmuddelklamotten zum Tacho-Impulsgeber runter, da ich mir nicht ganz sicher bin, ob meine gestrige Konstruktion so sicher gegen einen evtl. Kurzschluss ist. Also den Stecker nochmal aufgemacht und die einzelnen Pins nachisoliert. Jetzt müsste es passen.

Wir fahren im Tal nicht mehr zurück nach Guadalupe, sondern Richtung Pazifik am anderen Ende des Tals raus, da von hier aus die Strecke nach Ensenada deutlich kürzer ist.

Der Tacho funktioniert wieder einwandfrei und damit ein weiterer Punkt runter von unserer ToDo-Liste.

Auf dem Programm stehen heute: Wäsche waschen, Kopien von unserem neuen Visum, der neuen Versicherung und von unseren neuen internationalen Führerscheinen machen, Einkaufen bei Costco und dort die Membership-Karte kaufen (500Pesos=ca. 22 € anstatt 50 US$, gilt dann auch in den USA und Kanada), Einkauf im großen Supermarkt Soriana, Baumarkt Home Depot, Diesel und Wasser tanken...

Auf den zweiten Anlauf finden wir eine Wäscherei, die ausnahmsweise für Mexiko auch Selbstbedienung (Coin Laundry) möglich macht. Die Bettwäsche darf nach zwei Jahren Lagerung auch gleich mit in die Trommel. Nach zwei Stunden ist alles gewaschen und getrocknet wieder im Schrank. Gleich nebenan ist ein Internetcafe mit mehreren Druckern und drei Kopierern. Da sind unsere Kopien in 5 min erledigt. Wir frischen mit den Kopien unseren Polizeischnellhefter auf, den wir vorne in der Fahrerkabine dabei haben. Bisher haben wir ihn noch nicht gebraucht, aber sollten wir mal angehalten werden, gibt es nur die Kopien und nicht die Originale. Ist so eine Masche der Jungs, dass Sie irgendeinen Vorwand finden, einen anzuhalten und das vermeintliche Delikt für eine kleine Zahlung aus der Welt zu schaffen. Wenn man sich weigert, wird kurzerhand der Pass oder ein sonstiges Originaldokument einbehalten und bekommt es erst wieder wenn man Geld rausrückt. Mit unserem Schnellhefter haben wir dann keinen Stress, auch wenn sie diesen dann behalten wollen. Die Originale sind hinten im Container sicher im Safe. Aber wie gesagt, in nun insgesamt 5 Monaten reisen quer durch Mexiko hatten wir noch nie solch eine Situation, aber haben dies vereinzelt von anderen Reisenden gehört.

Costco ist ein Großmarkt, bei dem man alles in Familien-Packungen kaufen kann. Nur mit einer Membership-Karte kann man hier einkaufen und bekommt auf Grund der großen Abgabemenge eine guten Preis. Man muss halt auch Platz zum Lagern der Großpakete haben. Wir nutzen es um hin und wieder Sachen zu kaufen, die es nur dort gibt. Auch das Fleisch ist USA-A-Qualität und daher decken wir uns dort oft mit Rindfleisch fürs Gulasch und Rinderhack ein. Wird wegen der großen Menge dann portionsweise eingefroren. An manchen Märkten in den USA, aber vor allem in Kanada, kann man bei Costco Diesel deutlich billiger kaufen als an den Tankstellen. Daher ist die Karte in Kanada ruckzuck amortisiert.

Für die kleineren Portionen und für den Rest unserer Einkaufliste gehen wir über die Straße zum Soriana, einer Supermarkt-Kette, die es in Mexiko immer mehrfach in jeder Stadt gibt.

Inzwischen ist es schon fast 13 Uhr und der Hunger will gestillt werden. Heute morgen haben wir bei der Anfahrt zur Wäscherei einen großen Taco-Laden gesehen, der einen guten Eindruck von außen hinterlassen hat, auch waren die Tische zur Hälfte mit Einheimischen besetzt. Immer ein gutes Zeichen.

Für Peter gibt es drei Tacos mit Fleisch vom mexikanischen Fleischspieß garniert mit Guacamole und Ananasstückchen, dazu einen großen Becher Birria (würzige Gulaschsuppe mit viel Fleisch) inkl. eine Handvoll Tortillas, und Marion genehmigt sich einen großen Baguettewecken (Torta) voll mit Spießfleisch und Guacamole. Inkl. zwei CocaCola kostet uns dieses leckere Mittagessen gerade mal 200 Pesos ca. 9 Euro.

Wir sind so randvoll, dass wir wahrscheinlich heute nichts mehr zu Essen brauchen.

So gesättigt geht es für eine kurze Stippvisite in den Baumarkt, da ich zwei kleine Kreuzschlitzschraubendreher mit Knauf brauche. Auf dem Parkplatz sehen wir einen mobilen Autowäscher mit seinen Wassereimern, den wir sogleich fragen, wo er das Wasser herbekommt. Er weist auf den Wasserschlauch an der Baumarktwand. Nach unserem Einkauf quatschen wir einen der vielen Angestellten an. Dieser hat keine Arbeitsschuhe an und sieht auch nicht nach 'Arbeit' aus, gehört demnach also eher zum Management oder erledigt andere eher organisatorische Aufgaben. Leider, trotz mehreren Telefonaten mit verschiedenen Stellen der Geschäftsleitung, bleibt uns der Zugang zum Wasserschlauch mit Stadtwasser verwehrt.

Wir beschließen, da wir sowieso noch Diesel tanken müssen, bei den Tankstellen nachzufragen. Wer uns Wasser gibt, bei dem tanken wir auch den Diesel. Nach der dritten Tankstelle haben wir verstanden, dass diese meist keinen Wasseranschluss ans Stadtnetz haben, sondern nur Wassertanks auf dem Dach stehen haben und diese mit dem Tankwagen befüllt werden. Da dieses Wasser aber schon tagelang in der Sonne gestanden hat, verzichten wir darauf.

Also schaut Marion nochmal im iOverlander bzw. in Google nach und macht auf der weiteren Fahrt Richtung unseres heutigen Übernachtungsplatzes eine sogenannte 'Wasserplantage' ausfindig, bei der wir Aqua purificada/gereinigtes Wasser kaufen können, und diese wohl laut iOverlander einen langen Schlauch zum Betanken unserer Tanks besitzt. 4Km davor haben wir unsere Dieseltanks noch mit 380L Diesel aufgefüllt zu einem Literpreis von 21,59 Pesos=0,944€.

Nach Rückfrage beim Wasserhändler bietet er das gereinigte Wasser zu 13 Pesos pro Gárrafon an, also 0,58€ für 19L. Das ist der übliche Preis. Wir bekommen mit dem Schlauch am Ende 12 Gárrafones=228L, kostet uns 156 Pesos=6,82€. Dafür bestes Trinkwasser. Zu Hause in Deutschland vergisst man immer wie wertvoll das Wasser aus dem Hahn ist, und dass dies nur in wenigen Länder so sauber und unbegrenzt und billig verfügbar ist. Alleine was in Deutschland bestes Trinkwasser täglich die Toilette runtergespült wird... Ein Hoch auf die Trockentrenntoilette/Komposttoilette!!

So langsam geht die Sonne unter und wir haben noch ca. 29km bis zu unserem bekannten Stellplatz für die Nacht. Auf diesem Platz sind wir den Tag vor unserer Abreise zurück nach Deutschland gestanden. Hier hat man oberhalb der Ortschaft Santa Tomás seine Ruhe, einen ebenen Platz und ein vernünftiges Netz fürs Internet.

Wir parken ein, beziehen das Bett, räumen den Großteil der Einkäufe weg und machen etwas erschlagen Feierabend.

Auf der ganzen Fahrt heute hatte ich den Eindruck, dass der Moppel mehr raucht als er im warmen Zustand sollte. Ich befürchte mein Leck in der Dieselrückführleitung ist doch nicht dicht und ich muss die nächsten Tage wieder an diese Baustelle und zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Aber eins nach dem anderen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen oberhalb San Tomás, GPS: 31.549351, -116.412618 , guter Telcel-Empfang, als Zwischenstopp südlich von Ensenada empfehlenswert

 

 

Dienstag 15.03.2022

 

Beim Frühstück diskutieren wir, ob wir wegen der Undichtigkeit unseres Wasserdruckbehälters und evtl. auch für die undichte Dieselrückführleitung doch nochmal zurück nach Ensenada fahren sollen, um dort in einer Werkstatt den Kessel schweißen zu lassen.

Im Tal unten löst sich langsam der Morgennebel auf. In Richtung Süden ist die Mex 1 für unsere Weiterfahrt gut zu erkennen.

Um das vorzubereiten baue ich den Kessel zuallererst aus und hole die Gummiblase raus. Nach dem Entfernen des Panzertapes im Inneren des Kessels (klebte ich zum Schutz der Gummiblase auf die Schweißnähte/punkte) offenbart sich, dass durch die Vibrationen im Gelände die Schweißpunkte kleine Löcher in die Außenwand gerissen haben. Ich finde auf Anhieb drei undichte Stellen. Die anderen scheinen in Ordnung zu sein. Um nicht nach Ensenada fahren zu müssen, versuche ich als Lösung die Löcher sauber aufzubohren und dann mit Gummidichtungen und Schrauben zu verschließen. Um es kurz zu machen: Der halbe Tag geht drauf und ich bekomme es nicht dicht.

Muss immer die Blase wieder einbauen, den Verschlussdeckel vorne auf/zuschrauben, Druck aufpumpen und schauen, ob es irgendwo pfeift. Irgendwann fällt mir ein, dass ich von Mannol eine Stange Metall-Reparatur-Epoxidmasse dabei habe, mit der man theoretisch auch Benzintanks dicht bekommt. Das war dann auch die Lösung. Solange die Masse im Kessel aushärtet, kippe ich die Fahrerkabine und löse die Dieselrückführleitung auf einer Seite, damit ich sie reinigen und besser daran arbeiten kann. Ich belasse die kleine Kunststoffhülse aus Teclan am Loch, damit keine Epoxidmasse in die Leitung eindringen kann und umhülle die ganze Stelle mit der grauen Masse. Nach einer Stunde ist sie ausgehärtet und ein Test unter Vollgas zeigt, dass es dicht ist. Bin mal gespannt, wie es ist, wenn wir 100km bergige Strecke fahren, ob es dann immer noch dicht ist.

Der Wasserkessel hat den Testdruck über 30min gehalten und wird daher auch wieder eingebaut. Aber während ich so im engen Raum hantiere und mich auf den Kessel lehne, höre ich dass bei bestimmte seitlichen Druck auf den Kessel, wieder ein leises Zischen zu hören ist. Mist! Also doch noch eine Undichtigkeit übersehen. Die Sonne geht unter, jetzt ist definitiv Feierabend und das Werkzeug kommt wieder in die Staukästen.

Marion hat den ganzen Tag im Innenraum ausgemistet, repariert, geflickt und zu guter Letzt noch eine leckere Hackfleisch-Tomaten Sauce mit Nudeln gekocht. Das zusammen mit einem Radler ist jetzt genau das Richtige nach so einem anstrengenden Tag.

Bin die mexikanische Sonne noch nicht gewohnt und habe mir im Nacken und an den Oberarmen einen satten Sonnenbrand geholt. Da müssen wir die nächsten Tage besser aufpassen.

Obwohl einige Einheimische den ganzen Tag an unserem Stellplatz vorbeigefahren sind, blieben wir unbehelligt, wurden eigentlich immer freundlich mit Winken gegrüßt. Nach etwas „Fernsehschauen“ von der Festplatte geht es sehr müde ins Bett.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen oberhalb San Tomás, GPS: 31.549351, -116.412618 , guter Telcel-Empfang, als Zwischenstopp südlich von Ensenada empfehlenswert

 

 

Mittwoch 16.03.2022

 

Wir sind uns beim Frühstück noch nicht schlüssig, wie weit wir heute fahren wollen. Es gibt zwei mögliche Stellplätze direkt an der Küste, einer nach 111km der andere nach 181km. Mal sehen wie es läuft und wie weit wir kommen.

Zuerst kommen wir noch durch den bergigen Norden und da es Frühjahr ist, blühen unzählige kleine Blümchen auf den Wiesen, bevor die mexikanische Sonne sie in ein paar Wochen verbrennt.

Beim ersten Anstieg sehen ich im Rückspiegel verdächtige Wölkchen unten aus dem Motorraum kommen. So ein Mist, hat also das Epoxidharz doch nicht gehalten! Nach einer Weile stelle ich fest, dass es nicht mehr raucht und als ich zur Kontrolle anhalte und nachsehe ist alles trocken und rauchfrei. Wahrscheinlich sind das noch letzte Dieselreste im Lüftungskanal gewesen, die sich am heißen Motor aufgelöst haben. Auch auf der weiteren Fahrt kein Rauch mehr. Endlich ist die Baustelle doch dicht.

Zum Frühstück gab es nur einen kleinen Muffin und Marions Müsli war auch sehr überschaubar. Als wir gegen halb elf durch eine kleine Ortschaft fahren entdecke ich /P am Straßenrand eine einladende Birrería, deren Tische mit Einheimischen belegt sind.

Eine Birria (würzige Gulaschsuppe mit reichlich Fleisch) ist für den kleinen Hunger zwischendurch genau das Richtige. Auch Marion ordert eine kleine Bowl von dem leckeren Gericht. Dazu gibt es heiße, frisch zubereitete Tortillas (Maisfladen). Man täuscht sich immer in den Bowls. Wir sind anschließend pappsatt und brauchen bis weit in den Abend hinein nichts mehr zu Essen.

Nach den Bergen

geht es ins meeresnahe Umland, in dem über 100km Gemüseanbau im großen Stil betrieben wird. Foliengewächshäuser soweit das Auge reicht, nur unterbrochen durch Brachland, sehr vielen Schrottplätzen und kleinen Ortschaften. Erinnert sehr an Südspanien.

In einer der Ortschaften machen wir kurz an bei einem Händler einen Stopp, um 3kg Orangen (50Pesos=2,25€) und ein Glas Honig (60Pesos=2,70€) einzukaufen.

Als wir für das erste Etappenziel noch 6 km an die Küste runterfahren müssten, ist es erst kurz nach Mittag und wir beschließen, die restlichen 80km bis zum zweiten Platz weiter zu fahren. Dieser ist nur 500m von der Mex 1 entfernt, aber man steht direkt vorne an der rauschenden Brandung, da hört man definitiv keinen LKW bzw. ist durch die Dünenlandschaft gut sichtgeschützt.

Auf der Fahrt nach vorne Richtung Meer kommen uns mehrere Pickups voll beladen mit Plastiksäcken entgegen. Hier wird der Rundkies und Sand direkt am Strand gewonnen. Bevor wir am finalen Platz einparke wird zuerst eine zu Fuß Begehung der Trasse gemacht, spart oft unnötige Schinderei und Sandbuddelei. Es ist weit und breit niemand zu sehen. Wir stellen uns halb schräg in den tosenden Wind, so dass er nicht direkt zum Eingang reinbläst bzw. wir auf der Leeseite duschen können.

Wir stellen gleich mal die Stühle vors Auto und genießen die Einsamkeit am Strand und die Wellen, die zu unseren Füssen hereinbrechen. Peter ist von der Fahrt und der ungewohnten Konzentration bei der Fahrt durch die unzähligen Ortschaften und den Gegenverkehr etwas müde und gönnt sich ein Mittagsschläfchen.

Spätnachmittags machen wir noch eine kleine Strandwanderung. Es gibt leider keine Muscheln, dafür bizarre Teilstücke des großen pazifischen Kelp mit seinen exotischen Schwimmkörpern wie aus einer anderen Welt. Auch die vom Meer angegriffene Klippe zeigt ihre einzelnen über Jahrtausende verbackenen Schichten, die das Meer nun wieder freiarbeitet bzw. zerlegt. Die Wand mit den Kieselsteinen ist hart wie Beton und die versteinerte Schlammschicht am Boden gibt langsam aber sicher die eingeschlossenen Steinkugeln wieder frei. Sieht zum Teil wie versteinerte Dinosauriereier im Nest aus.

Der Himmel bewölkt sich etwas und der stetige kräftige Wind vom Meer her kühlt einen trotz Jacke aus, so dass wir uns auf das windfreie Innere unseres Containers und eine Tasse Tee freuen.

Den Pelikanen und den Seemöwen macht der Wind nichts aus. Sie segeln in aller Ruhe an der Küste entlang und schauen in der Luft stehend neugierig uns an, was wir wohl in ihrem Revier so treiben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an der Pazifikküste kurz vor El Rosario, GPS: 30.18339, -115.795652 , Telcel-Empfang 4G 2 Striche, sehr ruhig (bis auf das Meerestosen) und direkt am Strand, problemlose Anfahrt ca. 500m von der Mex 1 entfernt, empfehlenswert

 

 

Donnerstag 17.03.2022

 

Heute morgen ist der ganze Küstenbereich in Dunst gehüllt und auch der Wind beginnt um 9 Uhr wieder zu blasen. Es war nett, aber auch etwas zu laut. Das Meerestosen ist solch eine Dauerbeschallung, dass es mit der Zeit unangenehm wird. Wir packen nach dem Frühstück zusammen und machen uns auf den Weg.

Der nächste Streckenabschnitt geht ab El Rosario in das trockene, wüstenartige Landesinnere der Halbinsel. Die 20km bis El Rosario und einige km danach wird noch Landwirtschaft betrieben, Gemüse und Erdbeeren geerntet. Und leider kommen wir auch immer wieder an den wilden Müllkippen vorbei, welche überall im Land zu finden sind....

Nach dem bebauten Tal wird es zuerst wieder bergig und je weiter wir in die Wüstenei vordringen desto dichter wird der Kakteen-Bewuchs.

Der erste Stellplatz, den wir anfahren wollen, liegt in ca. 134km Entfernung und wird im iOverlander als Kakteen-Wunderland bezeichnet mit unzähligen wunderschönen Spots zum Übernachten.

Schon einige Kilometer vor unserem anvisierten Ziel geht es mit der wunderschönen Landschaft los. Als hätter Riesen mit kugeligen Felsbrocken Murmel gespielt, und überall dazwischen unzählige Kakteen, vor allem die riesigen Saguaros (Kandelaber-Kakteen), die bis zu 10m mit vielen Armen in den Himmel wachsen. Die Felsen erinnern uns stark an die Alabama Hills zwischen Death Valley und High Sierra. Hier halt mit abertausenden Kakteen dort mit der gigantischen Aussicht auf die schneebedeckte High Sierra in Kalifornien.

30km vor Ziel beginnen die großen Saguaros.

Wir sehen auch große Horste an Organpipes,

rot leuchtende Schwiegermütterstühle,

Ocotillos

und eine neue Art, die wir noch nicht kennen, mit gelben Blüten aber einem richtigen Stamm. Es sind Boojumbäume oder „Kirchenkerzen“ wie sie hier in Mexiko heißen.

 

Bei der ersten größeren Abfahrt rein in die Wildnis stoppen wir und sehen in ein paar Hundert Metern Entfernung am Fuße einer Felswand ein Ex-Mobil. Wir fahren den halben Weg hinein, parken ein und, um uns die Beine zu vertreten, wandern wir das restliche Stück querfeldein. Das Paar macht gerade Siesta, da sie heute morgen eine ausgiebige Wanderung absolviert hatten. Sie stammen aus dem Bundesstaat Washington, also der nordwestlichste Bundesstaat der Lower States. Sie sind auch auf dem Weg zu den Walen und fahren morgen nach Guerrero Negro wie wir. Wir verabschieden uns, damit sie noch weiter ruhen können, vermutlich treffen wir uns sowieso an einem Stellplatz an der Walküste.

Wir fahren noch 2 km weiter, biegen wieder nach links ab und suchen uns den Weg durch die Kakteen. Man ist versucht bei jedem zweiten Saguaro den Moppel zu stoppen und schnell ein Bild als Größenvergleich zu schießen. Der Wind bläst stark aus Osten, so dass auch wir einen Platz suchen, der durch eine Felswand geschützt den Wind etwas abhält. Wir parken auf einem ebenen Platz so ein, dass die Duschseite im Lee liegt.

Da wir heute nur die kurze Strecke gewählt haben, plane ich nochmal die Wasserinfrastruktur zu zerlegen und der noch immer vorhanden Undichtigkeit des Druckkessels auf den Grund zu gehen. Davor wollen wir aber noch ein kleine Runde spazieren zwischen den Kakteen und jetzt im Frühling auch schon blühenden Pflanzen und in den Felsen klettern. Die Runde wird nicht ganz so ausgedehnt wie geplant, da Marions Rücken nicht so begeistert ist von der Kraxelei.

Die Reparatur zusammengefasst, haben die Halterungen des Druckkessels auf die neuen Epoxidharzverschlüsse gedrückt und diese durch die Vibrationen abgeschält. Dadurch sind sie gleich wieder undicht geworden. Also alles nochmal saubermachen, mit der Flex und einer Zange die Halterung so bearbeiten, dass sie die Dichtmasse nicht mehr 'wegstanzen' kann und mit frisch angemachter Dichtmasse das ganze wieder verkleben. Der Drucktest nach dem Aushärten sieht zunächst gut aus, allerdings höre ich ein ganz zartes Zischen. - Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob es inzwischen nicht vielleicht Paranoia ist. - Aber bei genauer Prüfung stellt sich heraus, dass das Ventil, über das man den Vordruck im Kessel herstellt, auch nicht ganz dicht ist. Hier ist die Lösung einfach, und zwar eine zusätzliche Gummidichtung und aus die Maus. Jetzt höre ich bei 2 bar Druck wirklich nichts mehr und baue alles wieder zusammen.

Marion ist inzwischen nochmal auf kleiner Photo-Runde unterwegs gewesen und will jetzt, bevor die Sonne untergeht, die Außendusche gleich ausprobieren. Alles funktioniert so wie es soll, was will man mehr.

Kaum geht die Sonne unter, steigt der Vollmond hinter den Felsen empor. Sieht herrlich aus die leuchtende Kugel zwischen den Kakteenarmen. Aber wie immer kommt das auf den Bildern nicht so toll rüber wie in Natura.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Kakteen-Felsenmeer im Valle de los Cirios, GPS: 29.787472, -114.77710, kein Telcel-Empfang, totale Stille, problemlose Anfahrt nur ein paar hundert Meter von der Mex 1 entfernt, unzählige Stellplätze, sehr empfehlenswert

 

 

 

Freitag 18.03.2022

 

Als die Sonne heute morgen hinter den kugeligen Felsbrocken rund um uns herum aufging, musste ich/P gleich mal mit der Kamera auf den nächsten Hügel klettern und die frische Luft und Aussicht genießen. Marion ist für so einen frühen Ausflug noch nicht zu begeistern und döst noch etwas im Bett, bis ich vom Ausflug zurück bin.

Heute wollen wir die komplette Strecke bis nach Guerrero Negro von 243km absolvieren, damit wir morgen endlich mit dem Boot zu den Grauwalen in die Laguna Ojo de Liebre kommen.

Der Bereich, in welchem wir übernachtet haben, liegt im Zentrum des Felsenmeeres und die tolle steinige Landschaft lässt nach einigen Kilometern nach. Der Kakteenbewuchs hält sich noch lange während wir auf den endlosen Straßen die nächsten 100km abspulen. Nach ca. 100km nimmt die gesamte Vegetation ab und es wird sehr wüstenartig. Zwischendurch hat es richtige Sandtäler auf denen sich die Luft für eine Fata Morgana spiegelt.

Dann kommen wir auf eine Anhöhe und von hier sehen die fernen Berge im Dunst wie das Monument Valley in den USA aus.

Zwischendurch kommt auch mal ein Militärkontrollposten. Dieser will doch wirklich in den Container reinschauen! Dienstnotwendigkeit aber auch ein Portion Neugier. Als wir drin sind muss ich 3 verschiedene Klappen/Schubladen öffnen und schon ist die Inspektion vorbei. Alles sehr freundlich und unkompliziert. Vor zwei Tagen haben wir schon mal einen Militärkontrollposten passiert, dort hat sich niemand für uns interessiert. Nur die Fahrzeuge in Richtung Norden wurden kontrolliert.

Erst als wir Richtung Ziel kommen, immer entlang an endlosen Strommasten, wird der Einfluss der feuchten Luft vom Meer her spürbar und die Wüste blüht jetzt im Frühjahr.

In Guerrero Negro fahren wir die Hauptstraße einmal ganz runter und suchen das Büro der Kooperative, über welche alle Walausflüge gesteuert werden. Hier soll man auch mit Karte bezahlen können, im Gegensatz zum Bootsanleger, wo nur Cash genommen wird. Wir finden das Büro nicht und rufen deshalb dort an. Als die Dame merkt, dass wir Ausländer sind, legt sie einfach auf. Wir probieren es noch zweimal. Aber Fehlanzeige. Plötzlich kommt eine SMS von der Nummer, mit der Info, das Büro hätte schon geschlossen, wir sollen am Montag kommen. Wir schreiben zurück, dass wir morgen zu den Walen wollen. Sie schreibt zurück, das wäre toll und wir sollen mit Cash direkt am Bootsanleger bezahlen. Ok. Dann ist das auch geklärt.

Jetzt noch in den Supermarkt ein paar Kleinigkeiten besorgen, bei der Bank vorbei und Cash organisieren und schön können wir wieder los. Wenn da nicht der kleine Hunger wäre. Ich frage einen Angestellten des Supermarkts auf dem Parkplatz und er empfiehlt uns einen Taco-Stand zwei Blocks weiter. Da fahren wir vorbei. Der 'Laden' scheint gut zu sein, denn es essen dort sehr viele Einheimische. Marion will eigentlich nichts essen bzw. keine Fleisch-Tacos, aber als sie hört, dass es frisch zubereitete Fisch-Tacos gibt, ist sie mit an Bord. Wir gönnen uns jeder zwei der sehr leckeren, sehr heißen Mittagshappen.

Jetzt müssen wir nur noch bis zum Bootsanleger zur Bucht fahren und für die Nacht einparken.

Erst acht Kilometer nach Süden auf der Mex 1 und dann 25 km auf ungeteertem Weg zur Bucht. Das meiste der Strecke führt durch eine Meersalzgewinnungsanlage. Die Strecke an einigen Stellen Waschbrett, aber der Großteil der Strecke ist gut befahrbar. An der Schranke zur Saline werden unsere Fahrzeugdaten und Namen registriert.

Am Bootsanleger an der Parkplatzschranke bezahlen wir 100 Pesos=4,50€ und können dafür auf unzähligen Plätzen auf den nächsten 3 Kilometer entlang der Bucht einparken. Alle Stellplätze haben einen Mülleimer und eine Pit-Toilette. Wer noch eine Palmblätter-Hütte (Palapa) möchte, um etwas windgeschützt draußen zu sitzen, muss 200 Pesos bezahlen.

Marion muss erst mal hinliegen und das Kreuz entspannen nach der langen Fahrt und daher werden wir nicht mehr lange drauen sitzen, also kein Palapa. Auch pfeift der Wind inzwischen ganz nett heftig, so dass man nicht wirklich Lust hat rauszusitzen. In einiger Entfernung sitzt ein Fischbussard (Osprey) in seinem Nest, allerdings kann ich nicht näher ran, da der ganze Küstenstreifen wegen Renaturierung nicht betreten werden darf.

In der Bucht draußen sehen wir schon etwas hochspringen und ins Wasser platschen, können aber wegen der Entfernung nicht sehen ob es ein Wal ist oder eher was von der kleineren Sorte, z.b. Delphine. Wir werden morgen sehen, was uns so alles vor die Linse kommt.

 

Übernachtungsplatz:

Camping an der Laguna Ojo de Liebre, GPS: 27.745475, -114.023871, 25km Anfahrt von Guerrero Negro, 100 Pesos, kein Telcel-Empfang, sehr windig, Mülleimer und Pit-Toilets, direkter Blick auf die Walbucht und den Bootsanleger, empfehlenswert

 

 

 

Samstag 19.03.2022

 

Wie üblich früh aufgewacht und schon etwas aufgeregt, wie der Tag wohl werden wird und ob unsere Vorstellung vom Walestreicheln wie in unzähligen Youtube-Videos zu sehen, auch für uns Wirklichkeit wird.

Wir sind schon kurz vor 9 Uhr vorne an der Rezeption und kaufen die Tickets 1900 Pesos=85,50€ für zwei Erwachsene. Eine erste Gruppe mit drei Booten ist schon in der Bucht draußen und wir sind erst in einer Stunde dran. Kurz bevor es losgeht, kommt ein großer Hund unten am Pier entlang, aber bei genauerem Hinsehen ist es was ursprünglicheres. Die erste Vermutung ist ein Coyote aber dafür ist er zu kräftig gebaut und ein älteres amerikanisches Paar, welches neben uns steht, sagt uns, dass dies ein Wolf wäre. Er lässt sich von den Menschen nicht stören, schaut eher neugierig, aber als die Meute ausgerüstet mit Schwimmwesten zu den Booten marschiert, zieht er doch Leine.

Wir werden auf die Boote à 10 Personen verteilt und schon geht es los. Kaum vom Pier abgelegt, gibt der Bootsmann Vollgas und die nächsten 20min haben wir schon mal das Vergnügen einer Speedboottour.

Rundherum können wir schon auf der Fahrt hinaus in die Lagune das typische Blasen der Wale sehen und auch den einen oder anderen Walrücken. In der Hochsaison von Mitte Dezember bis Mitte Maerz sollen es bis zu 3000 Grauwale in der Bucht sein. Dieses Jahr sollen an die 300 Babys auf die Welt gekommen sein. Wie das gezählt wurde ist uns allerdings ein Rätsel bei der großen Lagune.

Als wir im Zielgebiet ankommen sind schon mehrere Boote unterwegs, aber alle halten einen ca. 300m Abstand zum nächsten Boot. Wir schippern langsam quer zu einer gedachten Linie, auf welcher man 2-3 Wale entlangziehen sieht. Wenn es passt, müssten wir sie kreuzen. Der Bootsmann stellt den Motor ab und wir dümpeln etwas im Wasser. Inzwischen haben wir auch wieder voll Sonne und blauer Himmel. Bestes Wetter für tolle Fotos. Jetzt müssen nur noch die Riesen kommen.

Während wir alle nach rechts schauen, taucht links am Boot ein Grauwal in 2m Abstand auf, schaut kurz ins Boot und verabschiedet sich mit einem kleinen Flukenschwenker. Gerade so schwach, dass wir etwas Gischt abbekommen und das Boot wackelt. Als würde er mit Absicht etwas mit uns spielen. Würde er normal mit seinem mächtigen Schwanz ausholen wären wir mit zerlegtem Boot im Wasser. Das war schon mal ein erstes super Erlebnis.

Rundherum pusten jetzt die Wale und überall tauchen die grauen Rücken aus dem Wasser auf.

Nach weiteren 15 min nähert sich im 90°-Winkel eine Bugwelle unserem Boot und 5m vorher hebt sich der mächtige Schädel aus dem Wasser. Wie wenn ein kleines U-Boot direkt auf Kollisionskurs ist. Wir halten den Atem an und sind gespannt was passiert.

In einer eleganten Drehung legt sich der Wal an unsere Längsseite, als würde er einparken, und beginnt nun sich in den nächsten zehn Minuten ums Boot herum zu räkeln, damit auch jeder Insasse mehrmals die Chance hat ihn zu streicheln und zu berühren. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen das Tier wäre abgerichtet. Es ist unglaublich und unfassbar, so nah an dem Riesen zu sein und zu sehen, mit welcher Sanftheit er uns kleinen Menschen entgegenkommt und seine Neugier befriedigt. Man fragt sich unweigerlich, wer hier wen beobachtet. Wir können nur jedem, der die Chance hat dies zu erleben, dringend empfehlen es zu tun. Es gibt sicher nicht viele Erlebnisse die dieser Erfahrung gleich kommen.

Hier ein paar Bilder, aber nehmt euch die Zeit den 13 min Video von unserer Tour anzuschauen. Phänomenal!

Es kommen noch einige Wale nahe am Boot vorbei, einer kommt von hinten und taucht einfach unter uns durch. Wenn er auftauchen würden, wären wir auf seinem Rücken einfach gestrandet. Das Wasser ist so klar und der Wal nur wenige cm unter dem Kiel, das es wie in einem Glasbodenboot ist.

Nach einer Stunde gibt der Bootsmann wieder Gas und wir speeden wieder zurück zum Pier.

 

 ACHTUNG !!! Der Video hat 1,2 GB und sollte daher nur in einem guten W-LAN angeschaut werden !!!!

 

Wir gehen sofort in unser Heim zurück und holen den Chip aus der Gopro, um gleich nochmal auf dem Laptop die einzelnen Videosequenzen anzuschauen und das gerade frisch erlebte nochmal in Ruhe zu verarbeiten. Wir sind noch ganz glückselig.

Dennoch wollen wir morgen nicht gleich nochmal eine Tour machen. Wir sind uns sicher, dass wir die nächsten Jahre, solange wir auf dem amerikanischen Nordkontinent unterwegs sind, diese Tour noch öfter mitmachen werden.

Wir fahren zurück zur Mex#1 und sind froh wieder auf der geteerten Straße zu fahren.

Die nächsten ca. 150km in Richtung San Ignacio, eine weitere Hochburg der Walbeobachtung, sind landschaftlich so wie die letzten 200km. Viel trockene mit Kakteen bewachsene Landschaft.

Kurz vor San Ignacio gibt es noch ein Restteilstück der alten Straße etwas Abseits der Mex#1. Der Teer wurde abgetragen, aber die Trasse existiert noch. Wir parken an der von der Straße entferntesten Stelle ein, so dass wir vom noch spärlichen Verkehr fast nichts mitbekommen. Zum Beine vertreten wandern wir mit der Kamera etwas ums Fahrzeug herum und schauen mal was alles so wächst und blüht.

Nach dem Abendessen machen wir uns gleich ans Videoschneiden und Bilder zusammenstellen und genießen nochmal das Erlebte aus der frischen Erinnerung.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen abseits der Mex#1, GPS: 27.287709, -112.966695, ehemaliger Strassenabschnitt, 8 km vor San Ignacio, relativ ruhig, mit Bodenfreiheit mit 2WD erreichbar, schwacher Telcel-Empfang, wegen nicht einfacher Anfahrt eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

Sonntag 20.03.2022

 

Nach einem kurzen Frühstück beeilen wir uns nach San Ignacio zu kommen, da dort das Netz 4G Vollausschlag hat. Wir wollen um 9 Uhr, also 17 Uhr deutsche Zeit, mit der Familie einen Skype-Call aufsetzen. Gleich am Ortsrand parken wir ein und versuchen eine zweistündige temporäre Session bei Telcel zu starten, für 15 Pesos zwei Stunden unbegrenzter Internetzugang. Wir probieren alles aus, mit VPN und ohne, aber die Session lässt sich nicht starten. Scheint ein Problem bei Telcel zu sein. Bisher funktionierte es immer problemlos.

So bringen wir die Familie etwas verspätet in einem Call zusammen und quatschen nur kurz, damit unser normales Internetkontingent nicht zu schnell verbraucht wird. Wir werden die nächsten Tage weiter testen und wenn es wieder funktioniert, dann setzen wir den Call erneut auf.

Über WhatsApp sind alle sowieso auf dem Laufenden, aber per Video alle zu sehen, ist natürlich ganz was anderes.

San Ignacio liegt in einem kleinen Hochtal und wie man am dichten Palmenbewuchs sieht scheint Wasser kein Problem zu sein

Wir müssen nichts einkaufen und das Dorf soll zwar ganz nett sein, hat aber außer Waltouren nichts anderes anzubieten und so starten wir wieder durch und fahren ca. 40km weiter nach Süden und kommen dort an dem Vulkankomplex Tres Vírgenes vorbei, zur Zeit inaktive Vulkane. Der letzte Ausbruch allerdings war erst 2001. Entlang der Strecke gibt es mehrere erkaltete Lava-Ströme, welche sich ins umgebende Land verlieren.

Hier kann man auch auf unzähligen Plätzen (GPS: 27.403140, -112.636770) frei stehen, allerdings ist die Müllverschmutzung auch hier wie meistens in Mexiko doch erheblich. Wir klettern kurz den Lavastrom hoch, beenden den Ausflug allerdings wieder schnell, da es nicht ganz einfach ist im losen Gestein sicheren Halt zu bekommen. Wir gehen deshalb, um etwas Bewegung zu haben, auf dem parallelen Weg ein gutes Stück entlang. Weiter hinten lässt die Verschmutzung etwas nach. Sollten wir also hier nochmal vorbeikommen und es wäre notwendig hier zu übernachten, werden wir soweit wie möglich nach hinten entlang dem Lavastrom fahren.

Von dem Vulkankomplex aus geht es jetzt kontinuierlich zur Küste runter und zwar nach Santa Rosalia. Die Gegend um Santa Rosalia ist schon sehr früh zum Abbau von Kupfer, Zink,...-Mineralien und deren metallurgischen Gewinnung geprägt. Deshalb auch der Charme einer Minenstadt. Laut iOverlander soll es einen sehr guten Fishtaco-Stand im Ort geben. Wir parken am zentralen Platz ein und spazieren zum besagten Stand. Unterwegs kommt uns eine Truppe Einheimischer in einer Art Fasnachtsumzug mit Masken und Schellen entgegen. Sie halten immer wieder an und tanzen. Ob es einen ähnlichen kulturellen Hintergrund wie unsere Fasnacht hat wissen wir nicht. Oder einfach, da ja Frühlingsanfang, den Winter austreiben?

Der Fisch-Taco-Stand hat natürlich geschlossen.

Wir tingeln noch etwas herum und quatschen dann doch jemanden an wegen einem Tipp. Ist ein älterer Amerikaner, welcher schon lange hier lebt und auch eine erwachsene Tochter hat. Die beiden erklären uns wir sollen wieder raus auf die Mex#1 fahren und entlang der kleinen Uferpromenade (Malecon) suchen. Hier gibt es 3 Taco-Läden, wobei der mittige mit den Holztischen, der gute Fisch-Taco-Laden ist. Das hört sich gut an und ist auch schnell gefunden. Viele Einheimische an den Tischen, so mögen wir das. Für 5 Tacos +Cola+Wasser zahlen wir 170 Pesos=7,65€ und sind wieder gut satt.

Jetzt sind es nur noch 65 km bis nach Mulege unserem heute auserkorenen Ziel. Entlang der nördlich von Mulege gelegenen großen Bucht gibt es laut iOverlander mehrere Übernachtungsplätze in Strandnähe, allerdings wohl nicht so einfach erreichbar. 20Km vor Mulege kommen wir durch Palo Verde und dort gibt es ein Schild welches in Richtung Strand verweist.

Ich/P will es nun doch wissen und biege ab. Mal sehen wie weit wir kommen, oder ob wir umdrehen müssen. Laut Maps.Me sind es 10km bis runter an den Strand. Die Straße ist ungeteert und sehr holprig bzw. reichlich mit Waschbrettbelag versehen.

Nach einer halben Stunde Durchgeschüttel kommen wir am Sandstrand an. Hier sind schon einige Villen gebaut und wir müssen nach rechts Richtung unbebautem Sandstrand abbiegen. Ich/P teste zuerst die Bedingungen zu Fuß und entscheide mit Einschränkungen, dass wir die Zufahrtsstraße freimachen und uns weiter in den Strand rein wagen. Sind gut nach vorne durchgekommen, allerdings dort direkt in eine Weichsandkuhle rein und gleich eingesunken. So ein Mist! Jetzt müssen die Sandbleche und der Spaten raus und dann geht die Buddelei los...

Zusammengefasst, ackern wir eine dreiviertel Stunde und erarbeiten uns Meter für Meter den Weg zurück bis zum einigermaßen festen Weg. Gottseidank haben wir sowohl unsere 4 flachen Fiberglas- als auch unsere 4 grünen Kunststoff-Sandbleche zur Hand. So können wir einen etwas längeren Anlaufweg unter den Reifen bauen, ohne dass der LKW gleich wieder nach einem Meter im Sand versinkt. Nach dem dritten Anlauf schaffe ich es im 1. Gang und Vollgas den Weg raus auf den Weg.

Marion entdeckt eine benachbarte Stelle welche etwas feuchter und fester ist, allerdings müssen wir dorthin wieder eine weiche Passage überwinden. Mit dem Rückwärtsgang will ich das gar nicht probieren. Also fahre ich 500m den Weg wieder zurück, drehe um und überwinde auf der Rückfahrt die weiche Stelle mit etwas Geschwindigkeit, damit die Reifen keine Zeit zum Einsinken haben. Die etwas festere Stelle hält was sie verspricht und wir können parallel zum Strand einparken, nicht ganz so nah wie vorher, aber ohne einzusinken bzw. mit guter Chance problemlos mit Anlauf wieder auf den Weg zu kommen.

Nachdem die Sandbleche wieder weggeräumt sind, sind wir gut durchgeschwitzt, holen gleich unsere Badehosen raus und freuen uns auf den ersten Schwimmausflug, seit wir wieder in Mexiko sind. Inzwischen sind wir schon so weit südlich und vor allem am Golf von Kalifornien, welcher etwas wärmer als der Pazifik ist. Dafür hat es kaum Wellen und wir müssen wegen dem seichten Wasser weit hineinwaten. Das Wasser hat nach unserer Schätzung ca. 22°C, also ideale Badetemperatur.

Wir erschrecken kurz, weil in unmittelbarer Nähe 30-40cm große Fische bis zu einem Meter aus dem Wasser schießen, als wollten sie mal schauen, was oberhalb der Wassergrenze los ist. Ist echt toll anzusehen wie die da so rumspringen. Silbriger Körper mit gelben Rücken.

Als wir schon wieder abgeduscht zurück im Container sind, sehen wir sehr strandnah mehrere Delphine durch die Luft springen.

Nach der anstrengenden Buddelei schauen wir uns den Sonnenuntergang hinter dem Bergrücken in Ruhe vom Sofa aus an, vor allem, da der Wind stark zunimmt, kaum dass die Sonne untergegangen ist. Wir haben uns noch bei der Ankunft über das laue Lüftchen gefreut. Sind mal gespannt wie das morgen wird.

Wir wollen auf jeden Fall mindestens 1-2 Tage hier stehen und etwas Badeurlaub machen, Tagebuch schreiben, Bilder sortieren und etwas die ersten zwei Wochen zurück in Mexiko reflektieren. Wir haben uns ja vorgenommen, ab jetzt langsamer zu reisen und mehr zu wandern, daher wird es morgen einen langen Strandspaziergang geben. Den zeitkritischen Termin mit Walestreicheln haben wir ja erfolgreich absolviert. Ab jetzt gibt es vorerst keine Termine einzuhalten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen in der Bucht nördlich von Mulege, GPS: 27.028170, -112.009205, Anfahrt von Palo Verde über 10km bumpy road inkl. Waschbrett, schwacher Telcel-Empfang, etwas windig, 22 °C warmes Wasser, viele Muscheln, sehr weicher Sand am Strand, mit viel Vorsicht einparken, schwierige Anfahrt aber genialer Strand, deshalb trotzdem empfehlenswert

 

 

 

 

Montag 21.03. - Dienstag 22.03.2022

 

Strandurlaub.... Frühmorgens mal kurz die Umgebung mit der Kamera abchecken,

wir faulenzen, sortieren Bilder, machen morgens und nachmittags ausgiebige Strandspaziergänge. Jedes Mal bringen wir eine kleine Tüte handverlesener Muscheln mit nach Hause. Hier hat es Unmengen an Muscheln am Strand und was das wirklich Unfassbare für uns ist, dass auf dem gesamten mehrere Kilometer langen Sandstrand kein einziges Müllstück zu finden ist. Keine Plastiktüte, kein altes Netz, nada, nur zigtausende Muscheln und feiner Sand. Wunderbar!!!

Die Delphine kommen in die Bucht und die Springfische kommen auch regelmäßig ab 18 Uhr bei uns vorbei. Da abends der Wind nachlässt und die Sonne den ganzen Tag das Wasser aufgeheizt hat, genießen wir das Schauspiel der Fische direkt im Wasser rund um uns herum. Zum Teil nur 2m von uns entfernt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen in der Bucht nördlich von Mulegé, GPS: 27.028170, -112.009205, Anfahrt von Palo Verde über 10km bumpy road inkl. Waschbrett, schwacher Telcel-Empfang, etwas windig, 22 °C warmes Wasser, viele Muscheln, sehr weicher Sand am Strand, mit viel Vorsicht einparken, schwierige Anfahrt aber genialer Strand, deshalb trotzdem empfehlenswert

 

 

 

 

Mittwoch 23.03.2022

 

Heute wollen wir mal wieder zurück in die Zivilisation und schauen was die Strände weiter südlich zu bieten haben. Habe gestern vorsorglich noch 1,5bar aus den Reifen abgelassen und werde heute, da wir ja den Differentialsperrenschalter ausgewechselt haben, auch gleich mit eingeschalteter Sperre den Weg raus aus dem Sand wählen.

Die Ausfahrt geht problemlos vonstatten und auch die Sperre löst sich nach kurzer Fahrt und ein paar „Entspannungsübungen im Rückwärtsgang“.

Die 10km Holperstrecke sind trotz geringerem Luftdruck wieder anstrengend, aber mir/P kam es kürzer vor als bei der Anfahrt.

Nach Mulegé sind es insgesamt nur 38km und so sind wir ruckzuck da. Wir fahren ins Städtchen rein und da wird es für unseren Dicken schon kuschelig eng mit den geparkten Autos am Straßenrand. Aber wir kommen gut durch, parken am kleinen zentralen Platz ein und wandern etwas umher. Fragen beim Wasserhändler nach den Konditionen und ob er einen langen Schlauch hat, damit wir unsere Tanks unterm Bett direkt befüllen können. Wollen frischen Fisch kaufen, ist aber geschlossen, vermutlich ausverkauft. Legen uns zwei Taucherbrillen mit Schnorchel zu und finden noch einen kleinen Supermarkt für ein paar wenige Einkäufe.

Jetzt noch drei Kilometer am palmengesäumten Flusslauf raus zum Leuchtturm, Faro de Mulegé, und dort gibt es reichlich Platz für uns zum Stehen.

Es stehen schon 3 Vans als Wagenburg um eine Palapa herum und als wir ankommen werden wir gleich von John (aus Boston) und Carly (aus Kalifornien) begrüßt. Die beiden arbeiten von unterwegs aus, er als Webdesigner/Programmierer und sie organisiert online Adventuretrips. Im Gespräch kommen wir auf unsere Probleme mit der Telcel-Simkarte und John bietet uns sofort an, sein offenes Wifi zu nutzen. Die beiden buchen im 2h Rhythmus die günstige 15 Peso unlimited Freischaltung, damit sie gut arbeiten können. Wir bedanken uns und können so unsere Bilder und Texte ins Internet hochladen.

Im Van neben uns hat die junge Dame ihre Reisekatze dabei, die uns Neuankömmlinge sofort begrüßt und massiv Streicheleinheiten einfordert. Sie ist fast nicht davon abzubringen, dass sie nicht auf meinen/P Laptop sitzen darf, solange ich Emails abrufe.

Zum Baden ist es uns zu windig und der steinige Strand ist nicht so ideal, um ins Wasser zu kommen. Wir spazieren zuerst zum Leuchtturm und zurück, und vom Stellplatz rüber zum nächsten Hügel, um die Aussicht zu genießen.

Eigentlich wollten die Vanbewohner heute Abend etwas raussitzen, gemütlich, mit Gitarre ein paar Lieder spielen... Aber anscheinend ist es ihnen auch zu windig und zu frisch, so dass keine Session stattfindet und wir somit auch zu Hause bleiben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand Faro de Mulegé, GPS: 26.903318, -111.955513, optimaler Telcel-Empfang, sehr windig, große Steine als Strand, immer ein paar Overlander am Platz, als Zwischenstopp empfehlenswert

 

 

 

 

Donnerstag 24.03.2022

 

Da wir planen die nächsten Tage an einsamen Stränden zu stehen, wird es mit Internetanbindung nichts werden und damit ist auch der Sonntag-Skype-Call mit der Familie nicht realisierbar. Deshalb starten wird um 10 Uhr lokale Zeit mit WhatsApp-Ankündigung eine Session und haben einen schönen Austausch inkl. Livebilder vom Buzzi für fast eine Stunde.

Der Stellplatz ist für einen Zwischenstopp nicht schlecht aber für mehrere Tage hat es uns zu viele Zaungäste und Einheimische, die aus Langeweile zum Leuchtturm fahren und wieder zurück. Auch die Mangroven in der Lagune bzw. auf der landseitigen Marsch meuchteln und müffeln im morgendlichen Wind. Wir haben die Homepage aktualisiert, Familiencall erledigt, weswegen wir die nächsten Tage nicht dringend Internet benötigen und weiter gen Süden driften können.

Zuerst geht es aber nochmal nach Mulegé rein zum Wasserhändler, wo wir unsere Tanks über einen Schlauch mit gutem gereinigtem Wasser füllen, 17 Garrafones á 19L =323 L. Hier kostet Wasser 17Pesos per Garrafon, anstatt den sonst üblichen 12-14 Pesos, aber oft haben die Händler keinen langen Schlauch oder sind für uns schlecht 'anfahrbar'. Wir brauchen ja eine gute Parkmöglichkeit, damit wir problemlos direkt in den Tank bunkern können. Deshalb ist der Preis, wenn auch hoch, durchaus vertretbar.

Genau gegenüber befindet sich der Fischhändler, der heute Morgen frisch gefangene Schollen, filettiert, im Angebot hat. 6 Filets mit knapp 1,2 kg kosten 200 Pesos = 9€, von denen wir gleich 4 einfrieren. Wir sind ja ganz verliebt in die Tacos pescadora und ab jetzt können wir diese auch bei uns zu Hause zubereiten.

Beim Rausfahren aus Mulegé sehen wir von der Mex#1 Brücke aus den mit Palmen und Schilf gesäumten „Fluss“, den man überall in den Reiseführern abgebildet sieht. Ich/P biege nach Norden ab. Marion: „Falsche Richtung. Du musst doch nach Süden...!“ Aber ich habe mich im iOverlander schon kundig gemacht, wo die besten Fisch-Tacos im Ort zu bekommen sind, und da fahren wir jetzt hin. :) Schließlich ist ja schon wieder Mittag. Und so gibt es frische leckere Fish-Tacos mit dem ganzen Zubehör und Beilagen als Mittagssnack.

So gestärkt geht es am Ortsende für die letzten Einkäufe noch in den Supermarkt. Als wir die Einkäufe verstauen wollen, geht die Containertür nicht mehr auf. Sie lässt sich aufschließen und die obere/untere Verriegelung öffnet, aber der normale Türriegel geht nicht zurück, 'verschwindet' nicht mehr in der Tür. Wir hatten dieses Problem schon einmal, damals allerdings wurde der Riegel zu weit zurückgezogen und kam nicht mehr aus dem Türblatt. Deshalb hatten wir eine kleine, halbe Abstandhülse eingebaut und diese, um es vorwegzunehmen, ist jetzt wohl quer umgefallen und blockiert jetzt den Riegel. Alle Fenster sind gut verschlossen und der Schlüsselbund für die Staukästen mit dem Werkzeug liegt im Container. Sch....eibenkleister aber auch! Das wird lustig. Aber jetzt fahren wir erst einmal vom kleinen Supermarktparkplatz runter und 28km weiter zum nächstmöglichen Übernachtungsplatz. Unterwegs spielen wir im Kopf schon alle Möglichkeiten durch, aber so eine richtig gute Idee ist nicht dabei. In der Fahrerkabine liegt zwar ein Schraubendreher, allerdings haben die Schrauben sich schon in der Vergangenheit gewehrt.

Wir haben Glück und die Scharnierschrauben auf der Türblattseite lassen sich öffnen und da die 3-Punktverriegelung oben und unten offen ist, lässt sich die Türe aushebeln, sonst hätte es nicht funktioniert. Und da die Türe nun offen ist, komme ich auch an den Schlüssel für die Staukästen mit dem notwendigen Werkzeug. Jetzt kann ich das Schloss öffnen, die kleine Hülse und den Riegel entfetten und mit etwas Schusterleim das Teilchen neu fixieren. Alles wieder zusammenbauen und die Türe wieder einhängen. Bei der Aktion sind leider mehrere Gegenmuttern der Scharnierschrauben ins Innere des Türblatts gefallen. Da kommt man ohne größere Aktion / Zerstörung nicht dran, was zu einer weiteren Maßnahme führt: Für die Schrauben hatte ich ursprünglich 5er Löcher in den Alu-Türrahmen gebohrt, daher kann ich problemlos mit dem 6er-Gewindeschneider ein schönes Gewinde ins Alu schneiden und dann die Scharniere mit 6er-Schrauben befestigen. Ende gut alles gut! - S'isch hald emmer ebbes!

Der Platz an sich ist gar nicht schlecht, aber bei Ebbe wie auch bei Flut muss man fast 300m durch muddy Untergrund waten bis die Knie nass werden beim 'Baden'. Da haben wir keine Lust drauf. Die nächsten 40km gehören auch noch zur sogenannten Bahía Concepcion und eine sandige Bucht reiht sich an die nächste. Wobei dieser Strand hier der letzte freie/kostenlose Strand an der Bahía Concepcion ist.

Obwohl in Mexiko die ersten Meter an den Stränden öffentliches Gelände sind, hat sich in jeder Bucht ein geschäftstüchtiger Mexikaner niedergelassen, mehrere palmengedeckte Palapas hingestellt und neben ein paar Mülleimern gibt es sogar noch ein paar rudimentäre Plumpsklos. Und DAFÜR werden dann an der Einfahrt pro Nacht 150-200Pesos (6,50-9€) abkassiert. Das ist natürlich für uns Overlander sehr ärgerlich und wenn man nicht bezahlen will, muss man weiter südlich auf rocky beaches, also steinige Strände ausweichen. Wir fahren erst mal an der Küste weiter nach Süden.

Wir haben uns zwei dieser rocky beaches angesehen, aber da wir unbedingt heute noch baden wollen, sind wir zur Armenta-Bucht zurückgefahren und haben ausnahmsweise die 200 Pesos an den Wächter abgedrückt. Grummel.

Es ist nur noch ein weiterer Pickup-Camper vor Ort und wie sich herausstellt sind es Deutsche, ebenfalls auf längerer Fahrt.

Mit Anja und Pascal unterhalten wir uns dann auch bis Sonnenuntergang sehr nett und als es wegen dem Wind zu frisch wird, gehen wir gemeinsam noch zu uns auf ein Bierchen. Ist auch mal wieder nett zur Abwechslung einen Abend in netter Gesellschaft zu verbringen.

Leider ist die Nacht nicht ganz so ruhig. Immer wieder LKWs auf der Straße oben, was an sich kein Problem ist, aber da sie schon oben am Berg die Motorbremse einsetzen und der Auspuff in der Regel keinen Schalldämpfer hat, ist das ein höllischer Lärm, der sich zudem noch an der Bergwand bricht. Echt lästig und ein großer Nachteil dieses Strandes.

 

Übernachtungsplatz:

Playa Armenta, 200 Pesos/Nacht, schöner Sandstrand, ideal zum Baden, GPS: 26.625003, -111.809246, kein Telcel-Empfang, windig, wegen des Preises von 200 Pesos/Nacht und dem LKW-Krach nur eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

 

Freitag 25.03.2022

 

Vor dem Frühstück ist die See noch spiegelglatt, nur einzelne Pelikane tummeln sich im Wasser, bzw. gegen später sehen wir weiter draußen eine Delphinschule.

Nach dem Frühstück sind wir raus an die Sonne, haben den halben Tag mit Anja und Pascal verquatscht, sind mal auf die erhöhte Landspitze gewandert

und als Abwechslung bin ich/P mit der neuen Taucherbrille und Schnorchel zu einem ersten Test rausgeschwommen.

Weil es so schön ist und wir so nette Gesellschaft haben, bleiben wir einfach stehen, geben dem Ranchero widerwillig nochmal 200 Pesos für eine weitere Nacht für NULL Service außer einer Mülltonne und einem widerlichen Plumpsklo und genießen den Rest des Tages faulenzend in der Sonne. Morgen ist auch noch ein Tag, um weiter gen Süden zu fahren.

Zum Abendessen gibt es selbstgemachte Fischtacos, besser wie die gekauften, da noch mehr Filetfleisch im Taco ist

und gegen später sitzen wir mit den beiden Nachbarn draußen mit Gaslampe und gigantischem Sternenhimmel sowie einem Gutenacht-Bier bei lauem Lüftchen.

 

Übernachtungsplatz:

Playa Armenta , 200 Pesos/Nacht, schöner Sandstrand, ideal zum Baden, GPS: 26.625003, -111.809246, kein Telcel-Empfang, windig, wegen des Preises von 200 Pesos/Nacht und dem LKW-Krach nur eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

 

Samstag 26.03.2022

 

Strandtag....

3 ausführliche Schnorchelausflüge, einfach genial sich in der Fischsuppe treiben zu lassen....

Jedoch wird durch den starken Wellengang auch viel Sand aufgewirbelt, was die Sicht etwas einschränkt. Beim zweiten Schnorchelgang ist die Sicht am Besten gewesen, allerdings habe ich/P da ausnahmsweise keine Gopro dabei.... beim nächsten Mal.... Neben den Fischen gibt es noch verschiedene Seesterne zu sehen.

Beim Strandspaziergang entdeckte Marion im Wasser Schnecken mit spitzem Gehäuse, die sich durch den Sand wühlen und eine Art schwarze Seegurke, die sich wie ein Blatt, mit wellenden Bewegungen fortbewegt. Auf den Felsen sind wieder unzählige Asseln unterwegs, die wir schon an verschiedenen Stränden entdeckt haben. Hier hat endlich mal eine Aufnahme geklappt, bevor sie wieder alle in den Ritzen verschwinden.

Marion hat die erste Pizza gebacken, ist sehr lecker geworden, obwohl sie vegetarisch ist....

Wir haben uns leider inzwischen einen Sonnenbrand eingefangen. Müssen mehr aufpassen, sind die Sonne hier gar nicht gewohnt. - Bevor es dunkel wird fahren wir noch 6km zu einem kostenlosen Übernachtungsplatz. Als wir vor zwei Tagen hier schon einmal vorbeigeschaut haben, war niemand da, heute sind gleich alle 4 gut erreichbaren Plätze schon belegt. Mit etwas Rumkurbeln unter Einsatz der Zusatzscheinwerfern finden wir noch einen Platz ohne gleich im weichen Untergrund einzusinken....

Toller Sternenhimmel... viele Grillen...aber wir machen um 8 Uhr Feierabend, da wir nicht noch mit Moskitos Bekanntschaft machen wollen. Wir stehen leider etwas abseits von der Wasserkante. Ist nur für diese Nacht... Morgen geht es runter nach Loreto an den Sandstrand...

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 6km südlich des Playa Armenta, rocky beach, GPS: 26.585931, -111.788126, kein Telcel-Empfang, eingeschränkt empfehlenswert, für eine Nacht ok

 

 

 

 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 1. und 2. Woche nach Neustart 2022 mit den gewählten Stellplätzen:

Mex_2022_Maerz_1

 

 

 

 

 

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