Mittwoch 16.03.2022

 

Wir sind uns beim Frühstück noch nicht schlüssig, wie weit wir heute fahren wollen. Es gibt zwei mögliche Stellplätze direkt an der Küste, einer nach 111km der andere nach 181km. Mal sehen wie es läuft und wie weit wir kommen.

Zuerst kommen wir noch durch den bergigen Norden und da es Frühjahr ist, blühen unzählige kleine Blümchen auf den Wiesen, bevor die mexikanische Sonne sie in ein paar Wochen verbrennt.

Beim ersten Anstieg sehen ich im Rückspiegel verdächtige Wölkchen unten aus dem Motorraum kommen. So ein Mist, hat also das Epoxidharz doch nicht gehalten! Nach einer Weile stelle ich fest, dass es nicht mehr raucht und als ich zur Kontrolle anhalte und nachsehe ist alles trocken und rauchfrei. Wahrscheinlich sind das noch letzte Dieselreste im Lüftungskanal gewesen, die sich am heißen Motor aufgelöst haben. Auch auf der weiteren Fahrt kein Rauch mehr. Endlich ist die Baustelle doch dicht.

Zum Frühstück gab es nur einen kleinen Muffin und Marions Müsli war auch sehr überschaubar. Als wir gegen halb elf durch eine kleine Ortschaft fahren entdecke ich /P am Straßenrand eine einladende Birrería, deren Tische mit Einheimischen belegt sind.

Eine Birria (würzige Gulaschsuppe mit reichlich Fleisch) ist für den kleinen Hunger zwischendurch genau das Richtige. Auch Marion ordert eine kleine Bowl von dem leckeren Gericht. Dazu gibt es heiße, frisch zubereitete Tortillas (Maisfladen). Man täuscht sich immer in den Bowls. Wir sind anschließend pappsatt und brauchen bis weit in den Abend hinein nichts mehr zu Essen.

Nach den Bergen

geht es ins meeresnahe Umland, in dem über 100km Gemüseanbau im großen Stil betrieben wird. Foliengewächshäuser soweit das Auge reicht, nur unterbrochen durch Brachland, sehr vielen Schrottplätzen und kleinen Ortschaften. Erinnert sehr an Südspanien.

In einer der Ortschaften machen wir kurz an bei einem Händler einen Stopp, um 3kg Orangen (50Pesos=2,25€) und ein Glas Honig (60Pesos=2,70€) einzukaufen.

Als wir für das erste Etappenziel noch 6 km an die Küste runterfahren müssten, ist es erst kurz nach Mittag und wir beschließen, die restlichen 80km bis zum zweiten Platz weiter zu fahren. Dieser ist nur 500m von der Mex 1 entfernt, aber man steht direkt vorne an der rauschenden Brandung, da hört man definitiv keinen LKW bzw. ist durch die Dünenlandschaft gut sichtgeschützt.

Auf der Fahrt nach vorne Richtung Meer kommen uns mehrere Pickups voll beladen mit Plastiksäcken entgegen. Hier wird der Rundkies und Sand direkt am Strand gewonnen. Bevor wir am finalen Platz einparke wird zuerst eine zu Fuß Begehung der Trasse gemacht, spart oft unnötige Schinderei und Sandbuddelei. Es ist weit und breit niemand zu sehen. Wir stellen uns halb schräg in den tosenden Wind, so dass er nicht direkt zum Eingang reinbläst bzw. wir auf der Leeseite duschen können.

Wir stellen gleich mal die Stühle vors Auto und genießen die Einsamkeit am Strand und die Wellen, die zu unseren Füssen hereinbrechen. Peter ist von der Fahrt und der ungewohnten Konzentration bei der Fahrt durch die unzähligen Ortschaften und den Gegenverkehr etwas müde und gönnt sich ein Mittagsschläfchen.

Spätnachmittags machen wir noch eine kleine Strandwanderung. Es gibt leider keine Muscheln, dafür bizarre Teilstücke des großen pazifischen Kelp mit seinen exotischen Schwimmkörpern wie aus einer anderen Welt. Auch die vom Meer angegriffene Klippe zeigt ihre einzelnen über Jahrtausende verbackenen Schichten, die das Meer nun wieder freiarbeitet bzw. zerlegt. Die Wand mit den Kieselsteinen ist hart wie Beton und die versteinerte Schlammschicht am Boden gibt langsam aber sicher die eingeschlossenen Steinkugeln wieder frei. Sieht zum Teil wie versteinerte Dinosauriereier im Nest aus.

Der Himmel bewölkt sich etwas und der stetige kräftige Wind vom Meer her kühlt einen trotz Jacke aus, so dass wir uns auf das windfreie Innere unseres Containers und eine Tasse Tee freuen.

Den Pelikanen und den Seemöwen macht der Wind nichts aus. Sie segeln in aller Ruhe an der Küste entlang und schauen in der Luft stehend neugierig uns an, was wir wohl in ihrem Revier so treiben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an der Pazifikküste kurz vor El Rosario, GPS: 30.18339, -115.795652 , Telcel-Empfang 4G 2 Striche, sehr ruhig (bis auf das Meerestosen) und direkt am Strand, problemlose Anfahrt ca. 500m von der Mex 1 entfernt, empfehlenswert

 

 

Donnerstag 17.03.2022

 

Heute morgen ist der ganze Küstenbereich in Dunst gehüllt und auch der Wind beginnt um 9 Uhr wieder zu blasen. Es war nett, aber auch etwas zu laut. Das Meerestosen ist solch eine Dauerbeschallung, dass es mit der Zeit unangenehm wird. Wir packen nach dem Frühstück zusammen und machen uns auf den Weg.

Der nächste Streckenabschnitt geht ab El Rosario in das trockene, wüstenartige Landesinnere der Halbinsel. Die 20km bis El Rosario und einige km danach wird noch Landwirtschaft betrieben, Gemüse und Erdbeeren geerntet. Und leider kommen wir auch immer wieder an den wilden Müllkippen vorbei, welche überall im Land zu finden sind....

Nach dem bebauten Tal wird es zuerst wieder bergig und je weiter wir in die Wüstenei vordringen desto dichter wird der Kakteen-Bewuchs.

Der erste Stellplatz, den wir anfahren wollen, liegt in ca. 134km Entfernung und wird im iOverlander als Kakteen-Wunderland bezeichnet mit unzähligen wunderschönen Spots zum Übernachten.

Schon einige Kilometer vor unserem anvisierten Ziel geht es mit der wunderschönen Landschaft los. Als hätter Riesen mit kugeligen Felsbrocken Murmel gespielt, und überall dazwischen unzählige Kakteen, vor allem die riesigen Saguaros (Kandelaber-Kakteen), die bis zu 10m mit vielen Armen in den Himmel wachsen. Die Felsen erinnern uns stark an die Alabama Hills zwischen Death Valley und High Sierra. Hier halt mit abertausenden Kakteen dort mit der gigantischen Aussicht auf die schneebedeckte High Sierra in Kalifornien.

30km vor Ziel beginnen die großen Saguaros.

Wir sehen auch große Horste an Organpipes,

rot leuchtende Schwiegermütterstühle,

Ocotillos

und eine neue Art, die wir noch nicht kennen, mit gelben Blüten aber einem richtigen Stamm. Es sind Boojumbäume oder „Kirchenkerzen“ wie sie hier in Mexiko heißen.

 

Bei der ersten größeren Abfahrt rein in die Wildnis stoppen wir und sehen in ein paar Hundert Metern Entfernung am Fuße einer Felswand ein Ex-Mobil. Wir fahren den halben Weg hinein, parken ein und, um uns die Beine zu vertreten, wandern wir das restliche Stück querfeldein. Das Paar macht gerade Siesta, da sie heute morgen eine ausgiebige Wanderung absolviert hatten. Sie stammen aus dem Bundesstaat Washington, also der nordwestlichste Bundesstaat der Lower States. Sie sind auch auf dem Weg zu den Walen und fahren morgen nach Guerrero Negro wie wir. Wir verabschieden uns, damit sie noch weiter ruhen können, vermutlich treffen wir uns sowieso an einem Stellplatz an der Walküste.

Wir fahren noch 2 km weiter, biegen wieder nach links ab und suchen uns den Weg durch die Kakteen. Man ist versucht bei jedem zweiten Saguaro den Moppel zu stoppen und schnell ein Bild als Größenvergleich zu schießen. Der Wind bläst stark aus Osten, so dass auch wir einen Platz suchen, der durch eine Felswand geschützt den Wind etwas abhält. Wir parken auf einem ebenen Platz so ein, dass die Duschseite im Lee liegt.

Da wir heute nur die kurze Strecke gewählt haben, plane ich nochmal die Wasserinfrastruktur zu zerlegen und der noch immer vorhanden Undichtigkeit des Druckkessels auf den Grund zu gehen. Davor wollen wir aber noch ein kleine Runde spazieren zwischen den Kakteen und jetzt im Frühling auch schon blühenden Pflanzen und in den Felsen klettern. Die Runde wird nicht ganz so ausgedehnt wie geplant, da Marions Rücken nicht so begeistert ist von der Kraxelei.

Die Reparatur zusammengefasst, haben die Halterungen des Druckkessels auf die neuen Epoxidharzverschlüsse gedrückt und diese durch die Vibrationen abgeschält. Dadurch sind sie gleich wieder undicht geworden. Also alles nochmal saubermachen, mit der Flex und einer Zange die Halterung so bearbeiten, dass sie die Dichtmasse nicht mehr 'wegstanzen' kann und mit frisch angemachter Dichtmasse das ganze wieder verkleben. Der Drucktest nach dem Aushärten sieht zunächst gut aus, allerdings höre ich ein ganz zartes Zischen. - Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob es inzwischen nicht vielleicht Paranoia ist. - Aber bei genauer Prüfung stellt sich heraus, dass das Ventil, über das man den Vordruck im Kessel herstellt, auch nicht ganz dicht ist. Hier ist die Lösung einfach, und zwar eine zusätzliche Gummidichtung und aus die Maus. Jetzt höre ich bei 2 bar Druck wirklich nichts mehr und baue alles wieder zusammen.

Marion ist inzwischen nochmal auf kleiner Photo-Runde unterwegs gewesen und will jetzt, bevor die Sonne untergeht, die Außendusche gleich ausprobieren. Alles funktioniert so wie es soll, was will man mehr.

Kaum geht die Sonne unter, steigt der Vollmond hinter den Felsen empor. Sieht herrlich aus die leuchtende Kugel zwischen den Kakteenarmen. Aber wie immer kommt das auf den Bildern nicht so toll rüber wie in Natura.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Kakteen-Felsenmeer im Valle de los Cirios, GPS: 29.787472, -114.77710, kein Telcel-Empfang, totale Stille, problemlose Anfahrt nur ein paar hundert Meter von der Mex 1 entfernt, unzählige Stellplätze, sehr empfehlenswert

 

 

 

Freitag 18.03.2022

 

Als die Sonne heute morgen hinter den kugeligen Felsbrocken rund um uns herum aufging, musste ich/P gleich mal mit der Kamera auf den nächsten Hügel klettern und die frische Luft und Aussicht genießen. Marion ist für so einen frühen Ausflug noch nicht zu begeistern und döst noch etwas im Bett, bis ich vom Ausflug zurück bin.

Heute wollen wir die komplette Strecke bis nach Guerrero Negro von 243km absolvieren, damit wir morgen endlich mit dem Boot zu den Grauwalen in die Laguna Ojo de Liebre kommen.

Der Bereich, in welchem wir übernachtet haben, liegt im Zentrum des Felsenmeeres und die tolle steinige Landschaft lässt nach einigen Kilometern nach. Der Kakteenbewuchs hält sich noch lange während wir auf den endlosen Straßen die nächsten 100km abspulen. Nach ca. 100km nimmt die gesamte Vegetation ab und es wird sehr wüstenartig. Zwischendurch hat es richtige Sandtäler auf denen sich die Luft für eine Fata Morgana spiegelt.

Dann kommen wir auf eine Anhöhe und von hier sehen die fernen Berge im Dunst wie das Monument Valley in den USA aus.

Zwischendurch kommt auch mal ein Militärkontrollposten. Dieser will doch wirklich in den Container reinschauen! Dienstnotwendigkeit aber auch ein Portion Neugier. Als wir drin sind muss ich 3 verschiedene Klappen/Schubladen öffnen und schon ist die Inspektion vorbei. Alles sehr freundlich und unkompliziert. Vor zwei Tagen haben wir schon mal einen Militärkontrollposten passiert, dort hat sich niemand für uns interessiert. Nur die Fahrzeuge in Richtung Norden wurden kontrolliert.

Erst als wir Richtung Ziel kommen, immer entlang an endlosen Strommasten, wird der Einfluss der feuchten Luft vom Meer her spürbar und die Wüste blüht jetzt im Frühjahr.

In Guerrero Negro fahren wir die Hauptstraße einmal ganz runter und suchen das Büro der Kooperative, über welche alle Walausflüge gesteuert werden. Hier soll man auch mit Karte bezahlen können, im Gegensatz zum Bootsanleger, wo nur Cash genommen wird. Wir finden das Büro nicht und rufen deshalb dort an. Als die Dame merkt, dass wir Ausländer sind, legt sie einfach auf. Wir probieren es noch zweimal. Aber Fehlanzeige. Plötzlich kommt eine SMS von der Nummer, mit der Info, das Büro hätte schon geschlossen, wir sollen am Montag kommen. Wir schreiben zurück, dass wir morgen zu den Walen wollen. Sie schreibt zurück, das wäre toll und wir sollen mit Cash direkt am Bootsanleger bezahlen. Ok. Dann ist das auch geklärt.

Jetzt noch in den Supermarkt ein paar Kleinigkeiten besorgen, bei der Bank vorbei und Cash organisieren und schön können wir wieder los. Wenn da nicht der kleine Hunger wäre. Ich frage einen Angestellten des Supermarkts auf dem Parkplatz und er empfiehlt uns einen Taco-Stand zwei Blocks weiter. Da fahren wir vorbei. Der 'Laden' scheint gut zu sein, denn es essen dort sehr viele Einheimische. Marion will eigentlich nichts essen bzw. keine Fleisch-Tacos, aber als sie hört, dass es frisch zubereitete Fisch-Tacos gibt, ist sie mit an Bord. Wir gönnen uns jeder zwei der sehr leckeren, sehr heißen Mittagshappen.

Jetzt müssen wir nur noch bis zum Bootsanleger zur Bucht fahren und für die Nacht einparken.

Erst acht Kilometer nach Süden auf der Mex 1 und dann 25 km auf ungeteertem Weg zur Bucht. Das meiste der Strecke führt durch eine Meersalzgewinnungsanlage. Die Strecke an einigen Stellen Waschbrett, aber der Großteil der Strecke ist gut befahrbar. An der Schranke zur Saline werden unsere Fahrzeugdaten und Namen registriert.

Am Bootsanleger an der Parkplatzschranke bezahlen wir 100 Pesos=4,50€ und können dafür auf unzähligen Plätzen auf den nächsten 3 Kilometer entlang der Bucht einparken. Alle Stellplätze haben einen Mülleimer und eine Pit-Toilette. Wer noch eine Palmblätter-Hütte (Palapa) möchte, um etwas windgeschützt draußen zu sitzen, muss 200 Pesos bezahlen.

Marion muss erst mal hinliegen und das Kreuz entspannen nach der langen Fahrt und daher werden wir nicht mehr lange drauen sitzen, also kein Palapa. Auch pfeift der Wind inzwischen ganz nett heftig, so dass man nicht wirklich Lust hat rauszusitzen. In einiger Entfernung sitzt ein Fischbussard (Osprey) in seinem Nest, allerdings kann ich nicht näher ran, da der ganze Küstenstreifen wegen Renaturierung nicht betreten werden darf.

In der Bucht draußen sehen wir schon etwas hochspringen und ins Wasser platschen, können aber wegen der Entfernung nicht sehen ob es ein Wal ist oder eher was von der kleineren Sorte, z.b. Delphine. Wir werden morgen sehen, was uns so alles vor die Linse kommt.

 

Übernachtungsplatz:

Camping an der Laguna Ojo de Liebre, GPS: 27.745475, -114.023871, 25km Anfahrt von Guerrero Negro, 100 Pesos, kein Telcel-Empfang, sehr windig, Mülleimer und Pit-Toilets, direkter Blick auf die Walbucht und den Bootsanleger, empfehlenswert

 

 

 

Samstag 19.03.2022

 

Wie üblich früh aufgewacht und schon etwas aufgeregt, wie der Tag wohl werden wird und ob unsere Vorstellung vom Walestreicheln wie in unzähligen Youtube-Videos zu sehen, auch für uns Wirklichkeit wird.

Wir sind schon kurz vor 9 Uhr vorne an der Rezeption und kaufen die Tickets 1900 Pesos=85,50€ für zwei Erwachsene. Eine erste Gruppe mit drei Booten ist schon in der Bucht draußen und wir sind erst in einer Stunde dran. Kurz bevor es losgeht, kommt ein großer Hund unten am Pier entlang, aber bei genauerem Hinsehen ist es was ursprünglicheres. Die erste Vermutung ist ein Coyote aber dafür ist er zu kräftig gebaut und ein älteres amerikanisches Paar, welches neben uns steht, sagt uns, dass dies ein Wolf wäre. Er lässt sich von den Menschen nicht stören, schaut eher neugierig, aber als die Meute ausgerüstet mit Schwimmwesten zu den Booten marschiert, zieht er doch Leine.

Wir werden auf die Boote à 10 Personen verteilt und schon geht es los. Kaum vom Pier abgelegt, gibt der Bootsmann Vollgas und die nächsten 20min haben wir schon mal das Vergnügen einer Speedboottour.

Rundherum können wir schon auf der Fahrt hinaus in die Lagune das typische Blasen der Wale sehen und auch den einen oder anderen Walrücken. In der Hochsaison von Mitte Dezember bis Mitte Maerz sollen es bis zu 3000 Grauwale in der Bucht sein. Dieses Jahr sollen an die 300 Babys auf die Welt gekommen sein. Wie das gezählt wurde ist uns allerdings ein Rätsel bei der großen Lagune.

Als wir im Zielgebiet ankommen sind schon mehrere Boote unterwegs, aber alle halten einen ca. 300m Abstand zum nächsten Boot. Wir schippern langsam quer zu einer gedachten Linie, auf welcher man 2-3 Wale entlangziehen sieht. Wenn es passt, müssten wir sie kreuzen. Der Bootsmann stellt den Motor ab und wir dümpeln etwas im Wasser. Inzwischen haben wir auch wieder voll Sonne und blauer Himmel. Bestes Wetter für tolle Fotos. Jetzt müssen nur noch die Riesen kommen.

Während wir alle nach rechts schauen, taucht links am Boot ein Grauwal in 2m Abstand auf, schaut kurz ins Boot und verabschiedet sich mit einem kleinen Flukenschwenker. Gerade so schwach, dass wir etwas Gischt abbekommen und das Boot wackelt. Als würde er mit Absicht etwas mit uns spielen. Würde er normal mit seinem mächtigen Schwanz ausholen wären wir mit zerlegtem Boot im Wasser. Das war schon mal ein erstes super Erlebnis.

Rundherum pusten jetzt die Wale und überall tauchen die grauen Rücken aus dem Wasser auf.

Nach weiteren 15 min nähert sich im 90°-Winkel eine Bugwelle unserem Boot und 5m vorher hebt sich der mächtige Schädel aus dem Wasser. Wie wenn ein kleines U-Boot direkt auf Kollisionskurs ist. Wir halten den Atem an und sind gespannt was passiert.

In einer eleganten Drehung legt sich der Wal an unsere Längsseite, als würde er einparken, und beginnt nun sich in den nächsten zehn Minuten ums Boot herum zu räkeln, damit auch jeder Insasse mehrmals die Chance hat ihn zu streicheln und zu berühren. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen das Tier wäre abgerichtet. Es ist unglaublich und unfassbar, so nah an dem Riesen zu sein und zu sehen, mit welcher Sanftheit er uns kleinen Menschen entgegenkommt und seine Neugier befriedigt. Man fragt sich unweigerlich, wer hier wen beobachtet. Wir können nur jedem, der die Chance hat dies zu erleben, dringend empfehlen es zu tun. Es gibt sicher nicht viele Erlebnisse die dieser Erfahrung gleich kommen.

Hier ein paar Bilder, aber nehmt euch die Zeit den 13 min Video von unserer Tour anzuschauen. Phänomenal!

Es kommen noch einige Wale nahe am Boot vorbei, einer kommt von hinten und taucht einfach unter uns durch. Wenn er auftauchen würden, wären wir auf seinem Rücken einfach gestrandet. Das Wasser ist so klar und der Wal nur wenige cm unter dem Kiel, das es wie in einem Glasbodenboot ist.

Nach einer Stunde gibt der Bootsmann wieder Gas und wir speeden wieder zurück zum Pier.

 

 ACHTUNG !!! Der Video hat 422 MB und sollte daher nur in einem guten W-LAN angeschaut werden !!!!

 

Wir gehen sofort in unser Heim zurück und holen den Chip aus der Gopro, um gleich nochmal auf dem Laptop die einzelnen Videosequenzen anzuschauen und das gerade frisch erlebte nochmal in Ruhe zu verarbeiten. Wir sind noch ganz glückselig.

Dennoch wollen wir morgen nicht gleich nochmal eine Tour machen. Wir sind uns sicher, dass wir die nächsten Jahre, solange wir auf dem amerikanischen Nordkontinent unterwegs sind, diese Tour noch öfter mitmachen werden.

Wir fahren zurück zur Mex#1 und sind froh wieder auf der geteerten Straße zu fahren.

Die nächsten ca. 150km in Richtung San Ignacio, eine weitere Hochburg der Walbeobachtung, sind landschaftlich so wie die letzten 200km. Viel trockene mit Kakteen bewachsene Landschaft.

Kurz vor San Ignacio gibt es noch ein Restteilstück der alten Straße etwas Abseits der Mex#1. Der Teer wurde abgetragen, aber die Trasse existiert noch. Wir parken an der von der Straße entferntesten Stelle ein, so dass wir vom noch spärlichen Verkehr fast nichts mitbekommen. Zum Beine vertreten wandern wir mit der Kamera etwas ums Fahrzeug herum und schauen mal was alles so wächst und blüht.

Nach dem Abendessen machen wir uns gleich ans Videoschneiden und Bilder zusammenstellen und genießen nochmal das Erlebte aus der frischen Erinnerung.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen abseits der Mex#1, GPS: 27.287709, -112.966695, ehemaliger Strassenabschnitt, 8 km vor San Ignacio, relativ ruhig, mit Bodenfreiheit mit 2WD erreichbar, schwacher Telcel-Empfang, wegen nicht einfacher Anfahrt eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

Sonntag 20.03.2022

 

Nach einem kurzen Frühstück beeilen wir uns nach San Ignacio zu kommen, da dort das Netz 4G Vollausschlag hat. Wir wollen um 9 Uhr, also 17 Uhr deutsche Zeit, mit der Familie einen Skype-Call aufsetzen. Gleich am Ortsrand parken wir ein und versuchen eine zweistündige temporäre Session bei Telcel zu starten, für 15 Pesos zwei Stunden unbegrenzter Internetzugang. Wir probieren alles aus, mit VPN und ohne, aber die Session lässt sich nicht starten. Scheint ein Problem bei Telcel zu sein. Bisher funktionierte es immer problemlos.

So bringen wir die Familie etwas verspätet in einem Call zusammen und quatschen nur kurz, damit unser normales Internetkontingent nicht zu schnell verbraucht wird. Wir werden die nächsten Tage weiter testen und wenn es wieder funktioniert, dann setzen wir den Call erneut auf.

Über WhatsApp sind alle sowieso auf dem Laufenden, aber per Video alle zu sehen, ist natürlich ganz was anderes.

San Ignacio liegt in einem kleinen Hochtal und wie man am dichten Palmenbewuchs sieht scheint Wasser kein Problem zu sein

Wir müssen nichts einkaufen und das Dorf soll zwar ganz nett sein, hat aber außer Waltouren nichts anderes anzubieten und so starten wir wieder durch und fahren ca. 40km weiter nach Süden und kommen dort an dem Vulkankomplex Tres Vírgenes vorbei, zur Zeit inaktive Vulkane. Der letzte Ausbruch allerdings war erst 2001. Entlang der Strecke gibt es mehrere erkaltete Lava-Ströme, welche sich ins umgebende Land verlieren.

Hier kann man auch auf unzähligen Plätzen (GPS: 27.403140, -112.636770) frei stehen, allerdings ist die Müllverschmutzung auch hier wie meistens in Mexiko doch erheblich. Wir klettern kurz den Lavastrom hoch, beenden den Ausflug allerdings wieder schnell, da es nicht ganz einfach ist im losen Gestein sicheren Halt zu bekommen. Wir gehen deshalb, um etwas Bewegung zu haben, auf dem parallelen Weg ein gutes Stück entlang. Weiter hinten lässt die Verschmutzung etwas nach. Sollten wir also hier nochmal vorbeikommen und es wäre notwendig hier zu übernachten, werden wir soweit wie möglich nach hinten entlang dem Lavastrom fahren.

Von dem Vulkankomplex aus geht es jetzt kontinuierlich zur Küste runter und zwar nach Santa Rosalia. Die Gegend um Santa Rosalia ist schon sehr früh zum Abbau von Kupfer, Zink,...-Mineralien und deren metallurgischen Gewinnung geprägt. Deshalb auch der Charme einer Minenstadt. Laut iOverlander soll es einen sehr guten Fishtaco-Stand im Ort geben. Wir parken am zentralen Platz ein und spazieren zum besagten Stand. Unterwegs kommt uns eine Truppe Einheimischer in einer Art Fasnachtsumzug mit Masken und Schellen entgegen. Sie halten immer wieder an und tanzen. Ob es einen ähnlichen kulturellen Hintergrund wie unsere Fasnacht hat wissen wir nicht. Oder einfach, da ja Frühlingsanfang, den Winter austreiben?

Der Fisch-Taco-Stand hat natürlich geschlossen.

Wir tingeln noch etwas herum und quatschen dann doch jemanden an wegen einem Tipp. Ist ein älterer Amerikaner, welcher schon lange hier lebt und auch eine erwachsene Tochter hat. Die beiden erklären uns wir sollen wieder raus auf die Mex#1 fahren und entlang der kleinen Uferpromenade (Malecon) suchen. Hier gibt es 3 Taco-Läden, wobei der mittige mit den Holztischen, der gute Fisch-Taco-Laden ist. Das hört sich gut an und ist auch schnell gefunden. Viele Einheimische an den Tischen, so mögen wir das. Für 5 Tacos +Cola+Wasser zahlen wir 170 Pesos=7,65€ und sind wieder gut satt.

Jetzt sind es nur noch 65 km bis nach Mulege unserem heute auserkorenen Ziel. Entlang der nördlich von Mulege gelegenen großen Bucht gibt es laut iOverlander mehrere Übernachtungsplätze in Strandnähe, allerdings wohl nicht so einfach erreichbar. 20Km vor Mulege kommen wir durch Palo Verde und dort gibt es ein Schild welches in Richtung Strand verweist.

Ich/P will es nun doch wissen und biege ab. Mal sehen wie weit wir kommen, oder ob wir umdrehen müssen. Laut Maps.Me sind es 10km bis runter an den Strand. Die Straße ist ungeteert und sehr holprig bzw. reichlich mit Waschbrettbelag versehen.

Nach einer halben Stunde Durchgeschüttel kommen wir am Sandstrand an. Hier sind schon einige Villen gebaut und wir müssen nach rechts Richtung unbebautem Sandstrand abbiegen. Ich/P teste zuerst die Bedingungen zu Fuß und entscheide mit Einschränkungen, dass wir die Zufahrtsstraße freimachen und uns weiter in den Strand rein wagen. Sind gut nach vorne durchgekommen, allerdings dort direkt in eine Weichsandkuhle rein und gleich eingesunken. So ein Mist! Jetzt müssen die Sandbleche und der Spaten raus und dann geht die Buddelei los...

Zusammengefasst, ackern wir eine dreiviertel Stunde und erarbeiten uns Meter für Meter den Weg zurück bis zum einigermaßen festen Weg. Gottseidank haben wir sowohl unsere 4 flachen Fiberglas- als auch unsere 4 grünen Kunststoff-Sandbleche zur Hand. So können wir einen etwas längeren Anlaufweg unter den Reifen bauen, ohne dass der LKW gleich wieder nach einem Meter im Sand versinkt. Nach dem dritten Anlauf schaffe ich es im 1. Gang und Vollgas den Weg raus auf den Weg.

Marion entdeckt eine benachbarte Stelle welche etwas feuchter und fester ist, allerdings müssen wir dorthin wieder eine weiche Passage überwinden. Mit dem Rückwärtsgang will ich das gar nicht probieren. Also fahre ich 500m den Weg wieder zurück, drehe um und überwinde auf der Rückfahrt die weiche Stelle mit etwas Geschwindigkeit, damit die Reifen keine Zeit zum Einsinken haben. Die etwas festere Stelle hält was sie verspricht und wir können parallel zum Strand einparken, nicht ganz so nah wie vorher, aber ohne einzusinken bzw. mit guter Chance problemlos mit Anlauf wieder auf den Weg zu kommen.

Nachdem die Sandbleche wieder weggeräumt sind, sind wir gut durchgeschwitzt, holen gleich unsere Badehosen raus und freuen uns auf den ersten Schwimmausflug, seit wir wieder in Mexiko sind. Inzwischen sind wir schon so weit südlich und vor allem am Golf von Kalifornien, welcher etwas wärmer als der Pazifik ist. Dafür hat es kaum Wellen und wir müssen wegen dem seichten Wasser weit hineinwaten. Das Wasser hat nach unserer Schätzung ca. 22°C, also ideale Badetemperatur.

Wir erschrecken kurz, weil in unmittelbarer Nähe 30-40cm große Fische bis zu einem Meter aus dem Wasser schießen, als wollten sie mal schauen, was oberhalb der Wassergrenze los ist. Ist echt toll anzusehen wie die da so rumspringen. Silbriger Körper mit gelben Rücken.

Als wir schon wieder abgeduscht zurück im Container sind, sehen wir sehr strandnah mehrere Delphine durch die Luft springen.

Nach der anstrengenden Buddelei schauen wir uns den Sonnenuntergang hinter dem Bergrücken in Ruhe vom Sofa aus an, vor allem, da der Wind stark zunimmt, kaum dass die Sonne untergegangen ist. Wir haben uns noch bei der Ankunft über das laue Lüftchen gefreut. Sind mal gespannt wie das morgen wird.

Wir wollen auf jeden Fall mindestens 1-2 Tage hier stehen und etwas Badeurlaub machen, Tagebuch schreiben, Bilder sortieren und etwas die ersten zwei Wochen zurück in Mexiko reflektieren. Wir haben uns ja vorgenommen, ab jetzt langsamer zu reisen und mehr zu wandern, daher wird es morgen einen langen Strandspaziergang geben. Den zeitkritischen Termin mit Walestreicheln haben wir ja erfolgreich absolviert. Ab jetzt gibt es vorerst keine Termine einzuhalten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen in der Bucht nördlich von Mulege, GPS: 27.028170, -112.009205, Anfahrt von Palo Verde über 10km bumpy road inkl. Waschbrett, schwacher Telcel-Empfang, etwas windig, 22 °C warmes Wasser, viele Muscheln, sehr weicher Sand am Strand, mit viel Vorsicht einparken, schwierige Anfahrt aber genialer Strand, deshalb trotzdem empfehlenswert

 

 

 

 

Montag 21.03. - Dienstag 22.03.2022

 

Strandurlaub.... Frühmorgens mal kurz die Umgebung mit der Kamera abchecken,

wir faulenzen, sortieren Bilder, machen morgens und nachmittags ausgiebige Strandspaziergänge. Jedes Mal bringen wir eine kleine Tüte handverlesener Muscheln mit nach Hause. Hier hat es Unmengen an Muscheln am Strand und was das wirklich Unfassbare für uns ist, dass auf dem gesamten mehrere Kilometer langen Sandstrand kein einziges Müllstück zu finden ist. Keine Plastiktüte, kein altes Netz, nada, nur zigtausende Muscheln und feiner Sand. Wunderbar!!!

Die Delphine kommen in die Bucht und die Springfische kommen auch regelmäßig ab 18 Uhr bei uns vorbei. Da abends der Wind nachlässt und die Sonne den ganzen Tag das Wasser aufgeheizt hat, genießen wir das Schauspiel der Fische direkt im Wasser rund um uns herum. Zum Teil nur 2m von uns entfernt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen in der Bucht nördlich von Mulegé, GPS: 27.028170, -112.009205, Anfahrt von Palo Verde über 10km bumpy road inkl. Waschbrett, schwacher Telcel-Empfang, etwas windig, 22 °C warmes Wasser, viele Muscheln, sehr weicher Sand am Strand, mit viel Vorsicht einparken, schwierige Anfahrt aber genialer Strand, deshalb trotzdem empfehlenswert

 

 

 

 

Mittwoch 23.03.2022

 

Heute wollen wir mal wieder zurück in die Zivilisation und schauen was die Strände weiter südlich zu bieten haben. Habe gestern vorsorglich noch 1,5bar aus den Reifen abgelassen und werde heute, da wir ja den Differentialsperrenschalter ausgewechselt haben, auch gleich mit eingeschalteter Sperre den Weg raus aus dem Sand wählen.

Die Ausfahrt geht problemlos vonstatten und auch die Sperre löst sich nach kurzer Fahrt und ein paar „Entspannungsübungen im Rückwärtsgang“.

Die 10km Holperstrecke sind trotz geringerem Luftdruck wieder anstrengend, aber mir/P kam es kürzer vor als bei der Anfahrt.

Nach Mulegé sind es insgesamt nur 38km und so sind wir ruckzuck da. Wir fahren ins Städtchen rein und da wird es für unseren Dicken schon kuschelig eng mit den geparkten Autos am Straßenrand. Aber wir kommen gut durch, parken am kleinen zentralen Platz ein und wandern etwas umher. Fragen beim Wasserhändler nach den Konditionen und ob er einen langen Schlauch hat, damit wir unsere Tanks unterm Bett direkt befüllen können. Wollen frischen Fisch kaufen, ist aber geschlossen, vermutlich ausverkauft. Legen uns zwei Taucherbrillen mit Schnorchel zu und finden noch einen kleinen Supermarkt für ein paar wenige Einkäufe.

Jetzt noch drei Kilometer am palmengesäumten Flusslauf raus zum Leuchtturm, Faro de Mulegé, und dort gibt es reichlich Platz für uns zum Stehen.

Es stehen schon 3 Vans als Wagenburg um eine Palapa herum und als wir ankommen werden wir gleich von John (aus Boston) und Carly (aus Kalifornien) begrüßt. Die beiden arbeiten von unterwegs aus, er als Webdesigner/Programmierer und sie organisiert online Adventuretrips. Im Gespräch kommen wir auf unsere Probleme mit der Telcel-Simkarte und John bietet uns sofort an, sein offenes Wifi zu nutzen. Die beiden buchen im 2h Rhythmus die günstige 15 Peso unlimited Freischaltung, damit sie gut arbeiten können. Wir bedanken uns und können so unsere Bilder und Texte ins Internet hochladen.

Im Van neben uns hat die junge Dame ihre Reisekatze dabei, die uns Neuankömmlinge sofort begrüßt und massiv Streicheleinheiten einfordert. Sie ist fast nicht davon abzubringen, dass sie nicht auf meinen/P Laptop sitzen darf, solange ich Emails abrufe.

Zum Baden ist es uns zu windig und der steinige Strand ist nicht so ideal, um ins Wasser zu kommen. Wir spazieren zuerst zum Leuchtturm und zurück, und vom Stellplatz rüber zum nächsten Hügel, um die Aussicht zu genießen.

Eigentlich wollten die Vanbewohner heute Abend etwas raussitzen, gemütlich, mit Gitarre ein paar Lieder spielen... Aber anscheinend ist es ihnen auch zu windig und zu frisch, so dass keine Session stattfindet und wir somit auch zu Hause bleiben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand Faro de Mulegé, GPS: 26.903318, -111.955513, optimaler Telcel-Empfang, sehr windig, große Steine als Strand, immer ein paar Overlander am Platz, als Zwischenstopp empfehlenswert

 

 

 

 

Donnerstag 24.03.2022

 

Da wir planen die nächsten Tage an einsamen Stränden zu stehen, wird es mit Internetanbindung nichts werden und damit ist auch der Sonntag-Skype-Call mit der Familie nicht realisierbar. Deshalb starten wird um 10 Uhr lokale Zeit mit WhatsApp-Ankündigung eine Session und haben einen schönen Austausch inkl. Livebilder vom Buzzi für fast eine Stunde.

Der Stellplatz ist für einen Zwischenstopp nicht schlecht aber für mehrere Tage hat es uns zu viele Zaungäste und Einheimische, die aus Langeweile zum Leuchtturm fahren und wieder zurück. Auch die Mangroven in der Lagune bzw. auf der landseitigen Marsch meuchteln und müffeln im morgendlichen Wind. Wir haben die Homepage aktualisiert, Familiencall erledigt, weswegen wir die nächsten Tage nicht dringend Internet benötigen und weiter gen Süden driften können.

Zuerst geht es aber nochmal nach Mulegé rein zum Wasserhändler, wo wir unsere Tanks über einen Schlauch mit gutem gereinigtem Wasser füllen, 17 Garrafones á 19L =323 L. Hier kostet Wasser 17Pesos per Garrafon, anstatt den sonst üblichen 12-14 Pesos, aber oft haben die Händler keinen langen Schlauch oder sind für uns schlecht 'anfahrbar'. Wir brauchen ja eine gute Parkmöglichkeit, damit wir problemlos direkt in den Tank bunkern können. Deshalb ist der Preis, wenn auch hoch, durchaus vertretbar.

Genau gegenüber befindet sich der Fischhändler, der heute Morgen frisch gefangene Schollen, filettiert, im Angebot hat. 6 Filets mit knapp 1,2 kg kosten 200 Pesos = 9€, von denen wir gleich 4 einfrieren. Wir sind ja ganz verliebt in die Tacos pescadora und ab jetzt können wir diese auch bei uns zu Hause zubereiten.

Beim Rausfahren aus Mulegé sehen wir von der Mex#1 Brücke aus den mit Palmen und Schilf gesäumten „Fluss“, den man überall in den Reiseführern abgebildet sieht. Ich/P biege nach Norden ab. Marion: „Falsche Richtung. Du musst doch nach Süden...!“ Aber ich habe mich im iOverlander schon kundig gemacht, wo die besten Fisch-Tacos im Ort zu bekommen sind, und da fahren wir jetzt hin. :) Schließlich ist ja schon wieder Mittag. Und so gibt es frische leckere Fish-Tacos mit dem ganzen Zubehör und Beilagen als Mittagssnack.

So gestärkt geht es am Ortsende für die letzten Einkäufe noch in den Supermarkt. Als wir die Einkäufe verstauen wollen, geht die Containertür nicht mehr auf. Sie lässt sich aufschließen und die obere/untere Verriegelung öffnet, aber der normale Türriegel geht nicht zurück, 'verschwindet' nicht mehr in der Tür. Wir hatten dieses Problem schon einmal, damals allerdings wurde der Riegel zu weit zurückgezogen und kam nicht mehr aus dem Türblatt. Deshalb hatten wir eine kleine, halbe Abstandhülse eingebaut und diese, um es vorwegzunehmen, ist jetzt wohl quer umgefallen und blockiert jetzt den Riegel. Alle Fenster sind gut verschlossen und der Schlüsselbund für die Staukästen mit dem Werkzeug liegt im Container. Sch....eibenkleister aber auch! Das wird lustig. Aber jetzt fahren wir erst einmal vom kleinen Supermarktparkplatz runter und 28km weiter zum nächstmöglichen Übernachtungsplatz. Unterwegs spielen wir im Kopf schon alle Möglichkeiten durch, aber so eine richtig gute Idee ist nicht dabei. In der Fahrerkabine liegt zwar ein Schraubendreher, allerdings haben die Schrauben sich schon in der Vergangenheit gewehrt.

Wir haben Glück und die Scharnierschrauben auf der Türblattseite lassen sich öffnen und da die 3-Punktverriegelung oben und unten offen ist, lässt sich die Türe aushebeln, sonst hätte es nicht funktioniert. Und da die Türe nun offen ist, komme ich auch an den Schlüssel für die Staukästen mit dem notwendigen Werkzeug. Jetzt kann ich das Schloss öffnen, die kleine Hülse und den Riegel entfetten und mit etwas Schusterleim das Teilchen neu fixieren. Alles wieder zusammenbauen und die Türe wieder einhängen. Bei der Aktion sind leider mehrere Gegenmuttern der Scharnierschrauben ins Innere des Türblatts gefallen. Da kommt man ohne größere Aktion / Zerstörung nicht dran, was zu einer weiteren Maßnahme führt: Für die Schrauben hatte ich ursprünglich 5er Löcher in den Alu-Türrahmen gebohrt, daher kann ich problemlos mit dem 6er-Gewindeschneider ein schönes Gewinde ins Alu schneiden und dann die Scharniere mit 6er-Schrauben befestigen. Ende gut alles gut! - S'isch hald emmer ebbes!

Der Platz an sich ist gar nicht schlecht, aber bei Ebbe wie auch bei Flut muss man fast 300m durch muddy Untergrund waten bis die Knie nass werden beim 'Baden'. Da haben wir keine Lust drauf. Die nächsten 40km gehören auch noch zur sogenannten Bahía Concepcion und eine sandige Bucht reiht sich an die nächste. Wobei dieser Strand hier der letzte freie/kostenlose Strand an der Bahía Concepcion ist.

Obwohl in Mexiko die ersten Meter an den Stränden öffentliches Gelände sind, hat sich in jeder Bucht ein geschäftstüchtiger Mexikaner niedergelassen, mehrere palmengedeckte Palapas hingestellt und neben ein paar Mülleimern gibt es sogar noch ein paar rudimentäre Plumpsklos. Und DAFÜR werden dann an der Einfahrt pro Nacht 150-200Pesos (6,50-9€) abkassiert. Das ist natürlich für uns Overlander sehr ärgerlich und wenn man nicht bezahlen will, muss man weiter südlich auf rocky beaches, also steinige Strände ausweichen. Wir fahren erst mal an der Küste weiter nach Süden.

Wir haben uns zwei dieser rocky beaches angesehen, aber da wir unbedingt heute noch baden wollen, sind wir zur Armenta-Bucht zurückgefahren und haben ausnahmsweise die 200 Pesos an den Wächter abgedrückt. Grummel.

Es ist nur noch ein weiterer Pickup-Camper vor Ort und wie sich herausstellt sind es Deutsche, ebenfalls auf längerer Fahrt.

Mit Anja und Pascal unterhalten wir uns dann auch bis Sonnenuntergang sehr nett und als es wegen dem Wind zu frisch wird, gehen wir gemeinsam noch zu uns auf ein Bierchen. Ist auch mal wieder nett zur Abwechslung einen Abend in netter Gesellschaft zu verbringen.

Leider ist die Nacht nicht ganz so ruhig. Immer wieder LKWs auf der Straße oben, was an sich kein Problem ist, aber da sie schon oben am Berg die Motorbremse einsetzen und der Auspuff in der Regel keinen Schalldämpfer hat, ist das ein höllischer Lärm, der sich zudem noch an der Bergwand bricht. Echt lästig und ein großer Nachteil dieses Strandes.

 

Übernachtungsplatz:

Playa Armenta, 200 Pesos/Nacht, schöner Sandstrand, ideal zum Baden, GPS: 26.625003, -111.809246, kein Telcel-Empfang, windig, wegen des Preises von 200 Pesos/Nacht und dem LKW-Krach nur eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

 

Freitag 25.03.2022

 

Vor dem Frühstück ist die See noch spiegelglatt, nur einzelne Pelikane tummeln sich im Wasser, bzw. gegen später sehen wir weiter draußen eine Delphinschule.

Nach dem Frühstück sind wir raus an die Sonne, haben den halben Tag mit Anja und Pascal verquatscht, sind mal auf die erhöhte Landspitze gewandert

und als Abwechslung bin ich/P mit der neuen Taucherbrille und Schnorchel zu einem ersten Test rausgeschwommen.

Weil es so schön ist und wir so nette Gesellschaft haben, bleiben wir einfach stehen, geben dem Ranchero widerwillig nochmal 200 Pesos für eine weitere Nacht für NULL Service außer einer Mülltonne und einem widerlichen Plumpsklo und genießen den Rest des Tages faulenzend in der Sonne. Morgen ist auch noch ein Tag, um weiter gen Süden zu fahren.

Zum Abendessen gibt es selbstgemachte Fischtacos, besser wie die gekauften, da noch mehr Filetfleisch im Taco ist

und gegen später sitzen wir mit den beiden Nachbarn draußen mit Gaslampe und gigantischem Sternenhimmel sowie einem Gutenacht-Bier bei lauem Lüftchen.

 

Übernachtungsplatz:

Playa Armenta , 200 Pesos/Nacht, schöner Sandstrand, ideal zum Baden, GPS: 26.625003, -111.809246, kein Telcel-Empfang, windig, wegen des Preises von 200 Pesos/Nacht und dem LKW-Krach nur eingeschränkt empfehlenswert

 

 

 

 

Samstag 26.03.2022

 

Strandtag....

3 ausführliche Schnorchelausflüge, einfach genial sich in der Fischsuppe treiben zu lassen....

Jedoch wird durch den starken Wellengang auch viel Sand aufgewirbelt, was die Sicht etwas einschränkt. Beim zweiten Schnorchelgang ist die Sicht am Besten gewesen, allerdings habe ich/P da ausnahmsweise keine Gopro dabei.... beim nächsten Mal.... Neben den Fischen gibt es noch verschiedene Seesterne zu sehen.

Beim Strandspaziergang entdeckte Marion im Wasser Schnecken mit spitzem Gehäuse, die sich durch den Sand wühlen und eine Art schwarze Seegurke, die sich wie ein Blatt, mit wellenden Bewegungen fortbewegt. Auf den Felsen sind wieder unzählige Asseln unterwegs, die wir schon an verschiedenen Stränden entdeckt haben. Hier hat endlich mal eine Aufnahme geklappt, bevor sie wieder alle in den Ritzen verschwinden.

Marion hat die erste Pizza gebacken, ist sehr lecker geworden, obwohl sie vegetarisch ist....

Wir haben uns leider inzwischen einen Sonnenbrand eingefangen. Müssen mehr aufpassen, sind die Sonne hier gar nicht gewohnt. - Bevor es dunkel wird fahren wir noch 6km zu einem kostenlosen Übernachtungsplatz. Als wir vor zwei Tagen hier schon einmal vorbeigeschaut haben, war niemand da, heute sind gleich alle 4 gut erreichbaren Plätze schon belegt. Mit etwas Rumkurbeln unter Einsatz der Zusatzscheinwerfern finden wir noch einen Platz ohne gleich im weichen Untergrund einzusinken....

Toller Sternenhimmel... viele Grillen...aber wir machen um 8 Uhr Feierabend, da wir nicht noch mit Moskitos Bekanntschaft machen wollen. Wir stehen leider etwas abseits von der Wasserkante. Ist nur für diese Nacht... Morgen geht es runter nach Loreto an den Sandstrand...

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 6km südlich des Playa Armenta, rocky beach, GPS: 26.585931, -111.788126, kein Telcel-Empfang, eingeschränkt empfehlenswert, für eine Nacht ok

 

 

 

 

Sonntag 27.03.2022

 

Nach einem kurzen Rundgang nach dem Frühstück runter zum steinigen Strand,

brechen wir früh auf und fahren die 91km nach Loreto in einem Rutsch durch. Rechts immer die Sierra de la Giganta im Blick und sonst unendlich viele Kandelaber-Kakteen.

Gleich am Stadtanfang von Loreto sehen wir einen Fischladen und kaufen für 70 Pesos=3,15€ 250gr. frische, geputzte große Camarones (Garnelen). Bevor wir zum Super-Ley einkaufen gehen, besuchen wir eine Kreuzung davor einen kleinen Eckladen, wo es immer nur sonntags Carnitas gibt. In einem großen Kessel wird ein Schwein in großen Stücken gekocht/gegart, bis das Fleisch schön zart ist. Das Fleisch entspricht dem in Deutschland mehr bekannten pulled Pork. Man bestellt die gewünschte Fleischmenge und bekommt dann auch gleich noch die üblichen Beilagen wie Limones und scharfe Soße sowie frische Tortillas mit dazu. Ich/P bestelle 250gr. Fleisch und erhalte ein großes Doggybag voll mit bestem Fleisch, einen 20iger Packen frische Tortillas und mehrere Tütchen mit Salsa, Zwiebeln, Limones und scharfer Soße. Alles zusammen 200 Pesos =9€. Reicht für mindestens 3 Mahlzeiten.

Im Supermarkt füllen wir unseren Gemüse- und Obstbestand auf. Danach machen wir uns auf den Weg raus zum Strand, immer am lokalen Flughafen vorbei. Das Navi führt Marion etwas in die Irre, da hier viele Straßen schon angelegt sind aber noch gesperrt weil keine Häuser.... Die Geier auf den Kakteen lauern schon, beobachten uns auf Augenhöhe.

Irgendwann beim letzten Palapa (Palmhüttchen) wird der Sand wieder so weich, dass wir nicht weiter können. Das reicht uns.

Heute machen viele Familien Sonntagspicknick und alle winken uns fröhlich zu, als wir vorbeituckern.

Hier gibt es von der Stadt her einen guten Telcel-Empfang. Nach dem ersten Schwung leckerem Essen,

wird Siesta gemacht (nach dem vielen Fleisch braucht es einen leckeren Tequila). Später als das Wasser nach der Ebbe wieder etwas zurückkommt gehen wir eine Runde baden und Marion macht eine erste Strandbegehung.

Kurz darauf kommen Anja und Pascal angefahren und parken auf der anderen Seite der Palapa ein.

Am Nachmittag kommt immer mal wieder ein Flugzeug im Tiefflug, allerdings nicht mit dem zu erwartenden Krach und so stört es nicht besonders, sieht eher cool aus, wie sie so über den Strand auf dem Flugplatz Loreto einlanden; nicht nur kleine Privatflieger sondern auch Größere, u.a. von Alaska Airline.

Wie schon die vergangenen Tage sitzen wir bis weit in die Nacht hinein draußen und genießen den unglaublichen Sternenhimmel und die laue Luft.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Loreto, GPS: 25.96902, -111.35601, sehr guter Telcel-Empfang, am Sonntag viele Einheimische beim Picknick, Kies- und -Sandstrand, empfehlenswert

 

 

 

Montag 28.03.2022

 

Bin heute früh kurz um halb sechs aufgewacht und habe die kleine orange Sichel des Mondes knapp über dem Ozean leuchten sehen. Er wirft einen klaren Streifen oranges Licht übers Wasser. Was ich aber so noch nie gesehen habe, ist der parallel dazu verlaufende weiße Lichtstreifen der Venus. Das sie soviel Licht reflektiert, kannte ich noch nicht. Ist toll anzusehen und leider auf den Bildern (aus der Hand und aufgelegt, Stativ zu tief im Kofferraum vergraben) nicht so gut sichtbar wie in Natura.

Beim Frühstück haben wir eine klare Sicht auf die Sierra de la Giganta.

Den Tag über machen wir Strandurlaub: Lesen, kleinere Reparaturen, Baden und abends wieder die laue Luft genießen. Zu Hause bzw. in Deutschland hat man solche Abende, an denen man bei warmer Luft bis nachts um elf Uhr raussitzen kann ja nicht so oft. Hier ist das ab März die Regel.

Und heute haben wir über der Sierra noch einen tollen Sonnenuntergang.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Loreto, GPS: 25.96902, -111.35601, sehr guter Telcel-Empfang, am Sonntag viele Einheimische beim Picknick, Kies- und -Sandstrand, empfehlenswert

 

 

 

Dienstag 29.03.2022

 

Unsere Nachbarn fahren für die nächsten 1-2 Tage nach Loreto auf den Campingplatz, um mal wieder richtig Strom aus der Steckdose zu tanken und in der tollen Innenstadt von Loreto zu bummeln. Wir lassen uns etwas mehr Zeit und brechen erst gegen Mittag auf. Nehmen heute eine andere Route, durch die Wildnis raus auf die Umgehungsstraße. Nur einmal verfahren und dann haben wir es geschafft.

Fahren den Malecón einmal rauf und runter, entdecken an dessen Ostende einen schönen Platz direkt an der Uferpromenade mit Strand.

Aber zuerst geht es zurück, ungefähr bis zur Mitte der Promenade, wo wir quer auf zwei Parkplätzen einparken, um von dort aus direkt in die Innenstadt zur Missionskirche aus dem Jahre 1697 zu spazieren. Bevor wir die Fußgängerzone erreichen, kommen wir am Camping von Anja und Pascal vorbei. Wir machen gleich einen Termin für einen Abendbummel mit Essen aus und spazieren wieder von dannen. An der Tourist-Info fragen wir nach einer Waltour, hier gibt es Blauwale, die größten Wale der Welt. Geht zwar schon auf Saisonende zu, aber man könnte auf eigenes Risiko eine Ganztagestour raus zu den Inseln buchen, um evtl. einen dieser Riesen zu sichten. Kostet aber, wegen der alleine schon 4-5h Anfahrt mit dem Boot, ca. 100 US$/Person. Das ist uns für die vage Aussicht doch etwas zu teuer (die haben hier voll die amerikanischen Touri-Preise) und auch die 2x4-5h Bootsfahrt ist für Peter den Berufs-Seekranken nicht gerade eine prickelnde Vorstellung.

Die Missionskirche aus dem Jahre 1697 ist das Zentrum der Fugäzo und von außen wie von innen sehr spartanisch eingerichtet.

Auf der ganzen Baja wurden die Indigenen missioniert und entsprechend überall Missionskirchen gebaut. Oft sind die so entstandenen Dörfchen und Missionen kurze Zeit später wieder aufgegeben worden, da die nun christlich getauften Untertanen meistens an den eingeschleppten Krankheiten verstorben sind. Und wenn es nichts mehr zu missionieren gibt, dann zieht man weiter und hofft weitere Ungläubige zu finden, welche evtl. länger überleben. So wurden seit dem 16. JhD. die Einheimischen bis auf eine Handvoll Überlebende ausgerottet. Aber um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wurde dieser grausamen Geschichte im letzten Jahr mitten in Loreto ein Denkmal gesetzt, wo dankbare Gottlose mit glänzenden Augen das Kreuz in Empfang nehmen. – Was hat der Mensch im Namen des Herrn nicht schon alles verbrochen....

Die Fußgängerzone ist ganz nett anzusehen, auch wenn sich ein Souvenirshop an den anderen reiht, schön anzusehende Mitbringsel zu absolut überteuerten Preisen – für mexikanische Verhältnisse.

Am Ende unsere Route gehen wir noch in den Supermarkt einkaufen und zurück am Moppel machen wir 2 h Siesta. Die Hitze hier schafft uns.

Wir treffen uns gegen 18 Uhr am Camping mit den Beiden, und Mike aus Florida (ist in Heidelberg als Sohn eines Soldaten geboren) kommt auch gleich mit. Anja und Pascal haben ihn vor 3 Wochen weiter oben im Norden getroffen und sind seitdem in Kontakt. Pascal kennt ein gutes einheimisches Fischrestaurant, aber als wir ankommen ist es leider schon geschlossen. Wie wir so stehen und beraten, fällt mir der Van direkt am Straßenrand auf und ich erkenne, dass es der Van von John und Carly ist, welche wir vor ein paar Tagen in Mulegé getroffen hatten. Sie sind auch auf der Suche nach Essen und schließen sich uns spontan an. Zurück in der Fugäzone bekommen wir im gut besuchten Touri-Restaurant Platz für 7 Personen und erfreuen uns der Gesellschaft der neu zusammengewürfelten Truppe.

Es gibt natürlich reihum viel zu erzählen, da fast jede Geschichte für mindestens die Hälfte des Tisches neu ist. Das Essen ist gut, aber fast so teuer wie in Europa. Das nette Ambiente und die Freunde gemeinsam am Tisch machen das jedoch wieder wett. Zwischendurch kommen Matt und seine Freundin, waren auch mit ihren Vans in Mulegé, im Anhang einer größeren Gruppe vorbei, begrüßen uns herzlich und ziehen weiter.

Nach dem Essen sind wir mit Mike, Anja und Pascal noch auf einen Absacker in eine Bar mit Livemusik. Die Margaritas sind etwas sauer, die Craftbiere besser. John und Carly gehen indes auf die Suche nach der anderen Truppe. Wir werden sie alle morgen früh wieder sehen, da wir unser Haus heute Abend noch auf die Westseite des Malecóns auf eine kleine Halbinsel direkt am Wasser verlegen werden.

Gegen 22 Uhr verabschieden wir uns am Camping von den restlichen Dreien und parken für die Nacht ein. Nach dem heißen Tag gibt es noch eine erfrischende Außendusche, für ein Bad im Meer ist es leider zu dunkel, da wir nicht wissen wie die Beschaffenheit des Grundes im Wasser ist.

Mitten in der Nacht kommen noch ein paar Einheimische und meinen sie müssen beim Nachtbaden Musik in Diskolautstärke laufen lassen. Die Polizei kommt zwar auf ihrer Routinerunde auch gerade, als ich gegen 1:30Uhr rausschaue, lässt die Krachmacher aber leider unbehelligt. Gottseidank ist die Badeaktion nach 30min beendet und Ruhe kehrt für den Rest der Nacht ein. Am Wochenende ist dieser Platz definitiv nicht nutzbar zum Übernachten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Loreto, GPS: 25.96902, -111.35601, sehr guter Telcel-Empfang, am Sonntag viele Einheimische beim Picknick, Kies- und -Sandstrand, empfehlenswert

 

 

 

Mittwoch 30.03.2022

 

Der Platz ist wirklich toll, man steht direkt am Wasser mit Kiesstrand, kristallklarem Wasser und schönem Blick vom Meer aus auf das Städtchen Loreto mit seinem palmengesäumten Malecón.

In den frühen Morgenstunden ist ein Kreuzfahrtschiff eingelaufen, und da es weit draußen ankern muss, werden ab 6:30 Uhr die ersten Passagiere mit regelmäßigem Beibootverkehr angelandet. Eine schnelle Runde durch die Souvenirshops, eine extra Vorstellung einer Mariachi-Band auf dem zentralen Platz vor der Missionskirche und wieder zurück ins schwimmende Hotel. - Jetzt verwundert auch nicht mehr, warum dieses Städtchen so herausgeputzt ist. (Loreto war ja sogar mal Hauptstadt von GANZ Kalifornien – bis 17hundertnochmalwas. Und ist mächtig stolz drauf.)

Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zu einer Wäscherei, damit der Schrank wieder voll ist, bevor wir südlich nach Aqua Verde an den Strand verschwinden wollen. Es ist zu unserer Überraschung eine Coin-Laundry, was es auf dem Mainland fast gar nicht gibt, und sie ist sehr sauber und super günstig (35 Pesos=1,35€ für eine volle Maschine inkl. 45Min Trockner). Auch die Wassertanks werden, obwohl noch zu 60% voll, vorsorglich aufgefüllt mit 8 Garrafones= ca. 150L=125Pesos= 5,65€.

Vor der Ausfahrt aus Loreto noch einen kurzen Stopp am Supermarkt für Säfte und Mülltüten und schon sind wir raus aus der Stadt.

Zwischendurch machen wir an einem Aussichtspunkt Halt. Die Aussicht auf das Meer mit seinen kleinen vorgelagerten Inseln ist einfach immer wieder herrlich anzusehen.

Nach 35km kommt eine im iOverlander beschriebene Bucht, die sich nur 2km abseits der Mex#1 befindet und die Anfahrt ist relativ gut. Normalerweise ist der Strand von Ligüí gut besucht, aber als wir ankommen stehen an einem Ende nur 2 Vans und 1 Camper. Wir fahren den Strand bis ganz nach hinten und nach dem Umdrehen bleiben wir ungefähr in der Mitte stehen. Unsere hölzernen Unterlegkeile helfen für einen waagrechten Stand. - So schnell kann es gehen, dass die geplante Route abgeändert wird.

Wir haben einen tollen Blick auf die Inseln und bis auf ein paar Autos mit Anhängern der lokalen Fischer haben wir den großen Strand für uns alleine. Da werden wir morgen sicher nicht gleich wieder weiterfahren und Aqua Verde läuft uns auch nicht weg. Die große Insel ist ein Naturreservat und heißt Isla Danzante. Die kleineren haben keinen Namen und wie man an dem reichlich verteilten Guano-Dünger unschwer erkennen kann, sind sie beliebte Landungspunkte für Möwen, Pelikane und sonstige Seevögel.

Peter hüpft sofort in die Badehose und geht eine Runde plantschen und dümpeln. Das Wasser ist nicht ganz so warm wie in Loreto, aber immer noch gut über 20 Grad.

Als wir gemütlich in den Campingstühlen die Aussicht in der Sonne genießen, kommt eines der Fischerboote zurück und beginnt sofort die sogenannten Yellow-Tails auf die Ladefläche des Pickups zu entladen. Die Fischer fragen, ob wir einen haben wollen, aber die Fische sind zu groß und müssen noch komplett zerlegt werden. Die kommen jetzt alle nach Loreto auf den Markt.

Vielleicht haben ja die anderen Fischer evtl. kleine Fische dabei und wir können was schönes einkaufen.

Nach soviel Fisch die letzten Tagen gibt es heute mal wieder eine Hackfleisch-Tomatensauce zur Abwechslung.

In dem kleinen Supermarkt der Wäscherei haben wir eine Flasche Tequila gekauft, damit es heute Abend wieder Tequila-Sunrise zum Sonnenuntergang geben kann.

Nach Sonnenuntergang besucht uns zum ersten Mal seit wir wieder in Mexiko sind die Plage in Form von Moskitos. Irgendwo ist unsere Abschirmung noch nicht optimal und daher können diese Mistviecher in Kohorten einfallen. Mit unserem Elektro-'Tennisschläger' erledigen wir dann innerhalb der nächsten Stunde über dreißig dieser Untiere. Vermutlich ist das Netz an der Eingangstüre nicht dicht. Als die Haustüre zu ist und die Leichen beseitigt sind, haben wir für die Nacht unsere Ruhe. Da müssen wir morgen die Schotten früher dicht machen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Ligüí, GPS: 25.741309, -111.257534, schwacher Telcel-Empfang, Kies/Sandstrand, sehr empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 31.03.2022

 

Die Sonne weckt uns schon kurz nach 6 Uhr, so dass wir auch mit dem Frühstück sehr zeitig fertig sind. Heute wollen wir endlich mal wieder unser Zweimann-Kajak rausholen und eine Tour zu der gegenüberliegenden Insel wagen. Mit der beigelegten Doppelhubpumpe sind die Luftkammern schnell gefüllt. Viel Sonnencreme auf die ungeschützten Stellen, Müsliriegel und Trinkflaschen eingepackt und schon kann es losgehen. Wir paddeln und paddeln und paddeln, und die Insel will nicht näher kommen. Wenn wir uns umdrehen können wir unseren Moppel am Strand schon nicht mehr richtig erkennen. Also machen wir wohl doch Strecke.

Mit der Zeit merken wir, dass die Insel immer größer und die Berge darauf immer höher werden. Das ist die Erklärung für unsere Fehleinschätzung der Entfernung. Nach 1 guten Stunde kommen wir endlich an der anvisierten Bucht an und sind froh nach der doch sehr ungewohnten Haltung und Paddelei mal wieder ein paar Schritte gehen zu können. Wir sind nicht alleine, eine Gruppe anderer Kanuten hat hier übernachtet und macht sich jetzt auf, die Insel zu umrunden bzw. eine weitere Gruppe kommt ebenfalls vom Festland herüber, fährt aber ohne anzulegen weiter.

Hinter der Bucht führt ein angelegter Weg durch das Dickicht und im Zickzack hoch zu einem kleinen Pass. Wir hoffen dort oben auf die andere Seite der Insel schauen zu können und machen uns, nur mit unseren Strandschuhen ausgestattet, auf den Weg. Die steilen Passagen sind etwas rutschig ohne richtiges Schuhwerk, aber die Ausblicke bei den unterschiedlichen Stopps entlohnen für die Mühe.

Oben angekommen haben wir eine tolle Aussicht auf die Rückseite der Insel. Wäre toll, wenn man ein Motorboot hätte, dann könnte man einmal rundherum schippern, zum Paddeln ist es definitiv zu weit.

Der Abstieg wird noch spannender, da Marion mit ihrem Rückenleiden doch etwas wackelig und sehr langsam nach unten stakst. Heil unten angekommen, nehmen wir ein erfrischendes Bad im kristallklaren Wasser mit einer mindestens 3m Sicht auf den steinig, sandigen Grund.

Bevor wir wieder starten, stellen wir die Sitze nochmal ein, damit wir eine bequemere, aufrechtere Haltung und mehr Beinfreiheit haben, was das Paddeln deutlich vereinfacht.

Inzwischen ist ein meerseitiger Wind aufgekommen und wir müssen uns durch die schräg von links kommenden Wellen kämpfen. Eigentlich hatten wir gehofft, dass wir auf der Rückfahrt vom Wind und den Wellen unterstützt werden. Pustekuchen! Wenigstens war die Anfahrt heute morgen noch bei spiegelglatter See.

Wie vorher bei der Insel so kommt es uns wieder ewig vor, bis unser Moppel in Sichtweite ist und langsam näher kommt. Als wir ankommen sind wir platt und nach einer Außendusche geht es erst mal auf die Couch für eine Siesta.

Das gibt sicher Muskelkater in der Rückenmuskulatur und den Schultern. Deshalb steht morgen sicher nicht noch eine Tour an und gegen Abend packen wir das weitestgehend trockene Kajak wieder zusammen. Der Aufbau des Kajaks ging deutlich schneller, aber irgendwann passt es wieder mit dem ganzen Zubehör in den Packsack.

In Loreto haben wir im Supermarkt eine Tüte frische Hibiskusblüten gekauft, welche hier in Mexiko Jamaica heißen und aus denen ein überall erhältliches Erfrischungsgetränk zubereitet wird: Kalter, gesüßter Hibiskusblütentee, der mit viel Eis angeboten wird (1,5 Handvoll Blüten in 2L Wasser 5min aufkochen und 30min ziehen lassen). Als Abwechslung zu Wasser mit O-/A-Saft schmeckt es mir/P sehr gut, Marion ist nicht so der Fan.

Den restlichen Nachmittag sitzen wir draußen und schauen den Seevögeln bei ihrem Tagwerk zu. Obwohl die Fische, die die Möwen fangen eigentlich nicht besonders groß sind, sieht es immer aus als würden sie beim Hinunterwürgen gleich daran ersticken.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Ligüí, GPS: 25.741309, -111.257534, schwacher Telcel-Empfang, Kies/Sandstrand, sehr empfehlenswert

 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 3. und 4. Woche nach Neustart 2022 mit den gewählten Stellplätzen:

Mex_2022_Maerz_2

 

 

 

 

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