Do. 01.08.19 - Fr. 02.08.19

Herrlich, wie ruhig und idyllisch es ist am Morgen an einem kleinen See mitten in der Wildnis. Schon vor dem Frühstück, nach einem erfrischenden Bad in „unserem“ See ist klar, dass wir hier sicherlich ein paar Tag stehen bleiben. Der Platz erinnert uns stark an unseren bisher beliebtesten Stellplatz in Ostkanada am Peshu-Lake. Auch dort standen wir ganz alleine an einem See, herrliches Wasser, keine Mücken und ein einsamer Loon in der Nähe.

Heute werde ich versuchen, eine Hohlschraube basteln, um damit die Luftverteilung in Richtung Geländeuntersetzung und Differentialsperren wieder herzustellen. Da ich keinen Schraubstock zur Verfügung habe, muss Marion dafür herhalten. Sie muss die Schraube mit der Rohrzange festhalten, während ich mit unterschiedlichen Bohrerstärken das zentrale Loch immer weiter vergrößere. So richtig an einen Erfolg glaube ich ja nicht. Mit viel Geduld und Spucke erzielen wir aber am Ende das gewünschte Ergebnis, halt nicht so schön, wie mit einer Standbohrmaschine und Drehbank gemacht. Hauptsache, die Schraube passt jetzt in den Helicoil, ist dicht und leitet die Luft wieder dahin, wo diese hin soll. Mit etwas Teflonband und einer Keramikdichtung ober- und unterhalb der Hohlhülse mit Luftableitung, ist dann auch alles wieder dicht und funktioniert. - Einwandfrei!

Da die Fahrerkabine schon gekippt ist, entferne ich auch gleich noch mit viel Bremsenreiniger und einigen Zewatüchern Öldampf vom Rüssel an den Stellen, die ich öfters anfassen muss, vor allem auf der ganzen Containerbreite zwischen den Edelstahlwinkeln, in denen sich die kleine Leiter befindet. In letzter Zeit haben wir immer ölige Finger bekommen, wenn wir diese herausgenommen haben. Nach dem Reinigen befestige ich mit Ducktape Plastikfolie an den Edelstahlwinkeln über die gesamte Länge, so dass in Zukunft die Leiter auf jeden Fall sauber bleiben wird.

Während ich draußen am Basteln bin, beginnt Marion mit dem Kleinschnippeln eines Teils des Gemüses und einer Schweinelende. Nach dem Anbraten des Fleisches mit der gehackten Zwiebel im großen Schmortopf, kommt alles Gemüse dazu, ablöschen und köcheln lassen. Hier in den USA gibt es Schweinelende relativ günstig zu kaufen, meistens in verschiedenen Marinaden in Folie eingeschweißt. Erstens hält sich das Fleisch im Kühlschrank mindestens zwei Wochen, wird durch die Marinade butterzart und gibt der Soße bzw. dem Gemüse-Eintopf gleich noch etwas Würze mit.

Nachdem die Werkzeuge aufgeräumt und die Küche nach der Eintopfschlacht und dem leckeren Essen gereinigt ist, ist endlich Zeit, um gemütlich in der Sonne zu lesen oder mit der Kamera auf Entenjagd zu gehen.

Gegen Abend, die Bäume spiegeln sich schön im glatten See, sind wir total happy als sich zu dem einzelnen Loon zwei weitere dazu gesellen. Das ist neu. Bisher, auch in Ostkanada, konnten wir immer nur einen Loon beobachten. Später kommt sogar kurzfristig ein vierter dazu, ist aber auch gleich wieder weg bzw. abgetaucht. Loons können mehrere Minuten untertauchen und kommen dann an weit entfernten Stellen wieder an die Oberfläche.

Der Fireban ist eigentlich wieder aufgehoben, es wäre auch etwas Holz in der Nähe, aber wir genießen den Abend am See auch ohne Lagerfeuer und müssen so wegen den Funken und der Glut nicht aufpassen wie Schießhund, da wir natürlich nicht für den nächsten Waldbrand verantwortlich sein wollen.

 

Auch den zweiten Tag verbringen wir mit viel Lesen und Schwimmen zu unserer Entspannung. Zwischendurch kommen zwar immer mal wieder Gäste mit Autos vorbei, bleiben aber nur kurze Zeit, so dass wir unsere Ruhe haben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Rainbow Lake, GPS: 60.718756, -150.81784, sehr ruhig, flaches Wasser aber schwimmbar, kaum Mücken, sehr empfehlenswert

 

 

 

Sa. 03.08.19

 

Leider haben wir hier draußen keinen Internet-Connect und können deshalb die Wettervorhersage nicht abrufen. Auf der einen Seite wollen wir das tolle Wetter weiter am See genießen, auf der anderen Seite wollen wir auch nach Seward fahren und dort bei schönem Wetter einen ganztägigen Bootsausflug in den Kenai Fjords National Park bzw. eine Wanderung zum Exit Glacier machen. Wir beschließen also, uns heute mal wieder zurück in die Zivilisation zu begeben und hoffen, dass wir woanders auch wieder einen schönen See zum Stehen finden.

Aber vorher fahren wir auf der Swanson River Road noch tiefer ins Seengebiet und schauen uns noch die anderen Campgrounds an anderen Seen an. Wir stellen fest, dass diese nicht so schön sind wie unserer am Rainbow Lake. Auf der Rückfahrt machen wir noch am Swanson River halt, der sich durch das riesige Seengebiet windet und auf dem man, verbunden mit einigen Seen, tagelang mit dem Kanu fahren kann. Der Fluss hat nur wenige Zugänge und man paddelt dann quer durch die Wildnis und kommt in Ecken, wo zu Fuß definitiv niemand hinkommt – Wildnis pur. Aber so zugewuchert wie der Fluss hier ist, ist es sicher auch nicht immer einfach durchzukommen.

Auf dem Sterling Hwy wieder nach Westen in Richtung Seward liegt auf der Südseite der recht große Skilak Lake, der vom Kenai-River gespeist bzw. durchflossen wird. Entlang dieses Sees gibt es ebenfalls kostenlose Camping-Möglichkeiten. Rein aus Neugier biegen wir vom Highway auf die Gravelroad ab und erreichen nach kurzer Zeit den Lower Campground, mehrere Parkplätze und eine große Boatramp, damit der Andrang der Lachsfischer genügend Platz findet. Links und rechts führen Feldwege am Seeufer entlang zu den direkt am Wasser und im Wald liegenden Stellplätzen. Für eine kurze Mittagspause fahren wir auf einen der vielen überraschenderweise freien Plätze direkt am Wasser. Die Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge ist toll, das Wasser zwar kalt, etwas milchig weil Gletscherwasser, aber geeignet für eine kurze Schwimmeinlage. Und so schlägt Marion vor, auch wenn wir nur eine kurze Strecke gefahren sind, gleich wieder stehen zu bleiben.

Es bläst eine stärkere Brise über den See, was einen rasch auskühlt, wenn man aus dem Wasser kommt, aber auch die restlichen Mücken vertreibt, falls noch welche da sein sollten. Während Marion sich mit ihrem Buch direkt ans Wasser setzt, baue ich endlich mal wieder die Hängematte auf, wenn schon mal genügend Bäume in der Nähe stehen.

Als es draußen langsam zu dunkeln anfängt, kehrt auch bei der Nachbarsfamilie und bei den umgebenden Fischern Ruhe ein und wir können die Nacht bei angenehmen Temperaturen genießen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Skilak Lake, GPS: 60.471228, -150.469256, relativ ruhig, viele Stellplätze direkt am Wasser, kaltes Gletscherwasser vom Kenai-River gespeist, sehr empfehlenswert

 

 

So. 04.08.19

 

Wetter heute Morgen: Wenige Wolken am Himmel, starker Wind auf dem See. Wir fahren weiter Richtung Seward, um uns u.a. wieder mit Lebensmittel und Wettervorhersagen einzudecken.

Auf dem Weg kommen wir am Hidden Lake vorbei, der wärmer ist als der Skilak Lake, da er keinen Gletscherwasser-Zufluss hat. Hier wie auch am oberen Ende des Skilak Lakes, welches wir von einem Zwischenhügel aus gut übersehen können, gibt es Campgrounds, die pro Übernachtung 15$ kosten, dafür allerdings neben den obligatorischen Pittoilets auch noch Abfallcontainer bereitstellen. Wir sehen uns kurz den Upper Skilak Lake Campground an, finden aber den Lower, wo wir gestern umsonst standen, eindeutig besser. Weil wir aber gerade schon mal hier sind, nutzen wir die Gelegenheit und entsorgen unseren Müll im großen Container.

Vom Sterling Hwy biegen wir an der Kreuzung Richtung Süden ab, kommen am Moose Pass und dem gleichnamigen Lake vorbei, an dem man auf einem großen Schotter-Parkplatz auch frei stehen kann. Auch dieser See ist milchig vom Gletscherwasser und daher entsprechend frisch. Wir wollen sowieso nicht stehen bleiben, sondern fahren weiter nach Seward.

Nach dem Moose Pass kommen wir an einer der vielen Wildlife-Aussichtsplattformen vorbei, von wo man aus mit viel Glück entsprechendes Getier beobachten kann. Diese hier liegt nach einem kurzen Marsch durch den Wald direkt am Moose Creek, wo wir hoffentlich Lachse beim Laichen beobachten können.

Als wir an der Plattform ankommen, sehen wir schon von weitem wie es in dem niedrigen Flusswasser nur so von roten Sockeye-Lachsen wimmelt. Die großen Männchen mit ihren ausgeprägten grün gefärbten Hakenmäulern verteidigen aggressiv ihr Revier, so dass sie die einzigen sind, die an dieser Stelle die Eier der Weibchen besamen können, sobald diese die Eier im kiesigen Untergrund ablaichen. An manchen Stellen durchbrechen bis zu 10 Rückenflossen die Oberfläche und bringen das Wasser zum kochen.

Wenn jetzt noch ein Bär im Wasser stehen und versuchen würde, die Lachse zu fangen, dann wäre das Bild perfekt. Eben so wie man es von den unzähligen Prospekten zu Alaska und dem Salmon-run kennt. - Wir sind auch so sehr zufrieden. Es ist schon ein tolles Erlebnis, die Lachse zu beobachten in ihren Laichgebieten nach jahrelanger Wanderung durch die Ozeane, zurück bis zu ihrer Geburtsstätte. Leider endet dann auch das Leben der Lachse hier; sie werden entweder gefressen, gefangen oder düngen die umgebenden Wälder mit ihren verwesenden Leichen. Es gibt verschiedene Langzeitstudien, in denen nachgewiesen wird, dass die Wälder auf den Nährstoffeintrag durch die sterbenden Lachse, vor allem des Phosphors, angewiesen sind. Als die Lachspopulation durch Überfischung drastisch abgenommen hat, konnte dies auch im Waldbestand und am Wachstum der Bäume nachgewiesen werden. Inzwischen wird der Lachs-Fang eingeschränkt und der Bestand durch gezieltes Aussetzen von befruchteten Eiern wieder nach oben gefahren, was auch dem Wald über die letzten Jahre wieder gut getan hat und wissenschaftlich belegt wurde. Ein Kreislauf in der Natur, wie so häufig.

Auf der weiteren Fahrt nach Seward kommen wir nach vielen zig Kilometern am Ostende des langgestreckten Kenai Lakes vorbei, an dem wir vor über zwei Wochen bereits mehrere Tage am Westufer gestanden sind. Von dieser Seite gibt es leider keinen Zugang, da auch die Bahnlinie direkt am Seeufer entlang verläuft. Die Railwaystrecke verläuft hier, mit Start in Seward, Richtung Norden direkt auf dem Iditarod-Trail, dem berühmten Schlittenhunderennen, das an die Heldentat von 1925 erinnern soll, als durch eine 127 Stunden dauernde Schlittenhundestaffel lebensrettende Medikamente bis ins 1850 km entfernte Nome im Westen von Alaska transportiert wurden und damit die dortige von einer Diphterie-Epidemie bedrohte Bevölkerung gerettet wurde. Flugzeuge konnten auf Grund des schlechten Wetters nicht fliegen, und so wurden die Hundeschlittenführer zu Nationalhelden. Der Namen Iditarod stammt von einer indianischen Siedlung entlang der Strecke, die schon mehrere hundert Jahre von den Eingeborenen als Handelsweg genutzt wurde. In den 1960-Jahren wurde, als Erinnerung an diese Heldentat, eine sportliche Disziplin aus dem Rennen geboren und ist seither das letzte große Schlittenhunderennen der Welt.

Da in den vergangenen Jahren oft Frauen das Rennen gewonnen haben, gibt es T-Shirts und Poster mit folgender Aufschrift: Alaska - where men are men, and women win the Iditarod. Again and again and again....“ - Harte Männer, noch härtere Frauen!

Bevor wir Seward erreichen, biegen wir in die Exit Glacier-Road ab und fahren auf dieser ca. 15 km gen Westen in die Berge und in den Kenai Nationalpark, in dem der Exit-Glacier, als einer der vielen Gletscherausläufer des Harding Icefields, gut zugänglich ist.

Schon aus der Ferne auf dem Weg zur Nationalpark-Grenze sehen wir den Exit-Glacier.

Am Visitor-Center schnüren wir unsere Wanderschuhe und machen uns auf den 1,5 km langen leichten Anstieg hoch zur Zunge des Gletschers. Inzwischen kann man nicht mehr direkt zum Gletscher, sondern muss schon weit vorher von einem erhöhten Aussichtspunkt aus Bilder von der Eiszunge schießen.

Schon auf der Herfahrt, wie jetzt auch auf dem Trail, sind immer mal wieder Tafeln mit Jahreszahlen aufgestellt, die anzeigen, wo der Gletscherrand in dem jeweiligen Jahr gelegen hat. Vor allem gegen Ende des Trails ist es erschreckend und traurig zu sehen, welche Strecken der Gletscher sich in nur wenigen Jahren immer mehr zurückzieht und sich auflöst. Und leider nicht nur dieser hier; überall in Alaska werden die Gletscher kleiner und kleiner. Kein Wunder, bei dieser Hitze hier.

Obwohl wir mittlerweile schon einige Gletscher gesehen haben, ist es trotzdem immer wieder faszinierend, auch wenn aus einiger Entfernung, vor diesen Eiswänden zu stehen und das dunkelblaue Leuchten des Jahrhunderte alten Eises im Sonnenlicht zu sehen. Schon toll.

Erst mit Menschen (roter Kreis) im Vergleich wird einem die Mächtigkeit der Eiszunge bewusst. Das am unteren Schlund herausschießende milchige Gletscherwasser mäandert als breiter sich immer neue Wege suchender Fluss durch die Landschaft, an unserem heutigen Stellplatz vorbei bis hinunter nach Seward und dort in die Bay.

Auf dem Rückweg immer wieder gute Ausblicke auf die umgebenden Berge und weitere Gletscher.

Auf der Rückfahrt, die Exit Glacier Road vor Richtung Seward, schauen wir uns Stellplätze entlang der Straße an und finden eine kleine Einfahrt, raus ins größtenteils trockene, steinige und sehr breite Flussbett des Exit-Glacier-Rivers. Hier stehen bereits 2-3 Reisende, weit verteilt in der Landschaft. Hier werden wir später auch einparken, bei diesem tollen Rundumblick auf die Berge.

Vor dem Einparken fahren wir aber kurz nach Seward rein, informieren uns über einen Bootsausflug in den Kenai Fjords Nationalpark, buchen eine 6-stündige Tour für Übermorgen, kaufen noch eine Kleinigkeit im Supermarkt ein und nutzen dort gleich das Wifi zum Abrufen unserer emails bzw. WhatsApp-Nachrichten. Danach geht es wieder zurück zum Stellplatz, da der Hunger sich so langsam meldet. Der Abend ist noch herrlich warm und das Flussbett liegt in Ost-West-Richtung, daher geht die Sonne erst sehr spät am Horizont unter.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Exit Glacier Creek, GPS: 60.167194, -149.500891, sehr ruhig, massig Platz, etwas Bodenfreiheit ist notwendig, nichts für klassische Weißware, 8 km von Seward entfernt auf dem Weg zum Exit Glacier, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

Mo. 05.08.19

 

Wir haben in den vergangenen Tagen, als wir am Rainbow Lake gestanden sind, einiges an Rückstand in unserem Reisetagebuch aufgeholt und brauchen jetzt ein gutes, schnelles Netz, um all die Bilder hochzuladen. Laut iOverlander ist hier in Seward die Library der Ort der Wahl. Schon draußen auf dem Parkplatz ist das Netz super gut. Deshalb starten wir gleich mal eine Skype-Videosession mit der Heimat und danach können wir den kompletten Aug in einem Rutsch hochladen. So macht es Spaß.

In der Eingangshalle der Bibliothek sind in Schaukästen Gedenkteller ausgestellt zu den jährlich stattfindenden Hundeschlittenrennen. Das Nachbargebäude ist das ehemalige Cable/Telegraph House, in dem die Unterseekabel vom Mainland USA angekommen sind.

Anschließend parken wir unten an der Uferpromenade der Resurrection Bay ein und genießen den genialen Rundblick auf die Gletscher und die Berge. Hier befindet sich auch die Infotafel zum Startpunkt des Iditarod-Rennens bzw. Trails, sowie das Seward-Gründungsmonument.

Zu unserer Freude tummeln sich gleich mehrere Seeotter in der Bay. Die possierlichen Tierchen haben wir zum letzten Mal in Kalifornien bei Monterey aus der Nähe betrachten dürfen.

Im nördlichen Teil von Seward, wo der Hafen und die Verladefließbänder für die Kohlefrachtschiffe liegen, dort ist die Tiefe auch für die großen Kreuzfahrtschiffe gewährleistet. Da gerade eines im Hafen liegt, wuselt es entsprechend in der Stadt.

Der Tag war schön, aber auch mal wieder anstrengend und wir sind froh, als wir an unseren Platz zurückkommen und mit einem guten Buch noch etwas Sonne und Ruhe genießen können. Wenn jetzt noch ein kleiner See zum Schwimmen in der Nähe wäre, dann wäre der Platz wieder Spitzenklasse. So kommt halt die Außendusche zum Einsatz.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Exit Glacier Creek, GPS: 60.167194, -149.500891, sehr ruhig, massig Platz, etwas Bodenfreiheit ist notwendig, nichts für klassische Weißware, 8 km von Seward entfernt auf dem Weg zum Exit Glacier, sehr empfehlenswert

 

 

Di. 06.08.19

 

Heute ist es soweit: Wir werden um 11:30 Uhr mit einem Ausflugsboot eine 6stündige Tour durch den Kenai Fjords Nationalpark machen. Ich/P habe trotz leichtem Frühstück noch ein ungutes Gefühl im Magen und hoffe, dass die Reisetabletten auch wirklich helfen und der Seegang nicht allzu heftig wird.

Wir fahren die acht Kilometer nach Seward, sehen dort schon vor erreichen der Ortsgrenze rechts oben den ersten Gletscher des Tages und parken auf einem großen außerhalb liegenden Parkplatz des Touranbieters 'Kenai Fjords Tours' ein. Diese betreiben das Geschäft seit 1974 und sind fast so etwas wie ein Monopolist. Alles ist voll durchorganisiert. Muss ja auch, da hier über den Tag verteilt mehrere Hundert Touristen auf 5 großen Booten verteilt durch die Fjordlandschaft geschippert werden. Ein Shuttlebus bringt die Tourteilnehmer im 10-Minuten Takt in den Hafen. Von hier aus werden wir mit unserem Ticket zum richtigen Boot geschleust und mindestens 130-150 Mitreisenden entern das Boot. Schließlich gilt es, einen guten Platz zu sichern.

Außer den Ausflugsbooten liegen hier im Hafen viele weitere Schiffchen – alte Fischkutter und schöne Yachten.

Wir ergattern an der Bootspitze mit gutem Blick nach vorne zwei Plätze und somit auch immer frischen Wind um die Nase. Der Tag entwickelt sich, schon morgens blauer Himmel und hohe Temperaturen, besser als erwartet, lässt keine Wünsche offen. Wir sind mit unseren Klamotten schon fast zu warm angezogen – bis jetzt. Auch der Nebel, der sich gestern südlich des Hafens in der Resurrection Bay ausgebreitet hatte, hat sich komplett verzogen. Das Wasser in der Bay ist heute fast spiegelglatt, wobei sich das noch ändern kann, sobald wir die Bay durch den schützenden Engpass verlassen und aufs etwas rauere Meer kommen.

Schon die Berge rechts und links der Bay, sind auf den Spitzen mit blendend weißem Schnee bedeckt und mehrere kleinere Gletscher haben sich in den zum Teil tief eingeschnittenen Canyons an den Hängen gebildet. Wir werden in den Fjords noch einige weitere zu sehen bekommen. In beinahe jedem Tal-Einschnitt strömt das Jahrhunderte alte Eis aus dem Inlandseisfeld in zig Gletschern unterschiedlicher Größe Richtung Meer, langsam aber stetig. Die Gletscher gehen durch die immer wärmer werdenden Sommer leider stark zurück, nur noch wenige reichen tatsächlich bis zum Meer, z.B. Bear Glacier – letztes Bild.

Wie erwartet beginnt das Wellenreiten sobald wir die Bayenge durchquert haben und ein Stück offenes Meer überqueren müssen, bevor wir in die Fjordlandschaft mit den vorgelagerten Inseln eintauchen.

Zwischendurch verteilt die Crew unseren Mittagssnack (Hühnchen-Wrap mit Gemüse, Müsliriegel, eine kleine Tüte Chips und a Schoklädle), den wir allerdings in der Kabine essen müssen, damit bei DEM Wind und Seegang kein Papier etc. über Bord geht.

Die Reisetabletten wirken, das Essen schmeckt, und mit freiem Blick zum entfernten Horizont macht das Abreiten der Wellen schon fast Spaß. Scheinbar nicht allen, denn die Crew zieht mit weißen Tüten in der Hand die Runden durchs Schiff, um größere Unglücke zu vermeiden.

Der Kapitän steuert zwei Inseln mit steilen Felswänden an, an die er sich mit genug Wasser unterm Kiel gefahrlos nahe heranwagen kann. Ideal zum Beobachten der vielen hier nistenden Vögel und der Seelöwen, die allerdings gerade ihren Mittagsschlaf halten. Leider ist uns das Glück bei der ersten Insel nicht so hold, dafür bietet der zweite Felsblock neben den Murres (sehen von weitem aus wie Pinguine), red-legged Kittiwakes (Klippenmöwen – leider nicht mit auf dem Bild),

Puffins (Papageientaucher),

und Seeotter,

auch noch ein Rudel Seelöwen beim Sonnenbaden – so was von chillig!

Es ist wirklich nicht einfach, bei diesem Geschaukel auf dem Boot scharfe Bilder hinzubekommen. Gerade scharf gestellt, schwenkt das Boot aus dem Motiv. Schnell klicken, Sport-Einstellung klick-klick-klick-klick, in der Hoffnung, dass eines der Bilder einigermaßen scharf wird.

Als wir weiter aufs offene Meer kommen, erschallt plötzlich der Ruf „Wale in Sicht“ über das Schiff. Der Kapitän bremst sofort und steuert in Richtung der Sichtung. Wir können mehrmals den Rücken und das Abblasen der Atemluft sehen, auch einmal eine Schwanzflosse, aber zum Fotografieren sind die Sichtungen zu willkürlich und zu schnell wieder vorbei. Es sind wohl Finnwale, wie man an der Rückenflosse erkennen kann, und laut Kapitän schlafen sie gerade, weil die Abstände zwischen dem Atem holen relativ kurz sind; die Wale liegen wohl nur wenig unterhalb der Wasseroberfläche. Wenn die Wale am Fressen sind, tauchen sie viel länger ab, kommen danach auch länger und mit viel Getöse zum Luftholen an die Oberfläche. Sollte nicht sein, und nach 15min gibt es dann keine weiteren Sichtungen und wir nehmen wieder Kurs auf zu den Fjords.

Die nächsten anderthalb Stunden schippern wir vor der Fjordöffnung immer weiter nach Westen, bis wir in einen der Fjorde abbiegen.

Je weiter wir uns wieder dem Festland nähern, desto mehr nimmt die Schneelast auf den Berghängen zu, bis wir fast am Ende auf der linken Seite den Pedersen-Gletscher bläulich in der Sonne leuchtend am Berghang sehen. Aber der Blick richtet sich schnell wieder nach vorne, da am Ende des Fjords der Aialik-Gletscher in Sicht kommt, der seine Eisfracht kalbend direkt in den Fjord entlässt.

Der Kapitän nähert sich dem Gletscher in Schleichfahrt. Um uns herum kleinere Eisbrocken, die vom letzten Kalben im Wasser schwimmen. Und jetzt ertönt über alle Lautsprecher die weltbekannte Melodie aus dem Film 'Titanic' von Celine Dion. Natürlich steht niemand wie Kate Winslet mit Leonardo di Caprio vorne am Bug, aber der Gag ist gelungen.

Wir kreuzen die nächste halbe Stunde immer mehr oder weniger nahe vor dem Gletscher, damit jeder genug Bilder aus sämtlichen Perspektiven machen kann, auch wenn am Ende doch nur eine Handvoll übrigbleiben wird.

In der Zwischenzeit hat die Crew mehrere Eisbrocken aus dem Wasser gefischt und an der Bar werden Drinks mit Jahrtausende altem Gletschereis serviert. Einer dieser alten Eisbrocken wird zum Anfassen auf Deck herum gereicht.

Irgendwann ist Schluss, tausende Bilder und Selfies sind gemacht und wir geben wieder Vollgas Richtung offenes Meer. Inzwischen sind auch schon die ersten drei Stunden und damit die angesetzte Hälfte der Tour vergangen. Auf der Rückfahrt lehnen sich jetzt die meisten entspannt zurück und genießen die Landschaft nochmal aus entgegengesetzter Richtung. Nur noch vereinzelt wird eine neue Einstellung geknipst.

Wir haben gehofft, nochmals Wale zu sehen. Es wird auch kurz mal angehalten, da weitere Boote auf Schleichfahrt sind und anscheinend Orcas gesichtet wurden. Aber außer einer Atemfahne ist nichts zu sehen und nach ¼ h löst sich der gesamte „Jagdverband“ wieder auf und düst weiter Richtung Heimathafen.

Auch unser Kapitän düst mit Höchstgeschwindigkeit nach Hause, ohne noch einmal bei einer Vogelinsel anzuhalten. Und so sind wir bereits nach 5.5 h wieder in Seward – er hat es wohl eilig und möchte rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein. Unsere Ansicht nach, wären bei dem hohen Preis schon noch 1-2 Stopps drin gewesen. Die Tour hat jeden von uns 160 € gekostet (180 $ incl. Tax). Wir sind der Meinung, dass das Preisleistungsverhältnis nicht ganz gepasst hat, und wenn schon die Wale nicht mitmachen wollten, der Kapitän flexibler agieren und einen weiteren Stopp an einer der Vogelinseln machen können.

Gestern Abend, es war schon recht dämmrig, fuhr ein ausgebauter Krankenkastenwagen zu dem heruntergekommenen in der Nähe von uns eingeparkten VW-Bus. Ich sage noch zu Marion: „Ich glaube, die kennen wir. Die haben wir im Kings Canyon Nationalpark in Kalifornien zusammen mit den Donnerlastern getroffen und kurz gesprochen.“ Jay und seine Frau Cassidy hatten damals dann doch noch eine andere Stelle gefunden, so dass wir sie seitdem nicht mehr getroffen haben. Und derartige, alte Krankenkastenwagen gibt es viele. Sie sind ideal für den Umbau in ein WoMo.

Bevor wir heute Morgen losfahren wollen, begrüßen wir uns auf die Schnelle. Es sind tatsächlich Jay und Cassidy! Die Welt ist doch klein! Der alte VW-Bus gehört Jays Eltern, die einen RV-Park in Pensacola/Florida haben, und für die nächsten Monate mit den Beiden mitreisen. Wir sind etwas unter Zeitdruck und verschieben den Smalltalk auf den Abend.

Abends, von unserer Tour zurück, müssen wir gleich einige Fragen zur Tour beantworten, wie es war und was wir alles gesehen haben, da sie in ein paar Tagen diese oder eine ähnliche Tour machen möchten.

Jays Eltern haben schon viel auf unserer Homepage gelesen und sind sehr an unserer Reise und unserem Fahrzeug interessiert. Da die beiden Frauen gerade noch unterwegs sind, nutzen Jay und sein Vater die Gelegenheit für eine ausführliche Führung durch und um unseren Moppel herum. Danach sitzen wir noch gemütlich zu einem Bier zusammen, bis dann alle müde sind und in die Federn verschwinden.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Exit Glacier Creek, GPS: 60.167194, -149.500891, sehr ruhig, massig Platz, etwas Bodenfreiheit ist notwendig, nichts für klassische Weißware, 8 km von Seward entfernt auf dem Weg zum Exit Glacier, sehr empfehlenswert

 

 

Mi. 07.08.19

 

Irgendwie bekommen wir heute 'den Riemen nicht drauf'. Wie so oft, lesen wir nach dem Frühstück in unseren aktuellen Schmökern und starten dann entspannt in den Tag. Heute finden wir beide kein Ende und lesen und lesen und lesen, fast den ganzen Tag.

Nachmittags holt Marion wieder ihren großen Schmortopf heraus. Wir haben ja noch Brokkoli, Blumenkohl und einen halben großen Kohlkopf. Noch Möhrchen (M: Fällt mir immer „Tu mal lieber die Möhrchen – Marihuana ist nicht gut“ von Helge Schneider dazu ein), Zwiebeln und eine eingelegte Schweinelende dazu, und schon haben wir wieder für mindestens zwei Tage leckeren Gemüseeintopf mit Fleischeinlage.

Draußen ist es heiß, obwohl ein starker Wind vom Gletscher her hinunter ins Tal bläst. Er bringt aber keine Frische mit sich, sondern ist warm, so wie der Saharawind, der in Südfrankreich übers Mittelmeer weht. Erst gegen Abend sitzen wir in den Schatten des Moppels, da die Hitze nur langsam nachlässt.

Unsere Nachbarn präsentieren stolz einen großen Chum-Lachs, den sie vorne im Fluss mit einem angespitzten Stock 'gefangen' haben. Er wird dann auch gleich ausgenommen und kommt zum Abendessen auf den Tisch. Leider schmeckt er wohl nicht wie Sockeye oder Pink Salmon; er hat weißes Fleisch und ist nicht so lecker. Warum der wohl Dog-Salmon heißt ? Schade, die ganze Mannschaft hatte so eine Freude über den Fang.

Wir haben heute mal wieder überlegt, ob wir ein Lagerfeuer starten sollen, aber bei dem Wind macht das keinen Spaß. Als es um 23 Uhr etwas dunkler wird, ziehen wir uns in unsere Burg zurück.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Exit Glacier Creek, GPS: 60.167194, -149.500891, sehr ruhig, massig Platz, etwas Bodenfreiheit ist notwendig, nichts für klassische Weißware, 8 km von Seward entfernt auf dem Weg zum Exit Glacier, sehr empfehlenswert

 

 

Do. 08.08.19

 

Beim Frühstück sehen wir, dass heute wieder ein sonniger Tag wird. Bleiben wir noch einen Tag stehen oder fahren wir wieder Richtung Norden ? Obwohl der Platz von der Aussicht toll und ruhig ist, vermissen wir einen kleinen See zum Baden. Also wird zusammengepackt und wir verabschieden uns ausführlich von den Nachbarn. Wir haben noch viele Tipps für sie, da die vier in den nächsten Tagen nach Kenai und runter nach Homer fahren werden. Zum Abschied bekommen wir jeder ein Pensacola-Käppi und eine Einladung: Sollten wir je mal wieder nach Florida kommen, dann hätten wir auf jeden Fall einen Platz zum Stehen in ihrem RV-Park. Dankeschön. Wer weiß – sag niemals nie! Wir tauschen unsere Kärtchen und drücken uns alle nochmal innig zum Abschied.

Bevor er es auf den Hwy geht, machen wir kurz bei einer Lachsräucherei Halt. Der Besitzer sagte uns Anfang der Woche, dass er ab heute wieder frisch geräucherte Ware hätte. Als wir nachfragen, ist nur die Vertretung hier, die uns nur mitteilen kann, dass vor Samstag nichts Neues in die Regale kommt. Schade. Sie ist sehr nett und nach kurzem Smalltalk meint sie, ich soll mal warten, verschwindet für ein paar Minuten im Laden und kommt dann mit einem kleinen Vakuumbeutel zurück mit sechs, fingerdicken geräucherten Lachssticks. Diese schenkt sie uns, weil wir umsonst vorbeigefahren sind. Immer wieder erstaunlich die Freundlichkeit. Ich glaube nicht, dass ich in Deutschland als Ausländer/Tourist so etwas erleben würde – oder täusche ich mich?

Nach einem kurzen Stopp in Seward am Supermarkt, wo wir nochmal das Wifi für wichtige Post nutzen. Obwohl wir überall Totholz in rauen Mengen in Wäldern oder Flussbetten liegen sehen, und man dieses durchaus für Lagerfeuer nutzen darf, solange kein Fireban herrscht, kaufen die Menschen hier das teure gespaltene Holz: 4-5 Scheite für 7$ ??? Wir verstehen das nicht!

Entlang des Hwys kommen wir wieder durch tolle Berglandschaft und am Rand vorbei an dem einen oder anderen Seerosenteich, wobei die Blüten schon verschwunden sind. Es geht ja so langsam auf den alaskanischen Herbst zu.

Kurz nach der Ortschaft Moose Pass kommen wir wieder an der Salmon Viewing Platform vorbei und machen natürlich nochmal die kurze Wanderung durch den Wald, um den roten Sockeye-Lachsen bei ihrem letzten Lebensakt der Zeugung von Nachkommen zuzuschauen. Die Weibchen haben zwar dieselbe Färbung, an der ausgeprägten Hakennase sind die Männchen aber deutlich zu erkennen, die ihren Platz am Heck der Weibchen verteidigen, um ja nicht den Zeitpunkt der Eiablage zu verpassen. Konkurrenz, die auf einen Kampf aus ist, ist reichlich unterwegs und versucht immer wieder durch Angriffe die begehrten Plätze im Kielwasser zu ergattern.

Nachdem wir die Sterling-Seward-Hwy-Junction hinter uns lassen, wo wir uns doch noch kurz überlegt haben, einen zusätzlichen Abstecher auf die Kenai-Halbinsel zu machen, geht es hoch, am Summit-Lake vorbei. Hier gibt es einen Campground, im National Forest und daher nicht ganz so teuer, deswegen sind die schönen Plätze direkt am Wasser fürs Wochenende bereits alle vergeben.

Als wir Richtung Portage Glacier Road kommen, die nach Whittier führt, sehen wir schon Weitem die Gletscher bewehrten Berge. Hier werden wir nochmals einbiegen und evtl. einen Hike machen oder die Kajaks auspacken.

Vor ein paar Wochen (tatsächlich schon so lange her!) standen wir ein paar km weiter auf einem Stellplatz. Damals regnete es sehr und wir trafen Marion und Alfred (Wo die beiden jetzt wohl sind?). Diesmal fahren wir an den etwas weiter vorne liegenden See, der letztes Mal komplett besetzt war. Auch heute ist einiges los, aber wir bekommen noch einen schönen Platz am Rand. Schön hier! Zuerst geht es mal mit einem Sprung ins kühle Frisch. Wir werden von einigen anderen Campern etwas überrascht angesehen. Sie sitzen in warmen Klamotten zwar draußen, sind aber wohl nicht auf die Idee gekommen, hier zu baden. Wir finden das Wasser herrlich und auch wärmer wie im Kenai-Lake, nur etwas kälter als am Rainbow Lake, aber ausreichend, um längere Zeit zu schwimmen und es zu genießen. Bevor es Abendessen gibt nutzen wir noch die letzten Sonnenstrahlen, um direkt am Wasser noch etwas zu lesen.

Wir haben von gestern noch Gemüseeintopf und strecken diesen mit einer zusätzlichen Portion violettem Blumenkohl und Brokkoli, den Resten unseres reichhaltigen Gemüsegeschenks vom Cabin Lake.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an kleinem Teich an der Portage Glacier Road, GPS: 60.792696, -148.09983, relativ ruhig, sobald der Verkehr von bzw. nach Whittier nachlässt, Platz für mehrere Fahrzeuge, tolles klares Wasser, sehr empfehlenswert

 

 

Fr. 09.08.19

 

Beim Frühstück sind wir am Grübeln, was wir uns Heute vornehmen sollen. Interessant hört sich der Portage Glacier Trail an. Dazu müssten wir aber durch den Tunnel nach Whittier fahren, was mit unserem Gefährt mindestens 40$ kosten würde. Daher überlegen wir, ob wir nicht nur ein Moped nehmen. Auch eine Idee wäre, mit dem Kajak über den Glacierlake in die Nähe des Gletschers zu paddeln. Für beide Ideen haben wir noch etwas zu wenig Info. Das Visitor-Center ist nur wenige Kilometer entfernt und daher nehmen wir die Fahrräder und radeln dort hin. So können wir auch gleich den guten Platz hier am See behalten, falls heute wieder neue Camper vorbeikommen.

Parallel zur Portage Glacier Road führt der sogenannte Blue Ice Trail. Dieser ist gut befestigt und mit Brücken und Stegen über Bäche und moorige Waldstücke ausgerüstet. Auf einer der Brücken sehen wir mehrere Chum-Lachse und einen Fisch, der Dolly Varden genannt wird.

Die Blütezeit der Fireweeds ist inzwischen auch am Ende angelangt und die Stängel voller dünner Hülsen platzen auf und entlassen die Samen mit viel Gefieder, damit der Wind sie über weite Strecken verteilen kann. Wie wir in den letzten Wochen in Gesamtalaska sehen konnten, ist diese Strategie sehr erfolgreich.

Im Visitor-Center erfahren wir, dass der Hike 750 Höhenmeter über den Berg geht und auf der anderen Seite wieder zum Gletschersee hinunter. Man muss die Tour dann wieder komplett zurück wandern. Definitiv zu heftig für uns. - Die Kajaktour führt über 6,5 km am See entlang und man muss dann noch bis zum Gletscher ein gutes Stück an Land marschieren. Beide Touren sagen uns nicht wirklich zu, da wir nicht wissen, ob wir konditionell dafür bereit sind. Da wir auf unserer weiteren Tour durch Südalaska noch an weiteren Gletschern nahe vorbeikommen, ist es nicht so schlimm, wenn wir diesen hier verpassen.

Zuerst radeln wir mal wieder Richtung Stellplatz zurück. Einen Kilometer davor kommen wir wieder über eine größere Holzbrücke und als wir anhalten, sehen wir etwas entfernt im Wasser rote Sockeyes schwimmen. Das wollen wir aus der Nähe sehen. Also marschieren wir ca. 70 m am Flussarm entlang durch den Wald und kommen zum größeren Flussabschnitt, in den der kleinere strömt. Hier sind wir an der richtigen Stelle und sehen wie unzählige Lachse in der Strömung stehen. Die „Fischsuppe“ besteht aus den roten Sockeye-Lachsen, den mit violetten Streifen/Tupfen an der Seite ausgestatteten Chum-Lachsen und viele Dolly Vardens. Nachdem wir auf der Fahrt von Süden her, nur an einer Stelle (neben sechs anderen als Lachsbeobachtungpunkt im Infoblatt der Ranger ausgewiesen) Lachse zu sehen waren, haben wir diesen zusätzlich gefunden. Genial – genau so, wie man es sich vorstellt und aus Prospekten kennt.

Nach diesem schönen Erlebnis radeln wir noch den Rest des Trails zurück, können aber in allen anderen Flüssen/Bächen bis auf vereinzelte Fische keine größere Menge mehr ausmachen.

Zurück beim Moppel geht es erst mal eine Runde schwimmen und wir freuen uns, dass wir im Moment komplett alleine am See stehen. Wahrscheinlich wird sich das gegen Abend aber wieder ändern. Wir bleiben auf jeden Fall stehen, müssen halt darauf achten, dass uns nicht einer direkt vor die Sicht parkt. Als wir draußen unter der Markise sitzen, kämpft sich eine grellgelbe Raupe über unseren Vorplatz. So wie die leuchtet, ist sie sicher richtig unappetitlich und giftig.

Am Spätnachmittag parkt neben uns ein Angler mit seinem Pickup ein und wir kommen wie so oft über unser Gefährt und unsere Reise ins Gespräch. Zwischendurch wirft er immer mal eine seiner Angeln frisch aus und kommt dann wieder zurück. Als er dann so langsam seine Angeln, ohne einen Fang, wieder verstaut, fragt er mich, ob ich an frischem Lachs interessiert wäre. Ich sage natürlich sofort ja und er öffnet eine seiner großen Kühlboxen und entfernt die obere Lage Eistüten. Darunter befinden sich eine große Anzahl Zippertüten voll mit frischem Lachsfilet. Es ist Pink Salmon, den er gestern frisch im Meer, also noch im Salzwasser, gefangen hat. Ich frage ihn, was er dafür haben möchte und er sagt erstaunt „natürlich nichts“; es ist ein Geschenk, er hätte sowieso viel zu viel gefangen. „Welcome in Alaska and save travels“. Bin total baff, bedanke mich sehr herzlich und bringe das Geschenk gleich zu Marion in die Küche. Es sind zwei komplette Filetseiten, eine frieren wir gleich ein und die andere wird es gleich Morgen aus der Pfanne geben.

Zum Abschied winken wir ihm nochmal zu und genießen den Rest des Nachmittags mit unseren Büchern unter der Markise.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an kleinem Teich an der Portage Glacier Road, GPS: 60.792696, -148.09983, relativ ruhig, sobald der Verkehr von bzw. nach Whittier nachlässt, Platz für mehrere Fahrzeuge, tolles klares Wasser, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

Sa. 10.08.19

 

An diesem tollen klaren See ist es morgens noch vor dem Frühstück schon beinahe Pflicht, eine Rund zu schwimmen, auch wenn das Wasser mit nur ca. 18°C doch recht erfrischend ist aber sogar warm genug für Peter. Nur die Harten kommen in den Garten ;)

Nachdem gestern die Entscheidung gefallen ist, dass wir hier nicht mehr hiken oder kanuten verabschieden wir uns von der schönen Location und fahren wieder Richtung Anchorage. Kurz nach der Kreuzung auf den Hwy kommen wir an einem privat geführten Naturpark vorbei, wo man frei laufende Bisons und weitere Tiere Alaskas aus der Nähe betrachten kann. Der Eintritt von 18$/Pers ist uns zu viel, nur um ein paar Tiere im Gehege anzuschauen. Der 'normale' Tourist mit Familie investiert das sicherlich gerne, hat er ja nicht so viele Möglichkeiten, Alaskas Tierwelt live und nicht ausgestopft zu bestaunen. Wir schauen uns in der Einfahrt die Bisons genauer an und machen die Kehrtwende.

Als wir vor ein paar Wochen in den Süden gefahren sind, war der Turnagain Arm entlang des Highways damals voll Wasser. Heute haben wir Ebbe und das Wasser dieses nicht gerade kleinen Meerarmes hat sich beinahe komplett zurückgezogen. Wir wissen, dass im Cook Inlet, zu dem der Turnagain Arm gehört, der zweithöchste Tidenhub weltweit stattfindet (der höchste ist in der Bay of Fundy – Nova Scotia – siehe Juni 2018). Tidenhub ist Tidenhub, sollte man meinen. Wir sehen die Auswirkungen wieder einmal selbst: Die mächtigen Sedimentablagerungen, die von den Gletscherflüssen in die Bay eingetragen werden. Einige Wagemutige sind mit Kanus in der Bay unterwegs. Aussteigen wird nicht empfohlen; es ist sehr gefährlich, denn die Ablagerungen sind wie Schlick, man bleibt sofort stecken und bis zur Rettung kann es Stunden dauern – ist wohl schon vorgekommen.

In Girdwood fahren wir nochmal Richtung Aleyska Lodge, biegen aber vorher auf die Crow Creek Road ab, die über mehrere Kilometer durch den Wald hoch zur ehemaligen Crow Mine führt. Noch weiter oben kommen wir am Ende, an einem schönen Schmelzwasserfluss, zu einem Trailhead. Von hier aus können schöne ganztägige Touren unternommen werden. Wir überlegen die Wanderschuhe rauszuholen, aber die angegebenen Höhenmeter / Steigung und Länge des Hikes lassen uns das Vorhaben kippen, dazu sind wir zu spät dran und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier oben leider nicht. Also lassen wir uns wieder langsam auf dem engen Weg den Berg hinunterrollen und genießen die Ausblicke rüber zu einem der drei Gletscher.

Zurück auf dem Hwy, nur wenige Kilometer nach Girdwood, sehen wir von weitem eine tolles Holzhaus, eine Kunstgalerie. Neben den großen Woodcarvings rund ums Haus (heute arbeitet daran leider niemand), gibt es drinnen unterschiedlichste Kunst“schätze“: Von Fotografien auf Aluplatten – phänomenal diese Farbbrillanz, Holz- und Steinschnitzereien, Woll- und Fellarbeiten, Gemälde, .... Teils wirklich wunderschöne Stücke. Nur gucken und kaufen, nicht anfassen oder fotografieren! Da wäre für Helga sicherlich noch die eine oder andere Anregung für eigene Arbeiten dabei.

In Anchorage gehen wir Walmart-Shoppen und fahren dann zum größten Wasserflughafen der Welt raus. Leider kann man nur einen kleinen Teil des großen Sees umfahren und deshalb nur wenige der unzähligen Flugzeuge sehen. Das Tor für die restricted area steht zwar offen, aber wir wollen keinen Stress bekommen und fahren deshalb nicht hinein.

Dafür haben wir direkt neben dem Flughafengelände die günstigste Tanke im Umkreis von 100km gefunden und füllen gleich mal alle Tanks randvoll auf.

Damit sind wir mit Anchorage eigentlich schon fertig und wir wollen schnell wieder raus aus der Stadt auf den Highway Richtung Norden. Das Navi leitet uns dann aber noch mitten durch Downtown, an einem schönen auf alt getrimmten Diner vorbei, und auch das Hardrock Cafe liegt auf der Strecke. Das eine oder andere nette Lädelchen und Pub/Restaurant/Pinte haben wir gesehen, das Visitor Center sieht auch ganz nett aus, aber wir haben keine Lust auf Stadtbummel.

Wieder am Stadtausgang von Anchorage sehen wir eine Fred Meyers und stoppen nochmal. In den letzten Wochen hatte ich/P immer mehr Schwierigkeiten morgens mit dem Kreuz (auf neudeutsch: ich habe Rücken), weil die Matratze in der Mitte schon etwas durchgelegen ist. Neue Matratzen sind hier schweineteuer, und dann noch die falschen Maße. Die Idee ist, eine harte Schaumstoffmatte mit ca. 7cm zu organisieren und damit die bisherige zu unterfüttern. In diesem Supermarkt werde ich fündig und kann für nur knapp 19$ auch gleich noch die richtige Größe erstehen. - Schon die ersten Nächte zeigen, dass das Problem damit behoben ist. Allerdings muss ich mir dank meiner jetzt leicht erhöhten Position im Bett von Marion sagen lassen, dass ich der Prinz auf der Erbse bin.

Allzu weit wollen wir heute eigentlich nicht mehr fahren, daher biegen wir auf halbem Weg nach Palmer auf den Old Glenn Hwy ab und folgen diesem bis wir auf das breite Flussbett des Knik-River treffen. Mehrere Kilometer östlich vom Zusammenfluss der beiden Ströme Matanuska River und Knik-River befindet sich ein riesiger Platz auf der Kiesbank des Letzteren, wo man super frei stehen kann. Um auf den großen freien Bereich zu kommen, müssen wir eine Furt durchqueren. Wir kennen allerdings die Beschaffenheit des Bodens nicht und sind nicht sicher, ob wir mit unserem Dicken durchkommen oder evtl. steckenbleiben. Aber schon als wir noch am Überlegen sind kommen mehrere Helfer aus der Nähe angesprungen und geben zu erkennen, dass wir an der gezeigten Stelle die Furt durchfahren können. Also kleiner Gang rein und langsam aber ohne Stocken das oberschenkeltiefe Wasser durchquert. Alles gut.

Die größte Herausforderung kommt aber noch: Auf diesem riesigen Gelände einen schönen Stellplatz finden! Es ist viel los, ist ja Samstag. Ich ziehe meine Kreise bis ich irgendwann einen ebenen schönen Platz finde, direkt an einem 'Teich' abseits vom Fluss. (M: Ich halte mich da raus! Gibt nur Stress.) Der Fluss selbst führt eiskaltes, milchiges Gletscherwasser. Das durch Flusskies bzw. -sand gefilterte Wasser tritt in diesem 'Teich' wieder zu Tage und ist herrlich klar. Leider aber auch weiterhin knackekalt. Trotzdem gibt es eine kurze Erfrischung im ca. 10°C kalten Wasser (wirklich!). Man kann das laut Marion leicht bestimmen, in dem man zwar noch reingehen kann, aber schon nach wenigen Sekunden die Kälte direkt in den Knochen spürt, bis ins Mark sozusagen. Kopf ins Wasser = Gehirnfrost! Da geht man dann von alleine wieder zügig raus, aber wenigstens vom Staub und Schweiß des Tages gereinigt. Die Nachbarn gucken auch schon komisch.

Kaum haben wir uns eingerichtet, sehen wir in den Bergen die ersten Blitze und den Donner ins Tal hallen. Innerhalb der nächsten Stunde zieht ein richtiges Sommergewitter über uns drüber, aber kaum Regen. Es beschert uns immerhin einen schönen Regenbogen. Als die Sonne am Horizont untergeht ist das Schlimmste schon wieder vorbei.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Knik River, GPS: 61.509196, -148.992425, sehr viel Platz trotz Wochenende. Die meisten parken weiter vorne rechts und links an der großen Brücke und testen dort mit viel Krach ihre ATVs und Pickups. Hier ist ein kleiner klarer See, aber so kalt wie der milchige Fluss. Sehr guter Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

So. 11.08.19

 

So wie es gestern Abend gestürmt, wenn auch nicht geregnet hatte, und die Berge vor lauter Wolken nicht mehr zu sehen waren, hatten wir uns für heute auf einen 'Schreibtischtag' eingestellt. Aber schon gleich beim Aufstehen stellen wir überrascht fest, dass es nicht mehr windet und die Berge ohne Wolken, nur mit etwas Dunst, gut sichtbar sind. Also runter vom Sofa – los geht’s! Hatcher-Pass.

Als wir von der Sandbank wieder runter sind, überqueren wir den Knik-River auf einer langgestreckten Brücke, von der aus wir in der Ferne unseren nächtlichen Stellplatz sehen können. Rechts und links der Brücke gibt es ebenfalls ausgedehnte Areale für Camper. Allerdings haben wir diese Bereiche mit Absicht gemieden, da hier die ATV-Fahrer-Community zu Hause ist, die bis spät in die Nacht ihre Geschosse den Strand rauf und runter treiben, natürlich ohne Schalldämpfer im Auspuff, das wäre ja uncool.

Heute geht es also nochmal bei schönem Wetter hoch zum Hatcher Pass bzw. der kurz unterhalb liegenden in den 1950er stillgelegten Independence Mine; die zweitgrößte Gold-Mine in Alaska, was die Ausbeute betrifft.

Die Anfahrt ist relativ kurz, nur knapp 40km, und schon sind wir nach vielen steilen Serpentinen oben.

Da es ein staatliches Monument ist müssen wir den üblichen Day Use-Permitt von 5$+3$ für eine zusätzliche Person (außer dem Fahrer) bezahlen.

Wir parken auf dem großen Parkplatz direkt bei der ehemals großen Mine ein und wandern auf einem selbst geführten, mit Erklärtafeln gespickten Rundweg durch die halb zerfallenen Minenanlagen. Nach der halben Strecke möchten wir noch etwas weiter nach oben in die umgebenden Berge und folgen einem der vielen nicht offiziellen Trampelpfade. Leider stehen wir irgendwann vor einer Hinweistafel, dass weiter oben Privatbesitz ist, und wir müssen wieder umkehren.

Auf der anderen Seite des halbkreisförmigen Plateaus in den Bergen, auf dem die Anlagen stehen, kann man einen weiteren Trampelpfad erkennen, der wohl zu einem See führt. Dazu müssen wir aber wieder fast zum Parkplatz absteigen und dann wieder die ganze Höhe hoch. Dazu haben wir im Moment keine Lust und beschließen deshalb zum Hatcher Pass hochzufahren und auf der anderen Seite des Passes in einen Einschnitt im Berg, der im Rücken der Independence Mine liegt.

Als wir oben am Pass ankommen, sind wir nur bedingt erstaunt, dass heute am Sonntag so viele Autos sämtliche Plätze am Straßenrand belegen. Wir haben sie ja den Berg hinauffahren sehen. Und die Insassen krabbeln wie die Ameisen auf den Berghängen rundherum. Die Blaubeeren sind reif – berry picking ist angesagt. Sogar eine Stretch-Limo mit Hochzeitern ist für's Fotoshooting hierher gefahren.

Bereits auf der Fahrt zum Pass sehen wir von weitem 2 Gleitschirmflieger im Aufwind segeln. Da müssen wir natürlich hin und bekommen sogar direkt in der Nähe am Rand des Summit Lake einen Parkplatz. Wie sich herausstellt, ist der etwas erhöhte Platz direkt am Lake ein beliebter Startplatz für Gleitschirmflieger. Es stehen schon 12-15 Flieger mit ihren Schirmen bereit, um den anderen 5-6 Schirmen in den Himmel zu folgen. Viele halten sich noch zurück, da hier oben eine steife Brise über die Kuppe zieht und man schon etwas Erfahrung mitbringen muss, um den Schirm hier in der laminaren Strömung aufzuziehen, zu stabilisieren und dann wie im Aufzug nach oben gezogen wird.

Jedenfalls ist jetzt klar, was wir heute Mittag machen werden: Wir werden in der Sonne auf einem großen Stein sitzen und den bunten Schirmen beim Soaren zuschauen bzw. den Startenden die Daumen drücken, dass sie ohne große Schwierigkeiten nach draußen in die luftige Freiheit kommen. Seufz! Wenn man so zusehen muss, dann schmerzt es schon ein bisschen, dass wir dafür überhaupt keine Zeit mehr haben. Aber Zuschauen und in den Erinnerungen an die eigenen Flüge zu schwelgen ist auch schon was. So ein Gleitschirmflug ist ein wirklich berauschendes Erlebnis.

Nach über 2 Stunden reißen wir uns los, weil wir ja noch den angrenzenden Einschnitt am Berg hochfahren und sehen wollen, ob wir ganz oben einen Stellplatz bekommen. Von weitem ist ein im ZickZack-Kurs angelegter Weg hoch auf den Bergkamm zu erkennen. Den würden wir dann Morgen gerne hoch wandern, um auf die andere Seite zu spickeln.

Die Straße/Weg ist extrem holprig und hat zum Teil tief ausgewaschene Löcher, so dass der Moppel kräftig schaukelt als er durch muss. Da gilt es mit viel Kurbelei und Konzentration den Weg des kleinsten Übels zu finden. Als wir fast oben sind, müssen wir feststellen, dass das gesamte Gelände linker Hand in Privatbesitz ist und einem Goldminenbetreiber gehört. Zudem hört die Straße an einer Schranke auf und wir müssen außerdem enttäuscht feststellen, dass der ZickZack-Weg zu der oben am Bergkamm liegenden Mine führt und deswegen ebenfalls für uns nicht erreichbar ist. Sehr Schade.

Auf der anderen Bergseite sind keine Privatbesitz-Schilder und in der Nähe der Schranke ist ein kleiner Kiesplatz, mit ein paar Feuerstellen, wo wir einparken können. So haben wir wenigstens einen ruhigen Stellplatz für die Nacht und dazu noch einen tollen Rundumblick in die Berge.

Als Mittagessen hat es nur einen Müsliriegel während der Fahrt gegeben und so langsam wird das Hungergefühl übermächtig. Während Marion eine schmackhafte Hackfleisch-Tomaten-Soße zaubert, kann ich noch etwas die Sonne hinter dem Moppel genießen.

Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang zu einer nur 50m höher liegenden alten Mine – Kelly-Willow Prospect. Seit wir hier eingeparkt haben, sind schon mehrere Besucher vorbeigekommen und in den alten Stollen geklettert. Da wollen wir natürlich auch mal nachsehen. Es soll bis zu 200m hineingehen und auch ein großer Raum drin sein. Scheint auch sicher zu sein, da auch kleine Kinder mit dabei gewesen sind. Am Stolleneingang sehen wir, dass dieser sehr niedrig ist und man nur stark gebückt hineinkommt. Das eigentlich Blöde ist aber, dass man gleich zu Anfang durch 30cm tiefes Wasser waten muss. Da wir beide keine Gummistiefel anhaben und nicht mit unseren normalen Schuhen durchs Wasser wollen, drehen wir unverrichteter Dinge wieder um. Schade.

Als die Sonne hinter der Mine bzw. dem Bergkamm versinkt, merken wir wie die Temperatur hier oben sofort spürbar abnimmt. Wollen wir die Außendusche noch einigermaßen genießen, d.h. nicht allzu sehr frieren, müssen wir uns sputen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an der Upper Willow Road unterhalb des Hatcher Pass, GPS: 61.784365, -149.310702, kleiner Platz mit Blick auf gegenüberliegende Goldmine, herrlich oben in den Bergen, sehr ruhig, sehr holperige Anfahrt, empfehlenswert

 

 

 

Mo. 12.08.19

 

Der Morgen ist frisch aber klar und kein Wölkchen am Himmel. Laut Wettervorhersage sollte es eigentlich ab Heute für die nächsten Tage bewölkt sein. Selbst beim Frühstück sind wir uns noch nicht so ganz im Klaren, wo unser Ziel heute sein soll. Zum Einen wollen wir nochmal etwas westlich fahren, um im nächsten Bergeinschnitt zu prüfen, ob der Weg hoch zum Bergkamm befahrbar ist, da es dort einen See gibt. Zum Anderen sind wir am Überlegen, ob wir vom Pass aus auf den nächstgelegenen Bergkamm wandern sollen, was allerdings den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde, oder aber wir fahren wieder runter nach Palmer und weiter auf dem Glenn Hwy Richtung Glennallen und von dort nach Valdez am Prince William Sound.

Wir entscheiden uns zunächst für die Variante am See in den Bergen. Als wir nach einer weiteren sehr holperigen Abfahrt den heutigen Stellplatz Richtung Willow Road wieder verlassen, kommen wir nach ca. 9 km an die Abfahrt zum See. Leider ist der Feldweg für uns zu schmal und maximal mit ATVs zu befahren. Zum Wandern ist es uns zu weit - einfach min. 7-8km. Also wieder zurück und erneut hoch zum Pass.

Vier Serpentinen unterhalb des Passes will Marion doch noch ihr Glück versuchen, und zieht mit einer Plastiktüte los. Das Gebiet um den Hatcher Pass ist nicht nur wegen der tollen Aussicht und idealen Bedingungen zum Gleitschirmfliegen bekannt, sondern auch für die im Sommer blühenden Wiesen und besonders für die dicht mit niedrigen Blaubeerbüschen bewachsenen Hänge. Nach ca. einer Stunde kommt sie dann mit einer halb gefüllten Gefriertüte Blaubeeren und tiefvioletten Fingern zurück. Für ca. 3-4 Müsliportionen wird es wohl reichen, so ihre Kalkulation. Die Beeren sind zwar um einiges kleiner als die im Handel erhältlichen, aber viel aromatischer. Und selbst gepflückt schmecken sie noch besser.

Ich habe in der Zwischenzeit gemütlich an meinem Buch weitergelesen - wer braucht schon Blaubeeren im Müsli. M: Tst!

Nach diesem Arbeitseinsatz ist der Drang für eine stundenlange Wanderung nicht mehr ganz so groß und da wir auch schon fast Mitte August haben und nicht wissen, wie lange unser sagenhaftes Schön-Wetter-Glück noch anhält, beschließen wir nun doch Richtung Valdez aufzubrechen.

Als wir wieder oben am Summit-Lake vorbeikommen, sind schon wieder zwei Gleitschirme in der Luft und genießen einen gemütlichen morgendlichen sanften Abgleiter, da die Sonne zwar schon gut warm gibt, aber der Prallwind bzw. die Thermik am Berg noch nicht so stark ist und für Höhenflüge ausreicht.

In der Nähe von Palmer, das im Matanuska-Valley liegt, welches als Gemüseanbaugebiet bekannt ist, wollen wir versuchen, lokales Gemüse zu erstehen (Riesenkohlkopf) und die bekannte Moschusochsenfarm zu besuchen. Die Tiere leben heute in Herden, nachdem sie fast ausgerottet waren, hauptsächlich in den polaren Regionen von Nordkanada. Hier auf der Farm gibt es am Eingang ein kleines Museum mit allerlei Infos zu den zotteligen Tieren. Auf einer 45min geführten Wanderung über die Wiesen kommt man in die Nähe der Tiere: Eintrittspreis 11$/Pers, nur um auf einer Wiese Rindviecher anzusehen. Uns reicht der ausgestopfte Kamerad im kleinen Museum. Das Geld investieren wir lieber in frisches Gemüse.

In Palmer machen wir Mittagspause, für Marion gibt’s Kichererbsensalat und ich genehmige mir seit langem mal wieder 2for6 (2 Cheeseburger). Währenddessen telefonieren wir mit zuhause, es gibt wohl Probleme mit dem Auto.

Die in Prospekten beschriebenen Farmen um Palmer sind leider eine Enttäuschung. Wir können bei keinem der vier beschriebenen Standorte eine Einkaufsmöglichkeit für Gemüse entdecken. Schade, keine Riesenkohlköpfe also. So fahren wir wieder unverrichteter Dinge zurück auf den Hwy, durchs Matanuska-Valley und entlang im Dunst liegender Berge nach Osten.

Als nächstes Etappenziel steuern wir den Matanuska-Gletscher an, den man wohl gegen Gebühr auf Privatgelände direkt aus der Nähe anfassen kann. Da sind wir ja mal gespannt.

Auf dem Weg zum Gletscher, der Nachmittag neigt sich auch schon etwas, schauen wir auch gleich nach möglichen Stellplätzen. Einer liegt an den Ufern des Kings River und der andere 30km weiter auf einem Schotterplatz am Ufer des Long Lake, wobei hier der Hwy direkt am Platz vorbei geht.

Als wir am Kings River ankommen, finden wir den Platz toll, das Wasser rauscht so laut, dass man den Verkehr von der Straße fast nicht hört und der Internetempfang ist auch spitze. Hier bleiben wir, packen auch gleich die Sonnenstühle aus und widmen uns nach einem erfrischendem Eintauchen in das leicht milchige Gletscherwasser unseren Büchern bis die Sonne hinter den Bäumen verschwindet.

Als wir schon gemütlich im „Wohnzimmer“ sitzen und mit dem tollen Internetempfang die Homepage updaten bzw. diverse Recherchen im Netz erledigen, sieht Marion wie draußen in der Dämmerung ein Porcupine (Baumstachler) um unseren Moppel schleicht. Die Jungs sehen aus wie Wombats mit abstehenden Stacheln im Fell und watscheln auch so. Der Fluss rauscht so laut, dass ich mich mit der Kamera auf wenige Meter vorsichtig annähern kann. Nur wenn es eine Vibration des Bodens mitbekommt, hält es inne und sucht die Umgebung ab. Dann muss man still stehen und nach kurzer Zeit nimmt es wieder die Suche über den reißenden Fluss auf. Aber sobald es die Füße länger als 10s im Wasser hat, ist es ihm zu kalt und kommt gleich wieder ans Ufer zurück. Irgendwann trollt es sich durchs Gebüsch hinter der nächsten Flussbiegung und entschwindet unserem Blick.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Kings River, GPS: 61.732660, -148.747469, direkt am Glenn Hwy, Rauschen des Wassers ist lauter als der Verkehr in der Nähe, viel Platz, super Verizon-Empfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

Di. 13.08.19

 

Als wir aufwachen sehen wir durchs Dachfenster, dass es kein sonniger Tag werden wird. Über Nacht ist der der Himmel grau zugezogen und die Sonne ist nur als heller Fleck hinter den Wolken zu erkennen. Der Platz an sich ist nicht schlecht, aber stehen bleiben wollen wir dann doch nicht, sondern heute mindestens 60 km weiter zum Matanuska-Gletscher fahren.

Aber zuerst gibt es mit selbst gesammelten, alaskanischen Blaubeeren aufgepepptes Müsli-Frühstück.

Der Glenn-Hwy ist bekannt für seine tollen Ausblicke auf die umgebenden Berge und tiefen Flusseinschnitte. Der Wasserdampf in der Luft der letzten heißen Tage versteckt leider alles hinter einem Dunstschleier.

Nach ca. 20 km kommen wir an dem Alternativ-Stellplatz vorbei, der schön an einem See liegt, wo wir evtl. hätten baden können, liegt aber halt direkt am lauten Hwy.

Kurz vor unserem Ziel sehen wir schon am Horizont den Gletscher grellweiß in der Landschaft funkeln.

Die Zufahrt zum Gletscher: 3 Meilen Gravelroad und 3 abenteuerliche Brücken über reißende Gletscherwasserflüsse. Bei der einen oder andere Behelfsbrücke sind wir mit unserem 11to-Geschoss nicht ganz sicher, ob sie standhält. Augen zu und durch.

Wir haben gelesen, dass der Zugang zur Gletscherzunge nur über Privatgelände geht und man dafür ein Ticket für 30$ erwerben muss, was wir für ganz nett happig empfinden. Wenn man bedenkt, dass man für eine Jahreskarte für alle amerikanischen Nationalparks nur 80$ (Fahrzeug +2 Passagiere) bezahlt, dann ist das doch ein bisschen Abzocke. Aber es kommt noch besser: Die 30$ werden pro Person verlangt. Da brauchen wir eine kurze Auszeit, um unseren Unwillen abkühlen zu lassen. Ist es uns das Wert, 60$ dafür zu bezahlen, dass wir 2 km bis zu einem Gletscher gehen dürfen? Nach der ersten Aufregung erinnern wir uns auf die Hinweise mehrerer Langzeitreisender, dass sich diese Investition lohnen würde. Also beißen wir in den sauren Apfel unterschreiben den zweiseitigen kompletten Ausschluss jeglicher Verantwortung für den Anbieter. Danach dürfen wir mit unserem Moppel die drei Meilen bis zum Parkplatz am Glaciertrail fahren.

 

Der erste Eindruck nach dem Einparken aus der Ferne ist nicht schlecht. Von hier aus sehen wir, dass die 2 km Wanderung durch unbefestigtes Geröll einer klassischen Endmoräne geht. Hier kann man live erleben, wie die riesigen Kiesablagerungen unserer Heimat um Ostrach/Mengen/Pfullendorf und weit darüber hinaus als Endmoräne der verschwundenen Gletscher der letzten Eiszeit entstanden sind.

Wir schnüren unsere stabilen Wanderschuhe und machen uns auf ins Gerölltal abzusteigen. An kritischen Stellen wurden metallene Gitterplatten zur Überbrückung ausgelegt. Schon nach kurzer Zeit stellen wir am überall hörbaren Geplätscher fest, dass wir nicht nur durch Geröll wandern, sondern der Untergrund unter uns bzw. der Inhalt der uns umgebenden Geröllhaufen aus purem Eis besteht, der ehemalige Untergrund des Gletschers, der sich nun über zig Jahre langsam in Wasser auflöst und das mittransportierte Geröll zurücklässt.

Je weiter wir vordringen, desto klarer wird der Eisuntergrund und der Geröllanteil nimmt ab. Jetzt wird auch das Wandern schwieriger und wir müssen für unsere Schritte immer Stellen suchen, wo etwas Kies auf dem blanken Eis liegt, um etwas Halt gegen das Wegrutschen zu erhalten. Wir wären sicher nicht die ersten, die sich auf ihren vier Buchstaben wiederfinden würden. Je näher wir kommen, desto imposanter ist die Größe des Gletschers.

Wir überqueren die ersten Spalten und nach einem etwas rutschigen Abstieg über eine Eisbergkuppe erreichen wir den Bereich gegenüber dem halbrunden Wasserbecken des vorderen Randes des Gletschers.

Diese Eismassen so aus der Nähe zu sehen ist schon sehr beeindruckend und wir nehmen uns reichlich Zeit die mit Rissen durchzogenen Zacken zu bewundern. Leider warten wir vergeblich auf das Knallen oder Knirschen einer sich ankündigenden Kalbung. Im kleinen See schwimmen keine Eisbrocken, was auch darauf hindeutet, dass dies schon längere Zeit nicht mehr stattgefunden hat, obwohl die eine oder andere Struktur so aussieht, als würde sie gleich abbrechen.

Vom Gletscher her pfeift uns ein kalter Wind ins Gesicht, während wir im Rücken den warmen Sommerwind anstehen haben, der sich das ganze Matanuska-Tal von Westen her hochwälzt. Das fühlt sich an, als stünde man zwischen zwei verschiedenen Gebläsen.

Auf dem Rückmarsch nehmen wir eine andere Route und schließen damit den Loop ab. Hier geht es einigermaßen eben aus dem Eisfeld hinaus, keine so knifflige Rutscherei wie auf dem Hinweg.

Als wir am Fahrzeug ankommen und die Wanderschuhe schon wieder verstaut haben, kommt die Sonne raus und lässt das Eis richtig toll aufleuchten. Wir schauen von einer Aussichtsbank dem Schauspiel noch einige Zeit zu bevor wir uns wieder auf den Weg machen.

Als unsere Parkplatz-Nachbarn haben wir ein junges italienisches Paar, das sich für 2 Wochen einen Camper für den Urlaub gemietet hat. Sie haben unsere Seite schon gegoogelt, uns im Eisfeld erkannt und angesprochen. Wir geben den beiden noch den einen oder anderen Tipp für ihre weitere Reise auf die Kenai-Halbinsel.

Die Fahrt auf dem Glenn-Hwy ist, wie in den Reiseführern beschrieben, richtig toll und so, wie man sich Alaska in seiner Weite und mit mächtigen Bergzügen vorstellt. Wenige Kilometer nach dem Gletscherzugang geht es einen steilen Anstieg hoch und wir können von oben die zig-kilometerlange Eisschlange sehen, an deren Spitze wir vor kurzem gestanden haben. Wenn man sich vorstellt, dass das riesige Tal, auf das wir hinabblicken, mit mehreren hundert Metern dicken Eismassen ausgefüllt war, ist der heutige Rest ein sich auflösender kläglicher Bodensatz. Und wir kleine Menschlein, die wie Ameisen auf dem Eis herumgeklettert sind, sind trotzdem enorm beeindruckt von dem Eismonster, wenn wir davor stehen.

Nach ca. 20 km sehen wir auf der linken Seite die Hänge des Sheep Mountain in bunten Mineralienfarben leuchten. Der Ursprung ist, wie schon im Death Valley/Nevada bzw. in den Painted Hills/Washington, vulkanischen Ursprungs. Die in der Vulkanasche enthaltenen Mineralien kommen durch Erosion an die Oberfläche, werden dort oxidiert und erzeugen so diese unterschiedlichen Farben. Wir haben Glück, dass die Sonne gerade in die Hänge scheint, als wir auf dem Hwy-Parkplatz gegenüber einparken.

Während wir das Farbspiel knipsen und bestaunen, parken hinter uns mehrere Autos ein. Zum Teil schwäbischer Dialekt schwebt uns entgegen. Wir werden gleich angesprochen und stehen mehreren Mitgliedern der Reisegruppe, die in stressigen zwei Wochen Alaska bereist, Rede und Antwort zu unserem Fahrzeug und unserem Reiseplan.

Nach 5 Minuten trommelt der Reiseleiter wieder alle zusammen und die Fahrt geht mit Vollgas weiter, während wir uns noch etwas Zeit zum Betrachten der Hänge nehmen.

Als wir uns vor der Weiterfahrt nochmal in die Richtung umdrehen, aus der wir gekommen sind, fällt uns auf, dass wir den im Reiseführer beschriebenen freistehenden Berg genannt „Lion Head“ übersehen haben. Wir drehen also nochmal um und fahren einige Kilometer zurück, um den Bergrücken im leichten Dunst doch noch abzulichten.

Wo werden wir wohl heute übernachten? Ein kurzer Blick in die Ioverlander-App zeigt mehrere Möglichkeiten auf. Auf der weiteren Fahrt schauen wir uns den einen oder anderen Platz aus der Entfernung an. Einer liegt weit unten im Tal zwischen vielen Seen. Sieht von oben nett aus, aber wir sind uns wegen der Mücken dort unten nicht sicher und fahren deshalb weiter.

Einige Kilometer weiter entscheiden wir uns dann für den ehemaligen primitive Campground am Little Nelchina River, da er klares Wasser führt, alle Plätze frei sind und somit zu unserer Auswahl stehen. Wir wählen den hintersten der 3 Plätze, alle direkt am Wasser, so sind wir am weitesten vom Hwy entfernt.

Nach dem Einparken nehmen wir erst mal ein ausgiebiges Bad im Adam/Eva-Kostüm, um den Schweiß und Staub des heutigen Tages abzuwaschen.

Der Hunger, da wir heute nur wieder einen Müsliriegel als Mittagessen hatten, meldet sich dann sehr deutlich und Marion zaubert mal wieder aus einer großen Tüte Spinat, etwas Speck und Sahne eine leckere Soße, die sie mit Penne vermischt und mit viel Parmesan obendrauf auf den Tisch bringt.

Fazit: Auch wenn wir den Preis als Touristen-Abzocke ansehen, war die Wanderung zum Gletscher ein Erlebnis, das man unbedingt machen muss.... (wenn man nicht vorher schon auf dem Root-Glacier am Ende der McCarthy Road war!)

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Little Nelchina River, GPS: 61.990612, -146.946022, ehemaliger primitive Campground, 3 schöne Plätze direkt am leise rauschenden Fluss, etwas holperige Wege, kein Empfang, sehr ruhig da genügend weit weg vom Hwy, sehr empfehlenswert

 

 

Mi. 14.08.19

 

Schon beim Aufwachen tropft der Nieselregen aufs Dachfenster. War vorhergesagt und zu erwarten und daher nutzen wir den Tag an dem schönen Flussstellplatz und schreiben mal wieder und sortieren Bilder. Der Tag geht damit auch zügig vorbei und ruckzuck ist es schon wieder Abend. Marion backt zwischendurch noch Pizzateigweckle, damit wir wieder Brot für die nächsten zwei Tage haben. Länger reichen die in der Regel nicht, da sehr lecker.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Little Nelchina River, GPS: 61.990612, -146.946022, ehemaliger primitive Campground, 3 schöne Plätze direkt am leise rauschenden Fluss, etwas holperige Wege, kein Empfang, sehr ruhig da genügend weit weg vom Hwy, sehr empfehlenswert

 

 

 

Do. 15.08.19

 

Das Wetter sieht immer noch nicht prickelnd aus und es kostet schon Überwindung für das morgendliche Bad in den ca. 10°C kalten Little Nelchina River zu steigen. Marion meint, ich hätte wie eine Amsel im Wasserbecken herumgespritzt bis ich fertig war. Man fühlt sich wie nach dem Eisbad in der Sauna, herrlich erfrischt und der ganze Körper beginnt zu glühen. Aber für mich ist das schon eine andere Überwindung wie mit der Außendusche, auch wenn Marion das anders sieht.

Nach einem letzten Blick vom Hwy runter ins Flussbett und vorbei an den inzwischen verblühenden Moosgräsern machen wir uns auf den Weg nach Glennallen.

Die Strecke vom letzten Stellplatz bis dahin hat nichts Spannendes zu bieten, hauptsächlich mit niedrigen Nadelbäumen bewachsene, hochmoorige Tundra. Es macht nichts aus, wenn die Sonne nicht scheint.

Allerdings sehen wir einige Blaubeerensammler am Wegesrand bzw. im Gelände gebückt am Arbeiten. Marion ist noch am Überlegen, ob sie sich nicht doch nochmal auf die Suche machen soll. Aktuell kommen viele Anfragen wegen der freien Studentenzimmer im oberen Stock unseres Hauses per email rein. Deshalb wollen wir unbedingt weiterfahren und zusehen, dass wir durch einen Bereich mit Empfang kommen und ggfs. gleich antworten können. Nach knapp 20 km sind wir wieder in einem guten Empfangsbereich und skypen kurz mit Michi, der gerade heute eine Besichtigungstour mit einer Interessentin gemacht hat. Auch mit meiner Schwester und ihrem Mann haben wir nach längerer Zeit mal wieder eine Skype-Session. In Glennallen checken wir den dortigen Supermarkt und fahren dann zu einer Coin Laundry, um dort die getragenen Klamotten und die komplette Bettwäsche in die Waschmaschine zu stopfen und hinterher gleich zu trocknen. Wat mut, dat mut!

Kurz nach dem kleinen Dorf Glennallen biegen wir südlich auf den Richardson Hwy ab, der von Delta Junction bis nach Valdez verläuft. Nach ca. 10 km zwei Stellplätze: Der erste oberhalb der mächtigen Flussschleife des Tazlina-Rivers, oder wieder den Berg runter ins Tal und dort auf einen Parkplatz direkt zwischen Hwy und Fluss. Der Platz oben am Berg hätte, wenn das Wetter toll wäre, einen super Blick auf die Wrangell Mountains, aber heute sind diese komplett in den Wolken versteckt und der Platz ist etwas muddy vom Regen der letzten beiden Tage.

Also auf den Parkplatz runter den Berg und dort einparken. Unser Stromstand in der Batterie geht nach den intensiven Rechnertagen Richtung 40%, und da wir alleine sind und niemand stören, werfen wir mal den Stromgenerator an und laden zwei Stunden die Batterie wieder hoch auf über 80%.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Tazlina River, GPS: 62.053155, -145.427338, sehr nahe an der Straße, nur zwischen 23 und 5 Uhr ruhig, ab dann ziemlich Verkehr nach Valdez, kein Flusszugang, Pit Toilet, guter Verizon-Empfang, für eine Nacht OK

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 57. und 58. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2019_Aug_1

 

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