Di. 16.10.18

Washington D.C. / District of Columbia – Celebrate and Discover, Maryland – Old Line State

Heute werden wir direkt Washington DC ansteuern. Wir nehmen wie üblich nicht den Highway, fahren durchs Hinterland, weil wir nicht einfach von A nach B fahren, sondern die Landschaft dazwischen auch sehen und genießen wollen. Das südliche Pennsylvania ist hauptsächlich Farmland und überschaubar besiedelt. Je weiter wir nach Washington kommen ändert sich das natürlich deutlich. Die Häuser mit großem Grundstück sehen jetzt schon luxuriöser aus und entsprechend teurer aus. Hier fließt das Geld sicher auch aus Washington aufs Land raus und landet in 'kleinen' Wochenend-Anwesen oder Altersruhesitzen.

Mit dem Navi finden wir problemlos den großen Parkplatz an der Metro-Endstation Greenbelt. Es ist einer von vier Endstationparkplätzen, auf denen es ausgewiesene Langzeitparkplätze gibt. Man muss auf diesen Plätzen (ca. 20 Stück) stehen, andernfalls bekommt man ein Ticket an die Windschutzscheibe, wenn man über den Tag hinaus irgendwo anders auf dem Platz steht. Nach mehrmaligen Nachfragen haben wir herausgefunden, dass für die Langzeitparker kein extra System installiert wurde. D.h. bezahlt wird die Gebühr für einen Tag, egal wie lange man steht, maximal 10 Tage sind erlaubt. Kauft man eine Metro-Karte (braucht man sowieso, um in die Stadt zu kommen) reduziert sich die Tagesgebühr von 8,95$ auf 5,20$, samstags nur noch 2$ und an Sonn- und Feiertagen gar nichts. Fährt man also an einem Sonntag raus, muss nichts bezahlt werden – genau richtig für uns Schwaben. Einzige Bedingung ist, man muss vor der Ausfahrt innerhalb der letzten 2 Stunden mit der Metro gefahren sein. Wir haben Glück als wir ankommen, es sind mehrere Plätze frei, so dass wir für unser kleines Fahrzeug den passenden Platz aussuchen können. Die restlichen Tage dieser Woche, sind die Plätze komplett ausgebucht.

Für 40$ ziehen wir uns je einen 7 Tage-Metropass aus dem Automat und fahren direkt ins Zentrum von Washington. Erstes Ziel ist das Air and Space- Smithonian-Museum. Die unterirdischen Metrostationen sind hier richtige Hallen im Gegensatz zu den bisherigen Städten. Als wir den Untergrund verlassen, werden wir von den Düften unzähliger Foodtrucks entlang der Straße empfangen. Hier bekommt man alles was die internationale Küche zu bieten hat.

Das tolle an Washington ist, dass alle Museen und sonstigen Sehenswürdigkeiten wie Memorials keinen Eintritt kosten. Schwabenglück.

Air and Space- Smithonian-Museum: Nachdem man die Security (wie am Flughafen) erledigt hat, taucht man in die Geschichte des menschengemachten Fluges bis hin zum Flug auf den Mond mit Raketen ein. Das Schöne an den amerikanischen Museen ist, dass es nicht nur reine Sammlungen sind, sondern sehr viele Details so aufbereitet sind, dass Kinder und Schüler diese spielerisch erfahren können. Das Einzige was uns etwas irritiert ist, dass es keinen klar erkennbaren roten Faden gibt, an dem man sich z.b. chronologisch durchs Museum durcharbeiten kann. Aber wirklich toll - die Fülle an Exponaten ist riesig und man kann sich hier sicher locker einen ganzen Tag umtun.

Eine eigene Halle hat das Thema Navigation und Zeitmessung im Museum erhalten. Ohne präzise Zeitmessung ist keine Navigation möglich und damit auch keine langen Reisen mit Schiff, Flugzeug, Raketen oder unserem Moppel. Was würden wir ohne GPS-Navigation machen – wir würden uns verlaufen und verfahren. Und diese funktioniert erst mittels hochpräzisen Atomuhren (siehe Bilder) und natürlich Einsteins Relativitätstheorie. Ist schon faszinierend und extrem nützlich vor allem dann, wenn man auf 12spurigen Highways die richtige Spur finden muss (meistens klappt's).

Den krönenden Abschluss unserer Tour durchs Museum machen das Modell vom Hubble-Weltraumteleskop und natürlich die Enterprise.

Auf der Heimfahrt steigen wir noch an der Haltestelle U-Street aus und schlendern etwas durch die mit Restaurants aller Couleur und Geschäften durchsetzten Straßen. Die Häuser sind hier sehr herausgeputzt und malerisch verziert.

Nach ein paar kleineren Einkäufen und einem leckeren Nudelgericht im asiatischen DC-Noodles geht es zurück zum Parkplatz. Wir sind sehr müde, und da es abends inzwischen doch recht frisch ist, schließen wir die Fenster und sperren den etwas lästigen Großtadt-Dauerlärm aus. Im Sommer ist das Übernachten hier sicherlich noch weniger angenehm, wenn man die Fenster wegen der Temperatur offen lassen muss.

 

Übernachtungsplatz:

Parkplatz Greenbelt Metro Station, Washington DC, GPS: 39.012959, -76.907115, etwas noisy, bei geschlossenen Fenstern OK, Anbindung und fast kostenloses Stehen sind unschlagbar.

 

 

Mi. 17.10.18

 

Der gestrige Tag mit der Anfahrt durchs Hinterland und EINEM Museum war zum Warmlaufen. Heute werden wir uns einen vollen Tag der Stadt hingeben. Starten werden wir mit dem Areal um das Capitol, direkt gegenüber der Supreme-Court und die Library of Congress liegt.

Wir starten mit dem doch recht imposanten Supreme-Court. Außen wie innen mit reichlich griechisch-römischen Säulen bestückt und verschwenderischem Umgang mit Marmor. Im Erdgeschoss unendlich Ausstellungsmaterial zur Geschichte des Gebäudes, dem einen oder anderen herausragenden Richter und natürlich sehr ausführlich zur ersten Frau, die in den Supreme-Court berufen wurde.

In dem Raum, in dem die öffentlichen Anhörungen stattfinden, bekommen wir eine halbstündige Einführung, wie das Gericht funktioniert, dürfen aber leider nicht photographieren. Im Gebäude gibt es noch eine tolle Wendeltreppe, die man durch eine halboffene Tür zwar bestaunen, aber nicht ersteigen kann, da die restlichen internen Ebenen für Besucher gesperrt sind. Alles sehr interessant, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen, sehr umstrittenen, durch Präsident Trump erzwungenen Ernennung des neuen obersten Richters (auf Lebenszeit, alle ernannten Richter). Dadurch hat das oberste Entscheidungsgremium eine klare konservative Ausrichtung und man darf gespannt sein, wie sich das auswirken wird. Hier werden im Jahr immerhin bis zu 1700 finale Entscheidungen gefällt, die die gesamte USA betreffen.

Nach soviel Informationen spazieren wir rüber zum Capitol und machen erst mal Mittagspause in der Sonne und einem Landjäger mit Butterbrot. Warum ich das erwähne? Wir haben noch frisch gebackenes Brot von Sibylle an Bord und eine Großpackung Landjäger, die Sibylle ebenfalls bei einem Supermarkt ausfindig gemacht hat. Daher genießen wir dieses klassische Wandervesper, da es hier in den USA schon wieder etwas besonderes ist.

Auch im Capitol ist die Security sehr regide, keine Trinkflaschen und kein Essen im Gepäck erlaubt. Marion will draußen warten, solange ich ins Visitor-Center gehe. Auch hier gibt es eine informative, kostenlose Führung, deshalb hole ich Marion draußen ab. Wir trinken unsere Fläschchen leer und lassen das Essen vorerst im Rucksack, kommen mit den restlichen Landjägern durch die Kontrolle und schließen uns der nächsten Führung in der riesigen Empfangshalle des Visitor-Centers an. Hier kann man auch eine Replik der Statue auf der Spitze der Kuppel 'Statue of Freedom' in Originalgröße bewundern.

Wir lernen später bei der Führung, dass im ganzen Kapitol 100 lebensgroße Statuen verteilt sind, da jedes der 50 Bundesstaaten zwei Statuen aufstellen darf. Schon hier im Visitor-Center stehen einige, unter anderem eine aus Hawaii mit dem ersten König aller Inseln.

Im ersten Stock befindet sich die Halle mit den Stützsäulen der Capitol-Kuppel und im Zentrum dieser Halle ist ein weißer Marmorstern eingelassen, der der Schlussstein für die Grabkammer Washingtons ist. Allerdings hat sich der Staat Virginia gewehrt und erklärt, dass die Gebeine Washingtons die Grenzen Virginias nicht verlassen werden (es gab langjährige Gerichtsverhandlungen) und deshalb ist die Grabkammer leer und Washington liegt weiterhin auf Mount Vernon auf seinem Landsitz begraben. - Also keine Leiche im Keller des Capitols. - Der Schlussstein hat inzwischen eine Wölbung nach unten, da es scheinbar trotz fehlenden Gebeinen Glück bringen soll, darüber zu streichen, was natürlich über die Jahre Spuren im Marmor hinterlassen hat.

Weiter geht es mit der Rolltreppe hoch in das Highlight der Kuppel. Hier gibt es mehrere Ebenen zu betrachten. Im unteren Bereich sind große Gemälde zu bewundern, die geschichtliche Ereignisse darstellen, wie z.b. die Landung von Kolumbus, die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung, die Taufe Pocahontas, etc. und Steingravuren mit ebenfalls geschichtlichem Hintergrund. Ebenfalls sind hier wieder Statuen der einzelnen Staaten zu finden, beispielsweise Ronald Reagan aus Kalifornien. Auf der nächsten Ebene sind in einem endlosen Zyklus in dreidimensionaler Zeichnung (aus der Ferne sieht es aus wie in Stein gemeißelt) die Geschichte der USA mit markanten Ereignissen dargestellt. Das Kuppeldach ziert ein Fresko 'The Apotheosis of Washington', das von Constantino Brumidi, einem italienischen Künstler, 1865 in einem elfmonatigen Gewaltakt in den feuchten Mörtel gebannt wurde. Zentrale Figur ist auch hier wieder George Washington. Es gibt ganze Bücher zu lesen, wer die anderen dargestellten Persönlichkeiten sind, aber schon die Details dieser Führung überfordern den Gehirnspeicher. Spannend ist noch die Tatsache, dass dieses Fresko auf Grund der Kuppelwölbung die Ausmaße eines Footballfeldes, oder was ein Baseballfeld??, egal – auf jeden Fall riesig: 433,3 qm!! Was einem beim Betrachten von unten her gar nicht so auffällt und erst durch den Hinweis plastisch wird.

In den der Kuppelhalle angrenzenden Räumlichkeiten, die auch für besondere Anlässe und Dinners genutzt werden, sind weitere Statuen aufgereiht. Es sind übrigens nicht unbedingt Präsidenten oder Politiker sondern auch andere Personen des öffentlichen Lebens z.b. Edison mit einer Glühbirne in der Hand (letztes Bild, vierte Statue von rechts).

Vom Capitol kann man durch einen Tunnel direkt in die Kongressbibliothek rüberlaufen und spart sich damit eine weitere Security-Kontrolle, hat deutlich weniger Weg, und bei schlechtem Wetter ist dies natürlich auch sehr komfortabel.

Die Kongressbibliothek hat zwar Millionen von Büchern in ihren Archiven, allerdings braucht man die entsprechenden Genehmigungen z.b. einen wissenschaftlichen Auftrag, um an die Bücher und um in den großen Lesesaal reinzukommen. Der normale Besucher kann durch einen Großteil des Gebäudes flanieren und die eindrucksvolle Innenarchitektur mit all den Fresken und Mosaiken bewundern. Vom zweiten Stock aus ist es möglich, von oben in den großen Hauptlesesaal runter zu schauen, allerdings nur hinter Glas. Aber auch so ist der Blick wirklich beeindruckend. In verschiedenen Nebensälen sind Sonderausstellungen z.b. alte Landkarten oder Plakate/Zeitungen usw. aus der Zeit der Weltkriege oder die Bibliothek von Thomas Jefferson, die in glasgeschützten Regalen zu besichtigen ist. Leider ist die Gutenberg-Bibel gerade nicht im Hause und so liegt nur eine Kopieseite als Platzhalter in der Vitrine.

Das schönste Mosaik stellt im zweiten Stock oben Minerva dar, bereit die zivilisierte Gesellschaft zu verteidigen. An Ihrer Seite Victory und eine Eule als Symbol für die Weisheit.

Auch von außen macht die Bibliothek mit dem vorgelagerten Brunnen was her und passt sich in das Ensemble mit Capitol und Supreme Court ein. Ist halt alles 'etwas' größer, pompöser und gewichtiger hier in den USA. Gigantic.

Wir verlassen den Capitol-Hill und fahren mit der Metro ans andere Ende der National Historic Mall, wo hinter dem Lincoln-Memorial durch den Potomac getrennt sich der riesige Arlington Friedhof anschließt. Der Großteil des Geländes inkl. des Hügels mit der Villa gehörte General Lee, dem Kommandeur der Südstaatentruppen. Riesengroß, wir sehen des öfteren Autos, ja sogar Busse fahren. Auf dem Friedhof sind mehr als 300.000 Gräber quer durch die bisherigen Epochen der USA. Die berühmtesten Grabstätten sind das von JFK und seiner Frau Jackie, mit der ewigen Flamme, und das Grab des unbekannten Soldaten, an dem während der Öffnungszeiten des Friedhofs ein Zeromonial-Soldat Wache schiebt. Jede Stunde (im Sommer halbstündlich) wird eine Wachablösung zeremoniert. Hierzu finden sich natürlich immer größere Zuschauermengen ein, die dann vom Seargent mit sehr lauter Stimme informiert und aufgefordert werden, stehend und leise der Handlung beizuwohnen. Der neue Kandidat wird mit viel Show von vorne und hinten inspiziert bzw. seine Waffe peinlichst genau auf Staubkörnchen mit dem weißen Handschuh kontrolliert. Erst dann erfolgt die Ablösung. Wir wohnen um 17 Uhr der letzten Ablösung bei und werden dann wieder vom Seargent aufgefordert, nun den Friedhof zu verlassen, da dieser nach Schließung um 17:30 Uhr automatisch zu einer militärischen Anlage mit spezieller Sicherung wird. Das Polizei und Militäraufgebot vor und innerhalb des Friedhofs ist doch erheblich und man könnte meinen, wir befinden uns eher im Weißen Haus als auf einem Friedhof.

Als Abschluss für heute fahren wir mit der Metro und einem Shuttle-Bus noch zum JFK-Memorial Center for Performing Arts. Hier finden täglich ab 18 Uhr auf einer kleinen Bühne kostenlose Aufführungen statt, bevor dann abends die großen Veranstaltungen wie z.b. heute La Traviata starten. Auf der kleinen Bühne gibt sich heute ein ägyptisches Ensemble die Ehre. Wir schauen eine Weile zu, finden aber den Sonnenuntergang auf der Außenterrasse schöner, und nach einem Rundgang durchs Gebäude nehmen wir wieder den Shuttle-Bus zurück zur Metro.

Die Metro ist auf Grund der riesigen Stationshallen deutlich tiefer als in anderen Städten, aber es gibt ja immer noch den Aufzug bzw. die Rolltreppen in die Tiefe des Untergrunds.

Nach diesem vollen Programm haben wir voll die Plattfüße und gehen früh ins Bett, da morgen ein weiterer anstrengender Tag auf uns wartet. Ojemine, mir tun die Füße jetzt schon weh!

 

Übernachtungsplatz:

Parkplatz Greenbelt Metro Station, Washington DC, GPS: 39.012959, -76.907115, etwas noisy, bei geschlossenen Fenstern OK, Anbindung und fast kostenloses Stehen sind unschlagbar.

 

 

Do. 18.10.18

Heute steht ein weiterer fulltime Besichtigungstag an. Wir fahren wieder ins Zentrum und steigen bei der National Mall aus. Diese zentrale Parkanlage wird auf der einen Seite vom Capitol-Areal und auf der anderen vom Lincoln-Memorial begrenzt. Ungefähr in der Mitte befindet sich das Washington Monument und das World War II- Memorial. Capitol-Areal haben wir ja gestern abgegrast deshalb starten wir beim Washington Monument, haben aber leider Pech und der Aufzug wird bis zum Frühjahr renoviert und daher kann man nicht zur Spitze hochfahren. Sehr ärgerlich. Aber auch so ist der Obelisk von nahem und unten betrachtet sehr beeindruckend.

Am Rande der Mall kommt man am National Museum of African American History and Culture Museum vorbei. Eines der vielen Museen welche wir nicht ansehen werden, weil es einfach zu viele sind.

Vom Washington Monument sind es nur ein kleiner Spaziergang bis zum World War II-Memorial.

Von hier aus geht am seichten Wasserbecken entlang zum Lincoln-Memorial. Wir oft hat man dieses Becken in Filmszenen gesehen und läuft man selber daran entlang und ist beeindruckt vom Blick zurück vorbei am WWII-Mem, Washington-Mon bis zum Capitol. Und auf der anderen Seite wächst das Lincoln-Memorial Schritt für Schritt von der Dimension her an.

Lincoln-Memorial von innen und Blick von oben....

Auf dem Rückweg kommen wir am linken Rand am Vietnam-Memorial auf dem Weg zum White House vorbei. Hier sind alle gefallenen Soldaten in riesige Granitplatten graphiert. Volunteers pausen mit Papier und Bleistift die Namen für Angehörige ab, damit diese ein Erinnerungsstück für zu Hause mitnehmen können.

Das White House ist inzwischen durch immer weiter entfernende Barrieren schon fast nicht mehr sichtbar. So kann man auf dieser Seite nur noch von einer Stelle aus ein Bild machen. Wir besuchen noch das White House-Visitorcenter mit seinen Exponaten und vielen Wandtafeln mit Geschichten und Bildern durch die vergangenen Epochen. Eine Besichtigung des White House ist nur möglich wenn man als Amerikaner von einem Kongressabgeordneten empfohlen wird oder für uns Foreigner muss sich der Botschafter dafür einsetzen. Das muss man also lange im Vorfeld planen und dann kann man immer noch Pech haben, wie die Dame am Tresen erzählte, hat diese Woche der dänische Botschafter einer Gruppe die Unterstützung verweigert.

Jetzt steht für heute nur noch ein Punkt auf der Liste: The National Cathedral. Hier werden u.a. verstorbene Präsidenten aufgebahrt, bevor sie in ihren Heimatstaaten beerdigt werden. Auf dem Weg dorthin können wir die lokale Feuerweg beobachten, wie sie den überlangen Kranwagen rückwärts in die schmale Öffnung des Gebäudes zügig einfädelt. Am rückwärtigen Ende sitzt ein weiterer Feuerwehrman am Lenkrad und lenkt damit die hintere Hälfte. Man sieht sofort, daß die das nicht zum ersten Mal machen.

Leider kostet der Besuch der Cathedral 23$+Tax/adult und das ist uns nun doch zu teuer, um das Bauwerk von innen zu betrachten.

Daher schnappen wir uns den nächsten Bus und fahren damit wieder zurück ins Zentrum zu einer Metrostation unserer grünen Linie, kommen noch an einem Flatiron-Gebäude vorbei (haben wir diesemal in NYC nicht mehr besucht) und sind irgendwann froh als wir wieder zu Hause sind. Über den Zustand unserer Füsse will gar nicht reden.

Übernachtungsplatz:

Parkplatz Greenbelt Metro Station, Washington DC, GPS: 39.012959, -76.907115, etwas noisy, bei geschlossenen Fenstern ok, Anbindung und fast kostenloses Stehen sind unschlagbar.

 

Fr. 19.10.18

 

Nach den letzten beiden Tagen voller Besichtigungsstress nehmen wir uns heute nur das National Museum of Natural History vor und dies dafür ausgiebig.

Zuerst kommt der Bereich Ozean und Tiefsee dran, bevor wir dem T-Rex einen Besuch abstatten. Zwischendurch kann man den Säugetieren (Museumsangestellten) beim Arbeiten zuschauen. Das Museum hat auch eine sehr grosse und umfangreiche Ausstellung über die Werdegeschichte des Menschen. Auch hier, wie im ganzen Museum bzw. anderen Museen, ist es weniger eine Ausstellung einer Sammlung sondern eher eine für Kinder und Jugendliche aufbereitete Lehrshow. Man wird immer wieder aufgefordert auch Originalmaterial anzufassen oder man macht die Begegnung mit der eigenen DNA, welche man dann, wie Marion, in einem Halsanhänger als Erinnerung mitnehmen kann.

Im zweiten Stock wollten wir noch die Schmetterlingsausstellung und die Insekten besuchen. Die lebenden Schmetterlinge kosten Eintritt. 8$/person für ein paar Falter anschauen war uns doch etwas zuviel, vorallem da wir in den vergangenen Jahren in Asien einiges an tollen Schmetterlingen gesehen haben. Daher haben wir darauf verzichtet und lieber die possierlichen Tierchen in den Glasvitrine bewundert. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter hatte ein Glas voll toter Vogelspinnen dabei, welche man Angst in die Hand nehmen konnte und erstaunt war, daß man fast kein Gewicht gespürt hat.

Ebenfalls in der zweiten Ebene wird es dann in der National Gem collection doch wieder eine reine Sammlung und Ausstellung. Das wäre aber auch bei all den Klunkern schwierig machbar. Hier findet sich doch einiges an historisch bekannten Diamanten oder sonstigen Edelsteine mit Geschichte. Das Highlight ist der Hope-Diamant. Leider wird die tiefdunkelblaue Farbe durch die Vitrine und die Beleuchtung auf dem Photo so verfälscht, daß man das Blau nicht mehr sieht, daher habe ich die Bilder nicht eingestellt. An die Edelsteinsammlung schliesst sich dann die Mineraliensammlung an, welche sich echt sehen lassen kann. Als alter Mineraliensammler habe ich da auch schon einiges gesehen, aber diese Kollektion ist wirklich beeindruckend. Vorallem die Sammlung scheinbar langweiliger Steinbrocken, welche aber unter UV-Licht in vielen Neonfarben aufleuchten.

Auf dem Weg zurück zur Metro sind wir noch am Skulpturengarten vorbeigekommen und haben da gleich noch einen Schlenker durch die Kultur gemacht.


Übernachtungsplatz:

Parkplatz Greenbelt Metro Station, Washington DC, GPS: 39.012959, -76.907115, etwas noisy, bei geschlossenen Fenstern ok, Anbindung und fast kostenloses Stehen sind unschlagbar.

 

Sa. 20.10.18

On the road again. Nach dem doch nicht wirklich ruhigen Washington und der vielen Lauferei um all die Sehenswürdigkeiten und Museen anzuschauen freuen wir uns auf die Fahrt nach Süden zum Shenandoah NP und den auf dem Kammrücken von Nord nach Süden über 105 Meilen verlaufenden Skyline Drive mit insgesamt 75 Outlooks in die angrenzenden Täler bzw. zu den in der Nachbarschaft liegenden Hügelketten und Wälder.

Aber zuerst müssen wir uns um Washington herum auf zum Teil mehr als 10-spurigen Autobahnen gen Süden durchkämpfen. Da muss man zu zweit genau aufpassen, daß man immer auf der richtigen Line ist und nicht aus Versehen auf der kostenpflichtigen Expressline oder einer doppelspurigen Abfahrt landet.

In Manassas bzw. einem Teilort davon machen wir einen Stopp um Einzukaufen. Vor lauter Aufregung endlich wieder auf Tour zu sein haben wir heute morgen verpasst noch in Maryland nach günstigem Diesel zu schauen. Plötzlich sind wir auf der Autobahn am „Willkommen in Virginia“-Schild vorbeigerauscht.

Überall kostete der Diesel nun zwischen 3,25-3,35 US$/gal (=0,75-0,78€/l). Trotzdem schauten wir mal bei Gasbuddy im Internet vorbei und welcher Glücksfall, zwischen all den teuren Tankstellen im Umkreis versteckte sich nur eine halbe Meile entfernt eine kleine Tankstelle, welche heute den Diesel zu unfassbaren 2,959 US$/gal (=0,69€/l) anbietet. Da sind wir sofort hingefahren, nicht daß sich der Preis wieder verteuert solange wir beim Shoppen sind. Da macht das Tanken Spass, vorallem wenn man gleich mal 104gal=393l in den Tanks bunkern kann.

Auf dem Weg dahin, wir sprechen hier immerhin von 2x3 Spuren durch das mehrere kilometerlange Einkaufsgelände, kommen wir am Rosemary-Drive (müssen natürlich gleich an Oma denken) und an der Ampel plantschen die Staren (sind hier noch scharenweise unterwegs) vergnügt in ihrem Pool, obwohl um sie herum hunderte Autos dröhnen.

Nachdem wir dann noch den Kühlschrank aufgefüllt hatten, ging die Fahrt weiter nach Fort Royal, wo das Eingangstor zum Shenandoah NP bzw. dem Skyline Drive liegt. Am Entrance erstehen wir dann den „America is beautiful“-Pass für 80US$, mit welchem wir nun volle 12 Monate kostenlos jeden NP in den USA besuchen können. Der Pass gilt für ein Fahrzeug bis zu 4 Personen. Alleine der Eintritt in den Shenandoah NP hätte 30US$ (gilt dann für eine Woche) gekostet, also ab dem dritten NP ist man locker auf der Habenseite.

Wir werden heute den nördlichen Teil des Drives befahren und dann auf Höhe Laurey den NP wieder verlassen, um ausserhalb auf public land am South Fork Shenandoah River zu übernachten.

Aber zuerst halten wir an den zahlreichen Outlooks, nachdem wir bis auf 900-1000 Höhenmeter den Kamm erklommen haben. Von hier aus hat man wirklich tolle Ausblicke weit ins umgebende Land. Wie immer ist die Sicht mit dem Auge besser als mit der Kamera, vorallem da es oft in der Ferne dunstig wird. Aber wir hoffen, daß man auf den Bilder etwas von der Weite erahnen kann. Schade ist, nachdem wir viel zu früh aus Vermont und New Hampshire nach Süden gefahren sind, daß hier der Indian Summer noch nicht angekommen ist. Die Nachttemperaturen sind zwar schon einstellig, aber die Bäume scheint das noch nicht zu interessieren. Aber wir sind ja die nächsten 2-3 Wochen auf den Apallachen unterwegs, da hoffen wir, daß wir noch buntes Laub sehen werden.

Der im Internet beschriebene Stellplatz ist am Ende einer ca. 16km langen Stichstrasse, welche sich am Fluss entlang windet. Bis auf die letzen 5km, als die Strasse in gravelroad übergeht, sind alle Grundstücke am Fluss privat und zum Teil bebaut. Im hinteren Teil, public area, kann man in den Flussauen auf eigenes Risiko zelten (bei Starkregen droht Überflutung) bzw. hinten an der Wendeplatte kann man seitlich parken. Kaum daß wir eingeparkt hatten kommt der Ranger vorbei, an welchem wir vorher vorbeigefahren sind und ist zufrieden mit unserer Platzwahl und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt und rauscht wieder davon. Was will man mehr.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am South Fork Shenandoah River ausserhalb des Shenandoah NP, GPS: 38.769894, -78.39266, total ruhig und direkt am Fluss, sehr empfehlenswert

 

 

So. 21.10.18

Heute ist ein richtiger Chilltag, wobei Marion morgens noch vier Portionen leckeres Gulasch kocht und erst danach zum chillen kommt. Leider ist es heute draussen windig und kalt, so daß wir in der Mupfel bleiben und einen Film schauen, ein Gläschen Rotwein dazu trinken und P ein erholsames Mittagsschläfchen (endlich mal wieder) machen kann. Um 18 Uhr geht inzwischen schon die Sonne unter. Die tollen Spiegelungen im Wasser treiben P dann doch noch mit der Kamera aus der Mupfel.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am South Fork Shenandoah River ausserhalb des Shenandoah NP, GPS: 38.769894, -78.39266, total ruhig und direkt am Fluss, sehr empfehlenswert

 

Mo. 22.10.18

Da es eine klare Nacht mit herrlichem Sternenhimmel war, ist es entsprechend saukalt gewesen und morgens liegt der Raufreif auf dem Dach. Als die Sonne am wolkenfreien blauen Himmel hochkommt, steigen die Temperaturen noch recht schnell an und so gegen 12 Uhr war es schon wieder warm genug für kurze Hosen. Gestern noch Daunenjackenwetter und heute wieder herrlich warmer Herbsttag. Das nützen wir natürlich gleich aus und gehen beide zum „Friseur“ und anschliessend unter die Aussendusche. Den restlichen Nachmittag geniessen wir im Freien mit Blick auf den ruhig dahin fliessenden Shenandoah-River und den hin und wieder vorbeitreibenden Booten mit Anglern bzw. den am Himmel kreisenden Adlern.

So ist ein Chilltag deutlich erholsamer als bei Mistwetter im Moppel.

Übernachtungsplatz:

Freistehen am South Fork Shenandoah River ausserhalb des Shenandoah NP, GPS: 38.769894, -78.39266, total ruhig und direkt am Fluss, sehr empfehlenswert

 

Di. 23.10.18

Alles chillen hat mal ein Ende. Da für heute und die nächsten Tage super Wetter angesagt ist, machen wir uns heute auf und verlassen unser verstecktes Nest im National Forest. Wir fahren noch schnell zum Walmart von Luray und erklimmen dann wieder die Höhen hinauf auf den Skyline Drive im Shenandoah NP. Gleich nach der Abbiegung nach Süden im Park kommt ein Tunnel welcher wohl nur 12feet 8inch Höhe haben soll. M ist seit sie das im Infoblatt gelesen hat etwas nervös. Ich nehme zur Sicherheit zur Durchquerung die Mitte über dem Streifen, aber da ist reichlich Luft nach oben, da haben wir schon knapperes überstanden.

Weit fahren wir nicht wir wollen den White Oak Trail zu einem Wasserfall wandern und dann abends zum übernachten wieder nach Luray zum Walmart fahren. Leider ist die Sicht in die Ferne bei den Outlooks immer noch etwas trübe, aber das menschliche Auge kann da ja besser auflösen als die Kamera.

Der Trail geht über Stock und Stein recht steil nach unten. Der Wald ist sehr urwüchsig und kreuz und quer liegen riesige Stämme welche vor sich hin modern. Der Grossteil geht entlang den verschiedenen Bächen welche am Ende des Trails den Wasserfall speisen. Der Rückweg ist dann doch recht anstrengend und weist uns unmissverständlich darauf hin, daß wir mehr Bewegung und Training brauchen.

Als wir endlich oben angekommen sind, fahren wir noch bis zum nächsten Outlook mit Blickrichtung Westen, um den Sonnenuntergang noch zu sehen, bevor wir wieder nach Luray aus dem NP rausfahren. Da schon Dämmerung ist, sind auch wieder reichlich Rehe unterwegs und man kann nur sehr langsam fahren.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart Luray, GPS: 38.661203, -78.493427, ist 7/24h geöffnet aber trotzdem relativ ruhig, empfehlenswert

 

 

Mi. 24.10.18

Der gestrige Hike sitzt uns heute noch etwas in den Knochen. Aber jetzt steht erstmal die Besichtgung der größten Höhlen in Ostamerika, den Luray Caverns, an.

Eigentlich kostet der Eintritt 28$/person, aber wir haben im Internet entdeckt, sagt einem aber an der Kasse natürlich niemand, daß wenn man einen Giant (Supermarkt)-Bonuspass hat, spart man bei der zweiten Karte 50%. So sparen wir 14$ und bezahlen unterm Strich nur noch 42$.

Innerhalb 10min können wir gleich mit der nächsten einstündigen Führung in den Untergrund absteigen. Wir haben schon einiges an Tropfsteinhöhlen gesehen und wir sind uns einig, daß dies eine der schönsten und eindrucksvollsten ist. Auch die Wegführung und die dezente Ausleuchtung ist wirklich sehr gelungen und daher jeder Dollar Eintritt wert ist. Der Führer erzählt natürlich einiges über die Entdeckung, welche unterschiedliche Zusammensetzungen der abgelagerte Kalk hat und welche Figuren und Tiere man in die eine oder andere Ablagerungen interpretieren kann. Hier einfach mal eine Auswahl der Eindrücke, aber wie immer ist es in natura phänomenaler.

Das tollste an der Tour war unserer Meinung nach der Bereich in welchem auf dem Boden ein flacher See war und die Deckenspiegelung einen dreidimensionalen Eindruck von Tiefe erzeugte. Man musste wirklich sehr genau hinschauen um es zu erkennen.

Gegen Ende der Tour kommen wir auch noch in die „Konzerthalle“. Hier wurde die grösste Steinorgel der Welt gebaut. Es gibt allerdings keine Orgelpfeifen, sondern unzählige Stalaktiten (runde, flache...) wurden so präpariert, daß wenn der Organist die Tasten anschlägt ein Elektroimplus einen Stößel gegen den Stalaktit klopfen lässt. Aktiv gespielt wurde nur zu seltenen Gelegenheiten, aber bei jeder Führung wird eine kurzes Musikstück durch einen Automaten gespielt.

Ausserhalb der Höhlen gibt es noch andere Aktivitäten welche man unternehmen kann, wenn man schon gerade hier ist. Ein kleiner Klettergarten, ein Labyrinth, ein Heimatmuseum und eine Sammlung historischer Fahrzeuge. Da hat es doch ein paar schöne Leckerchen dabei.

Bevor wir wieder in den Nationalpark hoch auf den Skyline Drive fahren, steuern wir noch einen Waschsalon an. Heute wollen wir im NP auf einem Campingplatz übernachten, damit wir morgen nicht so viel Zeit mit der Anfahrt verbrauchen und mindestens einen weiteren Trail laufen können. Es ist nochmal richtig tolles Wetter angesagt, bevor es übers ganze Wochenende wohl regnen wird. Aber bevor wir auf den Camping fahren halten wir am „The point outlook“ und geniessen nochmal den Sonnenuntergang. Die meiste Zeit aus dem Auto, da es draussen schon kräftig den Hang hoch pfeift und man trotz Jacke schnelle auskühlt.

Übernachtungsplatz:

Campingplatz Lewis Mountain, Shenandoah NP, 15$/night, 5min Dusche/1$, GPS: 38.435801,-78.478442, sehr ruhig

 

Do. 25.10.18

 

Ganz nett frisch heute morgen. Man merkt halt schon, dass es Ende Oktober ist und bei schönem Wetter und klaren Nächten muss auf der Höhe und in den Appalachen mit Raureif gerechnet werden. Aber im Gegensatz zu uns gibt es da doch noch einige, die im Zelt unterwegs sind, mit Kind und Kegel. Brrrrr.

Nachdem wir unsere 15$ im beschrifteten Umschlag im self-register Brieffach eingeworfen haben, machen wir uns auf zum nahe gelegenen South River Falls Trail. Im Shenandoah NP gibt es hunderte Meilen Wanderwege, aber immer nur durch Mischwald laufen, ist auf die Dauer auch langweilig. Deshalb suchen wir uns immer einen Trail aus, auf dessen Rundkurs wir dann wenigstens an einem Wasserfall vorbeikommen. Im Frühjahr und Sommer gibt es viele Wege, die durch Blumenwiesen führen oder auf denen gut Tierbeobachtungen gemacht werden können. Der Nachteil an den Wasserfall-Trails ist meist nicht die Länge sondern die Höhe. Bei diesem hier geht’s ca. 300 Höhenmeter über Stock und Stein nach unten, oft entlang eines oder mehrerer Bäche, und kommt dann zu einem Aussichtspunkt mit mehr oder weniger gutem Blick auf den Wasserfall. Wir haben heute etwas Glück, kaum dass wir losmarschiert sind, kreuzen in aller Seelenruhe vor uns ein paar Rehe. Wir nehmen die etwas längere Runde, damit wir nicht den gleichen steilen Pfad wieder nach oben klettern müssen, sondern einen etwas breiteren Zugpfad, nicht ganz so steil.

Das weitere restliche Stück Straße bis zum Südende des Shenandoah NP ist zwar gespickt mit unzähligen Outlooks, aber die Fernsicht ist nicht berauschend und auch das herannahende Schlechtwetter in den nächsten Tage die Sicht, heute keine leuchtenden Laubwälder.

Wir fahren in Waynesboro beim Walmart vorbei, kaufen ein und fragen, ob wir trotz den Hinweisschildern No-Overnight-Parking übernachten dürfen. Die Dame am Service meint, wir können ruhig einparken, halt etwas an den Rand des Parkplatzes. Somit müssen wir nicht noch einen anderen Platz suchen. Auch gut.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Walmart Waynesboro , GPS: 38.066088,-78.933749, relativ ruhig; Schilder no-overnight-parking, haben gefragt und das Ok für einen Parkplatz am Rand bekommen, empfehlenswert nach Anfrage

 

 

Fr. 26.10.18

 

Meine/Peter Lieblingswanderschuhe aus gutem Leder lösen sich auf. Nach inzwischen 12 Jahren löst sich außen die unterste Sohle mit Profil. In Waynesboro gibt es noch einen Shoe-Repair-Laden der alten Schule. Wir haben uns nur nicht getraut ein paar Bilder zu machen. Allein schon die Maschinen zum Nähen und Schuhe einspannen sind museumsreif. Ebenso der Schuhmacher samt seiner Tochter als Nachfolgerin im Beruf passen in den Laden. Urig. Für 20$ will er mir bis Morgen die Sohle kleben, empfiehlt aber eigentlich den ganzen Sohlenboden zu ersetzen, weil die Vibram-Zwischensohle anfängt nachzugeben und dadurch in Kürze dann wahrscheinlich wieder die Profilsohle abgeht. Das würde dann 100$ kosten und er würde es mir an einen beliebigen Ort per UPS nachsenden. Jetzt schauen wir mal, wie lange die geklebte Sohle hält, und dann sehen wir weiter. Vergleichbare Qualität kostet hier leider auch zwischen 250-350$.

Wenn wir gestern nicht am Walmart hätten stehenbleiben können, wären wir zum Ridgeview Park gefahren. Dies ist eine im Städtchen liegende recreation area mit Wiesen, Parkplätzen, Angelplätzen am rauschenden Fluss, überdachter Grillstelle und einem Toilettenhaus. Nach einem leckeren All-you-can-eat-Chinabuffet fahren wir dort hin und parken mal ein. An der Einfahrt steht, dass nach Einbruch der Nacht die Schranke geschlossen wird. Da es aber gegen Abend kräftig regnet, lassen wir es darauf ankommen. Bereits den ganzen Nachmittag über sind 2-3 mehrere Autos vom städtischen Bauhof und sogar die Ortspolizei vorbeigefahren und haben uns gesehen. Wie erwartet bleibt die Schranke auf und wir haben einen ruhigen Stellplatz für die Nacht.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Ridgeview Park Waynesboro , GPS: 38.065536, -78.905886, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, evtl. während der Saison geschlossen

 

 

Sa. 27.10.18

 

Da das Wetter weiterhin schlecht ist, möchten wir eine weitere Nacht hier bleiben und hoffen, dass wir nicht weggeschickt werden. Gegen 11 Uhr fahren wir nochmal zum Schuhmacher und in einen Baumarkt und sind 1,5h später wieder zurück im Park. Heute parken wir in der Nähe des Toilettenhauses ein. Hier kann ich auch unser Abwasser via Kanister entsorgen.

Gerade kein Regen, deshalb deutlich mehr Touristen, vor allem da in der Grillhütte so eine Art Geburtstags-Treffen stattfindet.

Ansonsten bricht irgendwann wieder die Nacht herein, wir sind wieder alleine auf dem Gelände und keiner stört uns. Ein ruhiger Tag und eine noch ruhigere Nacht.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Ridgeview Park Waynesboro , GPS: 38.065536, -78.905886, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, evtl. während der Saison geschlossen

 

 

So. 28.10.18

 

Endlich ist das schlechte Wetter weitergezogen, und wir jetzt auch. Wir fahren zurück zum Südeingang des Shenandoah NP und gleich in der Nähe zum Eingang des Blue-Ridge-Parkway. Der Blue-Ridge-Parkway/BRP ist knappe 500 Meilen lang (ca. 835 km), führt meistens über den Grat der Appallachen, immer durch bunten Mischwald, bietet viele Outlooks und endet südwestlich von Asheville, in Cherokee, wo sich das Eingangstor zum Great Smoky-Mountains NP befindet.

Somit genießen wir den ganzen Tag die Fahrt durch den Indian Summer und den einen oder anderen Outlook, auch wenn die Fernsicht besser sein könnte. Wir finden beide, dass bereits dieser erste Teil des BRP, den wir heute befahren, mindestens genauso wenn nicht sogar schöner ist als der teuer zu bezahlende Shenandoah NP. Da wir sowieso die Jahreskarte gekauft haben, stört uns das nicht wirklich, aber den Wochenendtouristen und Kurzurlaubern würden wir empfehlen, direkt nach Süden auf dem Highway zum BRP zu fahren.

Nach ca. 50 Meilen auf Höhe Lexington fahren wir aus dem Parkway raus und nach Osten in den George Washington National Forest. Hier gibt es bei Oronoco einen public Campground, kostenlos, wird hauptsächlich von Anglern und Jägern benutzt, hat sogar ein Toilettenhäuschen. Auf dem Weg dorthin sehen wir Bäume komplett überwuchert von einer Kletterpflanze, was natürlich toll aussieht, aber die Bäume nach kurzer Zeit zum Absterben bringt.

Auf dem Campground, was eigentlich nur eine gemähte Wiese im Wald entlang eines rauschenden Baches ist, werden wir auch gleich von einem älteren Jäger in vollem Tarnoutfit empfangen. Er hat sich hier dauerhaft mit seinem Trailer, Amerika-Fahne und großem Lagerfeuer eingerichtet. Wie es sich gehört in der „Wildnis“, muss man allzeit bereit sein, das eigene oder das Leben anderer zu schützen und hat daher immer die Pistole am Gürtelhalfter mit dabei. Ansonsten ist er sehr nett, hat aber einen grausigen Virginia-Südstaaten-Nuschel-Dialekt, nur ganz schwer zu verstehen.

Eigentlich wollten wir heute noch weiter südlich fahren, aber irgendwie habe ich mir auf dem letzten Trail (schwitzen und Wind) was eingefangen und bin nicht ganz auf der Höhe. Daher der frühe Stopp und Stellplatzsuche. Bin dann auch nach dem Einparken gleich in die Federn, um etwas Kraft zu tanken. Marion hat Sauerteig angesetzt und noch spät abends nach zweimaligem Gären kommen die Laibe in den Ofen. Knusprig und schön feuchtes, leckeres Sauerteigbrot. Da freuen wir uns schon richtig auf das Frühstück.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Oronoco Campground, George Washington NF , GPS: 37.74798 , -79.26439, sehr ruhig, sehr empfehlenswert

 

 

Mo. 29.10.18

 

Total ruhig, sehr gut geschlafen. Gestern Abend, es war schon fast dunkel, kam noch ein junges Pärchen mit dem Motorrad und baute ein kleines Zelt auf. Heute Morgen stehen die beiden doch ziemlich zerknittert auf. Es war recht kalt und ich kann mir gut vorstellen, dass sie gefroren haben. Als wir aus unserem Dicken klettern und uns ebenfalls abfahrbereit machen, kommen wir kurz ins Gespräch. Die beiden sind aus Massachusetts und wollen in den nächsten Wochen auch schnell bis nach Florida ins Warme, danach in den Westen und von dort weiter nach Hawaii. Ein Onkel hat dort einen Seecontainer im Garten stehen, in dem sie dann wohnen können. Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute und eine sichere Reise. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann, irgendwo.

Wir sind abfahrbereit. Weiter geht’s, wieder hoch zum BRP. Wetter ist gut. Verspricht tolle Aussichten. Holzlaster unterwegs – Peter liebt Holz: „Wenn ich mal Rente hab', will ich direkt neben einem Sägewerk wohnen. Da riecht's immer so gut.“

Das Wetter ist wirklich gut und wir fahren wieder von Outlook zu Outlook, genießen die herrlichen Blicke ins Tal, mal links, mal rechts vom BRP, Flusstäler, Indian Summer. Einfach schön.

Wir kommen u. A. auch an der höchsten Erhebung Virginias vorbei, dem Apple Orchard Mountain, 3950 ft (ca. 1203 m), und immer wieder mal an besonders schön gefärbten Bäumen.

Morgen wird’s sonnig. Geplant: Gipfeltour auf den Sharp Top Mountain bzw. Otters Peak. Direkt beim Berg gibt es einen kleinen See der Abbott Lake, mit Picnic-Area, einem Campingplatz sowie einer großen Lodge mit Restaurant. Stellplatz: Der Campingplatz ist seit gestern geschlossen, wie viele andere jetzt auch. Obwohl Platz genug ist in der Picnic-Area, teilt uns ein Ranger mit, dass es nicht erlaubt ist, hier zu übernachten. Wir fahren zur Lodge und fragen nach, ob wir auf dem RV-Parkplatz eine Nacht stehen können. Kein Problem. Einparken. Ich/Marion muss mich noch etwas bewegen und spaziere einmal um den See. Peter bleibt in der Nähe des Mobils und kann sich bis auf mehrere Meter langsam an ein paar Rehe am Waldrand hinbewegen und Bilder machen. Solange man keine ruckartigen Bewegungen macht ist man keine Gefahr für die Wildtiere. Echt toll, fast wie im Tierpark.

Rehe gibt’s hier viele, auch bei Marions Rundweg um den See. Schöne Abendstimmung samt Mond am stahlblauen Himmel.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Parkplatz Peaks of Otter Recreation Area , GPS: 37.446173 , -79.602718, sehr ruhig, empfehlenswert, Overflowparkplatz hinter der Lodge am Abbott Lake , evtl. in der Saison schwierig

 

 

Di. 30.10.18

Ganz nett frisch heute morgen. Aber in der Sonne taut das Gefährt langsam auf.

Da wir beide heute noch ein Stück weiter kommen wollen, machen wir den anstrengenden Aufstieg nicht über hunderte Stufen auf den Peak sondern nehmen den Shuttle-Bus nach oben bis kurz unterhalb des Gipfels. 12$/Person hin und zurück, 1/4h Anfahrt. Fährt immer zur vollen Stunde. Wir nehmen das Shuttle um 11.00Uhr. Der grüne Shuttle-Bus ist ein ausgedienter alter Schulbus, aus den 1960er Jahren. Sehr rustikal, aber auch extrem zuverlässig, wie uns der Fahrer mitteilt. Die Fahrt ist kurzweilig, steil nach oben in Serpentinen, immer am Abhang entlang. Nach Marokko sind derartige Fahrten kein Problem mehr für mich/M. Voll easy!

Oben angekommen, sind es nur noch ein paar Hundert Meter und 50 m Höhenmeter bis zum Gipfel. Das Wetter ist genial. Die Aussicht vom Gipfel ist phänomenal. Hat sich gelohnt. Schon bequem, wenn man sich fast bis zum Gipfel hochfahren lassen kann.

Von diesem Gipfel wurden Steine im George Washington-Monument in Washington verbaut - „...to crown a monument to Virginia's noblest son“.

Outlook um Outlook. Bei so einem Wetter sind die Berge und Täler ringsum immer wieder schön. Wir können uns gar nicht satt sehen.

Und dann ein Outlook, der so genial ist, dass wir beschließen, hier zu übernachten. Devils Backbone. Weiter Blick ins Tal, von der Straße nicht einsehbar, voll sonnig. Weil es so herrlich warm ist: Außendusche und Sonnenbad. Einfach genial.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Outlook Devils Backbone , GPS: 37.036168 , -80.109271, sehr ruhig, empfehlenswert, absolut geniale Aussicht, vor allem Sonnenaufgang, evtl. in der Saison schwierig

 

 

Mi. 31.10.18

 

Der Stellplatz ist so toll, dass wir am liebsten stehen bleiben und noch einen Tag die geniale Aussicht genießen würden. Aber da ab Übermorgen für mindestens 2 Tage Mistwetter angesagt ist, wollen wir den sonnigen, warmen Tag doch nutzen und weiter durch die lichtdurchfluteten Indian Summer-Wälder des Blue-Ridge-Parkway/BRP mit den herrlichen Aussichten von den verschiedenen Outlooks, fahren.

Aber zuerst noch ein wunderbarer Sonnenaufgang, der von hier oben aus noch einen Kick mehr hat.

Es wird noch nicht langweilig, durch diese schöne Gegend zu fahren bei herrlichstem Wetter. Berge sind immer schön. Die Wälder direkt am BRP voller Rhododendron. Überall. Das muss im Frühjahr während der Blüte fantastisch sein. Gerade fahren wir auf einem Stück des BRP, das etwas tiefer gelegen ist. Hier gibt’s zur Abwechslung mal wieder Farmen und Vieh.

Auf dem Weg liegt auch eine alte Sägemühle 'Mabry Mill': Es gibt eine Ausstellung zur Mühle, wo sogar noch ab und zu gemahlen und das Mehl (heute Buchweizen) verkauft wird. Ein altes 'Appalachian House', wie die Menschen hier vor 100 Jahren lebten. Außerdem selbstverständlich ein Restaurant mit Souvenirladen am weiter oben gelegenen Parkplatz. Wir haben uns auf den großen RV-Parkplatz gestellt, wo wir theoretisch auch übernachten könnten – aber dafür ist es noch zu früh. Mobil-Touristen gibt’s natürlich auch: U.a. zwei nette ältere Frauen, Freiwillige, die BRP-Hinweis-Schilder putzen. Eine junge Familie, die uns selbstgemachte Cookies anbietet – lecker. Ein Paar aus Australien, John & Deryn – retired Aussies on Tour - unterwegs mit ihrem riesigen Trailer, den sie für ihre Amerika-Tour hier gekauft haben. Mit ihnen tauschen wir Visitenkarten und Erfahrungen aus. Sehen sie sicherlich noch auf dem BRP, den sie in unserer Richtung abfahren.

Weiter geht es auf dem BRP. Wir werden nicht müde, die diversen outlooks anzufahren und die Aussicht zu genießen. Unmengen an Rhododendren. Vielleicht machen wir den BRP im Frühjahr nochmal ;) Irgendwann....

Und so ganz plötzlich mitten auf der Straße sehen wir eine Schlange. Vollbremsung, zu weit, ein Stück rückwärts – ist ja keiner hinter uns. Peter steigt aus, um Fotos zu machen. Die Schlange war einmal, jetzt leider ziemlich platt gefahren. Schade. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass es hier tatsächlich Schlangen gibt. Und so allerhand anderes Getier – schöne Raupen z.B. welche allerdings hier die Plage sind und für viele der abgestorbenen Bäume verantwortlich sind. Man sieht überall riesige Gespinste in den Ästen.

Und so langsam sollten wir uns auch auf Stellplatzsuche machen. Die nächsten Tage ist wieder Schlechtwetter vorhergesagt und wir würden gerne stehenbleiben. Wir fahren noch am Blue Ridge Music Center vorbei, dachten eigentlich, hier wird noch 'was geboten – Fehlanzeige, ist geschlossen, die haben schon auf Winter umgestellt. Na dann halt nicht. Nur wenig später wechseln wir von Virginia nach North Carolina.

North Carolina – First in Flight

Wir fahren noch ein Stück, am Basin Creek Cove samt uralter Hütte vorbei. Man stelle sich mal vor, in dieser kleinen Hütte haben um 1900 herum die Eltern Caudill plus 14 Kinder gewohnt. Ganz schön kuschelig.

Wir haben für unsere Hütte heute jedenfalls einen schönen Platz gefunden. Tolle Aussicht, schön ruhig. Und wenn wir nicht von einem Parkranger des Platzes verwiesen werden, bleiben wir hier die nächsten Tage stehen, bis das Wetter wieder besser wird.

 

Übernachtungsplatz:

 

Freistehen Outlook Low Notch , GPS: 36.435389 , -81.169669, sehr ruhig, empfehlenswert, evtl. in der Saison schwierig

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 19. und 20. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2018_Okt_2

 

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