So. 16.06.19

 

Als wir aufwachen regnet es so vor sich hin. Meine/P Gräten haben sich etwas beruhigt, aber die Treffer sind schon noch deutlich zu spüren. Wir überlegen, ob wir stehenbleiben oder den Regentag zum Strecke machen nutzen sollen. Der Stellplatz ist trotz Stützen etwas schräg, wir müssten also nochmal umparken; der See ist nicht optimal zum Schwimmen, da am Ufer stark bewachsen. Wir fahren weiter.

Die erste Etappe geht durch typische Wald-, Seen und Sumpflandschaft, immer geradeaus bis nach Tok. Auf der Strecke liegt nichts, was wir wegen Regen und Wolken verpassen. In Tok tanken wir für 3,199US$/Gal (=0,76€/l) randvoll. In Kanada kostete der Diesel umgerechnet noch 0,93€/l. An einem Giftshop nutzen wir das kostenlose Wifi, um kurz mit Oli wegen Bank-Post zu chatten, informieren uns noch über das Wetter und entscheiden danach, nicht nach Südalaska zu fahren, sondern zum in der Mitte liegenden Denali Highway, Denali NP und dann Richtung Norden nach Fairbanks bzw. auf dem Dalton Hwy zum Polarkreis. Und schon sind wir wieder aus diesem Durchgangsstädtchen, ist halt das erste nach der Grenze mit billiger Tanke, raus.

Die Strecke von Tok bis nach Delta Junction ist das letzte Stück Alaska Hwy, der dort nach 1422 Meilen (~2288 km), startend in Dawson Creek, endet. Zeitweise entlang am Tanana River, schöne Landschaft, aber wegen der tiefhängenden Wolken sehen wir nur hin und wieder einen weißen Gipfel der Alaska Range-Bergkette durchschimmern.

In Delta Junction parken wir für eine Pause auf dem Parkplatz des Sullivan Roadhouse ein - ehemalige Gäste- und Versorgungsstationen entlang am Highway Richtung Norden. Dieses Roadhouse kann man ausnahmsweise kostenlos besichtigen, ebenso wie die übriggebliebenen Maschinen des Hwy-Baus aus den Vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Gegenüber befindet sich das Visitor-Center mit einer Säule als offiziellem Ende-Marker des Alaska-Highways (Alaska Highway Monument). Wir nutzen hier das freie Internet und entdecken ein weiteres Monument: Neben dem offiziellen Staatsvogel (Alaska Willow Ptarmigan) sind die überall gegenwärtigen Moskitos die inoffiziellen Staatsvögel. Sie lieben alle und jeden, mal mehr, mal weniger und Marion ist ein beliebtes Opfer, nicht nur von den überdimensionalen Moskitos. Genauso lästig wie zuhause in Deutschland, nerven sie nicht nur uns, sondern treiben auch Tiere in den Wahnsinn, z.B. Elche, die sich dann bis zu den Ohren in Tümpel stellen, um so den Plagegeistern zu entgehen (nebenbei fressen diese auch gerne das frische Grün vom Boden des Tümpels).

Eine erneute Wetterbetrachtung führt zu neuer Wege-/Tage-Kalkulation. Heute und Morgen nach Süden bzw. Westen zu fahren bedeutet, dass die Alaska Range mit ihren Gletschern unter Wolken verborgen liegt und der unbefestigte Denali Highway mit seinen tollen Aussichtspunkten und viel Wildlife in schlechtem Wetter untergehen würde. Das wäre sehr schade. Also Planänderung. Wir fahren auf dem Richardson Hwy nach Norden Richtung Fairbanks und nicht nach Süden. Da wir inzwischen schon wieder über 230 km auf dem Tageszähler haben, suchen wir uns 2-3 mögliche Stellplätze in max. 50 km Entfernung in unserer App aus und fahren los.

Kurz hinter Delta Junction treffen wir beim Überqueren des Flusses zum ersten Mal auf die Trans Alaska Pipeline, gestützt durch eine Hängebrückenkonstrukt.

Der erste Stellplatz ist an einem kleinen Wasserloch in einer Kiesgrube direkt an der Straße. Zum Fischen vielleicht OK, aber wir wollen doch etwas schöner stehen.

Der zweite Platz ist ein Parkplatz in der Nähe des Tanana Rivers an einem klaren, durch einen Biberdamm abgegrenzten kleinen See. Hier sind wir weit genug vom Highway weg, durch einen kleinen Wald geschützt und können alleine direkt am Seeufer einparken. Tolle Überraschung: Keine Mücken. Es nieselt, so dass wir nicht raussitzen bzw. zum Schwimmen gehen. Gegen später parkt weiter hinten noch ein Frankokanadier mit seinem großen Hund und Westfalia-Bus ein. Kurzer Smalltalk, bevor wir uns alle in unsere Schutzhütten zurückziehen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ufer eines kleinen Sees abgegrenzt vom Tanana River, GPS: 64.288126, -146.456011, sehr ruhig, durch den kleinen Wald vom Hwy geschützt, kaum Mücken, kristallklares Wasser, Biber, sehr empfehlenswert

 

 

Mo. 17.06.19

 

Das Wetter hat sich zum Positiven verändert und als wir unsere „Rollladen“ hochziehen, haben wir blauen Himmel, Sonne und nur wenige Schleierwolken.

Beim Kaffee Kochen entdeckt Marion den Hausherrn des Sees, Bob der Biber, wie er vor unserem Standort seine Runden dreht. Als wir mit der Kamera ans Ufer gehen, schlägt er zweimal beim Abtauchen mit seinem flachen Schwanz aufs Wasser, dass es nur so klatscht. Dann taucht er wieder auf und schwimmt seelenruhig seine Bahnen. So hat er uns unmissverständlich ein Zeichen gegeben, dass das sein See ist und wir Abstand halten sollen. Hatten wir so bisher noch nicht gesehen. Zwischendurch klettert er am Damm aus dem Wasser und wir schleichen uns auf der Landseite an. Aber bis wir ankommen ist er schon wieder in seinem See unterwegs. Nach 5 min verschwindet er am anderen Seeufer aus unserem Blickwinkel.

Wir rechnen nochmal die Tage durch, da wir am 21.06. zu Mittsommer am Polarkreis oder drüber sein wollen. Zwei Tage gewonnen, dadurch dass wir vorerst den Denali Hwys bzw. Nationalpark weglassen. Also können wir hier an diesem Traumplatz noch einen Tag stehen bleiben. Was will man mehr, mitten in Alaska an einem klaren See, ganz für uns alleine, keine/kaum Mücken und, wie wir im Laufe des Morgens noch feststellen, angenehme Wassertemperaturen ideal zum Schwimmen.

Nach dem Schwimmen setzt Marion gleich noch einen Hefeteig an, bevor sie ihren Standort draußen in der Sonne am Seeufer aufschlägt und mit einem Buch unter dem Arm die Seele baumeln lässt. Ich/P mache mich mal wieder ans Bilder Sortieren und Schreiben, aber irgendwann überkommt mich die Müdigkeit und diese hellen Nächte mit wenig Schlaf fordern ihren Tribut, das Mittagsschläfchen wir recht ausgedehnt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ufer eines kleinen Sees abgegrenzt vom Tanana River, GPS: 64.288126, -146.456011, sehr ruhig, durch den kleinen Wald vom Hwy geschützt, kaum Mücken, kristallklares Wasser, Biber, sehr empfehlenswert

 

 

Di. 18.06.19

 

Marion geht gleich nach dem Aufstehen eine Runde im See schwimmen und wie sie sich so in die Mitte des Sees treiben lässt, klatscht am anderen Ufer der Biber aufs Wasser, ein klares Signal. In großen Bögen schwimmt er am Seerand in unsere Richtung. Marion hat ein Einsehen und geht aus dem Wasser, hatte ja schon ausgiebig gebadet, und Bob schwimmt nochmal sehr nahe am Ufer vor unserem Mobil vorbei. Nach zwei weiteren Klatschern als Botschaft, schwimmt er zügig ans andere Seeufer, wo wir aus der Entfernung seinen Bau ausmachen können. Die ganze Aktion hat gerade mal 15-20 min gedauert und dann ward er nicht mehr gesehen.

Beim Frühstück trödeln wir wie üblich, können uns nicht so recht entschließen, die Zelte abzubrechen. Der Platz ist einfach zu schön. Aber es hilft nichts, wir haben einen Zeitplan für die nächsten Tage aufgestellt. Um die Mittagszeit fahren wir dann endlich los.

Die Strecke nach Fairbanks ohne Highlights, so dass wir zügig die 100 km durchfahren. 15 km vor Fairbanks kommen wir durch North Pole -Also genau dort, wo Santa Clause wohnt! - Da müssen wir natürlich auch das Santa Clause Haus besuchen. Das ist der Weihnachtsschmuck / Zubehör-Overkill, aber muss man halt auch mal gesehen haben. Viele Tausende Kinder schreiben an den Weihnachtsmann und adressieren ihre Briefe mit dem Zipcode/PLZ von North Pole. Alle diese Briefe werden beantwortet! Zuvor fahren wir am kleinen Visitor-Center vorbei, wo es zusätzlich den Service gibt, dass frankierte Postkarten/Pakete rechtzeitig Ende November mit dem Poststempel von North Pole weltweit versendet werden.

Da wir in Fairbanks unsere Einkaufsliste abarbeiten wollen, verweilen wir nicht länger in North Pole, sondern steuern direkt Walmart und Fred Meyers an. Hier laden wir auch gleich noch unsere amerikanische Straight-Talk-Simkarte auf. Dieses Mal packen wir 25GB für 45$ drauf und sparen uns 10$ für die Unlimited Version, da wir eigentlich nie mehr als 25Gb brauchen. Was jetzt unverständlicherweise nicht mehr funktioniert ist der Handy-Hotspot, damit wir auch mit den Laptops ins Internet können. Der Hotspot ist aktiv, die Geräte können sich anmelden und haben auch eine gute Wifi-Connection, aber über den Hotspot wird kein einziges Bit an die angeschlossenen Geräte weitergeleitet. Alle Reboots und Konfig-Einstellungsveränderungen, die Peter abends noch bis spät in die helle Nacht gemacht hat, bringen keine Lösung. Scheint doch mit dem kleineren Kontingent zusammen zu hängen. Echt ärgerlich. So müssen wir halt weiterhin die Homepage-Updates in guten öffentlichen Wifis hochladen.

Zwischendurch haben sich Donnerlasters über WhatsApp gemeldet. Sie sind jetzt auch wieder in Fairbanks gelandet nach einem Ausflug zu den 100 km entfernten Chena Hot Springs. Wir vereinbaren als Treffpunkt das Naturhistorische Museum der Alaska Universität Fairbanks, 'Museum of the North'.

Bis wir dort ankommen - wir hatten noch mit Problemen beim Onlinebanking zu kämpfen, sind die beiden schon mit dem Museum fertig und fahren zu ihrem heutigen Stellplatz in der Nähe des Pioneer Parks in Downtown Fairbanks. Wir haben uns noch nicht endgültig entscheiden und lassen es offen, ob wir dazu stoßen. Jetzt besuchen wir zuerst das Museum.

Der Eintritt von 14$/Pers ist im Nachhinein doch recht happig, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass wir in den letzten 12 Monaten so viele Museen besucht haben und wir die Messlatte doch schon recht hoch liegen haben.

Neben der Geschichte von Alaska, von den Ureinwohnern bis zu den Goldsuchern, der russischen Vergangenheit, bis Heute, sind viele Exponate und Belegstücke zu betrachten. Auch die Dino-Vergangenheit und Fossilien aus der Beringia-Zeit dürfen nicht fehlen.

Im 1. Stock ist noch eine große Kunstausstellung, wieder durch sämtliche Gesellschaftsschichten, welche Alaska repräsentiert. Marion geht immer wieder gerne in Kunstausstellungen – Ich verzichte auch ganz gerne drauf. Aber zugegeben: Es gibt doch hin und wieder schöne Einzelstücke.

Unser Tischfuß wackelt seit einer Weile und die Reparatur-Abstände werden immer kürzer. Wir versuchen, Morgen eine Werkstatt zu finden, die Aluminium schweißen kann, damit dann endlich Ruhe ist. Kurze Google-Suche und wir werden fündig. Wir beschließen, uns den Platz von Brigitte und Peter anzuschauen.

Der Platz ist recht groß und mit Kies belegt. Wir parken mit etwas Abstand bei den beiden ein, packen die Stühle aus und setzen uns mit einem kühlen Bier dazu. Da wir uns schon wieder einige Tage nicht mehr gesehen haben, gibt es doch einiges zu erzählen, und Oskar freut sich auch und springt um uns herum.

Irgendwann gegen 23 Uhr bei Sonnenschein gehen wir dann doch mal nach Hause, Marion gleich ins Bett bei heruntergelassenen Rollläden. Ich/P bin noch recht wach, schaue mir noch Filme an. Zwischendurch schaue ich immer mal wieder zum Fenster raus. Ab ca. Mitternacht bis dann gegen 02:30 Uhr haben wir hier einen phantastischen Sonnenuntergang, wobei die Glutscheibe der Sonne immer noch mit einem dünnen Strich am Horizont zu sehen ist. Das Abendrot geht also direkt in die Morgendämmerung über. Nicht mehr lange bis Mittsommer und damit dem längsten Tag.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Pioneer Park, Fairbanks, GPS: 64.842428, -147.756920. Gegen Mitternacht wird die Stadt trotz permanenter Helligkeit ruhig und man kann ein paar Stunden schlafen. Morgens fuhr die Polizei vorbei, sieht nach dem Rechten – wir bleiben ungestört. Empfehlenswert

 

 

Mi. 19.06.19

 

Wir stehen wieder spät auf und versuchen durch das Hinauszögern und Dösen noch etwas etwas mehr zu entspannen nach den kurzen Nächten. Nach dem Frühstück Skypen wir mal wieder mit der Heimat, da wir nicht wissen, wann wir das nächste Mal wieder gutes Netz haben.

Nach dem wir uns von den Nachbarn mal wieder verabschiedet haben, die beiden fahren jetzt erst mal gen Süden Richtung Denali, Anchorage, Valdez, steuern wir mit Navi-Unterstützung die Schweißer-Werkstatt an. Der Inhaber nimmt sich der Sache gleich an und während er die Alu-Platte herrichtet und anschließend fachmännisch schweißt, erzählt er seine Familiengeschichte. Er stammt von Spaniern ab, welche 15xx mit den Conquistadoren nach Mexiko gekommen sind. Seine Familie hat den vollständigen Stammbaum über 23 Generationen. Da findet sich auch ein Ur-Ur-Grossvater Anfang des 18 Jahrhunderts aus Deutschland, wie auch ein eingeheiratete, ehemalige Apachensklavin, die der Ur-Großvater zuerst gekauft hatte und nachdem seine erste Frau gestorben war, geheiratet hat. War echt spannend. Solche oder ähnliche Lebens-Geschichten hören wir oft. Viele, die wir unterwegs treffen oder die uns auf unser Mobil ansprechen, haben Verwandte, die aus Europa stammen. Bevor wir danach Fairbanks verlassen, kaufen wir ein Baguette und im Baumarkt besorgen wir einen Schalter für die Wasserpumpe bzw. Schmierfett für den Laster. Nach einer kurzen Mittagspause kann es dann endlich losgehen und wir schwenken außerhalb von Fairbanks auf den Elliot-Hwy ein.

Schon nach wenigen Kilometern kommen wir an der Trans-Alaska-Pipeline vorbei. Wir stoppen. Hier sind ein sehr alter und ein relativ neuer Rohrreiniger, das sogenannte Schwein, ausgestellt. Auf den Tafeln wird erklärt, warum an jeder Stütze oben zwei Kühlelemente angebracht sind, nämlich dass die Stützen, die bis hinab in den Permafrostboden reichen das ganze Jahr über stabil stehen und das umgebende Gebiet nicht auftaut. Auf unserem Weg den Dalton-Hwy entlang werden wir meistens in Sichtweite der Pipeline sein und dann auch sehen, dass diese auf bestimmten Strecken zigzag gebaut wurde. Dies dient dazu, die Längenänderungen der Pipeline auf Grund der hohen Temperaturunterschiede das Jahr über auszugleichen, aber auch wegen Schwankungen durch unzählige Erdbeben, die hier in Alaska zu verzeichnen sind. Die ganze Pipeline ist „schwimmend“ auf den Trägern verlegt, d.h. die Auflageplatten auf den Stützen sind frei beweglich und die Rohre können keinen Schaden nehmen. Die Pipeline verschwindet oft auch im Untergrund, vor allem wenn sie Lawinengebiete kreuzt oder wenn der Boden nicht stabil genug ist, die Stützen zu tragen. 1970 wurde die Pipeline Service Gesellschaft von einem Konsortium mehrerer Ölgesellschaften gegründet und 1977 floss das erste Öl durch die 800 Meilen (~1288 km) lange Rohrleitung von der Prudhoe Bay im Norden nach Valdez im Süden von Alaska, dem nördlichsten eisfreien Hafen in Nordamerika.

Ein paar Kilometer weiter sehen wir von der erhöhten Straße aus in eine Goldgräbermine, in einen Claim. Im Moment wird nicht viel gearbeitet, aber man sieht deutlich, wie zuerst mit Großgerät der Mutterboden entfernt und dann das goldhaltige Flusskies/Geröll-Gemisch zur Waschtrommel transportiert wird.

Nach mehr als 90 km kommen wir an den Punkt, wo sich Elliot-Hwy – führt weiter Richtung Westen und Deadhorse - und Dalton-Hwy nach Norden Richtung Prudhoe-Bay kreuzen.

Wir haben irgendwo gelesen und sind deshalb davon ausgegangen, dass der Dalton Hwy inzwischen geteert ist, aber das war eine Fehlinformation. Es gibt geteerte Streckenabschnitte, aber das Meiste ist glattgezogene Gravelroad, zumindest bis zum Polarkreis ist das der Fall. Ehrlich gesagt, sind uns die Staubwolken auf Gravel lieber, denn die letzten 40 km des geteerten Elliot Hwy sind in solch grausigem Zustand gewesen, dass wir uns wie in der Achterbahn vorgekommen sind - Schlaglöcher und wellig, liegt am schlechten Untergrund, Permafrostboden, und den enormen Temperaturunterschieden Winter - Sommer.

Wie wir so durch die arktische Landschaft cruisen, sehen wir plötzlich mitten auf dem Hwy vor uns einen Elch stehen, wir machen langsam und er dreht sich neugierig um. Wir könnten uns sicher noch weiter annähern, aber dummerweise kommt von hinten ein Pickup mit 100 Sachen angerauscht. Das ist dem Elch dann zu viel, und er flüchtet ins Unterholz. Als wir an der Stelle vorbeikommen, sehen wir ihn noch durch die Büsche staksen, aber er traut sich nicht mehr heraus.

Irgendwann gegen Abend (was die Uhr uns halt so mitteilt), beginnen wir die ersten Stellplätze anzuschauen. Entlang der Straße gibt es viele Haltestellen, aber wir wollen etwas von der Straße weg. Erster Platz: Eine hochgelegene Kiesgrube mit nicht schlechter Aussicht. 10 km weiter zweiter Platz an einem kleinen See. Kaum angekommen, klatscht direkt am Ufer wieder ein Biber in SEINEM See aufs Wasser - „Verschwindet“. Unvorsichtigerweise steigt Peter in kurzen Hosen aus und, bewaffnet mit der Kamera zum Seerand unterwegs, um ein paar Bilder zu schießen .... Moskitoalarm. Ein Angriffstrupp Moskitos hat die Situation genutzt und erteilt dem leichtsinnigen Touristen eine Lehre. Nach 2-3 Schnappschüssen wieder zurück im LKW und uns ist klar, dass ihn am Zielort eine schmerzhafte und langwierige Ausbrennaktion mit unserem Bite Away erwartet als Strafe für seinen Leichtsinn.

Ab jetzt steht fest, kein Platz am See, dafür aber möglichst auf offenem freien Gelände. 20 km weiter oben auf einem Hügel wieder eine ehemalige Kiesgrube, die weiträumig offengelegt ist und in der Mitte kann man auf eine kleine Spitze hochfahren. Das wird unser heutiges Domizil. Super Rundumsicht, fast keine Mücken, leichter Wind. Da haben wir es mal wieder sehr gut getroffen. Wir machen erst mal Pause, bevor dann aber noch der Esstisch mit dem frisch geschweißten Klappfuß bestückt wird und der neue Schalter an die Wasserpumpe kommt. Anschließend ist eine erfrischende Außendusche fällig. In der Zwischenzeit zaubert Marion mit Spinat, etwas Speck und Sahne, leckere Linguini.

Bis 23 Uhr arbeiten wir dann noch am Tagebuch und sperren dann die noch hochstehende Sonne mit den Jalousien aus, um noch etwas Feierabendstimmung mit einem Film und einem kühlen Bier zu erfahren.

Gegen 01:00 Uhr schauen wir nochmal raus; die Sonne ist gerade erst am Untergehen und taucht die Wolken in ein leichtes Abendrot.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Top of the Hill Nähe MP24, Dalton Hwy Richtung Arctic Circle, GPS: 65.682837, -149.121311, super Aussicht, absolute Ruhe, fast keine Moskitos, sehr empfehlenswert

 

 

 

Do. 20.06.19

 

Heute werden wir den Polarkreis bzw. den Arctic Circle überschreiten. Befindet man sich am 20./21.Juni irgendwo auf dieser gedachten Linie auf der Nordhalbkugel, erlebt man garantiert KEINEN Sonnenuntergang. Je nördlicher desto mehr Sonnenstunden, also kein Sonnenuntergang, und direkt am Nordpol könnte man mit 180 Tagen den längsten Tag erleben. Bis zum Nordpol wollen wir nicht. Der Polarkreis war unser Ziel und wir haben genau den richtigen Tag im Jahr erwischt, um am Polarkreis bzw. in der Nähe zu stehen, um das Ereignis „die Sonne geht nicht unter“ mit zu erleben - wenn wir denne die ganze Nacht aufbleiben würden. Mal sehen.

Nach dem Frühstück fahren wir also los und durchqueren die typische arktische Landschaft mit viel Gebüsch und niedrigen, schmalbrüstigen Nadelbäumchen. Die Bäume sehen ziemlich mickrig aus, sind aber mehrere Jahrzehnte alt. Aufgrund des lang andauernden Winters und gefrorener Erde wachsen sie hier so weit im Norden nur sehr langsam. Auch die vielen Sonnenstunden im kurzen Sommer können das nicht wett machen. Weiter südlich in Alaska, in den breiten Flusstälern, wo das Klima milder ist, fallen die Ernten ab August/September dank der extrem langen Tage dagegen riesig aus und Kohlköpfe werden 40 kg und schwerer. Diese Monsterkohlköpfe kann man dann in Schaugärten besichtigen.

Die Straße ist zum Teil geteert, aber so wellig, dass Marion meint, in einer Hüpfburg zu sitzen. Die ungeteerten Strecken aus hart gefahrenem Schotter sind oft besser und schneller zu befahren. Bei Gegen- bzw. überholendem Verkehr muss man allerdings höllisch aufpassen, damit keine Steine gegen die Windschutzscheibe knallen. Die großen LKWs haben immer Vorfahrt und sie machen von diesem Recht massiv Gebrauch, brettern in Höchstgeschwindigkeit auf der Überholspur mit einer Staub-/Steinwolke im Schlepptau an uns vorbei. Auf dem Dalton Hwy fahren täglich bis zu 250 LKWs bis hoch nach Prudhoe Bay und zurück. Bei dem labilen Untergrund und der Belastung kein Wunder, dass die Straße in so schlechtem zustand ist, auch wenn ständig irgendwo daran gearbeitet wird.

Wir haben nur ca. 50 km südlich des Yukon übernachtet und erreichen diesen bzw. überqueren diesen am Milepoint 56 (vom südlichen Startpunkt des Dalton-Hwy aus gerechnet).

Unterhalb von uns im Brückenkörper verläuft die Trans-Alaska-Pipeline, die wir auch heute den ganzen Tag mit ihrem nicht wirklich geradlinigen Verlauf in Sichtweite haben werden.

Nach der Brücke befindet sich vom BLM (Bureau of Landmanagement, verantwortlich für mehrere Millionen Acres öffentliches Land) ein kleines Visitor-Center, wo eine agile Rentnerin als Volunteer die Besucher über die arktischen Verhältnisse (Straßenzustand, Trinkwasser, Wildtiere, Moskitos usw.) auf dem weiteren Verlauf des Dalton-Hwys aufklärt. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, ist ein ganzjährig geöffneter Gift-Shop (eher ein Holzschuppen), wo man gebastelte Erzeugnisse der Natives kaufen kann bzw. allerlei von Trappern/Fallenstellern aufgekaufte Felle, von Wolf über Fuchs bis Luchs. Diese Felle oder daraus gearbeitete Kopfbedeckungen bzw. Täschchen, Handschuhe können hier für teures Geld erworben werden (die Luchsfellmütze kostet 425,00 US$). Interessant mal mit der Hand durchzustreichen, auch durch das doch nicht ganz so flauschige Fell eines Braunbären vor der Hütte - aber nicht wirklich unser Ding.

Ein paar Kilometer weiter bei MP 60 ist ein großer, kostenloser Campground, der wohl eine sehr gute Trinkwasserquelle hat. Die Quelle ist gefasst und man kann, wie an einer normalen Dumpstation, das Wasser über einen Wasserhahn tanken. Werden wir erst auf der Rückfahrt machen - aber gut zu wissen.

Bevor wir den Arctic Circle erreichen erklimmen wir das Plateau des Finger Mountain bei MP 98. Auf dem Pass ist eine etwas gebogene Felsnadel in der Nähe zu sehen, die dem Hügel den Namen gegeben hat. Sonst schöne Aussicht ins nächste Tal hinunter, durch welches sich die Pipeline silbrig windet, und einige kleine Mückentümpel glitzernd in der Sonne. Auf der langen teils sehr öden Strecke nach Norden wird jede Kleinigkeit hergenommen, um die Strecke in Etappen zu unterteilen und Pausen/Rastplätze einzurichten.

Immerhin blühen aktuell viele Blumen und nutzen die wenigen warmen Tage; heute kann man sogar von einem heißen Tag sprechen.

Von der Straße aus sehen wir immer mal wieder größere Flecken grellweiß leuchtendes Wollgras blühen.

Leider lässt sich, um den Tag vorwegzunehmen, keinerlei Wildlife blicken.

Als wir am Markierungspunkt des Polarkreises ankommen, sind auch mehrere andere Reisende mit ihren Autos/Motorrädern da. Einige haben wir heute schon unterwegs gesehen. Wir machen ein paar Bilder und fahren, gleich hier, auf den Arctic Circle Campground, um diesen anzuschauen bzw. einen Platz für die verspätete Mittagspause zu finden. Die einzigen großflächig offen liegenden Plätze sind schon belegt und die restlichen liegen mehr oder weniger im Gebüsch mit Kohorten von Mücken. Hier bleiben wir heute „Nacht“ nicht stehen. Also wieder runter zum Parkplatz am Visitor-Point und von dort wieder auf den Hwy nach Norden.

Auf der weiteren Strecke zu unserem geplanten Etappenziel Grayling Lake bei MP150 kommen wir am Gobblers Knob vorbei, einem weiteren kleinen Pass, mit wiederum netten Ausblick ins nächste Tal.

An der Pipeline liegen auf der gesamten Strecke in unregelmäßigen Abständen Pumpstationen. Leider keine Besichtigung möglich. Von außen normale Gebäude auf umzäunten Gelände. Kurz nach der Pumpstation Nr.5, am Talfuß des Gobblers Knob, wird die Straße noch schlimmer - neben 'Wellblech' jetzt noch 'Krokodilhaut'. Wellblech ist schon schlimm, aber Krokodilhaut …, besteht aus lauter etwas mehr als faustgroßen Teerbelagsüberresten. Als Testgelände für Automobilhersteller super geeignet, aber für uns 'normalen' Reisenden nach wenigen Kilometern zermürbend.

Wir kommen trotz zum Teil nur mit Schritttempo am MP 150 an und erkennen auf dem Navi etwas im Gelände versteckt den See. Also rein in den Feldweg. Nach 2 km ist Schluss und wir werden von einer Schranke aufgehalten. Mist. In der Nähe ein Goldsucher Camp, leicht zu erkennen anhand des Equipments (Taucheranzüge, kleine Schwimmplattformen mit Pumpe und Durchlaufdredge). Goldpanning ist auf BLM-Land erlaubt, man muss nur einen Mindestabstand zur Pipeline von 8,5m einhalten. Jagen darf man auch, muss aber mindestens 8 km vom Hwy weg sein, wenn man Feuerwaffen benutzt; mit Pfeil und Bogen geht's auch näher.

Warum heute an den See? Trotz Mücken? Wir haben gelesen, dass man hier in der Nähe des Sees, der in einem von einem Gletscher geformten Tal liegt, in den umgebenden Sumpfwiesen viele Elche beobachten kann. Wir fahren also wieder zurück zum Hwy. Dort gibt es auch einen Pullout zum Hinstehen, aber wir sehen weit und breit keinen Elch und die Sonne, oh welche Überraschung, steht noch hoch und heiß am Himmel.

Dank der anstrengenden Fahrerei auf der grausigen Straße sind wir nicht in Stimmung, hier direkt am Straßenrand stehenzubleiben und von den fast 250 LKWs auf der Strecke regelmäßig eingestaubt zu werden, nur um evtl. in ein paar Stunden einen Elch zu sehen. Weiter weg vom Hwy in der Nähe des Sees wäre das ganz was anderes gewesen.

Wir haben jetzt, am See, den nördlichsten Punkt auf unserer bisherigen Reise erreicht. 11 km von hier, weiter südlich, liegt wieder leicht erhöht am Bergrand eine Kiesgrube, die zum Bau bzw. zur Wartung des Hwys genutzt wird. Diese sogenannten Quarrys sind ideal zum Freistehen. Hier findet man immer einen ebenen Platz, weit genug von der Botanik entfernt, dass einen die Moskitos nicht so leicht finden und es weht immer ein leichter Wind, was auch gegen die Hitze bzw. die Mistviecher hilft.

Hier parken wir für die Nacht ein und genießen die Aussicht auf die im Tal unter uns liegende Straße bzw. die Pipeline.

Und hier noch der Ausblick um 00:23 Uhr

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 'Top of the Hill' Nähe MP142, Steinbruch am Dalton Hwy nördlich des Polarkreis / Arctic Circle, GPS: 66.994502, -150.290988, super Aussicht, relativ ruhig ab 23 Uhr, fast keine Moskitos, sehr empfehlenswert

 

 

Fr. 21. - Sa. 22.06.19

 

So langsam habe ich mich an den neuen Rythmus der Variante Dauerbeleuchtung gewöhnt. Ich/P gehe sehr spät (01:30-02:00 Uhr) ins Bett nachdem ich mich müde gelesen habe und schlafe dann gute 4 Stunden sehr tief, komme somit einigermaßen erholt wieder aus der Versenkung. Bei Marion klappt das nicht so ganz, dreht sich nur von links nach rechts, schläft nicht richtig tief und ist entsprechend gerädert (… und deshalb manchmal 'etwas' zickig). Vor allem kann ich nachmittags auf dem Beifahrersitz meine „Batterien“ mit einem sogenannten Powernapping (minutenlanger Tiefschlaf) nochmal aufladen.

Beim Frühstück diskutieren wir nochmal, ob wir weiter in den Norden fahren sollen. Bis nach Deadhorse, dem nördlichsten erreichbaren Punkt, sind es aber immer noch 264 Meilen (425 km). 13 km vor dem Polarmeer wird man allerdings ausgebremst, mit dem eigenen Fahrzeug geht es dann nicht mehr weiter. Es gibt einen Shuttle-Service, der 24h vorab gebucht werden kann; 69 $/Pers. die kurze Strecke durch das abgesperrte Ölfördergebiet Prudhoe-Bay. Dann ist steht man am Polarmeer und kann mit einmal kurz die Füße reinstecken – länger hält man es ja auch nicht aus. Das ist es uns nicht wert – zu viel Zeit (zusätzlich 2x2 Tage rauf/runter) und vom Geld her (Diesel 2x425km, Shuttle). Die Entscheidung steht: Wir fahren ab jetzt wieder in den Süden.

Unseren Punkt auf der Bucketlist 'Arctic Circle' bzw. eine Tagesreise nördlich in der arktischen Landschaft, können wir abhaken. Check! Schee war's!

Auf der heutigen Rückfahrt sehen wir die gesamte Landschaft nochmal von einer anderen Perspektive, wobei auf dieser Strecke der Unterschied nur marginal ist.

Was uns heute in dieser Richtung besonders auffällt, vielleicht liegt es ja an einem Tag Fulltime Sonne mehr oder am besseren Licht, ist, dass die Wiesen an den Hügelhängen einen schneeweißen Schleier von überall aufgeblühtem Wollgras haben.

Am Arctic Circle machen wir nochmal für eine Essenspause Stopp, machen ein Bild mit dem Zertifikat, das wir heute von der vor Ort agierenden Volunteer-Dame mit Stempel als Souvenir ausgehändigt bekommen. Nett!

Wir überlegen beim Wassertanken auf dem BLM-Campground bei MP 60, ob wir weiter als zum 'Top of the Hill'-Stellplatz von vorgestern fahren sollen, aber Marion hat der Platz so gut gefallen, dass wir dort wieder oben auf der Spitze einparken wollen.

Ein paar Meilen weiter überqueren wir auch wieder den breiten Yukon.

Kurz nach der Brücke entdecken wir einen Elch am Straßenrand. Das ist heute schon der zweite, aber in beiden Fällen haben wir keine Chance für ein Bild, die imposanten Tiere sind zu schnell im Dickicht verschwunden. Im Buschwerk sind dann nur noch Kopf oder Rücken zu sehen.

Von unserem Stellplatz aus sehen wir eine riesige Regenfront südlich Richtung Fairbanks, die trotz Wind von Norden immer näher auf uns zukommt.

Gegen 23 Uhr aber sieht alles schon nicht mehr so schlimm aus, wird wohl durch die oberen Luftschichten weiträumig zerstreut. Viel dramatischer ist der Blick nach Osten, wo wir die gigantische Rauch-/Wasserdampfsäule eines Waldbrandes sehen. Jetzt können wir auch nachvollziehen, dass diese Menge an Rauch ganze Landstriche einnebeln kann, je nachdem wie der Wind den Qualm verteilt.

Heute machen wir das Stativ und die Kamera, ausgerüstet mit dem Fisheye-Objektiv, fertig und stellen es am höchsten Punkt unseres Standorts auf. Zeitrafferaufnahme, die alle 10 min über die nächsten Stunden eine Aufnahme macht, sodass man über den Gesamtverlauf erkennen kann, dass die Sonne wirklich nicht untergeht, auch wenn wir uns schon wieder unterhalb des Arctic Circles befinden.

Hier ein paar Bilder als Eindruck von der nächtlichen Wanderung der Sonne:

23:05 Uhr

00:45 Uhr

01:55 Uhr

03:05 Uhr

03:45 Uhr

04:15 Uhr

Die Sonne steht um 05:45 Uhr wieder voll leuchtend am Firmament, während in den Tälern der Nebel noch über der Wildnis hängt.

Marion schläft sehr schlecht, hat doch noch eine Mücke ein Loch gefunden, um zu nerven. Ich gehe immer mal wieder raus und kontrolliere die Wetterlage. Gegen 6 Uhr beginnt es leicht zu nieseln. Schnell noch die Campingstühle wegpacken, bevor ich mich dann auch nochmal mit abgedunkelten Fenstern hinlege und die eine oder andere Schlafphase hinter mich bringe. Gegen 13 Uhr mittags stehen wir dann auf und beschließen bei einem kleinen Frühstück, dass wir heute zur Erholung stehen bleiben und erst Morgen nach Fairbanks zurückfahren. Da wir dort maximal eine Nacht stehen wollen bzw. müssen, wegen Wäschewaschen und Einkaufen bzw. mit der Bank zu Hause telefonieren (das pushtan-Verfahren zickt gerade etwas), fehlt die Zeit, um außerhalb noch einen guten Stellplatz anzufahren. Der morgige Sonntag bietet sich dafür super an, dann können wir nachts um 24 Uhr mit Deutschland telefonieren, dort ist es dann ja schon morgens 10 Uhr.

Auch heute Nacht haben wir um 00:30 Uhr einen tollen „Sonnenuntergang“, der direkt in die Morgenröte übergeht. Der eine oder andere Leser/in unseres Tagebuchs langweilt sich sicher schon wegen der vielen ähnlichen Bilder. Gerade live erlebt bzw. gesehen, sind die Erinnerungen heute noch frisch, aber zur Auffrischung für spätere Zeiten sollen uns diese vielen Bilder dienen. Wir bitten um Nachsicht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 'Top of the Hill' Nähe MP24, Dalton Hwy Richtung Polarkreis / Arctic Circle, GPS: 65.682837, -149.121311, super Aussicht, absolute Ruhe, fast keine Moskitos, sehr empfehlenswert

 

 

So. 23.06.19

 

Die Fahrt zurück nach Fairbanks ohne großen Überraschungen. Wir fahren ohne Stopp direkt durch, direkt zur B&C-Laundry und packen zwei große Waschmaschinen voll mit unserer Wäsche der letzten zwei Wochen inkl. der kompletten Bettwäsche. In dieser Laundry gibt es, wie in vielen anderen auch, ein sehr gutes offenes Wifi. Das wissen die 10 anderen im Wartebereich auch, so dass die Geschwindigkeit wieder etwas in die Knie geht. Zum Glück gibt es im Shop nebenan ein offenes, starkes Netz (Turbozone), mit dem ich/P gleich mal über hundert Bilder in Richtung Homepage-Server hochlade. Parallel haben wir auf den beiden Mobilephones noch die pushtan-App frisch installiert, damit diese dann mit neuer Registrierung auf dem aktuellen Stand ist.

Nach der Wäsche noch kurz einkaufen und dann zu einem Stellplatz 16 km außerhalb Fairbanks, ganz oben auf einem Berg voll mit Sendemasten. Der Netzempfang wäre super, aber der Platz ist sehr klein, total schräg und mit mehreren etwas verdreckten Feuerstellen belegt, was auf einen Treffpunkt der hiesigen Jugend hinweist. Schade.

Wir drehen wieder um und steuern den uns schon bekannten mit Kies belegten Platz in der Nähe des Pioneer Parks an, parken dort zunächst etwas geschützt am Rand ein für eine Außendusche, bevor wir uns dann etwas zentraler, weg von den mit Mücken belasteten Büschen, aufstellen. Hier sind wir von der Plage verschont und wir können beruhigt alle Fenster öffnen, selbstverständlich bei geschlossenem Mückenschutznetz. Bei massivem Befall schaffen es trotzdem immer wieder welche durch die Sperren zu kommen und müssen dann gefangen/gegrillt werden.

Als es dann 23 Uhr ist und somit 9 Uhr früh in Deutschland, ruft Peter dann die Beraterin unserer Hausbank an und stimmt mit ihr die Details für die Neuregistrierung ab. Wenn wir Morgen aufwachen, sollten wir alle notwendigen Daten im email-Postfach finden und die Registrierung durchführen können. Beruhigend.

Da wir in den letzten zwei Stunden keine Mücke mehr gefangen haben, können wir beruhigt schlafen gehen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Pioneer Park, Fairbanks, GPS: 64.842428, -147.756920. Gegen Mitternacht wird die Stadt trotz permanenter Helligkeit ruhig und man kann ein paar Stunden schlafen. Ungestört. Empfehlenswert

 

 

Mo. 24.06.19

 

Heute Nacht haben wir super geschlafen, wie schon lange nicht mehr, keine Mücken und auch die Helligkeit ist kein so großes Problem mehr. Man gewöhnt sich dran – mehr oder weniger.

Beim Frühstück gleich mal die erste Registrierung durchgeführt, hat super geklappt, und zwei anstehende Überweisungen dienen als Test – erfolgreich. Jetzt müssen wir nur noch bei einem offenen Wifi vorbei - der Hotspot funktioniert leider immer noch nicht - damit wir beim zweiten Mobilgerät die Registrierung durchführen können.

Wir haben heute Morgen auch nochmal über die Planung der nächsten Tage diskutiert und sind, auf Grund der Wettervorhersage, davon abgekommen, Richtung Alaska-Range, Denali-Hwy bzw. Denali NP zu fahren. 10 km nördlich von Fairbanks führt der Steese Hwy #6 150 Meilen / 250 km nach Osten nach Circle City, direkt an den Ufern des Yukon-Rivers. Der Steese Hwy ist nicht wegen seiner schönen Landschaft bekannt, sondern hier wird noch aktiv Goldmining betrieben. An zwei Stellen ist sogar public Goldpanning erlaubt, für die allgemeine Öffentlichkeit. → Wir müssen gleich mal im Walmart oder einem Baumarkt nach Goldwaschpfannen Ausschau halten.

Walmart, ich mache die Registrierung im offenen Netz, während Marion sich nach den Pfannen erkundigt. Leider gibt es hier keine, ebenso im benachbarten Baumarkt, aber einen Tipp: Sportsman Warehouse. Die haben wohl alles was man zum Jagen, Schießen, Angeln und eben auch Goldsuchen braucht. Hier erstehen wir zwei Pfannen – Peter kann sich gerade noch so beherrschen, kauft keine 'kleine, schnuckelige Dredge', die man direkt in den Bach zur Wasserversorgung stellen kann. (Er geht wohl wirklich davon aus, dass wir hier irgendwo Gold finden, nachdem hier an den für die Öffentlichkeit zugänglichen Stellen jeder Stein mindestens schon 1000mal umgedreht wurde.)

So gerüstet machen wir uns auf zum Hwy #6. Schon nach 16 Meilen kommen wir zum Pedro Felix Monument. Am 22.Juli 1902 wurde hier von Felice Pedroni zum ersten Mal in der Fairbanks Area Gold gefunden, und zwar auf der dem Monument gegenüberliegende Straßenseite, wo man heute offiziell ohne Lizenz an historischer Stelle immer noch Goldwaschen kann. Durch seinen Fund hat er einen Goldrausch in dieser Gegend ausgelöst, der in kleinerem Maße bis heute anhält, aber an die gewaltigen Landschaftsumbrüche mit gigantischen Gold Dredges zu den damaligen Zeiten nicht mehr heranreicht, zumindest nicht hier in dieser Gegend. Andernorts, tiefer in der der Wildnis, findet diese Art des Goldabbaus aber durchaus noch statt.

Auf der anderen Straßenseite ist der Bach/Creek mit mehreren kleinen Stufen angelegt und man sieht reichlich aufgetürmtes Material, das in der Vergangenheit schon des öfteren durchgewaschen wurde.

Anscheinend findet der eine oder andere Freizeitschürfer an dieser historischen Stelle immer noch etwas Gold. Wir parken ein, holen alles Equipment zusammen und richten uns am Flüsschen ein. Mit einem Stück Kunstrasen, als Goldpartikelfänger baut sich Peter eine improvisierte Dredge. Die Ränder des Rasenstücks mit Steinen beschwert, so dass ungefähr in der Mitte die Strömung darüber rauscht und den leichteren Dreck weg wäscht, den er an mehreren Stellen rundherum einsammlt. Die Idee ist, dass sich wie bei den echten Goldwaschanlagen die Goldflitter im Rasen verfangen und der Rest weggespült wird. Prinzipiell funktioniert es. Idealerweise sollte man aber eine Rinne ausgekleidet mit dem Rasen nutzen. Nach mehreren durchgespülten Schaufeln versucht er einen Cleanout und versucht mit der Goldpfanne etwas zu finden. Leider ist alles was drin ist nur Katzengold (Pyrit, Eisensulfat), glitzert schön golden, kann aber gut weggespült werden und größere Stückchen können leicht mit dem Fingernagel zerbrochen werden.

Also macht er sich mit der Pfanne alleine auf die Schatzsuche und wird mit einem kleinen Flitter in der zweiten Pfanne belohnt. Man sieht sofort deutlich den Unterschied zwischen echtem Gold und dem restlichen Glitzerzeug. Der Flitter ist allerdings so klein, dass es sich nicht wirklich lohnt ihn zu retten. Nach einer Stunde haben wir immerhin 4 Flitter gefunden. Wahrscheinlich ist unsere Technik nicht optimal ausgereift, aber wir kommen zum Schluss, dass es Spaß gemacht hat. Wesentlich schneller und einfacher wäre es, eine Flasche Danziger Goldwasser zu kaufen und die Flitter dort heraus zu fischen.

Nach zwei Stunden packen wir unser Geraffel zusammen. Wir wollen ja noch ca. 100 km nach Osten fahren und unterwegs noch 2-3 Stellplätze prüfen. Der erste Stellplatz liegt an einem der vielen Teiche und Tümpel (Ponds) entlang des Hwy, in dem auch wieder ein aktiver Biber wohnt, und als wir ankommen sind noch 3-4 Angler aktiv. Das klare Wasser lädt zum Baden ein und wir sind schon am Überlegen, auf dem Parkplatz inmitten von Büschen einzuparken, als wir von einer Horde Mücken attackiert werden. Nix wie weg – wir fahren doch noch etwas weiter.

Unterwegs kommen wir durch viele Landstriche, welchen man nach über hundert Jahren noch immer den Goldrausch ansieht: Zum einen kilometerlange sogenannte Dredge-Tails, also der schichtweise Auswurf der riesigen Schwimmbagger, die eine große Goldwaschanlage integriert hatten. Zum anderen Felder mit lauter einzelnen Schotterhaufen und verrostetes Gerät, wo viele Schürfer ihre eigenen Löcher bearbeiteten.

Schlussendlich erreichen wir auf einem Bergrücken 'Twelve Miles Summit Wayside', von wo aus man noch 300 m auf eine Nase mit freigelegtem Schotterplatz fahren kann. War sicher eine kleine Kiesgrube für den Hwy-Bau. Die Rundumsicht könnte super sein, wäre die Sicht nicht so trübe. Von Osten her zieht leicht rauchig riechend der Dunst; wahrscheinlich das Großfeuer, das wir gestern vom Denali-Hwy aus gesehen haben.

Innerhalb einer Stunde sieht man Richtung Osten nichts mehr und auch die Abendsonne, die eigentlich noch hoch am Himmel steht, leuchtet plötzlich blutrot durch Rauchschwaden, die sich in großer Höhe schon vor die Wolken geschoben haben. Gibt zwar tolle farbintensive Bilder, aber die Sicht rundherum wird immer schlechter. Dann wird es Morgen mit der Weiterfahrt nach Circle City an den Yukon wohl nichts. Macht wenig Sinn, in der Trübe herumzufahren, Richtung Feuer.

Am Stellplatz liegt einiges an Feuerholz, so dass wir überlegen, ein Lagerfeuer zu starten. Aber zuerst gibt es Abendessen und wir hoffen, dass dann auch der starke Abendwind etwas nachlässt.

Peter macht noch einige Aufnahmen von der Sonne und freut sich schon, dass der Wind nachlässt, was aber wohl das Signal für die Kundschaftermücken gewesen ist. Kaum 10 min draußen, erfolgt der erste Angriff. Der ist dann gleich so heftig, dass er sofort in unsere Burg flüchtet. Auch einige Blackflies haben sich eingefunden und versuchen mit ihrem winzigen Körperbau durch den Moskitoschutz zu gelangen.

Nach der vielen frischen Luft und vor allem frischem Wasser im Fluss sind wir schon etwas müde und beschließen, das Lagerfeuer nicht zu starten, sondern noch etwas Schreibarbeit zu machen und die Abendsonne aus sicherer Position zu genießen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Twelve Miles Summit Wayside, Steese Hwy, GPS: 65.389181, -145.973851, sehr großer Platz mit Schotter, mehrere Feuerstellen, sehr ruhig, sehr empfehlenswert,

 

 

Di. 25.06.19

 

Die Nacht war sehr ruhig und auch die frische Luft in dieser Höhe hat zusammen mit der ausbleibenden Mückenplage zu einem sehr erholsamen Schlaf geführt. Der Dunst draußen hat sich noch nicht verzogen, sondern eher weiter verteilt, auch Richtung Fairbanks.

Gerade mit dem Frühstück fertig, klopft doch prompt in dieser abgeschiedenen Ecke ein State Trooper an die Türe. Er erzählt uns, dass demnächst ein Hubschrauber landen und über uns kreisen, nach ihm suchen würde. Dies sei nur eine Übung, hat nichts mit uns zu tun. Wir sollen uns also nicht stören lassen. OK, dann sind wir ja mal gespannt.

Wir sind schon fast abfahrbereit, als der Hubschrauber in 100 m Entfernung landet. Kurz danach versammelt sich eine Gruppe von mindestens 15 Trooper, die meisten im Outdoor-Outfit. Wo kommen DIE jetzt alle her? Als wir Richtung Hauptstraße fahren, winken uns alle noch freundlich, zum Teil mit erhobenem Daumen, zu. Vorne an der Straße sehen wir die 8-10 State Trooper Fahrzeuge, mit denen die Truppe hierher kam und eine Hinweistafel, dass hier eine Übung stattfindet.

Man denkt an nichts Böses, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit mitten in der Pampa, irgendwo in Alaska, und am nächsten Morgen steht eine größere Truppe State Trooper vor deiner Tür! Zwar nur eine Übung, aber dennoch …. Glücklicherweise haben wir noch keinerlei negative Erfahrungen mit Troopern gemacht. - Immer wieder spannend, was man so erlebt.

Auf der Rückfahrt nach Fairbanks kommen wir nach ca. 15 km wieder an einer Kiesgrube in der Nähe des Flusses bzw. mehreren kleineren Seen vorbei. Dieser Platz ist uns gestern auf der Herfahrt schon aufgefallen, aber leider ist das Areal durch eine Schranke gesperrt. Als wir schon fast daran vorbei waren, sehen wir am letzten der Seen einen Elch im Wasser stehen und genüsslich Wasserpflanzen mampfen. Und prompt gibt es auf dieser Seite des Areals einen Feldweg hinunter zum See, der nicht gesperrt ist. Unten, ein schöner Platz, um am See zu stehen. Anhand der Feuerstellen hatten dies andere vor uns auch schon festgestellt.

Der Wind kommt zu unserem Glück aus der Elch-Richtung, so dass der Elch zwar auf uns aufmerksam wird, aber der Krach von unserem Moppel von ihm weggetragen wird. Wir steigen aus, können uns ihm gegenüber bis an den Seerand vorwagen, um aus nächster Nähe Bilder zu machen. Genauso möchte man einen Elch in freier Natur antreffen und beobachten können. Nach 10 min hat er genug gefressen und schwimmt ein Stück weiter, bevor er den See verlässt und sich zu unserem Bedauern in die Büsche schlägt. Das war ein tolles Erlebnis.

Nach weiteren 15 km, Milepost 57, geht die Straße zum Nome Creek ab, der in der White Mountain Recreation Area liegt und am Steese Hwy die zweite Stelle ist, wo man auf über 3 Meilen / 5 km entlang des kleinen Flusses offiziell, ohne eigenen Claim, Gold waschen darf.

Wir fahren die 10 km ins Hinterland, bis wir den Nome Creek erreichen. Leider können wir wegen dem immer noch herrschenden Dunst/Rauch in der Luft keine schönen Bilder machen als wir den Höhengrat überwinden.

Direkt am Nome Creek biegen wir links ab, fahren zwei Kilometer, durchqueren ihn an einer niedrigen Furt und halten an einer offenen Fläche mit direktem Flusszugang, bevor er im niedrigen Wald voller Mücken aus unserer Sicht verschwindet. Hier hinten ist niemand, und Marion stellt mal die Idee in den Raum, an diesem schönen Platz stehen zu bleiben und nicht nach zwei Stunden wieder weiter zu fahren.

Gesagt getan. Solange Sie noch frischen Sauerteig für zwei Brote ansetzt gehe ich schon mal mit Schaufel und Goldpfannen bewaffnet los. Heute dauert es nicht so lange, bis mir das Kreuz schmerzt und ich ohne Ausbeute abbreche. Marion versucht anschließend auch noch ihr Glück, aber auch sie findet leider nichts.

Was soll's, erwartet haben wir sowieso nichts. Und in Alaska mit der Goldpfanne im Fluss zu stehen, mitten in der Wildnis, hat schon was.

Den Rest des Tages genießen wir das Ambiente ums Haus, und arbeiten neben dem Brotbacken noch etwas an unserem Homepage-Rückstand.

Zwischendurch kommen zwei Hunde vorbei, die wissen wollen, wer denn hier neu am Fluss eingetroffen ist. Irgendwann kommt das Herrchen dazu. Er steht weiter hinten, dort wo der Wald beginnt und wir wegen den Mücken nicht weiter gefahren sind. Er kommt schon viele Jahre hierher, sieht mit seinem langen weißen Bart und gefurchtem Gesicht aus, wie man sich einen Goldgräberrentner vorstellt. Vor Jahren hatte er weiter vorne in der Nähe der Brücke mal ein paar Goldflakes gefunden, seither dann aber auch nichts mehr, oder er hat nicht mehr gesucht, das ist bei seinem breiten Dialekt nicht so genau heraus zu hören gewesen. Wir wünschen uns gegenseitig eine schöne Zeit und er verabschiedet sich mit seinen Hunden. (Hunde sind hier, genauso wie in Deutschland, immer nur lieb und wollen nur spielen!)

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nome Creek, Steese Hwy, GPS: 65.334139, -146.741403, sehr idyllisch und ruhig, relativ wenig Mücken, bisschen holprige Anfahrt entlang des Flusses, sehr empfehlenswert

 

 

 

Mi. 26.06.19

 

Nachdem wir eine bisschen Goldgräberromantik genossen haben, wollen wir jetzt in den Süden aufbrechen.

Geplant ist die Rückfahrt über Fairbanks, an North Pole vorbei, auf dem Richardson Hwy zu unserem Biberteich kurz vor Delta Junction, an dem wir schon mal zwei Tage gestanden sind. Wir freuen uns schon auf unseren Badesee und den Biber.

Zuerst geht es mal wieder auf Holperstrecke und Flussdurchquerung zurück zur „gepflegten“ Gravelroad / Schotterpiste.

Heute haben wir mit der Sicht auf der Rückfahrt vom Nome Creek zurück zum Steese Hwy mehr Glück. Wir haben einen schönen Blick von oben auf den Nome Creek und können am Horizont die White Mountains (jetzt halt ohne Schnee) gut erkennen.

Draußen am Steese Hwy sehen wir auf der Anschlagtafel den Aushang bezüglich des Feuers der letzten Tage und stellen beruhigt fest, dass das Feuer unter Kontrolle ist und beobachtet wird, um Notfalls eingreifen bzw. löschen zu können. Die Ursache war wohl ein Blitzschlag im Cripple Creek. Nichts desto trotz ist das Feuer so groß, dass wir es bereits vom Dalton Hwy aus weit über hundert Kilometer Entfernung sehr gut sehen konnten. Von unserem Übernachtungsplatz am Nome Creek ist es Luftlinie keine 30 km entfernt. Wir werden sicherlich noch öfter Rauchwolken zu sehen bekommen.

Gleich in der Nähe machen wir noch kurz einen Stopp beim Davidson Ditch. 1925 war dies eines der weltweit größten Ingenieur Projekte. Über 83 Meilen (~133 km) weit wurde das aufgestaute Wasser des Chatanika Rivers über Rohrleitungen, Siphons, Gräben und Rinnen bis zu den Goldgräbern transportiert. Hier am Denkmal ist nur noch ein Rest der Rohrleitung zu sehen.

Auch auf der weiteren Fahrt werden wir anhand der gewaltsam durchwühlten Erde fortwährend daran erinnert, dass wir uns hier auf historischen Goldrausch- bzw. Goldgräberpfaden bewegen.

Ungefähr bei Meile 28 kommt man am Fairbanks Exploration Co. Gold Camp vorbei. Hier wurden zu Goldrausch-Zeiten bis zu 10.000 Goldgräber versorgt. Wir fahren zu den wenigen noch erhaltenen historischen Gebäuden, vor denen spärliche technische Überreste verteilt liegen und wollen uns auch das Restaurant von innen ansehen. Vom Eingang aus haben wir einen guten Blick hinunter auf den von den Dredges durchwühlten Abraum.

Wir werden herzlich in gebrochenem Deutsch mit leicht österreichischem Akzent empfangen. Da wir die einzigen Gäste sind, bekommen wir die volle Aufmerksamkeit von Marlene Bach und erfahren ihre Geschichte, die eng mit der Zeit des Goldrausches verknüpft ist. Ihr Vater hatte hier über viele Jahre an dem riesigen gusseisernen Herd/Backofen die Heerscharen der Arbeiter bekocht und mit Essen versorgt. Sie selbst betreibt dieses Restaurant nun seit 9 Jahren, hat aber inzwischen an einen Nachfolger verkauft. Sie hält die Stellung bis die neuen Besitzer im August übernehmen, auch wegen der sonst verfallenden Alkohollizenz der Bar.

Sie erzählt uns viele Geschichten aus ihrer Vergangenheit, verknüpft mit dieser Gegend hier, und als wir uns dann verabschieden wollen, hat sie noch eine Überraschung für uns. Sie geht zu ihrem Auto und kommt mit einer wunderschönen kleineren Ziehharmonika zurück und spielt uns ein Abschiedslied zur Erinnerung. Wir sind total von den Socken, sind total gerührt und freuen uns sehr, wieder einen faszinierenden Menschen mit bewegender Lebensgeschichte auf unserer Reise getroffen und kennengelernt zu haben. Das ist so schöööön!

Nur eine Meile entfernt ist die rustikale Chanita-Lodge am Straßenrand und gegenüber fast versteckt hinter dem Geröllauswurf, aber in Fußmarschnähe, die Gold Dredge No. 3.

Von diesen riesigen 'Sauriern' gab es nicht so viele, deshalb haben sie vom Klondike im Yukon-Gebiet bis nach Alaska eindeutige Nummern zur Identifikation erhalten. Leider ist die Dredge #3 2013 einem Feuer zum Opfer gefallen, so dass nur noch das metallene Gerippe übrig ist, aber das ist ja auch der wesentliche Teil. Die Eimerkette mit den sehr massiven becherförmigen Eiseneimern fehlt – u.a. steht bei Marlene vor dem Restaurant einer davon mit Blumen bestückt.

Die Dredge steht mitten bzw. eigentlich am Ende ihrer kilometerlangen Fahrt quer durchs umgepflügte Gelände. Wenn man so vor dem Riesen steht kann man sich gut vorstellen, welche Massen hier Tag für Tag bewegt wurden. Vor Jahren haben wir zuhause eine Doku auf Dmaxx gesehen, darüber wie ein Goldgräber mit viel Geld solch eine Dredge wieder zum Leben erweckt hat und aktiv mit ihr arbeitet. Leider wissen wir nicht mehr genau, wo hier im kanadischen/amerikanischen Norden dieses Teil eingesetzt wird, aber wir haben die Bilder noch im Kopf – dieser enorme Aufwand in einer doch recht kurzen Saison, für ein 'paar' Unzen Gold!

So weit das Auge reicht und auch auf den weiteren 40 km Rückfahrt auf dem Hwy erkennt man die erst spärlich mit einzelnen Birkenschösslingen bewachsenen Narben. Da das Geröll damals ausgewaschen wurde, und zwar bis in haushohe Tiefen, findet sich auf den Quadratkilometer großen Feldern auch kein oder nur wenig Humus, um Pflanzen die nötige Basis für ihr Wachstum zu geben. So wird der 'historic goldrush' bestimmt auch noch weitere 100 Jahre gut sichtbar sein.

Hat schon was, sich hier zu befinden und sich anhand von alten Bildern vorzustellen, unter welch schweren Bedingungen damals nach dem seltenen Edelmetall geschürft wurde. Entweder Mückenschwärme und Hitze oder Mistwetter bzw. Saukälte. Und reich sind nur eine Handvoll geworden. Der Rest der Zigtausenden hat nur einen Beitrag zu den Mythen und eine interessante oder bedauernswerte? Lebensgeschichte an seine Nachfahren weitergeben können.

 

In Fairbanks tanken wir nochmal etwas Diesel und füllen an der Dumpstation der Tankstelle unsere Trinkwassertanks. Im Walmart ein paar Lebensmittel besorgt und Text auf die Homepage hochgeladen, bevor wir die Stadt nach Süden hin verlassen.

Als wir in North Pole wieder am Santa Clause Haus vorbeifahren sehen wir ein großes Overlanderfahrzeug. Wir nehmen die nächste Abfahrt und treffen Sylvia und Stephan mit ihrem Expeditionsmobil auf dem Parkplatz an. Die beiden sind Mitte Mai diesen Jahres in Halifax angekommen und auf direktem Weg quer durch Kanada hoch nach Alaska gefahren. Sie kommen aus der Nähe von Hamburg und haben vorerst einen Zweijahresplan für Nordamerika und Lateinamerika bis nach Panama. Aber, wie bei uns, werden meistens morgens beim Frühstück die kurzfristigen Ziele entschieden und der Rest der Reise-Planung ist nur noch ein sehr dünner roter Faden.

Nach 30 min verabschieden wir uns. Wir wollen noch 100 km fahren. Außerdem sind wir uns sicher, dass man sich irgendwo wieder mal trifft. Die Kontaktdaten haben wir ausgetauscht.

Die restliche Fahrt ist, bis auf einen Fuchs, der den Hwy überquert, recht entspannt. Wir kommen kurz vor unserem Ziel noch am großen Birch Lake vorbei. Donnerlasters haben hier in der Recreation Area eine Nacht gestanden, hatten aber leider Pech: Blackflies und Wochenende, heißt ATV-Fahrer. Eigentlich ein schöner Platz, aber sie hatten sich auf Grund dessen am nächsten Morgen zur Weiterfahrt entschlossen.

Die Häuser am Ufer liegen auch traumhaft, um hier den Sommer zu verbringen.

Als wir an 'unserem' Biberteich ankommen, steht auf 'unserem' Platz doch tatsächlich schon ein riesiger Bus mit Auto im Schlepptau. Tst! Aber dahinter ist noch ausreichend Platz für uns mit schönem Blick auf den See. Durch das ansteigende Schmelzwasser des Tanana-Rivers ist der See mit über den Biberdamm schwappendem sedimenthaltigem Wasser versetzt worden und deshalb leider nicht mehr kristallklar wie beim letzten Mal, sondern ziemlich trübe, wie der Fluss auf der anderen Seite des Damms. Schade! In der Brühe wollen wir nicht schwimmen.

Es ist schon nach 20 Uhr und Marion kocht noch ein Gericht aus Linguini, Zucchini und Möhren (M: Wie jetzt? Keine leckere Mahlzeit?). Gegen 21:30 Uhr ist dann Feierabend.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ufer eines kleinen Sees abgegrenzt vom Tanana River, GPS: 64.288126, -146.456011, sehr ruhig, durch den Wald vom Hwy geschützt, keine Mücken, heute leider trübes Wasser, aber trotzdem sehr empfehlenswert

 

 

Do. 27.06.19

 

Die Idee, einen weiteren Tag am See stehen zu bleiben, wird wegen der schlechten Wasserqualität und „unserem“ besetzten Platz durch den Riesentrailer verworfen. Die nächsten beiden Tage ist Topwetter mit Sonnenschein angesagt, deshalb wollen wir heute die Durchquerung der Alaska-Range auf dem Richardson-Hwy von Delta Junction bis runter nach Paxson, dem Einstieg in den Denali-Hwy, angehen.

Kurz vor Delta Junction sehen wir noch einen Elch am Wegesrand, der sich aber ins Dickicht zurückzieht als wir anhalten. Wir sehen ihm noch kurz zu, wie er zwischen den Zweigen steht und frisst – leider nicht Kamera tauglich.

In Delta Junction gehen wir nochmal kurz ins Visitor-Center, nutzen das freie Wifi zum Update der Homepage und checken die E-mails. Aus der Ferne sehen wir die Dunstglocke Richtung Alaska-Range, wie schon am Steese Hwy. Hoffentlich wird es klarer bis wir in die Alaska-Range kommen. Zuerst haben wir angenommen, dass dieser Dunst größtenteils durch Waldbrände verursacht werden, aber die Ausbreitung ist riesig und über mehrere Hundert Kilometer ein zu großes Phänomen. Wir vermuten inzwischen, dass wegen der wirklich heißen Sonnentage die letzte Woche, mit über 30°C (in Anchorage wurden Rekordtemperaturen gemessen), so viel Wasser aus der feuchten, erst seit kurzem schneefreien Landschaft, verdampft, dass hochsteigender feiner Nebel die Sicht in die Ferne entsprechend trübt – und Waldbrände obendrein.

Ärgerlich, denn wir hatten uns vor Tagen in Delta Junction wegen des damals eher schlechten Wetters entschieden, zuerst den Norden zu machen, entgegen unserer ursprünglichen Planung. Jetzt haben wir super Wetter, sehr warm, über uns blauer Himmel, aber im Blickwinkel von 0-70° vom Horizont aus gesehen mehr oder weniger Dunst, Nebel, Rauch – schlechte Sicht. Anyway. Besser so und dafür keine tiefhängenden dunklen Regenwolken.

Trotzdem eindrucksvolle Landschaft, auch bei trübem Wetter lässt sich erahnen, wie toll die schneebedeckten Berge der Gebirgskette bei klarer freier Sicht aussehen. Schneebedeckte Gipfel, hie und da ein Gletscher, dazwischen ein Fluss.

Beim Durchqueren der Alaska-Range haben wir zwischendurch das Gefühl, dass es aufklart und wir die Formationen und die durch die Mineralien gefärbten Hänge besser zu erkennen sind.

Und als wir südlich der Alaska-Range rauskommen ist es tatsächlich etwas klarer als im Norden.

Wir checken einen Stellplatz am Fielding Lake, der uns aber nicht zusagt, und fahren dann auf der anderen Seite des Highways auf einer mehrere Kilometer langen Gravelroad Richtung Berge bzw. zum Gulkana Glacier, der sich hier zwischen den Gipfeln neben dem Gabriel Icefall ins Tal wälzt.

Wir folgen dem Weg so weit wie möglich, wobei 'Weg' schon geschmeichelt ist. Zunächst breite Schotterpiste, dann immer schmaler mit Schlaglöchern und teils großen Steinen – sieht eher wie ein trockenes Flussbett aus, aber unser Moppel beißt sich langsam durch. Irgendwann ist dann doch Ende Gelände, als wir auf den reißenden Schmelzwasserfluss treffen. Platz zum Stehen gibt es, allerdings inmitten von Büschen mit all den Insekten. 2 km weiter vorne, an einem größeren freien Platz, direkt an einem kleinen klaren eisigen Bach, parken wir ein. Wenig Ungeziefer, nur ein paar lästige Ross-Bremsen. Außendusche im Lee, Eingang Richtung Berge. Nach dieser Holperfahrt haben wir uns ein kühles Bier verdient; genießen dieses in der Sonne mit Blick auf den Gletscher. Schade, dass man nicht näher an den Gletscher kommt, es sind schon noch ein paar Kilometer. Und je weiter man dem Weg folgt, desto weniger ist vom Gletscher zu sehen, wird der Blick auf ihn durch einen Hügel verdeckt.

Weit und breit keine Menschenseele, mitten in der Wildnis mit unzähligen freien Stellplätzen und einer super Aussicht - ein wahrer Traumplatz, um ungestört die Natur zu genießen. Einfach herrlich!

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Gulkana Glacier & Gabriel Icefall, GPS: 63.216236, -145.485086, jede Menge Stellplätze mit super Sicht auf den Gletscher, sehr ruhiger Platz am plätschernden Eisbach, wenig Mücken und Fliegen, sehr empfehlenswert

 

 

Fr. 28.06.19

 

Weil es hier so schön ist, und die Sicht Richtung Westen nicht viel besser ist, bleiben wir stehen. (Schon toll, wenn man sich einfach so treiben lassen kann …) Wir nutzen die Zeit, um an der Homepage zu arbeiten. Gegen Nachmittag hole ich/P doch noch mein Moped herunter, um eine kleine Spritztour zu machen. Kurz entstauben, sprich mit sehr viel Wasser aus dem Bach abschrubben; alles noch dran, springt sofort an – bei dem Gewackel auf unterschiedlichsten Pisten nicht so selbstverständlich. Mal sehen, ob ich mit diesem Gefährt weiter Richtung Gletscher vorstoßen kann. Marion wartet erst mal ab, wie sich meine Exkursion entwickelt.

Auch mit dem Moped geht es gerade mal 50 m weiter, bevor es zu unwegsam wird. Ab hier kommt man nur noch per Pedes weiter. Ich kurve noch ein bisschen in der Gegend herum, erkunde einen der vielen ATV-Pfade, bis auch hier irgendwann Schluss mit lustig ist, und fahre dann nach Hause.

Bis wieder alles verpackt ist und ich u.a. noch den kleinen Kompressor repariert habe, geht wieder über eine Stunde ins Land. Einmal Außendusche, ein kühles Bier und erneut das tolle Panorama vor dem Haus, in unserem heutigen Vorgarten.

Wir planen Morgen den Trail zum Gletscher zu gehen – wenigstens ein Stück weit. Es sieht nach einem längeren Ausflug aus; die Dimensionen in dieser grandiosen Umgebung können doch sehr täuschen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Gulkana Glacier & Gabriel Icefall, GPS: 63.216236, -145.485086, jede Menge Stellplätze mit super Sicht auf den Gletscher, sehr ruhiger Platz am plätschernden Eisbach, wenig Mücken und Fliegen, sehr empfehlenswert

 

 

Sa. 29.06.19

 

Als wir aufwachen und hinaus schauen, können wir es nicht fassen. Egal, in welche Richtung wir sehen, außer Nebeldunst sehen wir nichts, nicht einmal den Gletscher und die Berge. Das ist jetzt echt ätzend, weil es nicht, wie gehofft, besser wurde, sondern im Gegenteil, um zwei Nummern schlechter. Wir hoffen darauf, dass die Sonne im Laufe des Morgens durchbricht und es aufklart. Wir ergeben uns unserem Schicksal und arbeiten beide am Laptop weiter.

Nachmittags wird es tatsächlich etwas besser, aber auch recht heiß. Der Wind, der eigentlich helfen sollte, den Dunst wegzublasen, hat nachgelassen. So packen wir erst gegen 16 Uhr zusammen und fahren mit dem Moppel bis ganz nach hinten, bevor wir uns dann auf den Trail begeben. Wir marschieren entlang des Gletscherflusses und sind gespannt, wie wir diesen queren sollen. Wir umwandern den Hügel, hinter dem der Gletscherfluss liegt. Als wir um die Ecke kommen, sehen wir eine schmale wacklige Hängebrücke über den reißenden Fluss.

Das wird ja lustig. Ich/P gehe mal voraus. Setzt man langsam die Füße immer in die Mitte der Holzstege, dann wackelt das Konstrukt nicht ganz so heftig. Ich muss an südamerikanische bzw. Länder im Himalaya denken, in denen in ganz anderen Höhen über handgeknüpfte Hängebrücken schwere Lasten transportiert werden. Da bekommt man einen kleinen Vorgeschmack. Bin mal gespannt, ob Marion mit ihrer latenten Höhenangst es wagt und nachkommt. Sie beißt die Zähne zusammen, tief Luft holen – in der Ruhe liegt die Kraft - und kommt mit erhöhtem Adrenalinspiegel auf der anderen Seite an. Mutprobe mit Bravour bestanden.

 

Auf der anderen Seite der Brücke treffen wir auf ein Rudel Boy Scouts (Fähnlein Fieselschweif ...) und deren Guides, eine ziemlich aufgelöste Truppe. Wir sind schon fast an ihnen vorbei, als uns einer der Guides zur Seite nimmt und uns mitteilt, dass es auf dem Trail in der Nähe des Gletschers einen medizinischen Notfall gegeben hat, einen Todesfall, einer der Jungs. Wir sollen uns nicht wundern bzw. erschrecken, wenn wir an einer größeren Gruppe vorbeikommen, sind jetzt vorgewarnt. Gleich zu Beginn des Weges wurden wir von anderen Wanderern auf einen Unfall bzw. Todesfall hingewiesen, dachten aber zunächst, etwas falsch verstanden zu haben. Schrecklich.

Die Freude am Wandern ist getrübt, dennoch wandern wir noch ein gutes Stück über Stock und Stein weiter, müssen aber feststellen, dass wie befürchtet der Weg bis zum Gletscher sich noch ziemlich hinziehen wird. Da mein/P rechtes Bein, nach dem Leiterunfall noch nicht ganz ausgeheilt, inzwischen auch schon gut pocht wegen der Anstrengung, und wir auch nicht auf die Unfall-Truppe mit der Leiche treffen wollen, machen wir noch ein paar Fotos und kehren um.

Gerade als wir den Rückweg antreten, hören wir den Rettungshubschrauber, der einen großen Bogen fliegt und dann zum Unglücksort am Gletscherfuß fliegt. Wir wissen nicht, was genau passiert ist. Das ist angesichts der Katastrophe auch nicht wichtig, erklärt allerdings die nun verständliche Aufgelöstheit der jugendlichen Truppe. So etwas möchte niemand erleben.

Wir kommen unbeschadet und auch etwas entspannter beim zweiten Übergang über die Brücke. Zurück am Moppel, fahren wir die komplette Strecke raus zum Hwy.

Wir haben uns im Navi den Seven Mile Lake herausgesucht und hoffen, dort einen schönen Stellplatz zu bekommen und evtl. noch eine Runde schwimmen zu können, um den Schweiß der Wanderung loszuwerden.

Auf dem Weg nach Paxson, wo der Richardson Hwy auf den Denali-Hwy trifft, sehen wir noch an zwei Seen je einen Biber schwimmen, halten aber nicht extra an. Wir fahren zwar nur ca. 15 km auf dem Denali-Hwy, können hier aber schon die schneebedeckten Berge der Alaska-Range in der Ferne im Dunst erkennen.

Auf dem Stellplatz zwei andere Fahrzeuge und ein Zelt. Wir fragen höflich, ob wir uns dazu stellen dürfen und nachdem wir eingeparkt haben gehen wir ausgiebig im klaren Wasser des Sees schwimmen. Was will man mehr, als am Ende eines heißen Tages in einem See mitten in Alaska eine Runde schwimmen zu gehen. Die Mücken belagern unsere Fenster bzw. Mückennetze erst, nachdem wir uns schon zum Abendessen zurückgezogen haben, und wir haben keine Mühen die eine oder andere vorwitzige Stecherin zu fangen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am 7 Mile Lake, Denali Hwy, GPS: 63.098113, -145.618812, kleiner Stellplatz für 3-4 Fahrzeuge, direkt am klaren Wasser, gut zum Schwimmen, normale Fliegen-/Mückenpopulation, sehr ruhig, sehr empfehlenswert

 

 

So. 30.06.19

 

Die Fernsicht Richtung der umgebenden Berge der Alaska-Range hat sich nicht viel gebessert. Wir überlegen, ob wir noch einen Tag hier stehen bleiben sollen, evtl. die Kajaks auspacken, oder doch den Denali-Hwy in Angriff nehmen. Die Entscheidung fällt zu Gunsten des Denali-Hwys aus. Allerdings wollen wir nicht den ganzen Weg nach Westen abfahren (ca. 230 km), sondern unterwegs ein schönes Plätzchen suchen und dort mindestens eine Nacht stehen bleiben.

Vom Seeufer fahren wir hoch zurück auf den Hwy und dort zum über dem See liegenden Parkplatz, um dort unseren Müll los zu werden. (Wie sich später herausstellt, der erste und einzige Rastplatz auf dem Denali-Hwy mit Mülleimern.) Hier wird auf einer Info-Tafel erklärt, wie der Gebirgszug Alaska-Range entstanden ist. Wir versuchen, die abgebildeten Gipfel in der Ferne zu ermitteln.

Der Hwy ist auf den ersten 30 km noch geteert und geht dann in Gravelroad über. Es gibt unzählige Aussichtspunkte, um die Range und das davor liegende Gelände zu genießen bzw. abzulichten, aber heute leider sehr eingetrübt und unscharf. So fahren wir mit reduzierter, der Straßenbeschaffenheit angepassten Geschwindigkeit, auf dem sich über Hügel und Flüsse windenden Hwy. Der 'Hwy' existiert schon seit ewigen Zeiten, wurde bereits vor zig Tausend Jahren als Handelsroute von den Natives genutzt. Entlang des Hwy gibt es wohl einige archäologische Stätten, die aber nur schwer zugänglich sind. Bevor der Georges-Parks-Highway von Fairbanks nach Anchorage gebaut wurde, war dies die einzige Verbindung zum Denali Nationalpark. Er ist allerdings nur im Sommer frei; im Winter wegen Schnee gesperrt.

Auf der ersten Hälfte der Strecke ist die Landschaft rundherum nur mit niedrigen Büschen wie in der Tundra oberhalb des Polarkreises bewachsen, durchsetzt mit unzähligen kleinen Tümpeln oder größeren Seen. Die Wasseransammlungen liegen auf unterschiedlichsten Ebenen im Gelände, sind wohl Überbleibsel der letzten Schneeschmelze und Regengüsse. Die meisten Becken haben keinen Ab/Zufluss, deshalb wird des viele der kleineren Tümpel am Ende des Sommers so wohl nicht mehr geben. An einem dieser kleinen Tümpel machen wir eine verspätete Mittagspause, überlegen noch stehen zu bleiben, aber der Platz ist sehr klein und recht uneben.

Auf den ersten 80 km sehen wir bis auf zwei kleine Prärie Hunde und zwei Wachteln, die über die Straße flüchten, keinerlei Wildlife. Das ist neben der schlechten Sicht auf die Berge, doppelte schade. Der Denali-Hwy ist u.a. für das hier wohl reichlich vorhandene Wildlife bekannt. Anscheinend stolpert man hier geradezu über Bären, Elche und Caribous. Schaun wir mal, was da noch kommt.

Und als sich auf den nächsten 40 km die Vegetation leicht ändert, höhere Sträucher und kleinere Bäume, beginnen wir zu hoffen, dass wir doch noch fündig werden. Aber als wir unseren Stellplatz nach dem Testen verschiedener Möglichkeiten, an einem kleinen Tümpel abseits des Hwys auswählen, haben wir immer noch kein Tier, außer Insekten, gesehen.

Etwas gefrustet parken wir ein. Auch einen größeren See mit Badezugang haben wir nicht gefunden. Heute scheinen wir etwas Pech zu haben. Auf einen Wetterwechsel gehofft – nichts. Wildlife – nichts. Wären wir doch gleich runter nach Valdez gefahren. Marion sieht die ganze Sache nicht so schlimm, da ihr die Landschaft mit den Seen auch so gut gefällt. Man kann halt nicht immer gleichen Meinung sein.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an kleinem Lake, Denali Hwy, GPS: 63.241428, -147.792022, großer Stellplatz für mindestens 10 Fahrzeuge. Wenn kein Dunst, dann gute Fernsicht. Normale Fliegen-/Mückenpopulation; sehr ruhig; empfehlenswert

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 51. und 52. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2019_Juni_2

 

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