Sonntag 01.05.2022

 

Heute windet es etwas, wodurch die Wellen aufgebauscht werden und am Himmel hat es Schleierwolken. Nicht wirklich super zum Schnorcheln. Aber wir wollen sowieso bis um die Mittagszeit warten, dann steht die Sonne schön senkrecht über dem Wasser und damit besseres Licht unter Wasser.

Marion macht noch einen ausgiebigen Strandspaziergang bis ans Ende zu den Felsen und der Ferienanlage

und entdeckt auf dem Rückweg, dass der herrschende Südwind und die daraus resultierenden Wellen die gefürchteten blauen Quallen anschwemmt. So ein Mist, mit denen wollen wir keine Bekanntschaft machen, denn wir erinnern uns daran, dass Meggi uns von durch diese Quallen verursachten schlimmen Schmerzen erzählte.

Zum Glück schwemmt es diese Tiere nur in der großen Buchtkurve an, am anderen Ende der Bucht bis ca. Mitte, dort wo auch in gerader Linie die Wellen von draußen reinkommen. Unser Schnorchelrevier mit den Korallen liegt sozusagen im geschützten Bereich und wir hoffen, dass dort die Quallen nicht angeschwemmt werden.

Trotzdem ziehe ich/P ein T-Shirt über und Marion sogar noch zusätzlich eine dünne Gymnastikhose. So ist wenigstens ein bisschen Schutz bei einer zufälligen Begegnung gegeben. Wir befürchten, dass man in dem azurblauen Wasser die blauen Quallen nicht besonders gut sieht.

Mit gemischten Gefühlen gehen wir ins Wasser, aber in den letzten Stunden sind viele Einheimische, auch Kinder, im Wasser gewesen und es kam zu keiner Feindberührung.

Wir schnorchelen eine knappe Stunde und es ist wieder toll so viele unterschiedliche Fische beobachten zu können.

 

Hier ein paar Bilder von den vielen Schnorchelausflügen:

 

 

Wir haben mit der GoPro an die 3,5h Videomaterial gesammelt, davon nur mal zwei kleine Ausschnitte aus der Fischsuppe. Und ja, für die Leser unter uns, welche Taucher sind oder an anderen exotischen Riffen geschnorchelt haben, sei gesagt, es gibt sicher noch viel Luft nach oben, aber an der Baja sind das bisher unsere schönsten Sichtungen gewesen.

 

 

Jetzt geht es aber wieder zurück unter die Markise und wir freuen uns auf das verspätete Mittagessen mit 5-Käse-Tortellini, Olivenöl und Parmesan obendrauf. Die gab es frisch abgepackt im Costco, ein leckerer Gruß aus Italien.

Den Rest des Tages verbringen wir lesend unter der Markise und betrachten das Treiben der einheimischen Familien beim Sonntagsausflug. Interessanterweise keine laute Musik, alles sehr entspannt und ruhig.

Bevor die Sonne zu schräg steht, machen wir nochmal einen ausgiebigen Schnorcheltrip, während dessen Marion unsere erste Muräne entdeckt. Sie ist groß aber schüchtern und versteckt sich in ihrer Korallenhöhle.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Playa de Sueños, GPS: 23.993527, -109.827719, sehr schwacher Telcel-Empfang, feiner Sandstrand, keine Wellen, Korallen zum Schnorcheln, sehr empfehlenswert

 

 

 

Montag 02.05.2022

 

Wie so oft schauen wir beim Frühstück aus dem Fenster und entscheiden uns dann. Kein Wind, blauer Himmel, glatte See... bestes Schnorchelwetter. Da fällt die Entscheidung schnell. Wir fahren noch nicht weiter, sondern genießen einen weiteren Tag am Strand der Träume. Wir stehen wieder komplett alleine, nur die Fischer sind heute Morgen in der Frühe los und werden heute Mittag mit ihrem Fang wieder anlanden. Dies wird für lange Zeit unsere letzte Möglichkeit zum Schnorcheln sein, daher fällt die Entscheidung nicht schwer. Unsere Wassertanks sind zwar schon wieder ziemlich leer, aber bis morgen wird es schon noch reichen. LaPaz ist nur 63km entfernt und problemlos in 1,5h erreichbar.

Und so, wie geplant, ist es dann auch gekommen. Zwei ausgiebige Schnorcheltouren und den Rest des Tages verbummeln mit Lesen und aufs Meer starren.

Heute haben wir sogar eine gut 1m lange Muräne entdeckt, die sich nicht unter den Korallen versteckte, sondern uns gleich beim Einstieg an der Bootsrampe empfängt. Ich bzw. die GoPro ist leider noch nicht startklar und die Muräne sucht gleich das Weite als wir ihr zu nahe kommen. Mulmiges Gefühl, wenn sie nur ca. einen halben Meter unter einem schwimmt und ihre Zähnchen im offenen Maul zeigt. Aber sie hat wahrscheinlich mehr Angst vor uns als wir vor ihr gehabt und ist leider schnell verschwunden.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Playa de Sueños, GPS: 23.993527, -109.827719, sehr schwacher Telcel-Empfang, feiner Sandstrand, keine Wellen, Korallen zum Schnorcheln, sehr empfehlenswert

 

 

 

Dienstag 03.05.2022

 

Heute ist es nun soweit: Wir müssen uns von der südlichen Baja Sur trennen. Der Plan heute sieht vor, die 63km über den Bergrücken nach LaPaz zu fahren, im Soriana-Supermarkt einzukaufen, Müll bei den großen Mülleimern dort auf dem Parkplatz entsorgen und Wasser tanken bevor wir die restlichen 320km durch die Wüste bis zum Strand von Ligüí zu fahren, an dem wir vor ca. 4 Wochen schon einmal Rast gemacht hatten.

Auf dem ersten Stück über die Berge nach LaPaz hat der Moppel mächtig zu arbeiten, da die Straße nicht wie in so einem Fall üblich, sich in Serpentinen hochwindet, sondern schnurgerade nach oben bis zur Spitze mit dem Lineal gezogen wurde. Also keine Verschnaufpausen zwischendurch.

In LaPaz läuft alles wie geplant, beim Little Cesar gibt es italienisches Pizzabrot als frühes Mittagessen und wir telefonieren noch mit den Eltern in Ostrach.

Es hilft nichts, jetzt kommt der harte Teil des Tages. Es ist die längste Strecke auf der Baja, die nur durch Wüste führt und nirgends ein Platz ist, an dem man gerne eine Nacht verbringen möchte.

Zwischendurch kommen wir noch durch zwei Städte; in einer der beiden kaufen wir wieder Orangen direkt vom Pickup. 4Kg für 60P=2,80€. Die werden hier in der näheren Umgebung mit viel Aufwand und noch höherem Wassereinsatz auf Plantagen gezüchtet.

Bei solch langen Strecken kommt auch Marion als Truckerin zum Einsatz, da es für einen alleine auf den langen endlosen geraden Straßen mit Ausblick auf Wüste mit Kakteen zu anstrengend und ermüdend wird. Da braucht es auch mal ein Nickerchen auf dem Beifahrersitz.

Bevor wir zur Abfahrt nach Aqua Verde kommen entdeckt Marion oben an der Bergkante ein gelbes Leuchten. Vermutlich Algenablagerungen.

Wenn die Straße, über 45km, nicht so grauslig wäre, würden wir nochmal nach Aqua Verde, zuerst durch die Berge und dann entlang der Küste fahren. Aber zu mühselig.

Die Mex1 ist gut ausgebaut, so dass wir wie geplant so gegen 17:30 Uhr auf unserem schon einmal gewählten Stellplatz in Ligüí einparken und gleich ein erfrischendes Bad im warmen Wasser der Bucht genießen. Auch unser Bienenschwarm hat die Reise gut überlebt und der ganze Schwarm ist, kaum dass wir eingeparkt haben, am Herumfliegen. Sieht vor unserem Fahrerhaus wie vor einem Bienenhaus eines Imkers aus. Bin mal gespannt, wie lange sie es aushalten werden bzw. wann sie sich endlich eine neue Heimat suchen. Spätestens an der Grenze müssen wir uns was überlegen, nicht dass die Amis beschließen, uns mit dem Bienenstock nicht ins Land zu lassen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Ligüí, GPS: 25.741309, -111.257534, schwacher Telcel-Empfang, Kies/Sandstrand, sehr empfehlenswert

 

 

 

Mittwoch 04.05.2022

 

Nach dem anstrengenden Tag gestern machen wir heute eine Pause. Dieser Strand wird einer der wenigen sein, an dem wir noch etwas länger stehen werden. Die nächste Ausgabe unseres Tagebuchs bis Ende April muss fertig gemacht werden. Am nächsten Halt in Loreto haben wir dann wieder gutes Netz und Zeit zum Hochladen während wir mindestens zwei Maschinen Wäsche waschen wollen.

Am Nachmittag kommt eine große Delfinschule durch die Bucht geschwommen, springen auch etwas in die Luft, aber sie sind alle so weitläufig verteilt, dass man mit der Kamera keine Chance hat. Aber für uns ist es immer toll, den flinken Tieren beim Jagen zuzusehen.

Delfinschulen sind auch für die Fischer ein willkommenes Zeichen. Dann hat es Fischschwärme unterwegs, die wiederum für die großen Yellow-Tails als Nahrung dienen. Deshalb folgen Fischerboote oft den Delfinen.

So kann es passieren, dass die Fischer bereits nach einer halben Stunde mit einem vollem Netz wieder anlanden und nicht erst nach einer langen Nacht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Ligüí, GPS: 25.741309, -111.257534, schwacher Telcel-Empfang, Kies/Sandstrand, sehr empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 05.05.2022

 

Ich/Peter bin wieder früh wach und betrachte den herrlichen Sonnenaufgang.

Das Tagebuch bis Ende April ist fertig und daher geht es heute weiter nach Loreto. Sind nur knapp 40km.

Unterwegs kommen wir an dem ehemaligen Fischerdorf Escondido vorbei. Inzwischen, immer noch ein Dorf, gibt es dort einen bekannten Yachthafen, geboren aus einer romantischen Phantasie, welche schon J.J. Cale und Eric Clapton mit ihrer Platte „Road to Escondido“ musikalisch geehrt haben. Damals, als die Mex#1 nur ein Schotterpfad war hinunter in das mexikanische Outback der Baja California, war es das Ziel aller Aussteiger aus der Gesellschaft und der Inbegriff des freien Lebens unter ewiger Sonne. Von diesem Traum ist an diesem Ort nichts mehr übrig. Der Hafen könnte auch irgendwo an der Küste von Kalifornien sein, wo es ein gleichnamiges Städtchen im San Diego County gibt. Voll amerikanisiert und kein Zugang mehr zum Hafen, schnell umdrehen und weiterfahren.

Als wir aus den Bergen vor Loreto runterkommen sehen wir wieder solch eine amerikanische Verschandelung. Obwohl Wasser ein wertvolles Gut ist, wird in der Gluthitze von Mexiko ganzjährig der Golfplatz des Resorts mit gutem gereinigtem Wasser versorgt, damit die Touristen in den wenigen erträglichen Morgen- und Abendstunden ihr gewohntes Hobby geniessen können. Total fehl am Platz.

Unser erster Stopp in Loreto ist die Wäscherei im Nebenraum eines kleinen Supermarkts. Die Maschinen sind sehr sauber und man kann eine große Trommel für 70Pesos =3,30€ selber waschen und trocknen. Nach 1,45h ist das auch erledigt und der Schrank wieder voll mit frischer Wäsche.

Inzwischen ist es schon 13 Uhr und wir fahren auf dem Weg zu unserem heutigen Stellplatz bei einem Fisch-Tacoladen El Ray del Taco vorbei, der sowohl im iOverlander als auch im Lonely Planet beschrieben ist. Es gibt auch Taco Asada (also mit Fleisch) und so probieren wir beide Varianten aus. Nicht schlecht, aber auch nicht wie angekündigt, einer der besten auf der Baja.

Jetzt brauchen wir nur noch auf die kleine Landzunge am Ende des Malecón fahren und an der Stelle, wo wir das letzte Mal schon standen, einparken.

Das Wasser in der Bucht ist hier sehr flach und im Moment sowieso Ebbe, so dass wir aufs Schwimmen verzichten und stattdessen unlimited Internet für zwei Stunden buchen und einiges an liegengebliebener Büroarbeit erledigen bzw. das Tagebuch hochladen.

Parallel fragen wir beim Sohnemann an, ob der Enkel noch wach ist und freuen uns, als wir den Quietschemann im Skype-Videocall live sehen. Ist zwar nur ein Ersatz, lange nicht so schön, wie ihn auf dem Arm zu haben, aber besser als nichts. Meine Schwester Helga will sich auch noch einklinken, kommt aber leider erst hinzu, als der Enkel sich schon wieder abgeschaltet hat. Aber so haben wir Zeit, mit ihr die neuesten Infos auszutauschen und etwas zu quatschen.

Eigentlich ist die Nacht sehr ruhig, ist ja noch nicht Wochenende, aber gegen 24 Uhr parken zwei Autos voll mit Jugendlichen in der Nähe ein, den Kofferraumdeckel auf mit den Lautsprecherboxen und beschallen uns die nächsten 2,5h mit mexikanischer Volksmusik mit viel Tuba-Einsatz.. Das Schlimme ist nicht nur die Lautstärke, sondern dass sich die meisten Lieder alle ähnlich anhören und irgendwann bluten einem die Ohren. Da kein Ende abzusehen ist, steht Peter wieder auf, packt alles grob zusammen und startet den LKW. Wir fahren zurück zum Malecón und ganz ans andere Ende zu dem Sandstrand mit den Palapas.

Die restliche Nacht kommen nur ein paar Autos vorbei, sonst bleibt es sehr ruhig, nur die Fenster mussten wir etwas verdunkeln, da die Laternen die ganze Nacht brannten.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Malecon von Loreto, GPS:26.016539, -111.341656, guter Telcel-Empfang, direkt an der Strasse, nur für eine Nacht und als Ausweichmöglichkeit bedingt empfehlenswert

 

 

 

Freitag 06.05.2022

 

Wie man sich denken kann sind wir nach dieser Nacht nicht besonders fit und haben natürlich keine Lust auf einen weiteren Tag bzw. die kommende Nacht in diesem Touristädtchen zu verbringen. Dafür haben wir wieder einen kitschigen Sonnenaufgang mit vorbei segelnden Pelikanen.

Nach Loreto müssen wir nochmal ein Stück karge Wüste durchqueren, bevor wir an die bekannte Küste der Bahía de Concepción gelangen.

Die See ist spiegelglatt, da nicht das kleinste Lüftchen die heiße Luft bewegt.

Hier reiht sich ein Traumstrand mit weißem Sand an den anderen. Aber obwohl die Strände Allgemeingut sind, haben sich findige Mexikaner das Land bzw. die Zufahrt zum Strand gekauft und verlangen jetzt pro Tag ca. 10€ obwohl kein Service wie Wasser, Strom oder Dusche geboten wird. Nur palmengedeckte Unterstände (Palapas) und vielleicht ein Plumpsklo sind vorhanden.

Darauf haben wir keine Lust, vor allem da der Wasserstand in der innen liegenden Bahía noch niedriger ist und man daher sehr weit hinaus waten muss, um überhaupt nasse Knie zu bekommen.

Die meisten Urlauber, legen sich einfach vorne ins Wasser rein und das reicht denen dann. Uns nicht. Ebenso sind wir bei diesen sandigen Buchten wegen den Stachelrochen doch etwas skeptisch und nicht ganz so unbekümmert wie viele andere.

Als wir in Mulegé ankommen, stoppen wir zuerst beim außerhalb des Örtchens liegenden Fischtaco-Laden, welcher zu unseren Favoriten gehört. Hier bekommt eine große Portion Fisch für günstigen Preis.

Nach dem Mittagessen geht es quer durch die engen Gassen runter zum Leuchtturm zu unserem letzten Standort, allerdings sind die Stellplätze um die Palapas besetzt und auch niemand Bekannter zu sehen. Wir haben vermutet John und Carly oder Gianna anzutreffen. Von Gianna wissen wir eigentlich, dass sie noch hier sein müsste. Auf der anderen Seite des Kanals, welcher bis ins Zentrum von Mulegé reicht, sehen wir ihr Fahrzeug stehen. Den Platz wollten wir sowieso auch mal antesten und hier hat es sowieso sehr viele Algen angeschwemmt, was den Badespaß doch erheblich trübt.

Also müssen wir die gesamte Strecke bis zur Mex#1 wieder hochfahren und auf der anderen Seite wieder runter. 7,3km und auf dem letzten Stück wieder runter zum Strand kommen wir an eng stehenden Büschen und Bäumen vorbei. Das gibt wieder deutliche Kratzer in die Seitenwände und reichlich abgebrochene Äste auf dem Dach.

Als wir unten ankommen, kommen uns Gianna und ihr Hund Bernie erfreut entgegen. Sie wurde von einem Reisefreund in der Stadt per WhatsApp schon vorgewarnt, der uns anhand ihrer Beschreibungen erkannt hat.

Nach dem Einparken werden die Erfahrungen der letzten 4 Wochen ausgetauscht, bevor wir dann den ersten Badegang einlegen. Bevor ich/Peter aber ins Wasser gehe, klettere ich noch aufs Dach zu den Solarpanelen, entferne mehrere Handvoll abgebrochene Äste und Unrat, bevor ich die von der Baja Sur eingestaubten Panele mit Wasser reinige. Jetzt kann wieder deutlich mehr Sonne in Strom verwandelt werden.

Marion macht mit der Kamera noch einen kleinen Spaziergang um die Muskeln von der Fahrt zu entspannen.

Den Rest des Abends sitzen wir bei lauem Wetter draußen und auch hier sehen wir in etwas Entfernung noch Delfine.

Wir gehen früh ins Bett, da wir von Loreto noch einiges nachzuholen haben. Gianna erzählt, dass auch hier an den Wochenenden die Parties abgehen, aber normalerweise auf der anderen Seite. Mal sehen, der Platz ist schön, es gibt gutes Internet und wäre ideal, noch ein paar Tage am Meer zu verbringen, sozusagen als Abschied, bevor es auf die lange Wüstentour in Richtung Norden geht.

Gegen 23 Uhr geht dann plötzlich der Musikterror vor der Türe los. Obwohl der ganze Strand leer ist und damit reichlich Platz für Party, stellen sich zwei Autos direkt vor unsere Mobile an die Palapa von Gianna und drehen die Musik auf. Wir wissen gar nicht, wie die sich bei diesem Krach überhaupt unterhalten können. Aber nach 2-3 Bier werden sowieso nur noch die Herzschmerzlieder mit gegrölt.

Nach 30min platzt mir der Kragen und ich frage freundlich aber bestimmt, ob es so laut sein muss und dass wir alle schlafen wollen. Daraufhin wird die Musik zwar leiser gestellt, aber nicht ausgemacht. Wir hoffen, dass sie die Lust verlieren und verschwinden. Pustekuchen.... Es gibt dann nach 30min nochmal einen verbalen Appell von mir, dass wir schlafen wollen. Die Autos werden etwas umgeparkt, was aber nicht viel hilft. Nach weiteren 30min haben sie dann doch die Lust verloren und sind endlich von dannen gezogen. Den kläglichen Rest der Nacht haben wir dann unsere Ruhe.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Strand von Mulegé, GPS:26.899191, -111.954123, guter Telcel-Empfang, direkt an der Palapa, von Fr-So nicht empfehlenswert da sehr laute Musik von einheimischen Jugendlichen

 

 

 

Samstag 07.05.2022

 

Wegen dem Krach die vergangene Nacht direkt vor unserer Haustür und weil sowieso an den Wochenenden hier am Strand immer Party ist, bleiben wir nicht stehen, sondern packen unsere Sachen zusammen und wollen weiter nach Norden.

Marion geht noch ausgiebig schwimmen, als ich/Peter aber auch ins Wasser und in den sandigen Bereich komme, sehe ich sehr nahe einen Stachelrochen schwimmen und mache sofort wieder kehrt. Das braucht es heute morgen nicht auch noch. Eine Außendusche ist genauso erfrischend und wegen der Ebbe muss man sowieso sehr weit raus in den Kanal schwimmen.

Morgen ist Muttertag und da wir voraussichtlich ohne Internet in der Wüste stehen werden rufen wir heute in Ostrach an.

Nachdem alles erledigt ist, verabschieden wir uns mal wieder von Gianna und ihrem Reisenachbar Mike aus Colorado und sind gespannt, wann und wo wir sie in Zukunft antreffen werden. Dieses mal nehmen wir eine leicht andere Strecke raus zur Hauptstraße und verkratzen nicht wieder unsere Seitenwände an den Baumästen.

Es geht nun ca. 70km an der Küste entlang bis hoch nach Santa Rosalia wo wir einen ersten Stopp einlegen. Bevor wir ins Städtchen reingehen, halten wir wieder am Ortseingang, wo die ganzen Taco-Restaurants sind. Eigentlich wollen wir wieder die leckeren Fischtacos wie beim letzten Besuch essen, aber als wir am Nachbarladen mit einem duftenden Al Pastor-Spieß (mexikanischer Gyrosspieß) vorbeikommen, entscheiden wir uns spontan um. Nach 6 Tacos (insgesamt für beide) sind wir mehr als satt und wir fahren die letzten 1,5km zum zentralen Platz rein und parken dort.

Bis zu der Kirche Parraquia de Santa Barbara Doncella sind es nur ein paar hundert Meter. Ist von außen und von innen eigentlich eher unscheinbar, wenn da die Geschichte mit dem Franzosen Eiffel nicht wäre. Für die Weltausstellung 1889 hat er 1887 eine kleine Kirche mit einer für ihn typischen Eisenkonstruktion entworfen und bauen lassen. Das Gebäude wurde aber nie aufgestellt und daher konnte der Minenbesitzer von Santa Rosalia, welcher zu nicht unerheblichem Reichtum auf Grund Kupfer- und Kobaltfunden wurde, das fertige Material aufkaufen, hierher verschiffen und aufbauen lassen.

Wie gesagt eher unscheinbar, voll mit Ventilatoren und viel offenen Fenster, da es in der Metallkonstruktion sehr heiß werden kann.

Zwei Straßen weiter ist die in allen Reiseführern aufgeführte alte Panadería (Bäckerei) „El Boleo“ aus dem Jahre 1901. Wir gehen natürlich auch rein und riskieren einen Blick durch die offene Türe in die Backstube, reingehen ist leider verboten. Wir kaufen etwas Gebäck fürs Frühstück und schon haben wir diesen Punkt auch von unserer Todo-Liste erledigt.

Es ist heiß und wir sind satt, so haben wir nicht viel Lust durch die Kleinstadt zu bummeln, da wir uns aus den Modeläden usw. nichts machen und auch nichts brauchen. Also schnell zum Truck zurück, das Gebäck verstaut und wieder raus auf die Straße. Aus Versehen nehme ich eine Straße zu früh und fahre 100m durch eine Einbahnstraße in die falsche Richtung. Zum Glück ist kein Polizist in der Nähe.

Beim Rausfahren machen wir noch kurz an der alten Industriebrache halt, aber schauen es uns nur aus der Entfernung an, da man wahrscheinlich sowieso nicht in das baufällige Anwesen rein darf.

Von der Küste aus, vorbei am Verladekai und den Ausläufern des alten Minenabbaugebietes, geht es nun kontinuierlich in die Berge hoch, da hat der Moppel echt was zum Arbeiten und wird bei der Hitze auch ganz schön heiß. Gottseidank haben wir keine Wasser-, sondern eine Lärmkühlung mit Öl :-). Oben angekommen geht es die nächsten 20km relativ eben weiter und er kann sich wieder etwas abkühlen.

Wir kommen wieder an den Tres Vírgenes Vulkankegeln und deren erkalteten Lavaströmen vorbei, brausen aber ohne Stopp weiter, da es für eine Wanderung viel zu heiß ist. Man darf hier sowieso nicht einfach wandern, sondern muss im Eco Village eine Tour buchen.

Als wir nach weiteren 70km in San Ignácio ankommen, fahren wir dieses mal ins Städtchen rein, es soll ja sehr nett sein und wir wollen uns auch hier die alte Kirche anschauen. Auf der Hinfahrt kommen wir am aufgestauten Fluss vorbei, womit das Rätsel der unzähligen Palmen im Hochtal geklärt ist. Erinnert uns stark an die palmengesäumten Flusstäler im Süden von Marokko.

Wir halten im Schatten auf dem zentralen Platz und gehen direkt in die alte Kirche rein. Laut dem Aushang wurde sie von Jesuiten im Jahre 1759 erbaut.

Nach einem kleinen Rundgang geht es wieder raus in die Sonne und da kommt uns Mike entgegen. Er ist ein guter Freund von Anja und Pascal. Wir waren in Loreto vor 4 Wochen alle gemeinsam abends beim Essen im Restaurant.

Er hat gegenüber in einer kleinen Kneipe ein Bier getrunken und dann unseren Moppel gesehen. Er fängt uns vor der Kirche ab und wir quatschen eine Weile. Auch er ist auf dem Weg nach Norden, wird aber langsamer vorwärts machen als wir.

3km außerhalb von San Ignácio kommen wir mal wieder an einer Militärkontrolle vorbei. Normalerweise wollen sie nichts von Touristen, fragen höchstens woher und wohin. Aber aus Neugier wollen sie dann doch noch kurz in unseren Container reinschauen, ist zwar etwas lästig, aber auch kein Problem, und meistens nach 2-3 geöffneten Schubladen erledigt. Wir sind immer entspannt, da wir nichts zu verbergen haben und die Jungs meistens begeistert sind von unserem fahrenden Haus, und ja auch nicht viel Abwechslung haben.

Unser Ziel wäre heute eigentlich 10km außerhalb von San Ignácio mitten in der Kaktuswüste, wo wir auch vor 4 Wochen schon einmal standen. Da es aber erst kurz vor mittags drei Uhr ist, kann ich/P Marion dazu überreden, dass wir nochmal 138km in den nächsten 2,5h weiter gen Norden fahren und nicht den halben Mittag in der Hitze in der Wüste stehen. Gesagt getan, von Mike nochmal verabschiedet und wieder raus aus San Ignácio vorbei am Walgerippe am Ortseingang.

Der Rest der Strecke ist sehr karg und eine große Wüstenei. Unterwegs kaufen wir noch einen 10kg Sack frisch gepflückte Orangen (100Peso=4,70€) und kommen nach etwas mehr als zwei Stunden ca. 10km südlich von Guerrero Negro an der Abfahrt zu der Walstreichelbucht an. Hier fahren wir von der Mex#1 runter und gleich ins Gelände hinter die am Highway gelegenen Dünen. Hier ist man vor den Geräuschen der Straße geschützt und es gibt unendlich viel Platz, aber leider auch viel Müll. Der Platz wird in der Saison über den Winter von sehr vielen Reisenden genutzt, aber anscheinend leider auch von den Einheimischen als Müllplatz verschandelt. Wir finden nach kurzem herumfahren ein schönes Plätzchen mit vielen Blüten einer Hauswurzart, wie wir vermuten. Nach ein paar Metern Bewegung in der Umgebung machen wir Feierabend und trinken ein kühles Radler.

Der Wind pfeift trotz Dünenschutz noch recht kräftig, aber die Außendusche ist im Lee, so dass der Schweiß des heißen Fahrtages ohne Sandstrahlen durchgeführt werden kann.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen hinter den Dünen an der Mex #1 südlich Guerrero Negro, 27.915375, -113.927917, guter Telcel-Empfang, unendlich viel Platz, ruhig und windig, empfehlenswert

 

 

 

Sonntag 08.05.2022

 

Wir haben gestern schon vorab zum Muttertag zu Hause angerufen, da wir nicht wissen konnten, dass wir heute Internet-Empfang haben. Daher gibt es heute nur noch WhatsApp-Glückwünsche. Heute ist ein reiner Fahrtag. Wir wollen 260km nach Norden bis zum Kakteenwunderland durchfahren.

Da wir festgestellt haben, dass wir unser Internetkontigent unbemerkt verbraucht haben, können wir nicht online und über Kreditkarte nachladen, sondern müssen kurz nach Guerrero Negro rein fahren und in einem OXXO oder SIX eine Aufladung vornehmen. Das sind kleine Tante-Emma-Läden, welche es aber alle paar hundert Meter gibt. Man gibt seine Handynummer an, bezahlt den gewünschten Betrag und der Kassierer bucht direkt bei TelCel ein. Wir sind sehr spät losgekommen und da es bis zum heutigen Ziel keine Möglichkeit mehr gibt einen Taco oder ähnliches unterwegs zu kaufen, gehen wir gleich auf der anderen Straßenseite in eine gut besuchte Birriería. Dort nehmen wir jeder eine leckere Schüssel Rindfleischsuppe mit Beilagen und Maistacos. Davon ist man hinterher gut satt. Allerdings erschrecken wir uns etwas über die hohen Touripreise. 320Pesos=15Euro, das ist fast europäischer oder amerikanischer Preis. Pech... merken wir uns aber für die Zukunft...

Gleich hinter Guerrero Negro verlassen wir offiziell die Baja California Sur, die Baja California (Norte) empfängt uns mit einer herrlich blühenden Kaktee und als wir den Militärposten nach 5km hinter uns gebracht haben, können wir Gas geben.

Solange wir noch etwas in Küstennähe sind sehen wir auf jedem zweiten Telefonmasten ein Nest der Ospreys (Fischbussard).

Unterwegs gibt es leider nur karge Wüstenlandschaft und nichts weswegen man anhalten müsste.

Als wir wieder am Kakteen-Felsenmeer ankommen nehmen wir dieses Mal einen anderen Platz als bei der Fahrt nach Süden und zwar dort, wo wir beim letzten Mal andere Overlander gesehen und kurz besucht hatten. Außer uns ist weit und breit niemand zu sehen.

Nach dem Einparken machen wir noch einen längeren Spaziergang in einem großen Bogen um die Felswand hinter uns. Wir kommen an wirklich beeindruckenden mächtigen Kandelaberkakteen, tollen ausgewaschenen Felsen und großen Organpipe-Kakteen vorbei. Zurück setzen wir uns trotz des Windes mit den Campingstühlen raus und können mehrere Kolibris beim Besuch der rot blühenden benachbarten Ocotillo-Blüten beobachten. Einmal habe ich es geschafft ein schnelles Bild eines stillsitzenden Kolibiris zu schießen, aber sonst hat man bei den flinken Kerlchen keine Chance. Man hört sie kurz zwitschern, dann ein Brummen wie von einer Riesenhummel und dann schwirren sie um die Blüten. Aber kaum hat man sich an dem Blick erfreut sind sie schon mit einem Affenzahn weggeflogen.

Die Fahrt war sehr anstrengend, da im Gegensatz zu unserer Anfahrt nach Süden, heute am Sonntag sehr viele LKWs unterwegs gewesen sind und ein Großteil der Strecke sehr eng gebaut ist. Da darf man kein Fehler machen oder zu stark ausweichen, um seinen Außenspiegel zu retten, sonst rutscht man über die Asphaltkante und fällt in den steilen Straßengraben oder reißt sich die Reifeninnenseite auf. Da gilt es hochkonzentriert auf den Abstand zum Entgegenkommenden und den Straßenrand zu achten. Daher geht es heute wieder früher ins Bett.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Kakteen-Felsenmeer im Valle de los Cirios, 29.809796, -114.796852, kein Telcel-Empfang, viele tolle Plätze, windig, sehr empfehlenswert

 

 

 

Montag 09.05.2022

 

Wir kommen nach Norden und die Nächte werden frischer. In der Nacht hatten wir nur das Toilettendachfenster offen und das Dach war morgens nass vom Tau. Wo der hier in der trockenen Wüste herkommt ist uns ein Rätsel aber erklärt, warum die Kakteen doch zu toller Größe heranwachsen. Wir überlegen noch kurz, ob wir einen Tag stehen bleiben sollen, aber der Wind legt schon wieder zu, es gibt kein Internet und die Flora haben wir gestern schon beim Spaziergang bewundert. Uns zieht es nach Norden und daher wird das nächste 220km lange Streckenstück in Angriff genommen.

Auch heute wieder weitestgehend ein reiner Fahrtag durch Wüstenland. Es gibt immer mal wieder lokale Unterschiede in der Vielfalt und der Bewuchsdichte der Kakteen, je nachdem wie das Klima in dem betreffenden Abschnitt ist.

Zwischendurch auch mal wieder eine Militärkontrolle, aber nach einer kurzen Stippvisite im Innenraum dürfen wir weiterfahren.

In El Rosario machen wir noch bei einem kleinen Supermarkt halt und kaufen noch etwas Gemüse und Bier. Peter hat einen kleinen Hunger und gönnt sich an einer Birriería zwei Tacos mit Birria-Füllung (weiches, klein gehacktes Rindfleisch aus der Gulaschsuppe).

Hier geht es wieder an der Pazifikküste entlang und wir sehen dass der heute sehr stramme Wind das Meer mit Schaumkronen bedeckt. Auf den nächsten 40km kommen wir durch Agrarlandschaft, wo mit Tröpfchenbewässerung dem Sandboden Gemüse entlockt wird. Sehr surreal, wenn direkt neben den grünen Feldern die Kakteen wegen Wassermangel vertrocknen. Entlang der Mex#1 ziehen sich die Dörfer über die ganzen 40km ohne Unterbrechung. Der Wind wirbelt sehr viel Staub auf und bedeckt die ganze Landschaft incl. den Menschen. Hier will man nicht freiwillig wohnen und arbeiten.

In Camalú biegen wir von der Hauptstraße ab und kommen nach 6km Gravelroad vorne an die Klippen über dem Pazifikstrand.

Auch hier bläst es wie Hechtsuppe und wir überlegen eine Weile wie herum wir einparken sollen. Wir stehen längs dem Wind und so zieht es nicht ins Haus zu den Fenstern rein, aber der Container wackelt regelmäßig ob den anbrandenden Windböen. Bin mal gespannt, ob ich seekrank werde heute Nacht.

Marion ist von den langen Fahrten die letzten Tage erschöpft und legt sich gleich mal für ein Mittagsschläfchen ins Bett.

Irgendwann sind wir unterwegs auch wieder in eine neue Zeitzone gefahren und zwar jetzt wieder Pacific Time und nicht mehr Mountain Time. Bedeutet eine Stunde zurückstellen und gegenüber Germany sind es jetzt wieder 9h Unterschied.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen auf der Klippe am Pazifik bei Camalú, 30.822803, -116.103884, schwacher Telcel-Empfang, sehr windig, viel Platz, schöner Meerblick, 6km Anfahrt von Mex#1 über Holperstrecke, als Zwischenstopp empfehlenswert

 

 

 

Dienstag 10.05.2022

 

Während ich/Peter schon den Moppel abfahrbereit mache, macht Marion noch einen kleinen Spaziergang an der Klippe entlang, um ihre Muskeln auf die lange Fahrt heute vorzubereiten.

Heute geht es nämlich ca. 100km ins Landesinnere zum Eingang des Nationalparks Sierra de San Pedro Mártir.

An bestimmten Aussichtspunkten kann man mit etwas Glück ausgewilderte, vom Aussterben bedrohte, kalifornische Kondore beobachten bzw. einen 4km Trail machen zu einem Mirador (Aussichtsplattform) mit Blick hinunter zur Sea of Cortez (also dem Meer zwischen Baja California und dem Festland) bzw. rüber zum Cerro Picacho del Diablo dem höchsten Berg auf der Baja.

Die Anfahrt ist geteert und in den Vortälern wird Landwirtschaft betrieben, da aber in regelmäßigen Abständen betonierte Mulden in der Straße angelegt sind, damit bei Starkregen das Wasser von links nach rechts abfließen kann, muss man immer langsam fahren, sonst schanzt man dort raus wie beim Skifahren, wenn man in eine Mulde kommt. Nachdem Marion zweimal den Kopf am Dach angeschlagen hat, bekommt der Fahrer unmissverständliche Anweisungen. Das verdoppelt fast die Fahrzeit. Auf den letzten 40km geht es nur noch steil bergauf. Die meiste Zeit nur im zweiten Gang und der Moppel wird ganz schön heiß bei der Plackerei. Aber je höher wir kommen desto schöner wird die Flora und das Panorama. Diese Bergkletterei kostet wieder reichlich Diesel.

Erster Stopp ist ein Aussichtspunkt von wo aus man die Kondore beobachten kann. Im iOverlander haben andere Reisende geschrieben, dass man zwischen 11 und 14 Uhr gute Chancen hätte. Wir waren um 13 Uhr da und haben einen halbe Stunde Ausschau gehalten, aber leider kein einziger Vogel bis in die Ferne sichtbar. Pech.

 

Wir fahren weiter, da wir im Nationalpark übernachten wollen, um Morgen die 8km Wanderung zu machen.

Das Gate ist besetzt und es kostet pro Tag pro Person 54 Pesos. Wir bezahlen die 216 Pesos=10€ für zwei Tage und dürfen damit auch in den Campingareas des NP übernachten. Dort gibt es nur Plumpsklos und viel Holz fürs Lagerfeuer. Man bezahlt ja für den Tageseintritt und nicht für den Campingplatz, daher kann man auch nicht mehr verlangen.

Wir suchen uns bei der zweiten Area ein ebenes Stück aus. Da außer uns niemand hier ist, können wir aus zig Plätzen aussuchen.

Ich/Peter ziehe die Arbeitsklamotten an und verschwinde mit der Fettpresse unter den LKW. So schnell sind 3500km vorbei. Nebenbei noch mit kritischem Blick die komplette Unterseite begutachtet und noch das Öl kontrolliert und nachgefüllt. Schon ist die Arbeit getan und die Außendusche wartet.

Der Campingplatz steht auf 2660m Höhe und dementsprechend ist es trotz Sonne etwas frisch. Irgendwie spinnt der Durchlauferhitzer, wurde die letzten Wochen nicht gebraucht und so wurde es eine ziemlich kalte Außendusche. Refreshing....

Während ich noch mit Körperpflege beschäftigt bin macht Marion einen ersten Rundgang in der Umgebung. Nach über zwei Monaten Baja mit viel Strand und Wüste ist so ein Kiefernwald mal wieder ganz was anderes. Herrlich, große wunderschöne Ponderosa-Kiefern, und der Duft hier im Wald.... Ein Spatz ist total vernarrt in sein eigenes Antlitz und flirtet über eine Stunde mit seinem Spiegelbild.

Da wir in relativ kurzer Zeit von Meereshöhe auf die knapp 2700m hochgefahren sind, haben wir beide etwas Kopfweh und gehen früh in die Federn.

 

Übernachtungsplatz:

Übernachten in der Campingarea des Nationalparks Sierra de San Pedro Mártir, 31.003080, -115.555456, kein Telcel-Empfang, im Eintrittspreis des Nationalparks enthalten, empfehlenswert,

 

 

 

Mittwoch 11.05.2022

 

Der Morgen ist frisch, aber die Luft hier oben in 2660m Höhe mitten im Wald kein Vergleich zu der Salzwasser geschwängerten Luft an der Küste bzw. der staubtrockenen Luft im Landesinneren. Eine Wohltat tief durch zu atmen.

Wir sind früh wach und kommen zügig los zu unserer heutigen Wanderung. Es sind nur 11 km weiter rein zum Startpunkt der Wanderung, aber vorher fahren wir noch die 7km weiter und steile Serpentinen hoch bis wir das Tor zum Observatorium erreichen. Leider haben wir Pech und ausgerechnet am Mittwoch gibt es keinen Besuchereinlass. So ein Pech aber auch.

Also wieder die Serpentinen zurück und zum Parkplatz des Mirador el Altar Trails, den wir heute in Angriff nehmen. Der Weg hinauf zu diesem Aussichtspunkt sind 4km wobei die erste Hälfte in steilen Serpentinen hoch geht und die zweite Hälfte flach sein soll. Um es vorweg zu nehmen es sind 300 Höhenmeter (bis auf 2770m) zu bewältigen und der Trail ist erst nach 85% der Strecke nicht mehr steil und nur auf den letzten paar hundert Metern flach.

Die letzten zwei Monate Badeurlaub hat unsere Kondition schwinden lassen und vor allem für Marions Kreuz war die Anstrengung grenzwertig. Sie hat die Zähne zusammengebissen und sich bis hoch zur Aussichtsplattform gekämpft. Hier oben geht es unter der Plattform steil nach unten und man kann bis zum oberen Ende der Sea of Cortez schauen. Dort auf der anderen Seite haben wir die letzten Wochen unseres vergangenen Mexiko-Aufenthalts auf einer Klippe verbracht.

Nach einer längeren Pause machen wir uns auf die restlichen 300m bis zum Mirador Picacho rüber, von wo aus man zum Picco del Diablo dem höchsten Gipfel auf der Baja schauen kann.

Nach 200m geht es steil in den Felsen nach oben, der Weg ist auch sehr schmal und Marion weigert sich durch die Felsen zu klettern. So gehe ich mit der Kamera alleine weiter, allerdings finde ich das Ziel nicht, da die Wege zahlreich und nicht mehr eindeutig sind. Auch hier gibt es eine steile Abbruchkante und ich kann auf einen großen Felsen klettern und habe damit auch die gewünschte Sicht auf die gegenüberliegenden Gipfel. Bilder gemacht und umgekehrt.

Jetzt geht es die 4km wieder zurück, was bei der Steilheit auch nicht viel besser ist und ebenso auf die Knie und das Kreuz gehen.

Nach vier Stunden Wanderung mit vielen Pausen erreichen wir unseren Moppel wieder und da wir durchgeschwitzt sind, gibt es gleich eine erfrischende Außendusche. Bis auf ein älteres amerikanisches Paar sind wir die einzigen welche heute im Nationalpark und auf dem Trail unterwegs gewesen sind. Aber als wir unten ankommen sind diese schon weg und so brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, bei der Dusche gestört zu werden.

Auf dem Rückweg raus aus dem NP kommen wir wieder an der zentralen Hochebene vorbei und da steht ganz entspannt in 20m Entfernung von der Straße ein Kojote und schaut neugierig zu unser herüber. Er wartet ab bis wir weiterfahren, damit er endlich die Straße überqueren kann. Wir können ihn in Ruhe betrachten und photographieren. Der hat die Ruhe weg und hat keine Angst.

Nach 22km und über 1000 Höhenmeter Abstieg kommen wir außerhalb des NP wieder an den Kondorbeobachtungsplatz, wo wir genügend Raum zum Einparken und Übernachten haben.

Wir sind platt und auch hungrig, so dass Marion mit unserem letzten eingefrorenen Hackfleisch, muss wegen USA-Grenzübertritt auf jeden Fall gegessen werden, eine leckere Hackfleisch-Tomatensoße mit Oliven und Nudeln brutzelt.

Bis der Sonnenuntergang in Richtung Pazifikküste erloschen ist, schauen wir immer wieder raus, ob nicht doch noch einer der großen Geier vorbeigeflogen kommt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 11km vor Nationalpark San Pedro Martir, 30.964060, -115.620160, wechselhafter Telcelempfang, Kondorbeobachtungsplatz, direkt an der Strasse aber wenig Verkehr, daher ruhig, empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 12.05.2022

 

Peter wacht mit Muskelkater in den Beinen auf, während Marion damit kein Problem hat, aber ihr Kreuz verbreitet genügend Schmerzen. Da sind wir gestern über unsere Kondition rausgegangen. Nach dem Frühstück räumen wir langsam auf und wollen uns für die Abfahrt bereit machen.

Als ich/Peter so gegen 9 Uhr gerade aus dem Fenster schaue, sehe ich einen Kondor direkt vor dem Fenster vorbei segeln. Die Sonne heizt im Tal die Luft schon auf und so kann der riesige Vogel im aufsteigenden Wind bequem segeln. Wir schnappen die Kamera und rennen raus. Der Kondor ist neugierig und zieht über 5 min über unseren Köpfen zum Teil in nur ein paar Metern Abstand seine Kreise. Die Tiere haben einen Spannweite von 3 m und können bis zu 9kg schwer sein. Es sind kalifornische Kondore, welche vom Aussterben stark betroffen sind und die hier fliegenden Exemplare sind nachgezogene Auswilderungen. Wir hören das Rauschen seiner Flügel wenn der riesige Geier über uns hinwegfegt. Wir sind total aufgeregt, da es sehr selten ist, dass man sie überhaupt sieht und dann noch so nahe. Ein wieder einmal wunderbares Erlebnis.

Irgendwann verliert der Vogel das Interesse, segelt mehrere Kilometer weiter. Wir verfolgen seinen Flug noch etwas, bis er irgendwann sehr weit entfernt aus unserem Blickfeld entschwindet.

 

Hier noch ein kleiner Video wie er um uns herumsegelt:

 

 

Wir entscheiden, den Tag über doch stehen zu bleiben, in der Hoffnung nochmal eine Begegnung / Sichtung zu haben. Den ganzen Tag schauen wir gebannt in die Weite, aber bis auf zwei Raben keine Sichtung mehr.

Welch ein Zufall, dass wir den Kondor heute morgen beim Blick aus dem Fenster gesehen haben. 5 min später oder früher und wir hätten ihn verpasst. What lucky people we are....

Am sehr späten Nachmittag geht Marion nach dem Brotbacken,

nochmal hoch zum Aussichtspunkt und schon nach 2 min ruft sie mir, da in einer aufsteigenden Thermik mehrere Kondore kreisen. Leider sind sie sehr weit oben und daher schlecht abzulichten. Zum Teil steigen sie so hoch auf, dass man trotz Genickstarre die Vögel nicht mehr sehen kann.

Nach ein paar Minuten ist die Show schon wieder vorbei. Wir beobachten die nächste Stunde noch, bis es dunkel wird und den einen oder anderen sehen wir in der größeren Entfernung aber leider nicht mehr so nahe wie heute morgen. Der einzige größere Vogel, welcher bei uns in der Nähe vorbeifliegt, sieht eher einem Bussard ähnlich.

Als Abschluss haben wir noch einen tollen Sonnenuntergang.

Wir werden morgen früh auf jeden Fall noch stehen bleiben und hoffen, dass wieder in dem morgendlichen Auf/Prallwind aus dem Tal ein Kondor wieder neugierig vorbei segelt.

Damit haben wir von den zu erwartenden Tieren auf der Baja auch noch die Kondore auf der Liste abgehakt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen 11km vor Nationalpark San Pedro Mártir, 30.964060, -115.620160, wechselhafter Telcelempfang, Kondorbeobachtungsplatz, direkt an der Straße aber wenig Verkehr, daher ruhig, empfehlenswert

 

 

 

Freitag 13.05.2022

 

Wir sind früh wach, da wir den Kondor nicht verpassen wollen. Abwechselnd sind wir bis ca. 10 Uhr auf Beobachtungsposten, aber leider keine Sichtung. Irgendwann brechen wir auf, da wir heute noch an die 160km bis kurz vor Ensenada kommen wollen.

Zuerst müssen wir aber die 80km zurück zur MEX#1 fahren, also die sehr bergige und anstrengende Straße, welche wir schon hier hoch gekommen sind.

Zurück auf der Mex#1 geht es dann zügiger und bevor wir auf unserem Stellplatz oberhalb der Ortschaft San Tomás, 40km südlich von Ensenada, ankommen, fahren wir an einer uns schon bekannten Birriería vorbei, wo Peter es sich nicht nehmen lässt vermutlich die letzten Birria-Tacos vor USA Grenzübertritt zu genießen. Die drei kleinen Tacos sind gleich verspeist und schon geht es weiter.

Die letzten 30km vor Ensenada beginnen wieder die Weinanbaugebiete, die sich bis hoch zur Grenze ziehen.

Unser Platz ist wie immer frei und bevor wir einparken fahren wir noch 400m weiter hinter den nächsten Hügel, denn dort ist die Müllkippe der Umgebung und wir können einiges an angesammelten Resten loswerden. Der Hügel verhindert, dass man was von der Müllkippe am Stellplatz mitbekommt oder riecht. Wir wissen es nur, weil wir vor zwei Jahren mehrere Kilometer ins Hinterland gefahren sind und daher die Entdeckung gemacht haben.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen oberhalb San Tomás, GPS: 31.549308, -116.412646, schwacher Telcel-Empfang, nachts sehr ruhig und ungestört, 40km vor Ensenada, empfehlenswert

 

 

 

Samstag 14.05.2022

 

In Ensenada haben wir heute ein größeres Programm. Wir wollen einen Schweißer finden, der unseren undichten Edelstahlwassertank reparieren kann. Dann wollen wir unseren Moppel vom dicken Bajastaub befreien, damit er an der Grenze nicht wieder weggeschickt wird. Außerdem müssen wir wieder Wasser und Diesel tanken.

Als erstes kommen wir bei der Einfahrt nach Ensenada an der Water Plantation vorbei, wo wir schon vor über 2 Monaten günstig Wasser gebunkert haben. Die Betreiber haben mehrere lange Schläuche, so dass wir problemlos und schnell die ca. 360L aufgefüllt haben.

Von Raúl haben wir eine Adresse eines Schweißers bekommen, allerdings hat dieser die nächsten Tage keine Zeit, wie wir aus WhatsApp-Chats von ihm erfahren haben. Er nennt uns einen Ersatzadresse, welche wir direkt anfahren. Als wir die Werkstatt betreten, zeigen wir die 3 aufgebohrten Löcher der ehemaligen Schweißpunkte. Der Meister meint, er kann es richten, will aber 50 US$ dafür. Wir bedanken uns für die Info und verlassen schleunigst die Werkstatt nachdem wir erklärt haben, dass wir keinen neuen Tank haben wollen, sondern nur 3 Löcher gestopft haben wollen. Normalerweise verwechselt man uns nicht mit Amerikanern, welche man leichter abzocken kann.

Auch die Adresse eines Carwash für unseren Moppel entpuppt sich als Flop.

Wir fahren daraufhin zu der Werkstatt, wo wir schon den Ölwechsel und den Austausch der Dichtung an der Hinterachse erledigen lassen haben. Die können es selber nicht machen, haben uns aber eine Adresse 3 Blocks weiter genannt.

Leider können diese dort es auch nicht schweißen, kennen aber einen Auspuffspezialisten in der Nähe, der es sicher kann. Dafür haben sie aber eine Rampe und einen Heißdampfstrahler, mit welchen sie Motorreinigungen machen. Kurze Kalkulation … für 500Pesos=23,50€ ist der Chef bereit, unser Fahrzeug im sichtbaren Bereich bis zu Dachkante durch seinen Mann reinigen zu lassen. Nicht gerade billig. Auffahrt auf die Rampe und Motorreinigung von unten würde weitere 500 Pesos kosten, was ich dankend ablehne. 10Min später legt der Kollege los und nach 20-25min ist der meiste Dreck weg. Er hat auch gut in den Zwischen- bzw. Hauptrahmen reingehalten bzw. an der Vorderachse und den Federn den meisten Dreck beseitigt. Bevor er aber noch mehr macht,hat ihn der Chef eingebremst.

Für uns reicht es gut. Jetzt haben wir keine Bedenken zur amerikanischen Grenze zu fahren.

Es ist schon kurz nach 12 als wir beim Auspuffspezialisten ankommen. Er sieht sich das Problem an und einer seiner Jungs darf mit dem Lichtbogen loslegen.

Während wir warten fährt ein amerikansicher Mexikaner in den Hof und vor in die offene Werkstatt. Er übersieht, dass die ganze Breite der Werkstatt eine große Grube ist und bevor er es richtig merkt hängt er mit dem rechten vorderen Reifen in der Grube und das Auto hat auf den Holmen an der Grubenkante aufgesetzt.

Der Chef trommelt seine Jungs zusammen und mit großem Wagenheber und langer Metallstange bekommen sie das Auto soweit wieder angehoben, dass eine verschiebbare Reifenrampe darunter geschoben werden kann und man wieder rückwärts hinausfahren kann. Hat eine gute halbe Stunde gedauert bis der Unfall behoben war, alle anderen Kunden mussten natürlich warten und dies alles nur weil der Hirni eine Frage stellen wollte. Er hat aber gut Trinkgeld für die Mühe dagelassen.

Unser Schweißer ist irgendwann fertig und versucht noch mit einem großen Dremel die im Kessel liegenden Schweißkrusten zu entfernen. Das gelingt ihm nur bedingt, deswegen muss ich da wohl selbst noch mit Reparaturepoxid glätten, damit die Gummiblase im Kessel nicht an einer Kante durchgescheuert wird.

Die Reparatur hat uns 250 Pesos also ca.11,75€ gekostet und ist damit weit von den vorher beschriebenen Touripreisen von 50 US$ entfernt.

Jetzt nur noch zu einer Tanke und mit günstigem Diesel die Tanks gefüllt. Hier kostet der Diesel noch ca. 1 Euro während er in Kalifornien bei ca. 1,80€ wie in Deutschland liegt. Bei 430L macht sich das sehr bemerkbar.

In der Stadt ist eine Affenhitze und wir sind froh als wir die Mex#1 in Richtung Tecate rausfahren und uns auf den Weg Richtung Rancho Bellota machen, wo unser Moppel die letzten zwei Jahre gestanden hat. Wir werden aber nicht die 17km grauslige Strecke bis ganz nach hinten auf Raúls Ranch fahren, sondern nur 1,5km von der Mex#1 entfernt auf einer trockenen Wiese einparken. Hier waren wir schon kurz nach unserer Ankunft als wir die Ranch zur Weiterfahrt nach Süden verlassen haben. Dieses Mal parken wir ein paar Hundert Meter weiter neben einem Baum ein.

Wir sitzen bis spätabends draußen, bis die Luft etwas kühler wird. Als wir so in der Abendhitze leicht bekleidet sitzen, kommen aus dem bergigen Hinterland immer mehr Cowboys angeritten, grüßen und reiten weiter. Einen fragen wir, ob sie ein bestimmtes Ziel hätten, er meint sie würden vom Arbeiten von der Ranch im Hinterland auf die nahe gelegene Rinderfarm zurückkommen und Feierabend machen.

Als es Nacht ist nehmen wir noch eine erfrischende Außendusche bevor wir uns ins Innere zurückziehen. Wir wollen morgen früh los, um die restlichen 60km bis nach Tecate zur Grenze hinter uns zu bringen und dann noch die Grenzabwicklung zu erledigen. h

Eigentlich wollten wir nicht so zügig über die Grenze, aber bei unserem letzten Chat mit Jim, bei dem wir die Lithium-Batteriezellen für unsere Containerbatterie-Erweiterung von 400 auf 800AH kaufen wollen, hat er uns erklärt, dass er am Dienstag für mehrere Wochen nach Hawaii verreist. Daher mussten wir Gas geben und unseren Zeitplan etwas straffen. - Immer dieser Zeitdruck! Sind wir bei unserem 'Lotterleben' nicht mehr gewohnt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen auf der Wiese auf dem Weg zur Rancho Bellota bei Raúl, GPS: 32.198098, -116.470086, guter Telcel-Empfang, nachts sehr ruhig und ungestört, empfehlenswert

 

 

 

Sonntag 15.05.2022

 

Grenzübertritt in die USA.

Aber zuerst müssen wir noch aus Mexiko ausreisen. Wenn man mit seinem Fahrzeug nach Mexiko aufs Mainland einreist bekommt man normalerweise einen TIP (temporary import permit) für 10 Jahre, außer man hat ein Moped hinten drauf, welches eben nur 6 Monate bekommt. Das Blöde ist, dass damit auch das große Fahrzeug nur 6 Monate bekommt. Wir sind innerhalb der 6 Monate nach Hause geflogen und erst 22 Monate später wieder zurückgekommen. Somit haben wir den längst abgelaufenen TIP um fast 2 Jahre überzogen. Allerdings stand es auf der Ranch von Raúl auf der Baja California. Für die Baja und den Nachbarstaat Sonora, und weitere Staaten im Süden von Mexiko Mainland, benötigt man keinen TIP. Somit sind wir die knapp 2 Jahre im TIP-freien Gebiet gestanden. Mal sehen, ob der mexikanische Grenzer das auch so sieht oder wir eine Strafe zahlen müssen.

 

Die 60km bis nach Tecate sind gut ausgebaut, aber sehr bergig und daher muss der Moppel wieder ordentlich arbeiten, vor allem wird er sehr heiß, da die Sonne draußen schon wieder mächtig sticht.

Wir fahren zur mexikanischen Grenzstation, parken in einer Seitenstraße ein und marschieren zum Schlagbaum. Hier erklären wir, dass wir den TIP zurückgeben und offiziell ausreisen wollen. Wir dürfen in die Station rein und direkt zum Banjercito-Schalter (ist die staatseigene Bankbehörde, welche die ganzen Zoll-Geschichten finanziell abwickelt bzw. ist auch gleichzeitig der Zoll). Der Kollege schaut sich die Unterlagen an und meint, er muss wegen den Fahrgestellnummern mit raus zu den Fahrzeugen und Fotos machen.

Ich parke den LKW also direkt neben dem Grenzposten ein und der Zollmensch wuselt mit seiner kleinen Digi-Cam rund ums Fahrzeug. Ich zeige ihm die einzige eingeschlagene Nummer im Rahmen des LKWs unter der Fahrerkabine. Er sucht trotzdem an anderen Stellen, auch oben in der Fahrerkabine, da er von normalen Autos weiß, dass dort der Aufkleber mit der Nummer ist. Ich erkläre ihm, dass das bei unserem Fahrzeug nicht so ist, da die Fahrerkabine austauschbar ist und es somit keinen Sinn macht. Irgendwann mit vielen Beweisfotos, dass er es kontrolliert hat, klettert er mit der Leiter hoch zum Moped. Hier ist es nicht ganz so einfach und er bastelt eine Weile mit der Kamera bis es passt. Also wieder zurück zum Schalter und ran an den Computer. Er trägt die Fahrzeuge aus dem Zollsystem aus, und da wir für den TIP wegen zu hohem Alter keine Kaution hinterlegen mussten, gibt es auch nichts zurück, bis auf den Ausdruck, dass wir gelöscht wurden und es nichts kostet bzw. wir nichts zurückbekommen. Wir verabschieden uns freundlich und sind happy, dass wir ohne Probleme diese Hürde gemeistert haben. Marion hat ihm unsere Story erzählt, solange ich den LKW geholt habe und sonst wollte er wegen den 2 Jahren nichts wissen, schließlich waren wir ja auf der Baja, aber das kann theoretisch ja jeder behaupten.

Zwei Türen weiter ist der Grenzbeamte, der unsere offizielle Ausreise aus Mexiko mit einem fast nicht leserlichen Stempel im Pass bescheinigt. Wichtig ist nur, dass er unser Visa und Pässe ins System eingelesen hat und uns ausgetragen hat.

Super gelaufen, und wir gehen gut gelaunt zum Fahrzeug und machen uns auf den Weg zur amerikanischen Grenze. Laut Navi sind wir dann in zwei Einbahnstraßen geleitet worden, wo jeweils Betonpoller uns daran gehindert haben, uns in die Schlange zur Grenze einzureihen. Wenn wir wüssten was da auf uns zukommt.

Beim dritten Anlauf nehmen wir den großen Bogen durch Tecate und kommen tatsächlich ans Ende der Pollerstrecke, aber die Einreiseschlange reicht weiter als das Auge blicken kann. So fahren wir unglaubliche 4 km aus Tecate raus, müssen sogar noch an einer Ampel abbiegen bis wir das Ende erreicht haben und uns einreihen können. Und alles ohne Klimaanlage in einer Bullenhitze. So geht es knappe 3h im Schritttempo in Richtung Grenze. Wir trinken fast 3L ohne dass einer von uns zum Pinkeln muss. Die Eisverkäufer, Souvenierhändler und viele andere, die ihre Waren an den Mann bzw. Frau bringen wollen, marschieren Stunde um Stunde in der prallen Sonne die Schlange ab. 500m vor Zieleinfahrt gönnen wir uns dann doch noch eine Packung frisch in Öl ausgebackene Churros mit Zucker bestreut. Das haben wir uns verdient.

Gerade als wir am Grenzzaun ankommen, werden die Zäune geschlossen und ein PKW wird wieder zurückgeschickt. Wir kommen schon in Panik und schauen auf die Uhr, ob es schon so spät ist. Aber es ist erst gegen 15:30 Uhr. Eine Minute später werden beide Tore wieder geöffnet und wir als Großgerät dürfen auf der linken Spur einfahren. Der Grenzbeamte in seinem Häuschen schaut sich die Pässe an (wir haben inzwischen 4 Stück, 2 abgelaufene aber mit dem 10 Jahres B2-Visum und die beiden Neuen) und scannt die Daten ein. Jetzt versucht er noch unser Kennzeichen einzugeben und scheitert, da das System nur mexikanische und amerikanische Nummer annimmt. Er telefoniert und wird erlöst. Wir sollen weiter zu der winkenden Dame fahren. Bei ihr parken wir unter Dach ein und überreichen die Pässe. Wir sollen mitkommen, während ein weiterer Beamter unseren Container kontrollieren will. Ich erkläre, dass ich vorher aufschließen muss. Also Leiter raus und rein in den Container. Da lasse ich niemand alleine drin rumwurschteln. Er klettert die Leiter hoch und kommt gerade so in die Türe rein. War nicht gerade der sportliche Typ. Er schaut sich um, schaut kurz in den Kühlschrank und ins leere Gefrierfach und ist zufrieden, dass wir kein Fleisch und keine Früchte dabei haben. Das war es! Keine Schublade, kein Schrank, kein Staukasten... nichts wird sonst noch kontrolliert. Wir klettern wieder raus, ich schließe ab und wir kehren mit erhobenem Daumen zu den anderen zurück. Jetzt wird noch eine Photo von uns gemacht, die aktuellen Fingerabdrücke eingescannt und für das erhaltene 6-Monatsvisum müssen wir je 6US$ bezahlen. Als ich den Beamten frage, ob er Cash oder Visa möchte, meint er trocken aus der Hüfte: Blood or Beer... war gedanklich nicht schnell genug, so ist der Witz leider verpufft. Er meinte noch, dass Sonntag wohl der schlimmste Tag der Woche ist und immer ein langer Grenzstau. Nach 30min Dauer in schön klimatisierten Räumen sind wir fertig. Die Beamten bedankten sich bei uns, für was wissen wir nicht so genau, und wünschen uns eine gute Fahrt. Alles wieder super gelaufen. Wir sind jedes Mal froh, dass wir das B2-Visum in Deutschland beantragt haben, da wir bei jedem Grenzübertritt in die USA entspannte Beamte antreffen, sobald wir das Visum vorzeigen. Alle sind immer sehr freundlich und zuvorkommend.

Der Nachmittag ist schon fast vorbei, als wir die restlichen 60km hoch nach El Cajon im Osten von San Diego fahren. Jetzt muss der Fahrer wieder aufpassen, da alles in Meilen ausgewiesen ist und man auf dem Tacho die Zahlen im inneren Ring beachten muss. Dauert in der Regel einen Tag und man hat sich umgestellt.

Als erstes fahren wir an einen Walmart um eine Straighttalk-SIM-Karte fürs Handy zu kaufen, damit wir Jim anrufen können. Wir kaufen gleich für 58 $ den unlimited Monatsplan incl. 15GB Hotspot. Das Aktivieren ist dann doch nicht so einfach und wir sind froh, dass wir einigermaßen englisch beherrschen und die geduldige Dame am Telefon, nachdem der Automat aufgegeben hat, die Aktivierung incl. Account einrichten für uns durchführt. Nach 15min ist es dann erledigt und nach und nach kommen die SMS-Meldungen rein, welche Dienste nun aktiviert sind. Wir rufen gleich Jim an und verabreden, uns in 30min bei ihm zu treffen. Wir kommen so gegen 18 Uhr bei ihm an und er zeigt uns gleich die 400Ah-Li-Zellen, welche er verkauft. Diese stammen aus einem Regierungsprojekt, das nach 200 Zyklen eingestellt wurde. Die Zellen machen mindestens 2000 Zyklen und wenn man Glück hat, laut den Herstellerangaben sogar bis zu 5000 Zyklen. Da ist also noch Luft nach oben. Natürlich muss man sich auf das Wort des Verkäufers verlassen, da man es nicht nachprüfen kann. Er gibt die Zellen, die er als abgeschriebene Masse aufgekauft hat, palettenweise weiter und an Privatleute wie uns in kleinen Mengen. Er will für die 4 Zellen 575 $ was ein super Preis ist, da man für Neue mindestens 2000 € dafür hinblättern müsste. Was leider fehlt, sind die Konnektoren zwischen den Zellen, die Schrauben, die Balancer und das BMS (Batteriemanagementsystem, das man unbedingt bei LiFePO4-Batterien benötigt. Dieses wacht darüber, dass die Spannung nie unter 10,8V bzw. über 14,4V fällt oder steigt, da sonst außerhalb dieser Grenzen die Batterie unwiederbringlich tot ist. Das ist schade, so kann ich zwar die Zellen vorerst einbauen, aber nicht anschließen.

Inzwischen ist es dunkel geworden, wir haben die Zellen vorerst in unserem Hauseingang verstaut und die Pole mit Ducktape gesichert, nicht dass noch was Metallisches darauf fällt und einen Kurzschluss auslöst.

Jetzt wird es Zeit wieder Gas zu geben, da wir noch zu einem Stellplatz für die Nacht kommen müssen, denn im Gebiet von San Diego ist Street Parking nicht erlaubt und im schlechtesten Fall löhnt man 180$ Strafe.

Wir haben 3 mögliche Plätze im iOverlander gefunden und alle max. 30km entfernt. Zuerst machen wir aber in einer Mall Halt und besuchen einen Panda Express, einen China-Fastfooder, aber von leckerer Qualität, auf den wir uns die letzten 2 Jahre richtig gefreut haben. Die Portionen sind sehr reichhaltig und immer noch so lecker wie vor 2 Jahren, allerdings müssen wir uns nach Mexiko erst wieder an die amerikanischen Preise gewöhnen. Zweimal essen und ein Getränk und schon sind wir 20$ los und das in einer Fastfoodkette... Bei den Burgern ist es auch nicht billiger und lange nicht so lecker.

Die Frau von Jim ist schon hektisch ums Haus gesprungen, bis wir verstanden haben, dass heute eine totale Mondfinsternis ansteht und man schon den ersten Schatten auf dem grell leuchtenden Ballon sehen kann. Das Ganze zieht sich über 4 Stunden hin, so dass wir während der Fahrt noch genug Zeit haben, den Mond zu beobachten. Der erste Übernachtungsstandort ist ein Rastplatz an der Autobahn, also zu laut und komplett vollgeparkt mit Stern- äh-Mondguckern mit riesigen Fernrohren und Monsterkameras.

Also weiter. Beim zweiten geht es von der I8 runter und in Richtung bergiges Hinterland zu einer Recreation area. Nach 4km vom Highway entfernt kommen wir an den ersten Rastplatz, auch wieder voll mit Mondguckern und zudem abschüssig, also nichts zum Einparken.

Somit bleibt noch Stellplatz 3 übrig in 1,5km. Dieser ist riesig und eben und nur eine Handvoll Himmelsenthusiasten. Wir parken ein und nehmen uns jetzt auch mal die Zeit, den mittlerweile komplett verdeckten inzwischen in leicht rötlichem Licht leuchtenden Mond zu betrachten. Ein schöner Blutmond! Und kein störendes Wölkchen am Himmel. Toll.

Zwischendurch, nach diesem sehr schweißtreibenden und anstrengenden Tag gibt es noch eine Außendusche, die wirklich erfrischend ist, da wir inzwischen auf 1400m Höhe stehen und die Temperaturen deutlich niedriger sind. Egal wir haben alles heute problemlos geschafft und sind entsprechend rechtschaffen müde.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen auf Parkplatz am Sunrise Highway, GPS: 32.826993, -116.496542, gutes Verizon-Netz 4G 1-2 Striche, nachts sehr ruhig, großer Platz, nur 4km von Highway#8 entfernt, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 9. und 10. Woche nach Neustart 2022 mit den gewählten Stellplätzen:

Mex_2022_Mai_1

 

 

<<< Teil 61: Mexiko 2022 - BAJ

                                                                                                                                                                             Teil 63: USA 2022 - CA/AZ >>>