Di. 18.02.20
Im Südosten ziehen graue Wolken auf. Da wir heute diesen Traumstrand verlassen wollen, ist es gut, wenn die Sonne während der Fahrt nicht so gnadenlos brennt.
Gegen 11 Uhr haben wir alles zusammengepackt und sicher verstaut. Ein letzter wehmütiger Blick rundherum und dann doch noch ein kurzer Sprung in die Wellen in unserer Privatbucht.
Der Rückweg nach José Maria Morelos ist, auch wenn wir dieses Mal die andere Route wählen, ebenfalls recht ruppig, vorbei an Anbauflächen (wahrscheinlich trocken gelegt – reihenweise knallrote Chilischoten) und teilweise sumpfig mit dschungelartigem Bewuchs. Natürlich sehen wir wieder einige tolle Blüten am Weg und Reiher auf Nahrungssuche im Sumpf. Ich könnte sooo viele Bilder machen, darf aber nicht – sonst kommen wir ja nie an und die anderen sind vor uns und warten.
Die Etappe heute geht weiter Richtung Süden, bis nach Barra de Navidad, wo wir einkaufen und Wasser tanken wollen.
Die letzten knapp 40km bis zum Ort sind zäh. Eine Baustelle an der anderen, es zieht sich. Endlich erreichen wir das Touristendorf und fahren direkt zu einer Wäscherei. Leider kann man hier nicht selbst waschen und die andere Wäscherei, zwei Straßen weiter, ist ausgebucht, so dass die Wäsche erst morgen fertig wäre. Wir haben für unseren Dicken aber direkt vor der Wäscherei im Schatten ein schönes Plätzchen, sogar mit Wasserhahn direkt am Straßenrand. Öffentlich zugängliche Wasserhähne gibt’s hier im ganzen Ort verteilt an jeder Straße. Nach Rückfrage in der Wäscherei handelt es sich um Stadtwasser, relativ sauber also. Kein Trinkwasser, aber dank unserer guten Filteranlage kein Problem. Perfekt. Wir machen unsere Tanks randvoll. Jetzt muss aber dringend was zu Futtern her: Tortas - mit Schweinefleisch und Salat belegte Baguettebrötchen, dazu frische Pommes, und gleich geht’s uns besser. Nach zwei kühlen Colas im Schatten spazieren wir zur Flaniermeile vorne am Strand. Wie üblich das typische Touristenangebot. Und keine passenden Stellplätze für unsere Dicken.
Isabela und Fabian werden heute in der Seitenstraße stehenbleiben. Der Nachbar der Wäschereibesitzer hat Isabela erzählt, dass gleich hinter dem Dorf der kleine Bundesstaat Colima beginnt. Dort gibt es leider kein 'stilles Abkommen' zwischen Drogenkartell und Polizei, das die Touristen vor Übergriffen schützt. Man muss dort wohl alleinstehend am Strand evtl. mit ungebetenem Besuch rechnen. Also, falls wir heute noch in diese Richtung weiterfahren, wäre nur der 57km entfernte Walmart-Parkplatz eine Option.
Nach langem Hin und Her entscheiden Marion und ich, in den sauren Apfel zu beißen, 43km zurück Richtung Norden zu fahren, an einen anderen iOverlander-Platz, am Sandstrand in einer ruhigen Bucht. Da es inzwischen schon später Nachmittag ist, müssen wir uns sputen. Am Ortsausgang kaufen wir im Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten ein, bevor wir Gas geben.
Leider haben wir vergessen, dass genau diese 40km fast durchgehend Baustelle sind. Nur sehr langsam kommen wir unserem Ziel näher. Aber als wir ankommen und eingeparkt haben ... Im sehr ruhigen, fast wellenlosen, lauwarmen Wasser dümpeln wir entspannt in den Sonnenuntergang und vergessen ist der in dieser Hitze doch anstrengende Tag und der Baustellenstress. Wir sind heil froh, hierher gefahren zu sein und stehen, wie so oft, komplett alleine an einer wunderschönen Sandbucht und genießen unsere Freiheit.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Tenacatita, GPS: 19.280504, -104.873539, wunderschöner einsamer und ruhiger Platz, nur von 11-15 Uhr Touristen zum Schnorcheln am Riff, sehr guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert
Mi. 19.02.20
Schon zum Sonnenaufgang treibt es mich raus und rein ins Wasser.
Nach dem Frühstück und einem weiteren Bad in der noch milden Morgensonne kommen mit Booten und per Auto einige Touristen am Strand vorbei und gleiten mit Schnorchel und Taucherbrille bestückt ins seichte Wasser. Während der um die Mittagszeit einsetzenden Ebbe können wir erkennen, dass es rechts und links in unserer Badebucht ein Riff gibt, an dem man schnorcheln und allerhand bunte Fische beobachten kann.
Genau dafür haben wir doch die Gopro gekauft, die jetzt auch gleich für den Einsatz vorbereitet wird. Ausgestattet mit Schwimmbrille und schützendem Shirt schwimme ich hinaus an den Riffrand. Hier tummeln sich wirklich viele kleine und größere bunte Fische, wie in einem großen Meerwasseraquarium. Ich muss nur etwas aufpassen, dass mich die Wellen nicht an die scharfkantigen Korallen treiben. Das stark salzhaltige Wasser trägt so gut, dass man sich voll auf die Fische konzentrieren kann.
Am späten Nachmittag kommen Isabela und Fabian an, um ebenfalls noch ein paar Tage am Badestrand zu genießen. Die Beiden schwimmen auch gleich im kristallklaren Wasser zu den Fischen raus.
Abends sitzen wir alle am Keksdosen-Lagerfeuer. Die eine oder andere Mücke erschwert das Relaxen, aber als es richtig dunkel ist und eine leichte Seebrise aufkommt, wird es besser mit den lästigen Angriffen.
Die Milchstraße ist wieder besonders gut zu sehen, so dass ich mich aufraffe und das Stativ für ein paar Langzeitbelichtungen heraushole. Wieder einmal stelle ich fest, dass ich entweder die falschen Einstellungen benutze oder eine noch bessere Kamera bräuchte, um die Milchstraße schöner ablichten zu können. Da ist noch 'room for improvement'.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Tenacatita, GPS: 19.280504, -104.873539, wunderschöner einsamer und ruhiger Platz, nur von 11-15 Uhr Touristen zum Schnorcheln am Riff, sehr guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert
Do. 20.02.20
Und schon wieder ein toller Sonnenaufgang über dem Meer. Da gibt es kein Zurückhalten und ich geh gleich mal eine Runde baden. Während ich im lauwarmen Wasser dümple kommt die Sonne dunkelrot leuchtend hoch. Kitschiger kann man den Tag nicht beginnen. Aber ich verschone euch mit weiteren Bildern. Wir lassen es sehr langsam angehen. Wir haben viel Zeit, denn wir haben entschieden, noch einen weiteren Tag hier stehenzubleiben.
Nach dem Frühstück kommt der Benzinstromgenerator mal wieder zum Einsatz. Da wir zur Zeit sehr wenig fahren, die Laptops und abends die Klimaanlage deutlich mehr Strom verbrauchen als von der Solaranlage vom Dach kommt, müssen wir zusätzlichen Strom erzeugen.
Ich habe es lange vor mir hergeschoben, aber bevor ich den Generator heute starte, muss dringend ein Ölwechsel gemacht werden. Das Öl ist schon so dunkel wie bei unserem Dieselmotor. Um an die Ölablassschraube zu kommen, müsste ich theoretisch das Außengehäuse abschrauben, das ich bei der Reparatur in Alaska mit vielen Kabelbindern stabilisiert habe. Das will ich nicht aufreißen und nachher wieder aufwändig anbringen. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob bei diesem Chinamoppel die Ölablassschraube tatsächlich unter dem Motor sitzt.
Ich hab ja noch den dünnen Schlauch mit Saughandpumpe zum Umschlauchen von Sprit oder Absaugen der Kupplungsflüssigkeit. Dieses Tool nehme ich jetzt auch und sauge in mehreren Absaugvorgängen das alte schwarze Öl ab. Ich spüle noch zweimal mit einem Schluck frischem Öl nach und als dann nur noch fast sauberes Öl kommt, fülle ich bis zur Markierung auf. Jetzt kann der Generator wieder arbeiten und ich nehme mir vor, den nächsten Ölwechsel nicht zu weit hinauszuschieben. Schließlich brauchen wir das Gerät noch eine Weile.
Trotzdem ich die Arbeiten im Schatten gemacht habe, tropft der Schweiß. Ich räume auf und dann ist ein Schnorchelgang am Riff angesagt. Marion kommt auch gleich mit und so verbringen wir die nächste Stunde in unserer riesengroßen Badewanne.
Den restlichen Tag lümmeln wir so vor uns hin. Am Tagebuch schreiben, Gitarre üben und bei dieser Hitze nur Kleinigkeiten essen. Wir genießen weiterhin unseren Strandurlaub und haben zwischendurch sogar mal das Glück, zwei kleinere Rochen mehrfach aus dem Wasser springen zu sehen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Tenacatita, GPS: 19.280504, -104.873539, wunderschöner einsamer und ruhiger Platz, nur von 11-15 Uhr Touristen zum Schnorcheln am Riff, sehr guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert
Fr. 21.02.20
Wie immer ein toller Sonnenaufgang beim ersten Badegang.
Uns läuft gefühlsmäßig die Zeit davon, auch wenn wir hier locker noch eine Woche stehenbleiben könnten. Es sind allerdings noch an die 4400km, die wir bis zu unserem Rückflug am 11.04. schaffen müssen und wir wollen auf dieser langen Strecke ja noch mehr sehen und nicht hetzen.
Deswegen brechen wir heute zu unserem vorerst letzten Spot an der Pazifikküste auf. Von dort aus geht es dann wieder ins Landesinnere nach Colima und Richtung Mexikostadt.
Vor der Abfahrt machen wir noch einen ausgiebigen Videochat mit unserer Freundin Simone, die sich schon sehr freut, uns 'demnächst' wieder zu sehen. Unser Terminkalender für die geplanten sechs Wochen Heimaturlaub füllt sich rapide mit Terminen und Treffen.
Auf dem Weg zurück zur Hauptstraße müssen wir einen kleinen Hügel überqueren und gelangen auf der anderen Seite zum Long Beach, wo sich der übliche Tourismus abspielt. Wie schön ruhig hatten wir es nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt, mit eigenem Badestrand und Riff.
Erster Stopp ist nochmal Barra de Navidad. Wasser auffüllen. Im kleinen Restaurant neben der Wäscherei essen wir ein Hühnchenbaguette mit Pommes.
Nächste Etappe ist die Stadt Manzanilla, wo es alle großen Supermärkte gibt. Wir brauchen nicht viel, aber das eine oder andere kann man schon auf Vorrat holen. Auf dem Weg nach Manzanilla durchqueren wir zig Kilometer Bananen-/Kokos-Plantagen. In dem schwülwarmen Wetter hier am Pazifik wachsen sie natürlich hervorragend und irgendwoher müssen diese Unmengen an Früchten auf all den Märkten doch kommen.
Draußen ist es heute so extrem heiß und schwül, dass wir über den klimatisierten Walmart froh sind und nach dem Einkauf gar nicht mehr raus möchten. Aber es hilft ja nichts. Als wir die Stadt über die Umgehungsstraße verlassen können wir von oben hinunter auf den großen Hafen sehen. Hier in dem großen Hafen gibt es des öfteren mal 'Probleme' unter den Kartellen.
Es sind jetzt nur noch knapp 50km bis zum Ziel. In Barra de Navidad hatte ein Einheimischer Isabela und Fabian erzählt, dass es im kleinen Bundesstaat Colima für Touristen nicht sicher wäre, weil es kein Abkommen zwischen den Drogenkartellen und der Polizei gibt. Wir werden uns den Platz am Meer ansehen und dann entscheiden, ob wir stehenbleiben. Laut iOverlander-App standen an diesem Platz vor zwei Wochen andere Deutsche ohne Probleme.
Als wir ankommen ist die benachbarte Tortugario (Schildkrötenaufzuchtstation) schon geschlossen. An der 3km langen Straße bis dahin reiht sich eine Ferienwohnung/Villa an der anderen. Ich versuche seitlich neben der Straße einzuparken, muss allerdings feststellen, dass der Sand weicher ist, als ich es bei der Erstbegehung zu Fuß ermittelt habe. Ruckzuck stecken wir tief im Sand und „aus die Maus“.
Die Hitze treibt uns aber ins Meer zur Abkühlung. Erst danach entscheiden wir, ob wir uns heute noch oder erst Morgen wieder ausbuddeln. Vom Meer aus sehen wir, dass wir doch ziemliche Schieflage haben und deshalb lässt es uns keine Ruhe und wir packen die Sandbleche und den Spaten aus. Mit eingelegter Längsdifferentialsperre, erstem Gang und Vollgas sind wir schnell wieder zurück auf der Straße. Wir parken mit Unterlegkeil am Straßenrand ein und nachdem alle Hilfsmittel wieder aufgeräumt sind, geht's gleich noch einmal ins Meer. Während ich noch das Salzwasser bzw. den Sand mit der Außendusche entferne versinkt die Sonne als glühend roter Ball im Meer. Toll.
Im „Haus“ ist es noch so warm, dass wir erst mal die Klimaanlage anstellen und auf vergleichsweise frische 27 Grad herunterkühlen. Draußen ist es inzwischen stockdunkel. Nicht das geringste Lüftchen weht, das wenigstens ein wenig Abkühlung bringen würde. Das wird eine 'heiße' Nacht.
Die Wellen hier sind die höchsten, die wir bisher hatten und entsprechend laut knallen die 3-4 m hohen Brecher die ganze Nacht ans Ufer. Ziemlich laut, schöne hohe Wellen, aber auch sehr anstrengend darin zu schwimmen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Cuyutlán, GPS: 18.897661, -104.035418, kurz vor der Tortugario, am Straßenrand, da der Sand sehr weich ist, guter Telcel-Empfang, empfehlenswert
Sa. 22.02.20
Zuhause ist Fasnet/Fasching. Weil wir nicht wissen, ob wir Morgen gutes Netz haben, rufen wir heute die Eltern und die Jungs an. Könnte ja sein, dass sie Morgen evtl. auf einem Fasnetsumzug unterwegs sind. Nach dem ausführlichen Chat und einem vergeblichen Versuch bei meiner Schwester bzw. bei unseren Söhnen, wollen wir die gestern gekaufte Jackfruit schlachten. Während des Videochats schwimmt, sozusagen vor unserer Haustüre, eine Delfinschule vorbei. Sie jagen und haben sichtlich Spaß dabei, springen recht weit aus dem Wasser. Irgendwann verlagert sich deren Spiel, weiter an der Küste entlang, außerhalb unseres Blickfeldes.
Jetzt geht es der Jackfruit an den Kragen. Bisher haben wir immer nur kleine Portionen des Fruchtfleisches gekauft, aber ich/P wollte schon länger mal eine ganze Frucht selbst zerlegen. An einem der vielen Straßenstände haben wir ein mittelgroßes Exemplar sowie eine vollreife Ananas für 135 Pesos (ca. 6,70Euro) erstanden – mehrere Kilos Fruchtfleisch!
Jackfruit schlachten: Eine mordsmäßige Sauerei!!! In der Mitte dieser Frucht befindet sich weiches Mark, ähnlich dem Strunk in einer Ananas nur viel weicher, den man irgendwie entfernen muss. Problem dabei: Er gibt reichlich weiße zähflüssige Gummimasse ab, die sofort extrem klebrig wird, sobald sie mit Luft reagiert. Zäh wie geschmolzener Käse und klebrig wie Patex oder Uhu. Mit der Zeit bekommt man den Dreh raus, und schon nach 1 Stunde (!) Arbeit sind die pflaumengroßen Fruchtfleischstücke mit innen liegendem großen Bohnenkern gewonnen. So, jetzt nur noch die 'Bohnen' und deren Haut entfernen und schon können wir losschlemmen. Zwei/drei Stückchen gibt es sofort, der Rest wandert in den Kühlschrank, damit wir später nach Herzenslust das herrlich nach Multivitaminsaft schmeckende feste Fruchtfleisch essen können.
Zwischendurch hatte ich dummerweise meine Einweghandschuhe ausgezogen. Jetzt versuche ich, mit Spezialseife, Alkohol und Salzwasser den Gummikleber von meinen Händen zu entfernen. Am Ende hilft nur noch Bremsenreiniger – vielfach bewährt. Definitiv nicht das Beste für die Haut. Aber nur hiermit ist es gelungen, meine Hände und diverse Arbeitsutensilien sauber zu bekommen.
Diese Arbeit ist schweißtreibend gewesen, vor allem da die Sonne inzwischen ihren Höchststand erreicht hat. Was folgt ist ein dringend benötigtes Bad im Meer.
Der Sand hier ist ziemlich dunkel und sehr fein. Er besteht zu 50% aus schwarzem zermahlenem Vulkangestein. Vulkane gibt es hier in Mexiko ja einige; einer der aktivsten ist Luftlinie gerade mal 70 km von uns entfernt. Als ich barfuß zum Wasser will, kehre ich mit schmerzverzerrtem Gesicht sofort wieder um. Der Sand ist extrem heiß, als würde man über eine Herdplatte gehen. Nur mit meinen geschlossenen Badeschuhen, Marion zieht ihre Flipflops an, ist der längere Weg über den breiten Strand zu meistern.
Die Wassertemperatur liegt irgendwo zwischen 26 und 28 Grad und ist nur bedingt erfrischend und bis wir vom Meer wieder über den breiten heißen Strand zurück im Schatten sind, sind wir schon wieder verschwitzt.
Eigentlich wollen wir noch rüber zur Schildkrötenstation, aber die Hitze ist beinahe unerträglich, hat unsere Planung zunichte gemacht. Wir verbringen die große Hitze bis abends um 17 Uhr zu Hause. Ist gerade sowieso keine Schildkrötensaison.
Erst gegen Abend trauen wir uns wieder raus und hinunter ins Meer. Marion hat, solange ich meinen seit Langem ersten Mittagsschlaf absolvierte, eine große Schüssel italienischen Nudelsalat mit getrockneten, in Öl eingelegten Tomaten, Parmaschinken und frischem Rucola zubereitet. Wir können es beinahe nicht abwarten, bis wir ihn angenehm gekühlt und gut durchgezogen aus dem Kühlschrank holen können.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Cuyutlán, GPS: 18.897661, -104.035418, kurz vor der Tortugario, am Straßenrand, da der Sand sehr weich ist, guter Telcel-Empfang, empfehlenswert
So. 23.02.20
Aber jetzt. Heute Morgen gehen wir zur Schildkrötenstation und danach fahren wir nach Colima weiter. - Daraus ist wieder nichts geworden. Zuerst ein langer Videochat mit unseren Söhnen. Dann mehrere Stunden Planung bzw. Terminabstimmung per WhatsApp für unseren sechswöchigen Heimaturlaub. Einige ebay-Bestellungen an Ersatzteilen, die wir im Juni wieder mit in die USA nehmen wollen. Ooooops - Ruckzuck ist der Nachmittag auch schon wieder vorbei. Einmal Baden im Meer, nicht wirklich erfrischend. Eine Außendusche im aufkommenden Wind bringt eindeutig mehr.
Ich habe nochmal versucht, den Druck in unserem Ausgleichsbehälter einzustellen, musste aber feststellen, dass schon wieder Wasser aus dem Ventil kommt, sprich: Die Gummiblase ist wieder kaputt. So ein Mist. Werde in den Bergen, wo es etwas kühler ist, die Anlage nochmal zerlegen und wieder den Bypass um das Gefäß herum bauen. Bei ebay wird dann auch gleich eine Ersatzgummiblase bestellt.
Zum letzten Mal für längere Zeit schauen wir nochmal der Sonne zu wie sie als großer glutroter Ball im Meer versinkt. Man kann sich einfach nicht daran satt sehen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Pazifikstrand, Cuyutlán, GPS: 18.897661, -104.035418, kurz vor der Tortugario, am Straßenrand, da der Sand sehr weich ist, guter Telcel-Empfang, empfehlenswert
Mo. 24.02.20
Jeder „Urlaub“ hat ein Ende. Für heute haben wir endgültig die Abreise vom Strand geplant. Ein letztes Bad im lauwarmen Meer und nach dem Frühstück geht es wieder auf die Piste zurück ins Landesinnere. Das Ziel Colima ist nicht allzu weit weg und nach knapp 80km und lediglich 500 Höhenmeter weiter, vorbei an zahllosen Früchteständen, erreichen wir die Stadt, nach der auch der kleine Bundesstaat benannt ist. Schon auf der Zufahrt zur Stadt sieht man von weitem die beiden Vulkangipfel. Der näher liegende ist der aktive und nur 5km Luftlinie entfernt befindet sich der erloschene Vulkan, dessen Bereich um die Spitze ein Nationalpark ist, in dem wir in den nächsten Tagen auf über 3600m übernachten wollen.
Der Bundesstaat Colima: Berühmt, berüchtigt. Neben schönen Stränden und vulkanischem Bergland hat dieser Bundesstaat die höchste Mordrate von ganz Mexiko. Gottlob, wir haben davon bisher nichts mitbekommen. Auch die lokalen Mexikaner, mit denen wir uns unterhalten haben und die wir nach der Sicherheit hier in der Gegend gefragt haben, haben uns bestätigt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, es ist sicher hier. Die Warnungen bekommt man immer nur in den umliegenden Bundesstaaten zu hören. Der große Hafen in Manzanilla ist wohl DER Hotspot für Streitereien bzw. Kämpfe unter den Kartellen. Deshalb sollte man um diese Stadt einen Bogen machen. Nach einem kurzen Einkauf im Walmart haben wir die Stadt ja auch sofort wieder verlassen.
Aber, um es auch mal klar und deutlich zu sagen: Wir, sowie viele andere Weltenbummler auch, reisen nun seit Monaten kreuz und quer durch Mexiko, auch durch Gegenden, die bekanntermaßen unter der Herrschaft von Drogenkartellen stehen und theoretisch an jeder Ecke ein korrupter Polizist stehen soll, um Touristen abzuzocken. Es hat noch keinen Tag oder Nacht gegeben, an denen wir uns unsicher gefühlt oder Angst gehabt hätten. Auch die Polizisten, die wir bisher getroffen haben, sind ausnahmslos freundlich und nett gewesen. - Wir glauben, dass es vor allem den Amerikanern zuzuschreiben ist, dass jeder Zwischenfall extrem aufgebauscht wird. Die politische Ausrichtung bzw. Einstellung des aktuellen Präsidenten Trump führt in Mexiko nicht gerade zu mehr Liebe und Toleranz gegenüber den Gringos. Die Amis haben wahrscheinlich öfters mal Probleme. Wir Deutschen sind bisher immer herzlich willkommen gewesen. „Merkel ist super!“
Natürlich haben wir nicht die rosa Brille auf und schauen uns die Stellplätze genau an. Wir nehmen zumeist Plätze, an denen andere Traveller bereits sicher gestanden sind oder zahlen auch mal ein paar Pesos für einen bewachten Parkplatz, wenn wir in Städten stehen. So auch heute. Wir wollen in Colima übernachten und fahren deshalb auf den Parkplatz einer großen Einkaufsmall, deren Preisniveau für 80% der Mexikaner nicht erschwinglich ist und deshalb auch extrem gut bewacht wird. Hier kann man über Nacht stehen bleiben und bezahlt für 24h nur max. 45 Pesos also gerade mal €2,20. Perfekt.
Wir suchen nach einer Wäscherei, um unsere verschwitzten Klamotten der letzten heißen Wochen waschen zu lassen; pro Kilo 11,50 Pesos, also 0,52 Euro. Da kommen incl. Bettwäsche am Ende gerade mal 7,50 Euro zusammen und wir können am nächsten Tag die Wäsche schön zusammengelegt in zwei großen Paketen bequem abholen.
Inzwischen ist es schon nach 13 Uhr und die Hitze, obwohl wir jetzt über 500m hoch sind, ist genauso schlimm wie unten am Strand. Eigentlich geht nur Siesta machen. Wir gehen in die klimatisierte Mall und essen in der 'Fress'ecke beim China-Imbiss zu Mittag. Herrlich, die gekühlte Luft hier drinnen – chillen und genießen.
Den restlichen Nachmittag bis nach 18 Uhr verbringen wir im Mobil mit lesen und Filme gucken. Zu mehr reicht die Kraft bei der Hitze nicht. Irgendwann treffen auch Isabela und Fabian ein, die die letzten 3 Tage an einem anderen Strandabschnitt mit theoretisch besseren Surfwellen verbracht haben. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Wellen dort ebensolche Brecher waren, wie an unserem Strandabschnitt.
Fabian ist nicht so gut drauf und hat keine Lust, mit uns durch die Stadt zu bummeln. Also begleitet uns Isabela alleine. Ein Ubertaxi holt uns direkt am Fahrzeug ab und bringt uns für 3 Euro inkl. Trinkgeld quer durch die Stadt zum historischen Kern.
Hier steigen wir direkt vor der großen Kathedrale am Jardín de Libertad aus. Die nächste Stunde schlendern wir durch die am Abend lebendig werdenden Einkaufsstraßen.
Genug gebummelt, jetzt muss erst mal was Leckeres zu futtern her und dazu einen kühlen Drink. Die von mir bestellten „Chickennuggets“ sind leider nicht nur leicht scharf, wie mir im Vorfeld bestätigt wurde, sondern für meine Verhältnisse ziemlich schweißtreibend. Die werden, wie man so schön sagt, zweimal brennen.
Abschließend nehmen wir noch einen Absacker auf der Dachterrasse des Best Western Hotels mit direktem Blick auf die Kathedrale und den unter uns liegenden Jardín de Libertad. Mein Getränk enthält neben dem gewünschten Mezcal mit Orangensaft auch noch Gurke. Das passt m.E. überhaupt nicht und ist so gar nicht nach meinem Geschmack. Den beiden Mädels schmeckt's dafür umso besser. Tralala :)
Unten an der Kathedrale holt uns wieder ein Uberfahrer ab und liefert uns direkt vor unserem Mobil ab.
Inzwischen sind die Temperaturen etwas gesunken. Eine erfrischende Außendusche - wir haben wohlweislich am Grünstreifen nicht einsehbar eingeparkt, so dass duschen problemlos ist. Noch ein Abendfilm und danach gehen wir auf dem inzwischen leeren, total ruhigen und gut bewachten Parkplatz ins Bett.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Parkplatz Zentrali Mall, Colima, GPS: 19.267594, -103.696810, ruhig, bewacht, sehr guter Telcel-Empfang, empfehlenswert
Di. 25.02.20
Da die Mall erst um 11 Uhr morgens öffnet, ist bis 10 Uhr nichts los und erst dann treffen die ersten Bediensteten und Reinigungskräfte ein. Also ein sehr entspanntes und ruhiges Ausschlafen. Unsere Wäsche wäre sogar gestern Abend um 20:30 Uhr schon fertig gewesen, aber da waren wir schon in der Stadt unterwegs.
Wir besprechen uns kurz mit unseren Reisenachbarn. In der Nähe liegt das in Mexiko sehr bekannte Pueblo Mágico Comala, wo wir uns später treffen werden. Dieses Dorf soll mit seinen weiß gestrichenen Häusern an Andalusien erinnern und eines der schönsten Pueblo Mágicos sein. Na dann lassen wir uns mal überraschen.
Wir holen unsere Wäsche ab und fahren nach Comala. Unterwegs löst sich nach einer Kurven auch endlich wieder die Längsdifferentialsperre, die seit der Buddelei am Strand fest saß. Vermutlich liegt es an dem leicht undichten Druckluftsystem, dass der Zylinder die Sperre nicht mehr selbst lösen kann. Von unserem Heimaturlaub werde ich einen neuen, dichten Umschalter mitbringen. Damit wird das Problem hoffentlich gelöst. - Ab jetzt lässt es sich wieder angenehmer und runder fahren.
Die Fahrt nach Colama ist nur 8km weit. Die anschließende Fahrt durch die engen Gassen bzw. die Suche nach einem Parkplatz nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch.
Etwas entfernt vom Stadtkern finden wir etwas Passendes und beschließen, nicht weiter zu suchen. Das schaffen wir zu Fuß gerade noch – so groß ist das Städtchen nicht.
Auch heute ist Hitze für uns beinahe unerträglich. Wir nutzen jeden Meter Schatten, den wir auf dem Weg ins Zentrum finden können. Einige Häuser haben die Tore offenstehen, so dass wir in die zum Teil wunderschönen und begrünten, kühlen Innenhöfe sehen können. Hier kann man es während der Siesta gut aushalten.
Das Zentrum von Comala ist sehr übersichtlich. Direkt an der Kirche, um den zentralen Platz reihen sich viele Souvenirgeschäfte und ein paar Restaurants.
Wir schauen kurz ins Touristenbüro rein und fragen nach der besten Route hoch zu den Vulkanen und nach den besten Tortas zum Mittagessen. Hier bekommen wir den gleichen Tipp wie im Reiseführer Lonely Planet: Die besten Tacos/Tortas gibt’s an der Ecke bei der Kirche.
Mit Isabela, Fabian und zwei Touribüromitarbeitern besuchen wir nach dem Essen ein benachbartes Cafè, um zum Einen den hier in der Gegend wachsenden Kaffee zu verkosten und zum Anderen auf der Dachterrasse den tollen Blick hoch zu den Vulkanen und der Kathedrale zu genießen.
Nach der Kaffeepause und viele Fotos später geht es dann zurück zum Auto. Die Touri-Jungs haben empfohlen, soweit wie möglich hoch zum aktiven Vulkan Fuego zu fahren. Dazu muss man über tausend Höhenmeter hoch bis zum kleinen Dorf Yerbabuena fahren. Die letzten 8 km sind Kopfsteinpflaster, teilweise in schlechtem Zustand, so dass wir froh sind als wir endlich oben ankommen.
Es geht sogar noch ein paar Kilometer weiter hoch. Dort kommen wir zum Eingang einer Avocadoplantage „El Guardian del Vulcan“. Leider dürfen wir auf den großen freien Platz innerhalb nicht fahren, da der Manager nicht anwesend ist und der Housekeeper das nicht entscheiden darf. Aber direkt vor dem Tor, am Rande der schmalen Straße, können wir einparken und dürfen auch jederzeit durch den kleinen Personaleingang aufs Gelände.
Touristen und Wanderern ist es erlaubt durch die Plantage Richtung Vulkan zu spazieren. Links von unserem Gefährt aus haben wir einen tollen Blick in das etwas Nebel verhangene, durch Vulkane geschaffene Hochtal, durch das wir hierher gefahren sind. Gleich nach dem Eingang in die Plantage, entgegengesetzte Blickrichtung, freie Sicht hinüber zum aktiven Vulkan.
Wir machen nach dem Einparken eine kleine Wanderung durch die Plantagen bis zum 400 Jahre alten Ficus auf dem Gelände. Ein gigantischer Baum – wunderschön. Im Moment ist keine Avocadozeit, daher sehen wir nur viele kleine Ansätze an den Bäumen aber keine reifen Früchte.
Nach dem Abendessen können wir eine wirklich erfrischende Außendusche genießen, ohne anschließend gleich wieder zu schwitzen, da es hier oben auf 1620m Höhe nachts angenehm frisch wird. Wir haben sogar wieder einige Fenster über Nacht geschlossen!
Übernachtungsplatz:
Freistehen vor der „El Guardian del Volcan Avocado Plantage“, Yerbabuena, GPS: 19.480583, -103.683364, anstrengend holprige Anfahrt, sehr ruhig, toller Blick auf Vulkan im Abendrot, kein Telcel-Empfang, eingeschränkt empfehlenswert
Mi. 26.02.20
In der Hoffnung, die Sonne hinter dem Vulkan aufgehen zu sehen, bin ich heute morgen schon früh aus den Federn. Leider geht sie nicht hinter dem Vulkan auf. Dieser liegt zu weit nördlich. Das Morgenrot wird von den umgebenden Bergen verdeckt.
Isabela und Fabian machen nach dem Frühstückskaffee eine etwas längere Wanderung mit ihren Hunden und berichten, dass der Vulkan kleine Rauchwolken ausstößt. Wenn man genauer beobachtet sieht man, dass es sich definitiv um Rauch handelt und nicht um ein Schönwetterwölkchen.
Auf eine stundenlange mühsame Wanderung durch die Wälder am Berg haben wir alle keine große Lust. Wir packen also zusammen und fahren hinunter Richtung Comala. Unsere Reisenachbarn haben ein Radio-Interview bei einem lokalen Radiosender und fahren deshalb zurück nach Colima, während wir nach ca. 8km gen Osten Richtung Quesería abbiegen. Kurz danach kommen wir durch einen Landstrich mit für den Staat Jalisco typischer landwirtschaftlicher Bepflanzung, Agave Azul für Tequila und riesige Felder Zuckerrohr.
Als wir auf Quesería zufahren sehen wir schon von weitem die dampfenden Schlote der Zuckerfabrik und die zunehmende Anzahl LKWs voll beladen mit geerntetem Zuckerrohr. Vielleicht können wir hier in Mexiko so eine Fabrik besichtigen. Im Süden der USA haben wir vergeblich danach gefragt.
Wir ziehen mit dem Moppel eine Ehrenrunde durchs Dorf, um in der Nähe der Zuckerfabrik einen Parkplatz zu finden und erregen die Aufmerksamkeit eines jungen Mexikaners, Guayabo, der auf dem zentralen Platz an einem Stand Fisch verkauft. Wir fragen ihn, ob er weiß, ob eine Besichtigung der Fabrik möglich sei. Er meint JA. Wir sollen ihm folgen. Dann läuft er mehrere Straßen vor uns her und führt uns direkt zum Eingang der Fabrik. Dort redet er mit dem Sicherheitspersonal und auch im Büro mit dem Chef der Security und daraufhin dürfen wir aufs Firmengelände. Wir werden herumgeführt, sehen aber auch nur die Anlieferung des Zuckerrohrs auf großen LKWs. Diese fahren auf eine Rampe, wo sie festgekettet auf der Rampe in Schrägstellung gebracht werden, so dass das Zuckerrohr in den gefräßigen Schlund der Fabrik rutscht. Ein LKW nach dem anderen wird so abgefertigt.
Tausende Rohrleitungen, Dampfschlote und rotierende Mühlen. Vom Innenleben dieses Molochs sehen wir allerdings nichts. Auch ins Lager, wo der fertig raffinierte Zucker landet und verpackt wird, haben wir keinen Zutritt. Die Fabrik läuft rund um die Uhr, bis irgendwann Anfang Mai kein erntereifes Zuckerrohr mehr angeliefert wird und sie dann für einige Wochen still steht.
Nach diesem kleinen Rundgang bedanken wir uns artig. Nachdem Guayabo, der freundliche Barbesitzer und Fischverkäufer (er ist der Chef und hat Zeit), noch einige Fotos mit uns gemacht und sich mit Marion auf Fatzebuck verbandelt hat, trennen sich unsere Wege wieder. Er zeigt uns noch schnell ein kleines Lokal, wo wir dann leckeres paniertes Tilapia-Filet, Tacos, sowie Salat essen.
Nach dem Essen spazieren wir noch etwas durchs Städtchen, kaufen Brot, Marmorkuchen fürs Frühstück und zu guter letzt am Fischstand bei Guayabo noch zwei gefrorene Tilapia-Filets für den Gefrierschrank. Wir verabschieden uns herzlich und bedanken uns nochmals für seine nette Hilfe.
Jetzt heißt es aber Gas geben, da wir noch an die 100km fahren wollen und davon die letzten 20km über eine Schotterstraße ca. 2000m hoch zum Vulkan-Nationalpark auf 3600 Höhenmetern.
Von Guzman aus, die Stadt liegt östlich am Fuße des Vulkans, benötigen wir noch volle zwei Stunden um die Höhe zu erklimmen. Die meiste Zeit auf sandigen Straßen mit machbaren Spurrillen, aber hin und wieder kommt auch eine Baustelle, oft in einer Kurve, und wir sind uns zuerst nicht ganz sicher, ob es reicht für unseren Dicken. Aber die Arbeiter winken durch und es reicht problemlos – ein wenig eng – ein wenig SEHR eng manchmal.
Am steilen Wegrand gibt es vielerlei schöne Blüten und Pflanzen zu entdecken. Am Berg wechselt die Vegetation aufgrund der unterschiedlichen Höhen. Unten im Tal Dschungel, oben auf der Höhe wachsen Koniferen. Das Fotografieren hält sich allerdings in Grenzen, weil sich unser Dicker beim Anfahren am Berg und 'Beschleunigen' jedes Mal ziemlich quälen muss.
5km vor dem Ziel sind wir am Tor des Nationalparks auf 3200m. Wir bezahlen 2 x 38 Pesos Eintrittsgeld und der Ranger zeigt uns uns auf einer Karte die möglichen Campingplätze. Hier oben ist die Luft spürbar dünner. Wir werden recht kurzatmig.
Ganz oben am Berg, auf über 4000m, gibt es eine Vulkanbeobachtungsstation und diverse Antennen. Wir fahren noch über den höchsten erreichbaren Campplatz hinaus, um zu erkunden, ob wir nicht doch noch etwas höher auf dem Weg zu dieser Station einparken können. 800m weiter oben gibt es kein Weiterkommen mehr. Ein geschlossenes Tor stoppt uns und wir müssen wieder umdrehen.
Wir finden einen schönen Platz und parken ein. Alles läuft merklich langsamer ab und ist anstrengender. Aber sonst haben wir keine Beschwerden. Die Chipstüten sind aufgebläht, kurz vorm Platzen.
Von diesem Platz aus sehen wir, dass wir direkt unter dem Gipfel des erloschenen Vulkans stehen. Als wir gestern von der Dachterrasse des Cafés aus die beiden Vulkane betrachtet haben, hatten wir nicht erwartet, so hoch und so nah an die Vulkane heranzukommen.
Unsere Reisefreunde sind uns nach dem Radio-Interview Richtung Guzman gefolgt und wollten nach dem Abendessen die Nacht dort unten verbringen. Gegen halb acht Uhr abends, es ist schon dunkel, fährt das Live&Give4x4-Reisemobil doch noch bei uns auf den Platz. Ihnen wurde in der Stadt gesagt, dass die Anfahrt in zwei Stunden zu machen wäre und deshalb wollten sie es doch probieren. Leider hat sich ihre Anfahrt genauso wie die unsere ziemlich hingezogen, so dass sie die letzte halbe Stunde im Dunkeln fahren mussten und die tolle Aussicht auf den Vulkan auf den letzten Kilometern nicht mehr genießen konnten.
Wir alle sind platt vom Fahren und spüren die Höhe und so gehen wir heute früh ins Bett. Morgen wollen wir die restlichen 4km hoch bis zu den Antennen wandern. Von dort auf 4000m Höhe soll man einen tollen Blick hinüber zum aktiven Vulkan Fuego haben, der nur noch 5km Luftlinie entfernt ist.
Übernachtungsplatz:
Campground Nationalpark Volcan Nevado de Colima, Ciudad Guzman, GPS: 19.576317, -103.611861, extrem holprige, steile, über 20km lange Anfahrt. Wir standen auf einem kleineren Platz für 2 größere Fahrzeuge, in direkter Nachbarschaft zum erloschenen Vulkan, sehr ruhig, 3660m, kein Telcel-Empfang, wegen der Höhe eingeschränkt empfehlenswert
Do. 27.02.20
Nachts um zwei Uhr wache ich/P auf und habe wahnsinnig Migräne, die mit einer leichten Übelkeit daherkommt. Ich nehme gleich die notwendigen Tabletten und hoffe, dass es schnell vorbeigeht. Dem ist leider nicht so. Ich wälze mich die restliche Nacht von links nach rechts und schlafen ist nicht mehr.
Entsprechend ist meine körperliche Fitness heute morgen. Auch Marion hat nicht toll geschlafen und wir vermuten, dass uns doch die Höhe und der Sauerstoffmangel zu schaffen machen. Nach einem kleinen Frühstück und einer weiteren Runde Tabletten richten wir uns langsam. Wir wollen ja mit den Nachbarn den Marsch zum Aussichtsplatz in Angriff nehmen. Fabian fährt mit uns allen in deren Gefährt noch hoch bis zum Tor und erspart uns damit ein gutes Stück des Weges bzw. Höhe.
Ab hier kämpfen wir uns Schritt für Schritt, Meter für Meter keuchend den Weg hoch. Isabela hat keinerlei Probleme mit der Höhe und auch Fabian verträgt es besser als wir zwei.
Zwischendurch kommt uns ein Pickup von oben entgegen. Auf unsere scherzhafte Frage, warum er hochfahren darf und wir nicht, erklärt uns lachend der Fahrer: „Ganz einfach, weil ich der Direktor des Nationalparks bin.“
Nach einer zweistündigen Tortour sind wir dann endlich oben angelangt.
Auf einen Berg zu gehen lohnt sich immer. Wir haben einen tollen freien Blick sowohl auf unseren „Hausberg“, also alter Vulkan, und auf den Neuen mit allerdings nur sehr kleinem, fast nicht sichtbaren Rauchfähnchen.
Wir sind froh es auf die über 4000 Höhenmeter trotz unserer Beschwerden geschafft zu haben. Isabela braucht noch ein bisschen Auslauf und macht 50m höher auf einer kleinen Plattform Faxen, während wir es uns auf dem Mirador (Aussichtspunkt) bequem machen und noch auf eine stärkeres Husten des Vulkans hoffen.
Schon nach einer halben Stunde sind soviel Wolken vom Tal hochgezogen, dass man vom Vulkan nichts mehr sieht. Da haben wir ja nochmal Schwein gehabt, dass wir den Vulkan und die Berge rund herum so frei sehen konnten. Und abwärts geht’s – definitiv leichter wie bergauf.
Zurück am Mobil gibt es noch rasch eine Außendusche. Erschöpft fallen wir aufs Bett. Trotz der Erschöpfung können wir nicht schlafen. Später und einer Runde Tabletten mehr, spielen wir mit den Nachbarn noch eine Stunde Hornochsen. Gegen 22 Uhr hoffen wir etwas Schlaf zu finden.
Leider wird diese Nacht noch schlimmer, da zu der Erschöpfung plus Sauerstoffmangel noch ein ausgewachsener Sonnenbrand im Gesicht dazukommt. Ich/P habe richtig Fieber und Schüttelfrost und drehe mich wieder hin und her die komplette Nacht....
Um es zusammen zu fassen: Aus Erfahrung wird man klug! Wir hätten gleich nach den ersten Anzeichen bzw. der letzten schlechten Nacht wieder unter 3000 Höhenmeter fahren müssen, da uns offensichtlich die Höhenkrankheit erwischt hat. Bei zukünftigen Planungen von Touren in großen Höhen werden wir dies berücksichtigen und entsprechende Akklimatisierung in tieferen Höhen über längere Zeit durchführen.
Übernachtungsplatz:
Campground Nationalpark Volcan Nevado de Colima, Ciudad Guzman, GPS: 19.576317, -103.611861, extrem holprige, steile, über 20km lange Anfahrt. Wir standen auf einem kleineren Platz für 2 größere Fahrzeuge, in direkter Nachbarschaft zum erloschenen Vulkan, sehr ruhig, 3660m, kein Telcel-Empfang, wegen der Höhe eingeschränkt empfehlenswert
Fr. 28.02.20
Die Nacht war der reinste Horror. Und auch Isabela hat Schwierigkeiten bekommen, schlecht geschlafen und einen Druck auf dem Schädel. Wir packen sehr langsam zusammen, blicken zum letzten Mal hoch zum Gipfel und den Sendemasten machen uns auf die hoffentlich erlösende Abfahrt. Auf dem Rückweg, noch im Nationalpark, wollen wir noch Wasser tanken, aber wegen nicht passender Anschlüsse müssen wir das wohl verschieben.
Jede hundert Meter Höhe, die wir auf der langsamen Abfahrt im zweiten Gang mit dauernd gedrückter Motorbremse weiter hinab ins Tal kommen, geht es uns deutlich besser. Wir atmen tiefer und der Druck im Kopf lässt nach.
Unterwegs gibt es natürlich noch das eine oder andere Blümchen zu entdecken, das jetzt einfacher abzulichten ist als auf der Bergfahrt.
Auf der Anfahrt nach Guzman stellt sich dann sogar wieder Hunger ein – alles bestens also! Und nachdem wir nach der Rumpelfahrt wieder ordentlich Druck auf die Reifen gegeben haben (wir hatten oben vor dem Start noch ca. 1,5 bar abgelassen), ging es nach Guzman rein. Isabela und Fabian hatten ein leckeres Fischrestaurant entdeckt, das wir gleich mal ansteuern werden.
Ein kühles, frisch zubereitetes Limonengetränk, leckere Ceviche (gesprochen >Sewidsche<, in Limonensaft eingelegtes Fischfleisch, feingehackt mit Tomaten und Zwiebeln) serviert auf harten Tacos/Tortadas und ein Glas heiße, klare Fischsuppe mit Gemüse und Gambas – Perfekt! Da kommt der Heißhunger zurück und wir können das Fischfilet mit Reis vollends genießen.
Im Restaurant erkundigen wir uns, ob wir Wasser tanken können. Selbstverständlich! Bei sehr geringem Wasserdruck auf der Restaurantwasserleitung versuchen wir unsere Tanks zu füllen. Aber nach 20min geben wir auf, da mehr Wasser über den undichten Anschluss verloren geht als in unseren Tanks landet. Auf dem Weg hinaus aus Guzman fragen wir bei zwei Pemex-Tankstellen nach Wasser. Erst die Zweite hat einen Stadtwasserhahn mit einigermaßen Druck. So können wir in einer knappen halben Stunde volltanken. Stadtwasser ist zwar kein gutes Trinkwasser (also nicht aqua purificado) aber deswegen haben wir ja unsere dreistufige Filteranlage (Sediment-, Keramik- und Aktivkohlefilter), um aus schlechtem gutes Wasser zu machen.
Während des Essens haben wir gemeinsam mit unseren Reisenachbarn einen groben Plan für die nächsten Wochen ausgetüftelt, da wir ja dank unseres Heimflugs etwas unter Zeitdruck stehen, aber noch eine Weile zusammen fahren wollen. Als nächstes Etappenziel haben wir den Wasserfall Salto del Nogal ausgewählt. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Stopp in der Stadt Sayula. Hier gibt es eine weltbekannte Messerschmiede 'José Ojeda Cuchillos' und eine süße Spezialität 'Cajetas lugo' (eine Karamellmasse mit Zucker bestreut und anschließend flambiert).
Zuerst schauen wir in die Messerschmiede Ojeda rein und nach einem Werkstättenbesuch erstehen wir im Laden zwei schöne Messer als Geburtstagsgeschenke für unsere Söhne. Wir lassen sie gleich noch gravieren, können sie deshalb jedoch nicht gleich mitnehmen.
Keine zwei Straßen weiter ist die Cajeta-Firma mit kleinem Laden. Wir werden gleich mit einem Probierstück empfangen und testen nach der Karamellprobe auch noch den Likör. Natürlich decken wir uns für später mit ein paar Packungen mittlerer Größe ein. Die Haltbarkeit ist auf 4 Wochen begrenzt, denn dann beginnt der Zucker auszukristallisieren und schmeckt wohl nicht mehr so toll. Also nicht als Mitbringsel geeignet. Nur für unseren Hausgebrauch in die nächsten Wochen.
Der Nachmittag ist schon wieder ziemlich fortgeschritten, so dass wir Gas geben müssen, um unser heutiges, noch 58km entferntes Ziel, die Wasserfälle, zu erreichen. Die Kilometer an sich sind nicht das Problem, sondern dass wir dazu einen über 600m hohen Bergrücken hochfahren bzw. überqueren müssen. Das bedeutet wieder endlose Serpentinenfahrt und viel Arbeit für unseren Moppel.
Aber irgendwann ist auch das geschafft und es geht auf der anderen Seite wieder etwas runter. Die letzten 5km sind wieder üble, sehr staubige Schotterpiste, an kleinen Häuseransammlungen vorbei und ganz zum Schluss noch 2km sehr steilen Abstieg über einen Pfad mit tiefen Furchen durch Gestrüpp und niedrige Bäume. Von einer Straße kann man da nicht mehr reden. Am Ende öffnet sich das Gelände wieder und man sieht, dass der große Platz öfters zum Parken genutzt wird. Isabela und Fabian sind schon länger da, da deren relativ neuer LKW mit dem Bergrücken keine Schwierigkeiten hatte, im Gegensatz zu unserem Oldtimer.
Die Beiden sind mit ihren Hunden schon mal bis zum Aussichtspunkt gewandert und gerade als wir unter einem ausladendem Baum einen ebenen Stellplatz gefunden haben, sind sie auch schon wieder zurück.
Der Tag war sehr lang, vor allem die sehr anstrengende Abfahrt runter vom Vulkan, die Hitze im Tal, Stadtbummel und zu guter Letzt die Anreise zum Wasserfall. Kein Spieleabend heute.
Wir alle hoffen, dass die heutige Nacht mit einem tiefen und langen Schlaf gesegnet ist.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Parkplatz Wasserfälle Salto del Nogal, Tapalpa, GPS: 19.576317, -103.611861, lange holprige Anfahrt, großer aber unebener Platz, sehr ruhig außer am Wochenende, kein Telcel-Empfang, wegen Anfahrt nur eingeschränkt empfehlenswert
Sa. 29.02.20
Der Normalzustand hat sich wieder eingestellt und wir haben geschlafen wie die Engel. Wir mussten uns zwingen aufzustehen, so genossen wir den Morgen ohne Atemnot und Druck auf dem Schädel.
Die Sonne steigt schnell und wir wollen noch zum Wasserfall marschieren bevor es dann wieder zu heiß wird. Fabian hatte seine Drohne schon auf Rundflug. Von ihm erfahren wir, dass man vom Aussichtspunkt einen tollen Blick auf die Barranca, also den tief eingeschnittenen Canyon hat, den Wasserfall aber nur hören und nicht sehen kann. Um einen schönen Blick auf das herabstürzende Wasser zu haben, muss man wohl oder übel den sehr steilen und tiefen Abstieg ins Tal hinunter machen.
Marion und ich sind uns einig, dass wir nach den anstrengenden Tagen auf dem Vulkan, heute nicht schon wieder so eine stressige Tour machen werden. Die anderen Beiden probieren es mit ihren Hunden Uni und Basco und wandern schon mal los.
Nach einem knappen Kilometer durch felsiges Gelände, mit Tilandsien bewachsene Bäumen bzw. Riesenkakteen, kommen wir am Mirador (Aussichtsplatz) an. Es herrscht inzwischen schon wieder eine mords Hitze. Wir werden definitiv nicht ins Tal absteigen, und anschließend ja wieder komplett hoch! Puuuh! - Die anderen zwei sind ja noch jung. Lass die mal machen!
Zuerst genießen wir mal den Ausblick in alle Richtungen. In der gegenüberliegenden Felswand wachsen tausende Kakteen. Sie sind im Detail erst durch den Kamera-Zoom zu erkennen.
Wir steigen vom Mirador noch ein Stück zum steilen Talrand ab und haben von dort einen Blick auf den kleinen vorgelagerten Wasserfall, bevor das Wasser dann ein Stückchen weiter, außer Sicht, über die Kante in die Tiefe stürzt. Wir müssen extrem aufpassen. Der Untergrund ist nicht sehr fest und ziemlich steil direkt vor der Kante.
Wieder oben auf dem Mirador, müssen wir erst einmal eine Pause einlegen. Weise Entscheidung, den langen Abstieg nicht gemacht zu haben. Wir wandern zurück zum Mobil und bewundern unterwegs die Blüten und sonstige Flora am Wegesrand.
Gerade fällt uns ein, dass heute Samstag ist und wir wissen nicht, wie lange die Messerschmiede in Sayula geöffnet hat, zum Abholen unserer Messer. Hier unten gibt es keinen Netzempfang, so dass wir nicht im Internet nachschauen oder anrufen können.
Daher entscheiden wir zusammenzupacken und die 7km hoch bis zur geteerten Straße zu fahren, wo wir dann hoffentlich wieder Netz haben werden. Unsere Nachbarn sind sicherlich noch länger mit ihrer anstrengenden Wanderung beschäftigt. Wir werden Ihnen eine Nachricht per WhatsApp hinterlassen.
Wir sind schon beinahe abfahrbereit, da kommt ein Pickup angefahren, dessen Insassen an unserem Stellplatz ihren Verkaufsstand aufstellen wollen. Schließlich ist ja Samstag und inzwischen sind ganze Heerscharen zum Wasserfall unterwegs. Wie die alle mit ihren normalen Straßenautos diese „Straße“ heruntergekommen sind, weiß ich nicht. Aber ganz nett mutig, sein teures Fahrzeug so auf die Probe zu stellen. Wir jedenfalls sind froh, einen kräftigen Allrad unterm Poppes zu haben und kämpfen uns die Straße wieder hoch.
Wie erhofft, haben wir hier an der Straße Empfang, und es stellt sich heraus, dass der Laden Samstag und Sonntag von 10-20 Uhr geöffnet hat. Also kein Stress.
So können wir entspannt die ca. 18 km bis nach Tapalpa fahren, wieder eines der schönsten „Pueblo Mágico“. Die Straße bis dahin eine üble Holperpiste durchs Hinterland.
Nach einer Erkundungsrunde durch die engen Einbahnstraßen des Dorfes - Marion bekommt immer die Krise, wenn ich die erste Orts'begehung' mit dem Moppel mache - wissen wir nun, dass es für unsere Größe im Zentrum keinen Platz zum Übernachten gibt. Im unteren Teil, entlang der Hauptstraße, in Sichtweite zur Stierkampfarena, haben wir einen großzügigen Platz direkt an der Straße entdeckt und dort parken wir auch gleich ein.
Da es bereits nach Mittagessenzeit ist, gehen wir gleich hoch in die „Oberstadt“ zum zentralen Platz vor der großen Kirche. Hier erkennt man sofort, dass Tapalpa ein gut besuchter Touriort ist. Die meisten Besucher sind allerdings keine ausländischen Besucher, sondern werden busweise von der nur 80km entfernten Großstadt Guadalajara angekarrt. Viele Städter machen hier im kühleren Bergland gerne Ferien bzw. einen Wochenendausflug oder haben hier sogar ein Häuschen. Oben am Berg stehen einige sehr teuer aussehende Villen mit Topaussicht.
Nach einem kurzen Rundgang entlang den Souvenirläden, einem Kurzbesuch in einer leckeren Bäckerei (da bleibt immer was hängen), schauen wir noch in die Kirche rein, die zwar schon festlich geschmückt aber im Moment noch leer ist.
Als wir in einem der Restaurants rund um den Platz im ersten Stock einen luftigen Platz auf dem Rundumbalkon ergattert haben, genießen wir bei frisch zubereiteten Quesadillos den Blick runter auf den zentralen Platz und die Kirche.
Gegen halb drei lüftet sich das Geheimnis der geschmückten Kirche und langsam trudeln die Hochzeitsgäste ein. Wir wollen auf alle Fälle noch den Einzug der Braut mit ansehen, bevor wir für eine Siesta zurück zum Moppel gehen.
Kaum haben wir uns zurückgezogen, sind unsere Reisefreunde auch schon eingetroffen. Die Beiden haben weiter vorne in einer engen Seitenstraße eingeparkt. Wir verabreden, dass wir heute Abend nochmal gemeinsam etwas trinken gehen, aber im Moment nicht nochmal mit hoch laufen, vor allem da wir ja schon was gegessen haben.
Gegen 19:30 Uhr holen wir die Beiden dann an ihrem Standort ab. Wir haben nicht vor umzuziehen, da wir von unserem Platz aus einen tollen Blick hoch zur Oberstadt haben.
Zuerst marschieren wir mal runter zur Arena, da von dort sehr laute mexikanische Musik kommt und viele Einheimische hingehen. Als wir ankommen erfahren wir, dass heute Abend Bullriding ist und der Eintritt wird als Spende für ein krankes Mädchen gesammelt, das am Eingang mit seinem bunten Kleid die Gäste begrüßt. Wir spenden je 50 Pesos und suchen uns im Innern einen Platz auf den Betonsitzbänken. Die sind noch recht warm und aufgeheizt von der Nachmittagssonne.
Schräg gegenüber befindet sich die Musikgruppe. Bei dem Krach, den die Truppe veranstaltet muss man schon Fan von extrem lauter mexikanischer Musik sein. Wir sind die einzigen ausländischen Touris, soweit wir das sehen. Dafür ist das restliche Dorf vertreten und wir dürfen live die Gaudi miterleben.
Mehrere Reiter zeigen mit ihren wunderschön herausgeputzten Pferden einige Darbietungen der kulturhistorisch wichtigen Dressurreitkunst. Für mich sehen die Pferde nicht glücklich aus. Ich bin kein Fan derartiger Darbietungen. Aber das gilt auch für das Dressurreiten in Deutschland. In regelmäßigen Abständen wird ein ausgewachsener Bulle in einem Verschlag am Rand der Arena fixiert und für das Bullriding vorbereitet. Der eine oder andere Bulle bringt bestimmt mehr als eine Tonne Kampfgewicht auf die Waage und dementsprechend groß ist auch der Respekt der Reiter bzw. der Lasso schwingenden Cowboys, die für die Sicherheit sorgen. Um Schlimmeres durch die Hörner zu verhindern, sind diese mit großen Bierdosen und viel silbrigem Isolierband gesichert. Aber ein Schlag mit den Hinterbeinen oder ein Stoß mit dem Schädel reicht sicher aus um lebensgefährliche Verletzungen zu verursachen.
Das tolle an der Veranstaltung ist für uns nicht das Bullriding, sondern die gesamte Atmosphäre in der Arena. Es ist ein Familienevent. Schon die Kleinkinder sind ausstaffiert inkl. Hut unterwegs und mittendrin. Auch das Spektakel, das die Band veranstaltet, ist sehenswert, wobei es bei längerem Genuss doch zum Verlust der Hörfähigkeit führt. Aber wie wir mittlerweile gelernt haben, extrem laute Musik zu jeder Tages und Nachtzeit ist voll mexikanisch. Das muss so!
Wir geben irgendwann nach 1,5h auf und wandern zurück zum zentralen Platz, essen an einem kleinen Stand eine kleine Portion mexikanische „Mantaplatte“ (Currywurst mit Pommes) und suchen uns in einer Bar im oberen Stock einen Platz aus. Hier gibt es verschiedene Cocktails, für Fabian und mich noch einen Burger und für Isabela Chickenwings in scharfer Sauce, um den Resthunger zu stillen. Auch hier ist die Musik recht laut, so dass wir irgendwann beschließen weiterzuziehen. Isabela kämpft mit einer schlimmer werdenden Erkältung und so machen wir uns ohne weiteren Absacker auf den Heimweg.
Übernachtungsplatz:
Freistehen in Pueblo Mágico Tapalpa, GPS: 19.943571, -103.759054, sehr laut entlang der Straße, besonders am Wochenende, 5 min zum Zentrum, top Telcel-Empfang, wegen Verkehr eingeschränkt empfehlenswert
Hier wieder die Kartenübersicht der 83. und 84. Woche mit den gewählten Stellplätzen:Mex_2020_Feb_2