Mo. 16.12.19

 

Die letzte Nacht war nicht sehr erholsam. Trotzdem will ich gleich sehr früh morgens/USA (9h Zeitunterschied) nochmal mit der Firma Aigner telefonieren, weil noch keine email-Rückantwort gekommen ist. Michael Aigner hat nur einen Zylinder für den IVECO 110-17 gefunden und geht davon aus, dass dieser mit unserem 110-16-Modell identisch ist. (Ein Anbieter in Österreich wirbt mit diesem Zylinder auch für beide Modelle.)

Michael wird das Ersatzteil gleich bestellen, sollte also bis Dienstag bei ihm sein, so dass er es dann per Express an unsere Adresse hier in den USA weiterschicken kann.

Unsere Einschätzung nach dieser Information ist, dass das Ersatzteil bis Freitag bei uns ist, vorausgesetzt alles klappt reibungslos. Auf dieser Basis beschließen wir, nicht auf den teuren RV-Park zu stehen und unseren Freunden den Umweg zwecks Abschleppen zu ersparen. Ich informiere die beiden gleich per WhatsApp. Dann drehe ich mich nochmal um im Bett. Es gilt die etwas unruhige Nacht nachzuholen.

Später beim Frühstück telefonieren wir mit Klaus und Roswitha, bedanken uns nochmal für die angebotene Hilfe und wünschen gute Weiterreise zu den Dünen. Die beiden fliegen Ende des Jahres für einen Kurzurlaub nach Deutschland. Wir sind gespannt wann und wo wir uns wiedersehen werden....

Es ist wieder sonnig draußen, aber es windet kräftig, und so bleiben die „Katzen“ heute im Haus, basteln nicht schon wieder an der Karre herum, sondern schreiben nach vielen Wochen endlich wieder ein paar Zeilen für die homepage. Seit wir aus Kanada raus sind, haben wir soviel gesehen und erwandert – echt irre, wo wir in den paar Wochen überall gewesen sind. Wir hatten einfach keine Lust /Zeit zum Schreiben bzw. Bilder sortieren. Jetzt müssen wir aber mal wieder ran - das schlechte Gewissen beruhigen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Parkplatz Target, El Centro, GPS: 32.814153, -115.568453, relativ ruhig und ungestört, Walmart-Parkplatz ist etwas weiter weg und noch ruhiger, mittelmäßiger Verizon-Empfang, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Di. 17.12.19 - Do. 19.12.19

 

Das Ambiente hier auf dem Parkplatz ist nicht der Hit, könnte besser sein. Aber wir haben unsere Ruhe, wurden seit wir hier stehen noch nicht 1mal angesprochen oder von der Polizei besucht. Eigentlich schon verwunderlich, das sind wir mit unserem nicht gerade unauffälligen Mobil gar nicht gewohnt. Und so können wir die erzwungene Ruhepause entspr. nutzen, werden nicht abgelenkt, relaxen viel und erledigen nebenbei viele Kleinigkeiten: Amerikanische Zusatzsteckdosen installieren, die neuen günstigen Led-Scheinwerfer einbauen (die teuren mit E-Zeichen schonen wir für die Rückkehr nach Deutschland), Kontoauszüge der letzten Monate kontrollieren, Homepage-Ergänzungen austesten, Cloud aufräumen, usw. usw.

Am Dienstag Nachmittag haben wir doch noch Action vor der Haustür. Zuerst hören wir viele Sirenen von Polizei und Krankenwagen. Direkt an 'unserer' Kreuzung ist ein Unfall passiert, der wohl schlimm war, denn wenig später landet genau gegenüber von uns auf der abgesperrten Straße ein Rettungshubschrauber. Nach 20min ist alles vorbei und der Verkehrsfluss wieder hergestellt. Nicht gerade die Ablenkung, die man sich wünscht.

Am Donnerstag gibt es zur Feier des hoffentlich letzten Tages auf dem Parkplatz ein kleines Festmahl. Wir haben noch rohen Fleischkäse von der kanadischen/heilbronnerischen Metzgerei im Gefrierfach, der jetzt knusprig gebacken wird, dazu gibt es leckeren Kartoffelsalat. Mmmmhhhhh, wie das duftet!

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Parkplatz Target, El Centro, GPS: 32.814153, -115.568453, relativ ruhig und ungestört, Walmart-Parkplatz ist etwas weiter weg und noch ruhiger, mittelmäßiger Verizon-Empfang, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Fr. 20.12.19

 

Das UPS-Trackingtool zeigt uns heute Morgen an, dass unser Päckchen schon in San Diego angekommen ist, nur ca. 170 km von El Centro entfernt. Das lässt die Hoffnung aufkommen, dass es noch im Laufe des Morgens hier ankommt. Und tatsächlich: Gegen 10 Uhr kommt die Meldung, dass das Päckchen zum Pickup im Customer Service Center bereit liegt.

Leider macht das Center erst gegen 14:30 Uhr für Publikumsverkehr auf. Trotzdem schnappe ich mir das Fahrrad und versuche mein Glück. Vielleicht hat jemand Erbarmen und rückt es früher raus.

Als ich dort ankomme, stehen 30-40 UPS Fahrzeuge offen da und werden mit viel Tohuwabohu bis unters Dach mit Paketen beladen. Das Office ist wie zu erwarten geschlossen. Aber einer der Fahrer meint, dass wenn alle geladen haben und abfahren, das Office wohl 'only for pickup' für eine Stunde öffnet. Im Internet und an der Türe steht dazu zwar nichts, aber etwas Warten schadet nicht. Und oh Wunder, kaum fahren die ersten Trucks vom Hof, geht auch schon die Türe auf und nach Vorlage meines Ausweises bekomme ich das heiß ersehnte Ersatzteil ausgehändigt.

Zwei Tage aus dem tiefsten Bayern in der Nähe von Passau bis nach Südkalifornien und das für nur 45 Euro Porto, dazu noch im Vorweihnachtstrubel. Perfekt! Wir sind erstaunt und total happy, dass alles so super geklappt hat.

Hier nochmal unseren herzlichen Dank an Michael Aigner von Aignertrucks für die schnelle und professionelle Hilfe.

Also rein in die Arbeitsklamotten und den Zylinder ausgetauscht. Inzwischen habe ich eine gewisse Routine und weiß wie es am Besten und Schnellsten geht. Nach einer halben Stunde kann ich Marion Bescheid geben, mir beim Entlüften zu assistieren. Das System wehrt sich zuerst, da sich wohl in der Leitung eine Luftblase gebildet hat und unsere Bemühungen deshalb fruchtlos sind. Also lasse ich das ganze System nochmal leer laufen und befülle es anschließend von oben nochmal. Jetzt ist auch fast keine Luft mehr im System und nach zehnmal pumpen und entlüften stellt sich der erwünschte Gegendruck am Pedal ein.

Leider lassen sich beim Test mit laufendem Motor die Gänge trotz gedrückter Kupplung immer noch nicht einlegen. Ein kurze Prüfung direkt unten an der Kupplung zeigt aber, dass sich der Kolben und der anschließende Hebel korrekt bewegen. Durch die Prüfluke an der Kupplung sieht man ins Innere und auch dort sieht bzw. bewegt sich alles wie es soll. Jetzt bin ich echt ratlos.

Da hilft nur noch ein Anruf in Deutschland beim Spezialisten Basti. Der ist gottseidank so spät abends (9h Zeitverschiebung) noch auf und kann sich zuerst auch keinen Reim darauf machen, kommt aber auf die Idee, den zweiten Gang einzulegen und bei gedrückter Kupplung zu starten. Und es funktioniert. Jetzt kann ich auch bei laufenden Motor problemlos zwischen den Gängen hin und herschalten. Irgendwie sind die Kupplungsscheiben zusammengeklebt und haben die Welle mitgedreht, so dass ich bei laufendem Motor keinen Gang einlegen konnte. Alles gut!

 

Jetzt ist alles in Butter und wir können endlich zusammenpacken, und nach einer Grundreinigung meiner Person fahren wir bei zwei Ministorage-Anbietern vorbei, um uns zu informieren. In der Nähe der Interstate #8 füllen wir an einer Tankstelle für 5$ unsere Wassertanks mit Trinkwasser.

Jetzt sind es nur noch ca. 30km bis zu den Holtville Hot Springs bzw. zu dem nahe gelegenen BLM-Land. Wir freuen uns schon auf die Ruhe und Stille unter freiem Himmel. Eine Woche auf einem Supermarktplatz mitten in der Stadt, das war ertragbar, aber für uns schon recht schwierig. Wir bevorzugen die Einsamkeit, so wie im Norden das vorwinterliche Colorado-Plateau. - So schlimm wie in LA war dieser Parkplatz allerdings nicht.

Als wir an den Hot Springs ankommen ist es schon dunkel und wir müssten mit Taschenlampen losziehen. Dazu haben wir beide keine Lust mehr, weswegen wir unter dem Highway durch und rein ins BLM-Land fahren. In der Wüste suchen wir uns im Scheinwerferlicht ein schönes Plätzchen. Beim Einparken habe ich übersehen, dass ich direkt in einen Treibsandkreis eingeschwenkt bin. Schnell sind die Reifen bis fast zur Hälfte im weichen Sand verschwunden. Da kommen wir so einfach nicht mehr raus.

Aber heute Abend haben wir beide keine Lust mehr, bei Lampenschein im Sand zu wühlen und mit den Sandblechen zu hantieren. Wir warten wir bis Morgen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Sa. 21.12.19

 

Nach dem Frühstück kommen jetzt 'endlich' mal unsere bisher unbenutzten grünen Kunststoffsandbleche zum Einsatz. Mit der Schaufel etwas Freiraum vor den Reifen buddeln, mit Geländeuntersetzung und 1. Gang geht es dann mit Schwung über die Sandbleche und nach kurzem Wühlen im Sand auf festen Untergrund.

Jetzt bei Tageslicht kann man die kritischen Stellen gut umfahren und wir suchen uns einen sicheren, ebenen Platz in der Nähe.

Marion backt einen leckeren Hefezopf und während des restlichen Tag erledigen wir etwas Büroarbeit und machen Pläne für die nächsten Wochen.

Nachmittags überlegen wir, ob wir zu den Hot Springs fahren sollen, aber Marion hat Kopfweh und es dauert bis die Tabletten wirken. Wir verschieben das auf Morgen. Läuft ja nicht weg.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

So. 22.12.19

 

Die Temperatur ist etwas gefallen und es ist trübe. Bevor wir uns auf den Weg machen, skypen wir mit der Heimat. Dann fahren wir die ca. 4km aus dem BLM-Land raus bis zu den Hot Springs vorne an der Interstate #8.

Als wir ankommen sind schon einige Fahrzeuge da und die zwei kleinen Becken sind randvoll mit Menschen. Dazu haben wir keine Lust; uns zusätzlich in das kleine Becken zwängen. Schade, denn die Umgebung um die warmen Quellen ist wirklich schön. So sehen Palmen aus, wenn sie nicht geschnitten werden.

Ohne großen Zeitverlust düsen wir wieder durch die gewaltigen Anbaufelder der Gegend zurück nach El Centro, um unsere lange Liste abzuarbeiten.

Als erstes steuern wir den Ministorage an, bei dem wir letzte Woche schon mal waren. Die 5x8foot-box ist inzwischen leider weg, aber eine 5x7 im Innenbereich ist noch frei. Die ist sogar noch etwas billiger (38$/month) und so buchen wir gleich mal für 3 Monate. Bevor wir unsere Fahrräder und Marion's Moped dort einlagern, fahren wir zum Tractor Supply und kaufen zwei 6 Foot/2m lange Ketten, um damit unseren Benzingenerator und den Batteriekasten zu sichern.

Im Costco holen wir günstig Bargeld am ATM (keine Gebühren) und stocken unsere Nutella-Bestände auf. Dort holen wir uns zum Mittagessen eine frische Megapizza, firsch aus dem Ofen - die reicht locker auch noch fürs Abendessen. So gestärkt geht's zurück zum Storage: Beide Mopeds mit der Seilwinde nach unten und dann die Suzuki wieder hoch. Marion leert solange die Alustauboxen auf dem Dach und lagert alles ein, was wir die nächsten Monate nicht brauchen werden. Nachdem das Moped und die Fahrräder samt Träger in dem kleinen Kabuff drin sind wird es eng, man könnte allerdings noch einiges drauf stapeln.

Als vorletzter Akt für heute steht die Coin Laundry an, wo die angefallene Wäsche und die gesamte Bettwäsche durchgewalkt wird.

Inzwischen ist es schon wieder nach 17 Uhr und wieder dunkel. Auf der Fahrt raus aus El Centro in Richtung Hot Springs bzw. BLM-Land, wollen wir noch an der Shell-Tanke günstigen Diesel tanken. Die grünen Ziffern versprechen sehr günstigen Diesel bei Cash-Bezahlung (deshalb haben wir im Costco extra Bargeld geholt). Als wir ankommen ist der Laden wegen Computerausfall geschlossen, aber an der Säule könnte man tanken. Dummerweise finden wir die Dieselzapfsäule nicht und nach etwas recherchieren, kommen wir dahinter, die grünen Zahlen nicht wie überall sonst für die Dieselpreise stehen, sondern für den Ethanol-Sprit mit mindestens 75% Ethanol. So ein Mist. Wir hatten uns schon gefreut, dass wir Morgen mit vollem Tank direkt in Mexicali über die Grenze fahren können. Dann fahren wir halt doch nach Yuma in Arizona und tanken dort günstigen Sprit. Für unser erstes Etappenziel in Mexiko macht es keinen Unterschied, wo wir über die Grenze fahren, da wir von Mexicali aus auch nach Osten gefahren wären.

Als wir wieder bei den Hot Springs ankommen ist der Parkplatz rammelvoll. Wir gehen gleich gar nicht zu den Becken hinunter, wollen uns gar nicht vorstellen, wo all die Leute Platz finden sollen.

An unserem Platz im BLM genehmigen wir uns schnell eine Außendusche, bevor die Nachttemperaturen weiter fallen. Vor dem Abendessen muss das Bett wieder bezogen und die Berge an Frischwäsche im Schrank versorgt werden. 20 Uhr und schon wieder ein Tag dahin...

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Mo. 23.12.19

 

Heute ist es endlich soweit. Wir fahren über die Grenze nach Mexiko. Nachdem wir gestern in El Centro keinen günstigen Diesel bekamen, entschieden wir, bis Yuma in Arizona zu fahren und dort für 0,67€/L die Tanks randvoll zu füllen. In Mexiko ist Diesel so teuer wie in Kalifornien, nämlich um die 1€/L. Da macht sich unsere Speicherkapazität von fast 560L in den beiden Haupttanks am Ende im Geldsäckel deutlich bemerkbar.

Auf dem Weg nach Yuma kommen wir durch das große Dünengebiet, das sich vom Lake Salton bis runter nach Mexiko zieht und ein beliebtes Erholungsgebiet ist. Hier kann man sehr günstig campieren und sich mit dem Quad oder ähnlichem in der Dünenlandschaft austoben.

Auf dem 'Grünstreifen' zwischen den Fahrbahnen der Interstate #8 wurde vom Staat eine große Rest Area gebaut, wo es auch einen Wasserhahn für Trinkwasser gibt. Da füllen wir gleich nochmal auf, bevor wir über die Grenze machen.

In Yuma besuchen wir noch einen Baumarkt, tanken den supergünstigen Diesel und machen einen kurzen Mittagsstopp beim Walmart, der auf dem Weg zur Grenze liegt.

Auf dem Weg von Yuma bis zur Grenze fahren wir durch 30km Gemüseanbaugebiete. Hier wird im großindustriellen Maßstab Grünzeug angebaut und geerntet. Die ausschließlich mexikanische Erntemannschaft wird mit Bussen zu den Feldern gefahren. Im Schlepptau immer einen Anhänger mit mindestens drei Toilettenhäuschen. Für den Klappspaten ist hier kein Fleckchen Erde mehr frei. Auf den 30km sehen wir unzählige dieser vollbesetzten Busse und Heerscharen an Erntehelfern in den Feldern arbeiten. Ohne diese billigen Kräfte von der anderen Grenzseite wäre es nicht möglich diese Menge zu so günstigen Preisen anzubieten, genauso wie in Spanien mit den Marokkanern.

Als wir an die Grenze kommen, wird der Verkehr sehr großzügig in 3 Spuren durchgeschleust. Aber als die Grenzer uns von Weitem sehen, geht das hektische Winken los. Zuerst wissen wir gar nicht welcher Anweisung wir folgen sollen bis sich eine kleine Mehrheit herausbildet und wir ganz rechts auf eine abgesperrte Spur geleitet werden. Dort angekommen sperren die Jungs in Militäruniform und mit Gewehren den kompletten Verkehrsfluss und wir werden dann doch ganz nach links in eine Kontrollzone gelotst.

Dort wird dann derjenige Grenzer auserkoren, der wohl die meisten Englischen Silben beherrscht. Zuerst geht es einmal rundherum und ich muss die Staukästen öffnen. Dann die Frage nach Waffen und Drogen. Zuletzt will er dann doch noch in den Container schauen. Also schließe ich auf und wir klettern gemeinsam rein. Ich habe demonstrativ die Schuhe ausgezogen und daher bleibt er, weil er das wohl nicht will, vorerst brav im Eingang stehen. Um es kurz zu machen: Er lässt mich mehrere Schubladen und Staufächer öffnen und will dann wissen wie das Gefrierfach auf Deutsch heißt, versucht es mehrfach auszusprechen, gibt dann auf und die Inspektion ist beendet. Er hat nicht einmal den Kühlschrank geöffnet bzw. nach frischen Lebensmitteln gefragt. Die Inspektion ist reine Neugierde gewesen, um unser Fahrzeug von innen zu sehen.

Zum Abschluss darf der Drogenhund noch einmal in alle Staukästen und unter bzw. rund ums Auto schnüffeln. Findet natürlich nichts. Ist ein richtig knuffiger Deutscher Schäferhund, der mit Freude und wedelndem Schwanz endlich mal wieder etwas abschnuffeln darf.

Nachdem wir wieder alles abgeschlossen haben, geht es zu Fuß rüber auf die andere Seite durch den Grenzstrom zur Banjercito (Militärbank) und dem Immigrationsbüro, wo wir für uns ein halbjähriges Visa holen und für die Fahrzeuge ein TIP (Temporary Import Permit). Zwar nicht ganz so schlimm wie in Marokko, aber wir müssen mehrfach zwischen den beiden Büros hin und herwechseln und einen halbstündigen Schichtwechsel erdulden. Nach fast zwei Stunden haben wir endlich alles beisammen und bezahlt. Die Visa haben uns 53 Euro gekostet und das TIP nochmal 48 Euro. Warum wir kein Deposit (200 US$) für das Fahrzeug hinterlegen müssen wissen wir nicht so genau, aber wir vermuten, dass unser Fahrzeug ein zu hohes Alter hat. Man bekommt das Deposit bei der Ausreise wieder zurück unter Vorlage des TIP und der Einzahlungsquittung. Wir fragen nicht nach und freuen uns, dass uns diese bürokratische Hürde bei der Ausreise erspart bleibt.

Jetzt müssen wir nur noch kurz durch die Absperrung auf die amerikanische Seite zu Fuß zurück, werden aber zur Sicherheit vom mexikanischen Beamten begleitet, damit wir bei einem US-Grenzer unsere US-Visa abgeben können. Von den 6 Monaten, die wir an der kanadischen Grenze erhalten haben, ist noch nicht viel verbraucht. Da wir aber nicht wissen, wann genau wir wieder aus Mexiko zurückkommen, wollen wir keine Schwierigkeiten bekommen, weil wir sie bei der Ausreise nicht abgegeben haben. Der US-Grenzer will uns zwar überreden, sie zu behalten, aber wir bleiben stur, und so nimmt er sie an und verspricht, sie im System auszutragen. Zurück zum Auto und mit viel Gewinke werden wir in die Mexikanische Trubelwelt entlassen.

Der Himmel wird immer dunkler und das nicht nur von der Dämmerung, da zieht eine Regenfront auf. Direkt an der Grenze ein schöner Regenbogen – welche tolle Begrüßung, kann ja nur gut werden!

Fairerweise muss man sagen, dass es ein Tag vor Weihnachten ist, da herrscht einfach Ausnahmezustand. Wir versuchen verzweifelt ein Versicherungsbüro für eine Haftpflichtversicherung zu finden, aber mit dem Tipp vom Grenzer finden wir es nicht. Wir halten vor einem besetzten Büro eines Anwalts und Marion bekommt dann nach langem Palaver eine brauchbare Info. Mit der finden wir dann auch nach 10min das Büro. Leider versteht die Dame kein Wort Englisch und behauptet, dass sie uns keine Versicherung verkaufen kann. Irgendwann begreift sie was wir wollen und ruft irgendwo an, um weitere Weisung zu erhalten. Nach einer halben Stunde und mehreren Unterbrechungen durch weitere Kunden, welche on the fly zwischendurch abgefertigt werden (wollen immer nur eine Eintagesversicherung für 8$ haben - warum verstehen wir nicht so ganz), nähert sich auch unser Vertragsabschluss dem Ende. Unser Fahrzeug ist am Schluss ein Mercedes-Benz und das Modell Magirus-Deutz. Die Adresse ist unsere Postadresse in Pennsylvania und auch die Deutsche Führerschein stammt am Ende von dort. Das System lässt nur Eingaben aus USA bzw. Kanada zu, da muss man halt etwas kreativ sein. Die Kosten sind sehr überschaubar und belaufen sich für ein Halbjahr Haftpflicht (300.000$ Liability) inkl. Maklergebühr auf 96US$. Das ist ein guter Preis. Von anderen Reisenden, welche zum Teil online abgeschlossen haben, hörten wir von Preisen um die 250$ für ein Jahr. - Jetzt sind wir nicht ganz nackt, falls wir doch einmal einen Unfall haben.

Fehlt nur noch eine Sim-Karte für das Handy und etwas Cash / Pesos für kleinere Ausgaben. Wir wollen eine Telcel-Karte, da wir gelesen haben, dass man damit die beste Abdeckung hat. Hier in der Stadt haben wir an jeder Hausecke schon kleine Läden gesehen, die damit handeln. Wir halten an einem größeren Laden von Telcel, gehen aber in das kleine benachbarte Geschäft, weil wir uns denken, dass das große nur ein Werbebunker ist. Im kleinen Laden kommen wir selbst mit Händen und Füßen nicht weiter. Unglaublich, dass die hier beschäftigte Jugend, gerade mal über 20 Jahre alt und tätig in einer Grenzstadt, keine 5 Brocken Englisch beherrschen und so gar nicht hilfsbereit sind.

Leicht frustriert marschieren wir nun halt doch in den großen Bunker und sind total überrascht als wir hier 25 Abfertigungsschalter sehen und man von einem Anweiser eine Nummer bekommt. Wir werden gleich zum Schalter 7 durchgeroutet, da diese Dame dort einigermaßen Englisch spricht. So ist es dann auch und der Erwerb einer Simkarte inkl. Bezahlung und Einrichtung auf unserem Handy ist in 20min erledigt. Wir haben 300Pesos (14,30€) für 4GB Daten und unlimited Telefonie bezahlt. Das Schöne ist, dass alle Social Media Aktionen wie WhatsApp, Facebook, Instagramm .... nicht gegen das Datenpaket laufen, sondern auch unlimited sind. Dummerweise gilt das nicht für Skype. Allerdings haben wir in letzter Zeit sowieso hauptsächlich WhatsApp zum Videochat genutzt.

Drei Häuser weiter gibt es dann noch Geld aus dem Bankomat und schon sind wir mit unserer Liste fertig.

 

Stockdunkel ist es inzwischen geworden und wir haben noch 150km bis zu unserem geplanten Stellplatz an der Küste des Golfs von California vor uns. Dazwischen gibt es keinen weiteren iOverlander-Platz und bei Nacht und Nieselregen wollen wir auch nicht mordsmäßig herumsuchen. Gegen 21 Uhr bzw. 22 Uhr, haben jetzt Mountain-Time und nicht mehr Pacific-Time, parken wir bei leichtem Regen ein. Sandpiste, wir fahren nicht bis ganz nach vorne an die Klippe, da sich der Weg teilt und wir auf dem Navi nicht sehen können, welches der richtige Weg ist. Bevor wir wieder im Treibsand landen bleiben wir einfach stehen und schauen uns das Morgen in aller Ruhe an.

Nach fast 300km, die Hälfte bei Nieselregen bei Nacht, und dem ganzen Grenzgemache, sind wir hundemüde und nach einem kleine Abendsnack fallen wir wie tot ins Bett.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Golf von California, GPS: 31.547742, -114.261694, riesiger Platz, sehr ruhig, tolle Aussicht aufs Meer vorne an der Klippe, kein Telcel-Netz, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Di. 24.12.19

 

Der nächtliche Nieselregen hat sich gelegt und zum Frühstück kommt die Sonne raus. Leider ziehen nur wenig später wieder Wolken auf. Aber es bleibt vorerst trocken. Da es gestern spät wurde und anstrengend war, lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Bevor wir weiterfahren tuckern wir vor zur Klippe und genießen die tolle Aussicht.

Etappenziel heute ist das Städtchen Puerto Peñasco direkt an der Küste. Wir wollen dort unseren leergeräumten Kühlschrank auffüllen und vom neuen Visum im Pass ein paar Kopien für unseren Vorzeigeordner machen.

30km vor Puerto Peñasco sehen wir schon von Weitem einen großen Sendemasten. Nachdem wir endlos gerade aus durch ein Naturschutzgebiet mit Dünen und ausgetrockneten, salzigen Senken gefahren sind, ohne Anzeichen von Zivilisation, haben wir jetzt mit dem Handy Vollausschlag 4G. Das nutzen wir gleich aus und machen den Heiligabendanruf zuhause.

In Puerto Peñasco steuern wir direkt den Supermarkt an. Mexikanisches Verkehrschaos und Menschenmassen. In einer Nebenstraße finden wir einen passablen Parkplatz für unseren Dicken. Gestern zog eine Gewitterfront durch, und da es keine Kanalisation gibt, steht die Hälfte der Straßen unter Wasser. Als Fußgänger ist es nicht einfach, trochenen Fußes von einer Straßenseite auf die andere zu kommen.

Bevor wir groß einkaufen, machen wir uns auf die Suche nach einem Copyshop. Es gibt wohl einen Papierladen, wo man auch Fotokopien bekommt. Nach mehreren Nachfragen bei Passanten haben wir den Laden eingekreist und bekommen dort auch die gewünschten Kopien unserer Dokumente. Für 12 Kopien bezahlen wir 5,50 Euro, nicht ganz billig, aber wir sind froh, das Thema erledigt zu haben.

Die Mexikanischen Supermärkte sind nicht so strukturiert aufgebaut wie die Amerikanischen. Auch an die anderen Produkte und deren Qualität müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Daher kaufen wir vorerst nur das Nötigste ein. - Zu Weihnachten gibt es ein '3 zum Preis für 2'-Angebot für alle Tequila-Sorten. Obwohl der Preis für bekannte Marken mit 9 Euro je Flasche sehr günstig ist, kommen wir mit dem Angebot für 3 Flaschen auf nur 6 Euro. Was will man mehr.

Beim verlassen der Stadt müssen wir in Nebenstraßen, abseits der Hauptstraße, sehr genau auf die Oberleitungen aufpassen. In Mexiko gibt es 'Wurfverkabelung', wie wir dies bereits aus Asien und Marokko kennen, kreuz und quer über die Straße, und in den Nebenstraßen oft zu niedrig für unser hohes Fahrzeug (3.86m). Auch zwei Polizisten auf ihren Mopeds fahren vorbei und weisen uns auf die tiefhängenden Stromleitungen hin. Wir gelangen ohne Probleme wieder zurück auf die Hauptstraße und raus aus Puerto Peñasco. Etwas außerhalb auf einer Landzunge bei einem Fischerdörfchen soll ein schöner Platz für Overlander sein.

Als wir dort ankommen, sind wir enttäuscht, der Platz liegt am weichen Strand in einer brackigen übel riechenden Lagune, deshalb drehen wir um. Nach erneuter Recherche mit Google Maps finden wir in Stadtnähe direkt am Strand einen günstigen sogenannten Dry camping-Platz.

Der Betreiber möchte 200 Pesos (9,40€/Nacht), heiße Duschen und Dumping/Schmutzwasserentsorgung inklusive. Es gibt zwar kein Trinkwasser und auch keinen Strom, aber beides brauchen wir aktuell nicht. Wir freuen uns auf die heiße Dusche, machen aber nach dem Einparken, in zweiter Reihe vom Strand aus gesehen, zuerst noch einen Strandspaziergang. Im Moment ist Ebbe und bis vor ans Wasser müssten wir durch schlammigen Untergrund waten. In der Bucht, nicht allzu weit entfernt, gibt es einige größere Hotels – Bettenburgen.

Beim Warten auf den Sonnenuntergang treffen wir in Reihe 1 vor uns auf Snowbirds aus Kanada und dem Norden der USA. Alle haben große Trinkbecher für den Sundowner in der Hand und scharen sich um ein kleines Gaslagerfeuer. Nachdem wir den Sonnenuntergang genossen und mit den Leutchen gequatscht haben, wird es Zeit für die Dusche.

Nach der Dusche ist es dann wie zu erwarten stockdunkel und zu frisch zum Raussitzen. Türe zu und gut ist – denken wir. Gleich am zweiten Abend im neuen Reiseland machen wir die Bekanntschaft mit der Liebe der Mexikaner für laute Musik. 200m entfernt in einer kleinen Kneipe wird lautstark Musik abgespielt und das ganze Viertel damit beschallt. Da kann man nur hoffen, dass zur Schlafenszeit Ruhe einkehrt.

 

Übernachtungsplatz:

Campground Concha del Mar, Puerto Peñasco, GPS: 31.316054, -113.552093, großer Platz direkt am Meer, 200 Pesos (9,40€) Drycamping, heiße Duschen und Dumping inklusive, kein Strom, kein Trinkwasser, super Telcel-Empfang, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Mi. 25.12.19

 

Auch wenn der Platz prinzipiell nicht schlecht ist, wollen wir weiter in den wärmeren Süden und wieder freistehen. Wir sind es einfach nicht gewohnt, mit so vielen Leuten zusammen auf einem Platz zu stehen. Blauer wolkenfreier Himmel. Ein letzter kleiner Strandspaziergang, Müll entsorgen, Abwassertank leeren und Frischwasser auffüllen. Dann geht's weiter gen Süden auf die SON#003.

Auf den folgenden Kilometern werden wir stark an Asien bzw. Nordafrika erinnert. Wilde Müllhalden ohne Ende. In der Entfernung sehen wir halbfertige Resorts am Strand für die Snowbirds aus dem hohen Norden, Amerikaner und Kanadier. Wir sind uns nicht klar, ob hier noch gebaut wird oder ob es schon Ruinen wegen Bankrott sind. Die Zufahrten und deren Zustand lässt auf Letzteres schließen.

Nach ca. 50km kommen wir an einer Fahrzeugkontrolle vorbei. Hier müssen wir unseren TIP vorzeigen und den Reisepass. Wir haben die Originale im Container versteckt und zeigen unseren Kopienordner vor. Ist kein Problem und nach einem kurzen Blick gibt es ein freundliches „Feliz Navidad“ und weiter geht die Fahrt.

Schon nach wenigen Kilometern gelangen wir in einen wirklich schönen Teil der Strecke. Über unzählige Kilometer ist das Gelände dicht bewachsen mit Saguaros, Chollas und Organ Pipe-Kakteen. Wir haben ja schon einige in den USA gesehen, aber dieses riesige Gebiet ist ein echtes Highlight.

Auf der weiteren Strecke kommen wir auch immer wieder an gigantischen Feldern vorbei, die von Weitem aussehen, als wären sie mit hohem Gras bewachsen. Aber das Zeugs ist struppiger und eindeutig angesät. Was es ist, haben wir leider nicht herausbekommen. - Wenn es ein Leser unseres Tagebuchs erkennt, dann bitte melden. Danke.

Auf dem letzten Drittel des heutigen Tages bzw. der insgesamt 230km gefahrenen Strecke kommen wir mehr ins Landesinnere. Es wird bergiger.

Unser Ziel heute das kleine Fischerdorf Puerto Libertad, wo es am Strand eine Recreation Area mit Palmhütten gibt.

Als wir dort ankommen, stehen nur zwei Autos mit lokalen Jugendlichen bei den ersten Palmhütten. Wir fahren bis fast ans Ende und parken auf einem größeren Stück zwischen den Hütten ein, stehen jetzt nur ca. 20m vom Wasser entfernt. Superschön.

Noch unterwegs, 30km vor Ankunft, muss ich schlagartig mehrfach niesen und mein Hals fühlt sich komisch an. Trotzdem kann ich mich nicht zurückhalten, gleich nach dem Einparken einen Sprung in die Wellen zu machen. Wir haben es kälter erwartet, Marion schätzt so um die 20°C, und sie bleibt auch deutlich länger drinnen als ich. Mit einem evtl. aufkommenden Schnupfen bzw. Erkältung will ich es nicht übertreiben.

Während Marion das Weihnachtsessen (Schweinerücken in Sahnesoße) zubereitet, mache ich mit der Drohne noch einen kleinen Rundflug. Aber kaum den ersten Akku leer geflogen,

geht die Sonne am Horizont unter und es wird dämmerig.

Eigentlich wollen wir nach dem Essen noch ans Wasser sitzen, aber die Temperaturen sind mir mit meiner inzwischen tropfenden Nase bei untergegangener Sonne doch zu niedrig.

Also gibt es viel heißen Tee auf dem heimischen Sofa. Morgen ist auch noch ein Tag.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Beach, Puerto Libertad, GPS: 29.896070, -112.669600, viel Platz, bis auf ein paar Einheimische sehr ruhig, direkt am Sandstrand, Strand und Brandung sind sauber, nur etwas angeschwemmter Müll, guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Do. 26.12.19 – Sa 28.12.19

 

Do: Mit Tabletten und Hustenbonbons habe ich die Nacht einigermaßen überstanden, aber ich befürchte, da steht heute noch ein Genesungsschläfchen an. Zum Frühstück scheint die Sonne am fast wolkenfreien Himmel.

Als wir unseren Familienweihnachtsvideochat machen sehen wir nur ein paar Meter vom Strand entfernt einen Delphin vorbei schwimmen. Leider ist er alleine und nach 3-4mal auftauchen schnell außer Sicht.

Nachdem wir über 2 Stunden gechattet haben, treibt es Marion an den Strand und der erste ausgiebige Spaziergang steht an.

Mir ist es zu windig und ich bin auch nicht so richtig auf der Höhe, deshalb bleibe zu Hausse und genieße den Ausblick vom Fenster bzw. der Haustüre aus.

Eine nette Entdeckung von Marion sind die vorbildlichen Mülltonnen zur Mülltrennung, die die Einheimischen leider nicht nutzen, wie am Dreck drumherum unschwer zu erkennen ist. Die Tonnen sind deutsches Exportgut, von der Firma WEBER aus Haan. Wir vermuten, dass sie Bestandteil einer subventionierten Umweltaktion sind, oder evtl. von einem Investor, der sicherlich noch nie vor Ort war und keine Ahnung hat von der örtlichen Situation.

Spät nachmittags holt mich dann der grippale Infekt voll ein. Hohes Fieber und Schüttelfrost. Die ganze Nacht über. Eigentlich nur Halbschlaf, Kopf- und Halsschmerzen, Niesanfälle .... - MÄNNERSCHNUPFEN !!!

Marion muss auf so kleinem Wohnraum zwangsläufig leider mitleiden.

 

Fr: Tag 2 Männerschnupfen – noch keine Besserung.

Während der Nacht und morgens noch starker Regen. Als dann die Sonne rauskommt, kann auch ich etwas raus und Marion wieder längere Spaziergänge machen. Sonst hüte ich noch regelmäßig das Bett, da der Kreislauf nicht der Stabilste ist.

Später lässt der Wind nach, das Meer beruhigt sich und der Sonnenuntergang ist schon fast wieder wolkenfrei.

 

Sa: Tag 3 Männerschnupfen - Zusammenfassung des Tages:

Peter: viel Bett hüten, Tee trinken, kurze Spaziergänge ums Auto ...

Marion: lange Spaziergänge am Strand, Hefezopf backen, Peter umsorgen ...

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Beach, Puerto Libertad, GPS: 29.896070, -112.669600, viel Platz, bis auf ein paar Einheimische sehr ruhig, direkt am Sandstrand, Strand und Brandung sind sauber, nur etwas angeschwemmter Müll, guter Telcel-Empfang, sehr empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

So. 29.12.19

 

Hochzeitstag !! Der 29igste am 29igsten .... Meine Gesundheitssituation lässt es leider nicht zu, diese Schnapszahl zum Frühstück zu feiern bzw. zu begießen. Und vorweg genommen, Marion hat abends auch leichte Halsschmerzen und keine Lust auf Tequila.

Nach dem Frühstück packen wir zusammen. Ich denke, ich schaffe die nächste Etappe auf dem Beifahrersitz und Marion kommt seit längerem mal wieder in den Genuss, die ganze Strecke zu fahren.

Die Straße verläuft etwas ins Landesinnere, bergiger, mit wenig Aussicht aufs Meer. Nachdem wir zig Kilometer durch Halbwüste mit Millionen von Kakteen durchquert haben,

kommen wir durch Landstriche, in denen professionell und in sehr großem Stil Gemüseanbau betrieben wird. Felder so weit das Auge reicht bebaut mit nur einer Sorte Gemüse und angrenzend eine andere Sorte wiederum auf megagroßem Feld. Hier wird definitiv geklotzt und nicht gekleckert.

Nach ca. 190km kommen wir im Küstenörtchen Bahia de Kino an und fahren direkt zum Islandia RV-Park, der im alten Stadtteil liegt, laut iOverlander einen gewissen Charme besitzt und günstig ist.

Es sind noch Plätze frei. Da wir aber kein full-hookup möchten, tut sich die Lady zuerst etwas schwer. Es könnten ja noch andere kommen, die das lukrativere Full-hookup haben wollen. Auf unserem gemeinsamen Gang über den Platz entdecken wir ganz vorne am Eck des Campground, neben einer kleinen Cabana, 3 kleine Autoparkplätze direkt an der Strandmauer. Davor ist nur noch ein kleiner Streifen Sand, auf dem theoretisch Zelte stehen können. Da die Cabana-Mieter zur Zeit nicht da sind und wir wahrscheinlich sowieso max. 1-2 Tage bleiben, dürfen wir diesen schönen Platz für den tollen Preis von 160 Pesos (ca. 8€) beziehen. Wir haben die beste Aussicht auf dem Platz aufs Meer und den Strand und fast keine Nachbarn. Was will man mehr.

Marion geht noch zum Hausfriseur und dann genießen wir die heiße Dusche, die im Preis inbegriffen ist.

Den restlichen Mittag über schauen wir fasziniert den Pelikanen beim Fischfang zu. Sie stürzen wie Stukas ins Wasser. Wir sind uns nicht sicher, ob das immer zum Erfolg führt, vor allem wenn sich vier gleichzeitig auf dieselbe Stelle stürzen.

Zur Feier des Tages wollten wir am Abend in ein Restaurant gehen und endlich auch kulinarisch in Mexiko ankommen. Aber leider scheint sich Marion bei mir angesteckt zu haben und hat einen dicken Hals. Daher bleiben wir zu Hause, kochen Tee und verschieben das Essengehen auf später, wenn wir beide wieder auf der Höhe sind und es genießen können.

Der tolle Sonnenuntergang mit aufgehender Mondsichel am blau-violetten Himmel entschädigt ein bisschen.

 

Übernachtungsplatz:

RV-Park Islandia, Bahia de Kino, GPS: 28.823291, -111.947048, kleiner RV-Park direkt am Strand, Drycamping 160 Pesos, Full-hookup 370 Pesos, Duschen einigermaßen sauber und sehr heiß, Strom, kein Trinkwasser, Martha spricht Englisch, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Mo. 30.12.19

 

Den ganzen Morgen diskutieren wir, ob wir weiterfahren sollen oder nicht. Da Marion noch kränkelt bleiben wir stehen und gehen nachher im Städtchen ein wenig bummeln.

Der ursprüngliche alte Stadtteil von Bahia de Kino ist überschaubar und gut zu Fuß zu erkunden. Wir checken kurz den Supermarkt, ein paar Tomaten und eine Avocado, nehmen verschiedene Leckereien beim Bäcker mit und erstehen beim Fischhändler eine Tüte, sicher mehr als ein Kilo, Riesengarnelen für nur 9 Euro. Mit diesen Schätzen machen wir uns wieder Richtung Strand und RV-Park auf. Zwischendurch laden wir noch die Sim-Karte mit weiteren 5 GB Datenvolumen auf und da sich der kleine Hunger meldet teste ich/P beim fahrenden Händler noch einen Taco mit würzigem Schweinefleisch als Zwischensnack.

Vorne am Strand ist ein kleiner touristischer Bereich mit Restaurants und Krimskramsbuden. Wir nehmen von dort den direkten Weg über den muschelübersäten Strand zurück zu unserem Stellplatz.

Zum Mittagessen gibt es auf die Schnelle die frischen, leider etwas weichen Brötchen mit Guacamole und Käse.

Den Rest des Tages verbringen wir zum Auskurieren in der Sonne, schlafen, lesen, Bilder sortieren und was uns sonst so einfällt.

Als ein Churros-Verkäufer (in Fett ausgebackenes Spritzgebäck in länglicher Stangenform) mit seinem Karren über den Campground wandert genehmige ich mir ein Tütchen, als ich gerade von einem kleinen Strandspaziergang zurückkomme.

Auch bekomme ich wieder einen Pelikan im Sturzflug vor die Linse.

Zum Abend hin umgibt unser Fahrzeug eine intensive Knoblauchwolke, als Marion die Hälfte der Gambas in Olivenöl mit mehreren zerhackten Zehen Knoblauch anbrät. Wir müssen die Jungs noch putzen; hierbei werden Erinnerungen wach an die Spanische Kneipe in Stuttgart, in der wir regelmäßig zu Gast waren, als Marion während ihres Studiums noch in Stuttgart wohnte.

Von unserem Platz aus haben wir einen tollen Blick auf den dramatischen Sonnenuntergang und auf die Pelikane, die sich kamikazeartig auf Fische stürzen - direkt in unserem Vorgarten.

 

Übernachtungsplatz:

RV-Park Islandia, Bahia de Kino, GPS: 28.823291, -111.947048, kleiner RV-Park direkt am Strand, Drycamping 160 Pesos, Full-hookup 370 Pesos, Duschen einigermaßen sauber und sehr heiß, Strom, kein Trinkwasser, Martha spricht Englisch, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Di. 31.12.19

 

Heute müssen wir uns etwas sputen und dürfen beim Frühstück nicht trödeln. Wir haben uns für heute viel vorgenommen. Trotzdem genehmigen wir uns nochmal eine heiße Dusche. Eigentlich hatten wir gestern mit dem lokalen Trinkwasserhändler vereinbart, dass wir so gegen 10 Uhr vorbeikommen und er uns mit seinem Schlauch die Tanks befüllt. Aber als wir vorbeifahren ist geschlossen. Pech. Dann müssen wir halt in Hermosillo auffüllen.

Auf den ersten 23 Kilometern kommen wir wieder an dem mit riesigen Saguaros übersäten Gelände vorbei. Leider ist alles eingezäunt, sonst wären wir mal daneben gefahren, um die Größenordnung als Vergleich zu photographieren.

Die weiteren 100 km bis nach Hermosillo sind die übliche etwas trockene Landschaft. Die Regenfälle vor ein paar Tagen haben zwischendrin doch einiges Grün zum Vorschein gebracht. Wieder kilometerlange Felder - Billige Arbeitskräfte und sicher billiges Land ohne Ende.

In Hermosillo fahren wir direkt zum Costco, da wir ja eine Membership-Karte aus den USA haben. Das Sortiment ist eingeschränkt, und immer Riesen-Familienportionen, so dass wir uns nur bedingt eindecken können. Die Portionen sind oft einfach zu groß. Aber der Wagen wird trotzdem voll. Um den Rest von der Einkaufsliste zu erledigen, fahren wir weiter zum Walmart, müssen aber feststellen, dass dieser eine Mexikanische Variante ist und es viele Produkte, die wir aus den USA kennen, hier so nicht gibt. Aber letztendlich sind die Schränke wieder voll.

Bevor wir Hermosillo verlassen, wollen wir noch die Wassertanks auffüllen. Wir fahren einen von mehreren im Stadtgebiet verteilten Wasserhändler an – Agua purificada. Zu wenig Platz, um nahe genug für den Schlauch einzuparken. Wahrscheinlich hätte der Schlauchanschluss sowieso nicht gepasst. Der Händler ist sehr freundlich und hilft uns weiter; wir werden ca. 700m weiter zum nächsten Händler mit viel Platz vor dem Haus gelotst. Aber auch hier stellt sich die Inkompatibilität der Anschlüsse als Problem heraus. Finale Lösung ist, dass wir insgesamt 8 x 20L Gallonen Wasser nacheinander mit der Pumpe in die Tanks umschlauchen. Dauert etwas, aber am Ende ist der Tank randvoll. Die 160l Trinkwasser kosten uns 100 Pesos, also umgerechnet 4,73 Euro.

Jetzt wird es aber Zeit, es ist inzwischen schon nach 16 Uhr. In Deutschland knallen schon kräftig die Sektkorken, und wir wollen noch 140km bis zu unserem nächsten Standort. Idealerweise noch bei Tageslicht, aber das wird wohl nicht zu schaffen sein. Wir machen noch ein paar Skype-Anrufe bei der Familie und wünschen allen ein gutes neues Jahr.

Die Reststrecke ist recht monoton und verläuft schnurgerade nach Osten. Außer einer riesigen Zementfabrik, unzähligen Maria/Jesus-Schreinen am Wegesrand und 2-3 kleinen Dörfern mit den lästigen Topes (Bodenschwellen), geht die Fahrt durch nicht besonders spannendes leicht bergiges Gelände.

Unterwegs schauen wir immer nach Abfahrten bzw. etwas versteckten Ausweichbuchten, um evtl. doch noch bei Tageslicht einen Stellplatz zu finden. Aber alles ist Ranchgebiet und eingezäunt und die Gatter sind verschlossen. Also müssen wir weiterfahren bis wir was geeignetes finden.

Als wir nach Tecoripa reinfahren bin ich schon fast versucht, an der Pemex-Tankstelle zu fragen, ob wir hier übernachten können, und wir könnten dann noch ein bisschen der Silvesterfeier im Dorf mitbekommen. Marion ist von der Idee nicht begeistert, erwartet zu viele neugierige Besucher die ganze Nacht und will lieber noch die restlichen paar Kilometer fahren bis zu dem iOverlander-Stellplatz in der Wildnis. Wir vereinbaren, sollte der Platz nicht gut sein, fahren wir ins Dorf zurück.

Die Abfahrt ist an einem weiteren Heiligenschrein, eine cattleguard-Einfahrt, also ohne Gatter, aber mit Bodengitter, über das die Rindviecher nicht gehen. Das ist schon mal gut. Die restlichen 800m sind zwar etwas zugewachsen und der eine oder andere Ast verziert unser Fahrzeug mit weiteren Lackkratzern, aber schlussendlich kommen wir an der beschriebenen kleinen grasbewachsenen Lichtung mitten im Busch an. Zweimal vor und zurück und schon stehen wir schön eben und in „Fluchtrichtung“.

Es ist stockdunkel, die Grillen zirpen und der Himmel ist voll Sterne. Wir sind erledigt, nach 250km und dem Einkaufen, Wasser tanken, und sind gespannt, ob wir den Jahreswechsel noch wach erleben werden.

Auf die Schnelle gibt es als Abendessen mit Käse gefüllte Tortellini, die wir vorher frisch gekauft haben, und dazu Pestosoße. Lecker und schnell zubereitet.

Müde kämpfen wir uns durch den Abend und schaffen mit Ach und Krach den Jahreswechsel. Wir versenden noch ein paar WhatsApp Nachrichten und geben dann unserem Drang nach Schlaf nach. Hier draußen hören und sehen wir nichts von all dem Trubel rund um die Welt, wir haben nur Millionen Sterne am Himmel, die ich/P noch eine Weile durchs Dachfenster bewundere. Diese Stille und vollständige Dunkelheit weit draußen, weg von der Zivilisation, und am Himmel die Sterne der Milchstraße, das begeistert uns immer wieder auf unserer Reise.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen östlich von Tecoripa, Route #16, GPS: 28.613976, -109.910027. Für große Fahrzeuge, wie unseres, etwas zu schmale Einfahrt und eng stehende Büsche. Könnte Kratzer geben, wenn man bis zum angegebenen Standort will. Absolute Stille, empfehlenswert, besonders für kleinere Fahrzeuge, guter Telcel-Empfang

Hier wieder die Kartenübersicht der 75. und 76. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2019_Dez_2

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