Di. 01.10.19
Die Nacht war eindeutig milder als gestern und die Gräser draußen sind nur leicht mit Raureif überzogen, der nach dem Frühstück dann schon wieder weg war. Wir hatten einen herrlichen Sternenhimmel und es war knackig kalt, daher haben wir heute Morgen mit Sonnenschein und Kälte gerechnet. Leider ist es durchgehend grau, so dass auch der Mount Robson zwar frei zu sehen ist, aber ohne Sonne.
Wir sind uns noch unschlüssig, was wir machen sollen und diskutieren auch über die Reiseroute in größerem Maßstab, um zu ermitteln, wie lange wir uns bei schlechtem Wetter irgendwo in Ruhe hinstellen können, ohne die weitere Route dadurch wegen des kommenden Winters zu gefährden. Als erstes fahren wir deshalb ca. 1 km vom jetzigen Platz auf einen Rastplatz, an dem es ein super starkes offenes Wifi von Telus gibt. Hier laden wir Text und Bilder auf die Homepage hoch, skypen sehr lange mit den Eltern und checken einige Punkte im Internet.
Eigentlich war noch eine 10 km Fahrradtour zum Kinney Lake am Fuße des Mount Robson geplant, aber das Wetter hat sich nicht verbessert, ist nicht wärmer geworden. So fällt die Fahrradtour aus und wir machen uns auf den Weg zurück nach Jasper, um dort den Maligne Canyon Trail zu laufen und abends auf einen der südlich von Jasper gelegenen Campgrounds zu stehen.
Schon nach wenigen Kilometern haben wir den Mount Robson nochmals in seiner vollen Pracht direkt in Fahrtrichtung vor uns liegen.
Über viele Kilometer begleitet uns der Moose Lake vor schöner Bergkulisse.
Nach ca. 65 km halten wir direkt auf das Pyramid Mountain Massiv zu. Heute mal von der Rück-/Westseite, von wo aus die Pyramide nicht so schön zu sehen, wie gestern Morgen von Norden her.
Wildlife gibt’s natürlich auch. Zuerst zwei große Elche, allerdings sehr weit entfernt in einer sumpfigen Wiese, und diesen jungen Elchbullen mit noch recht überschaubarem Geweih. Er steht in einem kleinen Teich und frisst Pflanzen, auf der gegenüber liegenden Straßenseite. An der nächsten Ausfahrt drehen wir um. Bevor wir nahe genug sind, läuft er über die Straße und entwischt dort in den Wald. Schade.
Wieder in Jasper geht es zuerst zum Visitor-Center, um dort ein paar Infos über die noch offenen Campgrounds einzuholen bzw. in Erfahrung zu bringen, ob es hier ein Recreation center mit heißen Duschen oder einem Swimmingpool gibt. Es gibt aktuell nur noch eine öffentliche Dusche in einer Coin Laundry mitten im Ort; soll ca. 7,50C$/Pers kosten – ziemlich teuer. Na mal sehen, ob wir noch Lust haben, wenn wir aus dem Canyon zurückkommen.
Der Maligne Canyon ist nur 7 km von Jasper entfernt und das interessanteste Stück davon verläuft vom Parkplatz aus bis zur 4. Brücke. Man könnte zwar noch 2x4 km, hin und zurück, weiter bis zur 6. Brücke gehen, aber diese Strecke geht nur am Maligne River entlang und ist nicht mehr so spannend.
Die Strecke bis kurz nach der 4. Brücke sind 2 km one way. Es geht recht steil hinunter, und natürlich nachher auch wieder hinauf. Das Wasser hat eine schmale und an manchen Stellen schöne Klamm in den Fels geschnitten. Besonders schön am Schluss, nochmal bei der 1. Brücke mit dem kleinen Wasserfall. So ein Canyon ist doch immer wieder schön. Peter ist nur mäßig davon beeindruckt, da wir vor einem Jahr (20.09.18) kurz nach Grenzübertritt in die USA im Osten des Kontinents bei den Finger Lakes im Glen State Park eine wirklich faszinierende Klamm durchwandert haben. Da kann diese bei weitem nicht mithalten.
Auf dem Weg zurück nach Jasper sehen wir schon von weitem mehrere Autos mit Warnblinker am Straßenrand und einige Ranger rumspringen. Das kann nur Wildlife-Begegnung bedeuten! Es handelt sich um das allabendliche Ritual, wenn die Elk (Wapiti)-Herde über den Hwy zieht, und zwar total unbeeindruckt vom gesamten Verkehr. Für uns Touristen natürlich die Attraktion. Die Tiere so aus nächster Nähe zu beobachten, ist man versucht, mit der Hand hinaus zu fassen und zu streicheln. Ist nicht mehr das natürliche, scheue Wildtierverhalten, aber man sollte sich nicht verleiten lassen, vor allem jetzt in der Brunftzeit, wenn das Aggressionspotential bei den Wapiti-Hirschen hoch und sehr explosiv ist.
Als wir 20 min später ein paar Kilometer südlich auf den großen Wapiti-Campground fahren, bekommen wir von der Rangerin an der Kasse gleich noch ein Hinweisblatt wegen der Brunftzeit und den damit verbundenen Gefahren in die Hand gedrückt. Auch mit dem Essen muss man aufpassen, da Schwarzbären in der Gegend sind und immer gerne helfen, den Tisch aufzuräumen ....
Wir haben heute den etwas teureren Campground gewählt, da er in der Nähe der Stadt liegt und wir Morgen nochmal ins Visitor-Center wollen. Außerdem sind gute heiße Duschen im Preis enthalten, wodurch sich der Gesamtpreis von 27,40$ (=18,30€) relativiert. Nochmal 'rausfahren wollten wir nicht. Viele CG sind jetzt schon geschlossen und im Umkreis von fast 50 km gibt es keinen freien Platz mehr.
Wir probieren gleich die heißen Duschen und dann gibt es noch eine Portion von unserem leckeren Elchgulasch.
Übernachtungsplatz:
Wapiti Campground, Jasper, GPS: 52.837550, -118.063641, 27,40 C$ inkl. heißer Duschen, nur 4 km südlich von Jasper.
Mi. 02.10.19
Diese Nacht war wegen der Bewölkung nicht ganz so kalt. So springt der Moppel gut an, obwohl er trotz der moderaten Temperaturen immer noch kräftig qualmt und die gesamte Nachbarschaft einnebelt. Aber bevor der Luftdruck nicht ausreichend aufgebaut ist und die Bremsen sich öffnen, ist es nichts mit Wegfahren.
Im Visitor-Center erreichen wir Oli. Er leitet uns die endlich angekommenen Registrierungsdaten für das Tan2Go-Verfahren weiter, das inzwischen auch schon für die Online-Anmeldung notwendig ist. Nach einigen Fehlermeldungen und verzweifeltem Suchen nach der Stelle für die Eingabe des Verifizierungscodes, haben wir endlich wieder Zugriff auf unser Konto und können die Visa-Karten wieder mit Guthaben versorgen bzw. unsere Kontobewegungen kontrollieren.
Noch ein paar WhatsApp-Nachrichten an unsere Reisefreunde und schon geht es wieder auf die Piste gen Süden. Von Jasper führt der Icefield-Parkway längs durch beide Nationalparks bis hinunter nach Banff. Unser Etappenziel heute ist ein Stellplatz kurz nach der Grenze zum Banff-NP, allerdings 20 km außerhalb der NP-Grenzen am David-Thompson-Hwy Richtung Red Deer auf public land.
Auf den folgenden knapp 200 km fahren wir durch faszinierende hochalpine Bergwelt voller knapp 4000 m hohen Gipfel und besuchen neben dem Athabasca-Gletscher noch zwei Wasserfälle.
Bevor wir zum ersten Wasserfall, dem Athabasca-Fall, kommen, haben wir von einem Viewpoint aus einen guten Blick nach Westen auf den Athabasca-Pass zwischen zwei Gipfeln.
Der kleine Spaziergang zu bzw. um den Athabasca-Fall ist eine nette Abwechslung zu der Fahrt zwischen all den schneebedeckten Bergen. Natürlich sind Berge, vor allem so hohe und massive Brocken wie hier, immer toll, aber nach zig Kilometern und hinter jeder Kurve ein schöneres Exemplar, besonders bei Sonnenschein, kann auch das mit der Zeit zu viel für den Kopfspeicher werden. Da ist solch eine Unterbrechung, auch wenn dieser Wasserfall jetzt nicht überragend ist, doch recht nett und hilfreich.
Hier ein paar Bilder von den nächsten 50 km, die aber alle nicht die Weite und Erhabenheit der Massive wiedergeben können, wenn man klein und winzig zwischendurch fährt.
Mit dem Sunwapta-Wasserfall haben wir die zweite Reiseunterbrechung. Auch er ist in seiner Größe nicht wirklich herausragend, aber wir lieben Wasserfälle, weswegen sie für eine Pause immer wieder gerne genommen werden.
Und weiter geht’s ... Berge ohne Ende!
Kurz vor dem Columbia-Icefield und unserem nächsten Ziel dem Athabasca-Gletscher kommen wir an der Glasplattform vorbei, auf der man über den tiefen Canyon gelangt, den der sich zurückziehende Gletscher in den letzten Jahrhunderten gegraben hat. Das Vergnügen muss teuer bezahlt werden. Scheint aber genug Zahlende zu geben, wenn man die wartenden Schlangen betrachtet ... man kann es fast nicht glauben. Das Kombiticket (Spaziergang über dem Canyon + Fahrt mit einem Spezialbus hinauf auf den Gletscher) kostet zusammen 114 C$ (76€)/Pers. Wir verzichten gerne. Wir haben ja in Alaska den einen oder anderen Gletscher erkraxelt und in eine Canyonschlucht zu schauen, ist auf unserer langen Reise auch nicht gerade etwas Seltenes und meistens umsonst.
Und zu guter Letzt das Columbia-Icefield. Man könnte nicht meinen, dass es Anfang Oktober ist und der Winter bald losgeht, bei DEN Menschenmassen (sehr hoher Prozentsatz asiatischer Herkunft), die sich hier tummeln.
Die Gletscherzunge hat sich, wie überall auf der Welt, dramatisch zurückgezogen, so dass man die frei gewordene Strecke seit 1915 zum großen Teil mit dem Fahrzeug zurücklegen kann. Den Schutthaufen, Hinterlassenschaft der letzten 50 Jahre, muss man zu Fuß überwinden, um den Beginn des Gletschers auf der anderen Seite zu erreichen. Da man aus Sicherheitsgründen nicht auf das Gletschereis darf, außer via der teuren Bustour bis in die Mitte der Gletscherzunge, betrachten wir die Eisschlange vom Hügel aus. In der Ferne können wir die „Ameisen“ und „Spielzeugbusse“ auf der grellen Gletscheroberfläche im Gegenlicht erkennen.
Als wir zurück auf den Icefield-Parkway fahren und nochmal zurück blicken, sehen wir wie gerade ein Wolkenwasserfall oben an der Gletscherkante, der kalten Luft folgend, abfließt. Toll, wir parken auf dem großen Parkplatz des Icefield-Hauses nochmal ein und schauen der Wolkenwand noch eine Weile beim Abfließen zu. Auch die Berge rundherum erstrahlen, als die Sonne durch die Wolken bricht.
Nach dem Gletscher geht es kontinuierlich nach oben bis wir am Scheitelpunkt auf fast 2100 m sind; dann hinunter, in langgestreckten Serpentinen in die Täler mit gigantischen Steilwänden im Banff-Nationalparks. Leider ist das Wetter hier deutlich schlechter; als wenn der Jasper-NP die Sonne heute für sich alleine gepachtet hätte.
An der Abfahrt auf den David-Thompson-Hwy Richtung Red Deer werden wir von zwei Rehen begrüßt.
Nach ca. 10 km verlassen wir das Gebiet des Banff-NPs. Das Gelände, durch das sich der North Saskatchewan River schlängelt ist Crown Land. Hier darf man frei stehen. Nach weiteren 10 km nehmen wir eine Abfahrt und folgen einem holprigen Waldweg bis runter zum Fluss. Hier gibt es zig tolle Stellmöglichkeiten und nach etwas Suchen entscheiden wir uns für eine große ebene Fläche mit viel Licht und gutem Blick auf die Berge der anderen Flussseite. Eine Feuerstelle aus Flusssteinen gibt es auch, so dass ich gleich nach der Ankunft, während Marion das Abendessen kocht, ein Lagerfeuer starte.
Als wir gemütlich am Feuer sitzen, setzen zwei Jäger mit einem Aluboot von der anderen Flussseite über. Die beiden stehen ca. 100 m entfernt mit einem Pickup Truck und großem geschlossenen Anhänger. Eine halbe Stunde später stehen sie mit einer Tasse Kaffee bei uns am Lagerfeuer; sie sind natürlich sehr an unserem Gefährt und unserer Reise interessiert.
Gegen 22 Uhr wird es Marion zu frisch. Wir legen kein frisches Holz mehr auf, sondern kümmern uns darum, dass die Glut komplett runter brennt. Als wir gegen Mitternacht ins Bett gehen, wird nochmal kontrolliert.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am North Saskatchewan River, GPS: 51.997948, -116.499163, unzählige tolle Plätze mit Steinfeuerstellen direkt am Fluss, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Do. 03.10.19
Heute ist endlich mal wieder ein Ruhetag bzw. besser gesagt ein Indoor-Tag, da das Wetter nicht kalt ist, aber auch nicht zum Raussitzen animiert. Es gibt ja sowieso reichlich Bilder zu sortieren und Marion wirbelt den ganzen Tag in der Küche herum. Hefezopf backen, Gemüseeintopf schnippeln und kochen, Gewürze umfüllen und beschriften .... Und ruckzuck ist es schon wieder Abend.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am North Saskatchewan River, GPS: 51.997948, -116.499163, unzählige tolle Plätze mit Steinfeuerstellen direkt am Fluss, sehr ruhig, sehr empfehlenswert
Fr. 04.10.19
Der heutige Tag startet wie so oft. Gestern und heute Morgen beim Frühstück haben wir mit sehr viel Aufwand fünf verschiedene Routen für die nächsten 2-3 Wochen diskutiert, um möglichst den optimalen Pfad inkl. Wetterberücksichtigung zu finden, um den Süden von Alberta komplett abzugrasen.
Bei der ausgewählten Route soll es nun wieder zurück in den Banff-NP gehen und nach 2/3 der Strecke nach Westen in den Kootenay-NP, abends dann ein Stellplatz in der Nähe der Radium Hotsprings und ein entspannendes Bad im Freibecken.
Gerade als wir vom Fluss weg aus dem Wald rauskommen und nach Westen abbiegen wollen, sehen wir die Berggipfel im Banff-NP mit dicken Wolken behangen bis weit hinunter. In diese 'Suppe' wollen wir nicht fahren. Also kurzentschlossen die Pläne über den Haufen geworfen und ab nach Osten, in die entgegengesetzte Richtung. Hier sind die Bergketten frei von Wolken und die Sonne scheint am hellblauen Himmel.
Nach kurzer Zeit erreichen wir den langgestreckten Abraham Lake, der durch das Aufstauen des North Saskatchewan Rivers entstanden ist.
Der Lichteinfall färbt den See in hellgrünem Smaragd. Wunderschön mit den Schneegipfeln im Hintergrund.
Entlang des Sees gibt es viel public land und man kann überall toll frei stehen. Auch als wir die Abfahrt nach Süden zum Damm nehmen, fahren wir 4 km durch public land, das massiv von ATV-Fahrern genutzt wird, wie die Spuren überall zeigen. Der Damm selbst ist nicht sehenswert, aber die Flussschleife darunter ist schön. Und da wir schon gerade mal hier sind, machen wir gleich Mittagspause.
Der nächste Etappenpunkt sind die Crescent Falls und der davor liegende Canyon. Vom 1. Aussichtspunkt aus gehen wir noch ein paar hundert Meter zu weiteren, von denen aus wir direkt an der Kante in den Canyon schauen können. So ein Canyon aus der Nähe gibt immer was her.
4 km weiter kommen wir dann am Parkplatz in der Nähe des Wasserfalls an. Auch diesen kann man von verschiedenen Positionen aus betrachten oder sogar direkt ans hinabstürzende Wasser gehen. Marion testet gleich mal die Temperatur und macht Anstalten hinein zu springen.
Auf der Rückfahrt Richtung Hwy hören wir, dass unsere Motorbremse komische Zischgeräusche von sich gibt. Diese werden mit der Zeit immer stärker und der Bremseffekt geht auch weitestgehend verloren. So ein Mist. Aber hier ist nirgends ein geeigneter Ort, um die mobile Werkstatt auszupacken.
Jetzt geht es erst mal weiter auf dem David-Thompson-Hwy Richtung Nordegg. Kurz vor Nordegg geht’s rechts weg, auf die fast 200 km lange Forest Trunk Road, parallel zum Banff-NP gen Süden. Diese wollen wir bis zur Hälfte fahren, die Ram-Falls besuchen, und uns dann nach Osten Richtung Drumheller mit seinen Dinosauriern durchschlagen.
Bis zum Ram-Wasserfall ist die Straße eher unspektakulär und verläuft bergauf/bergab durch den Wald, nur hin und wieder zeigen sich die Berge.
Als wir am Ram-Wasserfall ankommen, weht eine steife Brise. Mützen auf! Nach einem kurzen Fußmarsch haben wir vom Rand der Schlucht schon einen schönen Blick auf den Wasserfall. Auf einem Steg kann man auf eine kleine Aussichtsplattform hinabsteigen, um näher ranzukommen. Auf der Plattform pfeift der Wind so stark, dass ich beim Photographieren die Brille gut festhalten muss, damit sie mir nicht von der Stirn geblasen wird.
Die Sonne steht nachmittags leider auch nicht optimal, daher müssen wir versuchen im Gegenlicht Bilder zu machen. Als es uns irgendwann zu kalt wird, entdecken wir beim Aufstieg Steinböcke am Hang in der Sonne liegen. Beim Abstieg sind sie uns nicht aufgefallen. Warum sie nicht weiter oben am Waldrand etwas windgeschützter in der Sonne liegen, verstehen wir nicht.
Nach dem Ram-Wasserfall durchqueren wir den oberhalb liegenden Canyon und kommen wieder zurück auf die Forststraße. Das Plateau wird jetzt lichter und ist stark wirtschaftlich genutzt. Wir kommen an einem kleinen Parkplatz an einem See vorbei und können uns nicht entscheiden, hier schon für den Abend einzuparken, da wir noch etliche Kilometer Fahrt vor uns haben, wo es sicher noch weitere Stellplätze gibt
Zu unserem Leidwesen ist dies ein Trugschluss gewesen und je weiter wir aus dem public land rauskommen, desto weniger freie Fläche gibt es. Abgeschlossene bzw. eingezäunte Landschaft links und rechts der Straße, kein Platz zum Hinstellen in Sicht. Letztendlich fahren wir fast 100 km weiter als geplant und landen in dem Ort Sundre, wo es in der Nähe des Heimatmuseums einen municipalen Campground geben soll, der aber geschlossen hat. Als wir schon weiterfahren wollen, sehen wir, dass der große Parkplatz in der Nähe für Overnight parking von RVs vorgesehen und erlaubt ist. Der Platz ist beinahe leer und eben und deshalb bleiben wir gleich stehen; genug gefahren für heute.
Ich/P ziehe mir, bevor es dunkel wird, noch die Arbeitsklamotten an und klettere mal nach unten, um nachzuschauen, wo es evtl. raus blasen könnte. Der Flansch, in dem die Motorbremsenklappe sitzt, ist außen etwas rußig, und ich bin der Meinung, dass die Dichtung etwas rausschaut. Dafür muss man aber zu zweit sein und die Fahrerkabine kippen und dazu ist es heute zu spät.
Übernachtungsplatz:
Free RV-Parking im Zentrum von Sundre, GPS: 51.796275, -114.640077, weit genug von der Hauptverkehrsstraße entfernt, beim Museum um die Ecke, relativ ruhig, empfehlenswert
Sa. 05.10.19
Das Problem mit der Motorbremse lässt mir keine Ruhe, so dass wir nach dem Frühstück gleich die Arbeitsklamotten anziehen, die Fahrerkabine kippen und loslegen. Die Dichtung zwischen der Motorbremse und Turbolader sitzt nicht mehr richtig, da die Schrauben etwas locker sind. Wir machen die Schrauben weit auf, damit wir den Dichtring wieder an seine Position schieben können und ziehen dann reihum die Schrauben wieder an. Somit ist jetzt am Zylinder kein Spiel mehr. Wir sind gespannt, ob nun wieder alles dicht ist.
Ich schmiere noch das Lenkgestänge ab und prüfe den Hydraulikölstand bei laufendem Motor für das Lenkgetriebe. Dabei sieht Marion, wie Abgase beim 2. Zylinder auf der Fahrerseite rauskommen. Auch der Frischluftkrümmer hat hier schon etwas Ruß angesetzt. Das kommt uns bekannt vor. Da ist evtl. schon wieder ein Alu-Dichtring unter der Einspritzdüse defekt. Ich mache die Zuleitungen der Düse auf, muss aber feststellen, dass ich ohne Abziehvorrichtung keine Chance habe, die Düse entfernen zu können. Schade, den richtigen Dichtring hätte ich dabei. Ich verschraube wieder alles und ziehe mit dem Drehmomentschlüssel die Druckmutter wieder an. Dann bleibt uns nur noch zusammen zu packen und zu starten.
Beim ersten Test stellt sich leider heraus, dass immer noch viel Luft abgeblasen wird und der Bremseffekt der Motorbremse zu wünschen übrig lässt. Vermutlich ist der Zylinder undicht geworden, da er zu viel Spiel hatte. Im Stand kann ich das Problem nicht genau identifizieren und während der Fahrt geht es logischerweise auch nicht.
Wir fahren in Sundre noch zu zwei Werkstätten, aber der eine kann nicht helfen und die andere LKW-Werkstatt hat erst wieder am Montag auf. Es macht keinen Sinn stehenzubleiben, also geht es wieder raus auf den Hwy.
Heute fahren wir den ganzen Tag durch Prärie-Land, das komplett zur Kornkammer umgewandelt wurde. 150 km nur Kornfelder, Mais, Saubohnen und Silos über das ganze Land verstreut. Zwischen all den Feldern bzw. mittendrin gibt es unzählige Ölpumpen. Sieht aus wie in Texas, nur dass hier alles von Landwirten durchgeackert wurde.
In Olds machen wir beim Walmart Mittagspause und im Canadian Tire bekomme ich auf Nachfrage nach einer Deutz-Werkstatt in der Umgebung den Tipp, ich soll mal in Trochu, liegt auf unserer Strecke, beim Landmaschinenhandel nachfragen. Hier haben sie richtig großes, kräftiges Ackergerät, da wird nicht gekleckert.
Als wir in Trochu ankommen, hat die Werkstatt schon zu, aber gerade als wir wieder vom Hof fahren wollen, hält ein Pickup Truck bei uns an und informiert uns, dass unser Moped nicht mehr steht, sondern liegt – hat sich schon wieder selbstständig gemacht bzw. der Sicherungsspanngurt ist wieder gerissen. Obwohl doppelt gesichert, ist ein Gurt gerissen, den ich überhaupt nicht auf dem Radar hatte. Mist!
Der Infogeber ist gleichzeitig der Chef der Werkstatt gegenüber und er meint, wir sollen kurz rüber kommen und seinen Chefmechaniker fragen, ob er mir wegen der Einspritzdüse helfen kann. Kann er leider nicht. Deshalb machen wir uns draußen im Hof daran, das Moped wieder mit der Seilwinde nach oben zu hieven und es noch ausgeklügelter zu sichern. Nachdem das Lagerfeuerholz auch wieder sicher zwischen den Mopeds verstaut ist, geht es endlich weiter Richtung Drumheller.
20 km vor Drumheller liegt der sogenannte Horseshoe-Canyon. Als wir dort auf dem Parkplatz eintreffen, sehen wir sofort das No-Overnight-Camping-Schild. Muss frisch sein, da hier im August noch andere Reisende laut iOverlander übernachtet hatten. Für Fotos ist es schon zu schattig im Canyon und daher verschieben wir diese auf unsere Weiterreise nach Calgary; dann müssen wir hier sowieso nochmal vorbei.
In Drumheller wollen wir im Aquaplex noch eine Runde schwimmen und heiß duschen, aber leider ist die Saison vorbei und es wird nichts daraus.
Die Abendsonne bescheint gerade den weltgrößten Dino direkt beim Visitor-Center, so dass wir kurz darunter einparken und ein Bild schießen.
Wir könnten in Drumheller beim Walmart stehen oder 17 km bis zum Horse Thief Canyon fahren und hoffen, dass dort nicht auch inzwischen eine Verbotstafel hängt. Wir behalten uns den Walmart als Notlösung im Hinterkopf und fahren zum Viewpoint Horse Thief Canyon. Als wir ankommen geht die Sonne gerade über dem Canyon unter.
Kein Verbotsschild. Wir parken ein. Kaum sind wir in der Hütte wird es auch schon dunkel. Wir sind ganz alleine, nur die Coyoten jaulen auf der anderen Canyonseite.
Für heute reicht es nun auch. Leider sind die Reparatur und die Werkstattbesuche nicht erfolgreich gewesen, aber auf der anderen Seite hat Marion die undichte Stelle am Zylinder erst dadurch entdecken können, weil wir die Kabine gekippt hatten und das mit dem Moped hätte schlimm ausgehen können, wenn wir nicht in Trochu angehalten hätten. Immer positiv denken: Die jeweiligen Aktionen hatten am Ende wichtige Erkenntnisse zur Folge, was größere Folgeschäden vermeiden hilft bzw. geholfen hat.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Horse Thief Canyon, Drumheller, GPS: 51.537643, -112.869143, großer Platz direkt am Viewpoint, außer uns niemand da, sehr ruhig bis auf den abendlichen Coyoten-Gesang, sehr empfehlenswert
So. 06.10.19
Als uns heute Morgen die Sonne aufweckt sehen wir durchs Fenster direkt in den Horse Thief Canyon, den der Red Deer River in die alten Vulkanascheschichten gegraben hat. Wir stehen ganz alleine am Viewpoint auf dem großen Parkplatz. Nach dem Frühstück geht es gleich mal raus, um die Farbschichten an den Canyonwänden aus der Nähe zu betrachten.
Wir stellen aber schnell fest, dass wir auf dem Gelände nur geduldet sind und gleich von mehreren Prärie-Dogs beobachtet werden, während der Rest der Truppe mehr oder weniger entspannt Grashalme in sich reinstopft. Die possierlichen Tierchen lenken einen beinahe von der schönen Szenerie rundherum ab.
Als wir zusammengepackt haben, geht es wieder 15 km über holprige Landstraße bis zum Royal Tyrrell-Museum of Palaeontology. In unseren Unterlagen bzw. Reiseberichten, die wir über viele Jahre gesammelt haben, befindet sich auch ein 12 Jahre alter Zeitungsartikel aus der Samstagsbeilage zu den Badlands um Drumheller bzw. zum Museum, den wir zur Erinnerung aufgehoben hatten, falls wir mal in diese Gegend kommen. Was lange wärt ...
Das Royal Tyrrell-Museum hat eines der größten Dinosaurierskelett-Sammlungen aus der Jura- und Kreidezeit der Welt. Hier gibt es mehr als 35 komplette Dinosaurierskelette. Die erste Überraschung ist der sehr günstige Eintrittspreis von nur 19C$/Pers (knapp 13 €) für dieses Weltklasse-Museum. Wir haben mit mindestens dem Doppelten, wenn nicht mehr gerechnet. Schon in der Eingangshalle ist eine riesige lebensechte Szenerie aufgebaut.
Weiter geht es mit einem Blick in die Werkstätten, in denen die gefundenen Fossilien in zum Teil jahrelanger Geduldsarbeit aufgearbeitet werden. An unzähligen Schautafeln und Vitrinen sind Original-Artefakte ausgestellt und im zeitlichen Kontext erläutert. Echt gigantisch, was in diesem Museum ausgestellt und zusammengefasst ist. Wir haben doch schon einige Museen besichtigt, u. A. die sehr bekannten Smithonian Museen in Washington, aber dieses Museum ist eine Klasse für sich!
Bevor es in die Halle mit den Großexponaten geht, kommen wir bei Black Beauty vorbei. (Nein, nicht der schwarze Hengst aus der gleichnamigen Fernsehserie! - Kindheitserinnerungen) Dies ist das bekannteste T-Rex-Skelett, das fast vollständig erhalten und dank Manganablagerungen schwarz eingefärbt ist.
In den Verbindungsgängen zwischen den Hallen und im oberen Stockwerk sind die Präparationstechniken (z.B. filigrane Stahlgerüste) bzw. sehr detailgetreue Skizzen der Fossilien ausgestellt. An der Decke sind aus Glas künstlerisch Fische und Organismen nachgebildet, die man im Raum davor aus Kunststoff in einer vergrößerten Darstellung einer urzeitlichen Meeresbodennachbildung betrachten kann. In einer speziellen Kindersektion sind Dino-Skelette als farbige Modelle zum Anfassen ausgestellt verbunden mit reichlich Lehrmaterial.
Der Höhepunkt und auch der raumgreifendste Teil der Ausstellung ist die Halle der Giganten, in der die Skelette der Dinos in Original-Größe aufgebaut sind. Wenn man hier als mickriger Primat durchläuft, ist man froh, dass die mehr als 300 Mio. Jahre dauernde Vorherrschaft dieser Riesen schon seit Millionen von Jahren vorbei ist.
Wie immer bei herausragenden Erlebnissen sind es viele, viele Bilder geworden, aber weniger würden dem Ganzen nicht gerecht werden.
Fast am Ende des Rundgangs verlässt man nicht nur physikalisch, sondern auch thematisch das Zeitalter der Dinosaurier und betritt die anschließende Zeit, die Herrschaft der Säugetiere. Wie man dem Schaubild entnehmen kann, erfolgt dieser Wechsel sehr abrupt und scharf abgegrenzt, wenn man in geologischen Dimensionen über Millionen von Jahren die Evolution betrachtet.
Bei soviel Geschichte und Wissensfülle ist dann nach mehreren Stunden der Kopfspeicher wieder voll. Im Museum gibt es deshalb, sinnvoller Weise, günstige Zweitagestickets; ideal, wenn man in der Gegend ein paar Tage Urlaub macht.
Wir fahren zurück nach Drumheller, machen einen kurzen Besuch im Visitor-Center und erfahren dort, dass man im ein Stück weiter die Straße runter, in der Badlands Community Facility für ein paar Dollar eine heiße Dusche im Wellnessbereich genießen kann. Das nehmen wir gerne in Anspruch.
Davor wollen wir aber noch zu den etwa 10 km außerhalb liegenden Hoodoos fahren.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an der bekannten Hängebrücke vorbei, über die die Arbeiter den Red Deer-River täglich zur auf der anderen Seite liegenden Kohlemine überquert haben. Dort gibt es eigentlich Führungen, die aber so spät im Jahr ausgesetzt sind.
Hoodoos findet man hier in der Gegend reichlich, aber an diesem Platz hat es ausgesprochen schöne und große Exemplare. Sie entstehen dadurch, dass das unter einer Steinplatte oder anderem harten Material befindliche Erdreich, meistens gepresste Vulkanasche oder Sandschichten, besser vor Erosion geschützt ist und deshalb solche kegelförmige Gebilde entstehen. Wir haben Hoodoos schon an verschiedenen Plätzen in den USA gesehen und wussten daher ungefähr, was uns erwartet.
Obwohl überall Warntafeln aufgestellt sind, gibt es immer wieder Idioten, die mit der ganzen Kinderschar mitten zwischen den Hoodoos picknicken und dann noch stinkig werden, wenn man sie darauf hinweist, dass sie das geschützte Areal gefährden. Nach unserem Rundgang fahren wir auch gleich zügig weiter, sonst müssen wir diesen Hirnis noch länger bei ihrem Tun zuschauen.
Auf dem Rückweg tanken wir noch Frischwasser an einer Tankstelle, die den Wasserhahn wegen des angekündigten Schneesturms schon abgestellt hatte, aber für uns extra noch einmal öffnet. Diesel brauchen wir keinen, aber wir machen unseren Propangastank als Dankeschön wieder richtig voll.
So, jetzt noch eine heiße Dusche im Communitycenter, und dann nichts wie raus zum Horse Thief Canyon. Als wir ankommen, ist es schon fast dunkel und zwei weitere kleinere Vans haben sich zum Übernachten eingefunden. Wir sind von dem anstrengenden Tag und der schönen heißen Dusche recht müde und fallen sehr früh in die Betten.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Horse Thief Canyon, Drumheller, GPS: 51.537643, -112.869143, großer Platz direkt am Viewpoint, außer uns niemand da, sehr ruhig bis auf den abendlichen Coyoten-Gesang, sehr empfehlenswert
Mo. 07.10.19
Heute werden wir Drumheller und die umgebenden Badlands wieder verlassen und uns Richtung Calgary aufmachen. Zum einen wollen wir dort zu Simson & Maxwell, eine Firma die sich mit Deutz-Motoren auskennt, und zum anderen ist Übermorgen ein Schneesturm angesagt. Bis dahin wollen wir mit der Reparatur fertig sein und nach Süden flüchten können.
Wir fahren den sogenannten Dinosaur-Trail, ein Loop von Drumheller, am Horse Thief Canyon vorbei, runter ins Tal und mit der Bleriot-Ferry über den Red Deer-River, vorbei am Orkney-Aussichtspunkt und wieder zurück nach Drumheller.
Den ersten Teil des Loops zu unserem Übernachtungsplatz am Horse Thief Canyon kennen wir ja schon, danach geht es Richtung Norden zur Fähre. Bei der Fahrt hinunter zum Fluss können wir nochmal die einzelnen Schichten, aus denen die umgebende Landschaft aufgebaut ist, im Detail betrachten.
Wieder oben, am Orkney-Lookout, blicken wir direkt hinüber zu unserem gestrigen Übernachtungsplatz. Von hier aus geht's dann wieder hinunter ins fruchtbare Tal und dann zurück nach Drumheller.
Drumheller lassen wir zügig hinter uns liegen und nachdem wir das Red Deer River Tal nach steilem Anstieg nach Süden verlassen haben, sind wir wieder in der von Landwirtschaft geprägten Prärie zurück.
Noch ein kurzer Stopp am Horseshoe-Canyon; ganz nett, allerdings nichts Neues.
Über unseren Köpfen braut sich ein Unwetter zusammen, entfernt können wir schon Regenschleier sehen. Wir geben Gas, können entfliehen und kommen irgendwann im Mountainview-County an, dessen Namen berechtigterweise auf die Sicht in Richtung schneebedeckte Rockies hinweist. Kurze Zeit später sehen wir in der Ferne die Silhouette von Downtown Calgary.
Zuerst fahren wir bei Simson & Maxwell im Industriegebiet vorbei. Leider ist heute der richtige Techniker nicht da. Vielleicht ist er Morgen früh verfügbar, daher werden wir auf 9 Uhr am nächsten Morgen vertröstet. Bevor wir uns danach um einen Übernachtungsplatz kümmern, fahren wir zu Costco. Hier versuchen wir nochmals, eine Membercard zu bekommen, aber leider auch hier wieder - ohne kanadischen Pass - Fehlanzeige. Alle sehr nett und freundlich. Wir dürfen sogar mehrere Packungen Wildreis-Cracker, die es nur bei Costco gibt, aus dem Regal holen und bei der Supervisorin an der Nebenkasse bezahlen. Ebenso bekommen wir noch eine Cashcard, auf die wir an der Kasse Geld aufladen können, um damit draußen den um mindestens 5Cent/L günstigeren Diesel zu tanken.
Während wir beim Shoppen gewesen sind, hat draußen auf dem Parkplatz ein mobiler Steinschlagreparaturdienst sich unserer Windschutzscheibe angenommen. Da hat es uns vor Tagen mal wieder erwischt und ein kleines Loch hineingeschlagen; glücklicherweise noch keine ausstrahlenden Risse. Die Reparatur kostet uns umgerechnet 40€. Da ab Morgen ein Schneesturm mit viel Kälte kommen soll, wollen wir diese Sollbruchstelle beseitigt haben, weil wir nicht wissen, ob die Scheibe evtl. reißt, wenn es draußen tiefe Minusgrade hat und wir drinnen die Heizung volle Pulle am Laufen haben. - Heute noch im T-Shirt unterwegs, und Morgen Schneesturm?! Können wir uns im Moment noch nicht vorstellen.
Wir fahren nach dem Tanken wieder zurück ins Industriegebiet um zu schauen, ob wir dort ein Plätzchen für heute Nacht finden, so dass der Anfahrtsweg Morgen früh möglichst kurz ist. Als Alternative hätten wir zwei Walmart-Plätze in 10 km Entfernung. Nur 400 m von Simson & Maxwell entfernt ist am Ende der Straße eine Wendeplatte mit einem abgesetzten Bereich, wo wir uns bequem hinstellen können. Es wird schnell dunkel und niemand stört uns.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am südöstlichen Rand des Industriegebiets, Calgary, GPS: 50.962858, -113.888858, für eine Nacht OK (Notlösung, 400 m neben der Werkstatt)
Di. 08.10.19
Als wir gestern Abend ankamen, waren wir noch im T-Shirt unterwegs. Heute Morgen nach dem Aufwachen der Blick zum Fenster raus: SCHNEE !
Ein schnelles Frühstück und dann laufe ich/P durch den Schneesturm rüber zur Werkstatt. Sollte der Termin nicht klappen, können wir gleich stehenbleiben und ich muss nicht mühsam das Auto vom Schnee befreien. Aber wir haben Glück und können gleich kommen. Also zurück und während Marion drinnen alles abfahrbereit macht, versuche ich den Moppel zum Laufen zu bringen bzw. freie Sicht durch die zugefrorenen Scheiben zu bekommen. Auf den letzten Drücker bekomme ich die Maschine zum Laufen und mit einem kleinen Guckloch im zugefrorenen Fenster fahren wir die paar hundert Meter rüber zur Werkstatt und können dort in die geheizte Halle.
Ich schlüpfe gleich in die Arbeitsklamotten und kippe die Kanzel, damit man freien Zugang zum Motor bekommt. Da nicht ganz klar ist, ob die Unterlegscheibe bei Einspritzdüse 2 oder 3 schwächelt, werden beide geöffnet. Beide sind noch ganz, aber # 2 sieht schon etwas ramponiert aus. Beide Düsen plus diejenige, die vor Monaten in Prince George ausgetauscht wurde, werden mit dem Abdrückgerät getestet. Zwei bringen die vollen 175bar und eine schafft nur 170bar. Die Besten werden wieder eingebaut und alles wieder angeschlossen. Beim ersten Test kommt immer noch Rauch zwischen dem zweiten und dritten Zylinder raus. Also werden nochmal alle Schrauben des Abgaskrümmers nachgezogen, und da stellt sich heraus, dass zwei Schrauben nicht fest sitzen. Da erinnere ich mich, dass der Techniker in Prince George beginnen wollte, den Abgaskrümmer abzuschrauben und schon zwei Schrauben in Bearbeitung hatte, bevor ich ihn bremsen konnte. Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass er die Schrauben wieder angezogen hat, nachdem entschieden wurde, zuerst die Einspritzdüsen zu testen. War eine Fehlannahme und es zeigt sich leider wieder einmal, dass man doch immer alles selbst nochmals nachkontrollieren muss.
Als wir wieder alles zusammengepackt haben, gilt es nur noch die Rechnung zu bezahlen. Es stehen 2 Stunden drauf. Die effektive Arbeitszeit und meine Mithilfe abgezogen, passt das nicht ganz, deshalb habe ich erfolgreich eine halbe Stunde wegdiskutiert und schon können wir wieder raus ins Schneechaos. Igitt.
Bei diesem Wetter haben wir beide keine Lust, nach Calgary zu fahren und uns was anzuschauen bzw. in Downtown herumzulaufen. Also geben wir Gas und brettern auf dem Highway durch das Schneegestöber gen Westen in Richtung Banff.
Als wir aus Calgary hinausfahren, sehen wir links die Ski-Schanzen der Winterolympiade 1988. Ein paar Bilder aus dem fahrenden Auto reichen uns – wenigstens passt das Wetter dazu.
Auf halbem Weg Richtung Banff fahren wir in den Bow Valley Provincial Park und dort auf einen Wander-Parkplatz, auf dem wir übernachten können – kein Verbotsschild. Niemand da außer uns – nur 20 cm Neuschnee. Schnell rein ins Haus und Heizung an. Brrrr.... so ein Mistwetter.
Übernachtungsplatz:
Freistehen nahe Bow Valley Provincial Park, GPS: 51.080821, -115.115978, abends und morgens Verkehr und Eisenbahn, nachts sehr ruhig, für eine Nacht empfehlenswert, tolle Gegend
Mi. 09.10.19
Nach dem gestrigen trüben Schneesturmtag werden wir heute Morgen mit Morgenrot begrüßt. Es verspricht, ein herrlicher Tag zu werden voller Sonnenschein in einer Winterwunderglitzerwelt. Allerdings ist es schweinekalt. Da haben wir den Diesel nur mit Ach und Krach anbekommen.
Nach 15 km sind wir wieder zurück auf dem Hwy Richtung Banff. Der Hwy ist eis- und schneefrei, gut zu fahren. Er geht an zugefrorenen Seen vorbei, wo sich Enten und andere Wasservögel um das letzte offene Eisloch drängen.
Kurz vor Banff biegen wir noch kurz auf den mehrere Kilometer langen Loop zum Lake Minnewanka in einem Seitental ab. Wir sind überrascht, dass der Loop geöffnet ist und fahren sehr vorsichtig die vereiste Straße. Dafür werden wir mit tollen Panoramen rund um den See belohnt.
Banff ist ein klassisches Touridorf wie man es bei uns zu Hause, im Schwarzwald und im Bayrischen, zu Hauff findet. Wir bummeln bei gemäßigten Außentemperaturen durchs Dorf, gehen lecker Indisch Essen (Bei DEM Wetter hier kommt der Wunsch auf, ins warme Sri Lanka zu fliegen.) und danach ins Visitor-Center, und schon verlassen wir wieder diesen mondänen Ort.
Wir tauchen in die sonnenbeschienene Welt der Berge des Banff-NP ein und genießen jeden Kilometer durch dieses herrliche Panorama. Die kanadischen Rockies zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Die Größe und Mächtigkeit ist auf Bildern nur schwer rüberzubringen.
Mitten im Banff-NP liegt der Lake Louise mit seinem Mega-Hotel, für die Schönen und Reichen und ganz schön Reichen, das sich wie ein Hufeisen zum See und Bergpanorama öffnet. Dieser See steht bei allen Touristen auf dem Plan, weshalb auch jetzt noch die Parkplätze rammelvoll sind und zig Busse Asiaten ausspucken, die wie Ameisen am Seeufer wuseln. Wir machen unsere Handvoll Bilder und flüchten mit wehenden Fahnen. Gottseidank haben wir nicht den zu zahlenden Shuttlebus zu dem hoch in den Bergen liegenden See genommen, sonst wären wir da nicht so schnell weggekommen, dafür hat halt der Moppel etwas mehr arbeiten müssen.
Nach diesem „Highlight“ geht es in den Endspurt. Wir wollen wieder in den National Forest zwischen Banff und Jasper NP auf dem David Thompson Hwy nach Osten fahren und dort ein freies Übernachtungsplätzchen finden. In den Wald am Ufer des Flusses wie vor ein paar Tagen können wir wegen Schnee nicht fahren, aber vielleicht auf einen Parkplatz am Abraham Lake.
Noch im Banff-NP, als wir den Berg hinunterfahren und ich wie immer die Motorbremse zum Einsatz bringe, bläst die gesamte Luft aus dem Vorratstank ab und Null Bremswirkung. In den anderen Drucklufttanks ist genügend Druck vorhanden, so dass die Bremsen offen bleiben und wir weiterfahren können. So ein Mist! Muss das ausgerechnet jetzt bei diesem Wetter und der Saukälte verrecken? Erklärt aber endlich auch, wo das Problem mit der schlechteren Bremsleistung liegt. Auf den Druckknopf bin ich nicht gekommen, da ich meinte, die Geräusche eher beim Druckzylinder der Motorklappe zu hören. Ist leider nur bei Fahrt mit offenen Fenstern und nicht im Stand nachzuvollziehen.
Der Platz am See ist ebenfalls komplett mit Schnee bedeckt und in den Matsch wollen wir nicht fahren. Ein paar Kilometer weiter vorne gibt es einen Parkplatz mit Toilettenhäuschen, dort ist wenigstens geteert. Eigentlich Übernachten nicht erlaubt, aber ich glaube zur Zeit stört das niemanden, und Morgen früh muss ich mich um den Druckknopf kümmern, da brauche ich festen Untergrund.
Für heute reicht's. Im Banff-NP sind die Straßen zum Teil dick vereist gewesen und daher sehr anstrengend zu fahren, ganz besonders ohne Motorbremse. Daher verziehen wir uns ins Innere, lassen die Heizung auf Hochtouren laufen bis es mockelig warm ist, dann gibt es noch einen heißen Bengali-Tee mit großem Schuss Rotwein, und gut is.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Siffleur Falls Staging Area, GPS: 52.051449, -116.412523, relativ ruhig, wenig Verkehr, eigentlich No Camping – interessiert zu dieser Jahreszeit und bei Schnee sicherlich niemanden mehr.
Do. 10.10.19
Obwohl die Sonne um 10 Uhr schon hoch am Himmel steht, sind die Außentemperaturen noch sehr knackig, immer noch so um die -10°C. Aber es hilft nichts, ich muss raus und den Druckknopf für die Motorbremse austauschen. Der machte zu Hause schon mal Schwierigkeiten, aber nach einer Reinigung funktionierte er wieder. Zur Sicherheit hatte ich damals für einen Ersatz gesorgt, den ich nun gut gebrauchen kann.
Zwei der drei Schrauben lassen sich gut öffnen, die dritte verabschiedet sich nach einer Viertelumdrehung. Da es eine Hohlschraube ist, eingerostet und wahrscheinlich auch noch die Kälte, bleibt die Hälfte abgebrochen im Gewinde stecken. Grrrrrrr - so ein Mist! Jetzt muss ich noch eine Hohlschraube basteln, und das bei den eisigen Temperaturen.
Tief durchatmen. Es hilft ja nichts. Tisch aufbauen, Werkzeug bereitlegen und den Ersatzdruckknopf in der Ersatzteilkiste suchen. Als ich ihn endlich finde, kommt mir der alte, ebenfalls schon ausgetauschte Drehschalter für den Wechsel zwischen Gelände- und Straßenuntersetzung in die Finger. Auch hier wird mit Druckluft geschaltet und zu meiner Überraschung ist hier noch eine nagelneue Hohlschraube als Reserve dabei, die ich damals beim Austausch nicht brauchte. Heute bin ich froh, dass ich diese beim letzten Mal in Alaska nicht gefunden hatte. Dort war es sonnig und warm und deshalb nicht schlimm, eine Stunde mit der Bohrmaschine und der Flex an einer Ersatzhohlschraube zu basteln.
Ein kurzer Test zeigt, dass die Schraube passt und so ist der Austausch in 15min erledigt. Alles wieder schnell zusammenpacken und den Moppel zum Laufen bringen. Nach dem dritten Orgelversuch, kommt er dann ganz langsam und mit viel Qualm. Ich muss dringend das Thema Flammglühkerze in Angriff nehmen.
Während ich zusammen gepackt habe, ist Marion mit der Kamera auf die Pirsch gegangen. Normalerweise muss man auf lange Wanderung hinauf in die Berge gehen, um Steinböcke beobachten zu können. Jetzt im Winter, wenn auf den Straßen Salz liegt, kommt die ganze Herde herunter, steht unbekümmert mitten auf der Straße und leckt. Selbst die großen Brummis müssen in die Eisen stehen und ihre wirklich lauten Signalhörner blasen, damit die Herde wenigstens etwas zur Seite geht. Ganz zur Freude Marions und der anderer wenigen durchreisenden Touristen, kommt man so sehr nahe an die Wildtiere und kann schöne Fotos machen.
Auf der Fahrt zurück in den Banff-NP kommen wir an weiteren Steinböcken und vereinzelten Bergziegen vorbei. Man muss echt aufpassen, da die Viecher keinen Millimeter von der Stelle weichen.
Sonne pur, strahlend blauer Himmel, schneebedeckte Berge - Winterwunderwelt. Nach jeder Kurve ein neues schönes Motiv, auch wenn das intensive grelle Sonnenlicht extrem reflektiert und das Fotografieren nicht ganz einfach ist.
Als wir am Bow Lake anhalten, um die fast perfekte Spiegelung der Berge im Emerald farbigen Wasser einzufangen, ist das Fotografieren nicht ganz ungefährlich. Der ganze Parkplatz ist mit einer dicken Eisschicht bedeckt und man muss schon sehr vorsichtig gehen, um nicht auszurutschen. Einen gebrochenen Haxen braucht niemand.
Etwas weiter glitzert der Ausläufer des Crowfoot-Glaciers oben am Berghang. In der Nähe des Lake Louise verlassen wir den Icefield Parkway in Richtung Westen und kommen unmittelbar danach in den Yoho NP.
Nach etlichen Kilometern auf dem Trans Canada Hwy, der durch den Banff NP und den Yoho NP verläuft, biegen wir rechts ab Richtung Emerald Lake.
Gleich zu Beginn dieser Seitenstraße kommen wir an einer Natural Bridge vorbei. Dabei handelt es sich um eine von einem Fluss ins Gestein geschliffene Aushöhlung/Brücke, durch die nun das Wasser rauscht. Theoretisch könnte man wie über eine Brücke drüber gehen, allerdings ist das aus Sicherheitsgründen natürlich nicht möglich. In sicherem Abstand läuft man drumherum und knipst seine Bilder. Nett, aber wegen zu vielen Touristen fahren wir zügig weiter.
So wie gestern am Lake Louise ist der Parkplatz am Emerald Lake ebenfalls voll besetzt und mehrere Reisebusse haben zusätzlich ihre Passagiere ans Seeufer entladen. Also auch hier wieder schnell ein paar Bilder machen und dann fluchtartig die Arena verlassen. Ganz so schnell geht es dann allerdings doch nicht. Wir ergattern zwar einen Parkplatz in der Busspur, leider aber ganz vorne. Hier erwartet uns eine ganze Schar Schaulustiger und Neugieriger, denen wir zuerst Rede und Antwort stehen müssen, bevor wir den Platz verlassen und zum See gehen dürfen. Wir sind ja freundliche Wesen und tun dies zumeist gerne, freuen uns in der Regel immer über das Interesse an unserem Fahrzeug – meistens. Pro Foto 1 $ wäre ein netter Zusatzverdienst.
Der See ist für uns jetzt nicht ganz so spannend, da wir in den letzten Monaten zig Seen mit noch stärkerem Farbton sehen durften.
Auf dem weiteren Weg nach Westen durch den Yoho NP haben wir jetzt leider die Nachmittagssonne direkt vor uns und müssen daher die Landschaft im Gegenlicht genießen. Nach der grandiosen Bergwelt von Jasper- und Banff-NP ist der Yoho NP nicht ganz so bombastisch und geizt etwas mit seinen Reizen, spielt diese wahrscheinlich eher beim Wandern in etwas wärmeren Jahreszeiten aus.
Hier auf der Westseite des Bergmassivs ist es deutlich milder und außer in den Höhenlagen liegt kein Schnee.
Als wir durch das Städtchen Golden kommen, ist es bereits Spätnachmittag und wir beschließen, nicht weit außerhalb auf einen Stellplatz am Flussufer zu fahren. Hier sind nur 1-2 Plätze belegt und wir können uns auf einen lichten Platz direkt am Fluss stellen.
Die Außentemperaturen sind trotz Sonnenschein zu niedrig, um draußen länger zu verweilen und gehen dann auch schnell weiter in den Keller als die Sonne hinter den Bergspitzen verschwindet.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Waitabit Creek Recreation Site, GPS: 51.500532, -117.183993, relativ ruhig, direkt am rauschenden Creek, Feuerstellen und Bänke, sehr viel Platz, sehr empfehlenswert
Fr. 11.10.19
Heute Morgen ist von Sonne noch nicht viel zu sehen. Über dem Fluss hängt Hochnebel und die Kälte hat alles mit Raureif überzogen.
Wie immer an einem so kalten Morgen muss ich dem Moppel gut zureden, bevor er aus Protest stark qualmend dann doch die Arbeit aufnimmt und los tuckert.
Von unserem Standort aus wollen wir heute noch weiter in den Westen fahren und zwar in den Glacier NP, allerdings nicht komplett durch bis Revelstoke, sondern nur bis zum höchsten Punkt, dem Rogers Pass. Dann wollen wir wieder umdrehen und zurück nach Golden fahren bzw. von dort aus nach Süden nach Radium Hot Springs, um dort die heißen Quellen zu genießen.
Auf dem serpentinenreichen Weg den Rogers Pass hinauf stelle ich fest, dass es massiv zwischen Fahrerhaus und Kabine heraus qualmt, besonders wenn die Strecke steil und mit viel Gas gefahren werden muss.
Als wir oben am Pass ankommen, sehe ich mir das im Standgas näher an, kann aber nichts genaues feststellen. Da es nicht gerade warm ist, verschieben wir die Aktion, die Fahrerkabine zu kippen, auf einen späteren Zeitpunkt und besichtigten zuerst einmal das Visitor-Center. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen: Ein paar ausgestopfte Pumas, alte Ski und sonstige historische Ausrüstungsgegenstände aus der Zeit als der Pass erobert und mit sehr einfachen Methoden offen gehalten wurde. Die Haubitzen vor dem Visitor-Center wurden zur kontrollierten Lawinensprengung benutzt.
Auf der Fahrt wieder hinunter nach Golden hält sich die Qualmerei in Grenzen, da es immer bergab geht und eigentlich nur die Motorbremse zum Einsatz kommt. In Golden suchen wir eine Autowaschanlage auf, wo man auch Großgerät abwaschen kann und wir befreien unseren Moppel im Schnelldurchgang von Eis, Dreck und Dieselbelag, bevor wir uns auf den Hwy #95 Richtung Radium Hot Springs aufmachen.
Je weiter nach Süden, desto weniger Schnee in den Bergen und die Temperaturen sind deutlich höher, als noch im Banff NP. Unterwegs kommen wir zufälligerweise am weltgrößten Kanupaddel vorbei.
Irgendwann erreichen wir dann auch das Touristenörtchen Radium Hot Springs. Wir fahren noch die paar Kilometer zu den als Freibad gestalteten Hot Springs, aber inzwischen ist es schon spät geworden und der Parkplatz brechend voll, so dass wir heute auf einen Badebesuch verzichten.
Als wir zu unserem heutigen Stellplatz fahren kommen wir an einem riesigen Sägewerk vorbei, wo beeindruckende Mengen Frischholz auf Lager liegen und auf der anderen Seite des Geländes das verarbeitete und in Folie verpackte Bauholz zum Abtransport durch Bahn oder Lkw wartet.
Hinter der Holzfabrik geht es zur Wetlands Recreation Site, wo wir einen passenden Übernachtungsplatz finden.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Wetlands Recreation Site, Radium Hot Springs GPS: 51.500532, -117.183993, viele Plätze, holperige Anfahrt, relativ ruhig, am Wochenende ATV und Motorradgelände, empfehlenswert
Sa. 12.10.19
Die Wettervorhersage gibt dem heutigen Tag nochmal eine Chance auf tolles Sonnenwetter, bevor es dann schlechter werden soll. Wir wollen deshalb den Tag nutzen und den Kootenay NP rauf und runter fahren und heute Abend wieder am gleichen Stellplatz einparken.
Aber zuerst muss ich in die Arbeitsklamotten und dem Qualm auf den Grund gehen. Also Fahrerhaus kippen und suchen. Die Fahrerseite des Motorblocks sowie der dahinter liegende Rahmen sind schon wieder mit Diesel belegt. Ich reinige die Zuleitungen der Einspritzdüsen mit Bremsenreiniger, löse alle Zuleitungen und achte auf korrekten Wiederanschluss. Bei einem Test im Leerlauf und viel Standgas qualmt nichts mehr und ich packe alles wieder ein, in der Hoffnung, den Fehler beseitigt zu haben.
Als wir dann kurz nach Radium Hot Springs die Felsdurchfahrt in den Kootenay NP machen, beginnt es wieder zu qualmen; sobald ich an Steigungen Gas gebe. Sollen wir den heutigen Tagesausflug abbrechen und nach der Ursache suchen oder den sonnigen Tag im NP nutzen und erst Morgen in die Eingeweide unseres Dicken schauen? Wir entscheiden uns für den Ausflug und versuchen, den Qualm zu ignorieren.
Der Kootenay NP ist wie der Yoho und der Glacier nur ein kleiner Bruder der beiden großen, Banff und Jasper. Wir fahren zügig bis kurz vor die Einfahrt in den Banff NP hoch und drehen dort um. Die ganze Gegend beeindruckt durch die gigantischen Bergmassive. Wirklich schön hier.
Wenige km vor der Einfahrt Banff NP kommen wir wieder einmal an der Continental Divide vorbei, die Linie von Nord nach Süd, an der westlich davon das Wasser in den Pazifik fließt und auf der östlichen Seite alles Richtung Atlantik.
Da die meisten Picknick areas und Wanderparkplätze schon geschlossen haben, ist es eine schnelle Rückfahrt und wir haben Zeit für die Hot Springs, aalen uns gut eine Stunde im 38°C warmen Wasser im auch heute wieder gut gefüllten Wasserbasin bis wir schrumpelige Hände und Füße haben. Es riecht nicht nach Schwefel, wahrscheinlich auch nicht das originale Quellwasser.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Wetlands Recreation Site, Radium Hot Springs GPS: 51.500532, -117.183993, viele Plätze, holperige Anfahrt, relativ ruhig, am Wochenende ATV und Motorradgelände, empfehlenswert
So. 13.10.19
Heute ist Ruhetag bzw. LKW-Basteltag. Zum einen muss ich das Thema Qualm angehen und zum anderen ist auch mal wieder Abschmieren angesagt.
Wie angekündigt bewölkt sich der Himmel zunehmend es treibt mich nicht so schnell hinaus. Wie wir noch so bei Tee und Kaffee sitzen, kommen plötzlich Michaela und Richie (www.querfahrt.de) mit ihrem Mobil angefahren.
Das letzte Mal haben wir die Beiden in Alaska kurz vor Valdez getroffen, sind seither zwar fast die gleiche Strecke in den Süden gefahren, aber immer soweit auseinander, dass ein Treffen trotz sporadischer Abstimmung über WhatsApp nie geklappt hat.
Die zwei waren die letzten Tage bei Reise-Bekannten zu Besuch kurz vor Radium Hot Springs, und da sie wussten, dass wir hier auf der Recreation Site Quartier bezogen haben, haben sie die Gelegenheit genutzt und nach vielen, vielen Tausend km gibt es endlich ein Wiedersehen.
Zuerst stehen wir lange draußen und quatschen und quatschen. Es gibt ja soviel zu berichten und zu erzählen. Wegen einsetzendem Nieselregen machen wir es uns dann doch drinnen bei heißem Tee gemütlich.
Nach einer weiteren Stunde Quatschen wird beschlossen, dass ich doch noch in die 'Werkstatt' gehe und die Beiden richtig einparken und den Hund Gassi führen. Gegen Spätnachmittag / Abend will man sich dann wieder treffen und auf ein oder zwei Gläschen Wein zusammensitzen.
Nachdem ich das Fahrerhaus wieder gekippt habe, versuche ich den Ursprung des Diesellecks zu finden. Die Anschlussmuttern der Dieselzuleitungen habe ich nicht mehr in Verdacht. Bevor ich nochmal mit vollem Standgas teste, habe ich den Windkanaldeckel vom Lüfter entfernt, der die Luft auf der Beifahrerseite an den Zylinderköpfen entlang leitet und dann zur Kühlung durch die Zylinder auf der Fahrerseite presst.
Während ich wieder von Hand Vollgas gebe, sehe ich wie an einer Stelle aus der Dieselrückführleitung von den Einspritzdüsen etwas Diesel austritt. Dieser wird durch die Ventilatorluft fein verteilt, durch die Zylinderköpfe geleitet und trifft dort auf den heißen Abgaskrümmer, was letztlich zu der grausigen Qualmerei führt.
Die undichte Stelle liegt an der Unterseite der dünnen Metallleitung und zwar genau dort, wo sie auf den Dieselzuleitungen aufliegt. Durchgescheuert. Auch die darunterliegende Zuleitung ist schon angescheuert, aber noch dicht. Da auf der Rückleitung kein Druck anliegt, lege ich als Bypass-Lösung eine Teclan-Leitung außen herum, ummantele sie mit einem Stück Wasserschlauch und ziehe diesen mit einer Schlauchschelle stramm an. Damit die Schlauchschelle nicht an den Dieselleitungen darunter scheuert kommt nochmal ein Stück Wasserschlauch dazwischen.
Bei erneutem Test bei Vollgas kein Dieselaustritt mehr, alles trocken, und damit ist das Problem hoffentlich behoben.
Jetzt nur noch schnell Abschmieren und dann kann ich nach dem Zusammenpacken auch schon wieder ins Warme. Kaum fertig, beginnt es auch schon wieder zu nieseln.
Als Michaela und Richie dann rüber kommen, gibt es immer noch viel zu erzählen und im Laufe der Gespräche kommen wir auch auf Brettspiele. Wir müssen die Beiden nicht lange überreden, da sie auch gerne spielen, und wir bringen ihnen das Spiel Glenmore bei.
Michaela hat zwar immer gejammert, dass es bei ihr 'nicht laufen' würde, aber am Ende hat sie dann doch gewonnen. Hat irre Spaß gemacht!
Übernachtungsplatz:
Freistehen Wetlands Recreation Site, Radium Hot Springs GPS: 51.500532, -117.183993, viele Plätze, holperige Anfahrt, relativ ruhig, am Wochenende ATV und Motorradgelände, empfehlenswert
Mo. 14.10.19
Nachdem es gestern Abend 'etwas' später geworden ist, dauert es mit ein bisschen länger bis wir aus den Puschen kommen. Richie kommt noch mit Kartenmaterial vorbei zum Abstimmen und Tipps austauschen. Wir wollen heute Morgen zuerst mal ins Visitor-Center von Radium fahren und dort mit der Heimat skypen, emails abrufen und nach Trinkwasser fragen.
Wir haben mit den Beiden verabredet, da sie noch in die Hot Springs wollen, dass wir uns in ca. 110 km Entfernung auf einem freien Campground am Tamarack Lake treffen auf einen weiteren gemeinsamen Spieleabend.
Am Visitor-Center dauert es dann doch bis wir alles im Internet erledigt und mit den Damen am Tresen noch bestimmte Routen im Süden zwecks Befahrbarkeit gecheckt haben. Auf Rückfrage dürfen wir auch gleich noch an der Gebäuderückseite Frischwasser tanken.
Mit Alice und Gerry, die wir vor 5 Jahren in Laos getroffen haben und die von hier aus nur noch ca. 350 km auf dem Weg zur USA-Grenze wohnen, nehmen wir telefonisch Kontakt auf bzw. sprechen auf die Mailbox. Kurz bevor wir losfahren, kommt schon eine Einladung-Email von den Beiden. Super, das wird bestimmt nett.
Nach nur 20 km kommen wir in Invermere vorbei, wo wir in einem Fitnessstudio für nur 3$/Pers ohne Limit im großen Duschraum eine heiße Dusche genießen. Schon wieder in Hot Springs wollen wir nicht, auch wenn es hier in der Gegend mehrere davon gibt, z.B. die Hot Springs in Fairmont, die allerdings in Privatbesitz sind und der Eintritt dann schon 15$/Pers kostet.
Bevor wir Invermere verlassen machen wir noch einen Stopp im Canadian Tire - Bremsenreiniger, Fetttuben und Dieselzusatz. Direkt angeschlossen daran gibt es ein Bekleidungs- und Schuhgeschäft, speziell für Outdoor bzw. Arbeitsklamotten. Hier erstehe ich/P nach etwas durchprobieren halbhohe, bequeme Hikingschuhe, da diejenigen, die ich letztes Jahr im Osten Kanadas gekauft habe und seither fast täglich im Einsatz gewesen sind, so langsam an ihre Grenzen kommen.
Als wir dann endlich wieder auf den Hwy kommen ist es beinahe schon 16 Uhr nachmittags. Da müssen wir uns sputen; wir haben noch 80 km vor uns bis zum vereinbarten Treffpunkt.
Unterwegs begleiten uns immer die zum Teil schneebedeckten Berge der Purcell Mountains bzw. der Rocky Mountains.
Zwischendurch kommen wir auch mal wieder an schönen Sandsteinformationen vorbei, gebildet durch Erosion bzw. Wind und Wetter.
Zwei Stellplätze stehen zur Auswahl. Als wir am ersten am Johnson Lake vorbeikommen, sind Michaela und Richie noch nicht da. Es kann natürlich auch sein, da wir so spät dran sind, dass sie evtl. zum Tamarack Lake weitergefahren sind, davon ausgehend, dass wir dort stehen. Auf dem Weg dorthin erwischen wir zwischendurch noch eine falsche Abfahrt und landen bei einer Papierfabrik, wo in sehr großem Stil heimisches Holz verarbeitet wird – Kanada, Holz ohne Ende.
Nach weiteren 6 km Gravelroad kommen wir dann an der kleinen, schönen Recreation Site am Tamarack Lake an. Wir sind erstaunt, dass die Beiden nicht hier sind. Dann haben die zwei wohl noch mehr Zeit vertrödelt als wir.
Wir parken mit direktem Seeblick unten am Wasser ein und kochen gleich mal Abendessen, da es in der Mittagspause nur einen Wurstwecken gegeben hat.
Leider kommt unsere Spiele/Reisebekanntschaft nicht mehr, wahrscheinlich ist was dazwischen gekommen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Tamarack Lake Rec. Site, GPS: 49.915653, -115.803787, schöner Platz direkt am See mit 4-5 Plätzen, Feuerstellen und Pittoilets, sehr empfehlenswert,
Di. 15.10.19
Überraschenderweise werden wir heute Morgen von Sonnenschein und Raureif empfangen. Mental sind wir auf Regen eingestellt. Auch wenn der Platz eigentlich schön zum Stehenbleiben wäre, wollen wir den Tag dann doch nutzen, da uns in den nächsten Tagen der Regen sicher noch erwischen wird.
Zurück auf dem Highway haben wir wieder die schneebedeckte Bergkette an unserer Seite. Wir fahren ca. 50 km bis nach Kimberley, ein nettes Touristenörtchen, und dort direkt zum Visitor-Center.
Die freundliche Dame zeigt uns auf der Karte, wo in der Fußgängerzone die gute Bäckerei sein soll (ein Tipp von Richie). Emails replizieren und nochmal versuchen, Alice zu erreichen. Klappt leider wieder nicht. Wir schreiben ihr eine kurze email, wie wir uns grob die nächsten Reisetage vorstellen, und hoffen, dass dies in ihren Alltag passt.
Nach einem kurzen Fußmarsch finden wir heraus, dass die Bäckerei geschlossen hat, und der neue Fleischer ist nicht zu finden. Nochmal am Visitor-Center fragen wir nach dem Zustand der Mountain Gravelroad zwischen Kimberley und Nelson. Sie bestätigt leider auch nochmals, dass die Straße/der Pass wegen Schnee nicht mehr befahrbar ist. Als wir erzählen, dass wir den Metzger nicht finden konnten, erhalten wir von ihr den Tipp, dass es 7 km nördlich von Kimberley drei Metzger bzw. Game Cutter gibt (dort kann man erlegtes Wild hinbringen und schlachten, wursten und räuchern lassen). Der Beste der drei ist ein Deutscher und produziert wohl beste deutsche Qualität. Das hört sich doch mal gut an. Etwas auf deutsche-Wurts-Entzug wollen wir da unbedingt hin.
Michaela und Richie haben uns zwischendurch geschrieben, dass Sie gestern Abend sehr spät dran waren und gleich auf dem ersten Campground in der Nähe des Hwys stehengeblieben sind. Sie sind jetzt auf dem Weg nach Kimberley und hoffen, uns dort wieder zu treffen. Gerade als wir auf dem Weg zum Metzger sind, kommen sie uns entgegen und nach kurzer Abstimmung, fahren Sie gleich mit.
In dem kleinen Laden der Metzgerei, wo es herrlich nach geräucherten Würsten und Speck riecht, werden wir nach den ersten englischen Worten auf Schwäbisch begrüßt. Die Chefin ist aus der Nähe von Ludwigsburg und seit neun Jahren hier ansässig.
Hmmm, riecht das gut hier. Und als wir in die Kühlschränke schauen, finden wir alles, was das süddeutsche Herz begehrt: Fleischkäse frisch oder tiefgefroren, Zungenwurst, gerauchter Speck, Bierwurst, diverse gerauchte Würstchen, Landjäger, und vieles mehr. Wir haben Hunger, immer schlecht, wenn man einkauft, und sind daher im Kaufrausch, kommen am Ende mit einer großen Tüte Speck und Wurst aus dem Laden. Alles eingeschweißt und gelabelt, so dass wir an der Grenze in die USA keine Schwierigkeiten bekommen werden, falls bis dahin noch was übrig sein sollte.
So bestückt brauchen wir nur noch ein nettes Plätzchen für den Mittagsschmaus. Die Schwäbin gibt uns noch den Tipp, dass der Bäcker in der Fußgängerzone sowieso nichts taugt und schickt uns in den Supermarkt Save on Foods, wo ein anderer lokaler Bäcker wohl sehr gutes, nach deutschem Rezept gebackenes Brot verkauft. Als wir ankommen, ist das Regal leider leer und so nehmen wir nur ein paar Laugenbrötchen mit – sehen zumindest so aus.
Michaela möchte so gerne Eisbären sehen und ist noch am Überlegen und Recherchieren, ob Sie von Calgary aus über Winnipeg hoch nach Churchill fliegen will, um die Bären dort zu beobachten. Dazu muss sie heute noch die Entscheidung treffen, bevor sie weiter nach Süden fahren. Wir geben Ihnen noch den Tipp, dieses Abenteuer evtl. im Norden von Norwegen zu suchen und die Preise zu vergleichen. Da die beiden die nächsten vier Monate nach Hause fliegen, könnten Sie diesen Kurztrip dort einflechten.
Damit die Beiden genügend Zeit zum Recherchieren und Entscheiden haben, fahren wir nicht weiter südlich, sondern nur ein paar km bis nach Marysville, stellen uns dort auf den erhöhten Parkplatz mit Blick auf die Sportfelder und die dahinterliegenden Berge.
In den Vorgärten des kleinen Städtchens tummeln sich Rehe. Zuerst denken wir es sind Attrappen, aber Nein, lebendige Tiere, die auf dem Rasen liegen oder auf der Straße herumwandern. In der Stadt darf nicht geschossen werden; hier fühlen sich die Tiere sicher.
Zwischendurch haben wir noch eine email von Alice bekommen. Sie haben erst am Samstag für uns Zeit. So haben wir genügend Luft und müssen uns keinen Stress machen. Heute sind es eben nur ca. 60 km Reisestrecke geworden, viel Zeit also für einen netten Spieleabend.
Der Abend ist sehr kurzweilig; viele Reise-Geschichten und natürlich eine ausgiebige Runde Glenmore. Heute hat Richie haushoch gesiegt.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Marysville Athletic Field, GPS: 49.638684, -115.948692, großer Parkplatz oberhalb der Spielfelder; unter der Woche ist nichts los, sehr ruhig, empfehlenswert
Mi. 16.10.19
Wir brechen etwas früher auf als unsere Nachbarn, da wir in Cranbrook nach neuen Wanderschuhen für mich/P suchen wollen. Wie immer ist es morgens noch recht frisch und der Moppel qualmt aus Protest wie d'Sau.
Bevor es nach Cranbrook geht, sehen wir uns kurz die Marysville Valley Falls an. Sind nur ein paar Minuten zu Fuß vom Parkplatz aus. Ganz nett – Bewegung schadet ja nicht.
Auf dem Hinweg haben wir eine Waschhalle entdeckt, geeignet auch für Großgeräte wie unseren Dicken. Da der Motor und der angrenzende Rahmen mit Diesel eingesaut sind, investieren wir ein paar Dollares und reinigen unseren Moppel viel Seifenlauge und klarem Wasser aus dem Hochdruckreiniger. Sieht auf jeden Fall wieder besser aus.
Nur 20 km und wir sind Cranbrook, wo wir in verschiedenen Schuhgeschäften nach Wanderschuhen für mich/P schauen wollen, da meine tollen Leder-Lowas leider nicht mehr zu reparieren sind. Erst in der Innenstadt und im dritten Geschäft werden wir fündig. Die Wahl fällt auf einen Scarpa, der leicht, flexibel und trotzdem sehr stabil ist. Im dritten und letzten Laden im Ort haben wir super Glück. Hier führen sie alle Größen dieses Modells, sogar mit halben Zwischenstufen und haben sogar noch die Version Wide in der passenden Größe am Lager. Wanderschuhe müssen wie angegossen passen und vor allem möglichst wieder über 10 Jahre Nutzung aushalten. Der Preis von umgerechnet fast 230€ ist fair. Wir sind froh, dass ich nach so vielen anprobierten Modellen ein Passendes gefunden habe – auch wenn es kein Lowa ist.
Als Belohnung und weil uns der Magen knurrt, gibt es noch einen schnellen Burger King Snack. Die Schuhsuche hat ziemlich Zeit gekostet und wir müssen noch gute 150 km fahren. Wir haben mit den anderen Beiden einen Treffpunkt kurz vor der Fähre über den Kootenay Lake ausgemacht, um dort zu übernachten.
Wir fahren die ganze Strecke durch herrlichen Indian Summer, vorbei an Seen, die hier in dieser touristischen Gegend allerdings fast rundherum zugebaut sind. Natürlich will möglichst jeder sein Häuschen direkt am See stehen haben.
Auf dem Weg nach Norden Richtung Fähre kommen wir durch das breite und landwirtschaftlich stark genutzte Swan Valley. Hier wird viel Obstbau betrieben, Kirschen, Pfirsiche und Äpfel, die zur Zeit geerntet werden. Ein kurzer Stopp und wir erstehen einen 5L-Karton Apfelsaft und zwei große Gläser lokalen Honig (1kg= 6,60 €). Die herrlich duftenden, frisch gepflückten Äpfel der unterschiedlichsten Sorten müssen wir leider liegen lassen, da wir diese beim Grenzübertritt in die USA nicht mitnehmen dürfen.
In der Nähe des Dorfes Sanca befindet sich die einzige Attraktion in der Gegend, von der herrlichen Landschaft abgesehen. Hier hat ein Künstler eine kleine Burg nur aus viereckigen Glasflaschen gebastelt. Jetzt in der Wintersaison ist es geschlossen, im Sommer kann man es gegen Eintritt auch von innen besichtigen.
Als wir am vereinbarten Treffpunkt eintreffen, warten die Michaela und Richie schon ungeduldig. Der Platz liegt direkt an der Straße und ist nicht gerade schön. Deshalb wollen wir alle unser Glück versuchen und heute noch mit der Fähre übersetzen, wenn heute nicht schon wieder gestreikt wird – kam die letzten Tage wohl öfter mal vor. Als wir an der Fähre ankommen, wird diese gerade entladen und wir dürfen schon nach 5 min auffahren. Das läuft ja wie am Schnürchen. So langsam setzt die Dämmerung ein und wir beratschlagen, wo es hingehen soll.
Auf den Bergen am gegenüberliegenden Ufer gibt es immer noch einige Waldbrände, obwohl es in den letzten Tagen recht feucht gewesen ist. Hat wohl nicht ausgereicht, um die lodernden Flammen zu löschen.
Richtung Westen, immer entlang am Kootenay Lake, an dessen Ende die Stadt Nelson liegt, wo wir dann Richtung Süden abbiegen werden. Auf dem Weg dahin kommen wir durch den Kokanee Creek Provincial Park. Dieser ist während der Saison kostenpflichtig. In der Off-Season sind die Campingplätze jedoch geschlossen, bis auf einen kleinen Loop, auf dessen ca. 15 Plätze man kostenfrei stehen kann. Ein schönes Plätzchen, in einem ruhigen Park, nicht weit vom See.
Wir parken ein und freuen uns schon auf den gemeinsamen Spieleabend, besonders da es draußen wieder regnet und es im warmen Heim bei mit Rotwein aufgepepptem Gewürztee gleich nochmal so heimelig ist.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Kokanee Creek Prov. Park, GPS: 49.606263, -117.117405, normalerweise ca. 30C$/night, außerhalb der Saison frei auf einem Teil des Friends Campground, sehr ruhig, direkt am See, Pittoilets, Frischwasser, sehr empfehlenswert
Do. 17.10.19
Seit gestern Abend schon schüttete es kontinuierlich, die ganze Nacht über. Nach dem Frühstück gibt es eine kurze Unterbrechung, während der wir das Mobil von Michaela und Richie von innen besichtigen. Danach müssen wir uns von ihnen für längere Zeit verabschieden. Sie machen sich nach Westen an die Pazifikküste auf, wollen von dort bis hinunter nach San Francisco und spätestens Mitte November nach Las Vegas, da sie von dort für mehrere Monate nach Deutschland fliegen.
Die letzten Abende waren toll. Man hatte sich viel zu erzählen, endlich mal wieder jemanden zum Spielen (wie die kleinen Kinder) und die eine oder andere gemeinsame Reisebekanntschaft. Schade, wir hätten noch auf einige weitere derartig nette Abende Lust gehabt.
Kaum sind die Beiden abgefahren, fängt es schon wieder an zu regnen. Wir verbringen den restlichen Tag mit Schreiben. Der Höhepunkt des Tages ist ein leckerer Schweizer Wurstsalat und Laugenweckle, da wir ja vorgestern frischen Fleischkäse nach deutschem Rezept kaufen konnten.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Kokanee Creek Prov. Park, GPS: 49.606263, -117.117405, normalerweise ca. 30C$/night, außerhalb der Saison frei auf einem Teil des Friends Campground, sehr ruhig, direkt am See, Pittoilets, Frischwasser, sehr empfehlenswert
Fr. 18.10.19
Alice und Gerry haben erst ab Samstag Zeit, und weil es draußen ohne Ende regnet bleiben wir an diesem schönen ruhigen Platz stehen und arbeiten weiter die Bilder der vergangenen Wochen auf. Zwischendurch kommt doch tatsächlich mal die Sonne für eine Stunde raus. Ruckzuck ist es warm. Das reicht für einen kleinen Spaziergang am See.
Und das Holz, verstaut zwischen den Mopeds, lade ich auch gleich noch ab, da wir es hier in Kanada nicht mehr brauchen werden und in die USA darf es nicht mit. Der nächste auf diesem Platz freut sich über das fertige Feuerholz.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Kokanee Creek Prov. Park, GPS: 49.606263, -117.117405, normalerweise ca. 30C$/night, außerhalb der Saison frei auf einem Teil des Friends Campground, sehr ruhig, direkt am See, Pittoilets, Frischwasser, sehr empfehlenswert
Sa. 19.10.19
Heute fahren wir zu Alice und Gerry. Vorher aber noch ein kurzer Besuch im Städtchen Nelson. Es hat eine tolle Lage direkt am See. Die Luft ist frisch, ab und zu kommt die Sonne zwischen den Wolken durch und bringt die gelb und rot belaubten Bäume zum Leuchten - Indian Summer, einfach herrlich.
In Nelson gehen wir zuerst in die öffentliche Bibliothek, um die Homepage bis Ende September zu aktualisieren. Danach genehmigen wir uns eine leckere Pizzaschnitte, anschließend ein Bummel durch die Einkaufsmeile mit vielen kleinen Geschäften, und als Abschluss ins Communitycenter in den Aquatic-Bereich für eine heiße Dusche.
Zwei Häuserblocks weiter packen wir in einer Laundry unsere Klamotten in die Waschmaschine und gegen 17 Uhr brechen wir in Richtung Salmo auf. Es sind nur noch 36 km bis zum riesigen Grundstück von Alice und Gerry.
Gerry ist draußen am Werkeln und begrüßt uns gleich herzlich. Mit ihm gemeinsam gehen wir zum Haupthaus hoch, um auch Alice zu begrüßen. Mit ihr machen wir einen Rundgang auf dem Gelände, an den verschiedenen Gebäuden vorbei, u.a. die ursprüngliche Cabin hinter dem Haupthaus, die zuerst gebaut wurde, dann durch den Garten mit den Bienenstöcken. Beim Nebenhaus, der 'Männerhöhle', können wir für die Nacht einparken.
Es wird schon dunkel. Gerry holt uns nach getaner Arbeit ab und wir gehen rüber ins Haupthaus, wo Alice schon den Tisch fürs Abendessen gedeckt hat. Im Haupthaus ist alles sehr offen gehalten, dominiert von einem großen freistehenden Specksteinofen, in dessen Backröhre seit über 3 Stunden eine Lammkeule vor sich hinschmurgelt. Das ganze Haus, wie auch das Gelände und die Nebengebäude sind voller Kunstgegenstände und altem Sammelsurium. Eine Mischung aus Heimatmuseum und Kunstgalerie.
Die zwei sind Kunstliebhaber und haben intensiven Kontakt mit der doch recht großen Künstlergemeinde rundherum. Sie machen regelmäßig Vernissagen hier, bieten ihre Räumlichkeiten ansässigen Künstlern als Ausstellungsfläche. Das geht von Steinskulpturen über unterschiedlichste Gemälde bis zu wunderschönen, künstlerisch gestalteten Quilts.
Nach dem leckeren Essen sitzen wir rüber ins Wohnzimmer und reden noch den ganzen Abend bei einem Glas Rotwein über unsere Reise und die Reisen der letzten vier Jahre von den Beiden, seit wir uns im Februar 2016 in Laos getroffen hatten. Gegen 23 Uhr sind wir dann alle müde, vor allem die Hitze des Specksteinofens schafft uns etwas, so dass wir mit Taschenlampe bewaffnet über das zugewachsene Gelände nach Hause tigern.
Wir leuchten den Weg gut aus, nachdem wir den ganzen Abend die Geschichten gehört haben, welche Tiere sich hier regelmäßig herumtreiben: Bobcats/Wildkatzen, Luchse, Pumas, Wölfe, Braun- und Schwarzbären, um mal die gefährlicheren aufzuzählen. Die beiden Erstgenannten sind auch ein Problem, besonders im Winter, für die beiden Hauskatzen. Eine davon ist erst 9 Monate alt und ersetzt den Platz einer Älteren, die wohl einer Bobcat zum Opfer fiel.
Wir kommen unbeschadet an und schlüpfen auch gleich unter die Decken. Morgen früh gibt es so um 9 / ½ 10 Uhr Frühstück, allerdings draußen am Lagerfeuer. Da sind wir mal gespannt.
Übernachtungsplatz:
Freistehen bei unseren Freunden Alice & Gerry, Salmo, GPS: 49.238185, -117.239059
So. 20.10.19
Als wir aufstehen nieselt es, aber nur ganz schwach. Da erst gegen 9 Uhr das Lagerfeuer für das Frühstück/Brunch im Freien angefacht werden soll, nehmen wir vorab schon mal ein kleines Tee/Kaffee/Keks-Frühstück zu uns. Gegen 9:15 Uhr kommt dann Garry, der Geschäftspartner von Alice, und entzündet direkt hinter unserem LKW in einer großen Eisenschale das Lagerfeuer.
Da haben wir noch etwas Luft und gehen ins Haupthaus rüber, um kurz mit den Eltern zu skypen. Als wir wieder zurückkommen sind schon Stühle und alle notwendigen Utensilien ums Feuer angeordnet. Gerry hat bereits zwei große Packungen Grillspeck in die gusseiserne Pfanne geworfen und beginnt diese über dem Feuer anzubraten bzw. das reichlich vorhandene Fett auszulassen. Garry bringt aus seiner Wohnung eine schon vorbereitete Pfanne mit einem Mix aus Kartoffelecken, Paprika, Zwiebeln, Zucchini und Pilzen und stellt sie ebenfalls auf den Rost über das Feuer. Hm, sieht das alles gut aus.
Als alles soweit fertig ist, werden in einer dritten Pfanne die Spiegeleier zubereitet, während Alice Brotscheiben auf dem Rost toastet und anschließend mit Butter bestreicht. Jetzt kann es losgehen. Sobald die Eier fertig sind, bekommt jeder einen vollen Teller leckeres gebratenes Frühstück. Heißer Kaffee aus der Thermoskanne dazu. Tassen und Teller werden direkt neben der Feuerstelle warmgehalten. Perfekt! Sogar das Nieseln hat ab dem Start des Feuers aufgehört. Richtig toll, so ein Lagerfeuer-Frühstück.
Die nächsten 1,5 h sitzen wir dann noch draußen am Feuer, das Gerry regelmäßig mit Holz füttert.
Als wieder leichter Nieselregen einsetzt, bringen wir die Stühle ins Nebengebäude zurück und starten mit einem Spaziergang durch das in weiten Teilen im ursprünglichen Zustand belassenen 140 acres großen Gelände. Ein Teil dieses Wanderweges wird auch an Silvester bei der obligatorischen Schneeschuhwanderung abmarschiert.
Nach 2/3 der Route kürzen wir ab, da der Regen wieder stärker geworden ist.
Nachmittags backt Marion frische Vollkornweckle. Als diese fertig sind, nehmen wir vier Stück, noch warm aus dem Ofen, mit ins Haupthaus zum Abendessen. Alice und Gerry probieren dann gleich eines mit Butter und sind begeistert.
Dann gibt es ein Riesenhähnchen aus dem Specksteinofenbackrohr, dazu Reis und eingelegte Gurken bzw. Salat, und als Nachtisch 10%igen Vanille-Joghurt (sehr cremig) plus süß eingelegte Himbeeren aus dem eigenen Garten.
Bapp satt machen wir es uns dann bis 22:30 Uhr bei einem Rest Wein wieder im Wohnzimmer gemütlich. Nach diesem schönen Tag, mit viel frischer Luft, fallen wir hundemüde ins Bett. 1 – 2 - 3, eingeschlafen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen bei unseren Freunden Alice & Gerry, Salmo, GPS: 49.238185, -117.239059
Mo. 21.10.19
Gestern Abend hatten wir uns noch nicht entschieden, ob wir heute schon weiterfahren oder noch einen Tag stehenbleiben wollen. Ein Blick in die Wetterkarte zeigt diese Woche noch durchwachsen und einiges an Regen auf dem Weg nach Süden bzw. zum Yellowstone Nationalpark. Ab nächstem Wochenende soll es deutlich besser werden.
Wir wollen diese lange Strecke in 4-5 Tagesetappen erledigen und können dann bei hoffentlich gutem Wetter mehrere Tage den Yellowstone NP genießen.
Bevor es losgeht, versenden wir noch ein paar Dokumente und drucken bei Alice im Büro endlich mal die Versicherungs-IDs für unsere Fahrzeuge aus, nach fast einem halben Jahr nach der Erneuerung.
Zum Abschied werden dann noch ein paar Bilder gemacht und so gegen 11 Uhr kommen wir dann los. Schön war's. Wir haben uns wirklich sehr gefreut, die beiden wieder zu sehen. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja noch einmal vorbei?!
Um es vorwegzunehmen, es hat den ganzen Tag hindurch geregnet.
In Nelway/CA an der Grenze in die USA/Washington sind wir das einzige Fahrzeug. Wir müssen kurz den Container und eine Staubox öffnen. Der Grenzer klettert nur zwei Stufen die Leiter hoch und blickt nur kurz, wahrscheinlich eher aus Neugier, in den Container. Dann die üblichen Standardfragen: Woher kommen wir? Wohin wollen wir? Haben wir verbotene Artikel dabei? Und nachdem wir noch jeweils 6$ für das neue 6-Monatsvisum bezahlt haben, werden unsere Fingerabdrücke eingescannt und schon dürfen wir mit freundlichem Gruß weiterfahren. Also, mal wieder, ohne jegliche Kontrolle innerhalb von 20 min das ganze Prozedere erledigt. So muss das sein, so macht es Spaß.
WASHINGTON STATE
Jetzt sind wir also wieder in den USA, Washington State.
Wenige Kilometer nach der Grenze machen wir am Sweet Creek Fall Pause, laufen kurz den Trail zum kleinen Wasserfall und danach gibt es ein leckeres Vesper mit frischen Vollkornweckle und deutscher Wurst aus der 'deutschen' Metzgerei in Kimberley. Super lecker!
Die nächsten 120 km bis nach Sandpoint in Idaho wären eigentlich eine landschaftlich tolle Strecke, aber wegen den niedrig hängenden Regenwolken und der sehr hohen „Luftfeuchtigkeit“ haben wir nur eingeschränkt etwas davon. Wir fahren durch ein schönes Flusstal, immer am Pend Oreille River entlang, auf dem Hwy #20 quer durch Washington bis nach Newport/Oldtown, Grenze Idaho.
Unterwegs halten wir noch an einem Staudamm kurz an, sehen mehrere Rehe und ein Weißkopfseeadler fühlt sich durch uns gestört und fliegt direkt vor unserer Windschutzscheibe her, dreht aber nach 20 m schon wieder Richtung Wald ab, zu schnell, um die Kamera schussbereit zu machen.
IDAHO
Der Stellplatz am See, dem Pend Oreille Lake, in Sandpoint ist leider nicht mehr zu nutzen, da inzwischen ein NO-OVERNIGHT/CAMPING-Schild dort hängt. Weiter geht’s zum Walmart und Home Depot zum Einkaufen. Am Walmart wollen wir nicht stehenbleiben, also nochmal 68 km bis zum freien Campground Big Eddy im Kootenai National Forest, der sich dann auch schon in Montana befindet. Hier kann man bis zu 16 Tage kostenfrei im Wald auf schönen Plätzen mit Bank und Feuerstelle stehen.
MONTANA
Als wir ankommen ist es schon recht dunkel und wir brauchen die Zusatzscheinwerfer zum Einparken. Es regnet immer noch, so dass wir uns schnurstracks ins Innere zurückziehen, wo Marion gleich eine leckere Tomatensoße zu frischen Tortellini kocht.
Heute sind es dann doch wieder 275 km gewesen, davon viele im Regen, sehr anstrengend. Also früh Schicht im Schacht. Von der CA/USA-Grenze bis hierher haben wir drei Bundesstaaten besucht. Eingereist in Washington, Idaho durchfahren und stehenbleiben in Montana.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Big Eddy CG, Lolo NF, GPS: 48.066609, -115.925103, Stellplatz liegt im Wald, sehr ruhig, kein Verizon-Empfang, empfehlenswert
Hier wieder die Kartenübersicht der 65. und 66. Woche mit den gewählten Stellplätzen: Kanada_2019_Okt_1
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