Dienstag 30.08.2022

 

Endlich geht es wieder los... auf der einen Seite waren es nur 4 Wochen und die Zeit ist wahnsinnig schnell vorübergegangen, auf der anderen Seite war es, wenn auch positiver, dann doch Stress für uns zwei. Die vielen Arzttermine, Familie, Freunde und Verwandte, eine Hochzeit, eine diamantene Hochzeit... reichlich Stoff, um die wenigen Tage aufzufüllen.

Wir sind rechtzeitig wach und machen uns abfahrbereit, da es spätestens um 9 Uhr nach FFM gehen soll und wir etwas Puffer wegen Staus und Unfällen auf den 250km bis zum Flughafen haben wollen. Oli kommt später aus den Federn, ist dafür aber auch schnell abfahrbereit. Natürlich müssen wir zuerst noch zur Tanke nach Empfingen fahren und schon fehlen die ersten 15min vom Puffer. Aber Oli lässt die Verspätungen, auch durch den teils schlecht fließenden Verkehr, auf den freien Strecken wieder durch (üb)erhöhte Geschwindigkeit wegschmelzen. Ist zwar für unser Herz etwas anstrengend, dafür sind wir aber nach 2-3 Umkreisungen des Flughafens rechtzeitig da.

Nach tränenreichem Abschied geht es zum Condor-Schalter für USA-Flüge, wo noch nichts los ist und wir sofort drankommen. Unsere Koffer, auf die vollen 23kg mit Ersatzteilen ausgereizt, laufen ohne Beanstandung aufs Förderband. Weil wir wegen der Covid-Dokumente nicht online einchecken konnten, macht der Kollege am Schalter die restlichen Eingaben. Leider sind die Plätze am Notausgang mit mehr Beinfreiheit schon weg und so gibt es normale 2er Plätze am Fenster und Gang, deutlich enger. Auch unsere Zusatztasche für den Innenraum stellt kein Problem dar und es gibt keinerlei Einwände, obwohl wir noch einen gut gefüllten Daypacker und zwei Laptoptaschen bei uns haben.

Wir machen uns gleich auf den Weg, denn bis zum Gate B45 ist es ein langer Weg. Auch am Security-Check kommen wir ohne Probleme durch trotz unserer Dieselleitungen, welche im Handgepäck dabei sind.

Jetzt noch etwas Wasser kaufen und am Gate auf das Boarding warten. Mit freiem Wifi am Airport deaktivieren wir noch die Telekom-Sim-Karten, da wir unsere Nummern auch in 9 Monaten, wenn wir wiederkommen, behalten bzw. reaktivieren wollen.

Wie schon gesagt, sind die Plätze nicht ganz so komfortabel wie bei unserem Flug vor 4 Wochen nach Deutschland, aber wir werden die 10,5h nach Seattle schon irgendwie rumbringen, Filme gucken, lesen, schlafen, essen.... Obwohl Peter (wie immer) einige verschläft, ist auch er ziemlich erschöpft als wir ankommen.

Am Flughafen in Seattle geht es auf langem Marsch zum Gepäckförderband – die Wege auf den Flughäfen sind immer ätzend weit - und nach einer gefühlten Ewigkeit kommen dann die Koffer an. Die einzige Ablenkung während der Warterei ist die installierte Kunst über den Bändern.

Die Koffer sehen unversehrt aus, so dass wir direkt zum Zoll marschieren. In unseren Pässen ist ja noch ein aktives Visum, gültig bis Mitte November, und nach 2-3 Smalltalksätzen und einem Check des Beamten im System werden wir durchgewunken. Keine weitere Gepäckkontrolle oder sonstige Einreiseprozedur. So lieben wir es. Das Multi-Entry-B2-Visum für 10 Jahre ist jeden Euro wert. (180€/Pers anno 2018)

Draußen vor der Ankunftshalle müssen wir uns orientieren und suchen, bis wir den PickUp-Bereich für App-Rides wie z.B. Uber im gegenüberliegenden Parkhaus gefunden haben. Dann per App den Fahrer gebucht, der dann auch schon 3min später eintrifft. Laut App kostet die Fahrt bis Auburn zum Lifestorage 49$, allerdings werden mit 15%Tipp, Flughafenpickupgebühr (!) und aktueller Spritzulage dann doch 73 Euro abgebucht. Wenn ich mal Zeit habe (grins) muss ich das mit Uber mal klären, warum diese Zusatzkosten in der App nicht angezeigt werden. Ansonsten sind wir mit dem Komfort des Fahrservice Uber total begeistert. Hat bisher überall problemlos funktioniert.

Nach 30min kommen wir am Storagegelände an und eine Mitarbeiterin sitzt auch noch im Büro. Damit wir mit dem Taxi direkt zum Moppel fahren können, benötigen wir zum Öffnen des Tores unseren Code. Den Zettel mit dem Code haben wir aber leider verschlampt, weshalb ich erst nochmal ins Büro muss und ihn mir wieder geben lasse. Da der Fahrer ohne zu meckern wartet und weiterhin sehr freundlich ist, legen wir gerne noch die 15%Tipp drauf.

Zwei Tage vor Abflug aus Deutschland ist die Managerin des Storage per email auf uns zugekommen. Nach einem Telefonat stellte sich heraus, dass eine unserer Alu-Boxen auf dem Dach geöffnet wurde, was irgendwann vom Personal bemerkt wurde. Anscheinend ist auf den Videobändern nichts zu sehen. Besonders ärgerlich ist diese Sache deswegen, da wir wegen der Nähe zum Außenzaun und den direkt angrenzenden Bäumen vor unserem Abflug einen anderen Platz haben wollten, dies aber wegen Ausbuchung abgelehnt wurde, obwohl wir noch reichlich freie Plätze im Innenbereich gesehen hatten. Interessanterweise befinden sich am mit Natodraht gesicherten Außenzaun keine Videokameras und die innerhalb angebrachten haben keine Sicht auf das Dach unseres Moppels, weil zu hoch. Außerdem funktionierten einige der Kameras bei unserer Abreise nicht.

Die Alukisten haben wir nicht durch Schlösser gesichert, da keine wertvollen Dinge drin sind. Es fehlen eine Plastikplane, ein Paar Gummistiefel, die wir bisher, seit wir unterwegs sind, noch nie benutzt haben. Die Befürchtung, dass der oder die Einbrecher versucht haben, das große Dachfenster aufzubrechen bzw. dass die Solarpanele beim Herumklettern auf dem Dach beschädigt wurden, hat sich gottseidank nicht bestätigt. Vermutlich haben sie sich nur von der Straße aus über den Zaun gewagt und auf der Kamera abgewandten Seite diese eine Kiste geöffnet. Die andere Kiste mit den Fahrradhelmen und dem Akku für Peter's Fahrrad ist unversehrt. Die Managerin kommt noch vorbei, um ein Protokoll aufzunehmen, aber da nichts 'Größeres' passiert ist, gibt es nicht viel zu protokollieren. Wir müssten den Schaden sowieso unserer Versicherung melden, da der Storage keine Versicherung hat. Ende gut alles gut.

Wir verstauen die Koffer und die Taschen im Innenraum, schließen die LKW-Batterien wieder an und können endlich, nach fast einer Stunde, vom Gelände fahren. In ein paar Kilometern Entfernung befindet sich ein Walmart, wo wir die ersten Lebensmittel einkaufen. Wegen Erschöpfung Jetlack sind wir sowieso aus dem Rhythmus und deshalb gönnen wir uns nach dem Einkauf eine kleine Mahlzeit bei unserer Lieblingsfastfoodkette Panda Express.

Jetzt noch in Richtung Westen raus aus Seattle zu fahren ist in unserem übermüdeten Zustand keine gute Idee und daher fahren wir zu dem Platz am Green River, an dem wir die letzte Nacht vor dem Flug nach Deutschland schon gestanden sind. Ist leider kein toller Platz aber jetzt noch weiter, über 30km in die falsche Richtung zu fahren, um an einer schönen Boatramp direkt am Fluss zu übernachten, ist auch nicht sinnvoll. Wegen Zeitverschiebung und Jetlack wird das sowieso keine Nacht mit viel Schlaf.

Man hört den Highway-Verkehr und auf der naheliegenden Eisenbahnlinie ist reichlich Rangierbetrieb die ganze Nacht. Aber in der Not .... So buchen wir für uns beide Male diese Nächte ab. Seattle und Umgebung ist nicht gerade ideal um freizustehen, daher kann man nicht wählerisch sein.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Green River Parkinglot, Auburn, GPS: 47.300469, -122.174543, starkes AT&T-Netz, wenig Platz direkt an der Straße, eigentlich zu laut zum Übernachten, aber nur wenige Kilometer vom Life Storage entfernt, nur für den Notfall empfehlenswert

 

 

 

Mittwoch 31.08.2022

 

Die Nacht war wie zu erwarten nicht wirklich erholsam, aber Marion konnte wegen totaler Übermüdung ein paar Stunden schlafen und, um es vorweg zu nehmen, sie tut sich bei der Überwindung der Zeitverschiebung deutlich einfacher.

Als erstes fahren wir nochmals zum Walmart und holen den Rest, den wir gestern einfach nicht auf dem Einkaufszettel hatten. Nachdem wir heute morgen nochmal alle Vorratsschränke gecheckt haben, kommt dann doch etwas mehr zusammen.

Als wir vom Einkaufen zurückkommen checken wir online mittels Gasbuddy.com die aktuellen Dieselpreise in der Umgebung von Seattle und auch in Richtung Vancouver Island. Kanada ist sogar noch ein bisschen teurer als die USA und hier liegt der Preis so zwischen 1,50 und 1,80€ pro Liter. Warum auch immer, haben alle Walmarts im Umkreis von Seattle heute einen Dumpingpreis für Diesel und zwar 4,99$/gal, was umgerechnet 1,32€/L bedeutet. Da schlagen wir natürlich sofort zu und füllen beide Tanks mit über 320L Diesel auf bis Oberkante. In den nächsten Tagen werden wir sehen, dass es keine Tanke gibt, auch nicht in den indigenen Reservaten, wo Diesel unter 1,50€/L kostet. Da haben wir nochmal richtig zum Schnäppchenpreis zuschlagen können.

Als nächstes wollen wir uns endlich auf den Weg nach Westen Richtung Port Angeles auf der Olympic Peninsula machen, von wo aus die Fähre auf dem kürzesten Weg rüber nach Kanada geht. Unterwegs soll es noch einen Autobahnrastplatz geben, wo man auch dumpen kann. Interessanterweise ist das Grauwasser in unserem Tank in den letzten Wochen nicht wie gehofft verdunstet, sondern der Tank noch ziemlich voll. Leider verfahren wir uns und kommen irgendwann deutlich weiter westlich wieder auf die Interstate. Umdrehen wollen wir nicht, daher muss das Grauwasser entsorgen warten. Auch die Costco-Großmärkte verpassen wir, so dass wir erst wieder kurz vor Port Angeles auf einen treffen werden.

Wir fahren am Tacoma Container Hafen vorbei, wo die großen Containerschiffe be- und entladen werden, sehen hunderte/tausende Container gestapelt oder noch auf Güterzügen, oder auch mal eine größere Ladung Schaufelbagger. Danach überqueren wir die imposante Tacoma Narrow Bridge bevor es auf der Route #16 gen Norden geht.

Als wir am Kitsap Memorial State Park vorbeikommen, machen wir einen geplanten Stopp, um endlich unsere Frischwassertanks aufzufüllen. Laut iOverlander ist hier das freundliche Personal sehr hilfreich. Wir fragen die Rangerinnen, die gerade die Duschhäuser mit dem Kärcher reinigen, ob wir Wasser bekommen können, und werden zur Day Use-Area verwiesen, wo wir problemlos Wasser tanken können. Wir sind im Besitz einer Jahreskarte des Washington Discovery Passes (30$/Jahr), mit welchem wir in den meisten Day Use-Areas der State Parks und auf einigen ausgewiesenen einfachen, staatlichen Camping areas kostenlos stehen können.

Nach dem Wassertanken und Beantwortung etlicher Fragen von mehreren Zaungästen, gehen wir noch vor bis zum steinigen Strand des Sunds, in dem während der richtigen Saison Austern geerntet werden.

Die ganze Strecke vom Süden Seattles Richtung Westen führt durch ausgedehnte Insel und Halbinselwelt. Wir sind auch an mindestens zwei Militärhäfen vorbeigekommen.

Nach weiteren 30km kommen wir über die Hood Canal Floating Bridge, die durch ihre Länge ebenso beeindruckend ist.

Seit der Legalisierung von Marihuana in den meisten Bundesstaaten der USA findet man an jeder Hausecke einen Laden oder Händler. Der hier ist doch sehr ausgefallen aufgebaut.

Jetzt sind es noch ca. 50km bis zum 7Cedars Casino, welches wieder auf indigenem Gebiet steht. Das Casino hat einen großen Parkplatz für alle RV-Besucher ausgewiesen. Von den über 30 großen Parkplätzen sind 8x2-Plätze mit Strom- und Frischwasseranschluss ausgestattet. Wenn wir gewusst hätten, dass wir problemlos einen der begehrten Plätze bekommen, hätten wir auf das vorherige Wassertanken im State Park verzichten können.

Es gibt einen eigenen Kleinbusshuttle für die Besucher mit RV, damit sie den 300m Weg bis zum Casino nicht gehen müssen. So lässt sich auch Peter hinunterfahren und holt an der Rezeption zuerst einen Spielerausweis und mit diesem bei der Kassiererin einen Permit für 48h freies Parken auf dem Parkgelände.

Zurück am Fahrzeug machen wir uns sofort an die beiden großen und daher sehr lästigen Koffer voll mit Ersatzteilen und Klamotten. Marion macht sich an das Verstauen im Innenraum und Peter ist für die ganzen Ersatzteile in den äußeren Storagekapazitäten zuständig. Gegen Spätnachmittag sind wir mit wegräumen weitestgehend durch und die beiden leeren Koffer können auf dem Dach zwischengelagert werden bzw. einen verschenken wir an unsere Nachbarn in dem großen Raptor-Trailer. Die beiden reisen schon 3 Jahre in diesem Gespann und arbeiten von unterwegs aus.

Da wir, vor allem Peter, die letzten Nächte nicht viel Schlaf bekommen haben, machen wir Schluss und versuchen den Abend in die Länge zu ziehen, um in einen lokal angepassten Rhythmus zu kommen. Was leider die nächsten Tage nicht wirklich klappen will.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am 7Cedars Casino, GPS: 48.020253, -123.01159, gutes AT&T-Netz, relativ ruhig aber die ganze Nacht volle Beleuchtung damit die überall angebrachten Videokameras genügend zum Aufzeichnen erkennen können, freie Stromanbindung an ausgewählten Plätzen plus frisches Trinkwasser, sehr empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 01.09.2022

 

Heute morgen ist es trübe vor lauter Hochnebel, der von der naheliegenden Küste bis zu unserem Parkplatz hochzieht. Wegen weiterhin schlafloser Nacht ab 2 Uhr, beginne ich/ Peter gleich morgens um halb acht unter dem Schutz der Markise den Campingtisch aufzubauen und aus allen Ecken die Einzelteile für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für die LiFePO4-Zellen, die wir gebraucht in San Diego erstanden haben, zusammen zu suchen. Zuerst wird eine parallele Schaltung hergestellt und dann mit einem 320W Meanwell DC Power Supply eingestellt auf 3,6V eine Initialladung durchgeführt. Aber vorher müssen noch einige Kabel mit den entsprechenden M14-Anschlüssen gecrimpt werden, was wieder reichlich Zeit in Anspruch nimmt. Regelmäßig kommen die umliegenden Nachbarn vorbei, um den Fortschritt des Aufbaus zu begutachten und natürlich den einen oder anderen Schwatz zu halten. Hilft auch nicht wirklich zügig voranzukommen.

Als dann alles steht, wird nochmal die Ausgangsspannung des Meanwell geprüft. Es liegen genau 3,600V an. Jetzt werden die parallel verbundenen LI-Zellen angeschlossen.

Die Ladespannung sinkt auf 3,03 V und es fließen ca. 37A in Richtung erster Zelle. Aber schon nach 1min beginnt es aus dem Lüfter des Meanwell zu rauchen, sofort kappe ich die Eingangsstromverbindung. Aber solange auch noch die Zellen mit dem Meanwell verbunden sind raucht es leicht weiter. Also auch noch schnell die Zellen abgehängt.

Ich überprüfe mehrfach die Anordnung, aber alles passt. Also nochmal den Meanwell solo getestet. Liefert 3,600V und raucht nicht. Diesmal wird nur mit einer Einzelzelle getestet.

Wieder stellen sich die 3V und die ca. 37A Strom ein und leider nach einer Minute auch wieder der Rauch aus dem Lüfter.

Zum in die Tischkante beißen....keine Idee, was falsch läuft.

Daher rufe ich Jim in San Diego, den Verkäufer der LI-Zellen an, da er sehr gute Kenntnisse besitzt vor allem was Ladeinfrastrukturen angeht.

Er kann anhand meiner detaillierten Beschreibung, welche auch aus seiner Sicht passt, nur anmerken, dass seine Erfahrung ist, dass eines von zehn dieser Meanwell Geräte schon defekt aus dem chinesischen Werk ankommt. Da es auch ohne Eingangsspannung aber mit angeschlossener LI-Zelle raucht, geht er von defekten Dioden aus. Pech...

Werde also übers Internet eine neue Power Supply bestellen müssen. Da wir aber die nächsten Wochen auf Vancouver Island sind, wird das noch etwas warten müssen.

Alles wieder zerlegt und verpackt, lege ich mich etwas frustriert ins Bett, um etwas Schlaf nach zu holen.

Von der ganzen Aktion gibt es leider keine Bilder, da Peter so in seine Bastelei vertieft war und Marion im Innern die ganze Zeit zugange war.

Den Rest des Tages geht außer lesen nicht mehr soviel. Austausch des kleinen Außenspiegels an der Fahrerkabine und Reparatur der Markise gehen so nebenher.

Kurz bekommen wir Besuch von einer Familie hier aus Washington, welche mit ihrem 6x6-Stephe....mit Anhänger Urlaub auf der Olympic-Halbinsel gemacht haben. Sie wollten nur mal kurz den Platz anschauen, aber nicht stehenbleiben. Nachdem sie unser Gefährt gesehen haben, gab es dann doch noch einen schönen Smalltalk, bevor sie nach einer halben Stunde wieder weiterdüsen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am 7Cedars Casino, GPS: 48.020253, -123.01159, gutes AT&T-Netz, relativ ruhig aber die ganze Nacht volle Beleuchtung damit die überall angebrachten Videokameras genügend zum Aufzeichnen erkennen können, freie Stromanbindung an ausgewählten Plätzen plus frisches Trinkwasser, sehr empfehlenswert

 

 

 

Freitag 02.09.2022

 

Heute morgen kein feuchter Hochnebel sondern Sonne.... Bevor wir wieder weiterfahren, laden wir die Batterien nochmal randvoll mit kostenlosem Strom und einige Nachbarn kommen auf einen technical smalltalk vorbei...

Die heutige Strecke ist moderat, da wir nur bis nach Port Angeles wollen, unterwegs noch kurz im Costco bzw. einem Baumarkt vorbeischauen. Wir machen unten an der Fähre einen Schlenker, um mal zu sehen wie viele Fahrzeuge auf die 12:45 Uhr Fähre wollen. Wir sind erstaunt, dass der große Parkplatz voll ist. Da müssen wir wohl doch das Geld für eine Reservierung ausgeben, damit wir nicht einen Tag verlieren oder erst die Abendfähre um 18:15 Uhr erreichen.

Es gibt zwei mögliche Übernachtungsplätze in relativer Nähe von ca. 40km. Zum einen der westlich liegende Lyre River Campground, wo man mit dem Washington Discovery Pass umsonst stehen kann oder wir fahren nach Süden in die Küstenberge der Olympic Peninsula rein und nutzen den Trailhead am Obstruction Point als Übernachtungsplatz.

Als wir schon halb den Berg hoch sind merken wir erst, dass wir ins Nationalparkgelände einfahren und laut Karte auch der Trailhead mitten drin liegt. Im Nationalpark ist Freistehen natürlich nicht erlaubt. Ärgerlich, dass diese Info nicht im iOverlander hinterlegt war. Unterwegs machen wir immer mal kurz Halt, damit der Moppel etwas an Temperatur verliert und wir die Aussicht genießen können. Auf der ganzen Strecke kann man rüber nach Vancouver Island und Victoria schauen, auch wenn man wegen der Trübe genau hinschauen muss.

Aber wenn wir schon hier sind, machen wir auch noch die restlichen 15km Auffahrt bis zur Hurricane Ridge. Hier ist ein Visitor center und ein paar kleine Wanderwege, aber vor allem ein toller Blick auf die Bergkette im Zentrum des Nationalparks. Als wir das letzte Mal hier waren, war es etwas klarer und damit die Sicht besser auf die schneebedeckten Gipfel bzw. die Reste der Gletscher.

Wir machen nur einen kleinen Rundwanderweg, von welchem man wieder eine Blick rüber nach Kanada und Vancouver Island hat.

Vom Ranger im Visitor center erfahren wir, dass wir mit unserem Moppel wegen schmaler Straße zu groß sind und es nicht bis zum Obstruction Trailhead geschafft hätten. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder runter nach Port Angeles zu fahren und nach Westen zum Lyre River aufbrechen.

Als wir wieder zum Moppel zurückschlendern kommt ein Reh schön vor die Aussicht auf die Ridge. Dank der täglich vielen Touristen, ist es nicht mehr so scheu und lässt sich gut fotografieren.

Bevor es die lange Abfahrt wieder runtergeht sehen wir von oben die Strecke rüber zum Trailhead... hätten wir wahrscheinlich schon geschafft.

Auf halber Strecke nach unten kommen wir nochmals an diesem schönen Schätzchen vorbei:

Heute ist Freitag, Wochenende, und der Campground am Lyre River ist schon voll, bzw. es wäre noch ein Platz neben dem Toilettenhaus frei, allerdings muss bis 18 Uhr gewartet werden, da speziell für Behinderte reserviert. Das dauert uns zu lange, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass der Platz anderweitig belegt wird, und da der Platz direkt am Örtchen liegt ist der Duft nicht so dolle.

Daher fahren wir weiter, nochmal 7km bis zum nächsten Platz, der eine Multiuse-Area am Sadi Creek ist und besonders von Quad- und Dirtbikefahrern genutzt wird. In der Umgebung gibt es kilometerlange Strecken, wo man sich im Gelände austoben kann.

Hier sind noch zwei schöne Plätze mit Bank und Feuerring frei. Auch hier benötigen wir den Discovery Pass, den wir schon vor 6 Wochen gekauft haben.

So sind aus den geplanten 70km doch noch 150km geworden, aber dafür haben wir die Hurricane Ridge nochmal besucht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Sadie Creek Multiuse Camp, GPS: 49.133980, -123.907701, sehr schwaches AT&T-Netz, 10 Plätze, Bedingung Washington Discovery Pass, als Zwischenstopp auf der Olympic Peninsula empfehlenswert

 

 

 

Samstag 03.09.2022 – Sonntag 04.09.2022

 

Heute endlich die erste Nacht, in der wir fast durchgeschlafen haben,.gegen 4 Uhr eine kleine Wachperiode, aber mit etwas Sudoko und Lesen gut zu überbrücken.
Das Wochenende lassen wir es zum Ankommen nochmal sehr langsam angehen und machen nur so nebenher kleinere Reparaturen oder Umräumarbeiten. Marion arbeitet sehr fleißig den Vancouver Island Reiseführer durch, während Peter den Einstieg ins Tagebuchschreiben wieder übt.

Am Sonntagmorgen versucht Peter nochmal unsere Fahrräder zu aktivieren. Mit viel Geraspel im E-Motor funktioniert Marions Fahrrad, aber beim finalen Zusammenbau zeigt sich ein gebrochenes Schaltauge an der XTR-Schaltung. Leider passt auch der Steckschlüssel um die Ritzel anzuziehen nicht und somit kann der Motor wieder nicht geöffnet werden. So langsam verlässt uns die Lust, die Fahrräder weiter mitzuschleppen, vor allem da es immer mehr zu reparieren gibt und das hier in den USA richtig ins Geld läuft.

Irgendwann um die Mittagszeit beginnt es zu nieseln und daher wird alles wieder eingepackt bzw. der Benzingenerator ausgepackt, da wegen des trüben Wetters zu wenig Strom von oben kommt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Sadie Creek Multiuse Camp, GPS: 49.133980, -123.907701, sehr schwaches AT&T-Netz, 10 Plätze, Bedingung Washington Discovery Pass, als Zwischenstopp auf der Olympic Peninsula empfehlenswert

 

 

 

 

Montag 05.09.2022

 

Da es gestern den ganzen Mittag bis in die Abendstunden kräftig nieselte, ist heute morgen alles nasskalt. Aber die Sonne kommt langsam raus.

Wir hatten die letzten Tage nun etwas Auszeit, sicher ist noch einiges auf der Todo-Liste, aber hier weiter stillsitzen ist auch nicht unser Ding. Daher packen wir zusammen, fahren nach Port Angeles und schauen mal, ob wir ein Ticket für die Mittagsfähre um 12:45 Uhr nach Vancouver Island bekommen.

Vorher sollten wir noch beim Walmart vorbei, da sich schon wieder zwei Mülltüten angesammelt haben bzw. auch die Toilette mal wieder geleert werden müsste.

Kurz vor Port Angeles auf der Hauptroute auf die Olympic Peninsula schreit Marion plötzlich OJE... Ein Reh kommt von der linken Seite, stoppt kurz, will schon wieder umdrehen, gibt dann doch noch Gas.... nur mit einer sehr heftigen Notbremsung, der Hintermann hat gottseidank genügend Abstand, kann das Reh gerettet werden... Wir gehen davon aus, dass das Schwänzchen uns kurz gestreift hat.... Glück gehabt...

Da es schon 10:45 Uhr ist wollen wir zuerst zum Fährhafen fahren und schauen, ob wir überhaupt eine Chance auf ein Ticket haben....heute ist Labor Day, langes Wochenende. Wir hoffen, dass viele Wochenendausflügler von Vancouver Island zurückkommen, aber nicht so viele rüber wollen. Kurz vor der Einfahrt in Richtung Hafen kommen wir an einer Parkbucht eines Aussichtspunktes vorbei, wo es mehrere Mülltonnen hat. Trifft sich super, da werden wir bis auf die Toilette allen Müll los.

Am Fährhafen ist der Parkplatz fast leer und wir dürfen in der zentralen Linie relativ weit vorne einparken, sprich, wir sind auf jeden Fall dabei. Jetzt nur noch die paar Gemüsereste in eine kleine Mülltüte und auf geht’s zum Ticketschalter.

Was wir nicht wussten ist, dass man jetzt eine ArriveCan-App ausfüllen muss, daraufhin einen QR-Code bekommt, welchen man beim Ticketkauf vorzeigen muss. Ist so etwas wie ESTA in den USA, wo alle Infos zum Pass und den Covid-Impfungen ausgefüllt und hochgeladen werden müssen, und dann kommt der QR-Code. Info wird direkt an den kanadischen Grenzschutz weitergeleitet. Gottseidank gibt es hier free Wifi, da wir kein Kontingent mehr frei haben. Dauert dann doch über 'ne halbe Stunde bis wir alles ins Handy reingetackert haben. Aber unser Fahrzeug ist ja relativ weit vorne eingeparkt, so dass die inzwischen aufgelaufenen Menschenmassen vor dem Ticketschalter uns nicht stören. Für zwei Personen und 29ft langes Fahrzeug (18+xft a 5,50CAN$) zahlen wir unterm Strich 155€ für die einfache Überfahrt mit 90min Dauer.

Als wir wieder am Moppel zurück sind, spricht uns eine junges Paar mit schwäbischem Dialekt an. Die Beiden, Yasmin und Valerio, kommen aus Dotternhausen bei Balingen und sind seit Juli mit einem Pickupcamper, welchen sie in Vancouver gekauft haben, unterwegs. Ihre 3 Monate in Kanada sind demnächst vorbei und der Abschluss soll Vancouver Island sein. Dann Camper in Vancouver wieder verkaufen und Ende des Monats zum Job zurückfliegen.

Wir unterhalten uns lange, auch nachher auf der Fähre während der Überfahrt. Wegen dem frischen Wind auf Deck sitzen wir zuerst im Warmen, aber bei der Hafeneinfahrt in Victoria ist es fast windstill und sehr warm.

Die Überfahrt dauert nur 90 min und ist ruckzuck vorbei.

Wir kommen direkt im Inner Harbour an und haben daher schon einen super Rund-Blick. Da kann man sich diese Rundwanderung schon sparen. Zentral hat man einen schönen Blick auf das bekannte Fairmont Hotel. Hier liegt auch das Visitor Center, welches unsere erste Anlaufstelle sein soll. Neben den beiden historischen Seglern liegt die Neuzeit in Form eines Wasserflughafens. Hier starten und landen im Minutentakt die Linienwasserflugzeuge, die vor allem raus in die Inselwelt entlang der Pazifikküste fliegen.

Unsere neue Reisebekanntschaft hat fast die gleiche Reiseroute auf der Insel geplant, so dass wir uns höchstwahrscheinlich wieder treffen werden.

In der Zollabfertigungsreihe dauert es ein bisschen bis wir dran sind. Der Grenzer will wissen wie unsere Pläne sind, ob wir Waffen, Drogen und Gemüse an Bord haben. Alles verneint, Stempel in den Pass und schon sind wir in Kanada eingereist. Da hätten wir unsere Möhren und Handvoll Minipaprika doch nicht entsorgen müssen. Aber besser so als eine lange Kontrolle und alles auspacken.

Leider ist die Anfahrt bzw. das Finden eines Parkplatzes in der Nähe des Visitor Centers schwierig bzw. unmöglich. Die beiden großen Parkplätze in der Nähe erlauben keine RVs. Daher fahren wir erst mal runter zum Beacon Hill Park und damit zum Anfang des Transcanada Hwys, der sich über 7131km in den Osten bis nach Nova Scotia hinzieht.

Von hier aus wollten wir dann einen Uber ordern und in die Downtown fahren. Uber gibt es hier leider nicht und die nächste Bushaltestelle ist ziemlich weit entfernt. Mist.

Also beschließen wir die 7km bis ans andere Ende von Victoria zum Walmart zu fahren und von dort mit dem Bus zu starten, da wir sowieso noch einkaufen müssen.

Victoria ist bekannt für seine Blumenpracht, wie man an vielen Häusern und Straßen sehen kann.

Die Fahrt zieht sich durch die Stadt und einen halben Kilometer vor dem Walmart ist Stau. Unfall, und laut Navi kein Durchkommen zum Supermarkt. Also wählen wir den nächsten aus, welcher nochmal 5km weiter draußen liegt, aber dafür ist auch ein Costco in der Nähe.

Inzwischen ist es schon 16:30 Uhr und wir rechnen kurz hoch, dass eine Busfahrt ins Zentrum und zurück nur klappt, wenn wir irgendwo in der Stadt, was nicht einfach ist, übernachten. Wir haben von der Fähre aus schon einiges gesehen, vor allem die Menschenmassen und am Mile 0-Sign waren wir auch schon. So fehlt uns eigentlich nur noch der Bummel durch Downtown, was wir nicht arg vermissen und entweder auf der Rückfahrt oder halt wieder in Vancouver nachholen.

Labor Day... Costco hat leider zu, aber der Walmart, wenn auch schon etwas leergekauft hat offen. Anschließend fahren wir, haben wir zu spät gesehen, zum naheliegenden Canadian Superstore (bessere Qualität und Auswahl als Walmart) und holen dort am ATM gleich noch Cash. In manchen Ecken der Insel geht nur Cash.

Inzwischen knurrt uns der Magen. Beide Supermärkte haben zwar auf, aber die kleinen Heißtheken haben auch hier heute geschlossen. Wir beißen in den sauren Apfel und holen uns ein paar Burger und Fritten beim nahegelegenen McDonalds. Noch knapp 80km auf windiger KüstenStraße bis zum geplanten Stellplatz, da sollte der Magen nicht dauernd knurren. Bier und Wein muss man in separaten Liquorstores kaufen, wobei der hier in der Mall gerade eben um mittlerweile 18:15 Uhr abschließt. Ein bisschen Wein haben wir noch, müssen wir halt etwas sparsam sein.

Die KüstenStraße ist sehr kurvenreich, max 60km/h erlaubt, mehr geht aber auch wirklich nicht, die meiste Zeit deutlich weniger. Immer wieder hat man einen tollen Blick auf die Juan de Furca Straße, also dem Meeresarm zwischen der Olympic Peninsula in den USA und Vancouver Island. Die ganze Straße ist mit Nebel bedeckt, der Halbmond steht am Himmel und die untergehende Sonne gibt einen rosa Schimmer dazu.

Auf halbem Weg kommen wir durch Sooke und dort hat der gut sortierte Liquorstore noch offen. Sixpack Corrs und einen 4 L Kanister Shiraz. Jetzt kann's in die Wildnis gehen.

Unterwegs schauen wir uns den einen oder anderen Übernachtungsplatz an, wobei die meisten zu klein, schlecht erreichbar oder besetzt sind. 7 km vor dem geplanten Ziel, es ist schon Nacht, finden wir einen kleinen durch Bäume geschützten Pullout, wo wir genügend Platz haben. Wir stehen relativ eben und machen Feierabend. Der Verkehr ist fast komplett eingestellt und so wird es eine ruhige Nacht werden. Bevor wir die Tore schließen heizen wir noch den Boiler an und genießen eine erfrischende Außendusche, die die Lebensgeister wieder weckt. Aber der Tag war lang, so dass wir nach einem kleinen Vesper und zwei Serienfolgen müde ins Bett fallen.

Zusatzinfo: Wir haben uns keine SIM-Karte gekauft, da man in Kanada bei Prepaid-Karten enorme Preise zahlt und kaum Internet-Kontingent bekommt. Es gibt 50GB-Pläne, braucht aber um diese Online zu bestellen eine Zustell-Adresse, die mit der Adresse der Kreditkarte übereinstimmt. Oder man muss 50CA$ Connect-Gebühr zahlen, wenn man die SIM in einem Laden erwirbt. Das haben wir jetzt nicht ausprobiert, weil sonst ist man sofort bei über 130CA$. Wir werden versuchen, in den nächsten Wochen mit free Wifi durchzukommen und sind halt nicht so gut erreichbar bzw. die Recherchen im Internet sind nicht ganz so einfach.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Pullout, Route #14 nach Port Renfrew, GPS: 48.494210, -124.256400, Netz ?, 1 Platz, als Zwischenstopp nach Port Renfrew empfehlenswert

 

 

 

Dienstag 06.09.2022

 

Die Nacht war sehr ruhig und auch die Temperaturen hielten sich an diesem geschützten Platz im Wald im noch angenehmen Bereich.

Wir sind schon früh wach (Jetlag noch nicht ganz überwunden) und nehmen die restlichen 19km bis Renfrew in Angriff. Die Straße ist zwar geteert aber der Untergrund ist so uneben, dass man meint auf einer Fahrzeugteststrecke zu sein.

Am Community center gibt es immerhin schon mal Internet, aber das Visitor Center wurde verlegt. Die aufgestellten Schilder verwirren erstmals, aber nach ein paar Kilometern Umweg haben wir es gefunden. Natürlich hat es Di und Mi geschlossen... also wieder keine Infos bzw. ein paar Straßenkarten für die Insel.

Nach einem erneuten SocialMedia-Check incl. Email machen wir uns auf den Weg bis runter zum Botanical Beach Trail. Dieser befindet sich in einem Provincial Park und ist 2,5km lang. Es sind schon einige Autos auf dem Parkplatz, aber als wir 2h später wieder abfahren ist richtig was los. Gut, dass wir relativ früh unterwegs waren.

Es geht auf einem breiten Weg durch dichten, stark moosigen Wald.

Der erste Strand heißt Botany Beach und sieht wild romantisch aus, wie der Großteil der Pazifikküste in Oregon, Washington und BC. Die Flüsse spülen immer wieder umgefallene Bäume ins Meer, welches diese über die Jahre wieder an die Küste zurückspült.

Leider kommt die Tide schon wieder zurück, ansonsten könnte man in den temporären Tümpeln im Felsgestein mehr Tiere und Medusen sehen.

Wir wandern durch den Küstenwald weiter bis zum eigentlichen Botanical Beach.

Zwischendurch kann man auf kleinen Abstechern auf erhöhte Plätze an der Küste aus dem Wald und dort entdecken wir nach einem Hinweis eines anderen Wanderers die Blasfontainen von Buckelwalen. Mehrere Tage später erfahren wir im Visitor Center in Cowichan, dass es keine Buckelwale sondern Orcas sind. Die halten sich wohl wegen den Temperaturen und dem Lachsangebot, gefällt den Fischern natürlich nicht so dolle, ausnahmsweise viel in den südlichen Gewässern auf. Der Ansprechpartner im Visitor Center hat vergangene Woche mit seinem Boot in Port Renfrew beim Lachsangeln persönlich die Beobachtung gemacht.

Leider sind die Wale eher auf der amerikanischen Seite des San Juan de Furca-Kanal und daher auch mit dem Zoom nur sehr eingeschränkt zu sehen, geschweige denn, dass es möglich ist mit der Kamera scharfe Bilder auf diese Entfernung zu machen. Hier daher nur ein paar „Beweisfotos“. Im Hintergrund sieht man sogar die schneebedeckten zentralen Berge der Olympic Peninsula wie vor Tagen auf der Hurricane Ridge.

Der Botanical Beach sieht gleich aus wie der Rest der Küste. Wir machen auf einem großen Baumstamm eine längere Pause und genießen die Aussicht in der warmen Sonne und den Walen am Horizont.

Als wir auf den letzten Schenkel des Trail-Dreiecks kommen, zurück zum Parkplatz, kommen wir an ein paar schönen großen Exemplaren der Douglasfichte vorbei. Haben zwar nicht die 4,2m Durchmesser, welche wohl die Größten auf Vancouver Island haben, aber sind doch schon ganz imposant.

Zurück am Parkplatz fahren wir nochmal hoch zum Visitor Center, aktualisieren die Karten in unseren Apps nochmal bevor wir auf der Pacific Marine Route die restlichen 20km bis zum Lizard Lake fahren. Dort wollen wir auf einem freiem Platz im Wald für die Nacht einparken, aber vorher noch im See baden gehen.

Unterwegs kommen wir auf halber Strecke am Fairy Lake vorbei, mit witziger Kleintanne mitten im Wasser. Da hier keine freien Stellplätze sind, fahren wir dran vorbei.

Am Lizard Lake parken wir am Day use Parkplatz ein und gehen eine Runde im überraschend warmen, sehr klaren Wasser baden. Wir sind nicht alleine aber der Strand und der Seezugang sind ausreichend groß.

Herrlich, tolles warmes Wasser. Der Hunger treibt uns für die Mittagspause zurück in den Moppel.

Nach dem Essen, es ist inzwischen schon nach halb vier, noch eine Runde schwimmen, bevor die Sonne nicht mehr auf den See scheint bedingt durch den Wald ringsherum. Inzwischen sind die restlichen Gäste wieder weggefahren bzw. zum benachbarten Campground zurückgekehrt. Ist ein einfacher Campground des Staates, kostet 18CAN$=13,50€, und wird vom Platzwart, dem Host, eingesammelt. Dafür hat man einen Platz mit Feuerstelle (aktuell fire ban) und mehrere Plumpsklos. Wir stehen 500m weiter auf der anderen Seite auf einem freiem Platz im Wald auch mit angelegtem Feuerring und eigener Toilette, dafür kostenlos. Der Weg zum See ist zwar etwas länger und nicht so einfach zum hin- und herlaufen wie vom Campground. Da wären unsere Fahrräder jetzt ideal, wenn sie ganz und funktionsfähig wären.

Wir haben Glück, dass der Platz nicht belegt ist, sind ja noch einige Reisende unterwegs, und können daher bequem einparken. Es ist sehr ruhig, aber die Temperaturen ziehen gegen Abend schon an und da wir kein Lagerfeuer wegen Fire Ban machen dürfen bzw. wollen, reizt es uns nicht draußen zu sitzen.

Home sweet Home...

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Wald gegenüber Lizard Lake, GPS: 48.607860, -124.231625, Netz ?, 2-3 Plätze, Feuerring, sehr ruhig, 300m holpriger Waldweg als Anfahrt, sehr empfehlenswert

 

 

 

Mittwoch 07.09.2022

 

Hier im Wald dauert es bis sich die Sonne zeigt, aber wir sind früh wach und wollen heute mal zu den größten Bäumen auf Vancouver Island fahren. Sollen 17km Gravelroad/Schotterpiste durch den Wald sein. Sind gespannt wie holprig es wird.

Leider ist nach 5km Schluss, denn nicht weit von hier wird eine Brücke bis zum 19.09. saniert und es gibt keine Alternativstrecke. So ein Mist... Also wieder 7km zurück und schon sind wir wieder am Lizard Lake. Zuerst mal eine Runde im warmen Wasser schwimmen gehen. Wir wollen heute hier stehen bleiben, etwas putzen und aufräumen und zwischendurch den See genießen.

Wir hatten in den USA im Baumarkt 3 kleinere Plastikboxen gekauft, da unser großer Staukasten auf der Fahrerseite dringend aufgeräumt gehört. Während Peter über 2h den Staukasten putzt und neu organisiert nimmt sich Marion die Fahrerkabine vor. Die hat es dringend nötig, haben sich in den letzten Monaten der Staub und Schmutz von einigen Tausend km festgesetzt. Das gibt einige Schüsseln voll schwarzgraues Putzwasser. Jede Ritze wird gewienert, auf dass sie auf der nächsten Schotterpiste wieder eingestaubt werden. Peter putzt zum Schluss gleich noch die Solarzellen; auch hier hat sich die letzten Wochen wieder reichlich Staub angesammelt.

Zum Mittagessen gibt es eine leckere Gemüsepfanne mit Beyond Meat-Burger (vegetarische Burger) – die haben wir uns verdient, und dann kann der gemütliche Teil mit Lesen und Schwimmen am See beginnen.

Wir bleiben bis die Sonne hinter dem Wald versinkt. Leider dürfen wir hier nicht stehen bleiben, aber wir müssen ja nur 500m weiterfahren und schon haben wir unsere Ruhe und kostenlosen Platz.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Wald gegenüber Lizard Lake, GPS: 48.607860, -124.231625, Netz ?, 2-3 Plätze, Feuerring, sehr ruhig, 300m holpriger Waldweg als Anfahrt, sehr empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 08.09.2022

 

Wir hatten gestern noch ein nettes Gespräch mit einer älteren Dame, die hier auf der Insel lebt, aber in ihrem kleinen Kastenwagen ausgerüstet mit Bett, Wasser und kleiner Küche öfter auf Reisen ist. Sie erzählte uns, dass es noch ein paar andere Stellen mit sehr großen Bäumen gibt. Unter anderem auf dem Campground am Fairy Lake, an dem wir gestern vorbeifuhren.

Marion hat in Maps.Me und iOverlander noch zwei weitere markierte Standorte gefunden, entlang der Gordon River Road, die in Port Renfrew noch weiter westlich abbiegt und dann in großem Bogen oben am Lake Cowichan wieder auf die Pacific Main Road trifft, auf der wir gerade unterwegs sind.

Somit steht der Plan fest, dass wir die 20km nach Port Renfrew zurückfahren, unterwegs die Bäume am Fairy Lake besuchen und dann hoffentlich das offene Visitor Center vorfinden. Dort wollen wir fragen, wie der Zustand der Offroadstrecke entlang des Gordon Rivers ist.

Der Campground am Fairy Lake ist wirklich ein Schmuckstück. Man steht hier zwischen vielen richtig mächtigen Tannen, die ca. 500-700 Jahre alt sind.

Es gibt wohl inzwischen Bürgerinitiativen, die verhindern wollen, dass diese Bäume zu Geld gemacht werden. Unglaublich, dass darüber überhaupt jemand nachdenkt. Anscheinend sind kürzlich bei einer Demo über 1000 Leute kurzfristig eingesperrt worden, weil sie Arbeiter daran gehindert hatten, großflächig Bäume zu fällen. Eine der Haupteinnahmequellen hier auf Vancouver Island bzw. in ganz Kanada ist Holz, dementsprechend wird Holz gefällt, manchmal leider auch große alte Exemplare. Die Schotterpisten, auf denen wir quer durch die Insel unterwegs sind, sind zumeist Holzfällerrouten und des öfteren trifft man auf Lastwagen schwer beladen mit Baumstämmen. Jedenfalls sind die GRÜNEN in Kanada aktiv und versuchen das hemmungslose Bäume fällen zu unterbinden oder wenigstens einzuschränken.

In Port Renfrew ist die Enttäuschung groß, da das Visitor Center immer noch geschlossen hat. Wir nutzen nochmal das freie Internet und telefonieren über WhatsApp mit der Familie.

Nach einem Abstecher im Supermarkt (sehr überschaubare Auswahl), bei dem lokalen Fischhändler (außerhalb der Touri-Saison geschlossen) und dem kleinen Recyclinghof, wo wir unsere alten Lichtmaschinen und sonstiges angesammeltes Material (kein Restmüll) loswerden, machen wir uns in Richtung Gordon River Road auf und sehen mal wie weit wir kommen werden.

Nach 10km kommen wir am Avatar Grove, große alte Bäume, vorbei, allerdings ist dieser aus Sicherheitsgründen seit Januar gesperrt. Wenn wir der alten Dame glauben wollen, dann ist das Absicht, um die Touristen von den Bäumen fernzuhalten, damit diese in Vergessenheit geraten und die Antiabholzwelle verebbt. Als wir ankommen stehen einige Autos da, das Verbot scheint doch nicht alle abzuhalten. Wir wollen keinen Stress und fahren 7km weiter, um dort den einzeln stehenden Big Lonely Doug zu finden. Es geht von der „HauptStraße“ über eine Schlucht noch 2km in den Wald und steil nach oben, wo es irgendwann für unseren Dicken Schluss ist.

Wir parken in einem kleinen Pullout ein und marschieren die 700m den Berg hoch bzw. tiefer in den Wald, um den dicken Baum zu finden.

Unterwegs kommen wir an übervoll besetzten Brombeersträuchern vorbei, wobei gut die Hälfte der Früchte schwarz und vollreif ist. Mehrere Handvoll von den zuckersüßen Früchten werden geerntet und gleich verspeist.

Auf dem weiteren Weg treffen wir auf mehrere Bärenhaufen, welche zeigen, dass der Bär diese süßen Früchte ebenfalls kennt und schätzt. Wir haben zur Sicherheit den Bärenspray dabei und sind wie empfohlen immer laut am Reden.

Irgendwann kommen wir an dem Punkt vorbei, wo man den vollen Blick auf Big Lonely Doug hat. Bei der Abholzaktion vor einigen Jahren wurden er und 2-3 andere verschont und so steht der Baum nun sehr imposant inmitten der nachwachsenden Fichtenschonung.

Man könnte den Weg weiterwandern, nach einem Kilometer würde man zum Eden Grove kommen, welcher noch ein intakter „Ur“Wald ist, wohl auch große Bäume enthält, aber von hier oben aus sehen wir, dass sich darunter keine wirklich mächtigen befinden. Da wir heute morgen schon auf dem Campground reichlich große tolle Bäumen gesehen haben, die im Eden Grove deutlich sichtbar wären, wenn es dort so Große geben würde, verzichten wir auf den Weitermarsch.

Wir haben inzwischen Hunger, auch wenn auf dem Rückweg noch die eine oder andere handvoll Brombeeren vernichtet wird und wollen nicht zu spät zu einem möglichen Übernachtungsplatz kommen. Oben am Cowichan-See müssen wir vermutlich auf einen Campground und bezahlen, da laut iOverlander keine freien Stellplätze vorhanden sind.

Die Gordon River Road ist gut befahrbar, da sie exzellent gewartet wird, damit die großen Holzlaster hier mit rasanten Geschwindigkeiten zurück in die Zivilisation brettern können. Auf der einen Seite freuen wir uns über den guten Zustand, auf der anderen Seite sehen wir unzählige abgeholzte Flächen bis hoch zu vielen kahlen Bergkuppen. Wenn hier weiter so abgeholzt wird, dann ist von dieser schönen Wildnis auf Vancouver Island in ein paar Jahren nicht mehr viel übrig.

30km vor dem Lake Cowichan, gibt es einen Abschnitt der ForstStraße, wo man sehr nah am Fluss entlang fährt und hier entdecken wir einen schönen Platz, wobei sich dann herausstellt, dass dies auch der im iOverlander markierte Stellplatz ist.

Man steht leider komplett im Waldschatten, aber es ist problemlos auf kleinem Weg runter zum Fluss zu kommen.

Raus aus den Klamotten und rein ins Wasser. Der Aufenthalt im Nass ist nicht übermäßig lang, da das Wasser doch recht frisch ist, aber herrlich klar, und in der kleinen Flussbiegung hat sich ein kleiner See gebildet, so dass man sogar ein paar wenige Züge im Kreis schwimmen kann. Wir genießen die noch kräftige Nachmittagssonne zum Auftauen und gehen immer wieder kurz eintauchen - ist wie nach der Sauna im Eisbecken....

Zum Essen gibt es heute eine leckere Asia-Pfanne mit Scampi und Reis und danach lassen wir den Tag gemütlich ausklingen. Auf eine weitere Baderunde verzichten wir, denn sobald die Sonne hinter den Bäumen versinkt wird es auch außerhalb des Wassers schnell kühl.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Gordon River, GPS: 48.742787, -124.384740, kein Netz, 2-3 Plätze, Feuerring, sehr ruhig, 30km Schotterpiste als Anfahrt, sehr empfehlenswert

 

 

 

Freitag 09.09.2022

 

Wir haben super geschlafen. Das Rauschen des Gordon River ist gerade so weit entfernt, dass es nicht stört, sondern eher den Schlaf unterstützt. Auch die Fahrzeuge des Forstbetriebs in den Wäldern hören wir erst morgens um 7 Uhr zum ersten Mal. Nach solch tollen Plätzen mitten in der Natur suchen wir immer; heute bleiben wir auf jeden Fall stehen. Es gibt noch einige Reiseberichte aus Juni und Juli aufzuarbeiten und Marion will mal wieder leckeres Brot backen. Sie testet zum ersten Mal den Omnia auf dem Gasherd. Und wie man auf den Bildern sehen kann, hat es super geklappt. Beim Backen im Gasbackofen muss man die ganze Zeit dabeibleiben und regelmäßig drehen und wenden, damit nichts anbrennt. Mit dem Omnia wird auf kleinster Flamme gebacken, stellt den Wecker auf 1h und fertig. Schmeckt superlecker. Test klar bestanden.

Nach Mittag kommt die Sonne auch unten am Flüsschen endlich an und so zieht es uns natürlich hinunter ans steinige Ufer und immer mal wieder für eine kurze Runde ins sehr kühle Nass.

Es hat fast keine Vögel hier, aber wir können einen recht Unerschrockenen beobachten, der ganz in unserer Nähe kräftig am Schwimmen und Tauchen ist. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Er schwimmt und taucht herum wie eine Miniente; er hat sehr kurze Schwanzfedern, was ihm bei seinen Tauchgängen wohl entgegenkommt. Leider ist sehr flink und deshalb schwierig zu fotographieren. Wie der wohl heißt?

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Gordon River, GPS: 48.742787, -124.384740, Netz keines, 2-3 Plätze, Feuerring, sehr ruhig, 30km Schotterpiste als Anfahrt, sehr empfehlenswert

 

 

 

Samstag 10.09.2022

 

Heute geht es wieder weiter, hoch zum Cowichan Lake bzw. der gleichnamigen Stadt an der Ostseite des Sees. Dort wollen wir kostenlos Wasser tanken und Wäsche waschen. Es fahren gottlob keine Holzlaster und stauben bei ihrer rasanten Fahrt alles ein. So können wir etwas entspannter die restlichen 30km Gravelroad hinter uns bringen. Auf der Strecke kommen wir immer wieder an großen abgeholzten Flächen vorbei, ganze Bergkuppen wirken wie abrasiert.

Nach dem Wasser tanken machen wir noch einen kurzen Stopp am Visitor Center, bekommen die eine oder andere interessante Info. Was gute Karten angeht – leider Fehlanzeige. Hier gibt’s nur grobe Karten und Faltblätter mit Infos für 'Normal'touristen. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit dem Angestellten, der vergangenes Wochenende wohl 40 Lachse in der Nähe von Port Renfrew gefangen hatte.

Nach der Wäsche geht es dann wieder nach Westen und zwar an der Nordseite des Sees entlang.

Wie schon im Osten von Kanada ist auch dieser See an allen Stellen, wo man einigermaßen ans Wasser kommt, in Privatbesitz. So wird es mit einem eventuellen kurzen Schwimmausflug doch nichts.

Die Gravelroad im Norden ist nicht ganz so gepflegt, Schlaglöcher, und auch ziemlich Gegenverkehr. Wo die alle herkommen, ist uns ein Rätsel.

Als wir an die Kreuzung kommen, wo die Straße entweder nach Süden zum Nitinat-Lake oder nach Nord-Westen in Richtung Port Alberni geht, gibt es laut iOverlander mehrere Stellplätze am Nitinat-River.

Man braucht jetzt nicht unbedingt Allrad aber etwas Bodenfreiheit ist schon hilfreich auf dem Weg durch den Wald. An verschiedenen Stellen gibt es kleine Durchbrüche in Richtung Flussbett. Für unseren Dicken sind sie entweder zu eng, zu steil oder die Bäume zu niedrig. So fahren wir bis ans Ende des gewundenen Weges, wo ein größerer Platz freigeräumt ist und man erhöht am Flussbett steht. Es sind keine 50m bis zum Pool im kristallklaren Fluss.

Das Wasser ist frisch, Marion schätzt 18°C, aber wärmer als gestern im Gordon River und daher kann man etwas länger drin herum plantschen.

Später, nach getaner Arbeit (Betten frisch beziehen, Wäsche aufräumen), nehmen wir gleich noch eine Schwimmrunde und drehen eine kleine Runde um den Platz, da wir gesehen haben, dass hier auch einige dicke Bäume stehen. Viele sind auch dicht mit Moos bewachsen, üblich hier auf der Insel mit kaltem Regenwald. Sieht jedenfalls märchenhaft aus und unsere professionelle Baumumarmerin macht sich mit den Baumriesen bekannt.

Gerade als wir uns ums Abendessen kümmern wollen, parkt neben uns Taylor ein und beginnt, sein Zelt aufzubauen. Er war weiter südlich am Fluss beim Angeln und hat zwei richtig große Königslachse gefangen; fragt uns auch gleich, ob wir eine Portion frischen Lachs haben möchten - da sagen wir natürlich nicht Nein. Somit ist die Frage nach dem Abendessen auch geklärt. - Herrlich, so ganz frischer Lachs.

Als Dankeschön bekommt er ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank, worüber er sich sehr freut, da der Liquorshop schon geschlossen hatte und er sonst auf dem Trockenen gesessen wäre. Der Lachs war super lecker. Frischer geht nicht.

Den ganzen Mittag über bringt starker Wind aus Osten Dunst mit. Es riecht zwar nicht nach Rauch, aber die Luft ist bis in die Höhen damit gefüllt. Selbst die Sonne ist nur noch als orange Kugel erkennbar. Wir erfahren später, dass es im Jasper Nationalpark heftig brennt und dort sogar die Stromversorgung ausgefallen ist. Muss echt schlimm sein, wenn der Rauch des Feuers ganz Vancouver Island über mehrere hundert Kilometer Entfernung einnebelt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Nitinat River, GPS: 48.862374, -124.639544, Netz keines, viele Plätze, vor allem am Kiesufer, relativ ruhig, Anfahrt nur mit guter Bodenfreiheit möglich, sehr empfehlenswert

 

 

 

Sonntag 11.09.2022

 

In den frühen Morgenstunden nieselt es leicht, aber zum Frühstück klart es wieder auf. Auch der Rauchdunst verzieht sich immer mehr.

Wir quatschen noch etwas mit Taylor, lassen uns die Stelle beschreiben, wo er gestern die Königslachse gefangen hat und wo es wohl mehrere Schwarzbären geben soll.

Gegen 10 Uhr sind wir unterwegs und fahren die 5 km auf der Carmanah Main Road nach Süden, bis wir zu der Stelle kommen, wo es in die Wildnis geht. Wir kommen gerade mal 50m weit, als wir am Campus Creek stehen und überlegen, wie wir ab hier weiterkommen. Etwas weiter vorne am Flüsschen sehen wir eine Brücke. Also zurück zum Auto und gerade als wir auf der Straße nach vorne zur Brücke gehen wollen, kommt Taylor mit seiner heutigen Begleitung vorbeigefahren. Er erklärt uns, dass wir durch den Creek müssen, da man auf der Brücke nur in ein Holzfällerlager gelangt aber nicht bis zum 700m entfernten Nitinat-River, wo die Lachse und Bären sind.

Es haben schon einige weitere Autos hier eingeparkt, so dass wir nicht alleine dort unterwegs sind, was angesichts der Bären beruhigend ist.

Wir packen unsere Badeschuhe und ein Handtuch ein, damit wir nach der Flussdurchquerung wieder trockenen Fußes in die Wanderschuhe kommen.

Jetzt stehen wir unten am Fluss und suchen verzweifelt mit dem Auge das zugewucherte gegenüberliegende Ufer nach dem Aufstieg ab. Sind schon fast am Aufgeben, als glücklicherweise zwei Angler in voller Montur und mit zwei mächtigen Königslachsen durchs Gebüsch kommen und wir den versteckten Weg erkennen. Sie geben uns auch den Tipp, wie wir weiterwandern müssen, damit wir nicht falsch abbiegen und nicht unnötigerweise über den Berg versuchen ans Ziel zu kommen. Das ist den beiden heute morgen schon passiert. Zuerst mal durchs Wasser, dann eine kurze steile matschige Böschung hoch, ca. 30m weiter durch mannshohes Buschwerk – hoffentlich kommt uns jetzt kein Bär entgegen. Schuhwechsel, und nachdem wir wieder die Wanderschuhe anhaben geht es nach links auf der nicht mehr aktiven Forststraße (das ganze Gelände wurde bereits vor Jahren abgeholzt) weiter und danach die zweite Abbiegung rechts. Am Ende des Forstwegs ist ein Trampelpfad zu erkennen, der steil nach unten zum noch intakten Wald entlang des Flusses führt.

Wir reden laut und viel miteinander, so wie das im Bärenland gemacht werden sollte. Als wir unten am Kiesbett des Flusses ankommen, sehen wir zunächst mal leider keine Bären, auch wenn alle Fischer, die wir bis jetzt getroffen haben, erzählen, es seien mindestens drei Stück unterwegs.

Damit wir den „Lachspool“ in der Flussbiegung besser sehen könnten, müssten wir hüfttief durch den Nitinat River auf die andere Seite waten. Diesen Aufwand wollen wir nicht betreiben, da wir zwar an die 10 Angler im Fluss stehen sehen aber weit und breit keinen Bären.

Nach über einer halben Stunde geben wir auf und machen uns auf den Rückweg. Wir stapfen die abgeholzte Anhöhe hoch, machen nochmal einen Abstecher nach Osten, um oberhalb des Lachspools herauszukommen und von dort evtl. einen besseren Blick auf den Fluss haben. Mühsam suchen wir uns einen Weg zwischen trockenen alten Baumwurzeln hindurch aber vorne an die Kante über dem Lachspool kommen wir nicht. Kein Bär nirgends nicht. Also umdrehen und nach Hause.

Gerade als wir wieder auf dem regulären Trampelpfad sind, kommen zwei Angler mit ihrer über 15kg schweren Lachsbeute den Abhang hoch. Gerade noch unten am Fluss haben sie den Lachs ausgenommen und die Überreste einem hungrigen Bären überlassen.

Also gut, dann wandern wir halt nochmal runter, wenn es nun doch Bären gibt. Oft sieht man sie eben nur am Morgen und am Abend. Auf dem ganzen Weg vom Fahrzeug bis hierher sind wir an zig frischen und etwas angetrockneten Bärenhaufen vorbeigekommen, was uns schon zeigt, dass hier Bärenland ist.

Auf unserer Seite des Ufers ist nichts zu sehen, aber vorne bei den Anglern klettert gerade ein Schwarzbär den Flusshang hoch. Wir setzen uns hin und warten ab. Schon nach zehn Minuten versucht ein anderer (oder derselbe?) Bär sich über die Fänge der Angler am Flussufer herzumachen, bis diese ihn mit lauten Rufen und Steinwürfen verscheuchen. WOW, kommen die nah her! Aber aggressiv sind sie wohl nicht, sondern wollen nur Fisch fressen und sind leicht zu verjagen.

Gerade als wir wieder losziehen wollen, kommt genau gegenüber von unserem Platz der Fischräuber wieder aus dem Gebüsch und trottet so am Ufer entlang. Immer wieder macht er Anstalten, den Fluss zu überqueren, zu uns rüber, aber wir reden laut und Peter wirft auch den einen oder anderen Stein ins Wasser, um ihn davon abzuhalten. Während er weiter nach Westen am Ufer entlangläuft, gehen wir auf unserer Seite mit, so dass wir ihn immer gut im Blick und vor der Kamera haben, er aber, obwohl er mehrere Ansätze macht, nicht doch noch zu uns herüberwechselt.

Obwohl wir wissen, dass er nicht aggressiv ist und sich leicht verscheuchen lässt, steigt der Adrenalinspiegel etwas an. Wie jeder ja wohl weiß, können sie recht schnell sein und auch sehr gut schwimmen. Zu guter Letzt bleibt er brav an seinem Ufer und trottet weiter nach Westen bis er irgendwann an der nächsten Flussbiegung aus unser Sicht verschwindet.

Hier eine kleine Auswahl der vielen vielen Bilder, die wir geschossen haben.

und ein kleiner Videoclip

 

 

Total happy darüber, dass wir nun doch schöne Bärensichtungen aus unmittelbarer Nähe hatten, brechen wir zufrieden nach Hause zu unserem Moppel auf.

Wir fahren 20km nach Norden und dann nochmal 9km nach Süden und kommen am Flora Lake an. Hier, auf der Südseite des Sees, entlang eines schmalen Waldweges gibt es vier Stellplätze mit Feuerstelle und Sitzbank und jeweils einen schönen kurzen Weg zum Wasser. Leider sind die Stellplätze zumeist, und hier ebenfalls, im dichten Wald, so dass es, obwohl draußen auf dem See die Sonne noch scheint, im und um den Moppel herum so dunkel wie bei Sonnenuntergang ist, was besonders morgens irritiert, wenn es einfach nicht 'hell' werden will und das Licht nicht zur Uhrzeit passt.

Wir parken ein und gehen gleich eine ausgiebige Runde im 20-21°C warmen Wasser „unseres“ Sees schwimmen. Far away und ganz alleine am See mitten im Wald. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Loon (größte Ente der Welt mit sehr charakteristischem Ruf), dann wäre das Kanada-Feeling, das wir die letzten zwei Jahre vermisst haben, perfekt. Aber auch so sind wir endlich wieder in der Natur, weit weg von der Zivilisation, angekommen.

Nach dem Essen, es ist erst gegen 5 Uhr, schnappen wir unsere Jacken, es bläst inzwischen ein kräftiger Westwind, und sitzen noch eine Stunde ans Seeufer in die Sonne. Der Wind ist so stark und auskühlend, dass wir keine Lust haben ein weiteres Mal zum Schwimmen zu gehen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Flora Lake, GPS: 48.861662, -124.720645, Netz keines, vier Plätze mit Bank und Feuerstelle, sehr ruhig, sehr empfehlenswert

 

 

 

Montag 12.09.2022

 

Marion geht vor dem Frühstück gleich eine Runde schwimmen. Es ist windstill und der See wärmer als die Luft draußen. Nach dem Frühstück packen wir zusammen, da wir heute auf über 60km Gravelroad nach Port Alberni im Norden fahren wollen. Hier gibt es wieder große Supermärkte, u.a. einen No Frills, der super Preise bei tollem Angebot hat. Danach wollen wir auch hier zum Visitor Center, da es in der Nähe von Port Alberni mindestens eine super Stelle gibt, wo man richtig dicke Bäume umarmen kann.

Die Straße ist an manchen Stellen nicht eben toll gewartet und daher oft recht rumpelig, Schlaglöcher, Waschbrett, etc. Auch der Staub ist sehr lästig, besonders, wenn LKWs entgegenkommen. Marions Putzaktion in der Fahrerkabine ist schon fast wieder für die Katz, soviel Staub ist schon wieder eingedrungen. Aber schön ist die Strecke, immer wieder kommen wir an tollen einsamen Seen vorbei, wo sich im spiegelglatten Wasser die umgebenden Berge und Wälder herrlich spiegeln. Alle reizen zu einem Sprung ins kühle Nass, aber dann würden wir in Port Alberni ja nie ankommen.

Nach gut zwei Stunden nähern wir uns Port Alberni und sehen von oben schon reichlich Holz im Fjord schwimmen. Wir sind unterwegs an Stellen vorbeigekommen, wo Baumaschinen gerade neue Wege hoch in die Hänge anlegen, damit die Erntemaschinen problemlos ans Holz auch in hohen Lagen herankommen. Es gibt hier auch zwei richtig große Holzverarbeitungsfirmen, die wie gefräßige Bestien kontinuierlich mit frischem Holz aus den Wäldern rundherum versorgt werden müssen.

Wir fahren durch das Städtchen durch, ist größer als von uns erwartet, und kommen am Nordende bei den Supermärkten raus. Nachdem der Kühlschrank wieder randvoll ist und wir im benachbarten Walmart das kostenlose Wifi ausgiebig genutzt haben, geht es raus zum Visitor Center.

Die junge Dame im Visitor Center ist leider nicht sehr gut informiert und kann uns bezüglich der Baumriesen nur den bekannten Touri-Hotspot Cathedral Grove nennen. Die anderen beiden Stellen rund um Port Alberni, die in unserem Reiseführer ohne genaue Position angegeben sind, kennt sie leider nicht.

So machen wir uns wieder von dannen, aber nicht bevor wir noch unseren Müll im Container entsorgt haben. NoFrills und Walmart haben leider keine Mülleimer auf dem Parkplatz aufgestellt.

Zum Cathedral Grove sind es nur 16km auf der Route #4 nach Norden, allerdings müssen wir über einen Bergkamm mit 500 Höhenmetern, so dass der Moppel wieder was zum Arbeiten hat.

Der Cathedral Grove gehört zum McMillan Provincial Park und die darin stehenden Baumriesen sind geschützt. Rechts und links der Straße sind jeweils Rundwege durch den Wald angelegt, so dass man an den Schönsten und Größten sicher vorbei kommt. Zu den meisten darf man zum Schutz der Wurzeln nicht herangehen, Zaun davor, aber es wurde der eine oder andere frei gelassen, damit man ihn umarmen kann. So weit die Arme reichen.

Wir haben vor 2,5 Jahren schon die größten und dicksten Bäume der Welt in Kalifornien (Sequoia-, Kings-Nationalpark und Küstenredwoods) besucht. Es ist einfach mal wieder schön, so richtig große Kawentsmänner aus der Nähe zu sehen. Die dicksten Stämme haben einen Durchmesser von bis zu 4 m, was schon sehr beachtlich ist, auch wenn die Sequoias viel viel viel viel größer sind.

Wir genießen die Wanderung durch den Wald und sind vor allem von den vielen umgestürzten Baumriesen angetan, die einem mächtigen Sturm vor über 20 Jahren zum Opfer gefallen sind. Die Flachwurzler reißen riesige Fetzen mit aus dem Boden, wenn sie stürzen.

War wieder toll, aber man bekommt leicht Genickstarre, vor lauter in den Himmel schauen.

Jetzt noch den zweiten Loop auf der anderen Seite. Auch hier sieht man wie die Flachwurzler riesige Fetzen mit aus dem Boden reißen, wenn sie stürzen.

Wir wollen die nächsten Tage auf der Route #4 wieder nach Süden in Richtung Tofino fahren, das direkt am Pacific Rim Nationalpark liegt. Also die 16km wieder über den Bergrücken zurück nach Port Alberni und dann noch 60km weiter bis zu einem Stellplatz im Wald neben dem leider sehr wasserarmen Taylor River.

Marion geht trotz sehr niedrigem Wasserstand etwas plantschen während Peter sich eine komfortablere Außendusche gönnt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Taylor River, GPS: 49.292558, -125.268952, Netz keines, mehrere Plätze im Wald, relativ ruhig in der Nacht trotz Route #4 in der Nähe, empfehlenswert

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag 13.09.2022

 

Wir sind nur 2km von einer rest area entfernt, wo wir super freies Wifi haben. Daher bleiben wir hier den ganzen Tag stehen und machen Internetrecherche sowie WhatsApp Videocalls mit der Familie.

Marion setzt parallel Brotteig an, der bis zum Abendessen im Omnia fertig gebacken werden soll.

Gegen 16 Uhr packen wir wieder zusammen, da man hier leider nicht übernachten darf (haben bisher allerdings das Verbotsschild noch nicht entdeckt) und fahren ca. 20km nach Süden.

Unterwegs kommen wir bei den Kennedy River Falls vorbei, schauen die zerklüftete Flusslandschaft aber nur vom Parkplatz aus an und klettern nicht herum. Es handelt sich hier, wie so oft, nur um Stromschnellen und nicht um einen Wasserfall.

Als wir am geplanten Stellplatz ankommen, parken wir auf dem geschotterten Pullout in einem Waldweg für die Nacht ein.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen an der Route#4 im Waldweg, GPS: 49.182710, -125.396590, Netz ?, 2-3 Plätze auf geschottertem Platz, relativ ruhig in der Nacht trotz Route#4 in der Nähe, empfehlenswert

 

 

 

Mittwoch 14.09.2022

 

Das heutige Ziel ist Tofino, Ucluelet und der dazwischen liegende Pacific Rim Nationalpark an der Südküste von Vancouver Island. Leider ist der ganze Küstenabschnitt bis nach Tofino touristisch voll erschlossen bzw. Nationalparkgebiet, dass es für uns nirgends eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Wenn überhaupt auf einem der total überteuerten Campgrounds (50C$ ~38€ aufwärts), was definitiv nicht unser Verständnis von einem guten Preis-Leistungsverhältnis ist.

Daher wird der heutige Tag eine Rein-Raus-Aktion. Also 66km bis runter nach Tofino ans Ende der Route#4, dann auf der Rückfahrt durch den Nationalpark und als Abschluss der Besuch des Städtchens Ucluelet, bevor wir wieder nach Norden auf einen der kostenlosen Plätze am Taylor-River zurückfahren.

Auf den ersten 33km bis nach Ucluelet, wo man wegen unebener Straße und vielen Serpentinen rauf und runter sowieso nur langsam vorankommt ist zurzeit auch noch eine Großbaustelle. Nachts kann man gar nicht durchfahren und tagsüber sind immer lange Wartepausen an der Baustellenampel einzuplanen. Wir haben Glück und schon nach 15min geht es weiter. Das Wetter ist heute leider auch sehr durchwachsen und die Wolken hängen sehr tief an den Berghängen.

In Ucluelet geht’s als erstes zum Visitor Center. Die Infos sind leider sehr dürftig und so kaufen wir uns nur schnell eine Tageskarte für den Nationalpark (21C$~16,80€) und fahren weiter.

Als wir den Nationalpark durchqueren erinnern wir uns, dass um 9:38Uhr Low Tide/Ebbe gewesen ist, weswegen wir dann doch zuerst an den Long Beach fahren, da an der Küste bei Low Tide normalerweise viel mehr zu sehen ist. Long Beach ist ein riesiger Sandstrand, an dem auch gerne gesurft wird, aber bei Low Tide siehste halt auch nicht viel. Tiefhängender Nebeldunst überm Strand dazu noch recht frischer Wind.

Nach 15min fahren wir weiter in Richtung Tofino. Der Ort hält sein Versprechen als total überlaufenes Touridorf. Das einzige was uns reizt wäre das Fish und Chips Lokal, das aber leider geschlossen hat.

Nach einer kleinen Ehrenrunde, bei dem Wetter haben wir keine Lust eine Bootstour zu den benachbarten kleinen Inseln oder zu den Walen zu machen, fahren wir wieder die 15km zurück zum Nationalpark.

Gleich zu Beginn kann man den sogenannten Radar Hill hinauffahren. Inzwischen ist dort nur noch eine gute Aussicht bei schönem Wetter. Von der ursprünglichen Radarstation aus den Zeiten des kalten Krieges steht nichts mehr, außer dem Namen. Aussicht ist schlecht, aber bevor wir wieder hinunterfahren machen wir noch Mittagspause.

Neben dem Long Beach, dem Radar Hill haben wir uns noch den Rainforest-Trail im Nationalpark vorgenommen. Als wir ankommen sind die 3 kleinen Parkplätze komplett zugeparkt. Dann halt nicht. Kalten Regenwald können wir auf der ganzen Insel erforschen.

Somit fahren wir direkt weiter nach Ucluelet und dort raus auf die Spitze zum Leuchtturm. Rund um den Leuchtturm und entlang der wilden Pacific-Küste gibt es einen 2,5km Trail mit vielen Aussichtspunkten auf die raue Küste. Jeder zweite davon mit einer Bank zum Verweilen oder man kann unten am Strand auf die unzähligen angeschwemmten Baumstämme sitzen.

Unterwegs treffen wir lauter Deutsche... man könnte meinen man wäre im Schwarzwald beim Wandern....

Als wir vom Trail zurück durch Ucluelet fahren und am Hafen vorbeikommen, machen wir noch einen Stopp bei einem Fisch-Händler, um mal die Preise für Lachs usw. zu checken. Für ein Stück Lachs oder Heilbutt (gut geschätzt ca. 500gr), nehmen sie 40C$=30€. So ein Stück reicht uns geradeso zum Abendessen. Da schmeckt es einfach nicht. Mal schauen, ob wir in einem nicht so von Touris überlaufenen kleinen Hafen im Norden bessere Preise vorfinden.

Jetzt noch eine kurzer Stopp nochmals beim Visitor Center, emails usw. checken und dann zurück nach Norden. Gerade als wir wieder los wollen, sehen wir einen Magirus am anderen Ende des Parkplatzes stehen. Da müssen wir mal kurz quatschen. Die Beiden kommen aus Aurich, weit im Norden von Deutschland und kommen von Alaska runter. Sind erst Ende Mai in Halifax angekommen und wollen Ende November auch schon wieder zurück verschiffen. Die nächsten 3 Tage sind sie hier auf einem Campground, daher wird es nichts mit gemütlich zusammensitzen. Schade.

Die Rückfahrt wieder mit einer Pause an der Baustelle von 15min aber sonst kaum Verkehr. Unterwegs müssen wir die Tanks nach knapp 1100km umschalten, bevor der Moppel wegen Spritmangel stehenbleibt.

Am Taylor river können wir heute gleich beim ersten Platz nach ca. 2 km einparken und müssen nicht noch weitere 3km auf der Rumpelpiste wie vorgestern fahren.

Es ist schon fast 18 Uhr, so dass nicht groß gekocht wird. Es gibt leckere Gemüsepfanne.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Taylor River, GPS: 49.294957, -125.280659, Netz ?, Netz ?, mehrere Plätze im Wald, relativ ruhig in der Nacht trotz Route#4 in der Nähe, empfehlenswert

 

 

 

Donnerstag 15.09.2022

 

Heute ist mal wieder ein Pausentag bzw. Werkstatttag geplant, wieder auf dem Rastplatz mit WiFi. Während Peter wieder unter die Motorhaube schaut bzw. reinklettert, kocht Marion einen Riesentopf mit Fleischgemüseeintopf....mmmh

Wie es halt so ist, kommen auf so einem Rastplatz natürlich viele Neugierige vorbei und fast jeder Zweite ist ein deutscher Tourist oder Paar. So gehen die Reparaturen etwas schleppend voran, aber ein anderer Alleinreisender gibt uns den Tipp, dass er gestern Abend am Stamp Fall River Campground in der Nähe von Port Alberni übernachtet hat, wo es Unmengen Lachse hat, die dort den Wasserfall überwinden wollen, was auch die Schwarzbären anzieht. Deshalb ist es ein super Spot, um viele Bären zu beobachten.

Gegen später stoppen auch noch Rita und Manfred aus Passau mit ihrem dicken Tatonka. Sie reisen schon viele viele Jahre rund um die Welt, nicht nur mit dem Mobil und haben daher schon fast alles gesehen. Aber immer finden sie neue Ziele und lassen sich immer noch begeistern. Wir erzählen von dem Wasserfall mit Bären und spontan entschließen wir uns, dort gemeinsam hinzufahren. Die Beiden fahren schon mal voraus und wollen einen Platz für uns mit reservieren. Wir brauchen noch ein bisschen, bis ich die angefangenen Reparaturen fertig habe, nicht mal die Hälfte von dem was ich mir vorgenommen habe, und von dem leckeren Eintopf wollen wir auch gleich noch eine Portion verdrücken.

Nach 55km bis Port Alberni und von dort über die Beaver Creek Road kommen wir am Stamp River Provincial Park an und bekommen auch noch einen Platz schräg gegenüber von den Beiden.

Neben uns, also ca. 20m weiter im Wald parken 3 deutsche junge Männer in ihrem VW-Bus ein und machen sich auch gleich mit Kameras bewaffnet auf Bärenjagd.

Rita und Manfred waren schon auf einer ersten Runde und haben prompt eine Bärenmutter mit Jungem am gegenüberliegenden Ufer gesichtet und gefilmt. Das lässt auf gute Ausbeute hoffen.

Wir marschieren also gleich nach dem Einparken gemeinsam los und haben das Glück, dass direkt am Wasserfall ein großer Schwarzbär sitzt und den ersten von 3 großen Lachsen in sich hinein mampft.

Schwarzbären sind richtige Faulbären, denn im Gegensatz zu den Grizzlys fangen sie selten aktiv die Fische, sondern schnappen sich die Lachse, die sich beim Kampf gegen den Wasserfall 'ver'springen und auf dem benachbarten Felsen landen oder wegen Erschöpfung gestorben und deshalb leicht einzusammeln sind. Die Bären wandern den ganzen Tag am Ufer entlang, auf und ab, und schauen ob was Leckeres rumliegt.

Man kann stundenlang zuschauen, wie die Lachse in unglaublichen Sprungaktionen versuchen, durch den Wasserfall nach oben zu springen bzw., wenn man genau hinschaut, schwimmen viele direkt in der senkrechten Strömung nach oben. Unglaublich!

Von den inzwischen über 10 Beobachtern sind ca. 80% Deutsche, so dass man sich entspannt unterhalten kann. Die Dichte an deutschen Touristen hier auf Vancouver Island ist der Hammer - da soll sich noch einer über die Japaner in Deutschland beschweren.

Als der Bär schon zwei Lachse 'gefangen' hat, fliegt im gleich noch eine Dritter zappelnd vor die Füsse. Diesen schnappt er sich und trägt ihn noch zappelnd nach hinten in den Wald.

Wir wandern den kurzen Trail oberhalb des vom Fluss in den Fels geschnittenen tiefen Kanal weiter und können es nicht fassen, dass das ganze Wasser randvoll mit Lachsen ist. Die reinste Fischsuppe.

Am Ende des Trails geht es sehr steil über Felsen hinunter zum Fluss, und weil es gefährlich ist dort hinabzusteigen hängt dort ein Verbotsschild. Aber, wie das halt mit Touristen auf Fototour ist, klettert man drüber und hofft auf weitere Motive.

Manfred und Peter klettern zu den drei Jungs hinunter, die es sich dort schon bequem gemacht haben, um zu schauen was es zu entdecken gibt. Leider keine Bären und auch weiter unten am Fluss nichts zu sehen. Allerdings hat einer der Jungs so ein leichtes Grunzen gehört und ist deshalb der Meinung, dass ein Bär in der Nähe sein müsste.

Die Lösung zeigt sich nach ein paar Minuten, als der erste von fünf ausgewachsenen Fischottern auftaucht. Die possierlichen Tierchen sind wegen uns etwas aufgeregt, da vermutlich wegen dem nur leicht hörbaren Fiepen noch Jungtiere irgendwo in einem Nest in der Nähe sind.

Wir ziehen uns etwas zurück und schon beginnen sie durchs Wasser zu balgen, zum gegenüberliegenden Ufer zu schwimmen und dort wieder ihre sozialen Kontakte zu vertiefen. Sie reiben sich aneinander,koten ab, verschmieren ihn zur Reviermarkierung und balgen mächtig herum, rein und raus aus dem Wasser usw. Wir schauen den Tieren über eine halbe Stunde zu, Marion und Rita sind inzwischen auch abgestiegen, bevor es dämmrig wird und wir wieder zurück zum Trail marschieren. Zu guter Letzt sehen wir am anderen Ufer noch einen Schwarzbären beim Abendspaziergang

Schon die ersten 3h hier am Wasserfall sind der volle Erfolg gewesen Bären, Fischotter und Unmengen Lachse.

Auf dem Heimweg entdecken wir am Wasserfall, dass der Faulbär nochmal einen Kontrollgang macht, ob nicht doch noch ein Lachs gestrandet ist. Leider nichts da, dann setzt er sich noch 10min etwas hin, bevor er wieder in den Wald zurück trottet.

Eigentlich wollten wir noch mit den Nachbarn zusammensitzen, aber nach der Dusche und Abendessen wollen wir nicht mehr raus und beschließen das morgen nachzuholen.

 

Übernachtungsplatz:

Stamp Falls Campground, GPS: 49.334340, -125.920026, Netz ?, 20 Plätze im Wald, 18C$/Nacht, sehr ruhig, Bären und Fischotter, sehr empfehlenswert

 

 

 

Für die Freunde des bewegten Bildes noch ein paar Kurzvideos. Nichts für kleine Bandbreite auf dem Handy. Alle wurden aus der Hand mit der Panasonic FZ1000 gedreht, daher bitten wir den einen oder anderen Verwackler zu entschuldigen. Viel Spaß!!

 

Stamp River Fall mit springenden Lachsen und „Faulbär“ mit dem ersten von 3 Lachsen die er verspeist. (90 MB)

 

 

Der gleiche Bär mit dem zweiten Lachs. (32 MB)

 

 

Bär wandert am Ufer entlang und hofft einen schnellen Fang zu machen. (135 MB)

 

 

Hier sieht man wenn man genau hinschaut wie rammelvoll mit Lachsen der Fluss unterhalb des Wasserfalls ist... alle wollen noch die Stufen hoch. (27 MB)

 

 

Eine der Bärenmamas, hier mit nur einem Jungtier. Es ist auch noch eine mit zwei kleineren unterwegs. Haben unsere Nachbarn eine Stunde vor unserer Ankunft vor die Linse bekommen. (48 MB)

 

 

Jetzt noch die Fischotter die possierlichen Tierchen. Denen kann man stundenlang zuschauen. Im zweiten Video verschwinden sie flussaufwärts zu ihrem Fressplatz. ( 139 MB + 122 MB)

 

 

 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 25. und 26. Woche nach Neustart 2022 mit den gewählten Stellplätzen:

Kanada_2022_Sept_1

 

 

 

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