Fr. 16.11.18

Die Nacht war sehr ruhig und sternenklar. Somit war es doch recht frisch und die Nebelschwaden lagen über dem Fluss. Die aufkommende Sonne schafft es nicht wirklich, Wärme zu erzeugen. Für uns steht fest, ab jetzt zügig in den Süden.

Wir steuern Richtung Savannah an der Atlantikküste und bringen den Rest Tennessee hinter uns bevor wir nach Georgia über die Grenze fahren. Gleich nach der Grenze finden wir eine Tankstelle, die zum unschlagbaren Preis von 2,759 $/gal (0,64€/l) Diesel verkauft. Da kommt es gerade gelegen, dass einer unserer Tanks nach 1050km schon wieder leer ist.

Zurück im Indian Summer, da es hier weiter südlich um einiges milder als in den Bergen ist. Wir überqueren diverse Flüsse und überwinden auch gleich noch einige Hügelketten auf unserem Südost-Kurs. Als wir gegen Spätnachmittag am ersten Baumwollfeld vorbeikommen, wissen wir dass wir auf dem richtigen Kurs sind.

Zwischendurch machen wir zu einem verspäteten Mittagessen an einem Smokehouse halt. Zu den leckeren aber fast schon zu stark gerauchten Spareribs, gibt es mehrere hausgemachte Saucen, die im angegliederten Store neben eingemachtem Gemüse, Marmeladen, Candies usw. verkauft werden. Die meisten der Soßen kann jeder genießen, wobei die schwarze für die Hartgesottenen und die rote „Blazin Rectums - It'll Burn You A New One“ nur was für Masochisten ist.

Irgendwie ist der Tag schneller vergangen als geplant. Unser anvisierter Stellplatz wäre noch 75km entfernt. Das schaffen wir bei Tageslicht definitiv nicht mehr. So steuern wir kurzer Hand einen in der Nähe liegenden Walmart an, fragen nach und bekommen die Freigabe für 24h Overnight parken am Rande des Parkplatzes. Unsere Nachbarn sind aus Nordflorida und informieren uns gleich noch über einen guten Stellplatz bei ihnen in der Nähe direkt am Meer. Den Tipp nehmen wir natürlich gerne mit.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart Dalton , GPS: 34.76624 , -84.929943, relativ ruhig ab 23 Uhr bis 6 Uhr, bis 24h ist erlaubt auf dem Platz am Rand zu stehen

 

 

Sa. 17.11.18

Bevor wir heute loskommen, chatten wir noch ausführlich per Skype mit den Eltern und Kindern. Immer wieder schön. So ist es fast schon Zeit zum Mittagessen bis wir endlich auf die Straße kommen.

Die Landschaft ist sehr ländlich und wir kommen auch durch ein Obstanbaugebiet, wo wir an einem der vielen Farmen einen 7kg-Sack frische Äpfel mitnehmen, nach ausgiebigem Tasting. Wie so oft sind wir gleich von anderen Kunden und dem Farmer umrundet und müssen die üblichen Fragen beantworten, bevor wir weiterfahren dürfen. Einige Kilometer weiter erstehen wir noch einen 2l-Behälter mit frischem Apfelsaft und bekommen zwei Apfeldonuts geschenkt. Mit einigen Datteln aus unserem Vorrat, den Testäpfeln auf der letzten Farm und jetzt noch den Donuts sind wir satt, so dass das Mittagessen ausfällt.

Unterwegs kommen wir noch an einem Straßenstand vorbei, wo ich noch ein Glas Mountain-Honig erstehe. Er ist mit 10$ recht teuer, aber da der Rentner sich damit ein Zubrot verdient, wird der Aufpreis unter Donation im Haushaltsbuch verbucht.

Es ist schon stark dämmerig als wir in den Chattahoochee-Oconee National Forest einfahren, finden aber problemlos nach 6 km die Bootsrampe und im Wald die Parkplätze in der Nähe. Noch kurz die Levelblöcke rausgeholt, damit wir etwas gerade stehen und schon ist es stockdunkel.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Lake Oconee, Chattahoochee-Oconee NF, GPS: 33.646331 , -83.283905, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, first come - first serve, einige Jäger und Fischer unterwegs, morgens und abends in der Dämmerung wird viel geschossen.

 

So. 18.11.18

Heute ist mal wieder ein Ruhetag. Wir haben einen tollen Platz direkt am Wasser, die Sonne kommt hoch und es ist gleich so warm, daß kurze Hosen und T-Shirt angesagt sind. Was will man mehr, das sind wieder Temperaturen mit denen man klarkommt.

Nichtsdestotrotz gibt es ein paar dringende Reparaturen durchzuführen. Der Toilettenlüfter läuft nicht mehr und einer der 4 Keilriemen pfeift morgens wenn es kalt und feucht ist.

Bei der Toilette stellt sich nach dem Öffnen des Deckels heraus, daß es sich nur um ein elektrisches Kontaktproblem handelt. Leider habe ich das erst festgestellt, als ich schon den Ersatzlüfter eingebaut habe. Aber bei dieser Aktion wurde gleich noch alles auf Hochglanz gewienert und dabei haben wir festgestellt, daß das Mückengitter im Abluftrohr nach draussen, so voll Staub war, daß eigentlich keine Luft mehr durchgehen konnte. Jetzt funktioniert wieder alles und der Lüfter zieht auch deutlich schneller und besser die gesundheitsschädlichen Dämpfe ab.

Nach einem schnellen Check der Keilriemen zeigt es sich, daß der Lichtmaschinenriemen etwas lockerer ist, er wird also der Übeltäter sein. Leider muss ich um an ihn ranzukommen, die Fahrräder incl. Halterung vorne wegbauen, die Kanzel kippen und die Luftzuführung vom Luftfilter zum Turbolader abbauen. Etwas nachgespannt und alles wieder zusammengebaut und schon müsste es wieder funktionieren. Das werden wir dann morgen beim Weiterfahren feststellen.

Marion hat in der Zwischenzeit für zwei neue Brotlaibe den Sauerteig angesetzt bzw. nach der zweiten Gärung in den Ofen geschoben, so daß es herrlich nach frischen Brot riecht.

Ansonsten geniessen wir den Tag im Freien in der Sonne, was nach den kalten Tagen in Nashville richtig toll ist.

Mehrfach den Tag über kommen Fischer und Jäger vorbei, laden ihre Boote ab, verstauen die Ausrüstung und paddeln bzw. fahren mit Motorunterstützung raus auf den riesigen verzweigten See-Fluss. Die meisten kommen Abends bzw. nach Einbruch der Nacht wieder zurück, so daß wir irgendwann wieder mutterseelenalleine im Wald am See stehen. Erfolgreicher Arbeitstag, Wärme, Vollmond, Sternenhimmel, Ruhe.... was will man mehr

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Lake Oconee, Chattahoochee-Oconee NF , GPS: 33.646331 , -83.283905, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, first come first serve, einiges an Jäger und Fischer unterwegs, morgens und abends in der Dämmerung wird viel geschossen.

 

 

Mo. 19.11.18

Welche der beiden für uns interessanten Routen nach Savannah sollen wir heute nehmen? Direkte Süd-Ost-Linie oder nach Osten Richtung Augusta zum Thurmond Reservoir (Stausee) und dem großen Staudamm und danach am Savannah River entlang bis Savannah-Stadt am Atlantik. Wir nehmen die zweite, weil sicherlich schönere Route.

Landschaftlich sehen wir deutlich, dass wir auf Südkurs sind. Während in den letzten Wochen der Indian Summer in North Carolina und Tennessee durchzog und die Blätter dort inzwischen am Boden liegen, beginnen die Bäume hier erst, sich herbstlich bunt zu färben. Auch die Häuser haben einen südlicheren Touch, heißt typischer Südstaaten-Look.

Vorbei an Seen und Flüssen erreichen wir so gegen Mittag den Staudamm und legen eine Pause in der Recreation Area ein. Die großen Trucks auf der Staumauer zeigen die wirklichen Ausmaße des Staudammes. Direkt am Staudamm wechselt man von Georgia rüber nach South Carolina.

 

South Carolina – Smiling Faces, Beautiful Places !

 

Jetzt fahren wir immer nördlich des Savannah River, der die Grenze zwischen South-Carolina und Georgia ist, bis nach Savannah-Stadt. Südlich von Augusta ist über zig Kilometer kein Zugang zur bzw. runter von der Straße und kein Parken möglich. Wir sind im „Savannah River Site“ Gebiet unterwegs und verstehen nun auch, warum in den elektronischen Karten die Gegend rot schraffiert dargestellt ist. Hier ist nationales Sperrgebiet, weil hier in der Vergangenheit die Nuklearbomben gebaut bzw. das notwendige Material (z.b. Tritium) hergestellt wurde. (Für Interessierte der Link zu Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Savannah_River_Site).

Aber irgendwann haben wir das Sperrgebiet passiert und wir sehen uns nach möglichen Stellplätzen um. Gleich der erste, Steel Creek Landing, ist nur 4 km von der Straße weg. Es ist eine große Wiese mit Bootsrampe und keine Verbotsschilder. Die umgebenden Bäume, zum Teil richtig schöne Brummer, sind voll mit Tillandsie usneoides – typisch für die Südstaaten. Der ganze Wald steht irgendwie dauernd mit den Füssen in nasser sumpfiger Erde - Mückenland. Wir bleiben stehen, schön ruhig hier - mal sehen, ob uns jemand stört.

Bis auf ein paar nervige Mücken kommt niemand auf Besuch vorbei. Wir schauen noch lange dem schnell fließenden Fluss zu bevor es dämmrig wird und die Mücken noch nerviger werden, und wir uns dann auch bald ins traute Heim verkriechen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Savannah River, Steel Creek Landing , GPS: 33.095863 , -81.612931, total ruhig und toll gelegen, sehr empfehlenswert, allerdings gibt es im Sommer sicher ein Mückenproblem

 

 

Di. 20.11.18

Der Platz ist wunderschön und vor allem sehr, sehr ruhig. Heute morgen kamen zwei Fischer mit ihrem Boot zur Rampe, sind aber schon wieder am Einpacken als wir gerade erst beim Frühstück sitzen.

Wir beschließen, einen weiteren Tag hier stehen zu bleiben und endlich mal die letzten Wochen an Bildern und Homepage aufzuarbeiten. Es ist unglaublich, wie schnell es geht, und wir schon wieder im Rückstand sind. Da an jedem Tag immer neue Eindrücke zu verarbeiten sind, wird es mit jedem weiteren vergangenen Tag schwieriger, sich die Details fürs Tagebuch ins Gedächtnis zu rufen.

Marion geht am Nachmittag mit der Kamera auf Pirsch und streunt durch die Umgebung, was immer viele Bilder bedeutet und schon hat man wieder die Qual, welche dürfen ins Tagebuch.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Savannah River, Steel Creek Landing , GPS: 33.095863 , -81.612931, total ruhig und toll gelegen, sehr empfehlenswert, allerdings gibt es im Sommer sicher ein Mückenproblem

 

 

Mi. 21.11.18

Die Sonne zaubert schon am frühen Morgen zarte Nebel auf den ruhig dahinfließenden Savannah River mit seinen riesigen Wassermassen.

Für uns ein Zeichen zum Aufbruch, und das letzte Stück Richtung Savannah-Stadt am Atlantik zu fahren. Die Strecke zieht sich durch ausgedehnte Kieferbewaldungen, alle forstwirtschaftlich angelegt und genutzt. Dazwischen immer wieder Grundstücke mit alten, Tillandsien-behangenen Lebenseichen oder auch hin und wieder ein noch nicht abgeerntetes Baumwollfeld. - Wir sind definitiv in den Südstaaten unterwegs. - Leider sehen wir nirgends eine Erntemaschine, hätte uns echt interessiert.

Als die Bewaldung immer mehr verschwindet und durch sumpfiges Marschland abgelöst wird, wissen wir, dass wir das Flussdelta erreicht haben. Im Sommer stellen wir uns das Mückenproblem hier echt grausig vor.

Schon von weitem sehen wir die großen Kräne im Hafen von Savannah. Den besten Überblick bekommen wir auf der Überfahrt der riesigen Bogenbrücke, die für die Überseefrachter entsprechend hochgezogen wird. Eigentlich hätten wir schon vor der Brücke abbiegen sollen, da auf der Downtown gegenüberliegenden Flussseite am Convention-Center unser voraussichtlicher Stellplatz liegt. Abfahrt verpasst, dafür gibt es eine Sightseeing-Runde über die große Brücke und einen ersten Blick von oben auf Downtown Savannah und die goldene Rathauskuppel.

Direkt beim Convention-Center gibt es jede Menge Parkplätze und, wenn keine Veranstaltungen stattfinden, kann auf dem Ausstellerparkplatz kostenlos übernachtet werden. Außerdem macht direkt am Convention-Center ein Fährboot auf seiner kostenlosen 3-Stationen-Rundfahrt halt. Genial – so kommen wir easy nach Downtown und zurück. Die Parkanlagen des Centers sind schön gepflegt, allerdings sollte man genau hinsehen, wo man hintritt. Wir haben leider keinen (Alli)Gator gesichtet.

Einparken, los geht’s, an der Anlegestelle angekommen legt zwei min später schon das Boot ab. Auf der Überfahrt haben wir nochmal einen wunderschönen Blick auf die Brücke und das Convention-Center. Auf dem Fluss sehen wir unseren ersten Pelikan aus der Nähe. Wir steigen direkt beim Rathaus/Visitorcenter Downtown aus und spazieren etwas am Pier entlang. Hier sind in den ehemaligen Speichergebäuden inzwischen viele Kneipen, Restaurants und kleine Geschäfte untergebracht. Da die Blütezeit des Baumwollhandels schon lange vorbei ist, muss man sich ja nach was Neuem umsehen. Die riesige Messing-Weltkugel ist ein Denkmal für die Gefallenen aus Savannah während des 2. Weltkriegs.

Zwei Straßen nach Downtown rein, stoßen wir auf den weihnachtlich geschmückten City-Market: Viele kleine Geschäfte, vornehmlich Souvenirs und Süßigkeiten. Und am Honigladen kommt Peter natürlich nicht vorbei, muss gleich mal probieren. Bumblebee! Da die Temperaturen auf vorsommerlichem Niveau sind, sitzen viele Besucher im Freien und genießen die günstigen Cocktails. In Savannah ist es erlaubt, alkoholische Getränke auch offen auf der Straße zu genießen, muss sich nicht mit der braunen Papiertüte zum Trinken in die Ecke stellen. Dies wird natürlich von beiden Seiten genutzt. Viele 'äußerst gut gelaunte Menschen' tragen einen großen Cocktailbecher in der Hand und spazieren damit durch die Stadt.

Auf dem Weg zur St. Johns Episcopal Church, dem Stolz von Savannah, kommen wir an vielen Parks und alten restaurierten Gebäuden vorbei. Überall riesige Lebenseichen in der Stadt. Genau so haben wir uns Savannah vorgestellt. In den kleinen Parkanlagen blüht es wie bei uns im Mai. Allerdings ist das Klima im Winter so trocken, dass die Feuerwehr ausrücken und gemeinsam mit dem städtischen Bauhof die Tillandsien in den Eichen bewässern muss. Marion: Schön, diese alten Bäume im Wassernebel! Peter: Sieht aus wie bei uns am Mittwochabend bei der Feuerwehrübung.

In die imposante St. Johns Church mit ihren zwei Türmen gehen wir nur kurz rein, entscheiden uns gegen den Eintritt und ein paar weitere Bilder vom Innern einer Kirche. Sieht aus, wie alle andern Kirchen auch – hat uns nicht vom Hocker gerissen.

Zurück am Hafen sehen wir den inzwischen eingelaufenen Schaufelraddampfer und den einen oder anderen modernen Seefrachter, die wirklich, wirklich riesig sind und beim Vorbeiziehen, die gegenüberliegende Seite des Flusses komplett verdecken. Der Containerfrachter, den wir bei der Ausfahrt gen Süden von der Brücke aus nochmal sehen, ist fast entladen. Am frühen Nachmittag zog er vollbeladen vor Downtown vorbei und verdeckte sogar die goldene Rathauskuppel.

Als wir wieder am Moppel ankommen, sind auch Birgit und Helga aus Norddeutschland mit Hamburger Kennzeichen zurück bei ihrem Camper. Wir unterhalten uns eine Weile, tauschen Informationen aus. Sie hatten nur 6 Monate, um von Anfang Mai schnell nach West-Kanada zu fahren, hoch nach Alaska und wieder zurück in den Südwesten. Inzwischen sind sie auf dem Weg nach Baltimore, von wo aus sie wieder nach Hause verschiffen.

Eigentlich wollen wir noch ein öffentliches Schwimmbad aufsuchen, verzetteln uns aber dann beim Shoppen in einer großen Mall. Deswegen und weil Morgen Thanksgiving ist und in der Stadt alles geschlossen ist, also auch kein Museumsbesuch möglich ist, sind wir gleich südlich von Savannah-Stadt geblieben an einem Stellplatz, den wir aus dem iOverlander kennen. Helga und Birgit kommen auch grade angefahren, wollten dann doch nicht alleine beim Convention-Center stehenbleiben und sind hierher gefahren, wo sie gestern schon standen, und weil sie wussten, dass wir hier evtl. stehen. Da es schon spät ist und wir eben die Außendusche in der Dunkelheit genossen haben, sitzen wir heute nicht mehr zusammen. Morgen früh ist ja auch noch Zeit.

Der Mond hat seine volle Größe erreicht und verursacht zur Zeit Maximal-Tiden.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Marschland, Bells Landing südlich von Savannah, GPS: 31.97328 , -81.171753, sehr ruhig. bis auf die Fischer ab morgens um 6 Uhr, sehr empfehlenswert, allerdings gibt es im Sommer sicher, wie überall im Süden, ein Mückenproblem

 

 

Do. 22.11.18

Heute früh scheint schon herrlich die Sonne, und die hiesigen Fischer sind bereits seit 6 Uhr hier, lassen ihre Boote zu Wasser. Wir gehen raus auf den Steg, Bildle machen. Birgit und Helga gesellen sich zu uns und schon sehen wir die ersten Delphine vorbei schwimmen; Kormorane lassen sich die letzten Tautropfen aus den Federn brennen. Wie wir so mit den Hamburger Deerns am 'Snaaken' sind, kommt ein Fischer vorbei, wünscht uns ein Happy Thanksgiving und schenkt uns eine frisch gefangene Meeresforelle. Für vier Leute zu wenig, daher verzichten wir - Abschieds-Geschenk an die beiden. Wir werden hier in den nächsten Monaten sicherlich noch öfter die Gelegenheit haben, frischen Fisch zu essen. Es gibt noch ein paar gute Tipps für unsere Weiterreise und schon sind die beiden wieder unterwegs, Richtung Norden. Gerade am Zusammenpacken werden wir von einem anderen Fischer angesprochen, ob wir ein paar Garnelen möchten. Da sagen wir natürlich nicht Nein. Also wandert ein Kescher voll davon in unser Schüssel. Die Jungs sind noch sehr lebendig und wir müssen aufpassen, dass sie nicht aus der Schüssel springen. Zum Essen ist es noch etwas zu früh, deshalb kommen die Garnelen ins heiße Wasser und dann frisch gepult in den Kühlschrank für die Sahnesoße heute Abend.

Auf der Weiterfahrt stellen wir fest, dass die Straßen fast leer sind. Wir stellen fest: Thanksgiving ist hier ein wichtiger Feiertag, der in einem Land, in dem auch sonntags fast alle Geschäfte geöffnet sind, eine Bedeutung hat und heute das Leben fast zum Stillstand bringt.

Die Landschaft ist, wie schon die hunderte Kilometer seit wir in Georgia und South Carolina unterwegs sind, geprägt von mächtigen Solitärbäumen und tollen Baumalleen. Und natürlich auch immer wieder Marschland (wir nennen es Mückenland), wo es aber nicht nur Mücken, sondern auch viel anderes Gevieche gibt.

Zwischendurch Einkaufen bei Walmart, und auf dem Parkplatz hunderte schwarze Vögel, etwas zwischen Amsel und Elster. DIE machen ein Geschrei - und sitzen überall auf den Autos und Einkaufswagen. Hitchcock live.

Nachmittags auf Stellplatzsuche sind wir über die Brücke rüber auf die Insel St. Simmons. Dort gibt es ein historisches Gebäude, ein altes Fort, das wir uns ansehen wollen. Außerdem ist die Insel, wie einige andere in der näheren Umgebung auch, bekannt für ihren tollen Bestand an Lebenseichen. Nichts gedacht – das Fort ist wegen Thanksgiving ebenfalls geschlossen, und das mit dem Stellplatz ist auch nichts. Alles zugebaut mit tollen Villen auf großen Grundstücken bzw. unzähligen Kirchen unterschiedlichster Ausrichtung.

Da für den nächsten Tag starkes Regenwetter angesagt ist und wir hier keinen Platz finden, wieder zurück zum Walmart in Brunswick, wo wir heute Nachmittag nach der Vogelschau und Einkauf an der Rezeption wegen Übernachtung angefragt haben. Wir haben die Erlaubnis bekommen, mit dem Hinweis, am Rand des Platzes zu parken, was wir sowieso immer machen, schon wegen der Ruhe.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart Brunswick , GPS: 31.213292 , -81.487369, rel. ruhig, empfehlenswert

 

 

Fr. 23.11.18

Heute ist für den ganzen Tage starkes Regenwetter angesagt, deswegen bleiben wir einfach stehen. Bei dem böigen Wind macht es keinen Sinn, ans Meer zu fahren und sich sandstrahlen zu lassen. Deshalb um es kurz zu machen, Brot backen, lesen, Mittagsschläfchen, Heimkino mit Viertele Rotwein und unzählige Hektoliter Wasser vom Himmel runter.....

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart Brunswick , GPS: 31.213292 , -81.487369, relativ ruhig, empfehlenswert

 

 

Sa. 24.11.18

Gegen Morgen hört es endlich auf zu regnen. Der Himmel hängt zwar immer noch voll mit dunklen, regen gefüllten Wolken, aber: Hey, es ist warm draußen. Also alles halb so wild, wenn man mit kurzen Hosen und T-Shirt aus der Hütte kann.

Das heutige Ziel ist die Gegend um Fernandina Beach in Florida. Hier gibt es drei Stellmöglichkeiten, wobei uns gestern Helga und Birgit darauf hingewiesen haben, dass der Parkplatz an der State Park boat ramp nichts mehr ist. Sie wurden dort von der Polizei weggeschickt, obwohl keine Schilder vorhanden sind. Der zweite Platz liegt etwas südlicher, direkt am Atlantik, und von Mike haben wir noch über WhatsApp den Stellplatz Peter's Point Beach Park empfohlen bekommen. Er ist hier selbst die letzten 2 Tage gestanden.

Als wir losfahren kommen wir wieder an der Brunswicker Papierfabrik vorbei, eine von vielen, die wir entlang des Savannah-Rivers und an der Küste gesehen haben. Irgendwann klappt es, dass wir mal eine von Innen besichtigen können. Wir überqueren auf der scenic coast route unzählige Brücken, zum Teil so hoch, dass ihre Spitzen sich heute Morgen noch im Nebel verlieren. Sie überspannen die Wasserarme des Atlantiks ins Landesinnere, wovon die meisten sich im Marschland verlieren und nur von Fischern und Anglern genutzt werden. Die Größeren allerdings sind auch von ganz großen Schiffen befahrbar.

Auf der Fahrt gen Süden machen wir noch einen kurzen Abstecher in Kingsland direkt an der I95. Dort gibt es auf dem Truckstop/Tankstelle eine freie Dumping station und Frischwasser für unsere Tanks. Als wir dort ankommen, fragen wir höflich nach, worauf wir den Wasserschlauch direkt am Hauswasserhahn anschließen und unsere halbvollen Tanks wieder bis Oberkante auffüllen können. Wir bedanken uns nochmal herzlich, besonders nachdem wir auf Rückfrage nichts bezahlen müssen – nicht selbstverständlich. Ein toller Service.

Einige Kilometer weiter überqueren wir die Staatsgrenze South Carolina - Florida und machen dort am Welcome-Center gleich mal halt. Neben einem Berg an Infomaterial gibt es kostenlos zur Begrüßung an der Theke gepressten Orangen- bzw. Grapefruitsaft von Früchten aus Florida. Lecker!

 

Florida – Sunshine State

 

Der Fernandina Beach Park ist recht voll und eine versteckte Tafel weist darauf hin, dass man hier nachts für ca. 4 h nicht parken darf. Also fahren wir gleich die 8 km weiter südlich zum Peter's Point Beach Park. Hier darf man auf dem Parkplatz auch nicht übernachten, aber auf dem Strand ist Campen erlaubt. Für alle außerhalb des County kostet das 24h 5$. Wir laufen zuerst die Strecke ab, bevor wir uns mit unserem Moppel in den Sand wagen. Es fühlt sich gut und einigermaßen fest an. So fahren wir zur nächsten Tanke, bezahlen dort den Permit/5$ und bekommen einen Durchschlag für die Windschutzscheibe mit, falls der Ranger zum Kontrollieren kommt.

Als wir gerade so schön auf einem Sandkamm eingeparkt haben, kommt Einer aus der Jeep-Wagenburg nebenan vorbei und weist uns darauf hin, dass wir zwar stehenbleiben können, aber wegen Vollmond und hohen Tiden damit rechnen müssen, Morgen im Wasser zu stehen bzw. im Sand einsinken würden. Ist ja nett, das beruhigt gleich ungemein. Also nochmal umparken, bis oben an den Dünenrand. Bis dorthin kommt das Wasser maximal und wir stehen einigermaßen sicher. Sind nur 10m weg vom vorherigen Platz und haben damit den gleichen Blick aufs Meer.

Jetzt aber schnell die Badehose an und rein ins Meer. Die versprochenen 23 Grad hat es nicht ganz aber so an die 19-20 Grad schon. Da es schon dämmert, gehen wir wieder raus und genehmigen uns im Waschhaus oben auf dem Parkplatz noch einen warme Dusche. Herrlich!

Auf dem Strandstück rechts der Einfahrt stehen für eine Hochzeitsfeier am Meer Stühle und die Trauzeugen haben, wie hier üblich, alle das gleiche Outfit. Uns haben besonders die 3 Jungs gefallen, die uns sofort an die Wildecker Herzbuben erinnert haben. :-)

Fertig mit duschen, hat schon wieder jemand den Lichtschalter umgelegt und es ist 'kuahnaachd'. Wir freuen uns auf eine warme Nacht bei offenen Fenstern und Meeresrauschen.

Übernachtungsplatz:

Peter's Point Beach Park, Fernandina Beach, GPS: 30.599794 , -81.442304, 5$/24h Camping am Strand, Overnight Parking auf dem Parkplatz verboten. Warme Dusche, sehr empfehlenswert

 

 

So. 25.11.18

Sehr gut geschlafen heute Nacht – warm, Meeresrauschen, und die Nachbarn waren auch ruhig.

Wettervorhersage: Starke Regenfälle für heute Mittag und besonders Morgen. Deshalb werden wir nicht länger am Strand stehen, nicht dass wir am Ende noch im Sand stecken bleiben und nicht mehr rauskommen. Die Temperaturen motivieren auch nicht zum Schwimmen und so vermissen wir auch nichts, als wir nach einem Strandspaziergang, Marion kräftig am Vögel schießen (natürlich mit der Kamera), mit Schwung den Strand ohne Probleme verlassen, weiter nach Süden vorstoßen, vorbei an mit Lebenseichen gesäumten Straßen. Wunderschön anzusehen.

Bei Jacksonville machen wir einen Abstecher von der coast route weg zur lokalen Brauerei von Anheuser-Busch, die hier seit 1969 Bier produziert. Der Hauptsitz in St. Louis in Missouri wurde schon 1852 eröffnet, natürlich von einem Deutschen. Budweiser ist das bekannteste Produkt, von dem in den verschiedenen Brauereien jedes Jahr Millionen Hektoliter (2007 190Mio Hektoliter) produziert und in 70 verschiedene Länder exportiert werden. Bud wird nicht nur mit Getreide, sondern auch mit einem guten Anteil Reis gebraut. Bei der anschließenden vierwöchigen Lagerung in Edelstahlfässern werden im Bodenbereich der Fässer zusätzlich Eichenholzstreifen eingeführt. Dies dient zur Geschmacksbildung, und die Hefekulturen freuen sich auch, denn durch die größere aktive Oberfläche können sie sich schneller vermehren, wodurch eine bessere Nachgärung erreicht wird. Wir haben die selfguided-Tour (kostenlos) gemacht, da wir im Vorfeld erfahren haben (von einer Mitarbeiterin beim Rauchen auf dem Parkplatz), dass bei der guided-Tour (10$/pers) genau das gleiche zu sehen ist. Die sowieso schon vorhandenen Erklärungstafeln werden vorgelesen, zusätzliche Fragen werden beantwortet und am Ende erhält jeder an der Bar ein frisch gezapftes Testbier. Die Tafeln und ein Film sind sehr aufschlussreich, die Größenordnung hier im Werk beeindruckend, die Anlagen faszinierend – vom Befüllen bis hin zum Verpacken in Kartons über x Transportbänder. Bier wollten wir morgens sowieso noch nicht trinken, da wir ja noch weiterfahren wollen. Scho wiedr gschbart – dr Schwob hald.

Um wieder zurück Richtung Küste zu kommen, müssen wir durch das menschenleere Jacksonville fahren – Sonntag, absolut nichts los, Geisterstadt. Kommen vorbei an einer Kaffee-Rösterei – duftet herrlich (haben nicht nachgesehen, ob eine Besichtigung möglich ist), sehen einen ganzen Schwarm großer Vögel, die im Aufwind über den Wolkenkratzern kreisen, und müssen mehrere Brücken überqueren bis wir wieder draußen im vertrauten Marschland ankommen. Wir sind definitiv in Florida, wo sämtliche Häuser am Binnen-Wasser einen separaten Bootsanleger haben.

Unser heutiges Ziel ist ein Beach-Parkplatz, an dem wir hoffentlich mal wieder 2 Tage stehen können, auch des Regens wegen. Die Temperaturen sind immer noch nicht bade freundlich, vor allem der starke Wind am Strand. Dann packen wir halt den Lenkdrachen aus und machen einen Strandspaziergang – Peter spielt, Marion stapft zum Wasser. Für Muschelsammler gibt’s hier reichlich Material; sogar Haifischzähne soll es hier geben (haben keine gefunden.)

Als wir wieder auf dem Parkplatz ankommen, steht der lokale Sheriff da. Wir kommen gleich nett ins Gespräch; er ist sehr interessiert an unserem Gefährt und unserer Reise. Er erklärt uns, dass im St. Johns County campen auf Parkplätzen eigentlich nicht erlaubt ist, aber es wird nicht kontrolliert oder mit einem Ticket geahndet. Daher sei es OK, wenn wir stehenbleiben. Er wird noch seinen Kollegen von der Nachtschicht informieren, wer wir sind und dass wir hier stehen. Der eigentlich Grund für das Verbot ist, dass abends keine Beleuchtung an ist, dann heimlich Alkohol getrunken wird und Pärchen Sex haben. Im Dunkeln lässt sich gut munkeln. Deshalb wird hier verstärkt kontrolliert.

Wir sind mit der amtlichen Erlaubnis zufrieden und haben einen guten Stellplatz auf einem ausnahmsweise mal nicht grell ausgeleuchteten Parkplatz.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Micklers Landing Beach Park, GPS: 30.161455 , -81.357772, Park ist 24h geöffnet, keine Verbotsschilder, eigentlich nicht erlaubt zu stehen, aber Sheriff vergibt keine Tickets.

 

 

Mo. 26.11.18

Beim Aufwachen sehen wir schon wie der Sonnenaufgang den Himmel rot färbt, aber keiner hat Lust aufzustehen und an den Strand runter zu laufen. Deshalb kurbeln wir einfach nur das große Dachfenster hoch und bewundern den Sonnenaufgang stehend im Bett. Super, und so können wir uns anschließend nochmal reinfallen lassen und noch eine Weile dösen.

Aber nicht viel später kann Marion dann doch nicht widerstehen und geht noch vor dem Frühstück ins Meer zum Schwimmen. Als aber ein Möwenschwarm und einige Pelikane über ihrem Kopf zu kreisen anfangen, nimmt sie Reißaus und kommt zum Frühstück zurück.

Für heute ab 10 Uhr ist Regenwetter mit Gewitter angesagt. Da auch mal wieder Abschmieren ansteht, muss ich mich beeilen und gleich nach dem Frühstück runter krabbeln. Kaum fertig und alles wieder weggeräumt beginnt es auch schon zu tröpfeln. Just in time. Trotz Regen ist's recht warm. Ich gehe zum Abduschen und Schmierfett entfernen zur Kaltwasserdusche vorne am Parkplatz. Auch wenn ich es noch eine Weile unter der Dusche (eher lauwarmes Wasser) ausgehalten hätte, kommen die Blitze nun doch deutlich näher, deshalb geht's jetzt zügig zurück ins Mobil.

Als wir vorgestern über die Grenze nach Florida gekommen sind, haben wir einen großen Stapel Infomaterial beim Visitor-Center eingepackt. Dies wollen wir beim heutigen schlechten Wetter durcharbeiten und eine grobe Tour durch Florida planen, bevor wir zum nächsten Spot weiterfahren.

Was den Regen betrifft, werden wir nicht enttäuscht. Es schüttet aus Eimern.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Micklers Landing Beach Park, GPS: 30.161455 , -81.357772, Park ist 24h geöffnet, keine Verbotsschilder, eigentlich nicht erlaubt zu stehen, aber Sheriff vergibt keine Tickets.

 

 

Di. 27.11.18

Da die Temperaturen immer noch nicht so sind wie wir uns das wünschen, also zwischen gerade so Badewetter und man braucht eine warme Jacke zum Strandspaziergang, müssen wir definitiv weiter in den Süden. Wir bleiben auf dem scenic byway A1A entlang der Ostküste Floridas und genießen bei schönem Sonnenwetter die Überquerung von langgezogenen Brücken über das Marschland bzw. die Buchten, die sich ins Landesinnere ausdehnen. Von oben haben wir immer wieder einen tollen Blick auf die Marinas mit vielen Booten und auf schöne Villen mit Bootsanleger – mit dem einen oder anderen 'Boot' können wir uns durchaus auch einen schönen Trip vorstellen. An einigen Stellen unterwegs bietet sich die Möglichkeit, direkt auf den Strand zu fahren, wobei meistens ein Permit dafür organisiert werden muss oder nicht campiert/übernachtet werden darf.

Wir wollen heute bis St. Augustine, die älteste Stadt der USA. Als Gründungsdatum wird September 1565 angegeben. Wir erreichen sie nachmittags, müssen uns aber noch um das Geburtstags-/Weihnachtspaket für die Heimat kümmern. Nachdem wir alles zusammen haben, sorgfältig eingepackt und eine kleine Odyssee mit der Post hinter uns haben, stellen wir fest, dass es schon gegen Abend geht und die Dämmerung einsetzt. Wir sind wie die meisten Touristen auf die Illuminierung der spanischen Kolonialarchitektur gespannt, die in allen Reiseführern zur Adventszeit angepriesen wird. Nicht weit von der Altstadt finden wir einen kostenlosen Parkplatz für RV und Busse, auf dem wir aber leider nicht über Nacht stehen bleiben können bzw. für die Nacht müssten wir online 35$ überweisen. Zuerst marschieren wir zum Hafen runter und dort zum Castillo de San Marcos. Wenn es nicht schon geschlossen hätte, könnten wir es mit unserem America the beautiful-Pass kostenlos besichtigen. Viel erwarten wir nicht, aber mal sehen, vielleicht morgen (haben uns ja schon die Zitadelle in Halifax und Louisbourg auf Cape Breton angesehen).

Vom Castillo aus spazieren wir am Hafen entlang Richtung Löwenbrücke und von dort in den naheliegenden Park. Wie man auf den Bildern sehen kann, ist alles mit Millionen von Lichtern behängt und kommt unserer Erwartung amerikanischen Kitsches doch recht nahe. Den Mädels gefällt das natürlich. Alle Häuser, Hotels und Geschäfte, sind weihnachtlich geschmückt und beleuchtet, sogar einige Schiffe, voll mit Lichtern, schippern im Hafen rum. Scheee!

Nach dem Park erreichen wir das beleuchtete Rathaus, an dem auch gleich noch der Weihnachtsmann mit Touristen in der Kutsche vorbei kommt. Gegenüber das Flagler College, das ein vierjähriges geisteswissentschaftliches Studium anbietet. Leider sind nur der Innenhof und die Empfangshalle zu besichtigen, alle anderen öffentlichen Räume sind nur mit speziellen Führungen einsehbar. Das College ist ein echtes Highlight der Stadt.

Von hier aus geht es in die Fußgängerzone, die zu 100% für Touristen ausgelegt ist. Hier gibt es alles: Vom Fantasyladen über Candy-shop bis zu unzähligen Kneipen. Diese sind jetzt noch recht leer, ebenso wie die Fußgängerzone, nichts los. Die Temperaturen laden nicht so wirklich zum Bummeln ein, und Glühwein gibt es hier nicht bzw. dafür ist es wiederum zu warm. Am Ende der Fußgängerzone kommen wir noch am ältesten Schulhaus aus Holz der USA vorbei. Danach beschließen wir, zum Fahrzeug zurück zu gehen, da wir keine Lust haben, in eine der leeren Kneipen zu sitzen. Am Wochenende ist hier sicherlich mehr los. Es gibt hier wohl kostenlose Shuttle-Busse, die die Touristen dann von weiter entfernten Parkplätzen in die Stadt karren. Das wäre dann auch etwas für Omma – richtig voll muss es sein, sonst ist ja nichts los.

Vor St. Augustine, sind wir mittags schon mal zum Butler-Beach Park rausgefahren, auf dem Overnight-Camping verboten ist, aber gleich angrenzend ist die St. Marys Beach Ramp mit Parkmöglichkeiten im Sand zwischen der Düne und der ersten Häuserreihe, und hier sind keine Schilder. Wir kommen bei Nacht aus der Stadt an und machen gleich einen auf Gefechtsverdunklung in Richtung Häuser; werden die ganze Nacht nicht gestört.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen hinter den Dünen von St. Marys Beach Ramp südlich von St. Augustine, GPS: 29.788196 , -81.258272, sehr ruhig, sehr empfehlenswert, auf dem benachbarten Butler-Beach Park ist overnight-Camping verboten. Hier waren keine Schilder und es kam auch niemand vorbei.

 

 

Mi. 28.11.18

Obwohl es schweinekalt war, und das in Florida, ist Peter schon früh raus, um den Sonnenaufgang von der Düne aus über dem Meer zu sehen. Eigentlich ist es ja nur der Wind, der die Temperaturen so unangenehm macht. Aber die Farbenwechsel sind das Ausharren wert, und nach einer Tasse Chai-Tee und leckerem hausgemachten Weißbrot ist alles wieder im Lot.

Für heute sind über 10 Sonnenstunden gemeldet, aber bei dem kühlen Wind wird es wohl kein Strand-Badetag werden. Wir machen noch ein paar Blümchen- und Seahawk-Bilder, packen dann zusammen und

machen uns auf der A1A (Florida Scenic Coast Byway) Richtung Süden nach Daytona Beach.

Im März findet hier immer das riesige Harley-Treffen statt. Aktuell ist das Befahren des Strandes nicht erlaubt; weil der Mond der Erde zur Zeit so nahe ist und wegen dem starken Wind ist die Tide sehr hoch. Deswegen können wir die Fahrstreifen nur ansehen und leider nicht drauf rumheizen.

Die Temperaturen sind zwar angestiegen, aber immer noch kein Badewetter, daher verwerfen wir die Idee, uns etwas südlich von Daytona auf einem Beach-Parkplatz niederzulassen und uns am Strand zu vergnügen. Wir fahren etwas ins Landesinnere zum Blue Springs State Park, auf Empfehlung von Chris&Mike, die wir zwar noch nicht persönlich kennen aber via WhatsApp in Kontakt stehen. Der State Park ist für hervorragende Manatee-Beobachtungen bekannt. Wir kommen genau richtig. Nur ein kleiner Spaziergang direkt zum abgesperrten Fluss, wo sich mittlerweile weit über 100 Manatees eingefunden haben (die Zählung wird per Hubschrauber gemacht). In den Flussmündungen Richtung Meer ist es jetzt zu kalt, so dass sich die Manatees ins Winterdomizil weiter im Landesinneren zurückziehen, wo die Wassertemperatur bei mindestens 20Grad C liegt. Bei weniger als 20Grad C kühlen die Tiere aus und erfrieren, da sie so gut wie kein Körperfett besitzen – auch wenn sie nicht danach aussehen.

Zuerst sehen wir nur graue Rücken oder eine Schwanzflosse beim Abtauchen, von Tieren die sich außerhalb der Absperrung im offenen Fluss tummeln. Da haben wir schon etwas mehr erwartet. - Auf der anderen Flussseite sitzen im Baumwipfel, mit der Kamera gerade noch so erreichbar, zwei schöne große Weißkopfseeadler. Haben wir auch schon länger keine mehr gesehen und sie trösten etwas über die spärliche Manatee-Sichtung hinweg.

Am abgesperrten Flussarm entlang gibt es extra angelegte Holzstege mit mehreren Aussichtsplattformen. Wir kommen an eine Stelle, wo mehr als 20 Manatees im Wasser schwimmen, oder besser gesagt schweben, und direkt zu unseren Füssen mit ihren kleineren Jungen vor sich hindümpeln. Super, echt toll! Da juckt es in den Fingern, und man will diese friedlichen Giganten einfach nur mal streicheln. So eine ausgewachsene Mutter aus 2-3m Entfernung ist ein richtig mächtiges Tier. Da ist die Welt wieder in Ordnung. Wir können uns fast eine Stunde lang nicht trennen von diesen tollen Tieren mit der gigantischen Schwanzflosse.

Außer den Manatees gibt es hier in diesem geschützten Seitenarm noch jede Menge andere Tiere: Kormorane, Schildkröten, Reiher, Kraniche, und größere schwarze Fische, die ständig aus dem Wasser springen, aber natürlich zu schnell, um mit der Kamera erwischt zu werden.

Unterm Strich ist der Besuch hier im State Park wirklich ein tolles Highlight und wir freuen uns schon jetzt auf den Crystal River auf der Westseite Floridas, wo es ebenfalls besonders viele Manatees hat. Hier darf man auch ins Wasser zum Schnorcheln, und mit etwas Glück, wird man begrüßt von einem Manatee mit einem Kuss auf die Taucherbrille.

Eigentlich wollen wir noch bis zu einem Campground im Süden des Ocala-National Forest fahren, aber auf halber Strecke ist klar, dass es zu spät und dunkel sein wird. Deshalb fragen wir in Deland beim Walmart nach und bekommen das OK für die Übernachtung am Rande des Parkplatzes.

Als krönender Abschluss gibt es heute Hühnchen mit indischer Karmasauce auf Reis plus Hopfenkaltschale.

Übernachtungsplatz:

Freistehen Walmart, Deland, GPS: 29.062915 , -81.30311, am Parkplatzrand, relativ ruhig, empfehlenswert, wir haben am Servicedesk um Erlaubnis gefragt.

 

 

Do. 29.11.18

Nach dem Frühstück gehen wir noch in Ruhe einkaufen. Vor unserem Moppel werden wir von Ernst und seinem Sohn in bayrischem Dialekt angesprochen und eingeladen, in seiner Grundstückseinfahrt vor seinem Boot einzuparken, auch wenn es mehr als ein paar Tage sein sollten. Er erzählt uns, dass er seit über 20 Jahren in Florida freiberuflich in der IT arbeitet und gerade dabei ist, vom Haus auf sein großes Boot umzuziehen, um in Zukunft darauf zu leben. Er will noch 2-3 Jahre dann vom Boot aus arbeiten, aber danach dann auch Schluss machen und auf Weltreise gehen, halt mit dem Boot. Wir bedanken uns für die nette Einladung, wollen aber zuerst in den Ocala-National Forest.

Noch schnell ein Bildchen von den hier überall rumwuselnden Eidechsen und dann fahren wir los Richtung National Forest. Die Anreise ist nicht spektakulär und führt auf unbefestigten Laterit-Sand-Wegen zu den verschiedenen einfachen Campgrounds. Unterwegs kommen wir an dem einen oder anderen Campground vorbei, aber beim ersten kann man nicht baden (Alligatoren) und der Zweite ist zwar in dichtem Wald aber immer noch zu nah an der geteerten Straße. Wir haben uns den Big Scrub Campground ausgesucht, weil von dort der Centiennel-ATV/Bike-Trail abgeht. Dies ist ein 47 Meilen langer Trail durch den Wald. Als wir ankommen, ist der Platz komplett leer. Nur das Rentnerpärchen, das in den Wintermonaten den Host/Betreuer des Campgrounds macht und so dem kalten Norden entflieht, lebt hier in seinem großen Trailer. Es gibt ein großes Duschhaus mit warmen Duschen, was wir gleich mal ungehemmt ausnutzen.

Vom Host erfahren wir, dass in ca. 50m von unserem Platz entfernt ein undichter Wasserhahn ist und gestern Abend dort über eine Stunde ein Schwarzbär zu sehen war. Also die warme Jacke angezogen und vors Mobil gesessen, dem Bär auflauern. Der Schwarzbär zeigt sich heute leider nicht, dafür aber ein Coyote. Es ist schon ziemlich dämmrig; auf den letzten Drücker gibt’s noch ein Beweisphoto. Anscheinend ist der Bär in der Nacht dann doch noch auf dem Gelände gewesen, denn das Rentnerpärchen stellt abends immer eine große Schüssel mit Wasser neben den Trailer für die Katze und den Hund, und diese ist heute Morgen leer.

Bär hin, Bär her... wir hatten Kohldampf und heute gibt's hausgemachte Cheeseburger, die frisch aus der Pfanne sofort vernichtet werden. Babbsatt machen wir es uns gemütlich.

Übernachtungsplatz:

Big Scrub Campground, Ocala National Forest, GPS: 29.051371 , -81.7561, unter der Woche ruhig, am Wochenende viel Betrieb mit ATV und Dirtbikes, kostet mit 'America the beautiful' nur die Hälfte also 6$, warme Duschen. Wenn man auf ATV-Trails ackern will, ist der Platz der Richtige.

 

 

Fr. 30.11.18

Heute werden nach langer Zeit endlich mal wieder die Bikes runtergeholt, mit reichlich Wasser entstaubt und dann kann es losgehen. Der Trail-Einstieg ist durch die ATVs/Quads sehr aufgewühlt, der feine Sand fast 40cm tief, nicht ganz einfach, sich hier durchzuackern. Zur Einstimmung heizen wir deshalb zuerst auf den sandigen Straßen, vorbei an dem einen oder anderen Jäger mit schussbereitem Gewehr auf dem Pickup-Dach. Da Jagdsaison ist, haben wir sicherheitshalber unsere gelben Warnwesten übergezogen. Auch die Jäger haben alle Klamotten in Neon-Farben, für alle gut sichtbar. Hier machen sie Treibjagden mit Hundemeuten und sitzen nicht stundenlang getarnt im Gebüsch.

Wir versuchen noch an zwei anderen Stellen, auf den Trail zu kommen, aber in dem tiefen Sand macht es nicht wirklich Spaß, ist sehr anstrengend, und wir wollen nicht das Risiko eingehen, dass wir nach vielen Meilen ohne Kraft und Saft im Wald stehen und nicht mehr rauskommen. Unsere Maschinchen haben einfach zu wenig Power.

Also auf der Karte nachgeschaut und eine Alternativ-Strecke gesucht zu unserem Wunschziel, dem Blue Sinkhole, ein kleiner Bade-See. Den Großteil der Strecke können wir auf den breiteren Sandstraßen düsen, nur der letzte Kilometer geht richtig ins Gelände, ist aber problemlos machbar. Das Blue Sinkhole wird von einer Quelle gespeist, sehr frisches und klares Wasser, keine Alligatoren, zum Schwimmen freigegeben. Als wir ankommen sind wir allein auf weiter Flur und haben den kleinen See ganz für uns. Welch herrliche Erfrischung nach der staubigen Bikerei. Fun auf dem Bike und Fun beim Baden. Läuft! So kann man's aushalten.

Wieder zurück am Camping-Platz, sind schon die ersten Wochenendausflügler eingetroffen, haben sich, da es ja fast keinen freien Platz mehr gibt, direkt 3 m neben uns gestellt, mit 3 Fahrzeugen eine Wagenburg aufgebaut, und mit viel Musik das Lagerfeuer angezündet. Grummel. Aber wir sind gleich nett ins Gespräch gekommen und auch die Musik wurde dann nachts abgestellt. Bei dem Krach brauchst natürlich keinen Bären in der Dämmerung beobachten. Wir haben die Bikes wieder hochgehievt, denn für Morgen sind Regenfälle angesagt und wir werden dann nicht damit rumheizen.

 

Übernachtungsplatz:

Big Scrub Campground, Ocala National Forest, GPS: 29.051371 , -81.7561, unter der Woche ruhig, am Wochenende viel Betrieb mit ATV und Dirtbikes, kostet mit 'America the beautiful' nur die Hälfte also 6$, warme Duschen. Wenn man auf Trails ackern will, ist der Platz der Richtige. 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 23. und 24. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

USA_2018_Nov_2

 

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