03.03.12 Tag 13:

 

Nach einem leckeren Frühstück brechen wir gleich frühmorgens auf, damit wir rechtzeitig, vor der großen Hitze, zum Felsen von Sigiriya kommen und den schweisstreibenden Aufstieg in der Morgenfrische erledigen können. Schon bei der Anfahrt hat man einen tollen Blick im Morgendunst auf den Felsen. Wir sind pünktlich zur Anlagenöffnung vor Ort und starten mit einem von unserem Fahrer vermittelten Guide den Aufstieg. Wir haben uns bei der Auswahl der Guides und der Trinkgelder immer auf unseren Fahrer verlassen und ihm die Verhandlung überlassen, da er das richtige Maß kennt und dieses auch notfalls wortreich in der Landessprache durchsetzt.

 

Bevor man den Aufstieg erreicht, wandert man durch die Überreste bzw. restaurierten Anlagen der ehemaligen Wirtschaftsgebäude welche zum Palast gehörten. Der Palast liegt auf dem Felsen, allerdings sind die Frauenhäuser, Küchen, Vorratsgebäude usw. alle am Fuss des Felsen gestanden. Somit musste alles an Nahrungsmittel,... zum Palast hinauf getragen werden.

 

Die ganze Anlage ist von Treppen und Felsdurchbrüchen bzw. Tempelanlagen unter Vorsprüngen, durchsetzt. Nach vielen steilen Steintreppen im unteren Bereich geht der Weg nun über einen eiserne Wendeltreppe bis ca. auf halber Höhe am Felsen.

 

Hier kann man geschützt durch Vorbauten die berühmten Wolkenmädchen bestaunen. Sie stammen aus dem 5 Jhd. Bis heute weiss man nicht genau, ob diese barbusigen Schönheiten die Gespielinnen von Göttern darstellen sollen oder wie eine andere Theorie vermutet, es Darstellungen der Vielfalt an Frauen sind welche im Königspalast gewohnt haben. Für die letztere Sichtweise sprechen die zum Teil fremdartigen Gesichtszüge, welche auf weitreichende Handelsbeziehungen der Königreiche schliessen lässt. Von den ursprünglich mehr als 500 Darstellungen über eine Länge von ca. 100m Felswand, sind leider nur noch 22 Stück erhalten geblieben.

 

Nach einem weiteren anstrengendem Anstieg über Steintreppen gelangt man zum Plateau mit der Löwentreppe. Ab hier kommt der finale Aufstieg zur obersten Ebene, welcher nochmal alles abverlangt, vorallem der Schwindelfreiheit, da es über doch nicht immer vertrauenserweckenden Eisenstiegen bzw. Stufen im Fels nach oben geht.

 

Endlich oben angekommen hat man eine gigantischen Blick nach allen Seiten bis zum Horizont. So frühmorgens ist der Dunst durch die hohe Luftfeuchtigkeit noch gering und daher die Weitsicht am Besten. Schon 1-2 Stunden später, wenn die Sonne wieder Unmengen von Wasserdampf aus dem feuchten Untergrund brennt ist es mit diesem Blick vorbei.

Ganz weit unten erkennt man die Strasse, welche wir durch die Ruinen vom Eingang her, angekommen sind. Wir umrunden das Plateau, erklimmen gemeinsam den höchsten Punkt auf einem verbliebenen Ruinenstück, testen die Startbedingungen für einen theoretischen Gleitschirmflug und machen uns dann wieder in der aufkommenden Morgenhitze an den Abstieg.

Durch die Feuchtigkeit korrodieren die Eisengeländer, so daß man unten angekommen, rostbraune Hände mit nach Hause nimmt.

 

Die von der Natur über die Jahrtausende geformten Felsformationen wurden in die Palastarchitektur eingebunden, vorallem die verschiedenen kleinen Tempel auf dem Gelände. So gibt es einen Zeremonienplatz auf der ebenen Fläche eines abgebrochenen Felsteilstücks oder einen kleinen Höhlentempel am Fuße der Felsnadel, welche an eine in Angriffsposition befindlichen Kobra erinnert.

Auch das Tierreich ist reichlich unterwegs, wobei der Waran eher noch zu jüngeren bzw. zu einer kleinen Gattung gehört.

 

Nach der Rückkehr zum Auto besuchen wir noch das kleine Museum, wo man noch etwas tiefer in die Geschichte der Anlage und deren Restauration der letzten Jahre eintauchen kann. Wir machen eine "Wasserstandskontrolle", wobei bei der anstrengenden Tour heute morgen das meiste schon als Schweiss verloren ging, reinigen unsere Rosthände und fahren zu der nächsten historischen Anlage ganz in der Nähe.

Die archäologischen Anlage von Pidurangala ist in einem Wäldchen gelegen, in welchem Rinderherden das Unkraut nieder halten. Neben den üblichen Stupas, bei welchen nicht immer klar ist, ob sie als als Grabstätte dienen oder im Kern nur eine Reliquie enthalten, gibt es hier mehrere große Gruppen von Stelen. Erinnert etwas an die Hinkelsteine im Norden Frankreichs.

 

Für heute reicht es vorerst mit Ruinen und Tempelanlagen. Jetzt wollen wir etwas mehr Flora und Fauna geniessen. Nicht weit von Sigaraya entfernt liegt der Hurulu Eco Park. Hier gibt es mehrere wildlebende Elefantenherden, Weisskopfseeadler und weitere Tiere, wenn man sie bei der 1-stündigen Jeeptour zu Gesicht bekommt.

 

Die Fahrer wissen einigermassen genau wo sich die einzelnen Herden zu welcher Tageszeit aufhalten. Die Tiere haben sich an die Menschen in den rollenden Blechbüchsen gewöhnt, wobei die Muttertiere mit Jungtieren dann sich doch zurückziehen. Wir sind im Gegensatz froh einen dünnen Blechpanzer um uns rum zu haben, wenn der eine oder andere Jungbulle signalisiert, daß es nun nah genug ist.

 

Die früheren Herrscher welche sich alle einen eigenen neuen Bereich auf der Insel als Zentrum Ihrer Macht gesucht haben, haben meistens für die Wasserversorgung riesige Teichanlagen erbaut, welche auch heute meistens noch intakt sind und von der Bevölkerung zum Baden und Wäsche waschen genutzt werden. Wie man am Licht sehen kann geht so langsam die Sonne unter und nach etwas Vogel- und Insektenerkundung am Rand des großen Wasserbeckens machen wir uns wieder auf den Rückweg. Man sollte den Blick immer mal wieder auf den Weg vor einem richten, ansonsten kann man in den mannsgroßen Löchern in der Strasse eine böse Überraschung erleben.

 

Als wir in der Lodge ankommen ist es schon wieder nach 18 Uhr und der große Lichtschalter aus. Wir geniessen eine weitere Variante von vegetarischen Curries mit Reis von unserem jungen Koch und geniessen ein kühles Feierabendbier. Der morgige Plan sieht die Anreise weiter in den Norden zu einem weiteren Weltkulturerbe vor, dem Königspalast von Polonnaruva.

Als wir Abends schon in unseren Suiten bei einem Kartenspiel sitzen hören wir plötzlich heftigen Radau, lautes Gehupe und kreischende Jeep. Wir laufen raus zum Tor der Lodge und unser Fahrer erfährt von den Einheimischen, daß wieder eine Wildelefantenherde ohne anzuhalten sich einen Weg durch ein benachbartes kleines Dschungeldorf gebahnt hat und sich auf den mühsam bestellten Feldern gütlich getan hat. Die Elefanten sind geschützt, nicht nur durch die Religion, und können daher nur durch viel Lärm verscheucht werden. Wir steigen in unseren Van und hoffen das Treiben aus der Nähe beobachten zu können. Leider hatten wir kein Glück und kehrten nach 30min von der "Jagd" in die Lodge zurück.

 

 

 

 

04.03.12 Tag 14:

 

 Die Ereignisse der Nacht werden auch nochmal beim Frühstück angesprochen und unser Koch welcher über Nacht in seinem Dorf war und von dem Radau nichts mitbekommen hat, erzählt uns, daß dies nichts Besonderes sei, sondern eher ein täglich wiederkehrender Aufwand der ganzen Bevölkerung ist,  um die Felder zu schützen. Seine eigene Familie verbringt viele Wochen draussen beim im Urwald gerodeten Feld um dort Tag und Nacht bis zur Ernte Wache zu halten und die Elefanten zu vertreiben. Nach diesem Gespräch "buchen" bzw. überreden wir den Koch, da er sowieso bis zum Abendessen zurück in sein Dorf fährt, uns mitzunehmen und uns als Führer durch den nachbarlichen Dschungel zu dienen.

Wir packen also unsere kleinen Daypack-Rucksäcke mit etwas Proviant aus der Küche und fahren bis zum Beginn des Dschungelpfads welcher nur noch per pedes nutzbar ist. Hier geht es aus gewundenen Pfaden durch den ursprünglichen Wald, über kleine Staumauern, bis sich der Wald öffnet und wir grosse Reisfelder überblicken können. Überall am Rand und an den solitären Bäumen auf dem Feld sehen wir Baumhäuser auf Stelzen, wo die Familie zum einen in Sicherheit vor den Elefanten ist und zum anderen einen guten Überblick über die Felder hat.

Einige Felder sind schon erntereif und der Reis wird büschelweis mit einer Sichel von den Männern geerntet

 

Unser Guide/Koch führt uns zum Unterstand seiner Familie und stellt uns kurz vor. Sofort wird eine Kanne Tee aufs Feuer für die Gäste gestellt und während die Damen sich beim Unterstand ausruhen, machen sich Götz und Peter mit dem Guide auf Besichtigungstour und besteigen ein Baumhaus, welches etwas entfernt inmitten der Reisfelder auf einem einsame Baumriesen gebaut war. Es gibt hier oben nicht nur Schlafplätze, es ist sogar auf dem Holzstangenboden eine Feuerstelle so eingerichtet, daß man kochen kann, ohne die ganze Bude abzufackeln. Die kleine Schwester zeigt uns ihr Lesebuch und wir sind total überrascht die Geschichte vom Wolf  und den sieben Geisslein vorzufinden.

Als die Jungs wieder vom Baumausflug zurück sind, verabschieden wir uns herzlich und lassen diskret über unseren Fahrer etwas Geld als Dankeschön für den Tee bei der Familie zurück.

 

Wir durchqueren die Reisfelder aus dünnen Wegen, von denen man wenn man nicht aufpasst auch schon mal abrutschen und im Reisfeld landen kann. Es ist Erntezeit und daher die Felder trocken, ging also mit einem Schreck und keinem unliebsamen Schlammbad aus. Götz will unterwegs noch seine Geschicklichkeit mit der Handsichel probieren, gibt aber das ungewohnte Gerät gerne wieder an den Arbeiter zurück. Auf dem weiteren Weg kommen wir an Bäumen voll mit den kunstvollen Bauten der Webervögel vorbei und unser Guide versucht uns soviel er kann über die Landschaft und die Fauna bzw. Flora zu erzählen.

 

Neben tollen Blüten zeigt er uns noch einen Limettenbaum, dessen sauere Früchte eine tolle Erfrischung in der Hitze des zu Ende gehenden Morgens ist. So langsam müssen wir wieder zum Auto zurück, da wir ja noch ein Stück weiterfahren müssen bzw. noch einen Königspalast und dessen Tempel besichtigen wollen. Kurz vor Ende der Tour entdecken wir noch ein niedliches Baumhörnchen welches uns misstrauisch beäugt und auch wenn es relaxed aussehen soll, doch eher sprungbereit ist.

 

Auf dem Weg nach Polonnaruva sehen wir wieder ganze Familien auf einem kleinen Moped und eine typischen srilankesische Strassenbaustelle. Hier haben die Männer die gelben Westen an und palavern am Stück oder trinken Tee, während die einzig Arbeitenden auf der Baustelle die Frauen in Badeschlappen und orangen Westen sind.

 

Als wir in Polonnaruva ankommen ist es schon später Nachmittag, aber wir wandern tapfer übers Gelände und bewundern die vielfältigen Steinmetzarbeiten. Hier finden wir auch wieder die kreisrunden Ornamente um eine zentrale Lotusblüte und in konzentrischen Kreisen verschiedene Inkarnationen von Buddha zb. Elefanten, Pferde bis hin zur zentralen Blüte.

Manche halb zerfallene Ziegelbauten erinnern uns an große religöse Stätten in Thailand wie das direkt bei Bangkok gelegene Ayutthaya.

Gebannt schauen wir dem grünen Papagei zu, wie er durch das kleine Astloch zu seinem Gelege in den Ast reinschlüpft. Auf dem ersten Blick sagen wir alle, das kann nicht funktionieren, aber er hat es irgendwie geschafft.

Am imposantesten war der riesige Steinblock welcher über und über  mit Schriftzeichen bedeckt war. Auf ihm sind die Schriften wie auf den in den Bibliotheken üblichen Palmblättern verewigt.

 

Wie immer gibt es auf dem Palastgelände und drum herum reichlich Tempelanlagen, vorallem einen zentralen Tempel welcher immer als die Aufbewahrungsstätte des Zahnes von Buddha diente. Denn immer war derjenige Herrscher welcher im Besitz des Zahns war der Herrscher über die Insel. Überall interessant geformte Stelen und unendliche Variationen von Steingravuren. Auch die Stupa, wie immer unbekannten Inhalts, ist recht beeindruckend und wir umrunden sie zum Teil.

 

Als Abschluss unseres Besuchs wandern wir noch zu den Buddhafiguren welche direkt aus dem Fels gemeiselt wurden. Benachbarte Felsen welche den Eindruck vermitteln, daß sie demnächst losrollen werden, werden symbolisch von den Einheimischen mit Stöckchen gestützt.

 

Der Bildspeicher im Gehirn ist reichlich voll, die Füße sehr müde und der Nachmittag nähert sich der kurzen Dämmerung. Wir marschieren wieder zurück zum Auto, vorbei an den allgegenwärtigen Würgefeigen, welche immer demonstrieren, warum sie diesen Namen tragen. Der Mond zeigt sich am Himmel und die Nacht bricht herein als wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz machen. Die Strassenwarntafel weisst auf die aktive Tierwelt, hier mal einen Waran, hin.

Der letzten beiden Tage rund um die Sigiraya Lodge kann man wieder auf  der folgenden Karte nachverfolgen. Der grüne Pin ist unser Startpunkt im Sigiraya Cottage Guesthouse, der weisse die Sigiraya Felsenpalast mit den Wolkenmädchen, rot der Hurulu Eco Park und blau das Zentrum des Weltkulturerbes von Polonnurava mit seinen Tempeln und Palastruinen.

 

Sri Lanka Karte 9

 

 

<-- Sri Lanka 2012 Teil 4                          

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