Mo. 16.12.19
Die letzte Nacht war nicht sehr erholsam. Trotzdem will ich gleich sehr früh morgens/USA (9h Zeitunterschied) nochmal mit der Firma Aigner telefonieren, weil noch keine email-Rückantwort gekommen ist. Michael Aigner hat nur einen Zylinder für den IVECO 110-17 gefunden und geht davon aus, dass dieser mit unserem 110-16-Modell identisch ist. (Ein Anbieter in Österreich wirbt mit diesem Zylinder auch für beide Modelle.)
Michael wird das Ersatzteil gleich bestellen, sollte also bis Dienstag bei ihm sein, so dass er es dann per Express an unsere Adresse hier in den USA weiterschicken kann.
Unsere Einschätzung nach dieser Information ist, dass das Ersatzteil bis Freitag bei uns ist, vorausgesetzt alles klappt reibungslos. Auf dieser Basis beschließen wir, nicht auf den teuren RV-Park zu stehen und unseren Freunden den Umweg zwecks Abschleppen zu ersparen. Ich informiere die beiden gleich per WhatsApp. Dann drehe ich mich nochmal um im Bett. Es gilt die etwas unruhige Nacht nachzuholen.
Später beim Frühstück telefonieren wir mit Klaus und Roswitha, bedanken uns nochmal für die angebotene Hilfe und wünschen gute Weiterreise zu den Dünen. Die beiden fliegen Ende des Jahres für einen Kurzurlaub nach Deutschland. Wir sind gespannt wann und wo wir uns wiedersehen werden....
Es ist wieder sonnig draußen, aber es windet kräftig, und so bleiben die „Katzen“ heute im Haus, basteln nicht schon wieder an der Karre herum, sondern schreiben nach vielen Wochen endlich wieder ein paar Zeilen für die homepage. Seit wir aus Kanada raus sind, haben wir soviel gesehen und erwandert – echt irre, wo wir in den paar Wochen überall gewesen sind. Wir hatten einfach keine Lust /Zeit zum Schreiben bzw. Bilder sortieren. Jetzt müssen wir aber mal wieder ran - das schlechte Gewissen beruhigen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen Parkplatz Target, El Centro, GPS: 32.814153, -115.568453, relativ ruhig und ungestört, Walmart-Parkplatz ist etwas weiter weg und noch ruhiger, mittelmäßiger Verizon-Empfang, empfehlenswert
Di. 17.12.19 - Do. 19.12.19
Das Ambiente hier auf dem Parkplatz ist nicht der Hit, könnte besser sein. Aber wir haben unsere Ruhe, wurden seit wir hier stehen noch nicht 1mal angesprochen oder von der Polizei besucht. Eigentlich schon verwunderlich, das sind wir mit unserem nicht gerade unauffälligen Mobil gar nicht gewohnt. Und so können wir die erzwungene Ruhepause entspr. nutzen, werden nicht abgelenkt, relaxen viel und erledigen nebenbei viele Kleinigkeiten: Amerikanische Zusatzsteckdosen installieren, die neuen günstigen Led-Scheinwerfer einbauen (die teuren mit E-Zeichen schonen wir für die Rückkehr nach Deutschland), Kontoauszüge der letzten Monate kontrollieren, Homepage-Ergänzungen austesten, Cloud aufräumen, usw. usw.
Am Dienstag Nachmittag haben wir doch noch Action vor der Haustür. Zuerst hören wir viele Sirenen von Polizei und Krankenwagen. Direkt an 'unserer' Kreuzung ist ein Unfall passiert, der wohl schlimm war, denn wenig später landet genau gegenüber von uns auf der abgesperrten Straße ein Rettungshubschrauber. Nach 20min ist alles vorbei und der Verkehrsfluss wieder hergestellt. Nicht gerade die Ablenkung, die man sich wünscht.
Am Donnerstag gibt es zur Feier des hoffentlich letzten Tages auf dem Parkplatz ein kleines Festmahl. Wir haben noch rohen Fleischkäse von der kanadischen/heilbronnerischen Metzgerei im Gefrierfach, der jetzt knusprig gebacken wird, dazu gibt es leckeren Kartoffelsalat. Mmmmhhhhh, wie das duftet!
Übernachtungsplatz:
Freistehen Parkplatz Target, El Centro, GPS: 32.814153, -115.568453, relativ ruhig und ungestört, Walmart-Parkplatz ist etwas weiter weg und noch ruhiger, mittelmäßiger Verizon-Empfang, empfehlenswert
Fr. 20.12.19
Das UPS-Trackingtool zeigt uns heute Morgen an, dass unser Päckchen schon in San Diego angekommen ist, nur ca. 170 km von El Centro entfernt. Das lässt die Hoffnung aufkommen, dass es noch im Laufe des Morgens hier ankommt. Und tatsächlich: Gegen 10 Uhr kommt die Meldung, dass das Päckchen zum Pickup im Customer Service Center bereit liegt.
Leider macht das Center erst gegen 14:30 Uhr für Publikumsverkehr auf. Trotzdem schnappe ich mir das Fahrrad und versuche mein Glück. Vielleicht hat jemand Erbarmen und rückt es früher raus.
Als ich dort ankomme, stehen 30-40 UPS Fahrzeuge offen da und werden mit viel Tohuwabohu bis unters Dach mit Paketen beladen. Das Office ist wie zu erwarten geschlossen. Aber einer der Fahrer meint, dass wenn alle geladen haben und abfahren, das Office wohl 'only for pickup' für eine Stunde öffnet. Im Internet und an der Türe steht dazu zwar nichts, aber etwas Warten schadet nicht. Und oh Wunder, kaum fahren die ersten Trucks vom Hof, geht auch schon die Türe auf und nach Vorlage meines Ausweises bekomme ich das heiß ersehnte Ersatzteil ausgehändigt.
Zwei Tage aus dem tiefsten Bayern in der Nähe von Passau bis nach Südkalifornien und das für nur 45 Euro Porto, dazu noch im Vorweihnachtstrubel. Perfekt! Wir sind erstaunt und total happy, dass alles so super geklappt hat.
Hier nochmal unseren herzlichen Dank an Michael Aigner von Aignertrucks für die schnelle und professionelle Hilfe.
Also rein in die Arbeitsklamotten und den Zylinder ausgetauscht. Inzwischen habe ich eine gewisse Routine und weiß wie es am Besten und Schnellsten geht. Nach einer halben Stunde kann ich Marion Bescheid geben, mir beim Entlüften zu assistieren. Das System wehrt sich zuerst, da sich wohl in der Leitung eine Luftblase gebildet hat und unsere Bemühungen deshalb fruchtlos sind. Also lasse ich das ganze System nochmal leer laufen und befülle es anschließend von oben nochmal. Jetzt ist auch fast keine Luft mehr im System und nach zehnmal pumpen und entlüften stellt sich der erwünschte Gegendruck am Pedal ein.
Leider lassen sich beim Test mit laufendem Motor die Gänge trotz gedrückter Kupplung immer noch nicht einlegen. Ein kurze Prüfung direkt unten an der Kupplung zeigt aber, dass sich der Kolben und der anschließende Hebel korrekt bewegen. Durch die Prüfluke an der Kupplung sieht man ins Innere und auch dort sieht bzw. bewegt sich alles wie es soll. Jetzt bin ich echt ratlos.
Da hilft nur noch ein Anruf in Deutschland beim Spezialisten Basti. Der ist gottseidank so spät abends (9h Zeitverschiebung) noch auf und kann sich zuerst auch keinen Reim darauf machen, kommt aber auf die Idee, den zweiten Gang einzulegen und bei gedrückter Kupplung zu starten. Und es funktioniert. Jetzt kann ich auch bei laufenden Motor problemlos zwischen den Gängen hin und herschalten. Irgendwie sind die Kupplungsscheiben zusammengeklebt und haben die Welle mitgedreht, so dass ich bei laufendem Motor keinen Gang einlegen konnte. Alles gut!
Jetzt ist alles in Butter und wir können endlich zusammenpacken, und nach einer Grundreinigung meiner Person fahren wir bei zwei Ministorage-Anbietern vorbei, um uns zu informieren. In der Nähe der Interstate #8 füllen wir an einer Tankstelle für 5$ unsere Wassertanks mit Trinkwasser.
Jetzt sind es nur noch ca. 30km bis zu den Holtville Hot Springs bzw. zu dem nahe gelegenen BLM-Land. Wir freuen uns schon auf die Ruhe und Stille unter freiem Himmel. Eine Woche auf einem Supermarktplatz mitten in der Stadt, das war ertragbar, aber für uns schon recht schwierig. Wir bevorzugen die Einsamkeit, so wie im Norden das vorwinterliche Colorado-Plateau. - So schlimm wie in LA war dieser Parkplatz allerdings nicht.
Als wir an den Hot Springs ankommen ist es schon dunkel und wir müssten mit Taschenlampen losziehen. Dazu haben wir beide keine Lust mehr, weswegen wir unter dem Highway durch und rein ins BLM-Land fahren. In der Wüste suchen wir uns im Scheinwerferlicht ein schönes Plätzchen. Beim Einparken habe ich übersehen, dass ich direkt in einen Treibsandkreis eingeschwenkt bin. Schnell sind die Reifen bis fast zur Hälfte im weichen Sand verschwunden. Da kommen wir so einfach nicht mehr raus.
Aber heute Abend haben wir beide keine Lust mehr, bei Lampenschein im Sand zu wühlen und mit den Sandblechen zu hantieren. Wir warten wir bis Morgen.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert
Sa. 21.12.19
Nach dem Frühstück kommen jetzt 'endlich' mal unsere bisher unbenutzten grünen Kunststoffsandbleche zum Einsatz. Mit der Schaufel etwas Freiraum vor den Reifen buddeln, mit Geländeuntersetzung und 1. Gang geht es dann mit Schwung über die Sandbleche und nach kurzem Wühlen im Sand auf festen Untergrund.
Jetzt bei Tageslicht kann man die kritischen Stellen gut umfahren und wir suchen uns einen sicheren, ebenen Platz in der Nähe.
Marion backt einen leckeren Hefezopf und während des restlichen Tag erledigen wir etwas Büroarbeit und machen Pläne für die nächsten Wochen.
Nachmittags überlegen wir, ob wir zu den Hot Springs fahren sollen, aber Marion hat Kopfweh und es dauert bis die Tabletten wirken. Wir verschieben das auf Morgen. Läuft ja nicht weg.
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert
So. 22.12.19
Die Temperatur ist etwas gefallen und es ist trübe. Bevor wir uns auf den Weg machen, skypen wir mit der Heimat. Dann fahren wir die ca. 4km aus dem BLM-Land raus bis zu den Hot Springs vorne an der Interstate #8.
Als wir ankommen sind schon einige Fahrzeuge da und die zwei kleinen Becken sind randvoll mit Menschen. Dazu haben wir keine Lust; uns zusätzlich in das kleine Becken zwängen. Schade, denn die Umgebung um die warmen Quellen ist wirklich schön. So sehen Palmen aus, wenn sie nicht geschnitten werden.
Ohne großen Zeitverlust düsen wir wieder durch die gewaltigen Anbaufelder der Gegend zurück nach El Centro, um unsere lange Liste abzuarbeiten.
Als erstes steuern wir den Ministorage an, bei dem wir letzte Woche schon mal waren. Die 5x8foot-box ist inzwischen leider weg, aber eine 5x7 im Innenbereich ist noch frei. Die ist sogar noch etwas billiger (38$/month) und so buchen wir gleich mal für 3 Monate. Bevor wir unsere Fahrräder und Marion's Moped dort einlagern, fahren wir zum Tractor Supply und kaufen zwei 6 Foot/2m lange Ketten, um damit unseren Benzingenerator und den Batteriekasten zu sichern.
Im Costco holen wir günstig Bargeld am ATM (keine Gebühren) und stocken unsere Nutella-Bestände auf. Dort holen wir uns zum Mittagessen eine frische Megapizza, firsch aus dem Ofen - die reicht locker auch noch fürs Abendessen. So gestärkt geht's zurück zum Storage: Beide Mopeds mit der Seilwinde nach unten und dann die Suzuki wieder hoch. Marion leert solange die Alustauboxen auf dem Dach und lagert alles ein, was wir die nächsten Monate nicht brauchen werden. Nachdem das Moped und die Fahrräder samt Träger in dem kleinen Kabuff drin sind wird es eng, man könnte allerdings noch einiges drauf stapeln.
Als vorletzter Akt für heute steht die Coin Laundry an, wo die angefallene Wäsche und die gesamte Bettwäsche durchgewalkt wird.
Inzwischen ist es schon wieder nach 17 Uhr und wieder dunkel. Auf der Fahrt raus aus El Centro in Richtung Hot Springs bzw. BLM-Land, wollen wir noch an der Shell-Tanke günstigen Diesel tanken. Die grünen Ziffern versprechen sehr günstigen Diesel bei Cash-Bezahlung (deshalb haben wir im Costco extra Bargeld geholt). Als wir ankommen ist der Laden wegen Computerausfall geschlossen, aber an der Säule könnte man tanken. Dummerweise finden wir die Dieselzapfsäule nicht und nach etwas recherchieren, kommen wir dahinter, die grünen Zahlen nicht wie überall sonst für die Dieselpreise stehen, sondern für den Ethanol-Sprit mit mindestens 75% Ethanol. So ein Mist. Wir hatten uns schon gefreut, dass wir Morgen mit vollem Tank direkt in Mexicali über die Grenze fahren können. Dann fahren wir halt doch nach Yuma in Arizona und tanken dort günstigen Sprit. Für unser erstes Etappenziel in Mexiko macht es keinen Unterschied, wo wir über die Grenze fahren, da wir von Mexicali aus auch nach Osten gefahren wären.
Als wir wieder bei den Hot Springs ankommen ist der Parkplatz rammelvoll. Wir gehen gleich gar nicht zu den Becken hinunter, wollen uns gar nicht vorstellen, wo all die Leute Platz finden sollen.
An unserem Platz im BLM genehmigen wir uns schnell eine Außendusche, bevor die Nachttemperaturen weiter fallen. Vor dem Abendessen muss das Bett wieder bezogen und die Berge an Frischwäsche im Schrank versorgt werden. 20 Uhr und schon wieder ein Tag dahin...
Übernachtungsplatz:
Freistehen BLM-Land near Holtville Hot Springs, GPS: 32.748535, -115.268783, sehr ruhig, sehr viel Platz, auf Weichsandstellen aufpassen, guter Verizon-Empfang, Hot Springs ca. 3km entfernt, sehr empfehlenswert
Mo. 23.12.19
Heute ist es endlich soweit. Wir fahren über die Grenze nach Mexiko. Nachdem wir gestern in El Centro keinen günstigen Diesel bekamen, entschieden wir, bis Yuma in Arizona zu fahren und dort für 0,67€/L die Tanks randvoll zu füllen. In Mexiko ist Diesel so teuer wie in Kalifornien, nämlich um die 1€/L. Da macht sich unsere Speicherkapazität von fast 560L in den beiden Haupttanks am Ende im Geldsäckel deutlich bemerkbar.
Auf dem Weg nach Yuma kommen wir durch das große Dünengebiet, das sich vom Lake Salton bis runter nach Mexiko zieht und ein beliebtes Erholungsgebiet ist. Hier kann man sehr günstig campieren und sich mit dem Quad oder ähnlichem in der Dünenlandschaft austoben.
Auf dem 'Grünstreifen' zwischen den Fahrbahnen der Interstate #8 wurde vom Staat eine große Rest Area gebaut, wo es auch einen Wasserhahn für Trinkwasser gibt. Da füllen wir gleich nochmal auf, bevor wir über die Grenze machen.
In Yuma besuchen wir noch einen Baumarkt, tanken den supergünstigen Diesel und machen einen kurzen Mittagsstopp beim Walmart, der auf dem Weg zur Grenze liegt.
Auf dem Weg von Yuma bis zur Grenze fahren wir durch 30km Gemüseanbaugebiete. Hier wird im großindustriellen Maßstab Grünzeug angebaut und geerntet. Die ausschließlich mexikanische Erntemannschaft wird mit Bussen zu den Feldern gefahren. Im Schlepptau immer einen Anhänger mit mindestens drei Toilettenhäuschen. Für den Klappspaten ist hier kein Fleckchen Erde mehr frei. Auf den 30km sehen wir unzählige dieser vollbesetzten Busse und Heerscharen an Erntehelfern in den Feldern arbeiten. Ohne diese billigen Kräfte von der anderen Grenzseite wäre es nicht möglich diese Menge zu so günstigen Preisen anzubieten, genauso wie in Spanien mit den Marokkanern.
Als wir an die Grenze kommen, wird der Verkehr sehr großzügig in 3 Spuren durchgeschleust. Aber als die Grenzer uns von Weitem sehen, geht das hektische Winken los. Zuerst wissen wir gar nicht welcher Anweisung wir folgen sollen bis sich eine kleine Mehrheit herausbildet und wir ganz rechts auf eine abgesperrte Spur geleitet werden. Dort angekommen sperren die Jungs in Militäruniform und mit Gewehren den kompletten Verkehrsfluss und wir werden dann doch ganz nach links in eine Kontrollzone gelotst.
Dort wird dann derjenige Grenzer auserkoren, der wohl die meisten Englischen Silben beherrscht. Zuerst geht es einmal rundherum und ich muss die Staukästen öffnen. Dann die Frage nach Waffen und Drogen. Zuletzt will er dann doch noch in den Container schauen. Also schließe ich auf und wir klettern gemeinsam rein. Ich habe demonstrativ die Schuhe ausgezogen und daher bleibt er, weil er das wohl nicht will, vorerst brav im Eingang stehen. Um es kurz zu machen: Er lässt mich mehrere Schubladen und Staufächer öffnen und will dann wissen wie das Gefrierfach auf Deutsch heißt, versucht es mehrfach auszusprechen, gibt dann auf und die Inspektion ist beendet. Er hat nicht einmal den Kühlschrank geöffnet bzw. nach frischen Lebensmitteln gefragt. Die Inspektion ist reine Neugierde gewesen, um unser Fahrzeug von innen zu sehen.
Zum Abschluss darf der Drogenhund noch einmal in alle Staukästen und unter bzw. rund ums Auto schnüffeln. Findet natürlich nichts. Ist ein richtig knuffiger Deutscher Schäferhund, der mit Freude und wedelndem Schwanz endlich mal wieder etwas abschnuffeln darf.
Nachdem wir wieder alles abgeschlossen haben, geht es zu Fuß rüber auf die andere Seite durch den Grenzstrom zur Banjercito (Militärbank) und dem Immigrationsbüro, wo wir für uns ein halbjähriges Visa holen und für die Fahrzeuge ein TIP (Temporary Import Permit). Zwar nicht ganz so schlimm wie in Marokko, aber wir müssen mehrfach zwischen den beiden Büros hin und herwechseln und einen halbstündigen Schichtwechsel erdulden. Nach fast zwei Stunden haben wir endlich alles beisammen und bezahlt. Die Visa haben uns 53 Euro gekostet und das TIP nochmal 48 Euro. Warum wir kein Deposit (200 US$) für das Fahrzeug hinterlegen müssen wissen wir nicht so genau, aber wir vermuten, dass unser Fahrzeug ein zu hohes Alter hat. Man bekommt das Deposit bei der Ausreise wieder zurück unter Vorlage des TIP und der Einzahlungsquittung. Wir fragen nicht nach und freuen uns, dass uns diese bürokratische Hürde bei der Ausreise erspart bleibt.
Jetzt müssen wir nur noch kurz durch die Absperrung auf die amerikanische Seite zu Fuß zurück, werden aber zur Sicherheit vom mexikanischen Beamten begleitet, damit wir bei einem US-Grenzer unsere US-Visa abgeben können. Von den 6 Monaten, die wir an der kanadischen Grenze erhalten haben, ist noch nicht viel verbraucht. Da wir aber nicht wissen, wann genau wir wieder aus Mexiko zurückkommen, wollen wir keine Schwierigkeiten bekommen, weil wir sie bei der Ausreise nicht abgegeben haben. Der US-Grenzer will uns zwar überreden, sie zu behalten, aber wir bleiben stur, und so nimmt er sie an und verspricht, sie im System auszutragen. Zurück zum Auto und mit viel Gewinke werden wir in die Mexikanische Trubelwelt entlassen.
Der Himmel wird immer dunkler und das nicht nur von der Dämmerung, da zieht eine Regenfront auf. Direkt an der Grenze ein schöner Regenbogen – welche tolle Begrüßung, kann ja nur gut werden!
Fairerweise muss man sagen, dass es ein Tag vor Weihnachten ist, da herrscht einfach Ausnahmezustand. Wir versuchen verzweifelt ein Versicherungsbüro für eine Haftpflichtversicherung zu finden, aber mit dem Tipp vom Grenzer finden wir es nicht. Wir halten vor einem besetzten Büro eines Anwalts und Marion bekommt dann nach langem Palaver eine brauchbare Info. Mit der finden wir dann auch nach 10min das Büro. Leider versteht die Dame kein Wort Englisch und behauptet, dass sie uns keine Versicherung verkaufen kann. Irgendwann begreift sie was wir wollen und ruft irgendwo an, um weitere Weisung zu erhalten. Nach einer halben Stunde und mehreren Unterbrechungen durch weitere Kunden, welche on the fly zwischendurch abgefertigt werden (wollen immer nur eine Eintagesversicherung für 8$ haben - warum verstehen wir nicht so ganz), nähert sich auch unser Vertragsabschluss dem Ende. Unser Fahrzeug ist am Schluss ein Mercedes-Benz und das Modell Magirus-Deutz. Die Adresse ist unsere Postadresse in Pennsylvania und auch die Deutsche Führerschein stammt am Ende von dort. Das System lässt nur Eingaben aus USA bzw. Kanada zu, da muss man halt etwas kreativ sein. Die Kosten sind sehr überschaubar und belaufen sich für ein Halbjahr Haftpflicht (300.000$ Liability) inkl. Maklergebühr auf 96US$. Das ist ein guter Preis. Von anderen Reisenden, welche zum Teil online abgeschlossen haben, hörten wir von Preisen um die 250$ für ein Jahr. - Jetzt sind wir nicht ganz nackt, falls wir doch einmal einen Unfall haben.
Fehlt nur noch eine Sim-Karte für das Handy und etwas Cash / Pesos für kleinere Ausgaben. Wir wollen eine Telcel-Karte, da wir gelesen haben, dass man damit die beste Abdeckung hat. Hier in der Stadt haben wir an jeder Hausecke schon kleine Läden gesehen, die damit handeln. Wir halten an einem größeren Laden von Telcel, gehen aber in das kleine benachbarte Geschäft, weil wir uns denken, dass das große nur ein Werbebunker ist. Im kleinen Laden kommen wir selbst mit Händen und Füßen nicht weiter. Unglaublich, dass die hier beschäftigte Jugend, gerade mal über 20 Jahre alt und tätig in einer Grenzstadt, keine 5 Brocken Englisch beherrschen und so gar nicht hilfsbereit sind.
Leicht frustriert marschieren wir nun halt doch in den großen Bunker und sind total überrascht als wir hier 25 Abfertigungsschalter sehen und man von einem Anweiser eine Nummer bekommt. Wir werden gleich zum Schalter 7 durchgeroutet, da diese Dame dort einigermaßen Englisch spricht. So ist es dann auch und der Erwerb einer Simkarte inkl. Bezahlung und Einrichtung auf unserem Handy ist in 20min erledigt. Wir haben 300Pesos (14,30€) für 4GB Daten und unlimited Telefonie bezahlt. Das Schöne ist, dass alle Social Media Aktionen wie WhatsApp, Facebook, Instagramm .... nicht gegen das Datenpaket laufen, sondern auch unlimited sind. Dummerweise gilt das nicht für Skype. Allerdings haben wir in letzter Zeit sowieso hauptsächlich WhatsApp zum Videochat genutzt.
Drei Häuser weiter gibt es dann noch Geld aus dem Bankomat und schon sind wir mit unserer Liste fertig.
Stockdunkel ist es inzwischen geworden und wir haben noch 150km bis zu unserem geplanten Stellplatz an der Küste des Golfs von California vor uns. Dazwischen gibt es keinen weiteren iOverlander-Platz und bei Nacht und Nieselregen wollen wir auch nicht mordsmäßig herumsuchen. Gegen 21 Uhr bzw. 22 Uhr, haben jetzt Mountain-Time und nicht mehr Pacific-Time, parken wir bei leichtem Regen ein. Sandpiste, wir fahren nicht bis ganz nach vorne an die Klippe, da sich der Weg teilt und wir auf dem Navi nicht sehen können, welches der richtige Weg ist. Bevor wir wieder im Treibsand landen bleiben wir einfach stehen und schauen uns das Morgen in aller Ruhe an.
Nach fast 300km, die Hälfte bei Nieselregen bei Nacht, und dem ganzen Grenzgemache, sind wir hundemüde und nach einem kleine Abendsnack fallen wir wie tot ins Bett.
Übernachtungsplatz:
Freistehen am Golf von California, GPS: 31.547742, -114.261694, riesiger Platz, sehr ruhig, tolle Aussicht aufs Meer vorne an der Klippe, kein Telcel-Netz, sehr empfehlenswert
Hier wieder die Kartenübersicht der 75. und 76. Woche mit den gewählten Stellplätzen:USA_2019_Dez_2